Abgesehen von quarzporphyrischen Rapakiwi-Gesteinen (Åland-Quarzporphyre und -Granitporphyre) sowie dem Braunen Ostseequarzporphyr, kommen Porphyre und Vulkanite nur vereinzelt als Großgeschiebe vor. So fehlen z. B. die typischen Porphyre aus Dalarna und Småland. Der abgebildete Rhombenporphyr von einer kleinen Halde bei Papproth/ Welzow-Süd ist ein Ausnahmefund, zumal es in der Niederlausitz kaum die Gelegenheit gibt, kleine Geschiebe zu sammeln. Er ist weiterhin der einzige Geschiebefund in dieser Dokumentation, der sicher aus dem Oslograben stammt. Kleinere Rhombenporphyr-Geschiebe kommen in Brandenburg immer mal wieder vor und wurden bis weit nach Sachsen und Schlesien hinein gefunden.
Småland-Gangporphyre
Ausschnitt aus einem 35 cm breiten Porphyrgeschiebe (Nr. 442, Findlingslager Malxetal, Tgb. Jänschwalde, BB 15 cm), ein Småland-Gangporphyr vom Emarp-Typ. Das Gestein enthält weißen Alkalifeldspat, runde Blauquarz-Körner, grünliche Plagioklase sowie grünliche und alterierte Biotitaggregate. In der Niederlausitz wurde bisher kein einziges Großgeschiebe eines Porphyrs vom Typ Påskallavik gefunden, obwohl er in den Kiesgruben Brandenburgs regelmässig anzutreffen ist, auch in größeren Blöcken. Möglicherweise wurden hübsche Porphyrgeschiebe aber auch aussortiert und verkauft.
Etwa 75 cm breites Porphyrgeschiebe (Nr. 504, Cottbus-Nord), vermutlich ebenfalls ein Småland-Gangporphyr, der bisher größte in den Tagebaubereichen angetroffene Porphyrblock. Aufgrund der kantigen und flachen Form des Geschiebes könnte es sich um einen 25 cm mächtigen Gang handeln.
Detail des Gefüges: die dichte und schokoladenbraune Grundmasse enthält Einsprenglinge von bläulichen und gerundeten Quarzkörnern und rissige Alkalifeldspäte. Das Gestein erinnert an den Emarp-Typ, allerdings erscheint die Grundmasse etwas zu dunkel. Eine Herkunft aus Småland ist wahrscheinlich. Die parallel verlaufenden Streifen auf der Gesteinsoberfläche sind Gletscherschrammen.
Hälleflintartiger Vulkanit (Nr. 533, Steinitz, B 42 cm) mit dichter Grundmasse und schlieriger Textur. Ein eutaxitisches Gefüge (Ignimbrit) ist nicht erkennbar. Ein genaueres Herkunftsgebiet des leicht metamorph überprägen Vulkanits lässt sich nicht ermitteln.
Porphyre aus Dalarna
In der Gegend S Papproth konnte ich im rekultivierten Teil von Welzow-Süd ausnahmsweise einige Proben im Handformat auflesen, so auch diesen Porphyr, der an einen Kallberget-Porphyr erinnert. Allerdings in nicht ganz typischer Ausbildung. Die Grundmasse ist leicht körnig, außerdem von zahlreichen Adern von Epidot o.ä. durchsetzt.
Detail der obigen Probe als Unterwasseraufnahme. Das Farbspiel und die Reichhaltigkeit der roten bis violettroten Einsprenglinge sowie die mäßig häufigen, grauen, eckigen Quarzeinsprenglinge lassen an die Gesteinsserie der Kallberget-Porphyre denken, allerdings sind die grünen Alterationsprodukte nicht typisch. Ähnliche Gesteine kommen wohl auch im Gebiet Särna vor. Besser, man beläßt es bei der Einschätzung Dala-Quarzporphyr.
Großes Geschiebe eines Digerberg-Konglomerats (Nr. 363) im Findlingspark Nochten. Blick auf eine polierte Schlifffläche (angewittert) mit großem, etwa 20 cm breitem Sandsteinklast und zahlreichen weiteren, gut gerundeten Porphyrklasten.
