Siljan-Granit und Doppelgänger im nördlichen Småland

Abb. 1: Siljan-Granit, Anstehendprobe aus dem Gebiet nördlich von Dala-Floda, Nahaufnahme einer polierten Schnittfläche. P. Kresten leg.; Sgl. SGU Uppsala 1987, © Sveriges geologiska undersökning; Foto: H. Wilske (skan-kristallin.de).

Der gleichkörnige Granit zeigt klare Korngrenzen und eine weitgehend gleichmäßige Verteilung der Minerale: roter Alkalifeldspat, etwas kleinere Körner von gelblichem Plagioklas und bläulich-trübe Quarze. Der Quarz besitzt weder eine besondere Tendenz zur Eigengestaltlichkeit, noch bildet er größere Anhäufungen wie in den Småland-Graniten (s. u.).

  1. Siljan-Granit als Leitgeschiebe?
  2. Herkunft des Siljan-Granits
  3. Beschreibung des Siljan-Granits
  4. Anstehendproben des Siljan-Granits
  5. Bunte Monzogranite („Bunter Växjö-Granit“) aus dem nördlichen Småland
  6. Beispiele aus dem Geschiebe
  7. Verzeichnis der Lokalitäten und Proben
  8. Literatur

1. Siljan-Granit als Leitgeschiebe?

Der Siljan-Granit galt bisher als ausgezeichnetes Leitgeschiebe, leicht erkennbar an einem gleichkörnigen Gefüge aus rotem Alkalifeldspat, gelbem Plagioklas und grauem oder blauem Quarz. Es gibt jedoch ähnliche Granite im nördlichen Småland mit weitgehend übereinstimmenden Merkmalen, denen bisher zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Dieser Artikel gibt eine umfassende Beschreibung des Siljan-Granits nach derzeitigem Kenntnisstand. Die Doppelgänger aus Småland werden vorgestellt und kommentiert. Zuletzt wird eine vergleichende Betrachtung von einigen Geschiebefunden vorgenommen. Da bis heute zu wenige Anstehendproben des Siljan-Granits vorliegen, ist die Bestimmung von Geschieben nach wie vor mit Unsicherheiten behaftet.

Abb. 2: Lage der Siljan-Impaktstruktur in Mittelschweden und Herkunftsgebiet der „Doppelgänger“ des Siljan-Granits im nördlichen Småland.

2. Herkunft des Siljan-Granits

Das ausgedehnte Vorkommen der etwa 1,8 – 1,7 Ga alten Dala-Granitoide in Mittelschweden umfasst drei Haupttypen: Järna-, Garberg- und Siljan-Granit. Die beiden letztgenannten sind sog. primitive anorogene Granite, entstanden also zeitlich außerhalb einer Gebirgsbildungsphase und sind von entsprechenden Deformationen frei (HÖGDAHL et al 2004). Teile des Siljan-Granits wurden allerdings durch den Impakt eines Meteoriten im Silur beeinflusst. Zeugnis dieses Ereignisses ist die kreisförmige, etwa 65 km durchmessende Anordnung von Seen um den Zentralbereich des Impakts. Als Leitgeschiebe geeignete Varianten sind nicht von einer Impaktmetamorphose betroffen und machen auch nur einen kleinen Teil der undeformierten Siljan-Granite aus.

3. Beschreibung des Siljan-Granits

Die Beschreibungen weichen in der Geschiebeliteratur (HESEMANN 1975, ZANDSTRA 1988, SMED & EHLERS 2002 und VINX 2016) teilweise deutlich voneinander ab. Dies betrifft die Farbe des Alkalifeldspats, Form und Farbe der Quarze und die Ausbildung der dunklen Minerale. Es wurden vor allem die Angaben in SMED & EHLERS 2002, VINX 2016 und pers. Mitteilung R. Vinx herangezogen, die sich auf Beobachtungen im Gelände und Anstehendproben stützen.

