Archiv für den Monat: November 2020

Exkursionsbericht Västervik-Gebiet

Abb.1: Schärenlandschaft auf Östra Skälö (Lok. 1).

Die Gegend um Västervik im nordöstlichen Småland bietet neben landschaftlichen Reizen eine interessante geologische Geschichte. Wie im gesamten kristallinen Grundgebirge Schwedens finden sich hier sehr alte, als Besonderheit aber ganz unterschiedliche Gesteine in enger Nachbarschaft. Zum einen sind dies Metamorphite, die aus der svekofennischen Gebirgsbildung vor etwa 1,9 Ga hervorgegangen sind, zum anderen Granite und Vulkanite, die zum Ende der gebirgsbildenen Vorgänge vor etwa 1,7 Ga entstanden.

Die „kleine“ Differenz zwischen den 1,9 und 1,7 Ga alten Gesteinen entspricht in etwa der Zeitspanne, die eine „normale“ Gebirgsbildung in Anspruch nimmt, von der Faltung und Metamorphose von Gesteinen, dem Aufdringen von Granitkörpern sowie der Abtragung, ggf. auch vollständigen Einebnung des Gebirges (Wilson-Zyklus, etwa 250 Millionen Jahre). Im Västervik-Gebiet lassen sich Gesteine aus den unterschiedlichen Phasen dieser Gebirgsbildung an zahlreichen Aufschlüssen studieren.

Das Västervik-Gebiet ist zugleich die Heimat einiger Gesteinstypen, die für die Geschiebekunde als Leitgeschiebe bedeutsam sind (Abb. 2). Auf mehreren Reisen konnten eine Reihe von Anstehendproben gesammelt werden. Ihre Beschreibung findet sich in ausführlichen Einzeldarstellungen an anderer Stelle:

Västervik-Fleckengestein (Västervik-Cordierit-Fleckengranofels),
Västervik-Fleckenquarzit (ehemals „Stockholm-Fleckenquarzit“) und
Västervik-Quarzit.

Dieser Exkursionsbericht vermittelt einen Einblick in die komplexe Geologie des Västervik-Gebietes. Die genannten Leitgeschiebe nehmen nur einen kleinen Teil der Fläche ein. Darüber hinaus finden sich eine Reihe weiterer interessanter und auffälliger Gesteine, die zwar nicht als Leitgeschiebe in Frage kommen, aber aufzeigen, mit welcher Gesteinsvielfalt innerhalb eines einzigen kleinen Gebietes im nordischen Grundgebirge zu rechnen ist. Alle besuchten Lokalitäten sind mit Koordinaten (WGS84DD) referenziert und ermöglichen dem geologisch Interessierten eine individuelle Tourenplanung. Einige der Aufschlüsse wurden dem Exkursionsführer von PRUß 2008 und der Arbeit von GAVELIN 1984 entnommen.

Abb. 2: Leitgeschiebe aus dem Västervik-Gebiet: auf der rechten Seite zwei Fleckenquarzite mit hellen Sillimanit-Granoblasten. Links unten ein Västervik-Fleckengestein (Västervik-Fleckengranofels), links oben ein rotfleckiger Quarzit mit Blauquarz.
  1. Topographie
  2. Geologie des Västervik-Gebiets
  3. Metasedimente der Västervik-Formation
    3.1. Gneise, Migmatite, Fleckengesteine
  4. Granitoide Gesteine
  5. Mylonite
  6. Metavulkanite, Vulkanite des TIB
  7. Metabasite
  8. Verzeichnis der Lokalitäten
  9. Literatur

1. Topographie

Die Landschaft in der Umgebung von Västervik ist weitgehend flach, das Küstengebiet stark geklüftet und in zahlreiche Inseln, Halbinseln und Schären gegliedert. Hier lassen sich gerundete, häufig auch in Richtung der Gletscherbewegung gekritzte Felsen beobachten (Abb. 3). Fossile Strandwälle (Abb. 4) und die heutige Schärenlandschaft (Abb. 1) sind das Ergebnis der Landhebung sowie eines gesunkenen Meeresspiegels seit dem Ende der letzten Vereisung vor etwa 10.000 Jahren.

Abb. 3: Gletscherschrammen an einem Migmatit am Campingplatz Blankaholm (Lok. 2). Bildbreite etwa 3 Meter.
Abb. 4: Fossiler Strandwall südöstlich von Västervik (Lok. 3). Die annähernd kopfgroßen Gerölle sind überwiegend Nahgeschiebe (meist Quarzite).

2. Geologie des Västervik-Gebiets

Abb. 5: Geologische Übersichtskarte des Västervik-Gebiets. Kartenausschnitt aus BERGMAN et al 2012, Quelle: sgu.se.

Einen ersten Überblick über die verschiedenen Gesteinsformationen im Västervik-Gebiet vermittelt die Kartenskizze in Abb. 5. Im Einzelnen sind die geologischen Verhältnisse natürlich deutlich verwickelter. Eine detailierte geologische Karte (1:100.000) findet sich in GAVELIN 1984.

Die ältesten Gesteine im Västervik-Gebiet sind die Metasedimente der Västervik-Formation (hellblaue Signatur in Abb. 5). Sie entstanden während der svekofennischen Gebirgsbildung vor etwa 1,9 – 1,75 Ga und bilden die südlichsten Ausläufer einer geologischen Großprovinz, die sich vom Västervik-Gebiet aus viele hundert Kilometer bis nach Nordschweden erstreckt und große Gebiete einnimmt (sog. svekofennische Domäne).

Magmatische Gesteine, die sog. „älteren Granitoide“ (grün, rosa), grenzen im Norden und Nordosten an die Metasedimente und wurden noch während der Gebirgsbildung deformiert. Im Westen und Süden finden sich ausgedehnte Gebiete mit weitgehend undeformierten Graniten (rot) und Vulkaniten (orange), die zum Transkandinavischen Magmatitgürtel (TIB, Alter ca. 1,7 Ga) gehören und überwiegend nach Beendigung der gebirgsbildenden Vorgänge entstanden. Ein Teil der TIB-Granite sind Alkalifeldspat-Granite mit Blauquarz, wie man sie als Geschiebe aus Norddeutschland kennt („Smaland-Granite“).

Abb. 6: Gesteine des Västervik-Gebiets als Nahgeschiebe auf einem Parkplatz in Västervik (Lok. 4). Mengenmäßig überwiegen hellgraue Quarzite, neben Graniten und Metabasiten sowie einigen Fleckengesteinen. Bildbreite am unteren Bildrand etwa 2 m.

Die geologische Geschichte des Västervik-Gebietes beginnt vor etwa 1,9 Ga mit der Ablagerung von sandigen bis tonig-sandigen Sedimenten, dem Abtragungsmaterial eines oder mehrerer alter Gebirge. Der Transport erfolgte durch Flüsse aus nördlichen Richtungen in ein flaches und von Gezeiten beeinflusstes Meeresbecken oder Deltasystem.

Während der svekofennischen Orogenese wurden die Sedimente an einer Subduktionszone mehrere Kilometer tief versenkt und einer Regionalmetamorphose unterworfen. Die Gesteinsumwandlung vollzog sich unter maximal amphibolitfaziellen Bedingungen und unter weitgehend statischen Bedingungen, d. h. ohne Verfaltung der Gesteine durch gerichteten Druck. So konnten sich primäre Sedimentstrukturen wie Schichtung und sogar Wellenrippel (Abb. 11) erhalten, wie sie heute noch in den Metasedimenten an vielen Stellen zu beobachten sind (s. die hervorragend illustrierte Arbeit von SULTAN L & PLINK-BJÖRKLUND P 2005). Sandige Sedimente wurden in Quarzite, Arkosen in Meta-Arkosen und tonhaltige Sedimente z. B. in glimmerführende Quarzite umgewandelt. Lokal kam es zur Neubildung von Mineralen wie Cordierit, Sillimanit und Andalusit.

