Großgeschiebe aus der Niederlausitz – Diabase, Dolerite, Gabbros

Anorthosit aus Steinitz/Welzow-Süd, Beschreibung weiter unten. –  Dunkle und SiO2-arme, nicht durchgreifend metamorphisierte Plagioklas-Pyroxen-Gesteine können zunächst nach Gefügemerkmalen in Diabase, Dolerite und Gabbros unterteilt werden. Feinkörnige und basaltähnliche Gesteine sind vulkanische oder subvulkanische Bildungen, die häufig als Diabas bezeichnet werden. Die petrographische Nomenklatur ist hier allerding nicht eindeutig. Im deutschen Sprachgebrauch handelt es sich um vergrünte basaltartige Gesteine, im Englischen besteht kein Unterschied zu den Doleriten. Als Dolerit sollen hier vor allem klein- bis mittelkörnige Ganggesteine mit besonderen Gefügemerkmalen bezeichnet werden. Ihre Tiefengesteinsäquivalente (Plutonite) sind die Gabbros. Mit diesen Begriffen lassen sich eine Reihe von dunklen Gesteinen bestimmen, die keinen sichtbaren Quarz aufweisen. Neben Plagioklas und Pyroxen können wechselnde Anteile weiterer Minerale wie Amphibol, Olivin oder Magnetit hinzutreten. Eine genauere Gesteinsbestimmung kann durchaus schwierig sein, wenn der Mineralbestand nicht vollständig ermittelbar ist. Bereits bei der Unterscheidung von Gabbros und Dioriten stößt man an Grenzen, weil diese Gesteine durch den Anorthitgehalt des Plagioklas definiert sind, der mit makroskopischen Mitteln nicht feststellbar ist. In vielen Fällen wird man sich mit einer vorläufigen Geländeansprache zufrieden geben.

Diabase und Dolerite

Als Kinne-Diabas gekennzeichneter Gesteinsblock (Nr. 388, BB 55 cm) im Findlingsgarten Grießen. Nicht selten treten in den Tagebaubereichen Diabase mit ölgelber Verwitterungsrinde auf. Eine Einordnung der Herkunft ist nicht möglich, wenn das typische Verwitterungsgefüge des Kinne-Diabas fehlt. Hier ist es zumindest in Ansätzen auf der Oberseite erkennbar. Als Kinne-Diabas wird eine Gruppe von basaltartigen Gesteinen bezeichnet, die südöstlich vom Vänern-See im Gebiet der Västergötländer Tafelberge anstehen. Während der Vereisungsphasen wurden sie offenbar großflächig abgetragen und sind als Geschiebe entsprechend häufig anzutreffen.

Kinne-Diabas (Nr. 088, B 30 cm) mit typischer Verwitterungrinde aus unregelmäßig runden und helleren, häufig etwas erhabenen Flecken annähernd gleicher Größe (5-10 mm). Das Gestein ist gelegentlich in den nördlichen Tagebauen Cottbus-Nord und Jänschwalde anzutreffen, fehlt jedoch in Welzow-Süd.

Weiteres Exemplar eines Kinne-Diabas (Nr. 503, Cottbus-Nord) mit kleineren, eher länglichen Verwitterungsflecken. Die Form und Größe dieser Flecken kann in den Diabasen der Västergötländer Tafelberge variieren. Am oberen Bildrand erkennt man, dass das Gestein auf einer frischen Bruchfläche schwarz und feinkörnig ist.

Etwas gröbere Variante eines Kinne-Diabas (Nr. 081, BB 35 cm) mit kleinen schwarzen Pyroxen-Körnern.

Särna-Diabas laut Beschriftung im Findlingsgarten Grießen (Nr. 389, B 80 cm). Die Verwitterungsrinde lässt allerdings eher auf einen groben Kinne-Diabas schließen. Die Beschreibung des Särna-Diabas in SMED 2002 ist irreführend, siehe skan-kristallin.de. Zudem ist der Särna-Diabas wesentlich grobkörniger (ähnlich den Doleriten vom Åsby-Ulvö-Typ) und seine Eignung als Leitgeschiebe fragwürdig.

Diabas (Nr. 254, Cottbus-Nord) mit länglichen Verwitterungsflecken, wahrscheinlich ein Kinne-Diabas. Die dunkelgrauen und runden, etwa 1 cm durchmessenden Flecken enthalten ein unbestimmtes Mineral. Auf der dunkelgrauen Bruchfläche sind einige cm-große Plagioklaseinsprenglinge zu erkennen.

Vergrünter Diabas (Nr. 092, Steinitz; B 120 cm) mit unruhigem Relief und rostbraunen Belägen auf der Außenseite. Die Bruchfläche zeigt ein feinkörniges und schwarzgrünes Gestein ohne Einsprenglinge, das von roten Kluftrissen (Hämatit) durchzogen ist. Vergrünte, also hydrothermal veränderte basaltartige Gesteine kann man auch als Grünstein bezeichnen. Im deutschen Sprachgebrauch werden sie verbreitet Diabas genannt, während diabase im Englischen ein Synonym für dolerite ist.

Plagioklas-porphyrische basische Gesteine

Kleinkörniger Dolerit mit ophitischem Gefüge aus Plagioklas und dunklen Mineralen sowie einzelnen grösseren Plagioklas-Einsprenglingen, ein plagioklas-porphyrischer Dolerit (Nr. 90, Steinitz). Eine veraltete und unscharfe Bezeichnung für solche Gesteine ist „Diabasporphyrit“.

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Plagioklas-porphyrischer Diabas (Nr. 084, Steinitz, BB ca. 60 cm). Die schwarzgrüne Färbung des Gesteins ist eine Folge hydrothermaler Alteration. Dabei wird der primäre Mineralbestand (Plagioklas, Pyroxen) zum Teil in grün gefärbte Folgeprodukte wie Chlorit, Amphibol oder Epidot umgewandelt.

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Detail der Nr. 084: Bruchfläche mit bimodalem Gefüge aus feinkörniger Grundmasse und zahlreichen grünen Einsprenglingen von Plagioklas bis 3 cm Länge.

