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Västervik-Fleckengestein

Das Västervik-Fleckengestein, auch Västervik-Cordierit-Granofels, gilt als schönes und leicht erkennbares Leitgeschiebe für das nordöstliche Småland. Der auffällige Gesteinstyp besitzt eine feinkörnige, graue bis bräunlich-graue Grundmasse und eine kontrastreiche Textur aus runden und dunklen Flecken, die von orangeroten Säumen umgeben sind. Die Flecken erreichen eine Größe von 1-2 cm, die Breite der Säume ist variabel.

Abb. 1: Anstehendprobe eines Västervik-Fleckengesteins mit graubrauner und feinkörniger Grundmasse. Wenige Flecken sind von schmalen, orangeroten Säumen umgeben. Loser Stein vom Anstehenden in Casimirsborg (Lokalität 1).
Abb. 2: Die Rückseite des gleichen Steins zeigt eine dichtere Belegung mit Flecken, teilweise berühren sie sich. Auch die Säume sind etwas breiter, während von der graubraunen Grundmasse viel weniger zu erkennen ist. Dieser eine Lesestein zeigt bereits, dass Fleckendichte und Saumbreite auch in kleinem Maßstab variabel sind.
  1. Beschreibung
    1.1. Mineralbestand
    1.2. Entstehung
    1.3. Anstehendproben aus dem Västervik-Gebiet
    1.4. Nahgeschiebe aus dem Västervik-Gebiet
  2. Doppelgänger und ähnliche Gesteine
    3.1. Fleckengesteine aus der Almesåkra-Formation
    3.2. Gebiet um Kolmården in Östergötland
    3.3. Kiesgrube südlich Linköping
  3. Geschiebefunde
  4. Verzeichnis der Lokalitäten mit Koordinaten
  5. Literatur

1. Beschreibung

Im Västervik-Gebiet findet sich das Gestein in undeformierter und deformierter Ausprägung, mitunter im gleichen Aufschluss. Als Leitgeschiebe eignen sich nur die undeformierten Varianten, ideale Ausbildungen gehören eher zu den seltenen Geschiebefunden. Darüber hinaus gilt es, bei der Bestimmung von Geschieben alle unten genannte Merkmale zu überprüfen. Auf keinen Fall genügt es, ein Geschiebe allein aufgrund oranger oder roter Färbung und dunkler Flecken dem Västervik-Gebiet zuzuordnen.

Mehrere Exkursionen nach Schweden haben gezeigt, dass Fleckengesteine auch an anderen Orten vorkommen und denen aus Västervik erstaunlich ähneln können (Abb. 37-49). Die Beschreibung des Leitgeschiebes ist daher entsprechend eng gefasst. Fleckengesteine mit Deformationserscheinungen, gneisartigem Gefügen oder deutlich körnigen Grundmassen scheiden von vornherein aus. Abb. 1 und 2 zeigen eine Probe des Gesteinstyps, wie er nach derzeitigem Kenntnisstand nur im Västervik-Gebiet vorkommt.

Als Leitgeschiebe geeignet sind Fleckengesteine mit folgende Eigenschaften:

  • Die Grundmasse ist feinkörnig und von grauer bis bräunlich-grauer, selten grünlich-grauer Farbe. Mit der Lupe sind einzelne Mineralkörner nicht oder nur mit Mühe unterscheidbar. Fleckengesteine mit gröber körnigen Grundmassen, in denen z. B. ein Quarz-Feldspat-Gefüge deutlich erkennbar ist, scheiden als Leitgeschiebe aus.
  • Die orangefarbenen und feinkörnigen Säume können wenige Millimeter schmal sein (Abb. 1); in diesem Fall ist mehr graue Grundmasse zu erkennen. Sie können auch so breit sein, dass das Gestein vollständig aus orangefarbener Grundmasse zu bestehen scheint (Abb. 30). Diese sieht dann oft etwas „wolkig“ aus durch wechselnde Anteile dunkler Minerale. Zwischen den Extremen (schmale Säume – orangefarbene „Grundmasse“) existieren alle möglichen Übergänge. Charakteristisch sind orangefarbene bis orangerote Tönungen. Auch Farbvarianten mit roter, rotbrauner und roségrauer (Abb. 32) Tönung sind bekannt, treten aber seltener auf. Ob sie ebenfalls als Leitgeschiebe geeignet sind, ist nicht sicher.
  • Die dunklen Flecken sind rund bis elliptisch geformt und besitzen Durchmesser von mindestens 0,5 cm, gewöhnlich von 1 bis 2 cm. Idealerweise sind die Flecken einer Probe annähernd gleich groß (Abb. 1 und 30) und ihre Ränder heben sich kontrastreich von der Saumzone ab. Anteil und Verteilung der Flecken sind variabel, von lockerer bis dichter, von regelloser bis einigermaßen gleichmäßiger Verteilung. Die Flecken sollten überwiegend voneinander getrennt liegen, jedenfalls keine zusammenhängenden Ketten bilden. Sie können auch unregelmäßige Umrisse (Abb. 8 und 9) oder z. B. eine sternförmige Gestalt (Abb. 34) aufweisen.
  • Fehlen von Deformationserscheinungen: als Leitgeschiebe geeignete Västervik-Fleckengesteine sind Granofelse mit einem richtungslosen Mineralgefüge, die unter weitgehend statischen Metamorphose-Bedingungen entstanden. Fleckengesteine mit Gneisgefüge, erkennbar an der Gleichrichtung plättchenförmiger, dunkler Minerale wie Biotit, kommen sowohl im Västervik-Gebiet als auch an anderen Orten vor und sind der Herkunft nach nicht bestimmbar. In diesem Zusammenhang sollte auf die Bezeichnung „Västervik-Fleckengneis“ (Zandstra 1999:191-193, Smed 2002:133) verzichtet werden.

1.1. Mineralbestand

Die Minerale sind wegen ihrer Feinkörnigkeit von Hand nicht bestimmbar. Lediglich in den dunklen Flecken erkennt man manchmal Blättchen von Biotit; auf der angewitterten Außenseite von Geschieben können diese Bereiche schwarzgrün gefärbt sein. Nach VINX 2016 besteht die Grundmasse aus Quarz, Feldspat und Biotit. Die Flecken sind stark durch Biotit pigmentierter Cordierit, der sich meist einer direkten Beobachtung entzieht, gelegentlich aber blau gefärbt sein kann (Abb. 25). Die feinkörnige orangefarbene Saumzone enthält Feldspat und Quarz, Biotit tritt hier stark zurück oder fehlt vollständig. Optional enthaltener weißer Sillimanit ist an seiner feinfaserigen Ausbildung erkennbar (Abb. 11 und 57).

1.2. Entstehung

Vor etwa 1,85 – 1,88 Milliarden Jahren wurden in einem Flussdelta große Mengen von Sand abgelagert. Dazwischen gab es Flächen, die auch tonhaltige Sedimente enthielten. Während der nachfolgenden svekofennischen Gebirgsbildung entstanden nach Versenkung der sandigen Ablagerungen unter mäßigem Druck und hohen Temperaturen Quarzite, aus den aluminiumreichen sandig-tonigen Sedimenten die schwarz-orange oder schwarz-grau gefärbten Fleckengesteine. Die Bildung der Cordierit-Flecken (Granoblasten) erfolgte im festen Zustand durch Stoffwanderung. Zu ihrer Bildung wurden Eisen und Magnesium aus der näheren Umgebung „abgezogen“, z. B. aus Biotit, der daher in den orangefarbenen Saumzonen fehlt. Die Neubildung von Mineralen in Gestalt feinkörniger Granoblasten („Flecken“) ist typisch für kontaktmetamorphe Vorgänge, z. B. in der Nähe aufsteigender Granitplutone.

1.3. Anstehendproben

Die nächsten Bilder zeigen Aufschlüsse, Anstehendproben und Nahgeschiebe des Västervik-Fleckengesteins. Es existieren zahlreiche kleine und größere Vorkommen, von nur wenigen Dezimetern breiten Einschaltungen (Abb. 11, 23) bis zu einigen Hundert Metern Mächtigkeit. Im Gebiet zwischen Västervik und Gamleby wurden mittlerweile alle größeren, von GAVELIN 1984 kartierten Vorkommen von Metasedimenten mit einer Fleckentextur besucht (s. Abb. 3), im Einzelnen: Östra Skälö (Lok. 3), nördlich vom See Rummen (Lok. 16), Stadtgebiet Gamleby und Kasimirsborg (Lok. 1), Schäre Grönö (Lok. 17; nicht Mjödö und Krokö). Lediglich östlich vom See Hjorten konnten keine Fleckengesteine anstehend beobachtet werden. Eine Liste mit Koordinaten der Lokalitäten findet sich am Ende des Textes.

Abb. 3: Übersichtskarte mit Fundpunkten im Västervik-Gebiet. Kartenausschnitt aus: BERGMAN et al 2012 (https://apps.sgu.se/geolagret/).

In der Karte hellblau markierte Bereiche sind die Metasedimente der Västervik-Formation. Ganz überwiegend handelt es sich um Quarzite, das Västervik-Fleckengestein kommt innerhalb dieser Signatur nur untergeordnet vor.

Abb. 4: Västervik-Fleckengestein (Casimirsborg, Lokalität 1) in perfekter Ausbildung: Dunkle Flecken mit schmalen orangefarbenen Säumen sind einigermaßen dicht „gepackt“. Die Lagentextur bildet eine sedimentäre Abfolge von sandigen und tonig-sandigen Schichten ab. Eine Fleckenbildung fand nur in den tonhaltigen Schichten statt. Bildbreite an der Basis etwa 60 cm.
Abb. 5: Wenige Meter entfernt fand sich diese Partie mit wesentlich mehr grauer Grundmasse und lose verteilten Flecken mit schmalen Säumen. Casimirsborg (Lokalität 1).
Abb. 6: Variante mit unregelmäßig verteilten Flecken; Casimirsborg (Lokalität 1).
Abb. 7: Abfolge verschiedener Fleckentexturen: im unteren Bildteil wenige größere und bizarr geformte Flecken, in der Mitte mehr Flecken mit breiteren Säumen, die scharf in eine schmale Deformationszone mit zerdrückten Flecken übergehen. Casimirsborg (Lokalität 1).
Abb. 8: Handstück mit diffus begrenzten Flecken unterschiedlicher Größe und Form. Unten ist mehr graue Grundmasse, oben mehr orangefarbene „Saum-Masse“ erkennbar. Probe von der Lokalität „Tjust Motell“ (Lokalität 2).
Abb. 9: Weitere Probe von Tjust Motell, etwa hundert Meter östlich von Lokalität 2, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Nahaufnahme, nass fotografiert.
Abb. 11: Orangefarbenes Fleckengestein mit feinkörniger Grundmasse, Übergang in eine quarzitische Partie mit weißen Sillimanit-Flecken (rechts).

Probe eines Fleckengesteins aus einer dezimeterbreiten Partie in einem Cordierit-Sillimanit-Quarzit („Fleckenquarzit“), wiederum eingeschaltet in eine meterbreite Sequenz aus grauen Fleckengesteinen (Östra Skälö, Lokalität 3, s. a. Abb. 26-29).

Die nächsten Bilder (Abb. 12-17) entstanden im Gebiet nördlich des Sees Rummen (Lokalität 16), wo das undeformierte Västervik-Fleckengestein großflächig ansteht. Neben den orangefarbenen Partien mit Flecken sind graue Partien ohne Flecken erkennbar. Sie weisen auf eine Bewegung weicherer Sedimente vor der Metamorphose hin (vgl. SULTAN & PLINK-BJORKLUND 2006).

Abb. 18: Anstehendprobe vom See Rummen (Lokalität 16), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 19: Nahaufnahme.

Es folgen Bilder von Varianten, die nicht als Leitgeschiebe geeignet sind, weil sie entweder körnige Grundmassen besitzen, ein deformiertes Gefüge zeigen oder Fleckengesteinen aus anderen Regionen Schwedens ähneln.

Abb. 20: Fleckenbildung in einem orangeroten Metasediment. Teilweise sind die Sediment-Wechsellagen noch erkennbar. Schäre Grönö (Lokalität 17), Bildbreite 60 cm.
Abb. 21: Probe mit körniger Grundmasse. In der roten bis hellgrauen Grundmasse lassen sich stellenweise Quarz, Feldspat und Glimmer mit der Lupe klar unterscheiden. Die Flecken sind unregelmäßig verteilt und unterschiedlich groß. Loser Stein von einer Halde mit frischem Bauschutt südöstlich von Västervik (Lokalität 4, Pepparängsvägen).
Abb. 22: Leicht deformiertes rotbraunes Fleckengestein mit kleinen und länglichen Flecken (Lokalität 5).
Abb. 23: Dunkle Flecken mit hellem Saum in einem Gneis. Fleckengesteine mit Gneisgefüge sind nicht als Leitgeschiebe geeignet, da sie auch an anderen Orten vorkommen. Die kräftig rote Ader, die das Gestein durchzieht, ist granitischer Zusammensetzung und später entstanden. Anstehender Felsen am Übergang zur Schäre Borgö (Lokalität 6).
Abb. 24: Probe von der Insel Borgö (Lokalität 6) mit polierter Schnittfläche. Die welligen Streifen der Grundmasse sind wahrscheinlich Reste einer sedimentären Schichtung. Sie weisen ein Gneisgefüge bzw. eine Foliation auf, erkennbar an der Ausrichtung dunkler Glimmerminerale (s. Abb. 25).
Abb. 25: Flecken und Saumzone sind etwas körniger als die gneisige Grundmasse. Ausnahmsweise tritt hier bläulicher Cordierit in Erscheinung. So hübsch das Gestein aussieht, die Variante ist nicht als Leitgeschiebe geeignet, da es ähnliche Typen im Gebiet von Kolmården gibt (s. u.)!

Auch graue Fleckengesteine kommen im Västervik-Gebiet vor. Ob diese Varianten als Leitgeschiebe geeignet sind, ist unsicher. T. Langmann berichtet von Nahgeschieben ähnlicher Fleckengesteine (hellgraue Granofelse mit dunklen Flecken) bei Mästocka, östlich von Halmstad in SW-Schweden.