In den Metasedimenten konnten mehrere Generationen von Zirkonen nachgewiesen werden. Zirkon ist ein besonders verwitterungsbeständiges Mineral, das geringe Mengen Uran enthält und eine Altersbestimmung über das U/Pb-Isotopenverhältnis ermöglicht. Die ältesten Zirkone (3,64 Ga) repräsentieren Relikte sehr alter Gesteine, die jüngsten weisen ein Alter von 2,12-1,87 Ga auf. Die Sedimentation der Västervik-Formation vollzog sich zwischen dem jüngstem Zirkon-Alter und der ältesten Granit-Intrusion (Loftahammar-Granitoide vor 1,859 Ga). Dieser Zeitraum vor 1,882–1,850 Milliarden Jahren umfasst also „lediglich“ 30 Millionen Jahre (Zahlen aus SULTAN et al 2005).

Annähernd zeitgleich zur Metamorphose der Sedimente begann in tieferen Krustenbereichen die Bildung von Schmelzen, die in der Folge als plutonische Körper in die höheren Stockwerke des Gebirges aufstiegen. Diese „älteren“ Loftahammar-Granitoide wurden in einer zweiten Faltungsphase deformiert. Mit ihrem Aufstieg ist eine Überprägung der Metasedimente durch Kontaktmetamorphose verbunden, bei der es zu einer „Migmatisierung“ sowie zur Fleckenbildung innerhalb der Metasedimente (Fleckengesteine) kam. Der Vorgang wiederholte sich einige Millionen Jahre später beim Aufstieg der „jüngeren“ Granitoide des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB). Die Fleckengesteine des Västervik-Gebiets (Cordierit- und/oder Sillimanit-Granofelse) gingen also aus mehreren regional- und kontaktmetamorphen Episoden hervor.

Weitere mit der geologischen Geschichte des Västervik-Gebiets assoziierte Gesteinstypen, die in diesem kurzen Abriss unberücksichtigt blieben (verschiedene Generationen von Diabasen und Metabasiten bzw. Amphiboliten, Aplite, Pegmatite, Mylonite, Metavulkanite), werden bei der nachfolgenden Beschreibung von Aufschlüssen anhand von Geländebildern und Proben exemplarisch vorgestellt.

3. Metasedimente der Västervik-Formation

Nach Gavelin 1984 lassen sich die Metasedimente der Västervik-Formation in vier Gruppen einteilen: Quarzite, rote Meta-Arkosen (Quarzite mit erhöhtem Feldspat-Gehalt), graue (glimmerreiche) sowie rotgraue (glimmer- und feldspatreiche) Metasedimente. Weit verbreitet sind hellgraue und glimmerführende Quarzite (Abb. 9). Ein Teil der Quarzite im Västervik-Gebiet zeigt Sedimentstrukturen wie Schrägschichtung (Abb. 7) oder sogar Rippelmarken (Abb. 11). Im südlichen Teil des Västervik-Gebiets kommen vermehrt dunkelgraue Quarzite vor (Abb.10). Lokal finden sich grauviolette, rote, grünliche oder blaue Farbvarietäten. Vererzungen der Quarzite durch Anreicherungen von Schwermineralseifen (Fe-, Cu und Co-Vererzung) wurden bei Gladhammer seit dem 12. Jahrhundert abgebaut. Die Gruben gehören zu den ältesten in ganz Schweden (WILKE 1997: 38f).

Abb. 7: Grauer Quarzit mit reliktischer sedimentärer Schichtung, durchschlagen von einer roten Ader mit granitischer Zusammensetzung. Die dunklen und glimmerreichen Lagen entstanden aus sandigen Sedimenten mit erhöhtem tonigem Anteil. Nahgeschiebe auf dem Parkplatz am ICA-Supermarkt, Västervik (Lok. 4).
Abb. 8: Großflächige Aufschlüsse mit hellgrauen und rötlichen Quarziten der Västervik-Formation am alten Wasserturm in Västervik (Lok. 5).
Abb. 9: Hellgrauer und glimmerarmer Västervik-Quarzit aus einem Straßenaufschluss an der L135, westlich von Gamleby (Lok. 6).
Abb. 10: Dunkelgrauer Quarzit, durchzogen von einer granitisch zusammengesetzten Ader. Aufschluss an der Piste von Blankaholm nach Skjorted (Lok. 7).
Abb. 11: Rund 1,9 Milliarden Jahre alte Wellenrippel in einem grauen Metasediment. Straßenaufschluss an der E4 (Lok. 8), Bildbreite etwa 1 m.
Abb. 12: Das Gestein an dieser Lokalität ist ein graues Metasediment mit feiner Wechsellagerung glimmerarmer (quarzitischer) und glimmerreicher Partien. Bildbreite 30 cm.
Abb. 13: Rotfleckiger Västervik-Quarzit, Straßenaufschluss an der L135 (Lok. 9), Bildbreite 35 cm.
Abb. 14: Grauvioletter bis hellgrauer Västervik-Quarzit, rechts mit gefalteten Sedimentstrukturen, die später durch Bruchtektonik gegeneinander verstellt wurden. Aufschluss an der E4, Abfahrt Segelrum, Lokalität 10. Bildbreite 33 cm.
Abb. 15: Rötlicher und feldspathaltiger Quarzit mit Blauquarz von einer Baustelle bei Piperskärr (Lok. 11).
Abb. 16: Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz (nasse Bruchfläche) aus dem Steinbruch Hjortkullen, Lokalität 12.
Abb. 17: Violettblauer Quarzit, Schäre Grönö (Lok. 13). Bildbreite ca. 50 cm.
Abb. 18: Roter Västervik-Quarzit; Straßenaufschluss an der Straße nach Hällingeberg (Lok. 14).
Abb. 19: Grünlicher Quarzit, durchzogen von einem dunkelgrauen Band mit einer breiten roten Saumzone. Loser Stein von 20 cm Breite aus einem Steinbruch westlich von Gamleby (Lok. 15).
Abb. 20: Rotgraue Meta-Arkose (Quarzit mit viel rotem Feldspat); Björnhuvud (Lok. 16), Bildbreite ca. 25 cm.
Abb. 21: Graues gebändertes Metasediment. In der rechten unteren Bildhälfte sind dunkle (Cordierit?)-Flecken erkennbar. Straßenaufschluss an der E4 bei Nytorp (Lok. 17). Bildbreite 90 cm.
Abb. 22: Graues Metasediment mit reliktischer sedimentärer Faziesverzahnung(?); Straßenaufschluss bei Nytorp (Lok. 17), Bildbreite 31 cm.

3.1. Gneise, Migmatite, Fleckengesteine

Nur ein kleiner Teil der Sedimentgesteine wurde während der svekofennischen Orogenese verfaltet und migmatitisiert. Aufschlüsse dieser „echten Migmatite“ finden sich auf dem Campingplatz Blankaholm (Lok. 2). Sie zeigen Fließfalten, primäre sedimentäre Lagenstrukturen sind kaum erkennbar. Wahrscheinlich handelt es sich um vulkanoklastische Sedimente, die durch einen aufsteigenden Granitkörper migmatisiert wurden (PRUß 2008). Das granitische Material der Leukosome (orange) könnte die Sedimente auch ohne Teilaufschmelzung konkordant durchdrungen haben („Adergneis“, s. u.).

Abb. 23: Migmatit am Ufer des Campingplatzes Blankaholm (Lok. 2), Bildbreite 65 cm. Grauer Gneis mit orangerotem Leukosom, umgeben von einem schmalen Saum aus dunklen Mineralen (Melanosom).
Abb. 24: Gleicher Aufschluss; rechts unterhalb der Bildmitte ein Xenolith eines Fleckengesteins, Relikt aus einer früheren metamorphen Episode.
Abb. 25: Gleicher Aufschluss, großer Quarzit-Xenolith im Migmatit; Bildbreite 70 cm.