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Mafisches Gestein mit feinkörniger Grundmasse und zahlreichen Plagioklas-Einsprenglingen, ein plagioklas-porphyrischer Diabas (Nr. 256, Findlingslager Cottbus-Nord, B 40 cm). Ein Teil der Plagioklase ist gerundet oder besitzt gerundete Kanten. Das Gestein könnte durch eine Vermengung zweier basischer Magmen entstanden sein (magma mingling), eines basaltischen und eines grobkörnigen anorthositischen Magmas. Als Folge des Eintrages in die (heißere) basaltische Schmelze wurden die großen Plagioklas-Kristalle durch magmatische Korrosion angelöst und abgerundet.

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Detailaufnahme des gleichen Steins mit trockener Oberfläche (BB 20 cm). Neben der Grünfärbung der Plagioklase spricht auch die feinkörnige Grundmasse, die aus hell- und dunkelgrünen fleckigen Bereichen besteht, für eine hydrothermale Alteration des Gesteins.

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Angefeuchtete Oberfläche.

Diabas-Mandelsteine

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Brekzie aus Diabasen und Diabas-Mandelsteinen. Wenn basaltische Intrusionen nahe zur Erdoberfläche vordringen, z. B. als Intrusion in Sedimentgesteine, werden sie durch eindringende Oberflächenwasser hydrothermal überprägt. Umgekehrt gilt dies auch für Laven, die von nachfolgenden Ergüssen bedeckt werden. In den Blasenhohlräumen der Vulkanite können sich dann, abhängig von den Bildungsbedingungen, ganz unterschiedliche Minerale abscheiden (Calcit, Zeolith, Chlorit, Epidot, Prehnit, Chalcedon, Achat etc.). Hydrothermale Alteration ist auch verantwortlich für die Färbung der Gesteinsbruchstücke. Im vorliegenden Beispiel sind die Klasten durch rötlich- oder violettebraun getönt. Zudem sind verschiedene Klastentypen (mit und ohne Mandeln) erkennbar. Es könnte sich Pyroklasten handeln, die durch ein mineralisches Bindemittel miteinander verkittet wurden. Denkbar ist auch, dass das Gestein die Erdoberfläche gar nicht erreicht hat und durch hydrothermalen Einfluss brekziiert wurde.

Grauer Diabas-Mandelstein mit ziemlich großen mineralgefüllten Blasenhohlräumen (Nr. 481, Tgb. Cottbus-Nord, BB 40 cm). Die bläulichgraue „Mandelfüllung“ in der linken Bildhälfte dürfte Chalcedon sein. Das Gestein ist von rotbraunen Adern durchzogen. Vermutlich sind dies bei der Abkühlung entstandene Klüfte, die mit einem rostbraunen Pigment verfüllt wurden.

Åsby-Ulvö-Dolerit

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Grobkörniger Dolerit (Åsby-Ulvö-Dolerit) mit schaliger Verwitterung (core stone), Breite 40 cm. Das Gestein besteht im Wesentlichen aus dunklem Pyroxen und hellen Plagioklas-Leisten. Die Plagioklas-Leisten treten auf der Gesteinsoberfläche hervor, weil sie etwas verwitterungs-beständiger sind als der Pyroxen. Darüber hinaus sind einige rostig gelblich-braune Körner zwischen den Pyroxenen enthalten, wahrscheinlich Olivin. Die meisten Dolerite dieses Typs reagieren auf einen Handmagneten (Magnetit). Åsby-Ulvö-Dolerite bis zu einer Größe von 40 cm finden sich in der Niederlausitz regelmäßig. Das mögliche Herkunftsgebiet ist sehr groß und reicht von SW-Finnland bis nach Älvdalen in Dalarna. Die Dolerite gehören, zusammen mit feinkörnigen Diabasen, zur CSDG (Central Scandinavian Dolerite Group) und wurden in der Geschiebekunde bisher als „Åsby-Diabas“ bezeichnet. Der Ort Åsby liegt in Dalarne, die Insel Ulvö bei Nordingrå. „Åsby-Ulvö-Diabas“ oder -Dolerit (nach VINX 2016) wird der weiten Verbreitung dieser Gesteine eher gerecht.

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Dolerit vom Åsby-Ulvö-Typ (Nr. 083, Steinitz, BB 40 cm) mit stark angewitterter, rostfarbener Oberfläche. Bemerkenswert sind die grauen und knolligen Bereiche aus Pyroxen-Megakristallen, die von einem Netz kleiner Plagioklasleisten durchsetzt sind. Dieses Mineralgefüge, bei dem Plagioklas vor dem Pyroxen auskristallisierte, nennt sich ophitisches Gefüge und findet sich, wenn auch nicht so deutlich ausgeprägt wie hier, in vielen Doleriten.

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Pyroxen-Megakristalle sollen auch ein Erkennungsmerkmal des Särna-Diabas (= Dolerit) sein, wobei die Plagioklas-Leisten hier weniger verfilzt sind. Dabei stellt sich die Frage, ob eine zuverlässige Abgrenzung von den Åsby-Ulvö-Doleriten überhaupt möglich ist.

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Dolerit vom Åsby-Ulvö-Typ mit ophitischem Gefüge (Nr. 491, Tgb. Cottbus-Nord, BB 30 cm). Auch hier erkennt man größere zusammenhängende Bereiche aus dunklem Pyroxen (Megakristalle), die sich allerdings nicht so deutlich voneinander abgrenzen wie im vorigen Beispiel.

Anorthosite und Leuko-Gabbros

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Anorthosit aus Steinitz/Welzow-Süd (Nr. 087, B 54 cm). Das Gestein besteht zu über 90% Plagioklas. Dunkle Minerale sind auf wenige Bereiche beschränkt, die perlschnurartig das Gestein durchziehen. Anorthosite lassen sich nicht auf ein bestimmtes Herkunftsgebiet zurückführen, da es zahlreiche Vorkommen gibt (z. B. Nordingrå, Åland, Småland).