Abb. 26: Graues Fleckengestein, Aufschluss auf Östra Skälö (Lokalität 3), Bildbreite 80 cm.
Abb. 27: Handstück aus obigem Aufschluss (Lokalität 3) mit feinkörniger, hell- bis dunkelgrauer Grundmasse. Die Flecken weisen schmale helle Säume auf, sind überwiegend elliptisch geformt und in Reihen gruppiert.
Abb. 28: Graues Metasediment mit lagenweise entwickelter Fleckentextur; Straßenaufschluss etwa hundert Meter westlich von Lokalität 3, Bildbreite ca. 60 cm.
Abb. 29: Anstehendprobe aus dem Waldstück, etwa 100 m südlich von Lokalität 3. Die Probe zeigt diffuse graue Flecken und enthält zusätzlich weißen Sillimanit; Aufnahme unter Wasser.

1.4. Nahgeschiebe aus dem Västervik-Gebiet

Fleckengesteine finden sich im Västervik-Gebiet in großer Anzahl und Vielfalt auch als Nahgeschiebe. Abb. 30, 31 und 33 zeigen als Leitgeschiebe geeignete Varianten. Die übrigen Funde sind eher als „Exoten“ anzusehen.

Abb. 30: Geschiebe mit breiten orangefarbenen Saumzonen, die sich „wolkig“ in der graubraunen Grundmasse verlieren (Lokalität 7).
Abb. 31: Nahgeschiebe aus einem fossilien Strandwall an der Straße nach Händelöp (Lokalität 8), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 32: Geschiebe mit roségrauer Grundmasse und unregelmäßig begrenzten Flecken (Lokalität 8). Solche Farbvarianten sind im Västervik-Gebiet nur selten zu finden und wahrscheinlich nicht als Leitgeschiebe geeignet.
Abb. 33: Graues Fleckengestein mit gleichmäßig verteilten Flecken. Teilweise sind unvollständige und kräftig orangefarbene Säume erkennbar. Der Stein ist etwa 20 cm breit und liegt auf dem Parkplatz des ICA-Supermarkts in Västervik (Lokalität 9).
Abb. 34: Ausgefallene Variante mit diffus sternförmigen Flecken und hellen Säumen in einer grauen Grundmasse, trocken fotografiert (Lokalität 9).
Abb. 35: Undeutlich konturierte Flecken mit orangefarbenen Säumen in einer grauen und quarzitischen Grundmasse (Lokalität 9).

2. Doppelgänger und ähnliche Fleckengesteine in Schweden

Mehrere Reisen nach Schweden lieferten Erkenntnisse über „Doppelgänger“ bzw. dem Västervik-Fleckengestein ähnliche Gesteine. Sie wurden bisher an drei Lokalitäten gefunden (s. Karte Abb. 36). Man kann davon ausgehen, dass es weitere Vorkommen gibt, denn ihre Entdeckung war eher zufällig. Die Beobachtungen an diesen Gesteinen führten zur Einsicht, dass nur ein kleiner Teil der Västervik-Fleckengesteine als Leitgeschiebe geeignet sein kann, nämlich die feinkörnigen und weitgehend undeformierten Varianten.

Abb. 36: Übersichtskarte der Fundorte in Südschweden. Lokalitäten 1-9, 16-17: Västervik und Umgebung, Lokalitäten 10, 11: Almesåkra-Formation, Lokalitäten 12-14: Kolmården und Umgebung, Lokalität 15: Kiesgrube südlich Linköping.

2.1. Fleckengesteine aus der Almesåkra-Formation

In einer Kiesgrube westlich von Sävsjö (Lokalität 10) fanden sich in großer Anzahl Gesteine der sedimentären Almesåkra-Formation sowie Dolerite als Nahgeschiebe. Die Almesåkra-Formation ist in etwa so alt wie der jotnische Sandstein. Die jüngeren Dolerite drangen in die Sedimentgesteine ein und veränderten diese im Kontaktbereich (Kontaktmetamorphose). Vor allem aus tonhaltigen Sedimentiten könnten die in Abb. 37-39 gezeigten Fleckengesteine entstanden sein. Sie sind eindeutig sedimentären Ursprungs und treten an der Fundlokalität sehr häufig auf, neben Hornfelsen. Nach einer pers. Mitteilung von S. Madsen (rapakivi.dk) könnten die Fleckengesteine aber auch aus dem nördlich gelegenen Oskarshamn-Jönköping-Gürtel (OJB) stammen, wo Metasedimente in der Nachbarschaft von Granit-Intrusionen zu beobachten sind.

Abb. 37: Fleckige Kontaktmetamorphite, Nahgeschiebe aus einer Kiesgrube bei Sävsjö (Lokalität 10). Die meisten Funde Gesteine aus der Kiesgrube ähneln den beiden oberen Varianten. Orangefarbene, auf den ersten Blick dem Västervik-Fleckengestein ähnliche Gesteine treten nur vereinzelt auf.
Abb. 38: Fleckiger Metamorphit im Detail, Aufnahme unter Wasser.

Schaut man genauer hin, erkennt man die Unterschiede: 1. recht kleine Flecken bis 5 mm; 2. farblich und texturell inhomogene Grundmasse, in der runde bis eckige und klastische Quarzkörner zu sehen sind, die das sedimentäre Ausgangsgestein noch deutlich erkennen lassen; 3. stellenweise viel Hellglimmer. Klastische Quarze und Hellglimmer kommen im Västervik-Fleckengestein nicht vor.

Eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem Västervik-Fleckengestein weist ein Geschiebe vom See Vallsjön auf (Abb. 39). T. Langmann fand dort mehrere vergleichbare Exemplare, die sich in Textur und Gefüge von den Fleckengesteinen der nahe gelegenen Kiesgrube (Lokalität 10) unterscheiden. Hier liegen die Unterschiede zum Västervik-Fleckengestein in den Details: 1. die Grundmasse ist fleckig inhomogen und 2. von Hellglimmer durchsetzt; 3. das Gestein, auch die Flecken, sind teilweise von feinen Rissen durchzogen. Vergleichbare Fleckengesteine könnten in Geschiebegesellschaften mit viel Material aus dem westlichen Småland anzutreffen sein, dürften zu den seltenen Funden gehören. Die Unterscheidung vom Västervik-Fleckengestein setzt eine genaue Untersuchung voraus, im Zweifelsfalle ist sie vielleicht auch gar nicht möglich.

Abb. 39: Fleckengestein vom See Vallsjön (Lokalität 11), Foto und Probe: T. Langmann.

2.2. Gebiet um Kolmården im nordwestlichen Östergötland

Fleckengesteine treten weiterhin in einem größeren Gebiet etwa 100 km nördlich von Västervik auf. Mehrheitlich sind dies Gneise mit Flecken, die ein ausgesprochen körniges Mineralgefüge besitzen. Zwei Exkursionen in das Gebiet von Kolmården lieferten eine Vielzahl an Nahgeschieben sowie einige Anstehendproben der variantenreichen Gesteine. Die roten Gneise (mit oder ohne Flecken) von Kolmården und Umgebung sind auffällige Erscheinungen inmitten der gewöhnlich grauen svekofennischen Metasedimente und bekamen von schwedischen Geologen einen eigenen Namen: Gneise vom „Marmorbruket-Typ“ (WIKSTRÖM 1979).

Abb. 40: Orangeroter Gneis mit sehr großen dunklen Flecken. Der Gesteinstyp ist im Gebiet von Kolmården häufig anzutreffen. Fundort: Strand des Campingplatzes in Kolmården (Lokalität 12), Breite 31 cm.
Abb. 41: Die Vergrößerung zeigt ein deutlich körniges Mineralgefüge. Die dunklen Flecken sind sogar grobkörniger als die Grundmasse und bestehen aus dunklen und hellen Mineralen. Eine sichere Mineralbestimmung von Hand war nicht möglich (etwa Cordierit + Andalusit? + Biotit + Quarz).

Abb. 42 zeigt einen anstehenden Fleckengneis am Bahnhof Stävsjö bei Kolmården (Lokalität 14). Die länglichen Flecken mit orangefarbenen Säumen folgen der Foliation und bestehen aus Biotit und einem bläulich-grauen Mineral, wahrscheinlich Cordierit.

Abb. 42: Rot-grauer Fleckengneis, Bahnhof Stävsjö (Lokalität 14), Aufnahme unter Wasser.

Am Strand des Campingplatzes in Kolmården (Lokalität 12) lassen sich Gerölle roter bis orangefarbener Fleckengesteine in großer Zahl aufsammeln. Insgesamt überwiegen Gneisgefüge, körnige Quarz-Feldspat-Grundmassen und diffuse Flecken-Texturen. Regelhaft entwickelte oder durchgehend runde bis ovale Flecken wie im Västervik-Fleckengestein finden sich kaum. Das Mineralgefüge der Flecken ist gewöhnlich recht grobkörnig, nur selten feinkörnig, dunkel und homogen. Abb. 43-46 und 48 zeigt einige Geröllfunde im Detail.

Abb. 43: Brauner, feinkörniger Gneis mit einer gröber kristallisierten Partie aus dunklen Flecken mit orangefarbenen Säumen.
Abb. 44: Detailansicht eines orange-grauen Gneises, hier ausnahmsweise mit feinkörnigen Flecken.
Abb. 45: Seltener sind solche Fleckengesteine mit vielen, diffus umrissenen Flecken in einer orangefarbenen und körnigen Grundmasse. Die Flecken berühren sich, teilweise gehen sie ineinander über oder sind ausgelängt.
Abb. 46: Übergang einer grauen und quarzitischen Partie mit Sedimentstrukturen (unten) in ein gelblich-graues Fleckengestein.
Abb. 47: Ein Teil der bei Kolmården anstehenden Gneise zeichnet sich durch dezimeterlange, elliptisch geformte und grob kristallisierte Flecken mit orangeroten Säumen aus. Anstehender Fels in Snörom bei Kolmården (Lokalität 13), Bildbreite 26 cm.
Abb. 48: Wenige Hundert Meter Luftlinie südlich vom Anstehenden findet man den gleichen Gesteinstyp als Strandgeröll wieder (Lokalität 12). Bildbreite etwa 25 cm.

2.3. Kiesgrube südlich Linköping

Aus einer Kiesgrube südlich von Linköping (Lokalität 15) stammt ein Einzelfund mit diffusen Flecken. Auch in diesem Gebiet muss es weiter nördlich ein Vorkommen mit Fleckengesteinen geben, die Ähnlichkeiten mit Varianten aus dem Västervik-Gebiet aufweisen.

Abb. 49: Fleckengestein, Kiesgrube südlich von Linköping (Lokalität 15).

3. Geschiebefunde von Fleckengesteinen

Es folgen Bilder von Kiesgruben- und Strandfunden aus Deutschland und Holland. Als Leitgeschiebe eignen sich nach derzeitigem Kenntnisstand die undeformierten und feinkörnigen Varianten der Abbildungen 50-61. Das Västervik-Fleckengestein ist ein nicht gerade häufiger, in Gesellschaft südostschwedischer Gesteine aber regelmäßiger Geschiebefund.

Abb. 50: Västervik-Fleckengestein; feinkörnige und graue Grundmasse mit dunklen Flecken, umgeben von orangefarbenen Säumen mit diffusen Rändern; keine Deformationserscheinungen. Fundort: Kiesgrube Horstfelde südlich von Berlin; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 51: Västervik-Fleckengestein, Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg, Breite 13,5 cm.
Abb. 52: Polierte Schnittfläche
Abb. 53: Nahaufnahme

Abb. 54 zeigt ein großes Geschiebe von etwa 40 cm Breite. Die dunklen Cordierit-Flecken verwittern leichter als die Saumzone und die Grundmasse, daher besitzen Kiesgrubenfunde manchmal eine Oberfläche mit löchrigen Vertiefungen. Fundort: Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam; Sammlung G. Engelhardt.

Abb. 57: Västervik-Fleckengestein mit reichlich weißem Sillimanit; polierte Schnittfläche, Fjordmosen, Insel Als (Dänemark), leg. T. Brückner.
Abb. 58: Nahaufnahme
Abb. 59: Dieser schöne Fund mit rund polierter Oberfläche zeigt Flecken mit schmalen Säumen, die ihrerseits klar von der grauen Grundmasse abgegrenzt sind.
Abb. 60: Detailaufnahme; die Kristallaggregate innerhalb des weißen Sillimanits, links oberhalb der Bildmitte, könnten Andalusit sein.
Abb. 61: Västervik-Fleckengestein mit grünlich-grauer Grundmasse.
Abb. 62: Fleckengesteine mit unterschiedlichen Gefügemerkmalen. Fundort: Nienhagen bei Rostock (ex coll. D. Somann, Rostock), Aufnahme unter Wasser.

Das Exemplar unten in der Mitte ist deutlich körnig und der Stein unten rechts besitzt ein Gneisgefüge. Wirklich feinkörnig und undeformiert, damit ein Västervik-Fleckengestein, ist nur der Fund ganz oben und unten links.

Abb. 63: Gelber Exot aus obiger Zusammenstellung mit grauer, feinkörniger Grundmasse und gröber körnig kristallisierte Flecken. Das Gestein stammt aus einem unbekannten Vorkommen.
Abb. 64: Das Geschiebe in der Mitte der Zusammenstellung (Abb. 62) besitzt als einziges eine dichte Grundmasse sowie orangerote Säume. Aufgrund der diffusen Flecken-Textur bleibt die Herkunft aber ungewiss.
Abb. 65: Rotgraues Fleckengestein, Kiesgrube Hohensaaten, Breite 9 cm.
Abb. 66: Rotgraues Fleckengestein, wahrscheinlich Västervik-Fleckengestein (vgl. Abb. 33). Kiesgrube Althüttendorf, Breite 18 cm.
Abb. 67: Graues Fleckengestein, gekritztes Geschiebe. Der Fund ähnelt den Fleckengesteinen von Östra Skälö (s. Abb. 27). Bislang ist aber unklar, ob ähnliche Gesteine auch außerhalb des Västervik-Gebiets vorkommen. Fundort: Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 68: Graues Fleckengestein mit undeformierten Flecken und deformierter Partie im gleichen Stein. Kiesgrube Niederlehme, Aufnahme unter Wasser.

