Pegmatite sind grob- bis
riesenkörnige magmatische Gesteine, die als gang- oder linsenförmige Körper in
der Gefolgschaft von Plutonen, aber auch in Gneisen und Migmatiten vorkommen. Die
meisten Pegmatite besitzen eine granitische Zusammensetzung (Abb. 1) und
enthalten neben xenomorphem Quarz auffällig gut entwickelte
Feldspat-Kristall-Individuen. Gewöhnlich erreichen die Minerale Korngrößen von
mehreren Zentimetern bis Dezimetern, im Ausnahmefall können auch metergroße
Kristalle vorkommen (Abb. 20). Die Verteilung der Minerale ist variabel und ungleichmäßig,
im Unterschied zum hypidiomorph-gleichkörnigen oder hypidiomorph-porphyrischen
Mineralgefüge „regulärer“ grobkörniger Plutonite. Letztere enthalten zudem
höchstens zentimetergroße Glimmer-Aggregate, die in Pegmatiten ebenfalls riesenkörnig
ausgebildet sein können (Abb. 19).
Granit-Pegmatite enthalten
Quarz und Alkalifeldspat (meist Mikroklin), optional können Plagioklas, Hell-
oder Dunkelglimmer, manchmal auch Amphibol oder Turmalin hinzukommen. Syenit-,
Alkalisyenit-, Gabbro- oder Dioritpegmatite (Abb. 11) sind viel seltener.
Die „klassischen“ Pegmatite kristallisieren
in der Spätphase der Entstehung von Plutonen aus wasserhaltigen Restschmelzen
und bilden
kleinere oder größere Körper, entweder im Pluton selbst oder im Nebengestein. Die Restschmelzen bleiben nach der Kristallisation
der meisten Minerale übrig und enthalten Anreicherungen sog. inkompatibler
Elemente, die aufgrund ihres hohen Ionenradius nicht oder unvollständig in das
Kristallgitter eingebaut werden konnten. Dazu gehören neben K, Si, Li, Be und B
auch seltene Elemente (z. B. Nb, Ta, Seltene Erden, Rb, Cs, Ga, Tl, Sn, U, Th,
Zr, P, Cl, F).
Der
hohe Wassergehalt und weitere leichtflüchtige Bestandteile (sog. Volatile wie
Cl oder F) erniedrigen den Schmelzpunkt und die Viskosität der Restschmelze. Es
können nur wenige Kristallkeime entstehen, aus denen bei weiterer Abkühlung dann wenige, aber sehr große Kristalle
hervorgehen. Neuere
Untersuchungen haben ergeben, dass bei der Kristallisation schnelle
Abkühlungsraten eine große Rolle spielen und „unterkühlte“ Pegmatitschmelzen
bis weit unter 500 Grad, sogar bis 350 Grad weiter bestehen können (Simmons & Webber 2008).
Größere
Pegmatitkörper in den Dachbereichen von Plutonen besitzen häufig einen zonaren
Aufbau mit unterschiedlicher Mineralisation. In einigen Zonen kann Schriftgranit
vorkommen, eine Sonderform pegmatitischer Gesteine. Gelegentlich findet sich
Schriftgranit, neben Apliten (Abb. 24), in der Randzone von Pegmatiten.
Pegmatitartige, meist aus
Quarz und Feldspat bestehende Gesteine, entstehen auch durch partielle
Aufschmelzung von tief versenkten Gesteinen während hochgradiger Metamorphose,
ähnlich der Bildung von Leukosomen in Migmatiten (Abb. 5). Solche Pegmatoide
oder „abyssalen Pegmatite“ sind im svekofennischen Grundgebirge weit verbreitet und dementsprechend
als Geschiebe häufig zu finden. Pegmatitische Einschaltungen können ebenfalls in
gewöhnlichen Gneisen vorkommen, die keine Anzeichen einer Teilaufschmelzung zeigen
(Abb. 8).
Pegmatite sind wichtige Lagerstätten für Minerale mit seltenen Elementen (z. B. Lithiumglimmer, Beryll oder Topas). In den meisten Pegmatiten (und in allen Pegmatoiden) fehlen diese exotischen Minerale jedoch und dürften auch in Geschieben kaum anzutreffen sein. In Skandinavien werden einige Vorkommen bergmännisch zur Feldspat- oder Glimmergewinnung genutzt. Bemerkenswert ist, dass in der Granitprovinz des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB) über viele Tausend Quadratkilometer fast überhaupt keine Pegmatite vorkommen (Vinx 2011).
Beispiele aus dem Anstehenden
Geschiebefunde
Pegmatite und Pegmatoide bilden häufig große Geschiebe aus, weil sie eine weitständige Klüftung im Anstehenden besitzen. Zahlreiche Pegmatit-Geschiebe zeigt die Artikelserie „Großgeschiebe aus der Lausitz“, daher folgt an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl von Funden.
Als „Schriftgranit“ werden
Gesteine mit einem besonderen Verwachsungsgefüge aus Quarz und Alkalifeldspat
bezeichnet. Die Verwachsungen erinnern manchmal an arabische, hebräische oder
germanische (= „Runit“) Schriftzeichen. Sie entstehen durch das gleichzeitige
Auskristallisieren von Quarz und Feldspat unter besonderen Bedingungen.
Schriftgranite sind genetisch an Granitplutone gebunden, entsprechend viele Vorkommen sind bekannt (Norwegen, Westschweden, Bornholm, im Götemar-Pluton und im svekofennischen Bereich). In den Granitkörpern des Transkandinavischen Magmatitgürtels scheinen Pegmatite (und damit assoziierte Schriftgranite) weitgehend zu fehlen. Ein Beispiel für einen anstehenden Schriftgranit zeigt Abb. 2.
Schriftgranite sind mittel- bis grobkörnige Gesteine mit graphischen Verwachsungen aus Quarz und Alkalifeldspat. Eine kleinkörnige Variante dieses Gefüges kennt man aus der Grundmasse bestimmter Rapakiwi-Granite und aus Granophyren (Gesteine, die fast ausschließlich aus feinen graphischen Verwachsungen bestehen). Das skelettartige Gefüge von Schriftgraniten entsteht bei der raschen Kristallisation aus einer Schmelze, in der Solidus- und Liquiduslinie durch das Mischverhältnis von Quarz und Feldspat in einem Punkt zusammenfallen (Eutektikum). Vereinfacht gesagt erfolgte keine allmähliche Kristallisation von Quarz und Feldspat, während sich die Zusammensetzung der Restschmelze ändert, sondern beide Komponenten erstarrten gleichzeitig. Solche Bedingungen finden sich z. B. in wasserreichen Spätkristallisaten magmatischer Schmelzen, aus denen die riesenkörnigen Pegmatite kristallisieren, die ihrerseits von schriftgranitischen Partien begleitet sein können.
In Schriftgraniten bilden die beiden Komponenten Kalifeldspat und Quarz Einkristalle, die sich gegenseitig skelettartig durchdringen. Erkennbar ist dies, wenn der Alkalifeldspat auf einer ebenen Gesteinsfläche das einfallende Licht vollständig reflektiert (Abb. 6, 8 und 12). Auch ein durchgängig gleichlaufendes Muster der perthitischen Entmischungslamellen des Alkalifeldspats lässt sich manchmal beobachten (Abb. 5). Nicht alle Schriftgranite zeigen ein kontrastreiches Gefüge aus Quarz-Feldspat-Verwachsungen. Die unauffälligen Vertreter kann man aber an diesem großflächigen Reflektieren der Feldspat-Einkristalle erkennen (Abb. 7,8 12-14).