Großgeschiebe aus der Niederlausitz – Rapakiwis Teil 2

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Findlingshalde im Tagebau Cottbus-Nord. Gegenwärtig wird der Tagebau geflutet, die Gesteine sind nicht mehr zugänglich. Insgesamt ist der Anteil an Rapakiwi-Gesteinen in Cottbus-Nord nicht so hoch wie in Welzow-Süd (Steinitz). Während einer Befahrung fanden sich gehäuft (etwa 20 Exemplare) grobkörniger und porphyrischer Rapakiwi-Granite, die mit dem Kökar-Pluton in Verbindung gebracht werden konnten. Typische Åland-Rapakiwis traten in etwas gleicher Anzahl auf. 

Porphyrische Rapakiwis und Pyterlite von Kökar

Die Rapakiwigesteine von Kökar sind nur auf einigen wenigen Schären zugänglich, der weitaus größere Teil des Plutons liegt unter Wasser. Gesteinsproben liegen mittlerweile zwar von fast allen Schären vor, liefern aber nur einen punktuellen Eindruck des gesamten Vorkommens. Die schon länger bekannten Probeorte sind die Schären Söderharu, Norrharu und Andör (s. kristallin.de, skan-kristallin.de). Kennzeichen der Rapakiwis von Kökar sind ein auffallend grobkörniges und porphyrisches bis Pyterlit-Gefüge mit kräftiger perthitischer Entmischung der hellen Alkalifeldspäte. Die Quarze sind grau bis braun gefärbt, größere von ihnen bisweilen bläulich-grau und zoniert. Plagioklas ist in der Regel rot und grün gefärbt, häufig auch in einem Kristall.

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Kökar-Rapakiwi (Nr. 332, Cottbus-Nord, BB ca. 30cm). Sehr grobkörniger, porphyrischer Rapakiwi mit fleischfarbenen, stark perthitisch entmischten Einsprenglingen von Alkalifeldspat bis 5 cm Länge. Rot und grün gefärbter Plagioklas kommt ebenfalls als Einsprengling vor. Charakteristisch sind die bis zu 1 cm großen und bläulichgrauen zonierten Quarze der 1. Generation. Graphische Verwachsungen sind nicht zu erkennen, die Grundmasse besteht aus kleinen Körnern von Quarz und Alkalifeldspat.

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Grünlicher porphyrischer Rapakiwi (Nr. 368, Findlingspark Nochten), Übergang zum Pyterlit. Das grobkörnige Gefüge und die großen zonierten Quarze ähneln dem vorangegangenem Beispiel. Plagioklas ist hier ausschließlich grün gefärbt.

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Kökar-Rapakiwi, Mischgefüge aus porphyrischem Rapakiwi und Pyterlit (Nr. 456, Malxetal am Tagebau Jänschwalde, BB ca. 20 cm). Ausnahmsweise ist ein einzelner Alkalifeldspat von einem dicken Saum aus hellgrünem Plagioklas umgeben. Die braunen Quarzkörner der 2. Generation sind bis 5 mm groß, jene der 1. Generation etwas größer und nicht zoniert.

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Großer Block eines porphyrischen Kökar-Rapakiwis (Nr. 034, Steinitz, BB etwa 70 cm) mit rechteckigen Alkalifeldspat-Einsprenglingen bis 6 cm Länge.

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Gleicher Stein, Bildbreite etwa 30 cm: helle, perthitisch entmischte Alkalifeldspäte; rot und grün pigmentierte Plagioklase; bläulich getönte große Quarze der 1. Generation.

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Quarzreicher orangebrauner porphyrischer Rapakiwi (Nr. 480, Tgb. Cottbus-Nord). Die Quarze sind oberflächlich angeschlagen und erscheinen daher hell. Etwas tiefer und geschützt liegende Quarze zeigen graue bis bräunliche Farben. Größere Quarze sind bläulich-trüb und zoniert. Plagioklas kommt in roten und grünen Tönungen vor. Insgesamt sprechen die Merkmale für eine Herkunft von Kökar.