Der leitgeschiebetaugliche Siljan-Granit ist ein mittel- bis grob- sowie gleichkörniges Gestein mit einem kontrastreichen Gefüge, klaren Farben, scharfen Korngrenzen und einem geringen Anteil dunkler Minerale. Die Mineralbestandteile im Einzelnen sind:

  • Alkalifeldspat (Anteil ca. 50 Vol.%): rot, seltener hell ziegelrot. Wenige größere rote Feldspäte können einen vollständigen oder unvollständigen Saum aus gelbem oder weißem Plagioklas aufweisen.
  • Plagioklas (ca. 20%): gelblich-weiß bis gelb, vereinzelt auch grüne Plagioklase mit hellerem Rand. Alkalifeldspat und Plagioklas neigen zur Idiomorphie.
  • Quarz (ca. 30-35%): grau, zuweilen violett, selten schwach hellblau; 2-5 mm große idiomorphe oder regelmäßig abgerundete Körner neben kleinen Individuen. Einzelne runde Quarzaggregate können auch größer sein. Insgesamt besitzen die Quarze eine Tendenz zur Ausbildung idiomorpher Umrisse. Gelegentlich finden sich auch innerhalb der Alkalifeldspäte einzelne kleine und idiomorphe Quarzkörner (Unterschied zu den bunten Småland-Graniten).
  • Biotit: in kleinen Nestern konzentrierte, wenige Millimeter große Plättchen oder schwarzgelbe bis schwarzgrüne Aggregate.
  • Hornblende/Amphibol bildet schwarze, längliche und stängelige Aggregate. Zusätzlich finden sich mitunter Ansammlungen (Xenolithe?) aus grünem Plagioklas und schwarzem Amphibol. Sowohl Hornblende als auch diese Xenolithe treten in den Doppelgängern aus N-Småland nur gelegentlich auf.
  • Als Nebengemengteile können Titanit, Hornblende und Fluorit auftreten.

Bei der Bestimmung sollten die Minerale Quarz und Biotit sorgfältig betrachtet werden. Die ähnlichen Granite im nördlichen Småland weisen immer eine gewisse interne Deformation auf, die im Siljan-Granit fehlt. Die Doppelgänger werden von Zandstra und Smed zwar erwähnt, beide geben aber unbefriedigende Hinweise zur Unterscheidung. Folgende Hinweise stammen von R. Vinx (pers. Mitteilung):

„Die Quarz-Bruchflächen im Siljan-Granit sehen unter der Lupe oder besser unter dem Stereomikroskop sauber muschelig aus, die Quarze sind transparent (Abb. 8). Wenn sie zu rauem Bruch tendieren oder sogar intern granuliert („zuckerkörnig“) sind, kann es sich auch um Småland-Granite handeln. Ähnliches gilt für den Biotit. Im Siljan-Granit sollten die Plättchen nicht gebogen sein. In Småland-Graniten lässt sich u. U. die Biegung vieler Biotite oder auch ihre Anhäufung in kleinen Ketten und Massen erkennen.“

Für eine Bestimmung des Siljan-Granits benötigt man möglichst eine Bruchfläche. Auf abgerollten Geschieben mit angeschlagenen Quarzen sind die genannten Eigenschaften schlecht oder gar nicht zu erkennen. Gibt es keine Bruchfläche, kann man notfalls an tiefer sitzenden Quarzen auf der Außenseite des Geschiebes versuchen zu beurteilen, ob überwiegend einzelne, individuelle Quarzkörner (Siljan-Granit) oder eher zusammenhängende, xenomorphe Quarzmassen (Småland-Granite) vorliegen.

4. Anstehendproben des Siljan-Granits

Einige Bilder von Anstehendproben aus dem Siljan-Gebiet geben einen Einblick in die Variabilität des Siljan-Granits (Probenverzeichnis am Ende des Artikels). Für eine hinreichende Beschreibung des Gesteins wäre allerdings eine Vielzahl weiterer Proben wünschenswert.

