Påskallavik-Porphyr

Abb. 1: Påskallavik-Porphyr; braune und fleckige Grundmasse mit gerundeten Alkalifeldspat-Einsprenglingen und hellgrauen, rundlichen Quarzen. Geschiebe von Steinbeck/Klütz, Aufnahme unter Wasser.

Der Påskallavik-Porphyr, das wohl bekannteste Leitgeschiebe aus Ost-Småland, ist ein häufiger Fund in den glazialen Ablagerungen und zugleich ein ästhetisches Sammelobjekt. Unter der Bezeichnung Påskallavik-Porphyr wird eine Gruppe von Gangporphyren mit gemeinsamen Eigenschaften zusammengefasst, die nur in der Geschiebekunde Anwendung findet und von der Klassifikation des Erstbeschreibers (NORDENKJÖLD 1893) abweicht. Sie treten als Teil eines weitläufigen, etwa 1,7-1,8 Ga alten Gangschwarms innerhalb des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB) auf. Die Vorkommen der als Leitgeschiebe geeigneten Varianten beschränken sich auf das Gebiet südlich von Oskarshamn und westlich von Mönsterås, mit der größten Dichte an Gängen im Raum Fliseryd (NORDENKJÖLD 1893:60).

Abb. 2: Kartenskizze mit Probepunkten des Påskallavik-Porphyrs (blau) in Ost-Småland. Kartengrundlage: www.sgu.se.
Abb. 3: Gleiches Geschiebe wie in Abb. 1, Nahaufnahme. Die meisten der runden Alkalifeldspäte besitzen einen dunklen Kern, manche zusätzlich eine helle Randzone.
Abb. 4: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 5: Nahaufnahme. Vom Rand der Feldspäte ausgehend ist eine feinfaserige radiale Textur innerhalb der Grundmasse erkennbar.

Beschreibung

Der Påskallavik-Porphyr besitzt eine dichte bis feinkörnige Grundmasse und enthält zahlreiche gerundete Alkalifeldspat-Einsprenglinge. Wenigstens ein Teil von ihnen besitzt dunkle Kerne. Die Merkmale im Einzelnen:

  • rotbraune, dunkelbraune oder schwarzbraune, seltener graue oder grauviolette Grundmasse, oft fleckig oder „wolkig“ durch wechselnde Anteile dunkler Minerale.
  • Zahlreiche 5-10 mm (maximal 3 cm) große und tafelige, kantengerundete bis runde Alkalifeldspat-Einsprenglinge von weißer, hell fleischroter bis beiger Farbe. Maßgeblich für die Bestimmung ist: wenigstens einige, manchmal auch ein überwiegender Teil der Alkalifeldspäte sind rund und weisen einen dunklen Kern auf. Dies sind Anteile dunkler Minerale als Umwandlungsprodukte von Feldspat. Zusätzlich können die Feldspäte einen schmalen und helleren äußeren Saum aufweisen (Zonarbau). Perthitische Entmischungen sind regelmäßig erkennbar (Abb. 5), weiterhin annähernd parallel verlaufende Sprünge oder Brüche und Längsverschiebungen durch tektonische Überprägung.
  • Blauer oder hellgrauer Quarz findet sich in runden, bis 6 mm großen Aggregaten. Durch magmatische Korrosion können sie Risse aufweisen, die mit feinkörniger Grundmasse verfüllt wurden (Abb. 22-23). Bei tektonischer Überprägung des Gesteins erscheinen die Quarze manchmal länglich und trübe. Hin und wieder fehlen die Quarzeinsprenglinge (Abb. 26).
  • Gelegentlich treten feinkörnige dunkle Xenolithe von basischen Gesteinen auf (Abb. 15).
  • Eigenständiger Plagioklas fehlt zumeist. Grünliche Verfärbungen einzelner Feldspäte könnten auch auf eingeschlossene und nachträglich alterierte Plagioklas-Anteile im Feldspat zurückzuführen sein.
  • Auf leichte Deformationserscheinungen weisen Partien mit eingeregelten dunklen Mineralen, rissige und „zerknackte“ Feldspat-Einsprenglinge, ausgelängte und linsenförmige Quarze oder flaserige Aggregate mit dunklen Mineralen hin.