Während des Aufstiegs von Granitplutonen (ältere Loftahammar- und jüngere Småland-Granitoide) kam es zu einer kontaktmetamorphen Veränderung der Metasedimente und zur Bildung der sog. „Adergneise“ (veined gneiss). Streng genommen sind dies keine Gneise, sondern Granofelse, die von granitischen Leukosom-Adern lagenweise (konkordant) durchdrungen oder diskordant durchschlagen wurden (Abb. 7). Diese granitischen Schmelzen könnten direkt aus dem Granit-Magma stammen (Arterite) oder durch Aufschmelzung aus älteren Gesteinen (z. B. Metasedimenten) mobilisiert worden sein (Venite). GAVELIN 1984 nimmt an, dass es sich vorwiegend um Venite handelt (Abb. 26, 27), da im Gelände keine direkten räumlichen Beziehungen zwischen aufsteigenden Granitkörpern und der Entwicklung von Adergneisen zu beobachten sind. LOBERG 1963 verweist zudem auf die Möglichkeit der Entstehung leukokrater Partien in migmatitähnlichen Metamorphiten durch metamorphe Differentiation im festen Zustand.

Abb. 26: Gesteinsblöcke mit Partien aus blauem und massigem Quarzit, dunklen Gneispartien sowie roten und pegmatitartigen Bereichen. Bildbreite etwa 1 m; Bruchmaterial aus dem Straßenbau, Pepparängsvägen, südöstlich von Västervik, Lokalität 18.
Abb. 27: Gleicher Aufschluss. Blauer und massiger Quarzit, rotgrauer Gneis und rote pegmatitartige Partien („Adergneis“). Breite 42 cm.

Die Fleckengesteine des Västervik-Gebiets sind Metasedimente, in denen eine Neubildung von Mineralen in Gestalt von Granoblasten (Flecken) erfolgte. In älterer Literatur findet sich der Begriff „Fleckengneis“, weil sie eine den Gneisen ähnliche Lagentextur aufweisen. Diese ist in der Regel aber ein Relikt sedimentärer Schichtung und spiegelt unterschiedliche Mineralgehalte der Ausgangsgesteine wider (Abb. 29, 30). In den meisten Fällen handelt es sich bei den Fleckengesteinen ganz eindeutig um Granofelse.

Eine Fleckenbildung kann sowohl unter Bedingungen der Kontakt- als auch der Regionalmetamorphose erfolgt und von metasomatischen Vorgängen begleitet sein (LOBERG 1963). Unter geringem Druck und hohen Temperaturen (max. 650 Grad) kam es in Al- und Mg-reichen Ausgangsgesteinen lokal zur Neubildung von Mineralen wie Sillimanit, Andalusit und Cordierit in Gestalt von Flecken (Granoblasten). Während der retrograden Metamorphose wurden die neu gebildeten Minerale teilweise verändert, so dass heute nur noch Relikte vorliegen (Chloritisierung von Feldspat, Biotit, Andalusit, Cordierit). Cordierit, Andalusit und Sillimanit sind weit verbreitete metamorphe Neubildungen, Kyanit und Granat kommen in den Metasedimenten des Västervik-Gebiets praktisch nicht vor.

Unklar ist meist, ob die Form der Flecken durch vorherige, gleichzeitige oder nachfolgende Tektonik verursacht wurde. Nach GAVELIN 1984 erfolgte die Bildung von Flecken zu unterschiedlichen Zeiten und unterschiedlichen Bedingungen. Abfolgen metamorpher Zonen mit charakteristischen Mineralisationen lassen sich im Anstehenden über größere Areale nicht verfolgen. Weiterhin stehen die Vorkommen von Andalusit und Sillimanit in keiner Beziehung zu Granitkontakten, „Granitisierung“ oder Migmatisierung. Unterschiedliche Metamorphosegrade müssen vereinfacht auf variable Bedingungen wie die Aktivität wässriger Fluide, K-Metasomatose und pH-Wert zurückgeführt werden.

Abb. 28: Dunkle und leicht ausgelängte Flecken in einem hellgrauen Quarzit. Straßenaufschluss bei Segelrum (Lok. 19), Bildbreite etwa 1 m.
Abb. 29: Graues Fleckengestein in der Nähe des Hafens auf Östra Skälö (Lok. 1). Die Bildung der schwarzen Cordierit-Flecken erfolgte bevorzugt innerhalb toniger, Al- und Fe-reicher Lagen. Entsprechend lässt sich die primäre Sedimentstruktur anhand fleckenreicher und fleckenarmer Partien nachvollziehen. Bildbreite etwa 1 m.
Abb. 30: Rotgraues Fleckengestein mit fleckenreichen Lagen und (quarzitischen) Partien ohne Flecken. Aufschluss bei Casimirsborg (Lok. 20), Bildbreite etwa 150 cm.
Abb. 31: Gleicher Aufschluss. Bildbreite: 50 cm.

Die fleckenreichen Partien sind hier weitgehend undeformiert, lediglich im obersten Bildteil erkennt man zerdrückte Flecken. Beim bizarr geformten Bereich handelt es sich vermutlich um eine bereits während der Ablagerung vollzogene Veränderung der Sedimente (tidales Milleu, Verzahnung sandiger und toniger Schichten, s. SULTAN et al 2005). Die Kerne der Fleckengesteine von Casimirsborg enthalten nach RUSSELL 1969 Andalusit und Sillimanit. Im inneren Kern ist manchmal unalterierter (bläulicher) Cordierit erkennbar. Die Kerne könnten ursprünglich vollständig aus Cordierit bestanden haben.

Abb. 32: Aufschluss Casimirsborg, Bildbreite 60 cm. Bereits während der Ablagerung dürfte auch diese konglomeratähnliche Partie entstanden sein, mit grauen und quarzitischen „Klasten“ ohne Flecken (ehemals sandige Sedimente) und weitgehend undeformierten Flecken in der „Matrix“.
Abb. 33: Orangerotes Västervik-Fleckengestein, Aufschluss am See Rummen (Lok. 21). Bildbreite 50 cm.
Abb. 34: Orangerotes Metasediment mit unregelmäßig konturierten schwarzen Flecken und grauen Partien mit reliktischer Schichtung. Schäre Grönö (Lok. 22), Bildbreite 60 cm.
Abb. 35: Rotgraues Fleckengestein mit länglichen Flecken, Aufnahme unter Wasser. Halde am Pepparangsvägen (Lok 18).
Abb. 36: Orangerotes und feldspatreiches Metasediment mit grauen Metasediment-Xenolithen („Krökö-Gneis“); Schäre Braviken (Lok. 23).
Abb. 37: Graue, braune und rote Fleckenquarzite (glimmerhaltige Quarzite mit Sillimanit-Granoblasten). Nahgeschiebe vom Strandwall SE Västervik (Lok. 3), Bildbreite 50 cm. Eine Anstehendprobe dieses Gesteinstyps zeigt Abb. 59.

Im Västervik-Gebiet wurden bisher zwei Geschiebe eines dunklen und biotitreichen Granofels mit orangefarbenen Alkalifeldspat-Porphyroblasten gefunden (Abb. 38). Ein Anstehendes konnte bisher nicht lokalisiert werden. Das Gestein wird an anderer Stelle näher beschrieben, weil sich mittlerweile in Norddeutschland mehrere Geschiebe dieses Typs fanden.

Abb. 38: Glimmereiches Metasediment mit orangefarbenen Alkalifeldspat-Granoblasten. Fossiler Strandwall bei Västervik (Lok. 3). Foto: M. Bräunlich, kristallin.de.

4. Granitoide Gesteine

Eine vereinfachte und auf Feldbeobachtungen gestützte Einteilung unterscheidet “ältere” und “jüngere” Granitoide. Neuere geochemische Untersuchungen (NOLTE et al 2011, KLEINHANNS et al 2014) ergaben ein differenziertes Bild von fünf verschiedenen Gruppen von Plutoniten. Das genetische Modell geht von einer Bildung von Granitplutonen während extensionaler Phasen der Gebirgsbildung aus. Dabei kam es zu einer Teilaufschmelzung von tief versenkten Metasedimenten durch Druckentlastung und mafic underplating. Für die magmatischen Schmelzen wird ein geringer Transportweg angenommen.

Zu den älteren Granitoiden gehören die Granite des Loftahammar-Massivs, die vor 1,86-1,84 Ga entstanden und nachfolgend in einer zweiten Faltungsphase deformiert wurden. Die Gesteine besitzen teilweise ein mylonitisches Gefüge (Abb. 39), können Xenolithe von Metasedimenten enthalten und wurden von zahlreichen jüngeren Diabasgängen durchschlagen (magma mingling mit mafischen Injektionen). Zu den älteren Granitoiden gehört auch ein Gürtel von Granodioriten, der den nördlichen und östlichen Teil der Metasedimente umgibt (s. Abb. 60-62). Eine Beschreibung des Geschiebetyps „Loftahammar-Augengneis“ findet sich hier.

