Die Steilküste von Dwasieden liegt zwischen dem Hafen von Mukran und Sassnitz. Im Wald finden sich gesprengte Reste des imposanten Schlosses Dwasieden. Das 1873-1877 erbaute Hotel wurde seit den 1930er Jahren militärisch genutzt und nach dem Krieg gesprengt. Auf dem Gelände gibt es neben weiteren Relikten einer militärischen Nutzung aus DDR-Zeiten auch Parkmöglichkeiten. Steigt man von hier zur Küste hinab, stößt man zunächst auf einen Geröllstrand mit großen Geschieben sowie Werksteinen, die zum Bau des Schlosses verwendet wurden.
Unter anderem trifft man auf den einst sehr beliebten Königshainer Granit, einem postvariszischen und anorogenen Granit aus der Oberlausitz. Der gleichkörnige und meist etwas gelblich verfärbte Granit fällt durch seine idiomorphen Quarze auf. Am Strand weiter südlich findet sich das Gestein gelegentlich als Geröll wieder und sollte nicht mit „echten“ Geschieben verwechselt werden.
Die Steilküste besteht aus weichselkaltzeitlichem Geschiebemergel mit Einschaltungen von Rügener Schreibkreide. Die schlierenartigen Kreide-Schollen liegen zwischen zwei Geschiebemergeln (Brandenburger und Pommersches Stadium). Die glazialen Sedimente ruhen auf einer offenbar fast ungestört lagernden großen Kreide-Scholle (LUDWIG et al 2010; erkennbar in Abb. 1).
Am nördlichen Strandabschnitt ist ein ungewöhnliches Sedimentprofil zu sehen. Über dem Geschiebemergel liegt eine Bank aus grobem Schotter, gefolgt von geschichteten glazialen Beckensanden bzw. Bändertonen (Warven) in feiner Wechsellagerung. Sie werden als Ablagerungen eines Eissees aufgefasst.
Geschiebe aus dem Oslograben kommen auf Rügen nicht vor, die Insel liegt außerhalb des Verbreitungsgebietes der Oslo-Gesteine. Sollte man einen Larvikit finden, dürfte er aus den zu Uferschutzzwecken herbeigeschafften Blöcken am Hafen von Mukran stammen. Auch der folgende Fund, ein dunkler Gangporphyr mit rhombenförmigen Feldspat-Einsprenglingen, dürfte mit einiger Sicherheit nicht aus dem Oslograben stammen.
Auf skan-kristallin.de wird der gezeigte Porphyrtyp in Verbindung mit einer Rand- oder Gangfazies des Vaggeryd-Syenits gebracht. Gegen eine Herkunft aus diesem Gebiet spricht, dass der gewöhnliche Vaggeryd-Syenit auf Rügen als Geschiebe ebenfalls nicht angetroffen wurde. Hingegen konnte ein zweiter und ganz ähnlicher Porphyrtyp am Strand von Sassnitz aufgelesen werden. Viel wahrscheinlicher ist also eine Herkunft aus einem unbekannten Vorkommen mit syenitischen Porphyren, z. B. in Småland.
Es folgen Bilder von Åland-Gesteinen, Rapakiwis unbekannter Herkunft und Porphyren aus dem Ostseebecken.
Stets finden sich auch interessante Rapakiwigeschiebe, die keiner näheren Herkunft zugeordnet werden können.
Die größeren Blauquarze weisen nur geringe Spuren einer magmatischen Korrosion auf, die größten Feldspat-Ovoide erreichen einen Durchmesser von 2 cm. Graphische Verwachsungen aus Quarz und Feldspat in der Grundmasse sind eher eckig (aplitartig), nicht gewunden. Der Geschiebefund besitzt Merkmale der Wiborgite vom Rödö-Pluton, vgl. die auf kristallin.de gezeigten Typen.