Detail der angefeuchteten Schnittfläche. Lediglich der rote Porphyr lässt eine Zugehörigkeit zu den Dala-Porphyren vermuten, die anderen Porphyrklasten, u.a. zwei Doleritklasten, sehen anders aus als die gewöhnlichen, typischen Dala-Porphyre. Es befinden sich noch weitere Porphyrklasten mit eindeutigem Habitus der Dala-Porphyre in diesem Block, die auf dem Foto nicht abgebildet sind.
Polierte Schnittfläche eines Fundes am Wegesrand im Tagebau Welzow-Süd, S Papproth, ein typisches Digerberg-Konglomerat.
Detail einiger Porphyrklasten und eines dichten, einsprenglingsarmen und schlierigen Vulkanits, möglicherweise ein Ignimbrit.
Hellbrauner Porphyr (Nr. 214, Steinitz) mit mäßig vielen hellen Feldspateinsprenglingen (grünlicher Plagioklas + weißer Alkalifeldspat?), möglicherweise aus Dalarna. Ein anderes Herkunftsgebiet wird nicht ausgeschlossen. Solche größeren Porphyrgeschiebe treten vereinzelt auf den Steinhalden der Niederlausitz auf und sind kaum definitiv einem bestimmten Vorkommen zuzuordnen. Lediglich die dichte Grundmasse und das undeformierte, metamorph nicht durchgreifend veränderte Porphyrgefüge lassen an Vulkanite aus Dalarna denken.
Großes Porphyrgeschiebe (Nr. 211, Steinitz, Breite 46 cm), Kontakt eines Granitporphyrs rechts zu einer feinkörnigeren, einsprenglingsärmeren Variante links. Die Grundmassen beider Varietäten sind nicht dicht, sondern körnig. In der Mitte des Geschiebes ist ein Xenolith eines mafischen Gesteins zu erkennen.
Das Gefüge der einsprenglingsreichen Partie erinnert an einen einsprenglingsreichen Porphyr von Dalarna. Diese können auch granitporphyrische Varianten ausbilden. Quarz ist makroskopisch nicht erkennbar.
Brauner Ostsee-Quarzporphyr
Brauner Ostsee-Quarzporphyr (Nr. 210, Steinitz, Breite 50 cm) tritt hin und wieder in großen Blöcken auf, roter Ostsee-Quarzporphyr hingegen nicht. Das mag weniger an seiner Seltenheit als an seiner engständigen Klüftung liegen.
Detail aus dem oberen Block: etwa 5 cm breiter Fremdgesteinseinschluß im braunen Ostsee-Quarzporphyr aus größeren und kleineren Feldspäten, Quarz und grünen Alterationsprodukten. Die Kristalle sind durch das heiße Magma deutlich korrodiert. Xenolithe aus Granophyr oder anderen rapakiwiähnlichen Gesteinen wurden an den größeren Blöcken bisher nicht beobachtet.
Quarzporphyrische Rapakiwis
In dieser Gruppe werden Quarzporphyre und Granitporphyre aus Rapakiwiplutonen zusammengefasst. Sie erscheinen in zahlreichen Übergangsformen, die eine klare Unterscheidung zwischen Quarzporphyr und Granitporphyr sowie ähnlichen Rapakiwigesteinen mit feinkörniger Grundmasse manchmal erschweren. Kennzeichen sind ein deutlich bimodales, also porphyrisches Gefüge (Grundmasse + Einsprenglinge von Quarz und Alkalifeldspat), wobei die petrographische Regel bezüglich der Körnigkeit der Grundmasse etwas weiter gefasst ist als bei Nicht-Rapakiwigesteinen (Korngröße bleibt unter 1mm, danach Übergang zu kleinkörnigen Graniten, Porphyrapliten o.ä.).