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Porphyrischer Granit (Nr. 036, BB 35 cm, Steinitz) mit hell orangerotem Alkalifeldspat (perthitische Entmischung, Karlsbader Zwillinge) und überwiegend rot getöntem Plagioklas. Die große Anzahl großer, trüber und bläulicher Quarze neben wenigen kleinen, ebenfalls hellen Quarzen weckt Zweifel, ob es sich um ein Gestein aus einem Rapakiwivorkommen handelt.

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Porphyrischer Kökar-Rapakiwi (Nr. 487, Cottbus-Nord) mit hellem Alkalifeldspat.

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Gleicher Stein, angefeuchtete Partie. Das Gefüge zeigt auffallend helle Alkalifeldspäte, reichlich grünen, teils rotbraunen Plagioklas und bis 1 cm große, kräftig zonierte Quarze der ersten Generation. Von Kökar liegen Anstehendproben vergleichbarer porphyrischer Rapakiwis vor.

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Abschlag des gleichen Steins, Aufnahme unter Wasser.

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Porphyrischer Rapakiwi (Nr. 488, Tgb. Cottbus-Nord) mit Einsprenglingen von hellrötlichem Alkalifeldspat bis 6 cm Länge, einige von ihnen mit grünem Plagioklassaum.

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Abschlag vom gleichen Block. Auf der Bruchfläche zeigt Alkalifeldspat eine orangerote und Plagioklas eine olivgrüne Färbung. Große Alkalifeldspat-Einsprenglinge und die dunkel schwarzbraunen Quarze lassen eine Herkunft von Kökar vermuten. Das Gefüge ähnelt Anstehendproben von Andör (Kökar), die aber eine dunklere Gesamtfarbe besitzen.

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Detailaufnahme des Gefüges: dunkelgraue bis braune Quarze, die größten von ihnen sind gerundet, aber nicht zoniert.

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Porphyrischer Rapakiwi (Nr. 495, BB 30 cm, Cottbus-Nord), kontrastreiches Gefüge aus dunkelgrauer Grundmasse und großen, orangefarbenen Alkalifeldspat-Einsprenglingen.

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Orangefarbene Alkalifeldspäte als Karlsbader Zwillinge. Ein einzelnes Ovoid ist von einem dunkelgrünem Plagioklasring umgeben.

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Gleicher Stein, Aufnahme der Verwitterungsseite unter Wasser. Man vergleiche den Unterschied in der Tönung der größeren Quarze (hier: hell- bis mittelgrau) mit dem nächsten Bild.

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Auf der Bruchfläche sind die größeren Quarze dunkelgrau, die kleineren Körner bräunlich-grau getönt. Die Grundmasse ist feinkörnig und enthält viele dunkle Minerale. Auf Grund seiner Gefügemerkmale könnte das Gestein vom Kökar-Pluton stammen.

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Heller Rapakiwi mit Pyterlit-/Wiborgit-Mischgefüge (Nr. 494, Cottbus-Nord) mit viel braunrotem und grünem Plagioklas. Die tiefer liegenden und nicht angeschlagenen Quarze sind weitgehend idiomorph und besitzen einen bräunlichen Farbton. Herkunft: wahrscheinlich Kökar. Von Åland sind solche hellen Rapakiwis in dieser Ausprägung bisher nicht bekannt. Die finnischen Rapakiwis sind porphyrische Rapakiwis oder Pyterlite. Ungeklärt bleibt, ob der Nordbaltische Pluton solche Gesteine geliefert haben könnte.