Eine Reihe von braunen bis grünen Quarzporphyren mit orangefarbenen Feldpäten und oft schlieriger Grundmasse wird einem vermuteten Vorkommen in der Bottensee zugeordnet und als Bottenseeporphyr bezeichnet. Diese Porphyre finden sich auf Åland vermehrt als Geschiebe und müssen aus einem Vorkommen weiter nördlich stammen. Ob sie alle aus einem einzigen autonomen Vorkommen stammen oder wenigstens zum Teil aus dem Åland-Pluton, ist ungeklärt.
Als Herkunftsgebiete des folgenden Ignimbrits kommen das Vulkanitgebiet von Dalarna, aber auch das Vorkommen des Roten Ostsee-Quarzporphyrs in Frage. Dafür sprechen das gänzlich undeformierte Gefüge, Xenolithe basischer Gesteine und einzelne Quarze, die den charakteristischen magmatisch korrodierten Hochquarz-Relikten des gewöhnlichen Roten Ostsee-Quarzporphyrs ähneln.
Granite des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), die bunten „Småland“-Granite mit Blauquarz, finden sich in großer Anzahl in Dwasieden.
Eine Reihe von Merkmalen unterscheidet den 1,45 Ga alten anorogenen Uthammar-Granit von den grobkörnigen roten Småland-Graniten. Der Uthammar-Granit besitzt ein undeformiertes Gefüge; dunkle Minerale finden sich in kleinen Aggregaten, nicht in Schnüren und Schlieren (Hinweis auf Deformation). Mit der Lupe erkennt man weitgehend unverbogene Biotit-Plättchen. Grünlicher und roter Plagioklas sind nur in geringer Menge enthalten. Innerhalb der Alkalifeldspäte finden sich kleine eckige Quarzeinschlüsse.
Basische Gesteine
Metamorphite
Sedimentgesteine
Der Strandabschnitt von Dwasieden ist bekannt durch die häufigen Funde von paläozoischen Kalken, insbesondere Stinkkalken. Tatsächlich ist die Belegung mit paläozoischen Geschieben hoch.
In Dwasieden treten reichlich Limonitsandsteine auf, die überwiegend jurassischen Alters sein dürften und wahrscheinlich aus Vorkommen von Bornholm, SE-Schonen oder dem Ostseegrund stammen.
Literatur
LUDWIG A O, PANZIG W-A & KENZLER M 2010 Das Pleistozän nördlich von Sassnitz – Fazies, Lagerung und Stratigraphie des Pleistozän-Streifens 4 in: LAMPE R & LORENZ S (Hrsg.) 2010 Eiszeitlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern. S. 65-68. Verlag Geozon Science Media, ISBN 3-941971-05-0.
Aplite sind helle und feinkörnige magmatische Gesteine, die keine oder nur sehr wenig dunkle Minerale enthalten. Sie finden sich als cm- bis dm-dicke Gänge oder Adern in granitischen Plutoniten und in Gneisen (Abb. 1). Die meisten Aplitgänge besitzen blasse Farben (weiß, hellgrau, rosa oder fleischfarben) und bestehen aus einem gleichkörnigen Mineralgefüge hypidiomorpher Feldspat- und Quarzkörner, das mit Hilfe einer Lupe erkennbar ist. Einsprenglinge fehlen. Auch in den Rapakiwi-Gebieten kommen Aplite und aplitähnliche Gesteine vor. Sie besitzen kräftigere Farben und im Detail abweichende Gefügemerkmale (s. u.).
Abb. 1: Hellroter, etwa 5 cm hoher Aplitgang in einem grauen Granodiorit mit Blauquarz (Geschiebe im ehem. Tagebau Cottbus-Nord, Niederlausitz).
Nachdem ein plutonischer Gesteinskörper weitgehend erstarrt ist, entstehen Klüfte und Dehnungsspalten. Diese Risse können durch aufsteigende Restschmelzen verfüllt werden. Die Klein- und Gleichkörnigkeit der Aplite spricht für eine schnelle Abkühlung und Kristallisation. Am häufigsten treten Aplite mit einer granitischen Zusammensetzung auf, aber auch Syenit-, Diorit- und Gabbroaplite sind bekannt. Ein Exot ist z. B. der Lestiwarit, ein aegirinführender Syenit-Aplit aus dem Oslograben.