Rotbrauner Åland-Quarzporphyr (Nr. 051, Steinitz) mit Farbwechsel (möglicherweise auch nur äußerlich) der Grundmassenfarbe. Das Stück zeigt viele korrodierte Quarze und Alkalifeldspat-Einsprenglinge. Seine Herkunft dürfte einigermaßen sicher auf Åland liegen. Die meisten quarzporphyrischen Rapakiwis in der Niederlausitz scheinen von Åland zu stammen, da sie fast immer die typischen Eigenschaften zeigen, siehe auch kristallin.de. Nur bei wenigen aufgefundenen Exemplaren, z.B. solchen mit wenig Einsprenglingen, ist die Herkunft zweifelhaft. Quarzporphyrische Kuriositäten aus anderen Rapakiwi-Plutonen wie z.B. von Rödö/Sundsvall oder einfach nur auffallend andersartige wurden bisher nicht beobachtet. Dies mag in ihrer Seltenheit und möglicherweise engeren Klüftung im Anstehenden begründet liegen.
Ausschnitt aus einem Åland-Granitporphyr, Smeds Åland-Ringquarzporphyr (Nr. 446, Findlingslager Malxetal/ Tgb Jänschwalde) mit grünem Plagioklaskristall und dem kennzeichnenden schwarzen Rand aus dunklen Mineralen um die runden, korrodierten Quarze. Dieses Gefüge zeigt klar die Vermischung eines mafischen und eines felsischen Magmas an (magma mingling).
Rotbrauner Åland-Granitporphyr (Nr. 315, Merzdorf/ Tgb. Cottbus-Nord, BB 9 cm) mit einem dicken grünen Plagioklas-Ring um einen hell rötlichen Alkalifeldspat-Einsprengling.
Großer grüner, anorthitreicher Plagioklaskristall (Länge 5 cm) im gleichen Block. Diese großen Plagioklase sind wohl durch mechanische Magmenmischung als „Xenokristen“ in die Porphyrschmelze eingetragen worden. Letztlich ist aber die Frage nach eingewachsenem Kristall (Kristallisation aus der Schmelze, nachfolgende Alteration) oder Bruchstück/Xenokrist, z.B. aus einem monomineralischen Anorthosit, nur im Dünnschliff eindeutig zu klären.
Dunkle Variante eines Åland-Quarzporphyrs (Nr. 452, BB 17 cm) mit schokoladenbrauner Grundmasse und sehr dunkel erscheinenden Quarzen, wie er z.B. als Bestandteil in den Hammarudda-Quarzporphyrgängen auftritt.
Brauner bis braunroter Åland-Granitporphyr, Typ Hammarudda (Nr. 050, Steinitz, B 48 cm), gekritztes Geschiebe mit brauner Grundmasse und bis zu 3 cm großen abgerundeten Alkalifeldspäten.
Detail des schlecht zu fotografierenden Åland-Granitporphyrs (Referenz, Nr.3).
Roter Granitporphyr als Ringquarzporphyr, vermutlich von Åland. Block in der Uferböschung des Greifenhainer Sees, ehem. Tagebau Greifenhain.
Eine Besonderheit ist der Fund dieses großen Blockes, ein Åland-Quarzporphyr als Ignimbrit (Nr. 053, Steinitz). Ob das Stück tatsächlich vom einzigen bekannten, kleinen Aufschluss Blå Klobben (Referenz) stammt, ist diskussionswürdig, da Funde von solchen Ignimbriten trotz des kleinen Vorkommens nicht allzu selten sind, gelegentlich sogar lokal „gehäuft“ auftreten (Hökholz bei Eckernförde). Vermutlich gibt es noch weitere unbekannte oder untermeerische Vorkommen ignimbritischer/schlieriger Åland-Quarzporphyre.
Eine dichte, schokoladenbraune Grundmasse ist durchsetzt von rotbraunen Schlieren, die ein eutaxitisches Gefüge bilden: Quarz- und Feldspateinsprenglinge werden von Fiamme umflossen. Die Quarze mit einem Durchmesser bis 5 mm sind dunkel, durch magmatische Korrosion gerundet und weisen die Feldspat-„Fischchen“ im Inneren auf. Feldspäte, wohl Alkalifeldspat, sind hell und ebenfalls gerundet. Plagioklas ist nur untergeordnet aufzufinden.
Einschluß eines roten Granophyrs mit graphischen Verwachsungen in der Nr. 053.
