Schlagwort-Archive: Poikiloblasten

Alkalifeldspat-pokiloblastischer Glimmerquarzit aus dem Västervik-Gebiet

Abb. 1: Alkalifeldspat-pokiloblastischer Glimmerquarzit, Nahgeschiebe aus einem fossilen Strandwall, südöstlich von Västervik, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme der angewitterten Außenseite.

Ein ungewöhnlicher Typ eines Fleckengesteins wurde zweimal als Geschiebe im Västervik-Gebiet gefunden, ein Anstehendes ließ sich bisher nicht lokalisieren. Das Gestein ist reich an Dunkelglimmer und besitzt eine glimmerquarzitische Zusammensetzung. Auf der angewitterten Außenseite sind ovale und orangefarbene Granoblasten („Flecken“) erkennbar, die zunächst keine regelhafte Kristallstruktur aufweisen. Erst auf der Bruchfläche (Abb. 3,4) sieht man, dass es sich um einzelne große Alkalifeldspat-Einkristalle handelt: bei geeignetem Lichteinfall reflektiert die gesamte Kristallfläche. Die „Flecken“ sind also als Porphyroblasten, genauer gesagt, Poikiloblasten anzusehen, weil die Feldspäte von kleinen Körnern heller Minerale (Quarz) siebartig durchsetzt werden (sog. poikiloblastisches Gefüge).

Abb. 5: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.

Offenbar erfolgte die Bildung von Alkalifeldspat auf Kosten von Dunkelglimmer (z. B. Biotit), weil dieses Mineral innerhalb der Granoblasten fehlt, ansonsten aber in großer Menge enthalten ist. Eine Dünnschliff-Untersuchung, die nähere Hinweise zur Metamorphosegeschichte dieses Gesteins liefern könnte, steht noch aus.

In der Literatur finden sich zur metamorphen Bildung von Alkalifeldspat in vergleichbaren Gesteinen nur wenige Hinweise. Eine sog. „Feldspat-Sprossung“ kann im Zuge einer K-Metasomatose im Kontaktbereich einer Granitintrusion erfolgen (VINX 2011: 438). MÜLLER G & WURM F 1970 nennen kontaktmetamorphe Metaarkosen und Metatuffite mit Feldspat-Porphyroblasten aus dem Stavanger-Gebiet (Norwegen). GAVELIN 1984 beschreibt ausführlich die Bildung von sekundärem Feldspat in den Västervik-Quarziten, Gesteine mit großen Feldspat-Poikiloblasten werden aber nicht erwähnt.

Abb. 6: Ähnlicher Gesteinstyp, zweiter Fund aus dem Västervik-Gebiet, Geschiebe von Piperskärr, nordwestlich von Västervik.
Abb. 7: Nahaufnahme der nassen Außenseite.

Geschiebefunde aus Brandenburg

Ein ähnlicher Gesteinstyp befindet sich im Findlingsgarten Seddin (S Potsdam). Eine nähere Untersuchung (Bruchfläche) ist kaum möglich, allenfalls könnte an einer unauffälligen Stelle zu gegebener Zeit eine Kernbohrung zur Anfertigung eines Dünnschliffs vorgenommen werden.

Abb. 8: Geschiebe im Findlingsgarten Seddin, Breite 90 cm.
Abb. 9: Nahaufnahme der trockenen Oberfläche.
Abb. 10: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die orangefarbenen Flecken werden siebartig von kleinen hellen Mineralkörnern durchsetzt (poikiloblastisches Gefüge).

Auch an einem Großgeschiebe wenig südlich von Gut Geisendorf am Rand des Tagebaus Welzow-Süd (Niederlausitz) ist eine Probenahme nicht ohne weiteres möglich.

Abb. 11: Feldspat(?)-poikiloblastischer Granofels, Gut Geisendorf, Breite 46 cm.
Abb. 12: Detailaufnahme.
Abb. 13: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

Literatur

GAVELIN S 1984 The Västervik Area in South-eastern Sweden – SGU Ser. Ba No. 32, 172 S., Uppsala.

MÜLLER G & WURM F 1970 Die Gesteine der Halbinsel Strand : Die Gesteine der Inseln des zentralen Boknfjords : Beiträge zur Metamorphose und zum Aufbau der kambro-silurischen Gesteine des Stavanger-Gebietes II und III – Norges Geologiske Undersøkelse Nr.267, 90 S., 3 Taf. – Oslo 1970 Universitetsforlaget.

VINX R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände – 3. Auflage, 480 S., 418 Abb. – Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011