Fleckengranite

1. Allgemeine Beschreibung
2. Leitgeschiebe?
3. Stockholm-Fleckengranit
4. Fleckengesteine mit körniger Grundmasse
5. Blekinge-Fleckengranit
6. Geschiebefunde
7. Verzeichnis der Lokalitäten
8. Literatur

1. Allgemeine Beschreibung

Fleckengranite (spotted granite) sind kleinkörnige Plutonite mit einer Fleckentextur. Nicht alle Fleckengesteine mit einer klein- und gleichkörnigen Matrix aus Quarz, Feldspat und Biotit sollten als Fleckengranit bezeichnet werden, auch andere Zusammensetzungen kommen in Frage (z. B. Quarzdiorit). Allerdings können die Mengenanteile an Quarz, Alkalifeldspat und Plagioklas von Hand nur schwer abschätzbar sein.

Unter den Metamorphiten gibt es Gesteine mit einem ähnlichen Erscheinungsbild (Migmatite, Granofelse). Mögliche Anhaltspunkte auf eine metamorphe Entstehungsgeschichte sind eine Lagen- oder Gneistextur, eine inhomogene Grundmasse sowie das Vorhandensein von feinfaserigem Sillimanit oder dunklen Cordieritflecken.

Die Flecken in Fleckengraniten besitzen meist einen zonaren Aufbau aus einer hellen, selten auch roten Randzone aus Feldspat und Quarz und einem dunkleren Kernbereich mit braunem oder rötlichem Titanit und/oder schwarzen Biotitplättchen. Titanit kann an seiner charakteristischen keilförmigen Kristallform erkennbar sein.

Abb. 1: Blekinge-Fleckengranit, Anstehendprobe vom Yasjön im Eringsboda-Massiv (Lok. 4), Aufnahme unter Wasser. Das kleinkörnige Gestein besitzt eine Quarz-Feldspat-Biotit-Matrix und enthält Flecken mit einem zonaren Aufbau. Die Säume bestehen aus Quarz und Feldspat, die roten Kerne aus Titanit und etwas Feldspat.
Abb. 2: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

2. Leitgeschiebe?

Mehrere kleine Vorkommen von Fleckengraniten sind aus dem Stockholm-Gebiet („Stockholm-Fleckengranit“) und aus Blekinge („Blekinge-Fleckengranit“) bekannt. Mit weiteren und bisher nicht entdeckten Vorkommen, möglicherweise auch in anderen Regionen, muss gerechnet werden. Die petrographische Variabilität des Gesteinstyps – kaum ein Geschiebefund gleicht dem anderen – erschwert eine Referenzierung mit den wenigen vorliegenden Vergleichsproben, die allesamt aus Kleinvorkommen stammen. Fleckengranite eignen sich daher nicht als Leitgeschiebe. Auch eine grobe Unterscheidbarkeit von Geschiebefunden nach Herkunft (Stockholm oder Blekinge) ist aufgrund ganz ähnlicher Merkmale wohl kaum möglich.

Die Darstellung des Stockholm-Fleckengranits in der Geschiebeliteratur ist wenig befriedigend. Hesemann 1975: 188-191 nennt neben den Gesteinen aus dem Stockholm-Gebiet weitere „abweichende“ Fleckengranite, die er (methodisch problematisch) von Geschiebefunden aus Norddeutschland ableitet und annimmt, dass sie aus dem gleichen Gebiet stammen. Zandstra 1988: 205 unterscheidet zwei Typen und ordnet ihnen ein größeres Herkunftsgebiet zu („Södermanland und Uppland“). Für den ersten Typ, ein kleinkörniger Fleckengranit, der dem „normalen“ (?) Stockholm-Granit ähnelt, übernimmt er die Beschreibungen von Geijer 1913b. Der zweite Typ ist eine dunklere und feinkörnige Variante, die in Zandstra 1999, Nr. 123 als Migmatit bezeichnet wird. Hier werden also zwei verschiedene Gesteinstypen, Plutonite und Metamorphite, unter der gleichen Bezeichnung zusammengefasst. Feldstudien ergaben, dass dieser zweite Typ nicht im Zusammenhang mit dem Stockholm-Granit steht, sondern im Gebiet von Kolmården, etwa 100 km südwestlich von Stockholm, verbreitet als Geschiebe auftritt (s. Abb. 5).

3. Stockholm-Fleckengranit

Geijer 1913b beschreibt elf anstehende Vorkommen von Fleckengraniten aus dem Gebiet des Stockholm-Granits. Ihre Ausdehnung beträgt wenige bis einige Hundert Quadratmeter. Bis auf eine Lokalität (Almnäs, 30 km SW Stockholm) liegen sie innerhalb des Stadtgebiets von Stockholm. In fast allen Proben ist Titanit das dominierende Mineral in den Kernen der Flecken, Biotit tritt viel seltener auf. Der Titanit ist meist braun und als kompaktes Mineralkorn von max. 3-4 mm Länge oder als schwammartige Masse ausgebildet. Die hellen Säume um die Kerne der Flecken bestehen aus Quarz und Feldspat und können bis 6-7 mm breit werden.