Abb. 39: Loftahammar-Augengneis (Probe: T. Langmann, Lok. 24). Das Gestein erhielt sein mylonitisches Gefüge durch Deformation eines Granitoids an einer duktilen Scherzone. Kennzeichnend sind augenförmige große Feldspat-Porphyroblasten, die von feinkörnigen und welligen Partien mit dunklen Mineralen und granuliertem Quarz umgeben sind.

Die jüngeren Granite des Transskandinavischen Magmatitgürtels („Småland-Granite“) im Süden und Westen des Västervik-Gebiets weisen makroskopisch nur geringe Anzeichen einer Deformation auf und besitzen ein Alter 1,84-1,77 Ga. Lokal finden sich fließende Übergänge von Graniten und Metasedimenten mit „Migmatiten“ oder „Adergneisen“. Manchmal ist der Kontakt auch scharf (Abb. 40). Zum Teil handelt es sich um „typische“ Småland-Granite mit viel rotem Alkalifeldspat und Blauquarz (Abb. 41, 44). Andere Granite sind eher unauffällige Gesteine, wie der Skaftet-Granit, einer heterogenen Mischung mit einem Fließgefüge aus granodioritischem und granitischem Magma (Abb. 45).

Abb. 40: Scharfer Kontakt zwischen Västervik-Quarzit (rechts) und jüngerem Granit („Småland-Granit“, links). Bildbreite ca. 40 cm (Lok. 25).
Abb. 41: Roter Alkalifeldspatgranit mit Blauquarz („jüngerer“ Granit, Småland-Granit), Aufnahme unter Wasser. Straßenaufschluss an der L135 (Lok. 26).
Abb. 42: NE-Småland-Granit mit zerdrücktem („zuckerkörnigem“) Quarz, Aufnahme unter Wasser. Sog. „Edelhammar-Granit“ (vgl. skan- kristallin.de) aus einem aufgelassenen Steinbruch bei Västrum (Lok. 27).
Abb. 43: Gleicher Stein, Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 44. Leicht deformierter „jüngerer“ Granit, Straßenaufschluss am Skälövägen (Lok. 28).
Abb. 45: Skaftet-Granit („jüngerer Granit“); Mischung eines granodioritischen und granitischen Magmas (magma mingling). Aufschluss in der Nähe der Kirche in Västrum (Lok. 29), Bildbreite etwa 1 m.

Zahlreich finden sich in den Aufschlüssen des Västervik-Gebiets Gänge und Adern aus Apliten, Pegmatiten (auch Turmalin-Pegmatite; Lok. 30, kein Foto) oder auch Blauquarz in den Metasedimenten.

Abb. 46: Ader mit Blauquarz in einem grauen Metasediment am Hafen Östra Skälö (Lok. 1).
Abb. 47: Quarz-Feldspat-Ader mit stengeligen Amphibol-Kristallen; Bildbreite 25 cm; Straßenkreuzung Blankaholm/E4 (Lok. 31).

Hierbei könnte es sich um ein Quarz-Plagioklas-Gestein handeln, das GAVELIN 1984 in ähnlicher Form aus einem Aufschluss in der Nähe beschreibt (500 m N der Abzweigung nach Blankaholm). Es durchdringt die Metasedimente in Form heller Adern mit gebleichter und 1-2 cm breiter Reaktionszone und kristallisierte aus Lösungen, die aus Metabasiten innerhalb der älteren Granite mobilisiert wurden (Na-Metasomatose, Anreicherung von Plagioklas). Eine Probenahme und sichere Bestimmung von Plagioklas war nicht möglich.

Am Badplats Gunnebo (Lok. 32) steht ein mittelkörniger und grauer bis rotgrauer Granit an, der Xenolithe von migmatitisierten Metasedimenten führt. Die dunklen Xenolithe weisen eine Lagentextur auf. Teilweise besitzen sie scharfe Konturen, teilweise sind sie weitgehend assimiliert. Die Fragmente könnten beim Magmenaufstieg in der Dachregion des Plutons in den viskosen Granit eingetragen und von der Schmelze nicht mehr vollständig „verdaut“ worden sein.

Abb. 48: Granit vom Badplatz Gunnebo (Lok. 32) mit Xenolithen von Metasedimenten, Aufnahme unter Wasser.

5. Mylonite

Minerale wie Quarz und Feldspat werden in der oberen Erdkruste bei Einwirkung von gerichtetem Druck zerbrochen und granuliert (Sprödbruch). Bei geeigneter Tiefe und entsprechend hohen Temperaturen kommt es innerhalb einer Scherzone jedoch zu einer duktilen Deformation, bei der die Gesteine feinkörnig zermahlen (Mylonit = Mahlstein) und gleichzeitig große und augenförmige Feldspat-Aggregate heranwachsen können (sog. Porphyroblasten). Ein Beispiel für einen mylonitischen Gneis mit großen Feldspat-Porphyroblasten ist der Loftahammar-Augengranit (Abb. 39), der innerhalb einer großen NW-SE streichenden Deformationszone entstand (Loftahammar-Linköping-Deformationszone, LLDZ). Die LLDZ trennt die Gesteine des TIB im Süden von den Gesteinen der svekofennischen Domäne und deformierte in der Zeit ihrer Aktivität vor 1,8-1,78 Ga Gesteine im Umkreis von 10-15 km.

Am Langsjön westlich von Ankarsrum (Lok. 33) befindet sich ein Aufschluss einer kleinen Mylonitzone, die etwas jünger ist und nicht im Zusammenhang mit der LLDZ steht. Hier lässt sich der Einfluss einer duktilen Scherzone auf die umgebenen Gesteine gut studieren. Zwei unterschiedliche Granite sind durch eine nur etwa 1,5 – 2 m breite Scherzone mit Ultramyloniten voneinander getrennt und zu beiden Seiten von einem mehrere Meter breiten Übergangsbereich begleitet.

Abb. 49: Mylonitzone am Langsjön (Lok. 33). Die Scherzone ist der Bereich mit den dunklen Gesteinen. Nach Osten (rechts) geht sie mit scharfer Grenze in ein helles Quarz-Feldspat-Gestein und nach etwa einem Meter in einen hellen Småland-Granit über. Länge des Hammers 60 cm.
Abb. 50: Ultramylonit mit epidot- und chloritreichen Lagen aus dem Zentrum der Scherzone. Das Gestein wurde stark zerschert und ist bedeutend feinkörniger als das Wirtgestein, aus dem es geformt wurde.
Abb. 51: Auf der linken Seite (westlich) der Scherzone steht ein dunkler und mylonitisierter Småland-Granitoid mit großen Feldspat-Porphyroblasten an. Das Gestein ist von einer grünen Epidot-Ader durchzogen.
Abb. 52: Einige Meter weiter findet sich ein biotitreicher und augenscheinlich weitgehend undeformierter Småland-Granit mit wenigen großen Blauquarzen.
Abb. 53: Ganz anders sieht dieser rotgraue porphyrische Småland-Granit östlich der Scherzone aus, etwa 15 m entfernt vom Granit im vorigen Bild.

6. Metavulkanite

Zeugen einer vulkanischen Aktivität, die den TIB-Vulkaniten vorausging, finden sich nur untergeordnet und als Relikte im südlichen Teil des Västervik-Gebiets. Durch metamorphe Überprägung ist von den Ausgangsgesteinen kaum noch etwas zu erkennen (z. B. Migmatite auf dem Campingplatz Blankaholm, Abb. 23-25).

In einem kleinen Gebiet nördlich von Ankarsrum stehen Vulkanite an, die zu den ältesten des TIB gerechnet werden (GAVELIN 1984). Neben Andesiten, Basalten und Rhyolithen finden sich hier auch leicht deformierte Pyroklastite mit Epiklasten von Västervik-Quarzit. Letztere weisen darauf hin, dass die Vulkanite in diesem Gebiet direkt auf den Gesteinen der Västervik-Formation abgelagert wurden und somit zur Basis des TIB gehören dürften.