Abb. 3: Blasser, leicht rötlicher Siljan-Granit mit einem ausgeprägt ungleichkörnigem Mineralgefüge. Loser Stein aus dem Siljan-Ring; Lokalität 9.
Abb. 4: Nahaufnahme

Im Detail ist vor allem der hellgraue und nur leicht trübe Quarz interessant, der einzelne kleine Körner und Ansammlungen bildet, aber keine besondere Tendenz zur Eigengestaltlichkeit besitzt. Einige Quarze scheinen zudem randliche magmatische Korrosionserscheinungen aufzuweisen, erkennbar an den kleinen, hellen „Feldspatfischchen“. Sechseckige Formen des Biotits sind hier nicht zu erkennen, als dunkles Mineral kommen zusätzlich schwarze, längliche und stängelige Hornblende/Amphibol sowie kleine Ansammlungen (Xenolithe) aus grünem Plagioklas und schwarzem Amphibol vor.

Abb. 5: Die zweite Probe ist ein loser Stein aus dem Siljan-Gebiet (Lokalität 10) mit rotem Alkalifeldspat, gelblich-weißem Plagioklas und dunklen Mineralen. Quarz ist nur in geringer Menge vorhanden. Das Gestein ist der Zusammensetzung nach kein Granit, sondern ein Quarz-Monzonit.
Abb. 6: Detailbild der trockenen Bruchfläche: Die wenigen erkennbaren Quarzkörner sind klar begrenzt und transparent.
Abb. 7: Diese Anstehendprobe eines Siljan-Granits (Lokalität 8) illustriert den muscheligen Bruch der transparenten Quarzkörner. Die Farben der Feldspäte weichen allerdings von der obigen Beschreibung des Leitgeschiebes ab. Das Gestein wird von einigen Geologen auch als Järna-Granit bezeichnet.
Abb. 8: Gleicher Stein, Aufnahme unter Wasser: heller Granit mit teilweise orange pigmentierten Feldspäten und individuell ausgebildeten rauchgrauen Quarzkörnern. Manche von ihnen sind idiomorph und besitzen sechseckige Umrisse.

5. Bunte Monzogranite („Bunter Växjö-Granit“) aus dem nördlichen Småland

Im Gebiet nördlich von Eksjö im nördlichen Småland gibt es Granite, die mit dem Siljan-Granit verwechselbar sind. Es handelt sich um gleichkörnige Monzogranite (Granite mit nennenswerter Menge an Plagioklas) mit einem kontrastreichen Gefüge aus rotem Alkalifeldspat, gelbem Plagioklas und grauem oder blauem Quarz. Sie treten in zahlreichen Varianten auf und scheinen eine größere Fläche einzunehmen, da sie lokal gehäuft als Nahgeschiebe zu finden sind.

Gleichkörnige Varianten des Småland-Granits werden von einigen schwedischen Geologen als „Växjö-Typ“ bezeichnet. Dieser „Sackname“ charakterisiert lediglich ein gleich- sowie mittel- bis grobkörniges Gefüge von Graniten des Transkandinavischen Magmatitgürtels (TIB). Besteht ein Granit hauptsächlich aus rotem Alkalifeldspat, kann man ihn kompakt als „Roten Växjö-Granit“ bezeichnen. Enthält er zusätzlich noch weißen, gelben oder grünen Plagioklas in bedeutender Menge, kann man ihn „Bunten Växjö-Granit“ nennen. Diese Bezeichnungen sind informell und von einer gewissen Handlichkeit. Granite vom „Växjö-Typ“ besitzen eine weite Verbreitung innerhalb des TIB und sind natürlich keine Leitgeschiebe.

Das erste Beispiel (Abb. 9-10) aus dem nördlichen Småland zeigt einen Monzogranit vom Växjö-Typ, auch wenn er durch den blassroten Alkalifeldspat nicht besonders „bunt“ erscheint. Eine Verwechslung mit dem Siljan-Granit ist bei diesem Typ kaum zu befürchten, aber er ist ein typischer Vertreter der farb- und formenreichen Småland-Monzogranite. Leichte Deformationserscheinungen deuten sich durch eine unregelmäßige Verteilung von dunklen Mineralen in Haufen oder Bändern an.