Fleckenbildungen im Stockholm-Granit treten im Abstand von wenigen Metern zum Kontakt mit älteren Gneisen auf (Geijer 1913b). Die Minerale in den Flecken könnten z. B. durch metasomatische Vorgänge aus den Metamorphiten mobilisiert worden sein. Nach Lohberg 1963 sind die Kerne der Fleckengranite postkinematische, dicht unter 500 Grad gebildete Rekristallisationsprodukte als Folge metamorpher Differenzierungen (in Hesemann 1975).

Möller & Stålhös 1969 (Kartenblatt Stockholm SV) nennen zwei Vorkommen von Fleckengraniten innerhalb des Stockholm-Granits. Die Gesteine besitzen 1-3 cm große und runde oder elliptische Flecken mit einer hellroten Randzone aus Quarz und Feldspat und dunklen Kernen aus Biotit, Titanit oder beiden Mineralen.

Abb. 3: Stockholm-Fleckengranit, Anstehendprobe, wahrscheinlich südwestlich vom Thorsvikssvängen, Stockholm, Insel Lidingö (leg. o. A. 1960, Slg. Geozentrum Hannover). Foto aus skan-kristallin.de.

Während mehrerer Exkursionen in das Gebiet zwischen Norrköping und Stockholm konnte ich lediglich ein einziges Fleckengranit-Geschiebe in einer Kiesgrube unmittelbar westlich von Stockholm finden, das aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Stockholm-Granit im Zusammenhang steht (Abb. 4).

Abb. 4: Fleckengranit, Geschiebe aus der Kiesgrube Järna, W von Stockholm (Lok. 2). Die Flecken weisen einen undeutlichen Zonarbau auf, mit einer Randzone aus Feldspat und Quarz und einem unbekannten Mineralgemisch im Kern.

4. Fleckengesteine mit körniger Grundmasse

Graue Fleckengesteine mit einer kleinkörnigen, nicht näher differenzierbaren Grundmasse aus Quarz, Feldspat und Biotit sowie einer Gneistextur, manchmal auch einer kaum erkennbaren Foliation (Streifung, Einregelung der Flecken) konnten vor allem im südlichen Södermanland und östlichen Östergötland, etwa 100 km südwestlich von Stockholm, verbreitet als Geschiebe beobachtet werden. Dabei scheint es sich offenbar um etwas körnigere Varianten der feinkörnigen Fleckengesteine zu handeln, die in diesem Gebiet verbreitet auftreten (vgl. auch Geschiebefunde Abb. 15, 17 und 26 im Artikel Fleckengesteine). Aus der näheren Umgebung von Stockholm liegt lediglich ein Einzelfund dieses Typs  (Abb. 7) vor.

Ein Teil der Funde entspricht dem zweiten Typ in Zandstra 1988, einem dunklen, biotit- und hornblendereichem Metamorphit (migmatitischer Gneis) mit einer Flecken-Struktur (Nr. 123 in Zandstra 1999, auch Rudolph 2017: 214). Die Bezeichnung „Stockholm-Fleckengranit“ für diesen Gesteinstyp dürfte obsolet sein, ebenso der Begriff „Stictolith“ oder stictolithische Textur für Migmatite mit Flecken von Reliktmineralen (Fettes & Desmons 2007).

Flecken von 0,5-3 cm Größe sind annähernd rund bis länglich geformt und liegen regellos im Gestein verteilt oder sind in Reihen angeordnet. Einfache Flecken bestehen meist aus einem Gemenge von Quarz und Feldspat. Zonierte Flecken zeigen einen weißen oder rötlichen Saum aus Feldspat und Quarz um einen dunklen Kern. Der schwarze, graue, rötliche, selten auch grün getönte Kernbereich kann aus einem einzelnen Mineral oder einem Mineralgemisch bestehen, z. B. schwarzen Biotitplättchen (manchmal nur ein einzelnes größeres Korn), grünlich-schwarzen Chloritmineralen oder gelbem, braunem oder rotem Titanit (gelegentlich an seiner keilförmigen Kristallform erkennbar).

Abb. 5: Graues Fleckengestein mit kleinkörniger Grundmasse aus Quarz, Feldspat und Biotit sowie länglichen und zonierten Flecken. Das hellbraune und transparente Mineral im Kern der Flecken könnte Titanit sein, keilförmige Kristallaggregate waren jedoch nicht erkennbar. Geschiebe vom Campingplatz Kolmården (Lok. 1).
Abb. 6: Ähnlicher Geschiebefund von Kolmården (Lok. 1) mit feinkörniger Grundmasse und gelb- bis rötlich-braunem Titanit in den Kernen der Flecken (keilförmige Kristalle erkennbar).
Abb. 7: Ähnlicher Typ eines Fleckengesteins mit einfachen Flecken, einige auch mit rötlichen Kernen; Geröllstrand in Skansholmen, südlich Stockholm (Lok. 3).