Ein bemerkenswerter Geschiebefund ist der Kontakt eines grauen Cordierit-Fleckengesteins mit einem kleinkörnigen roten Granit (Abb. 69-72). Es enthält auch mit feinfaserigem Sillimanit gefüllte Risse (Abb. 72).

Gelegentlich finden sich auch Mischgefüge mit größeren dunklen Cordierit- und kleinen weißen Sillimanit-Flecken (Fleckengestein/Fleckenquarzit). Der Gesteinstyp ist bisher nur aus dem Västervik-Gebiet bekannt.

Abb. 73: Cordierit-Sillimanit-Granofels, polierte Schnittfläche, Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 74: Hellbrauner Cordierit-Sillimanit-Granofels, Geschiebe von Rerik, Breite 14 cm, leg. T. Brückner.
Abb. 75: Polierte Schnittfläche
Abb. 76: Nahaufnahme

Kein Leitgeschiebe sind Gneisgefüge wie in Abb. 77, mit diffusen Flecken oder Schlieren und roten bzw. farbigen Säumen. Der Fund ähnelt sowohl Fleckengneisen aus dem Gebiet von Kolmården (z. B. Abb. 43) als auch dem Västervik-„Fleckengneis“ in Abb. 24. Die bläulichen Partien innerhalb der dunklen Flecken dürften Cordierit sein.

Abb. 77: Fleckengestein mit blauem Cordierit; Hohenfelde östlich von Kiel, Aufnahme unter Wasser.

Die letzten zwei Funde weisen einige Übereinstimmungen mit den Fleckengesteinen vom Kolmården-Typ auf (vgl. Abb. 40-41). Die bläulichgrauen Flecken sind im Vergleich zur Matrix deutlich gröber kristallisiert und enthalten neben Glimmer wahrscheinlich auch Cordierit.

Abb. 78: Fleckengestein, feinkörniger roter Gneis mit gröber kristallisierten Flecken. Fundort: Klütz-Höved, Slg. E. Figaj (Sprötze).
Abb. 79: Nahaufnahme.
Abb. 80: Rotgraues Metasediment mit körnigen Flecken; Aufnahme unter Wasser, Kiesgrube Hoppegarten.
Abb. 81: Nahaufnahme.

4. Verzeichnis der Lokalitäten mit Koordinaten

Lok. 1: Västervik-Fleckengestein, anstehend Felsen an der Küste bei Casimirsborg (Privatgelände!), (57.874100, 16.435327).
Lok. 2: Västervik-Fleckengestein, anstehend Lokalität „Ekobutik“, ehem. „Tjust Motell“ an der E4 (57.868141, 16.414805).
Lok. 3: Västervik-Fleckengestein: orangefarbene und graue Variante, anstehend Felsen am Hafen von Östra Skälö (57.58986, 16.63201).
Lok. 4: Västervik-Fleckengestein, in der Nähe anstehend Halde aus aktuellen Strassenbaumaßnahmen; Pepparängsvägen S Västervik; Fundstelle erloschen (57.722189, 16.673201).
Lok. 5: Västervik-Fleckengestein, anstehend Straßenaufschluss an der 135 westlich Gamleby (ca. 57.91458, 16.30901).
Lok. 6: Västervik-Fleckengestein (gneisig), anstehend Felsen am Übergang zur Schäre Borgö (57.724874, 16.699695).
Lok. 7: Geschiebe, Fahrradweg in Västervik Jenny, nahe der Autorennbahn (Motorbana), (57.768130, 16.585394).
Lok. 8: Geschiebe Fossiler Strandwall an der Strasse nach Händelöp (57.718765, 16.671451; Parkplatz).
Lok. 9: Geschiebe Geschiebe als Einfassung auf dem Parkplatz des ICA-Stormarknat Västervik (57.767546, 16.595644).
Lok. 10: Geschiebe Kiesgrube 3 km westlich Sävsjö (57.391392, 14.616904).
Lok. 11: Geschiebe Uferbereich des Vallsjön (ca. 57.406615, 14.742535).
Lok. 12: Geschiebe Rollsteinstrand am Campingplatz Kolmården (58.65718, 16.40712).
Lok. 13: Fleckengneis, anstehend Snörum bei Kolmården, temporärer Aufschluss (58.66476, 16.41711).
Lok. 14: Fleckengneis, anstehend 200 m östlich Stavsjö-Station (58.702737, 16.442577).
Lok. 15: Fleckengestein, Geschiebe Kiesgrube südlich Linköping (58.329789, 15.631448).
Lok. 16: Fleckengestein, anstehend Großflächige Aufschlüsse am Wegesrand am Nordufer des Rummen, NW Gamleby (57.937173, 16.285627).
Lok. 17: Västervik-Fleckengestein (gneisig), anstehend Schäre Grönö (57.714025, 16.712411).

5. Literatur

BERGMAN S, STEPHENS MB, ANDERSSON J, KATHOL B & BERGMAN T 2012 Sveriges berggrund, skala 1:1 miljon. Sveriges geologiska undersökning K 423.

GAVELIN S 1984 The Västervik Area in South-eastern Sweden – SGU Ser. Ba No. 32, 172 S, Uppsala.

LOBERG B 1963 The Formation of a Flecky Gneiss and Similar Phenomena in Relation to the Migmatite and Vein Gneiss Problem – Geologiska Föreningen i Stockholm Förhandlingar, 85:1, 3-109, Stockholm.

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

SULTAN L & PLINK-BJORKLUND P 2006 Depositional environments at a Palaeoproterozoic continental margin, Västervik Basin, SE Sweden – Precambrian Research 145 (2006) S. 243-271, Elsevier. DOI: 10.1016/j.precamres.2005.12.005.

VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).

WIKSTRÖM A 1979 Beskrivning till berggrundskartan 1 : 50000 – Katrineholm SO – Sveriges Geologiska Undersökning (Af) 123: 101 S., 44 Abb., 14 Tab., 3 Ktn. in 1 Mappe, Stockholm.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., (1+)118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc. (Brill).

Marc Torbohm, September 2023.

Västervik-Quarzit

Abb. 1: Grauvioletter Västervik-Quarzit, Nahgeschiebe vom See Hjorten (Lokalität 16).

Quarzite sind ein weit verbreiteter Gesteinstyp im nordischen Grundgebirge. Das größte zusammenhängende Vorkommen in Südschweden liegt in der Umgebung der Stadt Västervik. Einige dieser Västervik-Quarzite weisen ein besonderes, nur aus diesem Vorkommen bekanntes Erscheinungsbild auf. Insbesondere der rotviolette Västervik-Quarzit sowie eine bläuliche Spielart mit roten Flecken können als Leitgeschiebe verwendet werden. Västervik-Quarzite treten mitunter gehäuft in glazialen Ablagerungen mit viel südostschwedischem Gesteinsmaterial auf, wo sie bedeutend häufiger anzutreffen sind als das Västervik-Fleckengestein oder die Västervik-Fleckenquarzite.

  1. Quarzite aus dem Västervik-Gebiet
    1.1. Grauvioletter Västervik-Quarzit
    1.2. Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz
    1.3. Blauer Quarzit mit rotem Feldspat
  2. Geschiebefunde
  3. Verwechslungsmöglichkeiten („Norwegischer Quarzit“)
  4. Verzeichnis der Lokalitäten und Proben
  5. Literatur

1. Quarzite aus dem Västervik-Gebiet

Abb. 2: Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz, trockene Bruchfläche (Steinbruch Hjortkullen, Lokalität 1).

Die Quarzite des Västervik-Gebietes sind hell- bis dunkelgrau, rötlich-grau, grauviolett, rot, blau und selten auch grünlich gefärbt. Auf der geologischen Übersichtskarte Abb. 3 belegen sie die hellblaue Signatur, zusammen mit anderen Metasedimenten wie den Fleckenquarziten oder dem Västervik-Fleckengestein. Eine weite Verbreitung besitzen hellgraue und glimmerführende (Abb. 5-6), im südlichen Teil des Västervik-Gebiets auch dunkelgraue Quarzite. Sedimentstrukturen wie Schrägschichtung (Abb. 6) sind häufig zu beobachten, manchmal sogar Rippelmarken. Diese Strukturen konnten sich erhalten, weil die Metamorphose der Västervik-Quarzite weitgehend unter statischen Bedingungen erfolgte, ohne Beteiligung von gerichtetem Druck. Abbildungen weiterer Quarzit-Varianten zeigt der Exkursionsbericht Västervik-Gebiet (Abb. 7-19). Gute Kandidaten für ein Leitgeschiebe sind der grauviolette Västervik-Quarzit (Abb. 8-10) sowie blaue Quarzite mit rötlichen Flecken (Abb. 11-14). Auffällig, wahrscheinlich aber weniger spezifisch für das Västervik-Gebiet sind rotfleckige helle Quarzite (Abb. 7), blaue Quarzite mit rotem Feldspat (Abb. 16-18) sowie die weit verbreiteten grauen Quarzite mit gut erhaltenen Sedimentstrukturen wie Schichtung oder Schrägschichtung (z. B. Abb. 6).

Abb. 3: Geologische Übersichtskarte des Västervik-Gebiets. Die hellblaue Signatur markiert die Verbreitung der 1,8-1,9 Ga alten Metasedimente der Västervik-Formation. Im Süden und Westen grenzen sie an Granite des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), im Norden an ältere Gesteine. Veränderte Kartenskizze aus BERGMAN 2012 (https://apps.sgu.se/geolagret/).
Abb. 4: Straßenaufschluss im Västervik-Quarzit bei Almvik (Lokalität 2), Bildbreite ca. 2,50 m.
Abb. 5: Hellgrauer Quarzit mit frischer Bruchfläche. Loser Stein aus einem Straßenaufschluss westlich von Gamleby (Lokalität 8).
Abb. 6: Hellgrauer Quarzit mit Sedimentstrukturen (Lokalität 9).
Abb. 7: Heller und rotfleckiger Quarzit (Lokalität 9, Bildbreite 35 cm).

1.1. Grauvioletter Västervik-Quarzit

Abb. 8: Grauvioletter Västervik-Quarzit, nass fotografiert (Straßenaufschluss bei Almvik, Lokalität 2).

Diese Quarzit-Variante kommt nach bisherigem Kenntnisstand nur im Västervik-Gebiet vor (VINX 2016). K.D. Meyer berücksichtigt das Gestein in Geschiebezählungen (z. B. MEYER 1994: 27). In den Bestimmungsbüchern von HESEMANN 1975, ZANDSTRA 1988, 1999 und SMED & EHLERS 2002 fehlt eine Beschreibung.

Abb. 9: Nahaufnahme unter Wasser.

Ein näherer Blick zeigt, dass der grauviolette farbliche Gesamteindruck auf rote und blaue Farbanteile zurückzuführen ist. Rote Anteile sind kleine Feldspäte, die nur bei starker Vergrößerung sichtbar werden. Blauquarz ist nicht immer direkt sichtbar. Als Nebengemengteil treten feinschuppig glänzender Glimmer, vereinzelt auch etwas größere Feldspäte auf, die an reflektierenden Spaltflächen erkennbar sein können. Sedimentäre Schichtung, auch Schrägschichtung, deutet sich mitunter durch farbliche Inhomogenitäten im cm- bis mm-Bereich an. Abb. 8-10 ist eine Anstehendprobe, Abb. 1 ein Nahgeschiebe aus dem Västervik-Gebiet.

Abb. 10: Nahaufnahme (nass) des Gefüges mit rötlichen und graublauen Partien.

Der grauviolette Västervik-Quarzit findet sich mitunter gehäuft in Gemeinschaft von Geschieben aus Nordost-Småland, z. B. Granite vom Kinda- oder Flivik-Typ, Vånevik-Granit, Augengneise vom Loftahammar-Typ oder Småland-Vulkanite. Gleichzeitig wird man hier auch auf massige blaue Quarzite oder graue Quarzite mit Sedimentstrukturen treffen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus dem Västervik-Gebiet stammen, aber keine Leitgeschiebe sind.

1.2. Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz

Eine auffällige Erscheinung und Spielart des violettgrauen Västervik-Quarzits sind Quarzite mit deutlich voneinander getrennt wahrnehmbaren roten und blauen Farbanteilen. Auf zwerfsteenweb.nl wird das Gestein als „Västervik-Quarzit vom Typ Gunnebo“ bezeichnet.

Abb. 11: Rotfleckiger Västervik-Quarzit mit Blauquarz (Steinbruch Hjortkullen, Lokalität 1). Nasse Bruchfläche, gleiche Probe wie in Abb. 2.
Abb. 12: Nahaufnahme des Gefüges, nass fotografiert. Die rotfleckigen Bereiche enthalten vermehrt roten Feldspat.
Abb. 13: Rotfleckiger Västervik-Quarzit, Aufnahme unter Wasser. Auf der abgerollten Geschiebeoberfläche weist der Quarz nur einen leichten Blaustich auf. Nahgeschiebe vom Ortseingang Västervik, Lokalität 7.
Abb. 14: Nahaufnahme des Gefüges.

1.3. Blauer Västervik-Quarzit mit rotem Feldspat

Intensiv blauer Quarzit wurde an mehreren Lokalitäten im südöstlichen Teil des Västervik-Gebietes gefunden (Lokalität 4 und Schäre Gränö). Abb. 22 zeigt blauen Quarzit im Verband mit dunklen Gneisen und roten und pegmatitartigen Partien. Die Entstehung dieser Gesteine erfolgte offenbar unter Beteiligung von gerichtetem Druck und Teilaufschmelzung. Vergleichbare Gesteine könnten auch an anderen Lokalitäten innerhalb des svekofennischen Grundgebirges auftreten. Der auffällige Gesteinstyp ist daher wohl eher als lokale Besonderheit anzusehen, aber kein Leitgeschiebe.

