Ostsee-Syenitporphyr

Abb. 1: Ostsee-Syenitporphyr mit grüner Grundmasse, wenigen roten Feldspat-Einsprenglingen und Mandeln mit zonarem Aufbau. Kiesgrube Hoppegarten (Brandenburg), Breite 10 cm.

Der Ostsee-Syenitporphyr ist nur als Geschiebe bekannt und kommt in mehreren Spielarten vor. Die häufigere braune bis grünlichbraune Variante kann recht unscheinbar sein und leicht übersehen werden (Abb. 6-7,10, 18-20). Seltener sind intensiv grüne Typen, teilweise mit großen Mandeln (Abb. 1-3, 13-16). Gemeinsam sind allen Varianten eine feinkörnige Grundmasse, wenige und kleine Einsprenglinge aus weißem bis rotem Feldspat sowie ovale Mandeln, die meist einen zonierten Aufbau aufweisen.

Abb. 2: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 3: Nahaufnahme. Einige Feldspäte weisen gitterförmige Texturen auf. Die Mandeln sind mehrfach zoniert und besitzen teils dunkle, teils helle Kerne.

Beschreibung

Die Grundmasse des Ostsee-Syenitporphyrs kann weitgehend homogen (Abb. 4), schlierig (Abb. 11-12) oder von Rissen netzartig durchzogen (Abb. 8-9) sein. Oftmals sind einzelne, seltener zahlreiche runde und bräunliche Gesteinseinschlüsse enthalten (z. B. Abb. 6, 15, 19, 25). Neben braunen Tönungen finden sich auffällig grüne, selten auch blaugrüne Grundmassen (Abb. 17). Die grünlichen Färbungen dürften auf hydrothermale Alterationsprodukte wie Epidot und Chlorit zurückzuführen sein. Für einen vulkanischen Ursprung des Gesteins spricht die Anwesenheit von Mandeln.

Weiße bis rötliche Feldspat-Einsprenglinge sind nur spärlich vorhanden und lose im Gestein verteilt. Sie erreichen eine Größe von 1-5 mm. Einige Feldspäte zeigen ein gitterartiges, durch Ausscheidungen dunkler Minerale nachgezeichnetes Muster (Abb. 3, 5). Quarz-Einsprenglinge fehlen, nur vereinzelt und nicht in jedem Geschiebe finden sich unregelmäßig geformte bis rundliche Quarzaggregate (Abb. 18).

Die Mandeln erreichen einen Durchmesser von 1-5 mm, seltener sind über 1 cm groß. Sie weisen ovale Umrisse und meist einen zonaren Aufbau auf. Dabei lassen sich verschiedene Mineralabfolgen beobachten: heller Kern, dunkler Rand (oder umgekehrt); schwarze Kerne, grüner Rand usw. Gelegentlich besteht der Kern der Mandeln aus milchig-weißem bis bläulichem Chalcedon (massig) oder Achat (gebändert). Die Mandeln können von einem breiten Reaktionssaum umgeben sein, der auf einen Stoffaustausch zwischen Grundmasse und Mandeln hinweist. Ein seltener Fund sind farblich attraktive Varianten mit cm-großen und zonierten Mandeln (Abb. 13-16; s. a. kristallin.de).

Syenitporphyr ist eine veraltete und nach gegenwärtiger Nomenklatur nicht mehr verwendete Bezeichnung für Vulkanite oder feinkörnige Magmatite, die Alkalifeldspat-, aber keine Quarzeinsprenglinge enthalten. Vorkommen solcher Gesteine sind von verschiedenen Lokalitäten bekannt (z. B. Rödö, Ragunda). Abb. 33-34 zeigt ein Beispiel, das nicht dem hier beschriebenen Geschiebetyp entspricht.

Abb. 4: Ostsee-Syenitporphyr mit grünlich-grauer Grundmasse. Die zonierten Mandeln weisen helle, sich in die Grundmasse fortsetzende Aureolen auf. Geschiebe aus der Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 5: Gleicher Stein, Nahaufnahme. Links unten ein netzartig von dunklen Mineralen durchsetzter Feldspat.
Abb. 6: Grüner Ostsee-Syenitporphyr, polierte Schnittfläche, Aufnahme unter Wasser. Geschiebe von Binz auf Rügen, leg. D. Lüttich.
Abb. 7: Nahaufnahme: rote Feldspat-Einsprenglinge, längliche Mandeln mit weißem Achat/Chalcedon, rundliche Gesteinseinschlüsse sowie ein einzelnes dunkelgraues Quarzaggregat.
Abb. 8: Grüner Ostsee-Syenitporphyr, durchzogen von einem Netzwerk aus Rissen. Polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Damsdorf/Bochow (Brandenburg); leg. D. Lüttich.
Abb. 9: Nahaufnahme. Einige Mandeln enthalten Kerne aus hellem Chalcedon/Achat und sind von einem dunklen Rand sowie einer breiten Aureole in der Grundmasse umgeben.
Abb. 10: Graugrüner Ostsee-Syenitporphyr mit blassroten Feldspat-Einsprenglingen und zonierten Mandeln (dunkler Kern, heller Rand). Kiesgrube Hohensaaten, Brandenburg.