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Die angefeuchtete Oberfläche zeigt das Gefüge aus hell- bis dunkelgrauen Plagioklasen (mit einem leichten Farbstich ins Violette) und dunkle Minerale, die zum Teil in grünlich-schwarze und blättrige Alterationsprodukte umgewandelt wurden; rechts der Bildmitte ein hellgrüner Fleck, vermutlich ein epidotähnliches Mineral.

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Der violette Farbstich der grauen Plagioklase wird noch etwas deutlicher, wenn man eine frische Bruchfläche unter Wasser fotografiert. Auch von dem hellgrünen, epidotähnlichen Mineral ist mehr zu sehen, bevorzugt im Kontaktbereich der dunklen Minerale zum Plagioklas.

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Leukogabbro/Anorthosit (Nr. 486, Tgb. Cottbus-Nord). Der Mafitanteil dürfte deutlich unter 10% liegen. In diesem Fall kann man auch von einem „anorthositischen Gabbro“ sprechen. Die dunklen Minerale füllen die Zwickel zwischen den gut ausgebildeten grünlich-grauen Plagioklas-Kristallen.

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Mittelkörniger Anorthosit (Nr. 089, BB 30 cm, Steinitz). An der weißen Verwitterungsrinde ist der hohe Feldspatanteil (Plagioklas) erkennbar, während die Bruchfläche im oberen Bildteil ein mehr oder weniger einheitlich graues Gestein zeigt. Der Anteil dunkler Minerale lässt sich schwer abschätzen, liegt vermutlich aber unter 10%. Zudem lässt ihre flaserige Textur auf eine tektonische Überprägung des Gesteins schließen.

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Kleines Spaltstück vom obigen Block. Farbloser und transparenter Plagioklas bildet ein verzahntes Gefüge aus xenomorphen bsi idiomorphen Kristallen. Makroskopisch sind hier zunächst keine Anzeichen einer Metamorphose oder tektonischen Deformation zu erkennen. Dunkle Minerale, wahrscheinlich Klinopyroxen, kommt in kleinen Körnern vor. Das Gestein ist insgesamt schwach, an einzelnen Stellen stärker magnetisch. Einige Partien mit einem hellgrünen, epidotähnlichen Mineral sowie ein grünlicher Farbstich des Gesteins weisen auf eine leichte hydrothermale Alteration hin.

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Leukogabbro mit grünen Plagioklas-Einsprenglingen bis 5 cm Länge (Nr. 085, Breite 65 cm, Steinitz). das Gestein wird von einem feinkörnigen Aplitgang aus aus Feldspat und Quarz durchzogen.

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Das Gestein besteht hauptsächlich aus dicht an dicht liegenden Plagioklaskristallen, trotz des dunklen Gesamteindrucks. Mafische Minerale bilden nur kleine Körner aus, ihr Mengenanteil ließ sich kaum abschätzen (etwa 10-20%). Manche Plagioklaskristalle zeigen Spuren von randlicher Auflösung und sind leicht gerundet. Im Inneren der Kristalle zeigen sich an parallelen Spaltlinien dunkelgrüne Produkte einer hydrothermaler Alteration.

Hornblendegabbros und -diorite

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Riesenkörnige, pegmatitartige Bildung in einem gabbroiden Gestein (Nr. 473, BB ca. 35 cm, Tagebau Cottbus-Nord). Das Mineralgefüge der mittelkörnigen Grundmasse ist verschwommen doleritartig und durchsetzt von größeren dunklen und runden Amphibol-Granoblasten . Leider konnte das Gestein nicht eingehender petrographisch untersucht werden. Der Fund ist ein Beispiel für die seltenen Pegmatitbildungen in Hornblendegabbros/-dioriten.

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Grobkörniger Gabbro (Nr. 257, Merzdorf, Tagebau Cottbus-Nord, BB 70 cm) mit markanter Verwitterungsoberfläche: die Plagioklaskristalle treten zurück, faseriger Amphibol hervor. Das dunkle Mineral ist also verwitterungsresistenter als Plagioklas und kann daher kaum Pyroxen sein. Eine bestimmte Herkunft kann diesem Gestein nicht zugeordnet werden. Nach VINX 2016 sind solche „uralitisierten“ Gabbros meist svekofennischer Herkunft.

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Die hervortretenden dunklen Minerale entstanden durch Umwandlung von Klinopyroxen in nadeligen bzw. faserigen (aktinolithischen) Amphibol durch „Uralitisierung“, der Metamorphose eines Gabbros durch Wasseraufnahme. Dabei wird Pyroxen in Amphibol umgewandelt. Solche Gesteine wurden früher als „Uralit-Gabbro“ bezeichnet. Der Begriff ist veraltet, korrekter wäre heute die Bezeichnung amphibol-fibroblastischer Meta-Gabbro.

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Hornblendegabbro mit ophitischem Gefüge, Haldenfund an der ehemaligen Ortslage Weißagk im Malxetal, Tagebau Jänschwalde. Der stark hydrothermal alterierter Dolerit (kräftige Grünfärbung der ursprünglich schwarzen Pyroxene) enthält schwarze Hornblende-Granoblasten als metamorphe Neubildung.

Uralit-Porphyrit

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Ebenfalls ein uralitisiertes Gestein, ein „Uralit-Porphyrit“, zutreffender: amphibol-porphyroblastischer Diabas. Das Gestein besitzt eine grüngraue Verwitterungsrinde, in der größere eckige und auch abgerundete schwarze Amphibole stecken. Die Grundmasse enthält reichlich kleine Plagioklas-Leisten und einige größere Feldspat-Einsprenglinge, wahrscheinlich ebenfalls Plagioklas. Das Gestein scheint aus Pyroklasten zu bestehen (Lapillituff). Runde, plagioklasreichere und -ärmere Partien wechseln sich ab. Uralit-Porphyrite treten an mehreren Orten im svekofennischen Bereich auf und sind keine Leitgeschiebe (s. a. Uralit-Porphyrit von Vaksala).