Abb. 15: Blauer Quarzit mit dunklen Gneisen und roten und pegmatitartigen Bereichen. Bildbreite etwa 1 m; Bruchmaterial aus dem Straßenbau, Pepparängsvägen, südöstlich von Västervik (Lokalität 4).
Abb. 16: Probe aus dem gleichen Aufschluss, trocken fotografiert.
Abb. 17: Die Nahaufnahme zeigt trübe und glasig erscheinende Partie, ein kompakter und massiger Quarzit ohne erkennbare Einzelkörner.
Abb. 18: Unregelmäßig im Gestein verteilt sind Ansammlungen mit größeren Körnern aus rotem Feldspat (oben links) und dunkle Minerale, u. a. Glimmer.

2. Geschiebefunde

Abb. 19: Grauviolette Västervik-Quarzite, Aufnahme unter Wasser; Geschiebefunde aus der Kiesgrube Arendsee (Brandenburg).

Alle Geschiebefunde in Abb. 19 zeigen eine grauviolette Gesamtfarbe, rötliches Pigment, Dunkelglimmer und winzige rote Feldspäte. Im Quarzit unten links ist eine sedimentäre Schichtung aus dunklen und hellen Lagen erkennbar.

Abb. 20: Grauvioletter-Västervik-Quarzit, gleicher Stein wie in Abb. 23 oben.
Abb. 21: Västervik-Quarzit mit sedimentärer Schichtung und etwas Blauquarz. Kiesgrube Niederlehme, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 22: Grauvioletter Västervik-Quarzit, Breite 13 cm, Kiesgrube Niederlehme.

Die in Abb. 7 gezeigte hell cremefarbene Quarzit-Variante mit roten Hämatit-Flecken fällt auch als Geschiebe ins Auge, ist aber ein eher seltener Fund (Abb. 23-25). Ob dieser Quarzit-Typ nur im Västervik-Gebiet vorkommt, bleibt zunächst offen.

Abb. 23: Rotfleckiger Quarzit, polierte Schnittfläche, Fundort: Nienhagen, ex. coll D. Somann (Rostock).
Abb. 24: Rotfleckiger Quarzit; Pritzen, ehem. Tagebau Greifenhain (Niederlausitz), Breite 35 cm.
Abb. 25: Grauer Quarzit mit Sedimentstruktur (Schichtung) und roten Flecken; Kiesgrube Horstfelde, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 26: Blauer Quarzit mit hellrotem Feldspat und Glimmer, Aufnahme unter Wasser. Der Geschiebefund stimmt mit Anstehendproben aus dem Västervik-Gebiet überein (Abb. 15-18). Ob solche Quarzite nur dort vorkommen, bleibt zunächst offen. Fundort: Kiesgrube Arendsee in Brandenburg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: Bläulicher Quarzit mit rötlichen Pigmenten; Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg, Breite 26 cm.

Ebenfalls kein Leitgeschiebe, wenngleich in Gesellschaft mit ostschwedischen Geschieben ein häufiger Fund, sind graue Quarzite mit gut erhaltener Schichtung.

Abb. 28: Grauer Quarzit mit sedimentärer Schichtung, Breite 45 cm, Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 29: Grauer Quarzit mit Schrägschichtung; Steinitz, Findlingslager am Tagebau Welzow-Süd (Niederlausitz), Breite 34 cm.

3. Verwechslungsmöglichkeiten

Eine Verwechslungsmöglichkeit des grauvioletten Västervik-Quarzits besteht mit verkieselten Sandsteinen, wie sie z. B. aus der Almesåkra-Formation bekannt und in ähnlicher Form in anderen jotnischen Sedimentfolgen zu erwarten sind. Ebene Bruchflächen sowie ein Gefüge aus einzelnen Quarzkörnern unterscheidet sie von Quarziten. Dunkelglimmer findet sich bestenfalls in unansehnlichen, durch Erosion umgelagerten (detritischen) Körnern in den Zwickeln zwischen den Quarzkörnern.

Die rosafarbenen bis violetten norwegischen Quarzite, wie sie vermehrt z. B. an der Küste Jütlands zu finden sind (Rudolph 2017:216) weisen nicht das feine rote, manchmal in Flecken verteilte Hämatit-Pigment der Västervik-Quarzite auf.

Abb. 30: Norwegische Quarzite, Fundort Jütland, Slg. E. Figaj (Sprötze).
Abb. 31: Norwegischer Quarzit, nass fotografiert.

4. Verzeichnis der Lokalitäten und Proben

Abb. 31: Übersichtskarte1 der beprobten Lokalitäten.

Lok. 1: rötlich-blauer Quarzit, Steinbruch Hjortkullen (57.795577, 16.530566).
Lok. 2: violettgrauer Västervik-Quarzit und weitere Farbvarianten Almvik; Strassen-aufschluss an der E4 (57.831278, 16.443528).
Lok. 4: blaue Quarzite; Västervik-Fleckengestein Halde mit Bruchmaterial aus dem Straßenbau; Pepparängsvägen, südöstlich von Västervik; Gesteine in der Nähe anstehend; Fundstelle erloschen (57.722189, 16.673201).
Lok. 7: Geschiebe, u.a. Västervik-Quarzit Fahrradweg in Västervik Jenny, nahe der Autorennbahn Motorbana (57.768130, 16.585394).
Lok. 8: heller Västervik-Quarzit Straßenaufschluss an der 135, kurz hinter Gamleby (57.91547, 16.36795).
Lok. 9: div. Västervik-Quarzite, u.a. rotfleckiger Quarzit. Straßenaufschluss an der 135; vom Parkplatz Richtung Westen gehen (57.91458, 16.30901; Parkplatz).
Lok. 16: grauvioletter Västervik-Quarzit Nahgeschiebe vom See Hjorten (57.793429, 16.527008).

5. Literatur

Gavelin S 1983 The Västervik Area in South-eastern Sweden – SGU Ser. Ba No. 32,           172 S, Uppsala.

Meyer K-D 1994 Exkursionsführer zur Quartärgeologie des nordöstlichen Nieder-          sachsen – Geschiebekunde aktuell, Sonderheft 4, 36 S., 6 Taf., 9 Abb., 7           Tab., Hamburg, April 1994.

Rudolph F 2017 Das große Buch der Strandsteine – Die 300 häufigsten Steine an           Nord- und Ostsee – 320 S. Wachholtz-Verlag – Murmann Publichers,           Kiel/Hamburg, ISBN 978-3-529-5467-9.

Vinx R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb.           Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).

Marc Torbohm, Berlin im September 2023.

„Stockholm“-Fleckenquarzit aus dem Västervik-Gebiet?

Abb. 1: Verwitterungsseite eines grauen Fleckenquarzits, Aufnahme unter Wasser. Die gelblich-grüne Färbung ist nur auf der Verwitterungsseite wahrnehmbar. Fundort: Kühlungsborn.

Fleckenquarzite wurden gehäuft im Västervik-Gebiet gefunden, als Nahgeschiebe und mittlerweile auch anstehend. Der in Abb. 1-4 gezeigte Geschiebetyp kommt nicht aus der Umgebung von Stockholm und sollte deshalb nicht als „Stockholm-Fleckenquarzit“ bezeichnet werden. Dies wird weiter unten ausführlich begründet. Fleckenquarzit-Geschiebe mit den in der Beschreibung genannten Merkmalen können „Fleckenquarzit vom Västervik-Typ“ oder „Västervik-Fleckenquarzit“ genannt werden.

  1. Beschreibung
  2. Entstehung
  3. Herkunft der Fleckenquarzite
  4. Funde im Västervik-Gebiet
    4.1. Nahgeschiebe
    4.2. Anstehendproben
  5. Geschiebefunde
  6. Fleckenquarzite im nördlichen Sörmland?
  7. Verzeichnis der Proben
  8. Ausgewählte Literatur
Abb. 2: Gleicher Stein, nass fotografiert. Die Grundmasse verwittert leichter als die weißen Flecken, die dadurch über die Gesteinsoberfläche ragen. Diese Eigenschaft lässt sich auch an anderen Fleckengesteinen beobachten, nicht nur an Fleckenquarziten.
Abb. 3: Gleicher Stein, Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.
Abb. 4: Makroaufnahme der polierten Schnittfläche: Die dunkelgraue Grundmasse besteht aus Quarz und Biotit. Undeutlich konturierte Flecken enthalten feinfaserigen Sillimanit. Die großen und farbig reflektierenden Mineralkörner in der Bildmitte sind Magnetit. Foto: T. Langmann.

1. Beschreibung

Die Fleckenquarzite vom Västervik-Typ sind feinkörnige metamorphe Gesteine von meist grauer oder brauner Farbe. Sie enthalten viele weiße und runde bis oval geformte Flecken von wenigen Millimetern Durchmesser (Abb. 1). Die Grundmasse kann lokal rot oder seltener auch grünlich eingefärbt sein und besteht aus Quarz und etwas Dunkelglimmer, Feldspat ist nicht erkennbar. Der Glimmeranteil lässt sich von Hand kaum abschätzen, scheint aber wohl immer recht gering zu sein. Manche Fleckenquarzite enthalten etwas Magnetit, nachweisbar mit einem Handmagneten (Abb. 4).

Die Flecken erreichen Größen von gewöhnlich etwa 2-3 mm, ausnahmsweise auch mal 6 mm (Abb. 21). Sie zeigen keine klare Abgrenzung zur Grundmasse und können einen schwarzen und/oder einen roten Saum besitzen (Abb. 18); die Säume können auch fehlen. Die Verteilung der Flecken im Gestein ist regellos, das Gesteinsgefüge erscheint insgesamt undeformiert. Allenfalls eine Einregelung der runden bis leicht ovalen Flecken lässt sich beobachten (Abb. 19). Mit der Lupe erkennt man manchmal fein verfilzte Aggregate, ein Hinweis auf Sillimanit (Abb. 4). Dieser widersteht der Verwitterung eher als die Grundmasse aus Quarz und Glimmer, weshalb die Flecken auf angewitterten Geschieben pockenartig hervorstehen können (Abb. 2). Bei einer erkennbar feinfaserigen Ausbildung des Sillimanits spricht man von einem fibroblastischem Gefüge.

Unterscheiden sind die Fleckenquarzite von feinkörnigen Fleckengneisen, die man an unseren Stränden gelegentlich findet. Letztere besitzen einen abweichenden Mineralbestand und enthalten neben Quarz und Glimmer meist auch Feldspat und/oder weisen einen sehr hohen Glimmeranteil auf. In der deutlich foliierten Grundmasse sind helle, meist weiße und längliche, linsen- oder augenförmige Flecken erkennbar. Solche „Fleckengneise“ stammen aus weiter nördlich gelegenen Gebieten und werden am Ende dieses Artikels kurz erwähnt (Abb. 44-46).

Die informelle Bezeichnung „Fleckenquarzit“ kombiniert die mineralogische Zusammensetzung eines Metamorphits (Quarzit) mit einem unmittelbar sichtbaren texturellen Merkmal (die hellen Flecken) und ist zweifellos handlicher als eine der möglichen petrographisch korrekten Bezeichnungen, z. B. „sillimanit-fibroblastischer, glimmerführender Quarzit“.

2. Entstehung

Fleckenquarzite sind metamorphe Gesteine, hervorgegangen aus sandigen Sedimenten mit tonigen (= aluminiumreichen) Anteilen. Diese Sedimente wurden im Zuge der svekofennischen Gebirgsbildung auf eine Tiefe von etwa 10 km versenkt. Eine Kontaktmetamorphose bei mäßigem Druck und hohen Temperaturen durch aufsteigende granitische Magmen begünstigte die Bildung von Sillimanit-Granoblasten („Flecken“). Bei dieser chemischen Reaktion handelt es sich um die klassische „Muskovit-Entwässerung“, vereinfacht:

Muskovit + Quarz → Kalifeldspat + Sillimanit + Wasser.

Unter ähnlichen Bedingungen, aber abweichenden chemischen Voraussetzungen entstanden übrigens auch die bunten Västervik-Fleckengesteine, die Cordierit enthalten. Beide Gesteine besitzen Alter von etwa 1,88-1,85 Milliarden Jahren.

3. Herkunft der Fleckenquarzite

In der Geschiebekunde wurden solche Gesteine bislang als „Stockholm-Fleckenquarzit“ bezeichnet, obwohl kein einziges Vorkommen in der Umgebung von Stockholm bekannt ist. Lediglich ein Verweis auf ähnliche Gesteine in einer Fußnote in GEIJER 1912 veranlasste HESEMANN 1975 dazu, ihre Heimat in der Umgebung von Stockholm anzunehmen. Diese Vermutung wurde von nachfolgenden Autoren und Sammlern offenbar ohne Prüfung übernommen. Weder in der übrigen geologischen Literatur gibt es Hinweise auf solche Vorkommen, noch wurden bisher Funde von Fleckenquarziten bei Stockholm bekannt. Die Ortsangabe „Stockholm“ beruht auf einem Missverständnis und ist deshalb zu streichen.

M. Torbohm und T. Langmann konnten eine große Anzahl an Fleckenquarziten als Nahgeschiebe in der Umgebung von Västervik in Südostschweden dokumentieren (TORBOHM & LANGMANN 2017). Diese Funde sind exakt die bisher als „Stockholm-Fleckenquarzit“ bezeichneten Typen. Dass sie aus der Nähe von Västervik stammen müssen, wird auch durch die weitgehende Abwesenheit von Ferngeschieben an den Fundorten belegt. Anhand von Gletscherschrammen bekannte Richtungen des Eistransports legen nahe, dass ihr Liefergebiet nördlich bis nordwestlich von Västervik zu suchen ist. Allein die Menge der Funde von Nahgeschieben in der näheren Umgebung der Stadt Västervik widerlegt eine Herkunft der Fleckenquarzite aus dem Stockholm-Gebiet! GAVELIN 1983 beschreibt anstehende Vorkommen von Fleckenquarziten auf einigen Schären, die nur schwierig zu erreichen sind und bisher nicht besucht wurden. Mittlerweile konnte aber ein Aufschluss mit anstehendem Fleckenquarzit südlich von Gamleby lokalisiert werden (Abb. 22-23). Ein Mischtyp aus Fleckenquarzit und Cordierit-Fleckengestein stammt von der Schäre Östra Skälö (Abb. 24-27).

4. Funde im Västervik-Gebiet

Abb. 5: Übersichtskarte über das Västervik-Gebiet mit den Fundpunkten.