Kleines Handstück des Åland-Ignimbrits, Aufnahme unter Wasser. Die Probe zeigt keine 100%ige Übereinstimmung mit dem Ignimbrit von Blå Klobben. Zwar gibt es ein deutlich eutaxitisches Gefüge mit roter Fiamme, viele gerundete und zerbrochene Einsprenglinge sowie große, dunkle, korrodierte Quarze. Die Grundmasse ist allerdings nicht dunkel schokoladenbraun, die Fiamme nicht dicht, sondern feinkörnig.
Foto mit dem Binokular (Foto: T. Langmann). Die helleren rötlichen Flammen bestehen aus feinen graphischen Verwachsungen. Im Vergleich mit den Proben von Blå Klobben ist natürlich eine gewisse Variabilität der Ausprägung dieses Ignimbrits denkbar, ebenso die Überlegung, dass alle Åland-Ignimbrite aus einem einzigen Vorkommen stammen könnten, welches durch seine dem Eis exponierte Lage besonders stark abgeräumt wurde.
Weitere Vulkanite
Vermutlich ein grauer Aschentuff oder -tuffit (Nr. 212, Steinitz, B 60 cm). Das Gestein ist sehr zäh und feinkörnig und zeigt keine Spuren einer Metamorphose. Herkunft ungewiß, eher aus Smaland (ähnelt dort anstehenden und sehr feinkörnigen Aschetuffen) als aus den Svekofenniden (dort metamorphisiert und in gneisartige Hälleflinte und Leptite umgewandelt).
In der Verwitterung grünliche, im Bruch graue, quarzitisch erscheinende Gesteinsmasse mit scherbigem Bruch. Mit der Lupe sind keine einzelnen Körner oder Lagen zu erkennen. Der petrographische Befund bleibt in Ermangelung eines erkennbaren Mineralbestandes vage.
Vulkanischer Pisolith/Aschentuff mit akkretionären Lapilli aus dem Tagebau Jänschwalde (F. Mädler leg.). Diese Probe ist bereits in einem Artikel von KOTTNER 2005 besprochen und wurde mir von Steffen Schneider (Berlin) überlassen.
Außenseite des Geschiebes mit dichteren und härteren, somit verwitterungsbeständigeren Rändern der konzentrisch aufgebauten Lapilli. Diese vulkanischen Pisolithe sind Aschentuffe, die bei verhältnismässig niederenergetischen phreatomagmatischen Eruptionen (explosive Ausbrüche durch Zusammenwirken von Magma+Wasser) entstehen, wahrscheinlich in Phasen beginnender oder nachlassender vulkanischer Aktivität. Die Akkretion (Zusammenballung) der Lapilli erfolgt innerhalb von surges (pyroklastische Ströme) oder als mud rain durch Kondensation von Wasser und dadurch bedingte konzentrische Zusammenballung von Aschepartikeln (SCHMINKE 2004).
Detail einer Unterwasseraufnahme. Erkennbar sind die farblichen Abstufungen zwischen einbettender Tuffmatrix und einigen helleren, z.T. grünlich verfärbten Lapilli. Nicht ganz klar ist, wie die feinerkörnigen Randzonen entstehen. Denkbar ist eine Akkretion durch Adhäsion ausschließlich feinerer Aschepartikel bei abnehmender Dynamik während der Ablagerung. Ein Dünnschliff dieser Probe (KOTTNER 2005) zeigte weiterhin entglaste Fsp+Qz-Partien in der Grundmasse.
Eines der wenigen Funde kleinerer Geschiebe im Tagebau Cottbus-Nord (Nr. 305, BB 16 cm) ist dieser mutmaßliche Aschentuff mit dichter Gesteinsmasse ohne erkennbaren Mineralbestand. Trotz zahlreicher Risse ist das Objekt sehr zäh, und es ließ sich keine Bruchfläche mit dem Hammer erzeugen. Eine Herkunft aus Skandinavien ist fraglich, vielleicht handelt es sich auch um ein Geröll südlicher Herkunft.
Literatur
Kottner J 2005 Ein Tuff mit akkretionären Lapilli als Geschiebe – Geschiebekunde aktuell 21 (1): 25-28, 1 Taf. – Hamburg/Greifswald Februar 2005.
Schmincke H U 2004 Volcanism – Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH, 324 S.
Pingback: Großgeschiebe aus der Niederlausitz – Einleitung | Geologische Streifzüge