1. Einleitung
In den Kiesgruben im südlichen Südbrandenburg und in Sachsen finden sich regelmäßig Gesteine sächsischer und böhmischer Herkunft. Diese „südlichen Gerölle“ sind die Gesteinsfracht alter Elbeläufe und treten an manchen Lokalitäten lediglich als Beimengung zu nordischen Geschieben auf, an anderen Orten überwiegen sie und in den älteren Flussablagerungen finden sich gar keine Geschiebe. Der Geschiebesammler betritt hier mitunter eine „andere Welt“, wenn die vertrauten Gesteine nordischer Herkunft fehlen und ganz ungewohnte Lithologien die Aufmerksamkeit wecken.
Die Heimatgebiete der Elbgerölle liegen in Sachsen (Erzgebirge, Tharandter Wald, variszische Einheiten innerhalb der Elbezone, Meißener Gebiet, Döhlener Becken, Elbsandsteingebirge etc.) und in Nordböhmen (Riesengebirgsvorland, Erzgebirge, Böhmisches Mittelgebirge, Barrandium, permokarbonische Becken usw.). Für den Zeitraum Miozän bis Holozän wurden mehrere alte Elbeläufe nachgewiesen werden, jeweils mit charakteristischen Geröllgemeinschaften. Während der nordischen Inlandvereisungen und der Interglaziale erfolgte mehrfach eine Verlegung der Flussläufe. Durch das vorrückende Inlandeis und periglaziale Prozesse wurden die Elbschotter teilweise abgetragen, umgelagert und mit Glazialablagerungen vermengt. Auf den Tertiärhochflächen der Niederlausitz treten Ablagerungen der älteren „Senftenberger Elbeläufe“ (Pliozän und Altpleistozän) zu Tage, in Süd-Brandenburg die des mittelpleistozänen „Berliner Elbelaufs“ (Spätelster bis Frühsaale) sowie holozäner Elbeläufe.
Dieser Artikel ergänzt die Dokumentation von Elbgeröllen aus dem Gebiet zwischen Teltow und Fläming, südwestlich von Berlin, an und zeigt Funde von ausgewählten Lokalitäten in Südbrandenburg und Sachsen. Dabei wurde bevorzugt in der Überkorn-Fraktion (5-25 cm) gesucht, was eine gewisse Selektion der Funde hinsichtlich ihrer Häufigkeit bedingt. So sind Einzelgerölle von Amethyst und Chalcedon oder die beliebten Achatgerölle oftmals recht klein und im Überkorn kaum zu finden. Die Bestimmung der Gerölle erfolgte nach den Beschreibungen von Kurt Genieser (GENIESER 1953a, 1955, 1957, 1962, GENIESER & MIELECKE 1957), die durch SCHWARZ et al 2012, SCHWARZ & LANGE 2013, 2017, SCHWARZ & RIEDRICH 2010 und SCHWARZ 2021 teilweise revidiert und erweitert wurden.
2. Fundlokalitäten
Im Zusammenhang mit der Dokumentation von Geröllfunden aus dem Berliner Gebiet sind Kiesgruben mit Ablagerungen des mittelpleistozänen Berliner Elbelaufs von besonderem Interesse, die Fundbeschreibungen aus den Gruben Mühlberg und Altenau daher besonders umfangreich. Für einen Einblick in die Petrographie der Elbgerölle liegt ein Besuch der Elbufer in Dresden und Meißen nahe. Weitere Lokalitäten mit Ablagerungen älterer Elbeläufe wurden nur sporadisch aufgesucht (Senftenberger Elbeläufe). Lokalsammler halten hier bevorzugt Ausschau nach Elbgeröllen von Achat, Jaspis oder paläozoischen Kieselhölzern, auch Moldavite vom Nördlinger-Ries-Impakt wurden hier gefunden.
1 – Kiesgrube Mühlberg (51.442307, 13.242926) – Berliner Elbelauf
2 – Kiesgrube Altenau (51.423500, 13.270685) – Berliner Elbelauf
3 – Kiesgrube Dixförda (51.818749, 13.027673)
5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf
2.1. Kiesgrube Altenau und Mühlberg
In den Kiesgruben Mühlberg und Altenau dominieren klar Gesteine südlicher Herkunft („südliche Gerölle“ bzw. „Elbgerölle“), nordische Geschiebe sind nur zu einem geringen Prozentsatz vertreten. Die Kiese an diesen Lokalitäten sind Ablagerungen des mittelpleistozänen Berliner Elbelaufs, in Mühlberg auch jünger (STEDING 1996, WOLF & ALEXOWSKY 1998). Es bietet sich ein vielfältiges Geröllinventar mit Gesteinsmaterial aus dem Barrandium in Böhmen, der sächsischen und böhmischen Seite des Erzgebirges, Döhlener Becken und Meißener Massiv. Gesteine aus dem Riesengebirge und dem Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex sowie Gerölle aus dem Muldesystem besitzen hier nur einen sehr geringen Anteil (EISSMANN 1975). Alle folgenden Funde stammen aus Altenau, nur die Funde aus Mühlberg werden eigens gekennzeichnet. Aufgrund der Fülle des Materials aus diesen beiden Gruben wurde eine grobe Sortierung nach Gerölltyp, Herkunft oder petrographischen Merkmalen vorgenommen.