Die hellblaue Signatur sind die Metasedimente der Västervik-Formation, hauptsächlich Quarzite und untergeordnet Fleckenquarzite sowie das Västervik-Fleckengestein. Die Koordinaten der im Text genannten Lokalitäten werden am Ende des Abschnitts aufgeführt. Kartenausschnitt aus BERGMAN et al 2012.

4.1. Nahgeschiebe

Nahgeschiebe von Fleckenquarziten fanden sich an zwei Lokalitäten im nordwestlichen Stadtgebiet von Västervik: ein mit reichlich Geschieben eingefasster Parkplatz eines großen Supermarktes (Lok. 1) und ein Aufschluss mit Nahgeschieben entlang eines Radwegs an der Ausfallstraße zur Autobahn (Lok. 2). Beide Fundorte liegen wenige Hundert Meter auseinander.

Abb. 6: Böschung mit Geröllen am Stadtrand von Västervik, Fundort zahlreicher Fleckenquarzite (Lokalität 2).
Abb. 7: Ergebnis nach kurzer Suche an der Lokalität 2. Bildbreite 40 cm.

Binnen weniger Minuten konnte eine Reihe von Fleckenquarziten (die sog. „Stockholm-Fleckenquarzite“!) zusammengetragen werden. Es überwiegen einfache graue bis braune Typen, rötliche Tönungen sind etwas seltener. Der Anteil der weißen Flecken in den Gesteinen ist variabel; alle Funde zeigen ein undeformiertes Gefüge, gneisartige Varianten waren nicht dabei.

Abb. 8: Geschiebe von der Lokalität 2: Auf der rechten Seite ein grauer, darunter ein rotbrauner Fleckenquarzit. Links oben ein Västervik-Quarzit mit rötlichen Flecken, links unten ein Västervik-Fleckengestein (Västervik-Cordierit-Granofels).

In dem Aufschluss dominierten mengenmäßig die gewöhnlichen grauen Västervik-Quarzite mit mind. 50 % Anteil an allen Geschieben. Weiterhin gab es einige Granite, Västervik-Fleckengesteine und hin und wieder einen Loftahammar-Augengneis. Ferngeschiebe wurden nicht identifiziert, das Material stammt zum größten Teil aus nächster Nähe.

Abb. 9: Fleckenquarzit aus Abb. 8, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Nahaufnahme. Die Grundmasse wechselt zwischen grauen und roten Farbtönen. Weiße Flecken liegen eng beieinander und sind von schmalen Biotit-Säumen umgeben.
Abb. 11: An gleicher Stelle fand sich auch ein kleines Geröll eines Mischtyps zwischen Fleckenquarzit und Västervik-Fleckengestein, ähnlich dem Geschiebefund von Fehmarn (Abb. 32) und der Anstehendprobe von Östra Skälö (Abb. 24).
Abb. 12: Die weißen Flecken sind durch tektonische Deformation leicht in die Länge gezogen, die Glimmerminerale in der Grundmasse weisen nur eine schwache Vorzugsrichtung auf (schwache Deformation). Der größere graue Fleck enthält neben Biotit bläulich-grauen Cordierit.
Abb. 13: Ein weiterer Aufschluss mit Nahgeschieben liegt einige Kilometer südöstlich von Västervik an der Straße nach Händelöp (Lokalität 3). Die Ansammlung unzähliger, gut gerundeter, faust- bis kopfgroßer Gerölle wird in der Literatur (LINDÉN 2010) als fossiler Strandwall gedeutet.
Abb. 14: Obwohl viele Steine von Flechten bewachsen sind, gelang es auch hier, binnen kurzer Zeit einer Reihe von Fleckenquarziten aufzusammeln, überwiegend braune oder graue Fleckenquarzite, gelegentlich ein rötliches Exemplar. Bildbreite etwa 35 cm.
Abb. 15: Gewöhnlicher brauner Fleckenquarzit aus dem fossilen Strandwall südöstlich von Västervik (Lokalität 3).
Abb. 16: Perlschnurartige Anordnung von weißen Flecken in einem braunen Fleckenquarzit aus einem Geschiebepflaster. (Ortseingang Västervik, Lokalität 1).
Abb. 17: Bräunlich-grauer Fleckenquarzit, Aufnahme unter Wasser (Lokalität 3).
Abb. 18: Nahaufnahme; Die weißen Flecken sind von einem roten inneren und einem an Dunkelglimmer reichen (dunklen) äußeren Saum umgeben.
Abb. 19: grauer Fleckenquarzit (Lokalität 3).
Abb. 20: Bunter Fleckenquarzit mit unregelmäßiger Texturierung von Grundmasse und Flecken (Lokalität 3). Die grünen Bereiche sind hartnäckig anhaftender Flechtenbewuchs.
Abb. 21: Roter und hell bräunlicher Fleckenquarzit mit vergleichsweise großen Flecken (bis etwa 6 mm Länge), umgeben von grauen Säumen. Solche Varianten mit großen Flecken sind vergleichsweise selten zu finden (Lokalität 3, Sammlung T. Langmann).

4.2. Anstehendproben

Ein dunkelgrauer Fleckenquarzit mit weißen Sillimanit-Flecken konnte an der Lokalität „Tjust Motell“ beprobt werden (Lokalität 7). Der Aufschluss im Wald ist kaum einen Quadratmeter groß und befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem basischen Intrusivkörper (Amphibolit).

Abb. 22: Västervik-Fleckenquarzit, Anstehendprobe von „Tjust Motell“ (Lokalität 7), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 23: Nahaufnahme.

Ein Mischtyp aus Fleckenquarzit und Västervik-Fleckengestein steht im Hafen auf Östra Skälö, ganz im Süden des Västervik-Gebiets an (Lokalität 4). Das Gestein bildet eine etwa 50 cm breite Einschaltung zwischen grauem Västervik-Fleckengestein (Cordierit-Granofels) und Västervik-Quarzit.

Abb. 24: Mischgefüge aus Fleckenquarzit und Fleckengestein; zahlreiche weiße, 1-3 mm große Sillimanit-Flecken und größere dunkle Cordierit-Flecken.
Abb. 25: Nahaufnahme

In der rötlich bis grau gefärbten quarzitischen Grundmasse tritt Biotit in kleiner Menge, in den dunkelgrauen Flecken gehäuft auf. Die weißen Flecken sind Granoblasten aus Sillimanit. Das rote Pigment ist mineralogisch nicht bestimmbar, Feldspat ebenfalls nicht erkennbar.

Abb. 26 und 27 zeigt einen Dünnschliff der Probe von Östra Skälö; links im normalen Durchlicht, rechts mit gekreuzten Polarisatoren (Fotos: B. Rybycki). Eine Dünnschliffuntersuchung bestätigte, dass die weißen Flecken aus Sillimanit bestehen. Das Bild rechts (mit gekreuzten Polarisatoren) zeigt den Sillimanit in einer rötlichen Färbung und in der typisch feinfaserigen Ausbildung. Das Korngefüge des Gesteins insgesamt, die hellen und hellgrauen, ungefähr gleich großen und polygonal ausgebildeten Quarzkörner der Grundmasse, sind typisch für eine Umkristallisation im festen Zustand während der Metamorphose. Aus ursprünglich lose verbundenen Quarzkörnern eines sandsteinähnlichen Ausgangsmaterials entstand dieses kompakte Gefüge, das ebenfalls als granoblastisch bezeichnet wird und nur im Dünnschliff sichtbar wird.

5. Geschiebefunde

Die folgenden Bilder sind Geschiebefunde aus Norddeutschland. Abb. 28-32 zeigt den für das Västervik-Gebiet typischen Geschiebetyp („Västervik-Fleckenquarzit“, nicht „Stockholm-Fleckenquarzit“), Abb. 32-38 sind abweichende Varianten (z. B. deformiert, in dieser Form nicht im Västervik-Gebiet beobachtet oder Fleckengesteine mit einem anderem Mineralbestand).

Abb. 28: Västervik-Fleckenquarzit mit hell- bis dunkelgrauer, teils rötlich verfärbter Grundmasse und weißen Flecken aus fibroblastischem Sillimanit. Fundort: Kiesgrube Penkun (Vorpommern), leg. A. Bräu; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 29: Dunkelgrauer und etwas grünlicher Västervik-Fleckenquarzit; die waagerechten Streifen sind Relikte einer sedimentären Schichtung. Strandgeröll von Fehmarn.
Abb. 30: Fleckenquarzit (Västervik-Typ) mit grauer bis rötlichgrauer Grundmasse. Die weißen Sillimanit-Flecken werden von dunkleren und biotitreichen Säumen umgeben. Fundort: Møns Klint (Dänemark), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 31: Rötlichgrauer Västervik-Fleckenquarzit, hier mit teilweise gelblich gefärbtem Sillimanit. Rund poliertes Geschiebe, Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 32: Mischgefüge: weiße Sillimanit-Flecken sowie größere schwarze Flecken mit rotem Saum (wie im Västervik-Fleckengestein). Geschiebefunde solcher Mischgefüge waren u. a. Ausgangspunkt der Überlegung, das Heimatgebiet der Fleckenquarzite im Västervik-Gebiet zu suchen. Fundort: Westermarkelsdorf auf Fehmarn.
Abb. 33: Heller Quarzit mit sedimentärer Schichtung und Sillimanit-Flecken; polierte Schnittfläche, Kiesgrube Ruhlsdorf bei Luckenwalde (D. Lüttich leg.).
Abb. 34: Nahaufnahme. Das granoblastische Gefüge der Matrix ist hier weniger verzahnt, einzelne und voneinander unterscheidbare polygonale Quarzkörner sind erkennbar.
Abb. 35: Solche stärker deformierten Fleckenquarzite mit länglichen Sillimanit-Flecken lassen sich keiner näheren Herkunft zuordnen. Sie kommen untergeordnet im Västervik-Gebiet vor, könnten aber auch aus anderen Regionen stammen. Fundort: Kühlungsborn, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 36: Fleckenquarzit mit undeutlicher Lagentextur (sedimentäre Schichtung) und rötlichen, von hellen Säumen umgebenen Flecken. Polierte Schnittfläche, Fundort Sellin (Rügen).
Abb. 37: Der quarzitische Granofels erscheint undeformiert, lässt sich aber nicht mit Sicherheit auf das Västervik-Gebiet zurückführen, weil das rötliche Mineral in den Flecken nicht näher bestimmbar ist.
Abb. 38: Hellbrauner Quarzit mit hellen Flecken, Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 39: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. In diesem Fall ist das Mineral in den Flecken nicht Sillimanit, sondern silbrig glänzender Hellglimmer.

6. Fleckenquarzite im nördlichen Sörmland?

Im nördlichen Sörmland zwischen Kolmården und Stockholm, etwa 100 km nördlich von Västervik, hat der Autor (M. Torbohm) ein einzelnes Fleckenquarzit-Nahgeschiebe am Strand von Kolmården (Lokalität 5) gefunden (Abb. 41-43). Seine genaue Herkunft ist unbekannt, es muss aber aus einem weiter nördlich gelegenen Vorkommen stammen. Weitere Funde von Fleckenquarzit-Geschieben im Gebiet zwischen Kolmården und Stockholm konnten bisher nicht dokumentiert werden.

Abb. 40: Übersichtskarte von Südschweden mit der Lage der Fundgebiete.
Abb. 41: Fleckenquarzit-Geschiebe von Kolmården (Lokalität 5), Aufnahme unter Wasser.

Der Fleckenquarzit-Fund von Kolmården weist einige von den Västervik-Typen abweichende Merkmale auf: die Flecken sind ungleichmäßig verteilt, manche von ihnen braun (auf der Schnittfläche grün) gefärbt, vermutlich durch gleichzeitig enthaltenen Cordierit, der durch Alteration in Chlorit u. ä. umgewandelt wurde. Solche Flecken wurden im Västervik-Gebiet bisher nicht beobachtet. Weiterhin fallen vereinzelt dunkle, teils exzentrische Mineralkörner (hier: Biotit) innerhalb der Flecken auf, die in dieser Form ebenfalls nicht im Västervik-Gebiet vorkommen.

Abb. 42: Polierte Schnittfläche
Abb. 43: Nahaufnahme

Zu den typischen und regelmäßigen Geschiebefunden im nördlichen Sörmland gehören graue und kleinkörnige Fleckengneise mit einer Matrix aus Quarz, Feldspat und Glimmer. Von diesem Gesteinstyp liegen mehrere Anstehendproben vor. Manchmal erlaubt die Feinkörnigkeit der Gesteine keine näheren Aussagen zum Mineralbestand. Zumindest in den körnigen Varianten ist neben Quarz und Glimmer auch Feldspat in bedeutender Menge erkennbar. Der Anteil an Glimmer oder grünlichen und chloritähnlichen Mineralen kann recht hoch sein.

Deformiertes Gefüge äußert sich neben der Ausrichtung der Glimmerminerale in der Grundmasse an einer elliptischen bis linsenförmigen Gestalt der hellen Flecken. Diese erreichen eine Länge von wenigen Millimetern bis mehrere Zentimeter. Manchmal ist Sillimanit an seiner faserigen Ausbildung erkennbar (Abb. 45).

Abb. 44: Beispiele von Fleckengneisen (nicht Fleckenquarzite!) aus Sörmland, Nahgeschiebe vom Geschiebestrand in Kolmården (Lokalität 5), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 45: Detail des Fleckengneises aus Abb. 44 unten links.

Der Blick auf die Foliationsebene zeigt ovale Anschnitte der weißen Flecken, mit einer sternförmigen Ausbreitung des feinfaserigen Sillimanits. In der Seitenansicht erscheinen die Flecken flach und linsenförmig. Neben viel dunklem Glimmer ist Quarz und ein weiteres, unbestimmtes Mineral zu erkennen, wahrscheinlich Feldspat.

Abb. 46: Anstehender Quarz-Feldspat-Biotit-Gneis mit hellen und ovalen Flecken bis 2 cm Länge; Snörom bei Kolmården (Lokalität 6), Bildbreite 22 cm.