Kumulophyrischer Metagabbro

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Metagabbroides Gestein mit Kumulatgefüge (Nr. 400, Breite ca. 40 cm; Tagebau Jänschwalde, Findlingskippe Malxetal). Das Exemplar wird trotz seines metamorphen Charakters in dieser Rubrik gezeigt, weil das Gabbro-Gefüge zum Teil noch deutlich erkennbar ist. Im oberen Teil sieht man eine deformierte Partie mit deutlicher Foliation und Auslängung der dunklen Minerale, während das Gefüge unten rechts nahezu undeformiert und regellos-körnig ausgebildet ist . Die hell grünlichgraue und feinkörnige „Schicht“ könnte eine Scherfläche sein.

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Detailaufnahme des undeformierten Gefüges aus runden und grünlichen Pyroxenen von 1 cm Durchmesser, die schwarze Amphibol-Coronen zeigen. Zwischen den Pyroxenen füllt wenig Plagioklas als „Füllmasse“ die Zwickel (Kumulat-Gefüge). Das grobkörnige Gestein könnte ein gravitatives Kumulat aus einer Gabbro-Magmakammer sein.

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Detail der stark foliierten Partie, überwiegend aus schwarzem, flaserig ausgebildetem Amphibol. Darunter ein zerscherter, feinkörniger Bereich mit einem hell graugrünem, pulverigem Mineral. Münzdurchmesser 18 mm.

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Kleiner Abschlag der Nr. 400 (Unterwasseraufnahme) mit bis zu 1 cm großen, grünlich schillernden Pyroxenen, die von einem Rand aus Hornblende umgeben sind (coronitisches Gefüge). Die „Füllmasse“ zwischen den großen und abgerundeten Körnern mafischer Minerale besteht aus Amphibol und Plagioklas. Rote Flecken scheinen nur Einfärbungen durch Fe-oxide zu sein. Das Gestein ist nicht magnetisch.

Einschlußführende Diabase

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Einschlußführender Diabas oder sog. Gerölldiabas (Nr. 079, Höhe 90 cm, Aussichtspunkt Tgb. Welzow-Süd, SE Neupetershain). Körniges, basaltartiges Gestein mit rostbrauner Verwitterungsrinde, das als Gesteinsbruchstücke hauptsächlich weiße Granitoide und graue Gneise führt.

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Detailaufnahme eckiger bis leicht gerundeter Granit- und Gneisklasten, BB 35 cm.

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Diabas mit knolliger, konglomeratartiger und rissiger Oberfläche (Nr. 82, Steinitz, B 60 cm). Das Gestein besteht überwiegend aus basaltischem Material und wird von Quarz-Feldspat-Adern durchzogen.

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Der letzte Fund in dieser Reihe ist ein Mischgestein, ein einschlußführender Diabas (Nr. 427, Findlingshalde bei Weisagk/Malxetal/Tagebau Jänschwalde). Eine basische Schmelze (Dolerit) drang in ein saures Gestein (rot) ein und nahm Gesteinsbruchstücke auf.

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Detail eines runden Alkalifeldspat-Quarz-Xenoliths in vergrüntem Dolerit. Ein kleiner Abschlag oberhalb der Kugel zeigt das Gefüge des eindringenden mafischen Magmas. Im linken Bildteil ist erkennbar, dass Teile des sauren Gesteins aufschmolzen und sich sich mit dem basischen Magma vermengten (magma mingling). Eine Mischung und Herstellung eines chemischen Gleichgewichts fand allerdings nicht statt. Links unterhalb der 2-Cent-Münze ein größeres Quarzkorn mit schwarzem Reaktionsrand („Ringquarz“) erkennbar.

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Partie mit unvollständiger Vermischung aus basaltischem und saurem Magma, ein „quarzmonzogabbroides“ Mischgestein. Durch Aufschmelzung mobilisierter roter Feldspat bildet Ränder um vergrünte Plagioklase. Abgerundete Quarzkörner zeigen Ringe von mafischen Mineralen („Ringquarze“). Das Gestein könnte aus einem Rapakiwipluton stammen. Rapakiwis entstehen in den unteren Krustenbereichen aus besonders heißen und trockenen Schmelzen. Magma mixing mit lokalen mingling-Erscheinungen sind hier ein gesteinsbildender Faktor.

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Unterwasseraufnahme eines kleinen Abschlags. Die obere Partie besteht aus stark alteriertem Dolerit, der untere Bereich ist stärker von magma mingling betroffen. Der rote Xenolith zeigt graphische Verwachsungen und könnte ein Rapakiwi-Granit sein.

Literatur

Smed P, Ehlers 2002 Steine aus dem Norden, 2.Auflage – Gebrüder Bornträger, 195 S.

Vinx R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände, 3. Auflage – Spektrum-Verlag, 480 S.

Vinx R 2016 Steine an deutschen Küsten – Verlag Quelle & Meyer Wiebelsheim, 279 S. Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt am . Bearbeiten

Großgeschiebe aus der Niederlausitz – Einleitung

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Dieser Gneisgranit ist der fünftgrößte geborgene Findling im Niederlausitzer Braunkohlerevier. Er wird von einer deformierten Aplitader durchzogen und stammt wahrscheinlich aus den Svekofenniden in Mittelschweden (kein Revsund-Granit). Das Großgeschiebe liegt am Nordrand des 2015 stillgelegten Tagebaus Cottbus-Nord; Breite etwa 3,5 Meter.

Fährt man durch das Niederlausitzer Braunkohlerevier, sind die zahlreichen großen Steine an den Tagebaurändern nicht zu übersehen. Sie stammen aus glazialen Ablagerungen und wurden im Zuge der Bergbautätigkeit aus dem Abbaubetrieb beiseite geschafft. In das Gebiet der Niederlausitz gelangten sie zur Zeit der drei großen Inlandvereisungen, vor allem aber während des Saale- und Elster-Glazials. Die Gesteine, sog. Geschiebe, sind nordischer Herkunft und zum Teil Zeugen längst abgetragener Gebirge des Baltischen Schildes. Viele von ihnen weisen ein Alter von etwa 1,4 bis knapp 2 Milliarden Jahren auf. Der folgende Artikel beschäftigt sich mit der petrographischen Bestimmung dieser Gesteine. In Einzelfällen ist es möglich, das genauere Herkunftsgebiet zu ermitteln.