Rapakiwis vom finnischen Festland (Vehmaa-/Laitila-Rapakiwis)

Vom finnischen Festland stammende Rapakiwis gehören zu den besonderen und seltenen Geschiebefunden. Auf der Findlingshalde in Steinitz konnten einige Rapakiwis dem Vehmaa- oder Laitila-Pluton (= „Nystad-Rapakiwis“) zugeordnet werden. Ihre Fundhäufung an dieser Lokalität ist bemerkenswert. Bei der Bestimmung muss man aber berücksichtigen, dass wir die Petrographie eines größeren Teils der Rapakiwi-Gesteine nicht kennen, weil die Vorkommen unter Wasser liegen. Zu den finnischen Rapakiwis ist anzumerken, dass mit Wiborgit-Geschieben aus dem Wiborgpluton nicht zu rechnen ist (POSTELMANN 1937). Vom Gefüge her ähnliche Wiborgite könnten aus Unterwasservorkommen, z. B. vom Nordbaltischen Pluton stammen (BRÄUNLICH 2016). Der Kökar-Pluton, dessen Gesteine nur punktuell von einigen Schären bekannt sind, scheint u. a. ein Lieferant von auffällig hellen Rapakiwi-Geschieben zu sein, vielleicht auch solchen, die den Rapakiwis vom finnischen Festland ähneln. Auch auf Aland sollen stellenweise sehr helle Rapakiwis vorkommen (mündl. Mitteilung M. Bräunlich).

Da finnische Festland-Rapakiwis vom Veehma- und Laitilapluton als Geschiebe kaum unterscheidbar sind, können sie unter der Bezeichnung „Nystad-Rapakiwi“ zusammengefasst werden. Erkennbar dürften nur die Pyterlite und porphyrischen Rapakiwis sein, echte Wiborgit-Gefüge kommen nicht vor. In den Pyterliten finden sich gelegentlich einzelne umsäumte Ovoide. Die als Geschiebe nicht besonders selten auftretenden hellen („weißen“) Porphyraplite stammen definitiv nicht vom finnischen Festland, da sie sich im Anstehenden nur sehr untergeordnet finden. Südwestfinnische Rapakiwis sind recht grobkörnige Gesteine, häufig mit sehr hellen („weißen“, meist aber eher blassroten) Alkalifeldspäten. Einzelne Ovoide erreichen eine Größe von 4-5 cm. Plagioklas tritt in verschiedenen Farben auf: rot, olivgrün sowie ein recht charakteristisches oliv-grau. Die eckigen Quarze der Grundmasse haben Korngrössen von 1-3 mm, in Pyterliten können sie eine Tendenz zur Ausbildung von Kränzen um Alkalifeldspäte haben. Manchmal tritt Blauquarz auf.

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Grobkörniger weißer Pyterlit (Nr. 039, BB 40 cm, Steinitz). Die meisten Ovoide sind etwa 4 cm groß. Das Gefüge stimmt mit Proben vom Laitila-Pluton überein, wahrscheinlich handelt es sich um einen Laitila-Rapakiwi.

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Gleicher Stein, angefeuchtet, BB 45 cm. Am rechten Bildrand ist ein einzelnes Ovoid von 9 cm Länge erkennbar.

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Detailansicht des Gefüges: weißer Alkalifeldspat, teils kantengerundet, teils als Ovoid bis 4 cm Größe. Plagioklas zeigt auf der Verwitterungsseite hell graugrüne und rotbraune Farben. Idiomorphe Quarzkörner bis 3 mm sind grau bis bräunlich-grau (Proben auf skan-kristallin.de). Die Farbmischung des Plagioklas (rot und grün) lässt sich an angewitterten Nahgeschieben vom Laitila-Pluton beobachten. Sie tritt auch in den Kökar-Rapakiwis auf. Eine Bruchfläche zum Prüfen der frischen Farbe konnte an diesem Großgeschiebe nicht geschlagen werden. Die Ausbildung des Alkalifeldspats und der Quarze deutet auf eine Herkunft aus dem Laitila-Pluton.

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Heller porphyrischer Rapakiwi, Übergang zum Pyterlit (Nr. 058, Steinitz). Die trockene Oberfläche zeigt eckige und gerundete, cremefarbene Feldspäte, die von graubraunen und idiomorphen Quarzen teilweise kranzförmig umgeben sind. Einige Feldspäte tragen einen hellgrünen Plagioklas-Saum. Vermutlich handelt es sich um einen weissen Nystad-/Vehmaa-Rapakiwi (Lokala-Granit, Referenz).