Abb. 54: Roter und deformierter Pyroklastit, loser Stein auf einer gerodeten Waldfläche nördlich von Ankarsrum (Lok. 34).
Abb. 55: Bruchfläche des gleichen Gesteins, Vulkanit mit grauen und ausgelängten Quarzitklasten. Aufnahme unter Wasser.

7. Metabasite

Verschiedene Generationen von basischen Gesteinen durchziehen als Gänge oder Sills die Metasedimente und die älteren Granitoide. Auch eigenständige kleinere Massive kommen vor. Die ursprünglich basaltischen Gesteine wurden während der Metamorphose in Amphibolite umgewandelt (Metabasite).

Abb. 56: Kontakt eines Amphibolit-Körpers (links) mit hellem Västervik-Quarzit. Temporärer Aufschluss auf einer Baustelle auf Piperskärr (Lok. 11).
Abb. 57: Die Grenze zwischen Quarzit und Amphibolit ist scharf. Mineralneubildungen durch kontaktmetamorphe Überprägung (z. B. Sillimanitflecken) sind nicht erkennbar. Lediglich einige Blauquarz-Partien finden sich im Kontaktbereich. Bildbreite 90 cm.
Abb. 58: Grobkörniger Amphibolit, durchzogen von einer weißen Quarz-Feldspat-Ader. In unmittelbarer Nähe (Kontaktbereich) und vermutlich anstehend fand sich ein dunkelgrauer Fleckenquarzit. Fahrweg vom Parkplatz Tjust Motell Richtung Falkhagen (Lok. 35). Bildbreite 35 cm.
Abb. 59: Dunkelgrauer und glimmerreicher Quarzit mit weißen Sillimanitflecken (Fleckenquarzit), Aufnahme des Gefüges unter Wasser; Lok. 35.

Injektionen mafischer Gesteine kommen besonders zahlreich in den älteren Granitoiden vor. Scharfe Kontakte lassen auf ein Eindringen nach der Erstarrung schließen (Abb. 60).

Abb. 60: Anatektischer Granodiorit (älterer Granitoid). Ein basaltischer Gang drang entlang der Foliation ein und wurde nachfolgend dextral zerschert. Andere Gänge an diesem Aufschluss weisen eine duktile Deformation auf. Händelöp (Lok. 36).

Ein längerer Küstenabschnitt mit diversen Aufschlüssen bei Grimsvik (Lok. 37, Abb. 61-62) zeigt verschiedene Stadien von magma mingling zwischen älteren Granodioriten des zentralen Granodiorit-Gürtels und basischen Intrusionen (Metagabbro). Hier lässt sich beobachten, wie mafische Gesteine durch das mobile Magma zerrissen wurden, teilweise sind auch Auflösungsvorgänge erkennbar.

Abb. 61: Kantige, durch das aufsteigende helle Magma fragmentierte, aber nur wenig assimilierte Metabasite. Küstenaufschluss bei Grimsvik (Lok. 37), Bildbreite 180 cm.
Abb. 62: Duktile Deformation von Metabasiten, erkennbar an der Einregelung länglicher und gerundeter Fragmente („Fließtextur“). Auf eine zeitgleiche Entstehung beider Magmen weisen gelegentlich in den Metabasiten enthaltene Fragmente von Granodiorit hin. Bildbreite 120 cm.
Abb. 63: Aufschluss mit basischen Metatuffiten am Hafen von Östra Skälö. Die vulkanischen Lockergesteine (Tuffe) wurden durch Metamorphose in Amphibolite bzw. Amphibol-Feldspat-Gesteine umgewandelt. Eine sedimentäre Schichtung ist in Gestalt dunkler und heller Partien nachvollziehbar (Lok. 1).
Abb. 64. Gleicher Aufschluss, Nahaufnahme.

8. Verzeichnis der Lokalitäten

Abb. 65: Übersichtskarte der beprobten Lokalitäten. Kartenausschnitt aus BERGMAN et al 2012, Quelle: sgu.se.

1 – Hafen von Östra Skälö – zahlreiche Aufschlüsse im Hafengebiet und an der Fahrstrecke; Västervik-Fleckengestein: orangefarbene und graue Variante; Quarzader im Metasediment; Metabasite. 57.58986, 16.63201

2 – Campingplatz Blankaholm – Migmatite aus Metavulkaniten der Västervik-Formation; gekritzte Felsen. 57.588476, 16.516876.

3 – Fossiler Strandwall an der Straße nach Händelöp, SSE Västervik – Nahgeschiebe (Quarzite, Fleckenquarzite, Feldspat-porphyroblastischer Glimmerquarzit). 57.718765, 16.671451 (Parkplatz).

4 – Nahgeschiebe als Einfassung auf dem Parkplatz des ICA-Stormarknat Västervik.
57.767546, 16.595644

5 – Alter Wasserturm Västervik, Repslagaregatan 5 – Großflächiger Aufschluss mit Quarzit in div. Farbvarianten: hell, rötlich bis dunkelgrau; keine Fleckenbildung. Größter Teil der Quarzite ist mit Flechten bewachsen. 57.753211, 16.647462.

6 – Frischer Straßenaufschluß an der 135, kurz hinter Gamleby- hellgrauer und glimmerarmer Västervik-Quarzit; Västervik-Fleckengestein; graue Quarzite. 57.91547, 16.36795.

7 – Aufschluss an der Piste von Blankaholm nach Skjorted; Dunkelgrauer Västervik-Quarzit m. granitischen Adern; Felsen an einem Bootsanleger, kurz vor Skjorted.
57.623770, 16.511087.

8 – Wellenrippel in dunkelgrauem Quarzit, Straßenaufschluss an der E4; 57.86080, 16.42724 (Parkplatz); vom Parkplatz 300 m nach N gehen.

9 – Straßenaufschluss an der 135 – rotfleckiger Quarzit, div. Västervik-Quarzite. 57.91458, 16.30901 (Parkplatz); vom Parkplatz Richtung Westen gehen.

10 – Straßenaufschluss an der E22, Abfahrt Segelrum – helle Quarzite mit sedimentärer Reliktschichtung; Fleckenbildung. 57.850582, 16.432278.

11 – Großflächige Baustelle auf Piperskärr, temporärer Aufschluss – heller und roter Quarzit; in den Quarzit eingeschalteter Amphibolitkörper (ca. 20x20m). 57.76751, 16.66553.

12 – Aktiver Steinbruch Hjortkullen – rötlich-blauer Västervik-Quarzit. 57.795577, 16.530566.

13 – Schäre Grönö – violettblauer Quarzit. Etwa 57.715430, 16.713416.

14 – Straßenaufschluss an der Straße nach Hällingeberg – roter bis violetter Västervik-Quarzit. 57.88854, 16.33501.

15 – Steinbruch westlich Gamleby – helle, rotfleckige und grüne Quarzite. 57.885434, 16.355187.

16 – Björnhuvud, SW Västrum – migmatitischer Gneis; wenige Aufschlüsse in diesem Gebiet. 57.626283, 16.528614.

17 – Straßenaufschluss an der E4, Abfahrt Nytorp – graue Quarzite, sedimentäre Reliktstrukturen. 57.86056, 16.42667.

18 – Pepparängsvägen S Västervik, Halde aus temporären Strassenbaumaßnahmen – Västervik-Fleckengestein, blaue Quarzite. 57.722189, 16.673201 (Fundstelle erloschen).

19 – Straßenaufschluss an der E4, Abfahrt Segelrum – Västervik-Quarzit. 57.850582, 16.432278.

20 – Felsen an der Küste bei Casimirsborg (Privatgelände!) – Västervik-Fleckengestein. 57.874100, 16.435327.

21 – Großflächige Aufschlüsse am Wegesrand und im Gebiet des Nordufer des Rummen, NW Gamleby – rotes Västervik-Fleckengestein. Etwa 57.937173, 16.285627.

22 – Schäre Grönö bei Västervik – rotes Västervik-Fleckengestein. Etwa 57.715250, 16.720567.