Die Dokumentation der Geschiebe erfolgte zum größten Teil fotografisch, da die Findlinge mindestens 30 cm groß sind und kaum in die heimische Sammlung passen. Nur in einigen Fällen war es möglich, Handstücke von Großgeschieben zu entnehmen oder einzelne kleinere Geschiebe aufzulesen. Durch den Bergbau unterliegt die Landschaft ständigen Veränderungen. Es ist also nicht sichergestellt, dass alle interessanten Gesteine zugänglich bleiben. Weiterhin kommen die Großgeschiebe „bergfrisch“ – in einem guten Erhaltungszustand – an die Oberfläche, bevor sie im Laufe der Jahre weiter verwittern oder Flechten ansetzen. Die fotografische Dokumentation ist daher auch eine geeignete Möglichkeit der dauerhaften Bewahrung dieses einzigartigen geschiebekundlichen Studienmaterials . Dabei liegt der Schwerpunkt der Betrachtungen auf den Kristallingesteinen des nordischen Grundgebirges. Die Sedimentgesteine ab dem Kambrium werden auch gezeigt, enthaltene Fossilien aber nur untergeordnet behandelt. Insgesamt konnten bisher etwa 600 Objekte (ca. 2000 Bilder) erfasst werden (Stand März 2021). Für eine eindeutige Referenzierung der gezeigten Objekte wurden Nummern vergeben. Die Abkürzungen in den Bilduntertexten beziehen sich auf die Größe der Gesteine.  B: maximale Breite des Gesteins, BB: Bildbreite, H: Höhe des Gesteins. Aufgrund der Fülle des Materials empfiehlt sich eine Gliederung nach petrographischen Aspekten:

  1. Diabase, Dolerite, Gabbros.
  2. Porphyre und Vulkanite; quarzporphyrischen Rapakiwis.
  3. Granitoide, Teil 1 (TIB-Granite, südschwedische Granite).
  4. Granitoide, Teil 2 (mittel- und nordschwedische Granite).
  5. Gesteine aus Rapakiwiplutonen, Teil 1: Rapakiwis allgemein, Rapakiwigesteine von Åland; Teil 2: weitere Rapakiwivorkommen, finnisches Festland.
  6. Metamorphite
  7. Brekzien und Konglomerate; Xenolithe. Pegmatite und Aplite.
  8. Sedimentite
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Große Steine, die im Tagebaubetrieb anfallen, werden z. T. gesondert in sog. Findlingsdepots gesammelt. Im Bild das „Findlingslabyrinth“ in Steinitz am Tagebau Welzow-Süd. Regnerisches Wetter lässt Farbe, Textur und Gefüge der Gesteine deutlich hervortreten.

Einleitend folgen einige Bemerkungen zum Braunkohlebergbau, zum Gesteinsaufkommen und ganz allgemeine Beobachtungen an den Geschieben, z. B. Spuren ihres Transportes mit dem Inlandeis. In den folgenden Abschnitten werden ausgewählte Großgeschiebe vorgestellt, eingeteilt nach einer groben petrographischen Kriterien. Die Gesteinsbeschreibungen richten sich an den geschiebekundlich oder geologisch interessierten Leser. Der ästhetische Aspekt der Gesteinsbetrachtung kann aber auch für den Betrachter reizvoll sein, der sich (noch) nicht für Geologie begeistern kann.

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Braunkohletagebaue in der Nieder- und Oberlausitz, Karte aus regionalgeologie-ost.de. Gegenwärtig aktiv sind die Tagebaue Jänschwalde (mittlerweile mindestens doppelt so groß), Welzow-Süd, Nochten und Reichwalde. Cottbus-Nord wurde 2015 stillgelegt. Der Kartenausschnitt ist etwa 100 km breit und lässt die gewaltigen Dimensionen der Tagebaue und die bisher bisher bewegten Erdmassen nur dunkel erahnen.

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Blick in den Abbaubereich im Tagebau Jänschwalde. Die Abbaukante befindet sich direkt unterhalb. Links im Bild erkennbar ist der lange Ausleger eines Eimerkettenbaggers der Förderbrücke F60. Die Mächtigkeit des Deckgebirges im Hangenden der Braunkohle beträgt hier etwa 100 m. Gefördert wird mittelmiozäne Braunkohle des 2. Lausitzer Flözhorizonts. Darüber befinden sich Wechsellagen aus kohligen Schluffen und hellen Sanden, gefolgt von glazialen Ablagerungen, im wesentlichen Schmelzwassersande und Geschiebemergel. Ganz oben im Profil ist ockerfarbener Geschiebemergel erkennbar. Im Einzelnen sind die Lagerungsverhältnisse von Tertiär und Quartär recht verwickelt, im Zuge der Jahrzehnte währenden Aufschlusstätigkeit aber sehr gut erforscht. Einen Überblick bietet die Vattenfall-Publikation AUTORENKOLLEKTIV 2010 (Literaturverzeichnis am Ende dieses Abschnitts).

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Hauptrandlagen der Inlandvereisungen in Ostdeutschland (Grafik verändert nach D. Franke aus regionalgeologie-ost.de):  violett: Weichsel-Glazial, orange: Saale-Glazial, oliv: Elster-Glazial. Die roten Punkte markieren die gegenwärtig aktiven Tagebaubereiche (Cottbus-Nord, Jänschwalde, Welzow-Süd, Nochten). Nochten wurde vom saalezeitlichen Drenthe-Vorstoß nicht überfahren. Die Ablagerungen des Elster-Glazials Sedimente wurden in der Niederlausitz häufig komplett ausgeräumt, oftmals verblieben nur Akkumulationen von Großgeschieben. Der Abbau in Cottbus-Nord und Jänschwalde findet im am Ende der Weichselvereisung entstandenen Baruther Urstromtal statt. Nach einer mündl. Mitteilung von Herrn R. Thiele ist die genaue Verbreitung der Weichsel-Maximalausdehnung nach Süden in diesem Bereich noch Gegenstand der Diskussion.

