Quarzite sind ein weit verbreiteter Gesteinstyp im nordischen Grundgebirge. Das größte zusammenhängende Vorkommen in Südschweden liegt in der Umgebung der Stadt Västervik. Einige dieser Västervik-Quarzite weisen ein besonderes, nur aus diesem Vorkommen bekanntes Erscheinungsbild auf. Insbesondere der rotviolette Västervik-Quarzit sowie eine bläuliche Spielart mit roten Flecken können als Leitgeschiebe verwendet werden. Västervik-Quarzite treten mitunter gehäuft in glazialen Ablagerungen mit viel südostschwedischem Gesteinsmaterial auf, wo sie bedeutend häufiger anzutreffen sind als das Västervik-Fleckengestein oder die Västervik-Fleckenquarzite.
- Quarzite aus dem Västervik-Gebiet
1.1. Grauvioletter Västervik-Quarzit
1.2. Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz
1.3. Blauer Quarzit mit rotem Feldspat - Geschiebefunde
- Verwechslungsmöglichkeiten („Norwegischer Quarzit“)
- Verzeichnis der Lokalitäten und Proben
- Literatur
1. Quarzite aus dem Västervik-Gebiet
Die Quarzite des Västervik-Gebietes sind hell- bis dunkelgrau, rötlich-grau, grauviolett, rot, blau und selten auch grünlich gefärbt. Auf der geologischen Übersichtskarte Abb. 3 belegen sie die hellblaue Signatur, zusammen mit anderen Metasedimenten wie den Fleckenquarziten oder dem Västervik-Fleckengestein. Eine weite Verbreitung besitzen hellgraue und glimmerführende (Abb. 5-6), im südlichen Teil des Västervik-Gebiets auch dunkelgraue Quarzite. Sedimentstrukturen wie Schrägschichtung (Abb. 6) sind häufig zu beobachten, manchmal sogar Rippelmarken. Diese Strukturen konnten sich erhalten, weil die Metamorphose der Västervik-Quarzite weitgehend unter statischen Bedingungen erfolgte, ohne Beteiligung von gerichtetem Druck. Abbildungen weiterer Quarzit-Varianten zeigt der Exkursionsbericht Västervik-Gebiet (Abb. 7-19). Gute Kandidaten für ein Leitgeschiebe sind der grauviolette Västervik-Quarzit (Abb. 8-10) sowie blaue Quarzite mit rötlichen Flecken (Abb. 11-14). Auffällig, wahrscheinlich aber weniger spezifisch für das Västervik-Gebiet sind rotfleckige helle Quarzite (Abb. 7), blaue Quarzite mit rotem Feldspat (Abb. 16-18) sowie die weit verbreiteten grauen Quarzite mit gut erhaltenen Sedimentstrukturen wie Schichtung oder Schrägschichtung (z. B. Abb. 6).
1.1. Grauvioletter Västervik-Quarzit
Diese Quarzit-Variante kommt nach bisherigem Kenntnisstand nur im Västervik-Gebiet vor (VINX 2016). K.D. Meyer berücksichtigt das Gestein in Geschiebezählungen (z. B. MEYER 1994: 27). In den Bestimmungsbüchern von HESEMANN 1975, ZANDSTRA 1988, 1999 und SMED & EHLERS 2002 fehlt eine Beschreibung.
Ein näherer Blick zeigt, dass der grauviolette farbliche Gesamteindruck auf rote und blaue Farbanteile zurückzuführen ist. Rote Anteile sind kleine Feldspäte, die nur bei starker Vergrößerung sichtbar werden. Blauquarz ist nicht immer direkt sichtbar. Als Nebengemengteil treten feinschuppig glänzender Glimmer, vereinzelt auch etwas größere Feldspäte auf, die an reflektierenden Spaltflächen erkennbar sein können. Sedimentäre Schichtung, auch Schrägschichtung, deutet sich mitunter durch farbliche Inhomogenitäten im cm- bis mm-Bereich an. Abb. 8-10 ist eine Anstehendprobe, Abb. 1 ein Nahgeschiebe aus dem Västervik-Gebiet.
Der grauviolette Västervik-Quarzit findet sich mitunter gehäuft in Gemeinschaft von Geschieben aus Nordost-Småland, z. B. Granite vom Kinda- oder Flivik-Typ, Vånevik-Granit, Augengneise vom Loftahammar-Typ oder Småland-Vulkanite. Gleichzeitig wird man hier auch auf massige blaue Quarzite oder graue Quarzite mit Sedimentstrukturen treffen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus dem Västervik-Gebiet stammen, aber keine Leitgeschiebe sind.
1.2. Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz
Eine auffällige Erscheinung und Spielart des violettgrauen Västervik-Quarzits sind Quarzite mit deutlich voneinander getrennt wahrnehmbaren roten und blauen Farbanteilen. Auf zwerfsteenweb.nl wird das Gestein als „Västervik-Quarzit vom Typ Gunnebo“ bezeichnet.