23 – Schäre Braviken; Bratviken – rote Metasedimente. Etwa 57.721625, 16.706725, Gebiet größtenteils Privatbesitz.

24 – Straßenaufschluss an der 213, ca. 1,5 km westlich von Loftahammar – Loftahammar-Augengneis. 57.90857, 16.65788.

25 – Straßenaufschluss am Skälövägen – Kontakt zwischen Västervik-Quarzit und jüngerem Småland-Granit“. 57.60534, 16.60882; Parken: Rävrompan.

26 – Straßenaufschluss an der 135 – roter TIB-Augengranit mit Blauquarz. 57.91006, 16.18458.

27 – Stillgelegter Steinbruch Edelhammar – leicht deformierter NE-Småland-Granit. 57.698194, 16.460917.

28 – Straßenaufschluss am Skälövägen – roter TIB-Granit, leicht deformiert. 57.61278, 16.59978.

29 – Aufschluss in der Nähe der Kirche in Västrum – Skaftet-Granit, jüngerer Granit („Småland-Granit“). Mingling von zwei Granit-Sorten. Parken an der Kirche in Västrum, ca. 57.658305, 16.574750.

30 – Strassenanschnitt an der Hauptstrasse ca. 1 km S von Gunnebo – Pegmatit mit intensivem Blauquarz, Kleiner Aufschluss (30x30cm). Etwa 57.709298, 16.541656.

31 – Frische Straßenaufschlüsse auf dem Parkplatz an der Abfahrt Blankaholm von der E 22 – hellgraue Quarzite; Quarzite mit schwarzen Flecken (deformiert); Quarz-Feldspat-Adern im Quarzit (Plagioklas?). 57.588424, 16.486632.

32 – Badplats Gunnebo – metasedimentäre Xenolithe im Granit; Aufschluss stark verwachsen. 57.716333, 16.563139.

33 – Mylonitzone am Langsjön – duktile Scherzone mit Myloniten und Småland-Graniten am Langsjön, westlich von Ankarsrum. 57.696139, 16.286194. Parken am kleinen Campingplatz auf der anderen Strassenseite.

34 – Waldfläche nördlich Ankarsrum, 1 km E von Stormandebo (Wegweiser: Stormbo) – Vulkanite des TIB mit Quarzit-Epiklasten. 57.738264, 16.351129.

35 – Fahrweg vom Parkplatz Tjust Motell Richtung Falkhagen, Felsen im Wald – Amphibolit; Fleckenquarzit. 57.86883, 16.41978.

36 – Aufschlüsse hinter dem Hafen von Händelöp – mafische Adern im Granodiorit. Etwa 57.674075, 16.748323; Parkplatz: 57.675382,16.744969.

37 – Grimsvik; einzelne Aufschlüsse an der Küste auf 2,5- 3 km Länge – magma mixing von Granodiorit und Gabbro. Parkmöglichkeit: 57.690645, 16.700778; durch den Wald zur Küste (57.692793, 16.703750).

38 – Piperskärr, nordwestlich von Västervik, Ufer des Gamlebyviken – Geschiebefund eines Feldspat-porphyroblastischen Glimmerquarzits. 57.83064, 16.54737.

9. Literatur

BERGMAN, STEPHENS, ANDERSSON, KATHOL & BERGMAN 2012 Sveriges berggrund, skala 1:1 miljon. Sveriges geologiska undersökning K 423. https://apps.sgu.se/geolagret/

GAVELIN S 1983 The Västervik Area in South-eastern Sweden – SGU Ser. Ba No. 32, 172 S, Uppsala.

KLEINHANNS I C, WHITEHOUSE M J , NOLTE N, BAEROC W, WILSKYC F, HANSENC B T, SCHOENBERG R 2014 Mode and timing of granitoid magmatism in the Västervik area
(SE Sweden, Baltic Shield): Sr–Nd isotope and SIMS U–Pb age constraints – Lithos 212–215 (2015) 321–337; Elsevier.

LOBERG B 1963 The Formation of a Flecky Gneiss and Similar Phenomena in Relation to the Migmatite and Vein Gneiss Problem, Geologiska Föreningen i Stockholm Förhandlingar, 85:1, 3-109, DOI: 10.1080/11035896309448874.

NOLTE N 2012 Paläoproterozoisches Krustenwachstum (2.0 – 1.8 Ga) am Beispiel der Västervik-Region in SE-Schweden und dem Kamanjab Inlier in NW-Namibia – Dissertation zur Erlangung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Doktorgrades “Doctor rerum naturalium” der Georg-August-Universität Göttingen; 403 S., Göttingen 2012.

NOLTE N, KLEINHANNS IC, BAERO W & HANSEN BT 2011 Petrography and whole-rock geochemical characteristics of Västervik granitoids to syenitoids, southeast Sweden: constraints on petrogenesis and tectonic setting at the southern margin of the Svecofennian domain, GFF, 133:3-4, 173-196.

PRUß V 2008 The Geology of the Västervik Area in SE-Sweden – A Geological Field Guide – 93 S., Verlag Dr. Müller, Saarbrücken.

RUSSELL V 1969 Porphyroblastic differentiation in fleck gneiss from Västervik, Sweden. GFF Vol. 91/2, Nr. 637, S. 217 – 282.

SULTAN L & PLINK-BJÖRKLUND P 2005 Depositional environments at a Palaeoproterozoic continental margin, Västervik Basin, SE Sweden – Precambrian Research 145 (2006) 243–271, Elsevier.

SULTAN L, CLAESSON S & PLINK-BJÖRKLUND P 2005 Proterozoic and Archaean ages of detrital zircon from the Palaeoproterozoic Västervik Basin, SE Sweden: Implications for provenance and timing of deposition, GFF, 127:1, 17-24, DOI:10.1080/11035890501271017.

TROPPENZ U-M, VINX R & SCHMÄLZLE D 2016 Bemerkenswerte Sedimentstrukturen in der 1,88-1,85 Milliarden Jahre alten Västervik-Formation, Schweden – Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg, 16. Jg. (2016), H. 1: 3-9, 9 Abb., Ludwigslust.

Västervik Berggrundskarta 1:250 000, Sveriges geologiska undersökning (SGU), 2009.

WILKE R 1997 Die Mineralien und Fundstellen von Schweden – 200 S., 16 Farb-Taf., München (Christian Weise).

Sörmland-Gneis

Abb. 1: Paragneis vom Sörmland-Typ. Aussichtspunkt Grießen am Tagebau Jänschwalde, Niederlausitz; Breite des Geschiebes ca. 1 m.
  1. Beschreibung
  2. Entstehung und Herkunft
  3. Anstehender Sörmlandgneis
  4. Weitere Paragneise aus Sörmland
  5. Cordieritgneis von Flen
  6. Geschiebefunde vom Typ Sörmland
  7. Granat-Cordierit-Sillimanit-Paragneis
  8. Verzeichnis der Lokalitäten
  9. Literatur

In ostschwedischen Geschiebegesellschaften finden sich regelmäßig größere Blöcke von Metamorphiten, die als Gneise vom Sörmland-Typ bezeichnet werden. Der Geschiebetyp ist ein grauer migmatitischer Paragneis mit großen Granat-Porphyroblasten und größeren Mengen an graublauem Cordierit. Optional kann auch Sillimanit enthalten sein. Solche Paragneise sind anstehend aus dem Sörmlandbecken bekannt. Ob der Gesteinstyp als Leitgeschiebe geeignet ist, bleibt zunächst offen, da sein Verbreitungsgebiet in Sörmland recht groß, zudem die Frage nach weiteren möglichen Heimatgebieten dieser Granat-Cordierit-Gneise nicht hinreichend beantwortet ist.

Abb. 2: Gleicher Stein, Nahaufnahme. Graue und feinkörnige Gneispartien wechseln sich mit linsenförmigen Leukosomen aus Quarz und Feldspat ab. Das Gestein enthält große Mengen von hellrotem Granat.
Abb. 3: Gleicher Stein, Nahaufnahme (Bildbreite 10 cm). Ein grobkörniges Leukosom enthält neben Granat- und Feldspat-Körnern auch graublauen Cordierit.