7. Verzeichnis der Proben

Lok. 1: Geschiebe (Fleckenquarzite u. m.) als Einfassung auf dem Parkplatz Parkplatz ICA-Stormarknad, Västervik (57.767546, 16.595644).
Lok. 2: Geschiebe (Fleckenquarzite u. m.) Fahrradweg, nahe der Autorennbahn (Motorbana), Västervik (57.768130, 16.585394).
Lok. 3: Geschiebe (Fleckenquarzite u. m.) Fossiler Strandwall an der Straße nach Händelöp, SSE Västervik (57.718765, 16.671451; Parkplatz).
Lok. 4: Anstehender Mischtyp Fleckenquarzit/ Fleckengestein Felsen am Hafen von Östra Skälö (57.58986, 16.63201).
Lok. 5: Geschiebe (v.a. Fleckengneise; ein einzelner Fleckenquarzit); Rollsteinstrand am Campingplatz Kolmården/ Östergötland (58.65718, 16.40712).
Lok. 6: Anstehender Fleckengneis Baugebiet in Snörom bei Kolmården/Östergötland (58.66476, 16.41711).
Lok. 7: Fleckenquarzit, anstehend Aufschluss im Wald nahe der Lokalität “Tjust Motell” (57.86883, 16.41978)

8. Ausgewählte Literatur

BERGMAN S, STEPHENS MB, ANDERSSON J, KATHOL B & BERGMAN T 2012 Sveriges berggrund, skala 1:1 miljon. Sveriges geologiska undersökning K 423.

GAVELIN S 1983 The Västervik Area in South-eastern Sweden – SGU Ser. Ba No. 32, 172 S, Uppsala.

GEIJER P 1912 Zur Petrographie des Stockholm-Granites – GFF 35: 123-150.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – GLA Nordrhein-Westfalen, S. 191-192.

TORBOHM M & LANGMANN T 2017 Fleckenquarzite im Västervik-Gebiet – Geschiebekunde aktuell 33 (3): 77-82, 3 Abb. – Hamburg/Greifswald, August 2017,
ISSN 0178-1731.

LINDÉN A G 2010 Beskrivning till jordartskartan 6G Vimmerby NO & 6H Kråkelund NV – SGU K 177: 7, Uppsala.

Marc Torbohm, September 2023

Exkursionsbericht Öland 3 – Anorogene Ostsmåland-Granite

Abb. 135: Blick von Hagskog auf Öland zur Insel Blå Jungfrun im nördlichen Kalmarsund.

3.1. Uthammar-Granit
3.2. Götemar-Granit
3.3. Jungfrun-Granit
3.4. Funde mit ungewisser Zuordnung

Der dritte und letzte Teil des Exkursionsberichtes Öland widmet sich den Geschiebefunden anorogener Ostsmåland-Granite (Uthammar-, Götemar- und Jungfrun-Granit). Sie sind von besonderem geschiebekundlichen Interesse, aber ihre Bestimmung als Geschiebe ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Mit einem Alter von etwa 1,45 Ga weisen sie ein etwas jüngeres Alter auf als die weit verbreiteten TIB-Granite (1,8-1,7 Ga) und besitzen einige Gefügemerkmale, die sie als „anorogen“ (= unabhängig von einer Gebirgsbildung entstanden) kennzeichnen. Ihre Vorkommen liegen nur wenige Kilometer von Öland entfernt und in Zugrichtung der letzten nordischen Inlandvereisung (Abb. 136). Dass die Gesteine auch weiter südlich ihres Haupttransportweges zu finden sind (Äleklinta), dürfte mit einem küstenparallelen Transport von Geschieben erklärbar sein.

Abb. 136: Kartenskizze der Vorkommen anorogener 1,45 Ga-Granite in Ostsmåland, der Fundorte von Geschieben auf Öland und der dominanten Zugrichtung der Gletscher während der letzten Inlandvereisung (Kartenausschnitt verändert nach WIK et al 2005).
Abb. 137: Anorogene Ostsmåland-Granite, Ramsnäs, Bildbreite 28 cm. Oben links Götemar-Granit, oben rechts Jungfrun-Granit; unten ein gewöhnlicher roter Småland-Granit.

Uthammar-, Götemar- und Jungfrun-Granit kommen auf Öland zwar nicht gerade massenhaft, aber regelmäßig als Geschiebe vor. Der anorogene Charakter dieser Granite äußert sich in ihrem undeformierten Mineralgefüge (s. u.), allerdings sind bei der Bestimmung einige Schwierigkeiten zu berücksichtigen:

  • Götemar- und Jungfrun-Granit dürften ganz ähnliche Gefügevarianten ausbilden und als Geschiebe nicht immer ihrem jeweiligen Vorkommen zuzuordnen sein. Vom Jungfrun-Granit liegen zudem nur sehr wenige Vergleichsproben aus dem Anstehenden vor.
  • Das rapakiwiartige Gefüge beider Granite, mehr noch des Jungfrun-Granits, birgt eine Verwechslungsgefahr mit Gesteinen aus Rapakiwi-Vorkommen. Porphyrische Rapakiwis können ähnliche Farben von Alkalifeldspat, Quarz und Plagioklas aufweisen. Dies gilt auch für das Gefüge aus idiomorphen bis körnigen Quarzen sowie einer ersten Quarz-Generation mit größeren zonierten und runden Quarzen.
  • Der Uthammar-Granit ist mit den gewöhnlichen roten Alkalifeldspat-Graniten des TIB verwechselbar. Bei der Bestimmung gilt es, auf spezifische Merkmale zu achten, die für eine anorogene Entstehung sprechen, aber nicht immer klar zu Tage treten.
  • Der anorogene „undeformierte Virbo-Granit“ (Hesemann 1975:36), eine Spielart des Uthammar-Granits aus dem südwestlichen Teil des Massivs, ist als Geschiebe wahrscheinlich nicht erkennbar.

Ergeben sich bereits auf Öland, nahe dem Anstehenden, Schwierigkeiten bei der Bestimmung, ist bei Geschiebefunden in Norddeutschland besondere Sorgfalt angebracht. Damit stellt sich auch die Frage nach der Eignung dieser Granite als Leitgeschiebe, die hier aber nicht abschließend beantwortet werden soll. Ein Vergleich mit Anstehendproben ist auf jeden Fall empfehlenswert. Hinsichtlich der geringen Ausdehnung der Vorkommen dürften alle anorogenen Ostsmåland-Granite zu den seltenen Geschiebefunden zählen.

Gemeinsames Merkmal ist das Fehlen von tektonischer Deformation und das Vorhandensein (wenigstens einzelner) idiomorpher Quarze und Glimmerminerale. Tektonische Deformation ist in den älteren TIB-Graniten regelmäßig zu beobachten und äußert sich in einer bevorzugten Ausrichtung des gesamten oder eines Teils des Mineralbestandes. Vor allem die plattigen Glimmerminerale neigen zur Einregelung und bilden gestreckte, parallel verlaufende Aggregate oder unregelmäßig im Gestein verteilte Ansammlungen. Ein Teil des Quarzes kann zuckerkörnig granuliert sein (meist nur auf einer Bruchfläche sichtbar). Idiomorphe Quarze fehlen weitgehend. Alle diese genannten Gefügemerkmale einer Deformation sind ein Ausschlusskriterium bei der Bestimmung!

3.1. Uthammar-Granit

Der Uthammar-Granit besteht im Wesentlichen aus hellrotem Alkalifeldspat und Quarz. Die Feldspäte erreichen eine Größe von 2 cm und besitzen unregelmäßige Umrisse, wenige von ihnen sind rechteckig. Bei Verwitterung kann der Feldspat einen orangeroten Farbton annehmen (Abb. 139). Klarer bis leicht trüber, manchmal auch bläulicher und xenomorpher Quarz füllt die Räume zwischen den Alkalifeldspäten. Kleine idiomorphe Quarze, manchmal auch mit Quarz gefüllte Risse treten vereinzelt innerhalb der roten Feldspäte auf. Biotit ist nur in geringer Menge vorhanden, bildet aber regelmäßig sechseckige idiomorphe Plättchen, ein wichtiger Hinweis auf das undeformierte Mineralgefüge. Der Uthammar-Granit kann leicht mit grobkörnigen roten Småland-Graniten verwechselt werden. Biotit tritt hier nicht idiomorph, sondern in Form von Ansammlungen oder streifigen Aggregaten auf (Abb. 141).

Abb. 138: Uthammar-Granit, Geschiebe von Älekinta, Breite 18 cm. Einzelne Feldspäte weisen mit Quarz gefüllte Risse auf.
Abb. 139: Uthammar-Granit. In der Vergrößerung erkennt man einzelne Biotitplättchen mit annähernd sechseckigem Umriss sowie einige idiomorphe Quarze in den Alkalifeldspäten. Hagskog, Breite 14 cm.
Abb. 140: Uthammar-Granit? Bestimmung unsicher, es fehlen die idiomorphen Quarze in den Alkalifeldspäten und die sechseckigen idiomorphen Glimmerplättchen. Äleklinta. Breite 15 cm.
Abb. 141: TIB-Granit aus Ostsmåland (kein Uthammar-Granit). Biotit ist in größerer Menge enthalten und bildet Ansammlungen und kleine Streifen; keine idiomorphen Quarze. Äleklinta, Breite 13 cm.

Das nächste Geschiebe weist Merkmale des Uthammar-Granits auf, enthält aber etwas mehr dunkle Minerale sowie Plagioklas. Alkalifeldspat, auf der angewitterten Oberfläche hell orangefarben, zeigt auf der Schnittfläche ein deutlich dunkleres Rot. Das Gestein könnte aus dem südwestlichen Teil des Uthammar-Plutons stammen.

Abb. 142: Wahrscheinlich ein Uthammar-Granit mit etwas mehr dunklen Mineralen. Äleklinta, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 143: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Das Gestein enthält etwas grünen und orangegelben, teilweise rot pigmentierten und offenbar stark alterierten Plagioklas.
Abb. 144: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche. Das Gefüge erscheint undeformiert; hellgrauer bis schwach bläulicher Quarz kommt fast ausschließlich in xenomorphen Körnern vor. Vereinzelt finden sich kleine idiomorphe Quarze innerhalb der Alkalifeldspäte.
Abb. 145: Das Gestein enthält reichlich hellgelbe, teils typisch keilförmige Titanit-Kristalle. Einige Biotitplättchen weisen einen sechseckigen Umriss auf.

3.2. Götemar-Granit

Der grobkörnige Alkalifeldspatgranit besteht im Wesentlichen aus rotbraunem, bis 2 cm großem Alkalifeldspat und dunkelgrauem Quarz. Die Feldspäte bilden häufig Karlsbader Zwillinge. Quarz kommt in mehreren Generationen vor. Es überwiegen rundliche Körner, die den Raum zwischen den Alkalifeldspäten ausfüllen. Einige größere Quarze der ersten Generation weisen eine bläuliche Zonierung auf. Darüber hinaus finden sich auch idiomorphe Quarze in kleiner Menge, insbesondere als Einschluss innerhalb der Alkalifeldspäte. Plagioklas (grün oder gelblich) ist nur untergeordnet enthalten, bekannt sind aber auch plagioklasreiche Varianten. Dunkle Minerale (Biotit) kommen in geringer Menge vor. Regelmäßige Akzessorien sind silbrig glänzender Hellglimmer, gelblicher bis brauner Titanit und violetter Fluorit.

Abb. 146: Götemar-Granit von Ramsnäs, Breite 12 cm.
Abb. 147: Gleicher Stein, Aufnahme unter Wasser. Die Quarze sind angeschlagen und erscheinen auf der Gesteinsoberfläche recht hell.
Abb. 148: Nahaufnahme der nassen Oberfläche; kleine idiomorphe Quarze innerhalb der Alkalifeldspäte; einige gelbe und braune Titanit-Kristalle innerhalb der dunklen Minerale.
Abb. 149: Auf der polierten Schnittfläche offenbart sich die durchgehend dunkelgraue Tönung der Quarze und eine dunklere Färbung der Alkalifeldspäte.
Abb. 150: Einzelne größere Quarze weisen eine Zonierung auf (rechts). Am linken Bildrand ist violetter Fluorit erkennbar.

Der nächste Fund zeigt schon auf der Außenseite einige dunkelgraue sowie zonierte größere Quarze. Letztere sind Merkmale des Götemar-Granits, nur die schmal-länglichen Alkalifeldspäte passen nicht so recht ins Bild. Der Granit-Typ wurde auf Öland mehrmals gefunden.

Abb. 151: Götemar-Granit, Hagskog, Breite 15,5 cm.
Abb. 152: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 153: Auf der polierten Schnittfläche erscheinen Quarz und Alkalifeldspäte insgesamt dunkler.
Abb. 154: Einzelne größere Quarze besitzen eine bläuliche Zonierung.
Abb. 155: Interessant sind die länglichen Plagioklase mit einem grünen oder orangegelben Kern (bzw. einer braunen Mischfarbe) und einem farblos-transparentem Rand. Offenbar handelt es sich um mehrere Plagioklas-Generationen, von denen nur das Frühkristallisat (die Kerne) stark hydrothermal alteriert wurde.

Ein weiterer grobkörniger Alkalifeldspatgranit mit dunkelgrauen Quarzen und etwas grünem Plagioklas. Neben überwiegend xenomorph ausgebildetem Quarz sind auch einzelne kleinere idiomorphe sowie größere zonierte Quarz erkennbar.

Abb. 156: Götemar-Granit, Ramsnäs, Breite 13 cm.

3.3. Jungfrun-Granit

Die Insel Blå Jungfrun ist schon lange als Naturschutzgebiet ausgewiesen und eine Entnahme von Anstehendproben nicht gestattet. Daher liegen nur wenige Vergleichsproben vom Jungfrun-Granit vor. Öland bietet die einzige Möglichkeit, das Gestein zumindest als Geschiebe kennenzulernen.

Der Jungfrun-Granit ist grobkörniger als der Götemar-Granit und enthält mehr idiomorphe Quarze, die zudem zur Kranzbildung um die Alkalifeldspäte neigen. Rotbrauner, im angewitterten Zustand blassroter Alkalifeldspat erreicht eine Größe von 3-5 cm. Die teils runden, teils idiomorphen Quarzkörner sind sehr dunkel. Auch einige größere runde Quarze (bis 8 mm) treten auf, eine Zonierung wie im Götemar-Granit scheint aber nicht vorzukommen oder ist allenfalls schwach ausgeprägt. Plagioklas findet sich in etwas größerer Menge und ist rot bis rotbraun, manchmal auch grün gefärbt. Gelegentlich bildet er einen dicken grünen Saum um einzelne Alkalifeldspäte. Dunkle Minerale (Biotit) sind in geringer Menge enthalten, akzessorisch tritt Titanit auf.