5. Blekinge-Fleckengranit

Kleinkörnige Granite mit einer Fleckentextur kommen an mehreren Lokalitäten in Nordost-Blekinge vor (Wiklander 1974: 52f). In der Nähe von Tving, innerhalb des Yasjö-Granits, einer Variante des 1,45 Ga alten Eringsboda-Granits, ist ein etwa 6 m breiter Gang eines Fleckengranits („sphen-spotted granite“) aufgeschlossen. Der etwas jüngere Fleckengranit durchschlägt den Yasjö-Granit und enthält Flecken mit rotem Titanit.

Abb. 8: Blekinge-Fleckengranit, angefeuchtete Anstehendprobe mit frischer Bruchfläche (Lok. 4).

Das hellgraue Gestein (s. a. Abb. 1 und 2) besitzt ein klein- und gleichkörniges Mineralgefüge aus Quarz, Feldspat und Biotit. Die annähernd runden, bis 10 mm großen Flecken besitzen einen zonaren Aufbau aus einer hellen Quarz-Feldspat-Aureole (2-4 mm) und einen roten Kern (3 mm) aus Titanit und etwas Feldspat. Die Ränder der Flecken setzen sich nur unscharf von der Matrix ab.

Abb. 9: Nahaufnahme unter Wasser.

6. Geschiebefunde

Fleckengesteine mit körniger Grundmasse (Korngrößen bis etwa 1 mm) treten als Geschiebe ebenso variantenreich in Erscheinung wie die feinkörnigen Vertreter. Gesteinstypen, die den folgenden Geschiebefunden aus Norddeutschland ähneln, konnten im Gebiet südlich und westlich von Stockholm sowie in Sörmland und Östergötland nicht beobachtet werden.

Abb. 10: Kleinkörniger Fleckengranit, Geschiebefund von Travemünde, E. Figaj leg.

Das Gestein ähnelt dem Geschiebetyp des Stockholm-Granits. Die länglichen Flecken scheinen eine bevorzugte Ausrichtung zu besitzen, während die hellgraue Matrix ein gleichkörnig-richtungsloses Mineralgefüge aufweist.

Abb. 11: Nahaufnahme der zonierten Flecken mit einem weißen Saum aus Quarz und Feldspat und einem dunklen Kern mit Biotit.
Abb. 12: Roter Fleckengranit. Die Matrix enthält roten Alkalifeldspat und Quarz (Mengenanteile nicht abschätzbar) und reichlich dunkle Minerale. Die Randzone der Flecken besteht aus Quarz und Feldspat, der dunkle Kern enthält Biotit und vermutlich Titanit. Nahaufnahme einer polierten Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Arendsee (Brandenburg).
Abb. 13: Biotitreiches und feinkörniges Fleckengestein mit roten Flecken aus Biotit und Titanit, Aufnahme unter Wasser. Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg.
Abb. 14: Ähnlicher Geschiebetyp aus der Kiesgrube Gusow, Ost-Brandenburg; Aufnahme unter Wasser.

Weitere Abbildungen von Geschiebefunden finden sich auf skan-kristallin.de.

7. Verzeichnis der Lokalitäten

Lokalität 1: Geschiebe Fleckengesteine, Rollsteinstrand am Campingplatz Kolmården; 58.65718, 16.40712.
Lokalität 2: Geschiebe Fleckengranit; aktive Kiesgrube zwischen Järna und Nykvarn; 59.12040, 17.46764.
Lokalität 3: Geschiebe Fleckengestein; Geröllstrand am Campingplatz Skansholmen/S Sandviken; 59.04647, 17.69313
Lokalität 4: Anstehender Blekinge-Fleckengranit; Gang im Eringsboda-Granit, ca. 3,5 km N Tving, am Fahrweg N des Yasjön; 56.33846, 15.48692.

8. Literatur

Fettes DJ & Desmons J 2007 Metamorphic rocks – A classification and glossary of terms: recommendations of the International Union of Geological Sciences Subcommission on the Systematics of Metamorphic Rocks – Cambridge University Press.

Geijer P 1913b Zur Petrographie des Stockholm-Granites – GFF 35: 123-150

Hesemann J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – GLA Nordrhein-Westfalen, S. 188-191.

Loberg B 1963 The Formation of a Flecky Gneiss and Similar Phenomena in Relation to the Migmatite and Vein Gneiss Problem – Geologiska Föreningen i Stockholm Förhandlingar, 85:1, 3-109, Stockholm.

Möller H & Stålhös G 1969 Beskrivning till geologiska kartbladet Stockholm SV. SGU Ae 4, S. 28.

Rudolph F 2017 Das große Buch der Strandsteine – 320 S., zahlr. Abb., Kiel/Hamburg (Wachholz-Verlag – Murmann Publishers).

Wiklander U 1974 Precambrian petrology, geochemestry and age relations of northeastern Blekinge, southern Sweden – Sveriges Geologiska Undersökning (C) Avhandlingar och uppsatser 704 [Årsbok 68 (11)]: 142 S., 59 Abb., 9 Tab., 1 Kte., Uppsala.

Zandstra J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., (1+)118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc. (Brill).

Zandstra J G 1999: Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten – Backhuys Leiden, Nr. 123 und 124.

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