Abb. 2: Hellroter Aplit mit großen Hellglimmer-Xenokristallen (Findlingshalde Steinitz, Niederlausitz). Abb. 3: Nahaufnahme vom gleichen Stein.
Auch in den Randzonen von Pegmatiten kommen aplitische Gesteine vor. Hier kann es zu einem Eintrag der grobkörnigen Pegmatit-Minerale in die aplitische Schmelze kommen. Abb. 2 und 3 zeigt ein kleinkörniges Gestein aus Quarz und rotem Alkalifeldspat, das große Hellglimmer- sowie Alkalifeldspat-Kristalle führt, wahrscheinlich Fremdkristalle aus einem benachbarten Pegmatit.
Götemar-Aplit
In Nordost-Småland, in unmittelbarer Nähe zum Götemar-Pluton, wurden in einem Straßenaufschluss etwa 20-30 cm breite Gänge eines Aplits und eines Pegmatits beobachtet, die zunächst parallel und scharf voneinander getrennt verliefen. In der Nähe eines Diabasganges fand eine Vermengung von Aplit und Pegmatit statt. Abb. 4 zeigt eine Probe dieses Mischgesteins. Es besitzt eine feinkörnige aplitische Grundmasse und führt große Feldspat- und Quarz-Kristalle, die aus dem benachbarten Pegmatit stammen.
Abb. 4: Götemar-Aplit mit großen Xenokristallen von Feldspat und Quarz; Straßenaufschluss unmittelbar südlich des Götemar-Plutons (57.45053, 16.63260). Abb. 5: Nahaufnahme des gleichen Steins. Die großen Alkalifeldspat-Einsprenglinge mit perthitischer Entmischung und die abgerundeten, dunklen und zonierten Quarze stammen aus dem Pegmatit. Rechts unten im Bild etwas Pyrit mit bunten Anlauffarben, am rechten oberen Bildrand die Grenze zum Diabas-Gang.
Rapakiwi-Aplite
und Porphyraplite
Gänge, aber auch eigenständige kleine Massive von Apliten und aplitähnlichen Gesteinen treten in großer Anzahl in den Rapakiwi-Gebieten auf. Abb. 6 zeigt die Grenze eines Åland-Granitporphyrs („Ringquarzporphyr“) zu einem roten und feinkörnigen Aplit, Abb. 7 einen anderen Rapakiwi-Aplitgranit mit frischer Bruchfläche. Der Gesteinstyp enthält zwei Generationen von Quarz und Feldspat. Die kleineren Körner sind nahezu idiomorph ausgebildet (Abb. 8). Rapakiwi-Gesteine mit aplitischer Grundmasse und wesentlich größeren Quarz- und Feldspat-Einsprenglingen werden als Porphyraplit (Aplite mit einem porphyrischen Gefüge) bezeichnet (Abb. 9). Die Einsprenglinge besitzen überwiegend abgerundete Formen, einige Feldspäte einen Plagioklas-Saum. Aplite und Porphyraplite sind in den Rapakiwi-Vorkommen weit verbreitet, besitzen ein variables Erscheinungsbild und kaum Merkmale, die sie auf ein bestimmtes Vorkommen zurückführen ließen. Sie sind als Leitgeschiebe nicht verwendbar.
Abb. 6: Grenze eines Åland-Granitporphyrs („Ringquarzporphyr“) zu einem feinkörnigen Aplit. Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg). Abb. 7: Rapakiwi-Aplitgranit aus der Kiesgrube Damsdorf/Bochow bei Lehnin (Brandenburg). Abb. 8: Eine Nahaufnahme des Gefüges zeigt deutlich die zwei Generationen von Quarz und Feldspat. Abb. 9: Porphyraplit. Kleinkörnige und aplitische Grundmasse aus Alkalifeldspat und Quarz mit Einsprenglingen von gerundeten Quarzkörnern, grünem Plagioklas und größeren hellen Feldspat-Ovoiden mit schmalem Plagioklas-Saum. Strandgeröll von Hökholz bei Eckernförde.