Högsrum-Porphyr

Abb. 1: Gangporphyr vom Högsrum-Typ, Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme der Bruchfläche unter Wasser.

Der Högsrum-Porphyr zählt zu den klassischen Leitgeschieben für das östliche Småland (HESEMANN 1975:111-113, ZANDSTRA 1999:182, SMED 2002:108). Der Erstbeschreiber (NORDENSKJÖLD 1893) weist auf die Ähnlichkeit dieses Porphyr-Typs mit den Påskallavik-Typen hin. Eine geschiebekundliche Darstellung in
COHEN & DEECKE 1897:25 entstand in Korrespondenz mit dem Erstbeschreiber.

Probenahmen im Gebiet von Högsrum, einem kleinen Gehöft NW von Fliseryd, lieferten eine Reihe deformierter Gangporphyre, aber keines dieser Gesteine stimmt vollständig mit den Beschreibungen in der Literatur überein (Abb. 7-14). Gleiches gilt für die Anstehendproben auf skan-kristallin.de und in ZANDSTRA 1999:182 (in beiden Proben fehlen die der Länge nach aufgefächerten Feldspäte, gemäß der Beschreibung in COHEN & DEECKE 1897:27). Weitere Untersuchungen in diesem Gebiet sind wünschenswert, bis dahin dürften Zweifel an der Eignung des Gesteinstyps als Leitgeschiebe bestehen. Für eine regionale Verbreitung bestimmter Typen deformierter Gangporphyre in Ost-Småland, im Gebiet westlich von Påskallavik, spricht zumindest ihr Fehlen weiter nördlich. Auch im nördlichen Teil von Öland fanden sich nur vereinzelte, vom hier beschriebenen Typ abweichende Geschiebe deformierter Gangporphyre (Abb. 58 im Exkursionsbericht Öland).

Beschreibung (nach Cohen & Deecke 1897:25)

Die Grundmasse des Högsrum-Porphyrs ist grau, braun bis bräunlich violett und erscheint dicht. Zahlreiche weiße bis blassrote Alkalifeldspat-Einsprenglinge sind in Reihen angeordnet. Sie wurden durch Kataklase zerbrochen, ihre Fragmente teilweise der Länge nach aufgefächert. Die Größe dieser Einsprenglinge variiert zwischen 3-5 mm, einzelne Feldspäte erreichen 15 mm. Zahlreiche wellige und 2-4 mm breite Streifen aus dunklen Mineralen (schwarzer bis grünschwarzer Biotit und/oder Chlorit) durchziehen das Gestein sowie einige der fragmentierten Alkalifeldspäte. In der Grundmasse sind einsprenglingsfreie Partien bis Bohnengröße erkennbar. Vereinzelt erscheinen mattgrüne Plagioklas-Körner. Quarz fehlt in der Regel, gelegentlich bildet er unauffällige graue oder bläuliche Aggregate. Manche Geschiebe sind auf Grund der tektonischen Überprägung des Gesteins plattig ausgebildet.

Abb. 3: Porphyr vom Högsrum-Typ, Geschiebe aus Johannistal, A. Bräu leg.
Abb. 4: Deformierter Porphyr vom Högsrum-Typ; Feldspäte kaum „aufgefächert“; Geschiebe von Nienhagen bei Rostock, Breite 9 cm.
Abb. 5: Deformierter Gangporphyr, Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg.
Abb. 6: Deformierter Gangporphyr, Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam.

Nahgeschiebe und Anstehendproben aus dem Gebiet um Högsrum

Abb. 7: Fundpunkte im Gebiet von Högsrum (S96-98, S109) sowie vom Påskallavik-Porphyr (S95, S105, S108). S107 ist die Kiesgrube bei Värlebo. Der Pfeil markiert die Hauptzugrichtung des Eises während der letzten Inlandvereisung. Kartengrundlage: www.sgu.se.

In einer Kiesgrube, 2,5 km N von Värlebo, südöstlich von Högsrum, fanden sich zahlreiche Geschiebe von deformierten Gangporphyren (S107; 57.06805, 16.19732). Lediglich ein einzelner Fund entspricht in etwa der obigen Beschreibung vom Högrum-Porphyrtyp (Abb. 8). Gemäß der südöstlichen Zugrichtung des Eises während der letzten Inlandvereisung liegt die Grube allerdings knapp westlich vom Streukegel der Porphyre aus dem Högsrum-Gebiet, als dass mehr Funde zu erwarten wären (vgl. Exkursionsbericht SE-Schweden).

Abb. 8: Högsrum-Porphyrtyp, Geschiebe aus einer Kiesgrube bei Värlebo, Aufnahme unter Wasser.

In der Umgebung von Högsrum konnten einige deformierte und teilweise recht bunte Gangporphyren beprobt werden, die aber nur wenig Übereinstimmung mit dem oben beschriebenen Högsrum-Typ aufweisen (alle Aufnahmen unter Wasser).

Abb. 9: Deformierter brauner Gangporphyr mit lebhaft blau gefärbtem Quarz (S96; Straßenaufschluss am Wasserwerk Finsjö; 57.15319, 16.23211).
Abb. 10: Nahaufnahme.
Abb. 11: Rotbrauner Porphyr mit Blauquarz und weißen, durch tektonische Einwirkung zerbrochenen Alkalifeldspat-Einsprenglingen (S98, Straßenaufschluss an der Strecke Finsjö-Högsrum; 57.15884, 16.21636).
Abb. 12: Nahaufnahme.
Abb. 13: Stark zerscherter Porphyr, eher schon ein Gneis, mit körniger Grundmasse (S99, Straßenaufschluss an der Abfahrt nach Högsrum; 57.162813, 16.208073).
Abb. 14: Nahaufnahme.
Abb. 15: In der Nähe des Gehöfts Högsrum fanden sich große Brocken eines deformierten Gangporphyrs und einem Diabas als Begleitgestein. Der anstehende Gang muss in unmittelbarer Nähe liegen, konnte aber nicht lokalisiert werden (S109, 57.15904, 16.21116).

Literatur

COHEN E & DEECKE W 1897 Über Geschiebe aus Neu-Vorpommern und Rügen – Erste Fortsetzung – 95 S., F. W. Kunicke, Greifswald.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).