1. Beschreibung

Die migmatitischen Gneise vom Sörmland-Typ enthalten helle, häufig linsenförmige Partien mit einem grobkörnigen Gefüge aus Quarz und Feldspat (Leukosom), umgeben von dunklen feinkörnigen und glimmerreichen Bereichen (Melanosom bzw. Restit). Auch hellgraue Partien des gneisigen Ausgangsgesteins (Paläosom) sind meist erkennbar. Als Geschiebe finden sich sowohl Adergneise mit hellen und dunklen Partien, als auch stärker deformierte Gneise/Migmatite, in denen die Adertextur nur noch ansatzweise erkennbar ist. Die feinkörnigen und dunklen Partien des Paläosoms bestehen aus Biotit, Quarz und Feldspat mit einem Biotit-Anteil von 40-70%.

Hellroter bis rotvioletter Granat bildet Porphyroklasten, entweder unregelmäßig geformte Partien, aber auch kompakte runde Aggregate mit einem Durchmesser bis 5 cm. Diese sind ungleichmäßig im Gestein verteilt und durch Kataklase zerbrochen. In den Porphyroklasten können Einlagerungen grüner Minerale vorkommen (z. B. Chlorit).

Neben Granat ist reichlich Cordierit enthalten, sowohl in den feinkörnigen, dunklen und biotitreichen Bereichen (Matrix aus Biotit, Quarz und Feldspat), als auch „schwimmend“ in den Leukosomen. Cordierit ist grau, idealerweise bläulich-grau getönt und – im Gegensatz zu den quarzhaltigen Partien – von dunklen Glimmerplättchen durchsetzt. Das Erkennen von Cordierit in Metamorphiten setzt einige Übung voraus, s. kristallin.de. Abb. 13-15 zeigt sehr schön das Erscheinungsbild von Cordierit in einem Cordierit-Gneis.

Optional kann Sillimanit enthalten sein, entweder fein verteilt und makroskopisch kaum erkennbar oder in Form weißer bis silbrig-grauer und feinfaseriger Aggregate. Ein sillimanitreicher Geschiebetyp (Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneis) wird weiter unten separat vorgestellt.

Gemäß den international empfohlenen Nomenklaturregeln lassen sich Metamorphite nach Textur-Merkmalen, Mineralbestand oder dem Ausgangsgestein benennen (FETTES & DESMONS 2007). Für unseren Geschiebetyp ergeben sich daher mehrere mögliche Bezeichnungen: „Migmatischer Paragneis“ (Textur), „Granat-Cordierit-Gneis“ (Mineralbestand) oder auch „Meta-Grauwacke“ (mögliches Ausgangsgestein). Daraus lässt sich das Wort-Ungetüm „migmatitischer Granat-Cordierit-Paragneis vom Sörmland-Typ“ zusammensetzen, eine präzise, aber unhandliche Bezeichnung. In Schweden heißt das Gestein (zusammen mit ähnlichen Metasedimenten ohne Granat und Cordierit) schlicht „Sörmland-Adergneis“. Der Gesteinstyp wird in VINX 2016: 118-120 beschrieben. Siehe auch MÖLLER & APPEL 2016, ALTENBURG 2011. HESEMANN 1975: 21 und ZANDSTRA 1988: 204 erwähnen das Gestein nur kurz, SMED P & EHLERS J 2002 führt es gar nicht auf.

2. Entstehung und Herkunft

Das Sörmland-Becken ist ein Teil des svekofennischen Orogens, das sich ungefähr in einem Dreieck zwischen den Städten Stockholm, Västerås und Norrköping erstreckt. In diesem Gebiet finden sich überwiegend graue Metasedimente (Paragneise), hervorgegangen aus Grauwacken und tonigen Sedimenten, die vor etwa 1,9 Ga in einem Meeresbecken zwischen einem Inselbogen und einem Kontinent abgelagert wurden. Während der Akkretion des Inselbogens vor etwa 1,77-1,83 Ga erfolgte die Subduktion und Metamorphose der Sedimente in einer Tiefe von etwa 10-20 km (Andersson 1991). Gleichzeitig kam es zum Aufstieg von Graniten (Stockholm-Granittyp), verbunden mit einer Aufarbeitung und Migmatisierung der Metasedimente. Granat, Cordierit und Kalifeldspat sind metamorphe Neubildungen in Al- und K-reichen Metapeliten unter Bedingungen der oberen Amphibolit- bis unteren Granulitfazies. Vorkommen von Granat-Cordierit-Gneisen scheinen im Sörmland-Becken nur eine begrenzte Ausdehnung zu besitzen, ebenso granatführende Gneise oder Cordierit-Gneise. Ein großer Teil der Metasedimente sind migmatitische Quarz-Feldspat-Gneise ohne signifikante Mengen an Granat oder Cordierit.

Granat-Cordierit-Gneise vom Sörmland-Typ finden sich mitunter gehäuft in ostschwedischen Geschiebegesellschaften, zusammen mit Vänge-, Uppsala- und Sala-Granit. Die graue Signatur in der Übersichtskarte (Abb. 4) zeigt die Verbreitung von Meta-Grauwacken, Meta-Argilliten und Paragneisen im Sörmland-Becken. Innerhalb dieses Gebietes, das für ein mögliches Leitgeschiebe eine respektable Ausdehnung besitzt, ist mit Vorkommen von Granat-Cordierit-Gneisen und den weiter unten vorgestellten Varianten mit viel Sillimanit zu rechnen.

Kleinere Vorkommen ähnlicher Gesteine finden sich nördlich von Gävle im Bottnischen Becken (Andersson et al 2006: 679-697). Granatführende Paragneise (ohne Cordierit) kommen auch weiter nördlich vor: ein riesiges Becken mit Metasedimenten verläuft von Westfinnland aus quer durch die Bottensee bis in die Mitte Nordschwedens (pers. Mitteilung M. Bräunlich, s. Probe aus diesem Gebiet in Abb. 9). Aus dem Schärengarten von Turku in Südfinnland sind granatführende Paragneise (auch Granat-Cordierit-Gneise?) bekannt. Spielen Geschiebe vom finnischen Festland in Norddeutschland auch nur eine sehr untergeordnete Rolle, ist unklar, ob sich diese Vorkommen am Grund der Ostsee nach Westen fortsetzen bzw. weitere Unterwasser-Vorkommen mit Granat-Cordierit-Gneisen existieren.

Abb. 4: Verbreitung von Meta-Grauwacken, Meta-Argilliten und Paragneisen in Sörmland (mögliches Verbreitungsgebiet der Granat-Cordierit-Gneise), graue Signatur. Im Text genannte Fundlokalitäten sind gelb markiert. Karte nach STEPHENS et al 2009.

3. Anstehender Sörmlandgneis

Bisher liegen nur wenige Vergleichsproben von Sörmland-Gneisen mit Granat und Cordierit vor (s. a. skan-kristallin.de). Die folgenden Proben stammen von der Insel Oaxen, wo der Sörmland-Gneis als Umgebungsgestein eines Marmorvorkommens gut aufgeschlossen ist (Lok. 1).

Abb. 5: Anstehender grauer Paragneis auf der Insel Oaxen; große Linse eines Leukosoms aus Feldspat und Quarz, umgeben von einem dunklen Melanosom. Höhe am rechten Bildrand ca. 3 m.
Abb. 6. Granat-Cordierit-Paragneis (Sörmland-Gneis), Block mit frischer Bruchfläche aus einer Uferbefestigung auf der Insel Oaxen.
Abb. 7: Handstück von der gleichen Lokalität, Aufnahme unter Wasser. Bläulicher Cordierit ist u. a. rechts der Bildmitte in den feinkörnigen Gneispartien erkennbar.
Abb. 8: Weitere Probe von der gleichen Lokalität mit rotem Granat sowie graublauem Cordierit in den dunklen und feinkörnigen Gneispartien. Die cordierithaltigen Partien sind von feinen Glimmerplättchen durchsetzt. Im grobkörnigen Leukosom ist zusätzlich bläulicher Alkalifeldspat (perthitische Entmischung) und bläulicher Quarz enthalten.

Die nächste Probe ist ein grauer und migmatischer Paragneis mit Granat (augenscheinlich ohne Cordierit) aus Nordschweden.

