Die Bezeichnung Hälleflinta stammt aus dem mittelschwedischen Bergbaurevier und bedeutet übersetzt „Felsenfeuerstein“, abgeleitet von der Härte und dem flintartigen Bruch der Gesteine. Hälleflinta und Leptit (auch „Eurit“ oder „Hälleflintgneis“) werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der geologischen Literatur Schwedens verwendet und erfuhren im Laufe der Zeit verschiedene Deutungen. Aus petrographischer Sicht sind es veraltete Gesteinsbezeichnungen, auf die nach aktueller Nomenklatur möglichst verzichtet werden sollte (FETTES & DESMONS 2007: 158,167). Schwedische Geologen nutzen sie noch als Feldbezeichnungen zur Charakterisierung svekofennischer Einheiten im Gelände, den Gesteinen der sog. Hälleflinta-/Leptit-Formation.
Die geschiebekundliche Verwendung des Begriffs Hälleflinta bezieht auch vergleichbare Vulkanite aus Småland ein („Småland-Hälleflinta“) und ist auf seine breite Anwendung in der älteren geologischen Literatur zurückzuführen, auf der zahlreiche Gesteinsbeschreibungen basieren. Vor über 100 Jahren nannte der Geologe Otto Nordenskjöld praktisch alle Småland- (sowie auch Dalsland-) Vulkanite mit dichter Grundmasse Hälleflinta (NORDENSKJÖLD 1893). Als zeitgemäße Alternative schlägt VINX 2016 die Bezeichnung „Småland-Metarhyolith“ für die hälleflintartigen Småland-Vulkanite vor. Die Verwendung des Begriffs Hälleflinta für bestimmte Småland-Vulkanite in neuerer Literatur (WIKMAN 2000:74) dürfte die handliche Bezeichnung innerhalb der Geschiebekunde auch weiterhin legitimieren.
Die „echte“ Hälleflinta aus dem svekofennischen Raum ist ein dichter und sehr harter, meist deutlich geschichteter Metavulkanit, der wenige oder gar keine Einsprenglinge enthält und sich durch große Zähigkeit und einen feuersteinartig- splittrigen Bruch auszeichnet. Teilweise können primäre vulkanische Strukturen wie Sphärolithe erkennbar sein. Die Hälleflinta der erzreichen Gebiete Mittelschwedens ist meist frei von Einsprenglingen und geschichtet, in anderen Regionen kommt auch porphyrische Hälleflinta vor (die den Metavulkaniten aus Småland ähnlich sehen kann). Innerhalb der Svekofenniden bildet Hälleflinta nur kleine Vorkommen und tritt viel seltener auf als die Leptite (WATANABE 1978). Ein bekanntes Beispiel ist die bandstreifige Hälleflinta von Dannemora (Abb. 1-2).
Die „Dannemora-Hälleflinta“ wird von einigen Autoren (ZANDSTRA 1999, Nr. 120; HESEMANN 1975:203-204) als Leitgeschiebe angesehen und soll „in typischer Ausbildung“ sehr selten zu finden sein. In Ermangelung von Vergleichsproben aus den zahlreichen weiteren svekofennischen Hälleflinta-Vorkommen dürften an dieser Einschätzung Zweifel erlaubt sein. Proben aus Dannemora auf rapakivi.dk.
Möglicher „Kandidat“ für eine Hälleflinta aus dem svekofennischen Raum ist der folgende Geschiebefund. Schräg zur Bänderung des dichten Vulkanits weisen fein gestaffelte Bruchlinien auf eine metamorphe Überprägung des Gesteins hin.
Ein weiterer Geschiebefund mit dichter Grundmasse weist eine feine und streng planare Lagentextur auf. In der Nahaufnahme erkennt man ein mylonitisches Gefüge aus tropfenförmig ausgelängten Quarzen und grünlichen Schlieren mit Sekundär-mineralen (Epidot, Chlorit o. ä.). Es könnte sich um einen mylonitischen Metavulkanit handeln.
Leptite (griech. leptos – dünn) sind feinkörnige und gebänderte Quarz-Feldspat-Gneise und -Granofelse mit wenig dunklen Mineralen und wenigen oder gar keinen Einsprenglingen. Die Korngröße der Gneise bleibt unter 0,5 mm, ansonsten sind es „gewöhnliche“ Gneise. Manche Leptite sind reine Granofelse, also nicht deformierte feinkörnige Gesteine, die während der Metamorphose unter Zunahme der Korngrößen ein granoblastisches, ein gleichkörniges Gefüge aus isometrischen Feldspat- und Quarzkörnern erhielten (Abb. 13). Die Streifung solcher Leptite sind Relikte ehemaliger Schichtung und kein Gneisgefüge!
Leptite sind im svekofennischen Grundgebirge weit verbreitet und wurden durch niedrig- bis mittelgradige Metamorphose aus Vulkaniten (Laven und Tuffe) und Sedimentiten gebildet. Gelegentlich werden vergleichbare suprakrustale Gesteine in anderen Regionen (Småland, Blekinge) ebenfalls als Leptit bezeichnet. Die Bezeichnung kann als handliches Synonym für „feinkörniger Quarz-Feldspat-Gneis bzw. -Granofels“ im Zusammenhang mit Geschiebefunden verwendet werden.
Die Bezeichnung „Leptit“ kann als handliches Synonym für „feinkörniger Quarz-Feldspat-Gneis“ verwendet werden. Die folgenden Beispiele sind Geschiebefunde, ihre svekofennische Herkunft ist zwar wahrscheinlich, aber nicht gesichert, da ähnliche Gesteine auch in Småland oder Blekinge vorkommen.
Literatur
HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).
NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).
VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).
WATANBE J 1978 Fennoscandian Acidic Pyroclastics (Halleflintas ans Leptites) Associated with the Precambrian Ore Deposits – Jour. Fac. Sci., Hokkaido Univ., Ser. IV, vol. 18, nos1-2, Feb. 1978, S.181-214, 6 text-figures, 4 tables – Contribution from the Department of Geology and Mineralogy, Faculty of Science, Hokkaido University, no. 1534.
WIKMAN H 2000 Beskrivning till berggrundskartona 5E Växjö NO och NV – 75 S. Sveriges Geologiska Undersökning – Uppsala 2000.
ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).
ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).