Lönneberga-Porphyr

Abb. 1: Hellgrauer Lönneberga-Porphyr mit dunkleren Lapilli. Probe vom NE-Ufer am See Linden (S136, 57.53316, 15.63174), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme. Das Gestein ist sehr einsprenglingreich, von der grauen Grundmasse kaum etwas erkennbar. Bisher unbestimmbar sind die länglichen hellen Mineralaggregate (Hellglimmer?).

Die grauen und einsprenglingsreichen Porphyre in der Umgebung von Lönneberga unterscheiden sich von den „üblichen“ Småland-Vulkaniten. Das Gestein wurde von NORDENSKJÖLD 1893 als Lönneberga-Eodacit, später wegen der Vorherrschaft von Plagioklas-Einsprenglingen als Lönneberga-„Porphyrit“ bezeichnet. „Porphyrit“ ist ein mittlerweile veralteter Begriff, seine Verwendung allenfalls noch für Paläovulkanite mit andesitischer Zusammensetzung zulässig. Dies trifft auf den Lönneberga-Porphyr nicht zu, das Gestein ist schlicht und einfach ein „Porphyr“.

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Geologischen Kartenblatt Vetlanda NE (PERSSON 1985, 1986). Die gelbe Vulkanit-Signatur mit grauen Punkten markiert die ausgedehnten Vorkommen des Lönneberga- sowie des Nymåla-Porphyrs.

Der Porphyrtyp tritt im Gebiet von Ingatorp bis Hultsfred (Abb. 3) auf und ist auch im übrigen Småland weit verbreitet, dort aber nie in großer Menge. Sein Erscheinungsbild ist sehr variabel, zudem sind ähnliche Porphyre mit zahlreichen Plagioklas-Einsprenglingen auch aus Dalarna bekannt. Bei der Bestimmung von Geschieben ist daher Sorgfalt geboten und auf einen Abgleich aller beschriebenen Merkmale zu achten. Geeignet scheint die Beschreibung in SMED 2002:120 (weitere Darstellungen in ZANDSTRA 1988:302, 1999:185-186 und HESEMANN 1975:117-118). KORN 1927:29 bildet einen Nymåla-Porphyr ab und bezeichnet ihn irrtümlich als Lönneberga-Porphyr. Die Beschreibung von COHEN & DEECKE 1897:30 ist wenig hilfreich, wahrscheinlich lagen den Autoren zu wenig Vergleichsproben vor.

Beschreibung

Die Grundmasse des Lönneberga-Porphyrs ist dicht und dunkelgrau, manchmal auch mit grünlichen, bräunlichen, seltener rötlichen Farbanteilen. Eine durchgehend bräunliche Farbe ist weniger spezifisch. Das Gestein enthält sehr viele Plagioklas-Einsprenglinge, teilweise mehr Einsprenglinge als Grundmasse. Dabei lassen sich einige größere und weiße Plagioklase von zahllosen kleineren unterscheiden, die transparent bzw. ähnlich wie die Grundmasse getönt sind. Die Matrix kann weitgehend homogen bis leicht fluidal erscheinen. Hier und dort finden sich Partien, die frei von Einsprenglingen sind.

Die Merkmale im Einzelnen:

  • Quarzeinsprenglinge fehlen oder sind nur in geringer Menge enthalten und dann unauffällig (runde graue Körner, nicht bläulich). Gleiches gilt für Alkalifeldspat.
  • Die größeren und trüb-weißen Plagioklase erreichen im Mittel 2-3, maximal 6 mm. Wenigstens einige von ihnen zeigen rechteckige Umrisse. Weitaus zahlreicher sind kleinere (0,5-0,1 mm), überwiegend grünliche oder graue Kristalle, die auf der Bruchfläche einen intensiven Glanz zeigen können. Sie wirken zerbrochen oder sehen scherbenförmig aus, rechteckige oder leistenförmige Umrisse sind kaum erkennbar.
  • Gelegentlich treten assimilierte graue oder schwarze, selten rotbraune Vulkanit-Fragmente auf, weiterhin schwarzgrüne, auch leicht eingeregelte Schlieren, die mehr dunkle Minerale enthalten. Eine Anstehendprobe enthält gerundete Vulkanoklasten vom Lönneberga-Typ, die ohne klare Begrenzung in die Grundmasse übergehen (Abb. 100-101 im Exkursionsbericht Småland-Vulkanite).
  • Biotit bildet Einsprenglinge in wechselnder Menge, kann aber auch fehlen.