Abb. 9: Monzogranit vom Växjö-Typ, Nahgeschiebe N von Eksjö, Lokalität 6.
Abb. 10: Die Vergrößerung zeigt einige von Plagioklas umsäumte Alkalifeldspäte. Schwach bläulicher Quarz kommt in größeren, trüben Ansammlungen bis 1 cm Durchmesser sowie in kleineren Körnern vor.
Abb. 11: „Bunter Växjö-Granit“ mit wesentlich kräftigeren Farben als im vorigen Beispiel. Das Gefüge besteht aus fleckig hell- bis dunkelrotem Alkalifeldspat, der von etwas weniger gelbem bis grünem Plagioklas begleitet wird. Diese Granitvariante zeigt eine starke Ähnlichkeit mit dem Siljan-Granit bzw. unseren Vorstellungen davon (vgl. mit Abb. 1). Geschiebefund von Lokalität 2.
Abb. 12: Detailaufnahme des Gefüges.

Quarz ist milchig-blau und xenomorph ausgebildet und sieht etwas granuliert aus. Dunkle Minerale (Biotit) sind nur in geringer Menge vorhanden, etwas rechts der Bildmitte jedoch in einem Streifen angehäuft (Hinweis auf leichte Deformation). Einzelne Plagioklase zeigen neben gelben und grünen Farben stellenweise eine rote Pigmentierung. Unter der Lupe ist etwas gelblicher Titanit erkennbar.

Abb. 13: Ein ähnlicher Granittyp fand sich anstehend in einem alten Steinbruch mit der passenden Bezeichnung „Rödberget“ („roter Berg“, Lokalität 3). Die angewitterte Oberfläche zeigt intensiv roten Alkalifeldspat, gelben Plagioklas und hellgrauen, etwas getrübten Quarz.
Abb. 14: Detailbild einer frischen Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.

Der hellgraue bis schwach bläuliche und trübe Quarz bildet unklar konturierte, rissige Aggregate, ein deutlicher Hinweis auf Deformationserscheinungen. Auch der gelbe Plagioklas besitzt teilweise undeutliche Korngrenzen und ist an manchen Stellen von rotem Pigment durchsetzt. Roter Plagioklas ist von einigen Östergötland-Graniten aus dem Gebiet zwischen Linköping und Vätternsee bekannt, vom Siljan-Granit hingegen nicht (vgl. SMED & EHLERS 2002: 148).

Abb. 15: Vier Nahgeschiebe von bunten (Monzo)-Graniten aus dem nördlichen Småland. Das Anstehende liegt vermutlich nur wenig weiter nördlich, da sie an ihrem Fundort den Hauptteil der Geschiebe ausmachen. Lokalität 1, westlich vom Västra Lägern.
Abb. 16: Abschlag vom Nahgeschiebe in Abb. 15, oben links: Granit bis Quarz-Syenit mit rotem Alkalifeldspat, gelbem Plagioklas und mäßig vielen dunklen Mineralen (Biotit). Wenig schwach bläulicher Quarz bildet kleine Körner und rundliche Ansammlungen.
Abb. 17: Die Detailaufnahme zeigt Deformationserscheinungen in Gestalt von nahezu parallel verlaufenden Rissen in den Feldspäten. Diese Risse wurden später (ähnlich wie im Järeda-Granit) durch dunkle Minerale oder hellgrünen Epidot „verheilt“. In Partien mit dunklen Mineralen ist wieder etwas gelber Titanit zu erkennen.
Abb. 18: Detail des Geschiebes in Abb. 15 oben rechts. Dieser Granit ist recht hell und nicht „bunt“. Er enthält Ansammlungen (Xenolithe?) aus hellgrünem Plagioklas und Hornblende. Die Quarze bilden überwiegend Einzelkörner und weniger massige Ansammlungen.
Abb. 19: Nahgeschiebe eines titanitführenden Småland-Granits (Lokalität 6) mit unregelmäßigen Korngrenzen der Minerale.

Das unruhige Gefüge und Ansammlungen dunkler Minerale weisen auf interne Deformationserscheinungen hin. In der unteren Bildmitte ist ein Plagioklassaum um einen roten Alkalifeldspat erkennbar. Säume von Plagioklas und auch Titanit (gelb) treten in diesen bunten Småland-Graniten regelmäßig auf.