Abb. 157: Grobkörniger anorogener Granit, Jungfrun-Granit, Geschiebe am Strand von Eskilslund, Breite 15 cm.
Abb. 158: Aufnahme der Außenseite unter Wasser.
Abb. 159: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche. Zahlreiche eckige (idiomorphe) Quarze sind erkennbar.
Abb. 160: Die größeren Quarzkörner weisen keine oder nur eine unauffällige Zonierung auf.

Der nächste Granit ist weniger grobkörnig, enthält aber zahlreiche idiomorphe Quarze, die zur Kranzbildung um die roten Alkalifeldspäte neigen.

Abb. 161: Jungfrun-Granit, Geschiebe von Ramsnäs, Breite 12 cm.
Abb. 162: Gleicher Stein, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 163: Einzelner Alkalifeldspat mit einem rotbraunen Plagioklas-Saum; am rechten Bildrand ein größerer zonierter Quarz.

3.4. Funde mit ungewisser Zuordnung

Eine Reihe von Geschiebefunden konnte als anorgener Småland-Granit bestimmt, aber nicht eindeutig dem Götemar- oder Jungfrun-Granit zugeordnet werden. Das Götemar-Massiv ist einigermaßen gut beprobt, bekannt sind grob-, mittel- und feinkörnige sowie porphyrische Gefügevarianten. Vom Jungfrun-Massiv ist eine vergleichbare Bandbreite zu erwarten, allerdings gibt es nur wenige Vergleichsproben. Markante Unterschiede dürften nur bei den grobkörnigen Varianten bestehen.

Abb. 164: Etwa 1,20 breiter Granitblock am Strand von Äleklinta. Die schwach kantengerundete Form des Steins spricht für einen kurzen Transportweg.
Abb. 165: Nahaufnahme des Gefüges, nasse Oberfläche. Hellrote und rechteckige Alkalifeldspäte mit kräftiger perthitischer Entmischung sind von hellen Quarzen umgeben. Einzelne Alkalifeldspäte enthalten kleine idiomorphe Quarze. Darüber hinaus findet sich etwas gelblicher bis grüner Plagioklas und Biotit.
Abb. 166: Anorogener Ostsmåland-Granit mit etwas dunkleren Quarzen, viele davon idiomorph, einige größere mit Zonierung. Das Gefüge ähnelt einem porphyrischem Rapakiwi. Äleklinta, Breite 15 cm.
Abb. 167: Nahaufnahme.
Abb. 168: Ungleichkörniger anorogener Ostsmåland-Granit mit erhöhtem Anteil an orangegelbem Plagioklas. Äleklinta, Breite 18 cm.
Abb. 169: Nahaufnahme, Bildbreite 9 cm. Mindestens 3 Generationen Quarz sind erkennbar: 1. große zonierte Quarze, 2. graue xenomorphe bis idiomorphe Quarze zwischen den Feldspäten, 3. winzige eckige Quarze, teilweise als Saum um einzelne Alkalifeldspäte (z. B. der Karlsbader Zwilling rechts im Bild).

4. Literatur

BARTOLOMÄUS WA & POPP A 2018 Geschiebe des Jahres 2018 (sedimentär):
,Blomminga bladet‘ (Blumenschicht) an der Basis des Orthocerenkalks
(Ordovizium) – Geschiebekunde aktuell 34 (1): 5-14, 4 farb. Abb., 1 Tab., Hamburg
/ Greifswald.

GRAVESEN P 1993 Fossiliensammeln in Südskandinavien – 245 S., Goldschneck Verlag.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 8 Taf.
(1 Taf. im Anh.), 44 Abb., 29 Tab., 1 Kte., Krefeld (Geologisches Landesamt
Nordrhein-Westfalen).

PATRUNKY H 1925 Die Geschiebe der silurischen Orthocerenkalke ‒ I. Geologischer Teil – Zeitschrift für Geschiebeforschung 1 (2): 58-95, 2 Tab., Berlin (Borntraeger).

RUDOLPH F 2017 Das große Buch der Strandsteine ; Die 300 häufigsten Steine an
Nord- und Ostsee – 300 S., zahlr. farb. Abb., Neumünster (Wachholtz Murmann
Publishers), ISBN 978-3-529-05467-9.

SCHULZ W 2003 Geologischer Führer für den norddeutschen Geschiebesammler –
508 S., 446+42 meist farb. kapitelweise num. Abb., 1 Kte. als Beil., Schwerin (cw
Verlagsgruppe).

STOUGE S 2004 Ordovician siliciclastics and carbonates of Öland, Sweden – Erlanger geologische Abhandlungen, Sonderband 5, S. 91-111.

VOLLBRECHT A & WEMMER K 2019 Geologische Exkursion Südost-Schweden – Band 79 der Reihe „Göttingen Contributions to Geosciences“, Universitätsverlag Göttingen 2019, S. 53-84, ISBN: 978-3-86395-413-0, DOI: https://doi.org/10.17875/gup2019-116.

WIK NG, BERGSTRÖM U, BRUUN A et al 2005 Beskrivning till regional berggrundskarta
över Kalmar län – Sveriges geologiska undersökning serie Ba nr 66, 54 S., ISBN 91-7158-699-7.

WIK NG, BERGSTRÖM U, BRUUN A et al 2005 Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000, Sveriges geologiska undersökning serie Ba nr 66.

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Exkursionsbericht Öland 2 – Kristallingeschiebe

Abb. 42: Kartenskizze mit den Heimatgebieten einiger Kristallingesteine in Ost-Småland und den Geschiebefundorten auf Öland. Der Pfeil markiert die Hauptzugrichtung des Eises während der letzten Vereisung. Karte verändert nach: WIK et al 2005: Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000.

2.1. Äleklinta
2.2. Byxelkrog
2.3. Eskilslund
2.4. Hagskog
2.5. Ramsnäs

Das Sammeln von Nahgeschieben auf Öland bietet einen Einblick in die Gesteine des nahen Grundgebirges in Ost- und Nordost-Småland und ist eine vergleichsweise bequeme Abwechslung zum mühsamen Sammeln von Anstehendproben. Die Gletscher der nordischen Inlandvereisungen transportierten Gesteine auf dem Festland nur über geringe Distanzen, in der Regel wenige Zehnerkilometer. Auch Öland dürfte damals Festland gewesen sein und der Meeresspiegel bedeutend niedriger gelegen haben als heute. An den Inselstränden finden sich ganz überwiegend Kristallingeschiebe aus dem östlichen und nordöstlichen Småland, dem Gebiet entgegen der vorherrschenden südöstlichen Zugrichtung des Eises. Zur Lage der Fundlokalitäten s. Abb. 3 im ersten Teil des Exkursionsberichtes.

Von Strand zu Strand unterscheidet sich die Geschiebegemeinschaft. Ganz klar dominieren granitoide Gesteine des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB) aus Ost- und Nordost-Småland und dem südlichen Östergötland. Dabei lassen sich grob drei Gefügevarianten unterscheiden:

  1. gleichkörnige Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ mit rotem bis rotbraunem Alkalifeldspat, häufig mit lebhaftem Blauquarz (z. B. Abb. 43);
  2. grobkörnige rote Alkalifeldspatgranite (z. B. Abb. 48);
  3. dunkle und porphyrische Monzogranite mit Blauquarz, braunem Alkalifeldspat, gelbem oder orangefarbenem Plagioklas sowie reichlich Titanit (z. B. Abb. 53). Zu diesem Granittyp gehört auch der Kinda-Granit (z. B. Abb. 82). Der Anteil dieses Geschiebetyps nimmt nach Norden hin zu.

Funde der geschiebekundlich interessanten anorogenen Ost-Småland-Granite (Uthammar-, Götemar- und Jungfrun-Granit) werden im dritten Abschnitt vorgestellt.

Vulkanite und Porphyre des TIB sind nur vereinzelt anzutreffen (meist Gangporphyre), was wenig verwunderlich ist, denn ihr Herkunftsgebiet liegt entweder weiter südlich (Påskallavik-Porphyr oder die hälleflintartigen Småland-Vulkanite mit wenigen Feldspat-Einsprenglingen aus dem Gebiet um Växjö) oder zu weit westlich. Denn auch Porphyre aus dem Vulkanitgebiet von Lönneberga wie Lönneberga-Porphyr oder der Nymåla-Porphyrtyp kommen auf Öland nicht vor (lediglich ein Emarp-Porphyr wurde gesichtet, Abb. 56).

Der Anteil an Ferngeschieben ist gering. Regelmäßig fallen allerdings einzelne Rapakiwigranite vom Åland-Pluton ins Auge (z. B. Abb. 68-69). Der Åland-Pluton liegt über 350 NNW von Öland und nicht in Zugrichtung der letzten Vereisung. Eine Besonderheit sind gleich zwei Funde von Rödö-Rapakiwis aus Nordschweden am Strand von Eskilslund (Abb. 99-102).

Auch svekofennische Gesteine sind nur vereinzelt zu finden, z. B. die spätorogenen grauen Plutonite (Uppland-Granite) oder auch allgemein Gneise und Migmatite. Eine Ausnahme bilden lokale Häufungen von Fleckengesteinen mit den dazugehörigen Quarziten aus dem nahen Västervik-Gebiet (Lokalität Ramsnäs). Der Loftahammar-Augengneis in typischer Ausbildung tritt hingegen kaum in Erscheinung.

2.1. Äleklinta

Neben den im ersten Abschnitt besprochenen Sedimentgesteinen (mittelkambrische Sandsteine, Anthrakonite, Orthocerenkalke etc.) treten an der Lokalität Äleklinta auch Kristallingeschiebe auf. Durch ihre Farbigkeit und den Kontrast sind sie leicht zu lokalisieren, kaum eines der vereinzelten Geschiebe entgeht dem Blick. Unter den TIB-Graniten finden sich reichlich gleichkörnige bis schwach porphyrische, meist mittelkörnige Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ mit lebhaftem Blauquarz (Abb. 43-46).

Abb. 43: Alkalifeldspatgranit vom Växjö-Typ; rosafarbener bis bräunlicher Alkalifeldspat, reichlich Blauquarz und Titanit in den Biotit-Ansammlungen. Breite 12,5 cm. Es besteht eine Ähnlichkeit zum Vånevik-Granit, allerdings liegt das Vorkommen direkt westlich vom Fundort.
Abb. 44: Alkalifeldspatgranit, Breite 12 cm.
Abb. 45: Brauner Granit mit Blauquarz, Breite 13,5 cm.
Abb. 46: Mittelkörniger Småland-Granit vom Växjö-Typ, Breite 13 cm.

Grobkörnige rote Småland-Granite mit grauem oder blauem Quarz, kaum Plagioklas
(Abb. 47-52):

Abb. 47: Roter Småland-Granit; einige Risse innerhalb der Feldspäte sind mit dunklen Mineralen verfüllt. Breite 10,5 cm.
Abb. 48: gewöhnlicher roter Småland-Alkalifeldspatgranit, Breite 11 cm.
Abb. 49: roter Småland-Granit. In den Zwickeln zwischen Alkalifeldspat und Quarz ist eine feinkörnige grüne und epidotähnliche Masse erkennbar. Breite 15 cm.
Abb. 50: Ungleichkörniger roter Ost-Småland-Granit mit reichlich Titanit. Breite 12,5 cm.

Die typischen porphyrischen NE-Småland-Granite mit braunem Alkalifeldspat, trübem und leicht bläulichem Quarz und orangefarbenem Plagioklas sowie Titanit treten in Äleklinta nur untergeordnet auf.

Abb. 51: Småland-Granit mit rotem bis braunem Alkalifeldspat, Blauquarz, etwas gelblichem Plagioklas und Biotit. Breite 12,5 cm.
Abb. 52: Geht man etwas näher heran, erkennt man viel gelblichen Titanit. Bildbreite 80 mm.
Abb. 53: Titanitführender porphyrischer NE-Småland-Granit aus braunem Alkalifeldspat, trübem und leicht bläulichem Quarz und orangefarbenem Plagioklas. Breite 13 cm.
Abb. 54: Ungleichkörniger NE-Småland-Granit; einzelner größerer Alkalifeldspat mit orangefarbenem Plagioklas-Saum. Breite 12 cm.

Ein alter Bekannter und ein Leitgeschiebe für das mittlere Småland ist der Järeda-Granit, der mehrmals in Äleklinta angetroffen wurde. Typisch sind die mit dunklen Mineralen gefüllten parallelen Risse innerhalb der Alkalifeldspäte.

Abb. 55: Järeda-Granit, Breite 10,5 cm.

Ebenfalls aus dem mittleren Småland stammt der Emarp-Porphyr (Einzelfund in Äleklinta).

Abb. 56: Emarp-Porphyr, Breite 12 cm.

Der nächste Fund ähnelt dem „Högsrum-Porphyr“. Sein Herkunftsgebiet liegt allerdings weiter südlich und nicht in der Zugrichtung des Eises. Vermutlich treten Porphyre vom Högsrum-Typ nicht nur an ihrer Typlokalität auf.

Abb. 57: Deformierter Gangporphyr, Breite 19 cm.
Abb. 58: Rotbrauner deformierter Småland-Gangporphyr, ähnlich dem Påskallavik-Typ, mit runden Blauquarzen. Es fehlen die dunklen Kerne innerhalb der Alkalifeldspäte. Breite 15 cm.
Abb. 59: Roter Granitporphyr mit runden Feldspat-Einsprenglingen. Breite 17 cm.
Abb. 60: Nahaufnahme, Bildbreite 10 cm.

Der nächste Granit ist ein grobkörniges, rot-orangefarbiges Gestein mit viel Titanit. Sein Habitus entspricht weitgehend dem „massiven Typ Virbo-Granit“ (TIB-Granit, ZANDSTRA 1999:164), anstehend bei Saltvik, unmittelbar südlich vom Uthammar-Pluton.