Der Abbau der Braunkohle

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Tagebau Jänschwalde. Um die Braunkohle abzubauen, wird der Grundwasserspiegel mit Filterbrunnenriegeln abgesenkt. Das Vorfeld wird geräumt, in diesem Falle der Wald rechts vom Bagger. Anschließend trägt der Vorschnittbagger die quartären Deckschichten ab. Hier finden sich die nordischen Großgeschiebe in unterschiedlicher Häufigkeit. Ab einer Größe von 30 cm müssen sie manuell entfernt werden, um nicht die Großgeräte zu beschädigen. Nach KÜHNER 2002 sind etwa 70% der Steine 30-50 cm groß, nur etwa 5% erreichen Größen über einen Meter. Das Förderband im Bild transportiert das quartäre Lockermaterial des oberen Deckgebirges zum sog. Absetzer (übernächstes Bild).

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Blick in den Tagebau Welzow-Süd. Der Abbau der Braunkohle findet ganz unten auf der Grubensohle statt. Die mächtige F60 Abraumförderbrücke (500 m lang, 80 m hoch) schafft den Abraum des Deckgebirges auf die Kippenseite (links). Die Kohlebagger erscheinen auf dem Bild klein im Vergleich zur Förderbrücke, sind in ihren Abmessungen aber ebenfalls gewaltig, wenn man sie mit dem weißen Pickup-PKW am rechten Kohlenbaggers vergleicht. Das Förderband transportiert die Kohle zur Verstromung ins Kraftwerk Schwarze Pumpe.

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Absetzer im Tagebau Nochten vor einer scheinbar endlosen Kippenlandschaft, im Hintergrund das Kraftwerk Boxberg. Der Absetzer verfüllt ausgekohlte Tagebaubereiche mit Abraum aus unfruchtbaren, kohligen Kippenböden, die im Rahmen der Rekultivierung wieder mit quartärem Lockermaterial bedeckt werden.

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Bizarre Landschaft im Tagebau Welzow-Süd durch die Versiegelung kohliger Kippenböden mit quartären Sedimenten.

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Lichtenauer See, ehemaliger Tagebau Schlabendorf-Nord. Das Massendefizit durch die entnommene Braunkohle hinterläßt ein Restloch, das mit Wasser gefüllt wird. Ein großer Teil der alten Tagebaue aus DDR-Zeiten wurde mittlerweile in eine Seenlandschaft verwandelt.

Großgeschiebe

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Hunderte von Großgeschieben im Findlingsdepot am Nordrand vom Tagebau Cottbus-Nord. Die Steine werden nach ihrer Aufhaldung durch den Regen schnell sauber und zeigen dann sehr frische Oberflächen. Diesen Zustand behalten sie einige Jahre, bevor sie weiter verwittern oder von Flechten o. ä. besetzt werden. Bis dahin lassen sich Mineralgefüge und Strukturen sehr gut studieren. Im Umkreis der Tagebaue ist allerdings das strenge Bergrecht zu respektieren: die meisten Findlingsdepots dürfen nicht betreten werden. Gedankt sei an dieser Stelle dem Unternehmen Vattenfall (jetzt EPH), das die Studien in dem Findlingsdepot Cottbus-Nord ermöglicht hat.

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Blick in den Tagebau Cottbus-Nord mit einem weiteren Findlingsdepot. Die hellen Sande unterhalb der Grasnarbe sind Ablagerungen des Baruther Urstromtals, das am Ende der Weichselvereisung entstand. In Cottbus-Nord und Jänschwalde finden sich Ablagerungen aller Kaltzeitkomplexe, auch des Weichsel-Glazials. Wenige Kilometer weiter nördlich befindet sich die Brandenburger Randlage, das südlichste Vordringen des Inlandeises im Weichsel-Glazial. Die selektierten Großgeschiebe stammen jedoch eher aus den mächtigen saalekaltzeitlichen Satzendmoränen des Niederlausitzer Grenzwalls und aus Geschiebemergeln, Schmelzwassersanden und subglazialen Rinnen im Lausitzer Urstromtal. Zu erwarten ist auch ein hoher Anteil an Steinen aus elsterzeitlichen Ablagerungen, die nach einer saalezeitlichen Überprägung verblieben (pers. Mitteilung R. Kühner und KÜHNER 2002).

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Zukünftige Uferbefestigung mit Großgeschieben am Rande des Tagebaus Jänschwalde (nicht öffentlich zugänglich).

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Kleine Findlingskippe südlich der Ortschaft Papproth im Tagebau Welzow-Süd (öffentlich zugänglich). Hier fand sich u. a. ein Handstück eines Rhombenporphyrs (s. Teil 3). Ansonsten bietet sich kaum die Gelegenheit, in den Tagebaubereichen kleinere Geschiebe zu sammeln, da dieses Material verkippt wird und die unverfestigten Kippenbereiche nicht betreten werden dürfen.

Sehenswerte Lokalitäten

Der Zugang weiter Tagebaubereiche ist bergrechtlich nicht gestattet. Jeder Tagebau besitzt aber mehrere öffentliche Aussichtspunkte. Darüber hinaus gibt es in der Niederlausitz zahlreiche sehenswerte Lokalitäten, von denen im Folgenden einige kurz vorgestellt werden. Weitere Angaben finden sich in SCHROEDER 2011 (Hrsg.). Quartärgeologisch bedeutsam ist das Eem-Vorkommen mit einem kleinen Museum bei Klinge am Südrandschlauch vom Tagebau Jänschwalde, siehe hier.

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Steinitzhof in Steinitz bei Drebkau am Nordrand des Tagebaus Welzow-Süd. Die Nähe zu den Endmoränen des Lausitzer Grenzwalls mit einem hohen Steinaufkommen begünstigte die traditionelle Bauweise aus Feldsteinen. Neben dem restaurierten historischen Dreiseitenhof bestehen auch die Kirche, Häuser und Grenzmauern im Dorf aus Geschieben. Am westlichen Ortsrand befindet sich eine große, öffentlich zugängliche Findlingskippe („Findlingslabyrinth“) mit Großgeschieben aus dem Tagebau Welzow-Süd. Zur weiteren Umgebung von Steinitz siehe auch Artikel „Buckwitzberg“.