Abb. 20: Die Bruchfläche dieses Geschiebefundes (Lokalität 5) zeigt einen gleichkörnigen Granit mit einzelnen, von Plagioklas gesäumten Alkalifeldspäten. Die Färbung des Gesteins erinnert an den Garberg-Granit aus Dalarna.
Abb. 21: Im Detailbild erkennt man größere und unregelmäßig körnige Haufen von offenbar zerdrücktem Quarz. Für eine Deformation/Granulierung spricht die xenomorphe Gestalt der kleineren Quarze. Zwei verschiedene Erscheinungsformen von Quarz (große, trübe und xenomorphe Quarze sowie kleine und gelegentlich eckige Quarze) treten gelegentlich in den Graniten des nördlichen Smålands auf.

Zusammenfassung der Unterscheidungsmerkmale der bunten Växjö-Granite vom Siljan-Granit:

  • Leichte interne Deformationserscheinungen, erkennbar an unruhigem Korngefüge bzw. unregelmäßigen Korngrenzen, optional an ketten- oder netzartigen Anhäufungen und Kumulationen dunkler Minerale.
  • Trübe, bläuliche oder graue Ansammlungen von Quarz über 5 mm Durchmesser, die auf Bruchflächen rau oder granuliert aussehen. Kleinere, eigengestaltliche Quarze können trotzdem vorkommen.
  • Biotit ist meist verbogen oder bildet unregelmäßige Anhäufungen und kommt nur selten in sechseckigen Plättchen vor. Hornblende (Amphibol) fehlt meist.
  • Alkalifeldspat kann Risse durch Kataklase aufweisen, die durch grüne oder dunkle Minerale verheilt wurden.
  • Plagioklas ist gelegentlich rot pigmentiert.

6. Beispiele aus dem Geschiebe

Eine Reihe von Geschiebefunden aus Norddeutschland wird mit den Beschreibungen nach bisherigem Erkenntnisstand verglichen. Die Unterscheidung der bunten Växjo-Granite von den Siljan-Typen und zusätzlich ähnlichen bunten Graniten mit undeformiertem Gefüge (z. B. aus dem Rätan-Massiv oder aus Rapakiwi-Vorkommen) ist eine anspruchsvolle Aufgabe und seine sichere Bestimmung mit Unsicherheiten behaftet. Abb. 22-31 zeigt Geschiebe, die anhand der Beschreibungen als Siljan-Granit angesprochen werden, Abb. 32-33 Funde, die eher nach N-Småland passen. Abb. 34-45 sind bunte Granite oder Monzogranite mit undeformiertem Gefüge, die nur bedingt mit der Beschreibung des Siljan-Granits übereinstimmen und auch aus anderen Vorkommen stammen könnten.

Abb. 22: Gleichkörniger Granit (Siljan-Granit) mit klarem Gefüge; Quarz kommt sowohl in größeren Ansammlungen als auch in kleineren, eigenständigen und runden bis eckigen Körnern vor. Manche der tiefer liegenden Quarze sind rauchgrau und transparent. Fund aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 23: Die nasse Oberfläche zeigt größere, transparente Quarzpartien, die nicht milchig-trüb sind, wie es in den Växjö-Typen häufig der Fall ist, sondern transparent.
Abb. 24: Gleich- und mittelkörniger Granit (Siljan-Granit?) mit blassrotem Alkalifeldspat, hellgrauem Quarz und schwach gelblichem Plagioklas. Fundort: Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin.
Abb. 25: Die Nahaufnahme zeigt neben xenomorphen Ansammlungen von Quarz auch kleinere und eckige Einzelkörner in Millimetergröße. Auf der Bruchfläche sind diese glasklar und weisen einen muscheligen Bruch auf. Der Granit lässt keine Deformationserscheinungen erkennen, es könnte sich um eine blassrote Variante des Siljan-Granits handeln.