Abb. 61: Virbo-Granit, massiger Typ, Breite 10 cm.
Abb. 62: Nahaufnahme; gelblicher Titanit innerhalb der dunklen Mineralaggregate.
Abb. 63: Roter, vermutlich metasomatisch überprägter Plutonit (Quarzsyenit), Breite 18 cm.
Abb. 64: Nahaufnahme. Viel Quarz ist nicht zu entdecken. Das Gestein besteht aus rotem Alkalifeldspat und grünem, stellenweise auch weißem Plagioklas (Quarzsyenit). Das Dunkelrote sind Hämatitflecken, Titanit ist reichlich enthalten.
Abb. 65: Småland-Granit mit leichter Deformation, erkennbar an der Einregelung der dunklen Minerale. Das Gestein führt keinen Titanit; der Gefügetyp wurde mehrfach als Geschiebe angetroffen. Breite 19 cm.
Abb. 66: Roter Småland-Granit, Breite 16 cm.

Das Gefüge des Granits in Abb. 67 weicht durch den Kontrast zwischen rosafarbenem Alkalifeldspat und weißem Plagioklas deutlich ab von den bisher gezeigten Proben (Einzelfund, Emsfors-Granit?).

Abb. 67: Granit mit grauem Quarz; einige Alkalifeldspäte besitzen einen hellen Plagioklas-Saum. Breite 13 cm.

Hin und wieder finden sich in Äleklinta auch Rapakiwi-Geschiebe. Ihr Transportweg ist unklar, denn alle Rapakiwivorkommen, insbesondere der Åland-Pluton, liegen nicht in der Hauptzugrichtung der letzten Inlandvereisung.

Abb. 68: Mischgefüge Pyterlit/porphyrischer Rapakiwi, vermutlich von Åland. Breite 13,5 cm.
Abb. 69: Heller Wiborgit/gleichkörniger Rapakiwi, vermutlich von Åland. Breite 13 cm.
Abb. 70: Mischgestein, Granitporphyr, ähnlich dem Åland-Ringquarzporphyr. Breite 10,5 cm.

Der letzte Fund aus Äleklinta zeigt ein interessantes Gefüge. In den Zwickeln zwischen den roten Alkalifeldspäten sind rote bis gelbliche und eckige graphische Verwachsungen erkennbar. Die Herkunft des Gesteins ist unbekannt.

Abb. 71: Hellroter Granit mit graphischen Verwachsungen. Bildbreite 20 cm.

2.2. Byxelkrog

Etwa 500 m nördlich von Byxelkrog (letzter Parkplatz vor der Lokalität Neptuni åkrar) liegen am Strand einige große Geschiebe. Die Bedingungen zum Fotografieren vor Ort waren schlecht, daher fehlen einige Nahaufnahmen.

Abb. 72: Strand nördlich von Byxelkrog.
Abb. 73: Porphyrischer brauner Småland-Östergötland-Granit mit gelbem Plagioklas. Für einen Kinda-Granit fehlen die partiellen Plagioklassäume um die braunen Alkalifeldspäte. Bildbreite 19 cm.
Abb. 74: Porphyrischer Monzogranit mit blassrotem bis grauviolettem Alkalifeldspat und weißem Plagioklas (kein Titanit). Bildbreite 22 cm.
Abb. 75: Großes Geschiebe eines dunklen Fleckengesteins, Breite 36 cm.
Abb. 76: Länglicher Einschluss eines dunklen Fleckengesteins (oder fleckigen Metabasits) in einem roten Småland-Granit. Breite 40 cm.

Südlich von Byxelkrog am Enerumsvägen, vor dem Campingplatz und dem Leuchtturm, lassen sich am Strand maximal handgroße Kristallingeschiebe sammeln.

Abb. 77: Repräsentative Auswahl an Geschieben vom Strand bei Byxelkrog. Bildbreite 41 cm.

Hier finden sich deutlich mehr braune porphyrische Monzogranite (einige vom Typ Kinda-Granit) als in Äleklinta, neben gewöhnlichen mittel- bis grobkörnigen roten Småland-Graniten. Der Anteil an stärker deformierten Graniten – teilweise auch Augengranite, aber keine Loftahammar-Typen – ist höher als an den weiter südlich gelegenen Fundlokalitäten (Abb. 79).

Abb. 78: Einige Granitgeschiebe, näher fotografiert. Bildbreite 26 cm.
Abb. 79: Quarzreicher und leicht deformierter Blauquarzgranit. Schmutzig-grüner Plagioklas bildet Säume um die roten Alkalifeldspäte. Das Gestein enthält reichlich Titanit. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 80: Gleichkörniger Småland-Granit vom Typ Tuna-Granit, nass fotografiert.
Abb. 81: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 82: Kinda-Granit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 83: Graues Fleckengestein, quarzitisches Metasediment mit dunklen Cordierit-Flecken, wahrscheinlich aus dem Västervik-Gebiet.

2.3. Eskilslund

An der weitgehend monotonen, aus Grauem Orthocerenkalk bestehenden Küste von Eskilslund finden sich auch kleinere Strandabschnitte mit Kristallingeschieben. Häufig sind grobkörnige rote Småland-Granite und Augengranite, aber auch porphyrische Monzogranite sowie unterkambrische Kalmarsund-Sandsteine (s. Abb. 23-28 in Teil 1).

Abb. 84: Küste bei Eskilslund, Blick auf die Insel Blå Jungfrun.
Abb. 85: Strandabschnitt mit Kristallingeschieben.
Abb. 86: Titanitreicher Småland-Monzogranit mit blassrotem Alkalifeldspat und gelblichem Plagioklas; ähnlich Kinda-Typ, mit unvollständigen Plagioklas-Säumen um einzelne Alkalifeldspäte. Breite 9 cm.
Abb. 87: Småland-Monzogranit mit rotem Plagioklas (spricht für nördlichere Herkunft: Östergötland-Granite enthalten gelegentlich roten Plagioklas). Breite 9 cm.

Typische, wenn auch weniger auffällige NE-Småland-Granite sind grobkörnige Granite mit hellrotem Alkalifeldspat, reichlich Titanit und grünem sowie etwas rotem Plagioklas. Eine entsprechende Anstehendprobe konnte in der Umgebung vom Götemar-Pluton gesammelt werden.

Abb. 88: NE-Småland-Granit mit rotem und grünem Plagioklas, Breite 13 cm.

Am Strand fanden sich auch grobkörnige und leicht deformierte Granite vom Virbo-Typ (Abb. 89-91).

Abb. 89: NE-Småland-Granit, Typ Virbo-Granit. Breite 17 cm.
Abb. 90: Nahaufnahme.
Abb. 91: NE-Småland-Granit, Typ Virbo-Granit. Breite 17 cm.
Abb. 92: Plutonit mit geringem Quarzanteil (Monzonit bis Quarzmonzonit) aus blassrotem Alkalifeldspat und orangefarbenem Plagioklas (wahrscheinlich aus NE-Småland). Breite 17 cm.
Abb. 93: Nahaufnahme.
Abb. 94: Ungewöhnliche Farbkombination: orangeroter Granit mit weißem Plagioklas, Breite 15,5 cm.
Abb. 95: Grauer Gangporphyr mit Einschlüssen basischer Gesteine und wenig Quarz (klare runde Aggregate), Breite 20 cm.
Abb. 96: Nahaufnahme, Bildbreite 140 mm.
Abb. 97: Porphyrischer Monzogranit mit grünlichem und rotem (Mischfarbe: braun) Plagioklas. Der Typ wurde mehrfach auf Öland und in einer Kiesgrube in E-Småland beobachtet. Herkunft: vermutlich nördliches Småland – südliches Östergötland. Breite 20 cm.
Abb. 98: Helsinkitähnliches Gestein. Innerhalb der feinkörnigen rötlichen Masse zwischen den weißen Feldspäten ist etwas Blauquarz erkennbar. Breite 13 cm.

In Eskilslund fanden sich zwei Rapakiwis vom Rödö-Massiv in Nordschweden. Die hellen Feldspat-Ovoide im zweiten Fund (Abb. 101-102) erreichen allerdings kaum 2 cm (wichtiges Erkennungsmerkmal!).

Abb. 99: Rödö-Rapakiwi mit Wiborgitgefüge. Breite 21 cm.
Abb. 100: Nahaufnahme.
Abb. 101: Rödö-Rapakiwi mit Wiborgitgefüge (dicker Plagioklassaum rechts unten im Bild). Aufnahme unter Wasser.
Abb. 102: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die großen runden und klaren Quarze der ersten Generation weisen kaum Spuren einer magmatischen Korrosion auf.
Abb. 103: Porphyr mit Ringquarzen aus einem Rapakiwi-Vorkommen. Die roten Partien bestehen aus graphischen Verwachsungen von Feldspat und Quarz. Breite 12,5 cm.

2.4. Hagskog

Am Strand von Hagskog fanden sich vergleichsweise häufig anorogene Ost-Småland-Granite (Götemar- oder Jungfrun-Granit, s. Teil 3 des Berichts) sowie Granite vom Kinda-Typ.

Abb. 104: Granit vom Kinda-Typ mit reichlich Titanit. Breite 13 cm.
Abb. 105: Kinda-Granit mit reichlich Titanit. Breite 15 cm.
Abb. 106: Västervik-Fleckenquarzit mit reliktischer sedimentärer Schichtung; Breite 17 cm.
Abb. 107: Auffälliger porphyrischer (Östergötland?)-Granit mit gelbem Alkalifeldspat, orangerotem Plagioklas und Blauquarz. Bildbreite 18 cm.
Abb. 108: Orangefarbener porphyrischer Rapakiwi-Granit, Herkunft unbekannt. Breite 14 cm.

2.5. Ramsnäs

Ramsnäs bietet die besten Fundmöglichkeiten für Kristallingeschiebe, Kalksteine sind hier deutlich in der Unterzahl. Unter den TIB-Graniten überwiegen rote Smålandgranite und braune porphyrische Monzogranite, darunter viele vom Kinda-Typ.

Abb. 109: Geröllstrand von Ramsnäs.
Abb. 110: Rote Smålandgranite und braune porphyrische Monzogranite. Bildbreite ca. 50 cm.

Auch Metasedimente, ganz offensichtlich aus dem Västervik-Gebiet, finden sich auffällig häufig: blassviolette und graue Quarzite, rote Granofelse mit schwarzen Cordierit-Flecken („Västervik-Fleckengestein“, deformiert und undeformiert) sowie hell- bis dunkelgraue Quarzite mit weißen Sillimanitflecken („Västervik-Fleckenquarzit“).

Abb. 111: Västervik-Fleckengestein, leicht deformiert. Breite 26 cm.
Abb. 112: Västervik-Fleckengestein, Breite 11,5 cm.
Abb. 113: Metasediment mit schwarzen Flecken, Breite 13 cm.
Abb. 114: Grauer Västervik-Fleckenquarzit, Breite 13 cm.
Abb. 115: Dunkelgrauer Västervik-Fleckenquarzit, Breite 9 cm.
Abb. 116: Blauer Quarzit mit rötlichem Feldspat; in vergleichbarer Form aus dem Västervik-Gebiet bekannt. Breite 12,5 cm.

Der mittelkörnige und nur schwach porphyrische Flivik-Granit in typischer Ausbildung ist ein seltener Fund auf Öland. Man beachte den hohen Gehalt an Blauquarz und seine gleichmäßige Verteilung im Gestein.

Abb. 117: Flivik-Granit, Breite 21 cm.
Abb. 118: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 119: Kinda-Granit, Breite 12 cm.
Abb. 120: Kinda-Granit, Breite 15 cm.
Abb. 121: Kinda-Granit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 122: Nahaufnahme. Orangefarbener und grüner Plagioklas bilden stellenweise bräunliche Mischfarben.
Abb. 123: Farbenfrohe und plagioklasreiche Variante des Kinda-Granits. Ein vergleichbares Gestein wurde allerdings auch im Gebiet des Flivik-Granits in NE-Småland beobachtet, außerhalb des eigentlichen Kinda-Granitgebietes. Breite 17 cm.
Abb. 124: Nahaufnahme.
Abb. 125: Braune porphyrische Monzogranite mit Blauquarz und gelbem/grünem/orangefarbenem Plagioklas treten in großer Zahl auf. Dieser Granittyp besitzt ein großes Herkunftsgebiet, von NE-Småland bis ins südliche Östergötland. Breite 12 cm.
Abb. 126: Aus dem südlichen Östergötland dürften solche grobkörnigen Augengranite aus hellrotem Alkalifeldspat mit orangefarbenen Plagioklassäumen stammen. Breite 24 cm.
Abb. 127: Grobkörniger porphyrischer Östergötland(?)-Granit mit grünem und orangerotem Plagioklas (Mischfarbe braun); vgl. ähnlichen Fund in Eskilslund (Abb. 97). Breite 18 cm.
Abb. 128: Titanitreicher NE-Småland-Granit mit hellrotem Alkalifeldspat, Breite 13,5 cm.

Die nächsten drei Granite sind Varianten mittel- bis grobkörniger Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ mit lebhaftem Blauquarz und wenigen dunklen Mineralen. Der Granittyp tritt an allen Lokalitäten sehr häufig auf.

Abb. 129: Småland-Granit vom Växjö-Typ, Breite 10 cm.
Abb. 130: Småland-Granit vom Växjö-Typ, Breite 13 cm.
Abb. 131: Blauquarzgranit, Växjö-Typ, Breite 9 cm.

Funde von Graniten mit hellen Plagioklassäumen um einzelne Alkalifeldspäte (Filipstad-Granittyp) sind auf Öland die Ausnahme.

Abb. 132: Blauquarzgranit, Typ Filipstad (Einzelfund). Breite 12,5 cm.
Abb. 133: Quarzreicher Granit mit zuckerkörnig granuliertem Quarz (Älö-Granit?). Breite 11,5 cm.

Vereinzelt finden sich auch hier wieder Rapakiwi-Granite als Ferngeschiebe.

Abb. 134: Rötlichgrauer Rapakiwi-Granit mit Wiborgitgefüge (Åland-Wiborgit). Breite 10,5 cm.