Herkunft

Das Heimatgebiet des Ostsee-Syenitporphyrs wird am Grund der Ostsee zwischen Gotland und dem Landorttief vermutet. Die Erstbeschreibung geht auf HEDSTRÖM 1894 zurück (vgl. a. COHEN & DEECKE 1896, HESEMANN 1975, ZANDSTRA 1988). HEDSTRÖM 1894 berichtet von häufigen Geschiebefunden des braunen Ostsee-Quarzporphyrs, basaltischen Mandelsteinen („Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“) und gelegentlichen Funden des Ostsee-Syenitporphyrs auf Gotland und der etwas weiter nördlich gelegenen Insel Gotska Sandön. Diese Funde verweisen auf ein gemeinsames oder ähnliches Herkunftsgebiet in nördlicher Richtung. Eine Probe aus Hedströms Erstbeschreibung ist auf skan-kristallin.de abgebildet, eine Übersetzung seiner Beschreibung findet sich auf kristallin.de.

In Norddeutschland tritt der Ostsee-Syenitporphyr mitunter gehäuft an Lokalitäten mit viel braunem Ostsee-Quarzporphyr auf. ZANDSTRA 1988: 177 weist auf eine große Variabilität des Gesteinstyps hin. Neben Ostsee-Syenitporphyren, die mit den Beschreibungen von Hedström weitgehend übereinstimmen (Abb. 1-17), finden sich weitere Syenitporphyr-Geschiebe mit ähnlichen Merkmalen (Abb. 18-32). Es ist derzeit unklar, ob alle diese Varianten aus dem gleichen Vorkommen stammen oder ähnliche Gesteine auch an anderen Lokalitäten vorkommen. Eine Untersuchung von Geschieben auf Gotland und Gotska Sandön könnte hier Klarheit schaffen.

Abb. 11: Ostsee-Syenitporphyr mit inhomogener und schlieriger Grundmasse. Der Fund zeigt die Variationsbreite möglicher Färbungen der Grundmasse. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 12: Nahaufnahme: rundlicher Gesteinseinschluss sowie mehrfach zonierte Mandeln mit breiter Aureole. Einige Mandeln besitzen helle Kerne aus Chalcedon.

Abb. 13-16 zeigt einen Ostsee-Syenitporphyr mit großen und mehrfach zonierten Mandeln, braunen und grünlichen Gesteinseinschlüssen und einen großen Alkalifeldspat-Xenokristall. Fundort: Kiesgrube Horstfelde bei Berlin.

Abb. 17: Ostsee-Syenitporphyr mit blaustichiger Grundmasse. Geschiebe von Nienhagen bei Rostock, nass fotografiert, leg. S. Mantei.
Abb. 18: Graubrauner Ostsee-Syenitporphyr mit zahlreichen Feldspat-Einsprenglingen sowie rundlichen Gesteinseinschlüssen (teilweise mit dunklem Reaktionssaum). Strandgeröll von Hohenfelde, östlich von Kiel.
Abb. 19: Polierte Schnittfläche
Abb. 20: Nahaufnahme
Abb. 21: Zusammenstellung diverser Syenitporphyre mit wenigen Feldspat-Einsprenglingen, Mandeln und Fremdgesteinseinschlüssen, Geschiebefunde aus Brandenburg.
Abb. 22: Brauner Syenitporphyr mit grünlichen Gesteinseinschlüssen; gleiches Gestein wie in Abb. 21 links unten. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 23: Brauner Ostsee(?)-Syenitporphyr mit wenigen Feldspat-Einsprenglingen (teilweise netzartig korrodiert) und schwarzen Mandeln mit grünem Rand. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Grünlichbrauner Syenitporphyr mit Gesteinseinschlüssen; einige rote Feldspat-Einsprenglinge sind gitterartig korrodiert. Geschiebe aus der Kiesgrube Horstfelde in Brandenburg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 25: Brauner Syenitporphyr mit roten Feldspat-Einsprenglingen, dunklen Mandeln und Einschlüssen eines grünen Gesteins. Geschiebe von Steinbeck/Klütz, Aufnahme einer Bruchfläche unter Wasser.
Abb. 26: Gleicher Stein, Nahaufnahme einer polierten Schnittfläche.
Abb. 27: Ähnlicher Gesteinstyp: brauner Syenitporphyr mit roten Feldspat-Einsprenglingen, zonierten Mandeln und braunen Gesteins-Einschlüssen. Fundort „Baro“, leg. und ex coll. D. Schmälzle.
Abb. 28: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 29: Brauner Syenitporphyr mit zonierten Aureolen um korrodierte rote Feldspat-Einsprenglinge. Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Dwasiden (Rügen), leg. D. Lüttich.
Abb. 30: Gleicher Stein, Nahaufnahme.
Abb. 31: Brauner Syenitporphyr mit großen Mandeln; Kiesgrube Buchholz bei Prenzlau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 33: Nahaufnahme der zonierten Mandeln.

Abb. 33-34 zeigt einen braunen Syenitporphyr (nur Feldspat-, keine Quarzeinsprenglinge), der keine Ähnlichkeit mit dem Ostsee-Typ aufweist. Neben roten treten auch grüne Feldspat-Einsprenglinge auf; Mandeln fehlen.

Abb. 33: Syenitporphyr, polierte Schnittfläche eines Geschiebes von Klütz, leg. T. Brückner.
Abb. 34: Nahaufnahme.

Literatur

HEDSTRÖM H 1894 Studier öfver bergarter från morän vid Visby – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar Serie c, Nr. 139; 16: 247-274, 9 Abb., Stockholm.

COHEN E & DEECKE W 1897 Über Geschiebe aus Neu-Vorpommern und Rügen. Erste Fortsetzung. – Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Neu-Vorpommern und Rügen zu Greifswald 28 (1896): 1-95, Berlin (R. Gaertner’s Verlagsbuchhandlung Hermann Heyfelder).

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, S. 137, 138.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).