Abb. 26-29 ist ein bunter Monzogranit, wahrscheinlich ein Siljan-Granit. Er enthält größere xenomorphe und kleinere idiomorphe Quarze. In Abb. 29 sind am rechten Bildrand in roten Alkalifeldspat eingeschlossene idiomorphe Quarze erkennbar. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.

Abb. 30: Blassroter und gleichkörniger Monzogranit (Siljan-Granit) ohne erkennbare Deformationserscheinungen. Kiesgrube Hohensaaten, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 31: Quarz bildet hellgraue und transparente Einzelkörner. Biotit zeigt gelegentlich sechseckige Umrisse und scheint nicht verbogen zu sein. Daneben kommt etwas Hornblende vor. Auch dieser Fund stimmt mit den Beschreibungen des Siljan-Granits weitgehend überein.
Abb. 32: Ein Strandfund von Klein-Zicker/Rügen zeigt bereits auf den ersten Blick leichte Deformationserscheinungen: undeutliche Korngrenzen, längliche Anhäufungen von dunklen Mineralen und parallele Risse in den Alkalifeldspäten. Der Granit ähnelt der Anstehendprobe aus Abb. 7 und ist ein „Bunter Växjö-Granit“.
Abb. 33: Bunter Monzogranit vom Växjö-Typ. Die Quarze sind weitgehend xenomorph ausgebildet. Breite 12,5 cm, Kiesgrube Althüttendorf/Brandenburg.
Abb. 34: Grobkörniger Monzogranit mit leuchtend gelbem Plagioklas, ganz rechts im Bild auch als Saum um einen einzelnen Alkalifeldspat. Fundort: Kiesgrube Horstfelde, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 35: Detailaufnahme, nass fotografiert.

Auch hier sind wieder die Quarze interessant: Sie sind hell- bis mittelgrau, klar und bilden unregelmäßige Anhäufungen, aber kaum Einzelkörner. Die Herkunft dieses Fundes ist ungewiss. Weder scheint es sich um einen Siljan-Granit zu handeln noch besitzt der Fund Ähnlichkeit mit Graniten im nördlichen Småland. Dies nährt den Verdacht, dass es weitere Vorkommen von Graniten mit ähnlichen Merkmalen gibt.

Abb. 36: Kräftig roter und grobkörniger Granit mit deutlich weniger gelbem bis grünem Plagioklas als in den vorigen Beispielen. Biotit und etwas Hornblende sind in kleinen Nestern konzentriert. Fundort: Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 37: Nahaufnahme, nass fotografiert.

Die Vergrößerung Abb. 37 zeigt Quarze in (mindestens) zwei Generationen: Größere Ansammlungen von violettblauem Quarz zeigen Risse, die u. a. mit rotem Feldspat gefüllt sind. Kleine und eckige Quarze weisen teilweise Spuren magmatischer Korrosion auf und stecken auch mitten in den Alkalifeldspäten. Graphische Verwachsungen sind nicht erkennbar. Das Gefüge erscheint insgesamt undeformiert und ähnelt denen mancher Rapakiwi-Granite. Ob das Gestein aus dem Siljan-Gebiet stammt, wo auch rapakiwiartige Varianten vorkommen sollen (SMED & EHLERS 2002), bleibt ohne entsprechende Anstehendproben Spekulation.

Abb. 38: Blassroter Monzogranit mit größeren runden und kleineren idiomorphen Quarzen. Kiesgrube Penkun (Vorpommern), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 39: Nahaufnahme, nass fotografiert.
Abb. 40: Monzogranit, teilweise hellem Plagioklas-Saum um einige der blassroten Alkalifeldspat-Einsprenglinge. Kiesgrube Horstfelde bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 41: Nahaufnahme, nass fotografiert: größere rundliche sowie zahlreiche winzige und idiomorphe (eckige) Quarze in der Grundmasse.
Abb. 42: Heller Monzogranit (vgl. Abb. 3). Kiesgrube Niederlehme, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 43: Nahaufnahme.
Abb. 44: Porphyrischer Granit aus größeren roten und kleineren gelben Feldspäten, grauem Quarz und wenig dunklen Mineralen. Auf der Außenseite des Geschiebes waren auch von Plagioklas umsäumte Alkalifeldspäte erkennbar. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 45: Die Vergrößerung zeigt mehrere Generationen Quarz: große und runde, leicht trübe Quarze sowie eine Menge wesentlich kleinerer und eckiger Quarze. Stellenweise sind kleine Bereiche mit graphischen Verwachsungen aus Quarz und Feldspat erkennbar. Der Fund besitzt rapakiwiähnliche Merkmale. Ein ähnliches Gestein kommt im Rätan-Batholith vor.