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Findlingsdepot in Steinitz (51.626624, 14.213905). Etwa die Hälfte der Großgeschiebe ist sehr gut erhalten (Stand Mai 2017). Hier finden sich sehr viele Rapakiwi-Gesteine, auch einige Rapakiwis vom finnischen Festland, weiterhin zahlreiche riesenkörnige Granite des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB).

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Reihe mit Findlingen am südlichen Tagebaurand von Cottbus-Nord in der Nähe des Aussichtsturms Merzdorf (51.777809, 14.392463).

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Wer sich für Steine interessiert, sollte den Findlingspark Nochten (51.436054, 14.604014) in der gleichnamigen Ortschaft besuchen. Teil des Landschaftsparks in einem rekultivierten Teil des Tagebaus Nochten ist eine Miniaturausgabe Skandinaviens auf einer ehemaligen Kippe. Hier wurden nordische Geschiebe, darunter viele Leitgeschiebe, am Ort ihrer Herkunft abgelegt. Nicht alle Zuordnungen sind richtig (z. B. die Geschiebe aus dem Oslograben), insgesamt überzeugt aber die Umsetzung dieser Idee (siehe auch dieser Artikel).

Herkunft der Geschiebe. Leitgeschiebe?

Nachdem die Großgeschiebe aus dem Tagebauvortrieb entfernt wurden, läßt sich nicht mehr sagen, aus welchem glaziostratigraphischen Horizont sie stammen, mit welchem Eisvorstoß sie hierher transportiert wurden. Die bergmännisch selektierten Größen der Findlinge auf den Halden verwischen darüber hinaus Aussagen über die quantitative Zusammensetzung der Geschiebegemeinschaft oder der Eisstoßrichtung, weil nur die großen, im Anstehenden weit geklüfteten Gesteine zu finden sind. Gesteine mit naturgemäß enger Klüftung, die kleinere Geschiebe ausbilden, fehlen weitgehend, z. B. die Porphyre. Geschiebezählungen an Großgeschieben sind also nur begrenzt sinnvoll. Je nach Lokalität gibt es aber gewisse (manchmal auch nur subjektiv  wahrgenommene) Häufungen von Gesteinen bestimmter Herkunftsgebiete bzw. Unterschiede in den Herkunftsgemeinschaften, die sich allerdings kaum quantifizieren lassen.

So dominieren in den südlichen Tagebauen, v. a. Welzow-Süd, Rapakiwigesteine, Gesteine mittelschwedischer Herkunft (Uppland-Granite) sowie Gneise und Migmatite,vermutlich svekofennischer Herkunft. Gleichzeitig treten reichlich TIB-Granite auf, von denen sich einige in NE-Smaland und vermutlich Östergötland verorten lassen. In den nördlichen Tagebauen Cottbus-Nord und Jänschwalde gibt es deutlich weniger mittelschwedische Gesteine, dafür wesentlich mehr paläozoische Kalksteine sowie jotnische oder kambrische Sandsteine (Heimatgebiet in der Ostsee). Porphyrische Rapakiwis vom Kökar-Typ traten im Tagebau Cottbus-Nord gehäuft auf.

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Die Karte zeigt die Haupt-Eisstoßrichtungen zum Ende der Weichsel-Kaltzeit. Die Herkunftsgebiete der Geschiebe in der Niederlausitz liegen weitgehend in den östlichen Gebieten Schwedens, dem Grund der Ostsee, auf den Åland-Inseln und reichen bis zum finnischen Festland. Aus dem Saale-Komplex sind zwei kontinuierliche Stoßrichtungen aus NE und ENE dokumentiert, aus der Elster-Eiszeit nördliche Richtungen. Foto von einer Schautafel im Geiseltal/ Sachsen-Anhalt.

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Eine Tafel im geologischen Park in Grießen (51.852400, 14.588920) zeigt die Herkunftsgebiete ausgewählter Geschiebe und Leitgeschiebe. Einige Angaben sind diskussionswürdig. So ist der Jotnische Sandstein (Nr. 7, 9, 20, 26) hier ausschließlich in Dalarna beheimatet. Größere Vorkommen gibt es auch am Grund der Ostsee. Die Verbreitung des Paläoporellenkalks (11) am Grund der Ostsee ist ungeklärt. Weiterhin ist fraglich, ob Nr. 12 (Rätan-Granit) oder Nr. 24 (Särna-Diabas) brauchbare Leitgeschiebe sind. „Rote Växjö“-Granite (Nr. 3) kommen verbreitet im südöstlichen Teil Schwedens vor und nehmen insgesamt ein großes Gebiet ein. Als Leitgeschiebe geeignet sind:

  • Rapakiwis mit Wiborgit-Gefüge von den Åland-Inseln (Nr. 6, 28), einige Pyterlite vom finnischen Festland (15).
  • Granite von Bornholm (27)
  • Uppland-Granite, z. B. Sala-, Uppsala-, Vänge- und Stockholm-Granit (23).
  • Einige Granite aus dem Filipstadgebiet (2).
  • Kinne-Diabas (13) aus Västergötland.

Ein überwiegender Teil der Großgeschiebe sind Gneise, Gneisgranite, Granite, Migmatite, Gabbros, Diorite etc., die sich keiner genaueren Herkunft zuordnen lassen. Das Bestimmen von Leitgeschieben hängt vom Kenntnisstand des Bearbeiters ab, ihr Anteil dürfte aber kaum höher als 5% sein. Die Bestimmung erfolgte nach Abgleich mit den einschlägigen Bestimmungsbüchern (HESEMANN 1975, ZANDSTRA 1999, SMED 2002, VINX 2016, RUDOLPH 2017 und Internetquellen, siehe Literaturverzeichnis) und eigenen Studien im Anstehenden in Schweden. Der Wunsch nach einer möglichst genauen Bestimmung schließt manche Vermutung und Spekulation nicht aus, wurde hoffentlich aber auf ein Mindestmaß beschränkt. Hinweise auf Irrtümer, Fehlbestimmungen, falsche Beobachtungen und Schlüsse nehme ich gerne entgegen.