Die rhyolithischen Gangporphyre vom Påskallavik-Typ weisen eine besondere Entstehungsgeschichte auf. Im Anstehenden werden die Gänge zu beiden Seiten häufig von basischen Gesteinen (Diabase), seltener auch von feinkörnigen Rhyolithen begleitet. Saures und basisches Magma nutzten offenbar den gleichen Aufstiegsweg, zuerst das saure (Gangporphyr), dann das basische Magma (Diabas). Man spricht von „gemischten“ oder „zusammengesetzten Gängen“ oder composite dykes. Zu einer Interaktion beider Gesteine kam es zum einen durch Assimilation von Teilen des Gangporphyrs durch das heißere basische Magma (magma mingling): im Diabas finden sich Xenokristalle aus dem Gangporphyr (Abb. 11). Zum anderen kann bereits in der Tiefe eine oder mehrere Phasen einer Magmenvermengung oder -vermischung erfolgt sein: basische Xenolithe und Schlieren treten im sauren Porphyr auf (Abb. 15). Gemischte Gänge sind ein Merkmal bimodalen Magmatismus, dem annähernd zeitgleichen Auftreten von Magmen aus verschiedenen Quellen. Solche Vorgänge sind beispielsweise aus Subduktionszonen bekannt: ein zur Mantel-Kruste-Grenze aufsteigendes basisches Magma mobilisiert zunächst eine rhyolithische Schmelze in der darüber liegenden Kruste und findet später selbst den Weg an die Oberfläche, indem es den gleichen Aufstiegsweg nutzt, in diesem Falle die tief reichenden rhyolithischen Gänge.

Anstehendproben

Abb. 6: Påskallavik-Porphyr, Aufschluss am Bahnübergang in Värlebo, Ost-Småland (S105; 57.05259, 16.20246, s. Karte Abb. 2). Einige der runden Feldspäte weisen einen dunklen Kern auf.
Abb. 7: Nahaufnahme.
Abb. 8: Handstück von der gleichen Lokalität, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 9: Großer Block eines Påskallavik-Porphyrs aus dem gleichen Gang, etwa 1 km NW vom Bahnübergang in Värlebo (S108; 57.06110, 16.19321)
Abb. 10: Handstück, Aufnahme unter Wasser. Nur einzelne der runden Feldspäte weisen einen dunklen Kern auf.
Abb. 11: Kontakt von Gangporphyr und Diabas, Probe vom gleichen Aufschluss. Foto: T. Langmann.
Abb. 12: Kontakt von Diabas und Påskallavik-Porphyr am Aufschluss Finsjö Station, Bildbreite ca. 60 cm (S95, 57.15142, 16.23437).
Abb. 13: Påskallavik-Porphyr von Finsjö Station, Aufnahme unter Wasser.

Weitere Anstehendproben auf skan-kristallin.de und kristalline-geschiebe.de.

Geschiebefunde

Der variantenreiche Porphyr-Typ ist in den glazialen Ablagerungen Norddeutschlands häufig als Geschiebe anzutreffen. Die folgende Galerie zeigt eine Auswahl von Funden (Abb. 14-26). Entscheidend für die Bestimmung des Påskallavik-Porphyrs sind überwiegend, wenigstens aber einzelne gerundete Alkalifeldspat-Einsprenglinge mit dunklem Kern.

Abb. 26: Påskallavik-Porphyr; auf der linken Seite sind ansatzweise rhombenförmig ausgebildeten Feldspat-Einsprenglingen erkennbar. Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: Ein besonderer Fund ist der Kontakt eines mehrphasigen basischen Gangs zu einem Påskallavik-Porphyr (oberer Bildteil), vorgestellt in Abb. 5-12 im Artikel „Geschiebe von Rügen“. Breite 90 cm.

Literatur

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).