Einige Proben dieses sehr einsprenglingsreichen Porphrs scheinen aus einem regelrechten „Kristallbrei“ zu bestehen und dürften als Kristalltuffe anzusehen sein. Dies sind spezielle Aschentuffe, die bei explosiven Vulkanausbrüchen ausgeworfen werden und aus einer Zone der Magmakammer stammen, in der es zu einer Kumulation von Kristallen kam, sei es durch besondere Kristallisationsbedingungen oder gravitative Differentiation des Magmas am Dach, durch Adhäsion auch an den Seiten der Magmakammer.

Obwohl der Lönneberga-Porphyr keine oder nur wenige Quarz-Einsprenglinge enthält, ist er kein SiO2-armes Gestein. NORDENSKJÖLD 1893:66 ermittelte an einer Probe einen SiO2-Gehalt von 66,46%. Nimmt man Plagioklas als überwiegenden Feldspat, handelt es sich um einen Dacit. PERSSON 1985:112 bezeichnet die „grauen Porphyrite“ dieses Gebietes als Dacite und Quarzlatite.

Anstehendproben

Abb. 4: Lönneberga-Porphyr, trocken fotografiert in einem Straßenaufschluss westlich von Bockefall (57.549122, 15.654743).
Abb. 5: Lönneberga-Porphyr mit dunklen und augenförmig eingeregelten Xenolithen. Abschlag von einem Nahgeschiebe vom NW-Hang des Gubbeberget; Foto und Probe T. Langmann, Aufnahme unter Wasser (S15, 57.569931, 15.682903).
Abb. 6: Lönneberga-Porphyr mit dunkelgrauer, teilweise auch grünlicher und bräunlicher Grundmasse (S198a, Rubborna, NW vom See Linden, 57.53444, 15.59532).
Abb. 7: Nahaufnahme; einige größere Plagioklase weisen rechteckige, die kleineren Einsprenglinge überwiegend unregelmäßige Formen auf.
Abb. 8: Grünlichgrauer Lönneberga-Porphyr mit Biotit-Einsprenglingen, trocken fotografiert (Rodung bei Silverdalen, S24; 57.542499, 15.730070).

Teilweise besitzen die Porphyre vom Lönneberga-Typ eine graugrüne Grundmasse, wahrscheinlich eine Folge hydrothermaler Überprägung.

Abb. 9: Grüner Porphyr vom Lönneberga-Typ, Aufnahme unter Wasser (S130, Aufschluss an der Strecke Lönneberga-Bockefall, 57.55070, 15.70437).
Abb. 10: Nahaufnahme, nass fotografiert.

Einsprenglingsreiche graue Porphyre finden sich auch in anderen Gegenden. Ein Porphyr aus einem Straßenaufschluss an der B23 bei Åseda im südlichen Småland zeigt ein diffuses Gefüge, zudem enthält er zahlreiche Einsprenglinge von farblosem Quarz.

Abb. 11: Einsprenglingsreicher Porphyr von Åseda (S44, 57.10998, 15.21005), Aufnahme unter Wasser.

Geschiebefunde

Die Geschiebefunde in Abb. 12-21 wurden als Lönneberga-Porphyr identifiziert. Die Variationsbreite im Anstehenden ist hoch, ähnliche Gesteine kommen in anderen Gebieten in Småland vor, wenn auch nur untergeordnet. Bei der Bestimmung ist ein sorgfältiger Abgleich mit der Beschreibung nötig. Ein größerer Teil der Geschiebefunde wird diesen nicht bestehen, bei anderen Funden bleiben Zweifel (Abb. 20-21).

Abb. 12: Lönneberga-Porphyr, Altenteil bei Fehmarn, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 13: Nahaufnahme.
Abb. 14: Lönneberga-Porphyr, nass Fotografiert. Kiesgrube Schweinrich, N-Brandenburg.
Abb. 15: Nahaufnahme, nass fotografiert.
Abb. 16: Lönneberga-Porphyr, mit dunkelgrauen und einigen rötlichbraunen Vulkanit-Fragmenten (vgl. Anstehendprobe Abb. 100-101 im Exkursionsbericht Småland-Vulkanite). Geschiebe aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 18: Intensivere Grünfärbung des gleichen Steins auf der polierten Schnittfläche.
Abb. 19: Nahaufnahme.
Abb. 20: Lönneberga-Porphyr? Der Anteil kleinerer Einsprenglinge ist geringer als in den Anstehendproben und vorigen Beispielen. Strandgeröll von Hohenfelde.
Abb. 21: Nahaufnahme.