Abb. 9: Granatführender Paragneis (ohne Cordierit), Anstehendprobe von Hudiksvall, östlich vom See Dellen (Lok. 2). Foto: M. Bräunlich, kristallin.de.

4. Weitere Paragneise aus Sörmland

Auf mehreren Reisen in das Gebiet des Sörmland-Beckens konnte ein kleiner Eindruck von den variantenreichen Paragneisen dieses Gebietes gewonnen werden, im Anstehenden und anhand von Nahgeschieben. Ein größerer Teil der Metasedimente sind Adergneise bis stark migmatitische Gneise aus Biotit, Quarz und Kalifeldspat, die auf den ersten Blick keine größeren Mengen von Granat oder Cordierit enthalten (gewöhnliche Sörmland-Adergneise, Abb. 10,11). Lokal treten auch migmatitische und granatführende Paragneise mit viel weißem Alkalifeldspat (Abb. 12) auf. An einer weiteren Lokalität fanden sich ausschließlich cordierithaltige Gneise (Cordieritgneis, Abb. 13-15). Die mineralische Zusammensetzung der Metasedimente (mit oder ohne Granat und Cordierit) hängt von der Zusammensetzung (Fe- und Mg-Gehalt) der Ausgangsgesteine und dem Grad ihrer metamorphen Umwandlung ab.

Abb. 10: Adergneise und migmatitische Gneise ohne Granat und Cordierit, Nahgeschiebe am Geröllstrand von Skansholmen, S Stockholm (Lok. 3).
Abb. 11: Grauer Sörmland-Adergneis, Nahgeschiebe am Geröllstrand von Skansholmen; Breite 24 cm.
Abb. 12: Paragneis mit Granat-Porphyroblasten und reichlich weißem Kalifeldspat, Aufnahme unter Wasser. Abschlag von einem großen Block aus der Uferbefestigung am Campingplatz Skansholmen (Lok. 3).

5. Cordieritgneis von Flen

Cordieritgneise kommen verbreitet im nordischen Grundgebirge vor. Geschiebefunde lassen sich keiner näheren Herkunft zuordnen. Die folgenden Proben aus der Nähe von Flen stammen aus einem Kiesabbau, in dem gleichzeitig anstehender Cordieritgneis in einem Steinbruch abgebaut wurde (Lok. 4). Solche kombinierten Lagerstätten sind in Schweden häufiger anzutreffen, wenn die glazialen Deckschichten über dem kristallinen Grundgebirge nur eine geringe Mächtigkeit aufweisen.

Abb. 13: Cordieritgneis aus einem Steinbruch bei Flen. Das Gestein enthält neben weißem Feldspat und Biotit große Mengen an bläulichem Cordierit.
Abb. 14: Nahaufnahme unter Wasser. Die bläulichen Cordierit-Partien sind von feinen Biotit-Plättchen durchsetzt.
Abb. 15: Nahaufnahme, nasse Bruchfläche.
Abb. 16: In der Kiesgrube fanden sich große Nahgeschiebe von Adergneisen und Cordieritgneisen, aber keine granathaltigen Metasedimente. Das Bild zeigt einen grobkörnigen Paragneis mit größeren Mengen an bläulichem Cordierit (Breite 29 cm).

6. Geschiebefunde vom Sörmland-Typ

Die nächsten Bilder zeigen Geschiebe von Granat-Cordierit-Paragneisen aus Norddeutschland. Als Sörmland-Typ können die Adergneise bis migmatitischen Gneise in Abb. 1-3, 17 und 20-21 angesehen werden. Sie dürften teilweise, möglicherweise aber nicht ausschließlich aus dem Sörmland-Becken stammen.

Abb. 17: Migmatitischer Granat-Cordierit-Gneis vom Sörmland-Typ. Graublauer Cordierit findet sich in der Nähe der Granatkörner und innerhalb der biotitreichen Partien. Polierte Schlifffläche eines Geschiebes im Findlingspark Nochten (Niederlausitz).
Abb. 18: Migmatitischer Paragneis, Großgeschiebe aus dem Tagebau Welzow-Süd, Findlingslager Steinitz bei Drebkau (Niederlausitz). Breite 56 cm.
Abb. 19: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Farblose bis hellgraue und von Biotit durchsetzte Partien deuten auf Cordierit hin.
Abb. 20. Granat-Cordierit-Paragneis, Kiesgrube Penkun (Brandenburg); schwach bläulich-graue Cordierit-Partien sind mit Biotit durchsetzt.
Abb. 21: Paragneis mit Granat und grauem Cordierit; Aufnahme einer Bruchfläche unter Wasser. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 22: Feinkörniger Adergneis mit großen Granat-Porphyroblasten; Cordierit ist nicht erkennbar. (Findlingslager Steinitz bei Drebkau, Niederlausitz).
Abb. 23: Granat-Cordierit-Gneis, Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 24: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche. Die Granate weisen teilweise sechseckige Umrisse und nur geringe Spuren einer Kataklase auf.
Abb. 25: Nahaufnahme; dunkle Partien mit blaugrauem Cordierit.
Abb. 26: Grünlicher Granat-Cordierit-Gneis, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg.
Abb. 27: Nahaufnahme. Neben etwas graublauem Cordierit sowie Biotit sind größere Mengen eines grünen und glimmerähnlichen Minerals enthalten (vermutlich Chlorit als Alterationsprodukt von Cordierit).

7. Granat-Cordierit-Sillimanit-Paragneis

Ein eher seltener Geschiebefund sind Gneise vom Sörmland-Typ, die neben Granat und Cordierit weiße oder silbrig-graue und feinfaserige Aggregate von Sillimanit in bedeutender Menge enthalten. MÖLLER & APPEL 2016 beschreiben einen Geschiebefund von der Eckernförder Bucht, rekonstruieren seine Metamorphosegeschichte anhand mikroskopischer Untersuchungen und diskutieren eine mögliche Herkunft aus dem Sörmland-Becken. Die Paragenese aus Kalifeldspat, Cordierit und Sillimanit ist kennzeichnend für eine granulitfazielle Metamorphose (750 Grad, 4,5-5,5 Kbar). Damit lässt sich das mögliche Herkunftsgebiet dieses Gneis-Typs auf eine etwa 150 x 70 km große Fläche in Sörmland einschränken, nach Ansicht der Autoren ein zu großes Gebiet für ein Leitgeschiebe.

Das von MÖLLER & APPEL 2016 beschriebene Geschiebe enthält rosarote, linsenförmige und xenomorphe Porphyroblasten von Granat, die größer sind als alle anderen Minerale. Die Porphyroblasten enthalten Einlagerungen von grünlichem Chlorit, besitzen einen hellen Saum von Feldspat oder Cordierit und werden von Partien mit Sillimanit und Biotit „umflossen“. Sillimanit ist eng mit Biotit verwachsen und kommt in zwei Generationen vor: fibrolithisch und in Gestalt dickerer Nadeln.

Abb. 28: Migmatitischer Granat-Cordierit-Paragneis mit länglichen und faserigen Aggregaten von weißem bis dunkelgrauem Sillimanit. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 29: Grauer Granat-Cordierit-Sillimanit-Paragneis. Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 30: Gleicher Stein, Anschnitt eines grobkörnigen Leukosoms mit rotem Granat und graublauem Cordierit.
Abb. 31: Nahaufnahme der feinkörnigen Matrix mit parallel orientierten Aggregaten aus faserigem Sillimanit und schwach graublauem Cordierit.

8. Verzeichnis der Lokalitäten

Lok. 1: Insel Oaxen; Sörmland-Gneis in der Umgebung des Marmorvorkommens; Anstehendprobe aus dem NW der Insel (etwa 58.974057, 17.711479).

Lok. 2: Hudiksvall; Baustelle E vom See Dellen (etwa 61.716382, 17.049936).

Lok. 3: Skansholmen, S Stockholm: Nahgeschiebe; Uferbefestigung aus Granatgneis am Campingplatz (59.04647, 17.69313).

Lok. 4: Kiesgrube und Steinbruch SW von Flen; Nahgeschiebe und anstehender Cordieritgneis (59.015037, 16.583747).

9. Literatur

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