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Gleicher Stein, angefeuchtete Oberfläche. Ansätze von Kränzen idiomorpher Quarze um Feldspatkristalle sind z. B. rechts der Bildmitte zu beobachten. Dieses Gefüge ist typisch für die Nystad-Rapakiwis.

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Gleicher Block, Seitenansicht: 3,5 cm großes Ovoid mit dickem hellgrünem Plagioklas-Saum. Die Alkalifeldspäte zeigen eine schwach rötliche Tönung.

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Grauer Pyterlit (Nr. 038, Steinitz) mit einem größeren mafischen Xenolith. Die idiomorphen Quarze sind hellgrau bis bräunlichgrau gefärbt. Plagioklas zeigt auf der Verwitterungsrinde eine graugrüne, stellenweise auch eine rötliche oder braune Tönung. Es könnte sich um einen Pyterlit vom finnischen Festland bzw. aus dem Unterwasserteil des Vehmaa-Plutons handeln.

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Grünlichgrauer, gleichkörniger bis schwach porphyrischer Rapakiwi (Nr. 061, Steinitz). Für eine Herkunft vom finnischen Festland spricht das Gefüge aus grauen bis braunen, eckigen und dunklen Quarzkörnern, hellem Alkalifeldspat und graugrünem Plagioklas. Solche und ähnliche Rapakiwis müssten als Begleitgesteine des weiter unten gezeigten „Lellainen“-Rapakiwis häufiger auftreten, da sie dieses Vorkommen großflächig umgeben.

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Auffälliger Rapakiwi mit Pyterlitgefüge (Nr. 040, BB 50 cm, Steinitz) und goldbraunen Alkalifeldspäten. Auf der Oberfläche ist eine Striemung durch Gletscherschliff zu erkennen. Dieses Exemplar wurde zunächst als Lellainen-Rapakiwi, ein Rapakiwi vom finnischen Festland aus dem östlichen Teil des Laitila-Plutons. Allerdings wären entsprechende Begleitgesteine (mittelkörnige weiße Rapakiwis und weiße Pyterlite) zu erwarten, von denen zwar Einzelfunde belegt sind (s. voriges Bild), die aber in keinem Verhältnis den drei hier diskutierten Lellainen-Rapakiwis stehen. Wahrscheinlich ist, dass es einen Doppelgänger in einem Unterwasser-Vorkommen gibt.

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Detailaufnahme der Nr. 040: Die Ovoide der beigebraunen Alkalifeldspäte sind bis 4,5 cm groß. Bläulich-grauer Quarz kommt in kleineren idiomorphen und größeren, zonierten und xenomorphen Körnern vor. Der Plagioklas ist grün, z. T. graugrün, aber nicht olivgrün gefärbt. Das diffuse Gefüge der Alkalifeldspäte findet sich auch in Anstehendproben des Lellainen-Rapakiwis. Abweichend ist lediglich die Farbe des Plagioklas.

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Detailaufnahme des Gefüges mit einem 4 cm großen Feldspatovoid.

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Weiteres Detailbild mit großen, zonierten und bläulichen Quarzen sowie unregelmäßigen Konturen kleinerer Alkalifeldspäte.

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Abschlag vom gleichen Block, Aufnahme unter Wasser. Auf der Bruchfläche sind die Quarze mittelgrau getönt. Die Zonierung der größeren Quarze ist hier nicht so deutlich zu sehen wie auf der angewitterten Gesteinsoberfläche. Plagioklas besitzt grüne bis graugrüne Färbungen.

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Dieser auffällige, ebenfalls als Lellainen-Rapakiwi (Nr. 042, Steinitz) bestimmte Rapakiwi (Referenz) ließ sich schlecht fotografieren. Man erkennt zahlreichen Blauquarz, lachsfarbene Alkalifeldspäte und hellgrünen Plagioklas.

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Detailaufnahme: 4,5 cm breites Alkalifeldspat-Ovoid mit hellgrünem Plagioklas-Saum. Der Saum enthält graphische Verwachsungen von Plagioklas und Quarz. Solche als „Myrmekit“ bezeichneten Verwachsungen sind gewöhnlich nur unter dem Mikroskop erkennbar.