Schon HOLMQUIST 1906 weist darauf hin, dass im Rätan-Batholith ganz ähnliche Granite wie im Gebiet der „jüngeren Granite aus Dalarne“ vorkommen, zu denen auch der Siljan-Granit zählt. Die Proben in Abb. 46-48 zeigen, dass weitere mögliche Liefergebiete (Rätan, Rapakiwi-Vorkommen?) bisher vielleicht zu wenig Berücksichtigung fanden.

Abb. 46: Polierte Fläche eines losen Steins aus dem Gebiet des Rätan-Granits (Lokalität 7).
Abb. 47: In der Vergrößerung sind mehrere Quarz-Generationen erkennbar: große und runde sowie zahlreiche kleine und eckige Quarze; graphische Verwachsungen von Quarz und Feldspat fehlen.
Abb. 48: Rätan-Granit (Lokalität 7), ein mittelkörniger und mafitarmer Granit mit kontrastreichem Gefüge aus rotem, durch perthitische Entmischung teilweise braun getöntem Alkalifeldspat, schneeweißem Plagioklas und individuellen, glasklaren bis leicht trüben Quarzkörner von hellgrauer, teilweise bläulicher Farbe. Es bestehen Ähnlichkeiten zum Siljan-Granit, lediglich die Farben der Feldspäte weichen ab (vgl. Geschiebefund Abb. 38).

7. Verzeichnis der Lokalitäten und Proben

LokalitätGesteinFundortKoordinaten (WGS84DD)
1Geschiebe, u.a. bunte Småland-MonzograniteSteinbruch 26, Vid Lertorp am Västra Lägern, E Askeryd.57.808822, 15.064211
2Geschiebe, u.a. bunte Småland-MonzograniteStraßenanschnitt NE Eksjö, etwa Höhe Älghult57.68151, 15.01129
3Anstehender rot-gelber Småland-MonzogranitAufgelassener Steinbruch Rödberget57.778243, 14.910449
4Geschiebe, u.a. bunte Småland-MonzograniteKiesgrube, ca. 3 km NW Eksjö57.69015, 14.93066
5Geschiebe, u.a. bunte Småland-MonzograniteKiesgrube, ca. 8 km S Rydsnäs57.74888, 15.16735
6Geschiebe, u.a. bunte Småland-MonzograniteKiesgrube Nödavägen57.720532, 15.172286
7Rätan-Granit; M. Bräunlich leg.; Nummer 1044Nördlich Älvros62.06268, 14.65344
8Siljan- oder Järna-Granit; D. Pittermann leg. (Probenr. S 37)Steinbruch östlich Mora61.01989, 14.66898
9Siljan-Granit; D. Pittermann leg. (Probenr. S 34)Loser Stein aus dem Siljan-Ring61.11879, 14.98958
10Siljan-Granit; D. Pittermann leg. (Probenr. S 36)Loser Stein, Lokalität Hättberg61.06137, 14.81564

8. Literatur

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 8 Taf. 1 Taf. im Anh.), 44 Abb., 29 Tab., 1 Kte., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

HOLMQUIST P J 1906 Studien über die Granite von Schweden – Bulletin of the Geological Institutions of the University of Upsala 1906.

HÖGDAHL K ET AL 2004 The Transscandinavian Igneous Belt (TIB) in Sweden: a review of its character and evolution – Geological Survey of Finland, Espoo 2004, Special Paper 37.

SMED P & EHLERS J 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage (2002).

VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten – Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van uim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – III+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. te., Leiden etc.(Brill).