Weniger einsprenglingsreiche Vulkanite wie der Lapillituff in Abb. 22-23 finden sich auch im Gebiet von Lönneberga (vgl. Exkursionsbericht Abb. 94-95). Ob der Gesteinstyp ausschließlich hier vorkommt, ist bislang unklar.

Abb. 22: Lapillituff vom Lönneberga-Typ? Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 23: Nahaufnahme.

Vorsicht ist geboten bei der Bestimmung von Geschieben mit blauen Quarz-Einsprenglingen. In seiner Beschreibung des Lönneberga-Porphyrs schließt SMED 2002:120 das Auftreten von Blauquarz explizit aus. Dieser gelegentlich als Fagerhult-Quarzporphyr oder Fagerhult-Kristalltuff bezeichnete Geschiebetyp ähnelt dem Lönneberga-Porphyr, enthält aber zusätzlich 1-3 mm große blaue Quarzkörner (Beschreibung in ZANDSTRA 1988:306). In Abb. 24-27 sind zusätzlich einige rötliche Alkalifeldspat-Einsprenglinge erkennbar. Zu Vorkommen und Verbreitung solcher Varianten ist wenig bekannt, möglicherweise gibt es mehrere davon und sie liegen weit verstreut. Von einer Verwendung als Leitgeschiebe ist daher abzuraten.

Abb. 24: Einsprenglingsreicher und blauquarzführender Porphyr (Typ Fagerhult). Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Schlunkendorf bei Potsdam.
Abb. 25: Nahaufnahme.
Abb. 26: Einsprenglingsreicher Porphyr mit vereinzelten Blauquarzen; Bruchfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Hohensaaten an der Oder, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: Nahaufnahme.

Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit des Lönneberga-Porphyrs besteht mit grauen und an Plagioklas-Einsprenglingen reichen Porphyren, wie sie auch in Dalarna vorkommen. Geschiebe wie in Abb. 28 wurden mehrfach in Vergesellschaftung mit Dala-Porphyren gefunden – keine hinreichende Bedingung für eine Herkunft aus Dalarna, aber ein Hinweis. Das Gestein enthält zahlreiche Xenolithe, die Grundmasse ist eher braun. Die Einsprenglinge sind ungleichmäßig verteilt, mehrere von ihnen weisen eine leistenförmige Gestalt auf. Die Größenunterschiede zwischen den verschiedenen Plagioklas-Generationen sind weniger ausgeprägt wie im Lönneberga-Porphyr.

Abb. 28: Grauer Porphyr mit basischen Xenolithen, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin.

Der „Graue Porphyrit“ aus Dalarna (SMED 2002:120) besitzt eine tiefgraue bis schwarzviolette Grundmasse und enthält viele längliche und leistenförmige sowie gelbbraun bis graugrün gefärbte Plagioklase (1-3 mm groß); weiterhin viele Einsprenglinge von Augit und Biotit sowie schwarzgrüne Aggregate mit Augit, Hornblende und Chlorit. Augit und Hornblende fehlen im Lönneberga-Porphyr, ebenso leistenförmige Plagioklase. Der Venjan-Porphyrit (Kättbo-Typ, SMED 2002:118) enthält größere Feldspateinsprenglinge und ebenfalls Augit-Einsprenglinge.

Literatur

COHEN E & DEECKE W 1897 Über Geschiebe aus Neu-Vorpommern und Rügen – Erste Fortsetzung – 95 S., F. W. Kunicke, Greifswald.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

KORN J 1927 Die wichtigsten Leitgeschiebe der nordischen kristallinen Gesteine im norddeutschen Flachlande – Ein Führer für den Sammler kristalliner Geschiebe – VI + 64 S., 48 Farb-Abb. auf Taf. 1-6, 8 Farb-Karten auf Taf. 7-14, 1 Tab., Berlin (Preußische geologische Landesanstalt).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

PERSSON L 1985 Beskrivning till berggrundskartorna 1 : 50000 – Vetlanda NV och NO [Description to the maps of solid rocks Vetlanda NV and NO with a section of geophysical aspects by Bo Hesselström] – Sveriges Geologiska Undersökning Af 150+151: 138 S., 65 Abb., 30 Tab., Uppsala.

PERSSON L 1986 Berggrundskartan 6F Vetlanda NO – SGU Ser Af nr 151.

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).