Kleiner Abschlag vom gleichen Block, Aufnahme unter Wasser. Auch bei diesem Rapakiwi ist die blaue Tönung der Quarze auf der Bruchfläche nicht besonders ausgeprägt. Die größten Quarze sind zoniert, die kleineren und hellgrauen Quarzkörner der 2. Generation sind hypidiomorph bis idiomorph ausgebildet. Eine dritte Quarz-Generation findet sich in den Alkalifeldspäten. Plagioklas besitzt eine helle graugrüne Färbung.

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Ein drittes Großgeschiebe deutet in Richtung Lellainen-Rapakiwi (Nr. 041, Steinitz, BB 35 cm). Das Gefüge wirkt diffus durch die unterschiedlich großen Alkalifeldspäte.

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Gleicher Stein, Detail des Gefüges aus beige bis rötlich-braunem Alkalifeldspat und hell- bis mittelgrünem Plagioklas; tiefer liegende Quarze sind mittelgrau getönt.

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Ein besonderer Fund ist dieser Quarzgang in einem Rapakiwi mit Pyterlit-Wiborgit-Mischgefüge (Nr. 054, Steinitz, BB 35 cm). Der Gang weist eine Zonierung auf. In etwa gleich große, transparente und idiomorphe Quarze „schwimmen“ in einer hellen Masse aus Alkalifeldspat.

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Der Gang ist zweigeteilt, in seiner Mitte erkennt man mehr und gröber kristallisierten Alkalifeldspat.

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Gleicher Stein, Detail des groben Mischgefüges aus Pyterlit und Wiborgit. Der hellbraune Alkalifeldspat bildet einige Ovoide bis 3 cm Größe. Plagioklas ist graugrün bis olivgrün. Etwas tiefer liegende und unbeschädigte Körner des weitgehend idiomorphen Quarzes sind graubraun getönt. Der Rapakiwi könnte von Åland oder Kökar stammen (Hinweis M. Bräunlich).

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Weitere Detailaufnahme mit runden Alkalifeldspäten, die teilweise von hellgrünem Plagioklas ummantelt sind. Gegen eine Herkunft aus einem finnischen Festlandsvorkommen spricht, das die idiomorphen Quarzkörner keine Kränze um die Alkalifeldspäte bilden.

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Grobkörniger Rapakiwi mit Wiborgit-Pyterlit-Mischgefüge (Nr. 060, BB 40 cm, Steinitz) aus hellrotem Alkalifeldspat (Ovoide bis 4 cm), hell olivgrünem Plagioklas und hellgrauen, meist idiomorphen Quarzen. Ein ganz ähnliches Geschiebe bildet ZANDSTRA 1999 ab (Nr. 25, „Finnischer Rapakiwi, Pyterlitischer Typ, …möglicherweise vom Laitila-Massiv“ sowie Nr. 45: Anstehendprobe Lellainen-Granit).

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Die fehlenden Kränze um größere Alkalifeldspäte sprechen gegen eine Herkunft vom finnischen Festland. Ganz ähnliche Rapakiwis gibt es aber auf Åland. Eine Anstehendprobe auf kristallin.de (1. Bild) zeigt ein vergleichbares, weniger grobkörniges Gestein.

Rapakiwis von Nordingrå

Eine Zuordnung von Rapakiwi-Geschieben nach Nordingrå bzw. Ångermanland ist problematisch, da noch keine umfassende Beschreibung der dort vorkommenden Rapakiwi-Typen existiert. Charakteristische und als Leitgeschiebe brauchbare Gesteine müssten  hinreichend von Åland-Rapakiwis unterscheidbar sein. Auf skan-kristallin finden sich zahlreiche Anstehendproben aus diesem Gebiet, auf rapakivi.dk eine Reihe von Nahgeschiebe von Norrfällsviken. In ZANDSTRA 1999 beschriebene Gesteine scheinen eher untypische Vertreter zu sein. Als Leitgeschiebe scheinen vorbehaltlich zwei Typen von porphyrischen Rapakiwis in Frage zu kommen:

  • porphyrische Rapakiwi-Granite mit rechteckigen, perthitisch entmischten Alkalifeldspäten, die weitgehend eine einheitliche Größe (1-2 cm) besitzen, oft weiß bzw. hell aussehen und Risse aufweisen. Als Kontrast besteht die Grundmasse aus einer leuchtend roten Masse an graphischen Verwachsungen aus Feldspat und Quarz und füllt die Zwickel zwischen den Feldspäten. Die größeren Quarze (2-3 mm) sind mittelgraue und rund. Nur vereinzelt sind plagioklasumrandete Alkalifeldspäte zu erkennen. Die Menge an graugrünem Plagioklas schwankt. An dunklen Mineralen finden sich Amphibol und Biotit.
  • Hell rötlichbraune bis rötlich-graue porphyrische, vom Gefüge etwas homogener wirkende Rapakiwis, ähnlich der Nr. 048 und 499. Diese Rapakiwis enthalten vereinzelte Partien mit graphischen Verwachsungen in ähnlicher Farbe.
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Nordingrå-Rapakiwi? (Nr. 048, Steinitz). Hell rötlich-brauner Typ (Referenzprobe auf skan-kristallin) aus rechteckigen Alkalifeldspäten mit perthitischen Entmischungen, hellen tropfenförmigen Quarzen und wenig graugrünem Plagioklas. Partien mit graphischen Verwachsungen aus Feldspat und Quarz finden sich nur vereinzelt.

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Nordingrå-Rapakiwi? (Nr. 499, Cottbus-Nord). Helle, annähernd gleich große Alkalifeldspäte; runde, hellgraue und mäßig korrodierte Quarzkörner. Spärlich finden sich zwischen den Feldspäten hellrote graphischen Verwachsungen aus Quarz und Feldspat.

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Mittelkörniger rotbrauner Rapakiwi-Granit (Nr. 306, Merzdorf/Tgb. Cottbus-Nord, BB 100 cm) mit einzelnen Einsprenglingen von hellem Alkalifeldspat bis 4 cm Länge.

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Das mittelkörnige Gestein enthält fast ausschließlich grünen Plagioklas, hellgraue, xenomorphe Quarze und eine rotbraune Grundmasse aus graphischen Verwachsungen.

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Detailaufnahme des Gefüges. Die hellroten graphischen Verwachsungen deuten auf eine Herkunft aus einem Rapakiwi-Vorkommen. Zur genaueren Herkunft des Gesteins gibt es bisher keine Anhaltspunkte.

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Ein unauffälliger und etwas matter porphyrischer Rapakiwi, vermutlich ein Nordingra-Rapakiwi (Nr. 536, Steinitz, BB 20 cm).

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Weiße und rissige Einsprenglinge von Alkalifeldspat, hellgraue hypidiomorphe bis idiomorphe Quarze und hellrote graphische Verwachsungen. Die Verwachsungen sind nicht gewunden, wie in vielen Aland-Rapakiwis, sondern zeigen eine eckige Textur.

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Die frische Bruchfläche eines Abschlags vom gleichen Block zeigt ein wesentlich dunkleres und grünlich-braunes Gestein.

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Aufnahme unter Wasser. Grüner Plagioklas kommt nur vereinzelt vor. Der Mafitanteil (nur Amphibol) ist recht hoch. Ein vergleichbares Nahgeschiebe von Norrvällsviken findet sich auf rapakivi.dk.

Literatur

Bräunlich M 2016 Kristallingesteine der nördlichen Ostsee (Teil 1: Rapakiwis) – Geschiebekunde aktuell 32 (2): 37– 53, 15 Abb., 3 Karten. Hamburg/Greifswald Mai 2016.

Postelmann A 1937 Besprechungen J. Hesemann, Zur Petrographie einiger nordischer kristalliner Leitgeschiebe – Zeitschrift für Geschiebeforschung und Flachlandsgeologie, Band 13, S.222-225.

Zandstra J G 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten – Backhuys Leiden.