An dieser Stelle sei herzlich gedankt: Matthias Bräunlich, Hildegard Wilske und Herrn A. P. Meyer für die Diskussion und einiger Problematica; T. Budler, F. Rudolph und S. Schneider für die Bestimmungshilfe bei den Sedimentgesteinen; Frau A. Hobracht und Herrn Priestel von der Vattenfall Mining AG für die Genehmigungen zum Betreten der Tagebaubereiche Cottbus-Nord und Herrn R. Kühner für Auskünfte zum Findlingssaufkommen in den Tagebauen.

Allgemeine Beobachtungen an den Steinen

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Mächtiger, etwa 2,50 m hoher, deutlich kantengerundeter Findling eines Gneisgranits mit Pegmatitgang (Nr. 265; kein Revsund-Granit) an der Bärenbrücker Höhe, einer rekultivierten Kippe im Bereich des Tagebaus Cottbus-Nord. – Die runden Formen der Geschiebe entstanden nicht etwa, wie der Name vielleicht impliziert, auf dem Transportweg durch das Eis. Einige Gesteine besaßen diese bereits im Herkunftsgebiet durch Verwitterungsvorgänge (core stones, v. a. bei granitähnlichen Gesteinen). Ein größerer Teil wurde wohl durch glaziofluviale Prozesse nach dem Transport abgerundet.

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Spuren eines Transports im Gletschereis finden sich manchmal in Form sog. „gekritzer Geschiebe„. Das Bild zeigt einen bunten Granitporphyr (Nr. 160, Steinitz) unbestimmter Herkunft mit diagonal verlaufenden Streifen, die Spuren einer mechanischen Bearbeitung sind. Sie entstanden, als im Eis eingeschlossene Gesteine und solche des Untergrundes gegeneinander geschliffen wurden.

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Sichelbrüche entstehen durch den hohen Druck des Eises bei der Kollision mit anderen Geschieben. Geschiebe vom Findlingslager Cottbus-Nord, Nr. 340, B 50 cm.

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Windkanter (Nr. 381, ehem. Ortslage Klinge, BB 55 cm). Die scharfen Grate und glatten, häufig leicht konvexen Oberflächen entstehen durch die Interaktion von Wind und Sand mit dem Gestein in einer vegetationslosen und trockenen Landschaft. Bildlich kann man sich das wie ein Sandstrahlgebläse vorstellen. Die Herausbildung von Windkantern kann nur wenige Jahre oder Jahrzehnte dauern und wurde in Gebieten, die dem Inlandeis vorgelagert waren, durch kräftige Fallwinde wahrscheinlich noch begünstigt (KRAUSE 2015).

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Ein weiterer Windkanter (Nr. 516, B 85 cm) aus dem Tagebau Cottbus-Nord. Insgesamt sind Windkanterbildungen an den Großgeschieben der Niederlausitz nicht besonders häufig zu beobachten. Bisher gar nicht gefunden wurden Eiskanter. Sie entstehen durch eine abschleifende Tätigkeit des Gletschers und weisen mehrere, in unterschiedlichen Richtungen gekritzte Flächen auf, die mindestens eine gemeinsame Kante ausbilden.

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Ausblasungen durch Windeinwirkung (Nr. 382, Findlingslager Cottbus-Nord, BB 60 cm) und Ansätze einer Windkanterbildung.

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Fließfacetten entstehen durch turbulente Schmelzwässer. Dabei handelt es sich um muschelartige Lösungshohlformen, die während Schmelzperioden durch turbulente, z. B. von Gletschern herabstürzende Wassermassen gebildet werden. Eine Verschüttung der Gesteine in Kiesen und Sanden verlangsamt die Verwitterung dieser Spuren. Im vorliegenden Fall ist nicht ganz klar, ob es sich um Fließfacetten oder Ausblasungen handelt. Granit an der ehemaligen Ortslage Klinge am Südrand des Tagebaus Jänschwalde, BB ca. 50 cm.

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Vermutlich Kolklöcher (BB 50 cm), entstanden durch turbulent fließende Schmelzwässer.

Weiter zu : Diabase, Dolerite, Gabbros.

Literatur/Links

Autorenkollektiv 2010 Die geologische Entwicklung der Lausitz – Vattenfall Europe Mining AG, 195 S. ISBN 973-3-00-033274-6.

Bräunlich M 2016 Kristallingesteine der nördlichen Ostsee (Teil 1: Rapakiwis) – Geschiebekunde aktuell 32, 2: 38-54.

Hesemann J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – GLA Nordrhein-Westfalen: 191-192.

Kühner R, Seibel B 2002 Vorkommen und Erkundung von Steinen im quartären Deckgebirge der Lausitzer Braunkohlentagebaue – Surface Mining 54 (2002) No.3, 1-10.

Kühner R et al. 2005 Geschiebekundliche Beiträge aus der Lausitz – Festschrift 10 Jahre Arbeitskreis „Zeugen der Eiszeit in der Lausitz“.

Krause K 2015 Pleistozäne Windkanter: Steine, Sand und Wind – Geschiebekunde aktuell 31, 4: 105-112.

Rudolph F 2017 Das große Buch der Strandsteine – Wachholtz Verlag, 320 S.

Schroeder J H (Herausg.) 2011 Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg Nr.10: Cottbus und Landkreis Spree-Neiße, 267 S. – Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e.V.

Smed P, Ehlers 2002 Steine aus dem Norden, 2.Auflage – Gebrüder Bornträger, 195 S.

Vinx R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände, 3. Auflage – Spektrum-Verlag, 480 S.

Vinx R 2016 Steine an deutschen Küsten – Verlag Quelle & Meyer Wiebelsheim, 279 S.

Zandstra J G 1988 Noordelijke kristallijne gidsgesteenten – E. J. Brill 1988, 469 S.

Zandstra J G 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten – Backhuys Leiden, 412 S.