1.3. Blauer Västervik-Quarzit mit rotem Feldspat
Intensiv blauer Quarzit wurde an mehreren Lokalitäten im südöstlichen Teil des Västervik-Gebietes gefunden (Lokalität 4 und Schäre Gränö). Abb. 22 zeigt blauen Quarzit im Verband mit dunklen Gneisen und roten und pegmatitartigen Partien. Die Entstehung dieser Gesteine erfolgte offenbar unter Beteiligung von gerichtetem Druck und Teilaufschmelzung. Vergleichbare Gesteine könnten auch an anderen Lokalitäten innerhalb des svekofennischen Grundgebirges auftreten. Der auffällige Gesteinstyp ist daher wohl eher als lokale Besonderheit anzusehen, aber kein Leitgeschiebe.
2. Geschiebefunde
Alle Geschiebefunde in Abb. 19 zeigen eine grauviolette Gesamtfarbe, rötliches Pigment, Dunkelglimmer und winzige rote Feldspäte. Im Quarzit unten links ist eine sedimentäre Schichtung aus dunklen und hellen Lagen erkennbar.
Die in Abb. 7 gezeigte hell cremefarbene Quarzit-Variante mit roten Hämatit-Flecken fällt auch als Geschiebe ins Auge, ist aber ein eher seltener Fund (Abb. 23-25). Ob dieser Quarzit-Typ nur im Västervik-Gebiet vorkommt, bleibt zunächst offen.
Ebenfalls kein Leitgeschiebe, wenngleich in Gesellschaft mit ostschwedischen Geschieben ein häufiger Fund, sind graue Quarzite mit gut erhaltener Schichtung.
3. Verwechslungsmöglichkeiten
Eine Verwechslungsmöglichkeit des grauvioletten Västervik-Quarzits besteht mit verkieselten Sandsteinen, wie sie z. B. aus der Almesåkra-Formation bekannt und in ähnlicher Form in anderen jotnischen Sedimentfolgen zu erwarten sind. Ebene Bruchflächen sowie ein Gefüge aus einzelnen Quarzkörnern unterscheidet sie von Quarziten. Dunkelglimmer findet sich bestenfalls in unansehnlichen, durch Erosion umgelagerten (detritischen) Körnern in den Zwickeln zwischen den Quarzkörnern.
Die rosafarbenen bis violetten norwegischen Quarzite, wie sie vermehrt z. B. an der Küste Jütlands zu finden sind (Rudolph 2017:216) weisen nicht das feine rote, manchmal in Flecken verteilte Hämatit-Pigment der Västervik-Quarzite auf.
4. Verzeichnis der Lokalitäten und Proben
Lok. 1: rötlich-blauer Quarzit, Steinbruch Hjortkullen (57.795577, 16.530566).
Lok. 2: violettgrauer Västervik-Quarzit und weitere Farbvarianten Almvik; Strassen-aufschluss an der E4 (57.831278, 16.443528).
Lok. 4: blaue Quarzite; Västervik-Fleckengestein Halde mit Bruchmaterial aus dem Straßenbau; Pepparängsvägen, südöstlich von Västervik; Gesteine in der Nähe anstehend; Fundstelle erloschen (57.722189, 16.673201).
Lok. 7: Geschiebe, u.a. Västervik-Quarzit Fahrradweg in Västervik Jenny, nahe der Autorennbahn Motorbana (57.768130, 16.585394).
Lok. 8: heller Västervik-Quarzit Straßenaufschluss an der 135, kurz hinter Gamleby (57.91547, 16.36795).
Lok. 9: div. Västervik-Quarzite, u.a. rotfleckiger Quarzit. Straßenaufschluss an der 135; vom Parkplatz Richtung Westen gehen (57.91458, 16.30901; Parkplatz).
Lok. 16: grauvioletter Västervik-Quarzit Nahgeschiebe vom See Hjorten (57.793429, 16.527008).
5. Literatur
Gavelin S 1983 The Västervik Area in South-eastern Sweden – SGU Ser. Ba No. 32, 172 S, Uppsala.
Meyer K-D 1994 Exkursionsführer zur Quartärgeologie des nordöstlichen Nieder- sachsen – Geschiebekunde aktuell, Sonderheft 4, 36 S., 6 Taf., 9 Abb., 7 Tab., Hamburg, April 1994.
Rudolph F 2017 Das große Buch der Strandsteine – Die 300 häufigsten Steine an Nord- und Ostsee – 320 S. Wachholtz-Verlag – Murmann Publichers, Kiel/Hamburg, ISBN 978-3-529-5467-9.
Vinx R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).
Marc Torbohm, Berlin im September 2023.