Der Anteil nordischer Geschiebe in der Überkorn-Fraktion wird auf maximal 1-2% geschätzt. Vereinzelt finden sich Feuersteine, unterkambrische Skolithos-Sandsteine oder Rapakiwi-Granite.
Quarzreiche Gerölle: In der Grobkies-Fraktion ist der Milchquarz-Anteil sehr hoch, im Überkorn treten sie zurück. Typisch „südliche“ Milchquarz-Varianten sind gehäufte Funde von „streifig durchscheinenden Quarzen“ und „zellig-zerfressenen Gangquarzen“. Gelegentlich treten Kasten-, Zellen-, Gerüst- und Strahlenquarze auf; ein Teil davon sind typisch osterzgebirgische Bildungen, insbesondere in Paragenese mit Amethyst, Rauchquarz, Jaspis oder Achat.
Cherts und Hornsteine, „Kieselschiefer“ und „Lydite“: Sehr häufig sind die als „Lydit“ bezeichneten schwarzen Hornsteine und Cherts, die mit Milchquarz gefüllte Risse aufweisen. Darüber hinaus findet sich eine Vielfalt ähnlicher quarzreicher und sehr harter Gesteine mit grauer, grüner und gelber Färbung. „Kieselschiefer“ ist eine verbreitete Bezeichnung für geschichtete Hornsteine. Auffällig ist das gehäufte Auftreten roter Hornsteine, ein Teil davon könnte aus dem Döhlener Becken stammen.
Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Ol-Px-Basanite, Phonolithe): Die Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens stellen den häufigsten Gerölltyp auf den Überkornhalden in Altenau und Mühlberg. Entsprechend lässt sich eine große Variationsbreite an Tephriten, Basaniten (Olivin-Pyroxen-Basaniten, auch Ankaramite) und Phonolithen sammeln. Eine Bestimmung der Gesteine anhand äußerliche Merkmalen ist eingeschränkt möglich, für eine exakte Ansprache ist man auf Laboruntersuchungen angewiesen.
Tephrite weisen eine graue bis bläuliche Verwitterungsrinde und eine feinkörnige Grundmasse auf. Als Einsprengling tritt idiomorpher und glasglänzender Klinopyroxen auf, gelegentlich ist auch amygdaloides Gefüge (Mandelsteingefüge) zu beobachten.
Xenolithe von Erdmantelgesteinen (Peridotiten) treten in den känozoischen Alkalivulkaniten nur vereinzelt auf. Bemerkenswert ist der Fund eines Tephrits mit einem großen dunklen Peridotit-Xenolith (Olivin-Klinopyoxenit bzw. Olivin-Websterit) oder Pyroxen-Olivin-Kumulat.
Basanite: basaltähnliche Gesteine mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen werden zunächst als Basanite bezeichnet. Olivin verwittert auf der Gesteinsoberfläche meist gelblich, im Bruch ist er flaschengrün gefärbt. Der Anteile an Einsprenglingen schwankt, besonders Ol-Px-reiche Varianten können auch als Ankaramit bezeichnet werden. In der Grundmasse fein verteilte Foide bewirken die leichte Verwitterbarkeit der Gesteine, mit dem bloßen Auge sind sie nicht sichtbar, Foid-Einsprenglinge nur selten zu beobachten.
Hin und wieder lässt sich die für Alkalivulkanite typische Sonnenbrenner-Verwitterung sowie bizarre kugelförmige Verwitterungserscheinungen beobachten.
Phonolithe besitzen eine hellgraue bis grünliche Verwitterungsrinde, eine feinkörnige bis dichte Grundmasse und enthalten wenige, teilweise sehr kleine Einsprenglinge von schwarzem Klinopyroxen oder nadeligem Ägirin sowie wenige Alkalifeldspat-Einsprenglinge (Sanidin). Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit den Trachyten.
Ein auffälliger Typ Alkalivulkanit besitzt eine helle, körnige und feldspatreiche Grundmasse und enthält zahlreiche Pyroxen-Einsprenglinge. Es dürfte sich um ein trachytisches bis phonolithisches bzw. syenitisches bis foidsyenitischesGanggestein oder einen Subvulkanit handeln. Foide sind makroskopisch nicht erkennbar.
Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat: Das Elbeleitgeröll aus den Brdy (Mittelböhmisches Waldgebirge) tritt gelegentlich im Berliner Elbelauf auf. Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht u. U. mit den böhmischen Tertiärquarziten. Typische Merkmale sind eine grünlichgraue Gesamtfarbe, weiße und meist gut gerundete Milchquarz-, etwas weniger schwarze „Lydit“-Lithoklasten sowie eine ähnlich zusammengesetzte Matrix.
Aus dem Kambrium oder Ordovizium des Barrandiums könnten auch plattige und gelblichgrüne bis rötliche Sandsteine stammen, die nur untergeordnet dunkle Cherts enthalten.
„Skolithos“-Sandsteine: Als böhmisches Leitgeröll gelten verkieselte Sandsteine mit einer Skolithos-Ichnofauna („Dabrowquarzit“, „Skalkaquarzit“, GENIESER 1955, Abb. in SCHWARZ & LANGE 2013). Aus dem Ordovizium des Prager Beckens sind mehrere Formationen mit Sandsteinen mit quarzigem, teils eisenschüssigem Bindemittel bekannt, in denen vertikale Gänge von Skolithos und Monocraterion auftreten (Lokalbezeichnungen Skalka-Quarzit und Revnice-Quarzit). Die von CHLUPAC et al 1993 als Tigilites vertebralis bezeichneten Spuren gehören wohl zur Skolithos-Ichnofauna. Seltener sind komplexe, in tieferen Teilen sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL aus der Skolithos-Ichnofazies (HAVLICEK et al 1958:28, CHLUPAC 1993:57-58, CHLUPAC et al 1998). Ein Geröllfund mit Pragichnus fascis CHL (Abb. 45) aus Altenau wird von TORBOHM & HOFFMANN 2024 (Publikation in Vorb.) beschrieben.
Elbgerölle der böhmischen Quarzsandsteine mit Skolithos-Röhren sind sehr feinkörnig, besitzen eine gelbgraue, hellgraue oder bräunliche Färbung und können durch Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit aufweisen. Sie führen feine Hellglimmerblättchen, Röhren der Skolithos-Ichnofazies treten vereinzelt auf, einige von ihnen auch schräg zur Schichtung. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Unterscheidung von Geschieben der weit verbreiteten unterkambrischen Sandsteine mit Skolithos-Ichnofauna. Die südlichen Skolithos-Sandsteine sind aber offenbar deutlich feinkörniger, stark verkieselt, hellglimmerführend und enthalten nur wenige Röhren.
Ein regelmäßiger Fund und auffälliger Lithotyp sind ockerfarbene, silifizierte und sehr harte Feinsandsteine mit roten Flecken (eisenschüssiges Bindemittel). Eine Schichtung ist kaum erkennbar, hin und wieder eine Skolithos-Ichnofauna zu beobachten. Aus den unterordovizischen red beds des Barrandiums in Böhmen werden ähnliche Gesteine beschreiben.
Paläozoische Kieselhölzer: Silifizierte paläozoische Hölzer finden sich regelmäßig, wenn auch nur vereinzelt im Berliner Elbelauf und können geschnitten und poliert sehr reizvoll aussehen. Mögliche Herkunftsgebiete sind die permokarbonischen Becken in Böhmen und das Döhlener Becken. Die Kieselhölzer des Döhlener Beckens weisen im Allgemeinen eine schlechte, die böhmischen Hölzer eine gute Strukturerhaltung auf.
Die weichen Kreidesandsteine (Elbsandstein) sind als Elbgeröll offenbar nicht besonders erhaltungsfähig und treten nur vereinzelt auf. Hin und wieder sind Faunenreste enthalten.
„Tertiärquarzite“, „Knollensteine“: Die Erosion der Kreidesandsteine im Tertiär führte zu kiesig-konglomeratischen Ablagerungen, die nachfolgend teilweise der Verkieselung unterlagen. Durch konzentrische Ausbreitung von Kieselsäure im Sediment bildeten sich konkretionäre, als „Knollenstein“, „Tertiärquarzit“ oder „Dinasquarzit“ bezeichnete Formen, meist schlecht sortierte und matrixgestützte Übergänge zwischen Brekzien und Konglomeraten (Diamiktite). Sie weisen ein breites Korngrößenspektrum aus eckigen bis gerundeten und milchigen bis durch-scheinenden Quarz-Lithoklasten sowie eine feinsandige bis tonige und verkieselte Matrix auf. Der Lithoklasten-Bestand kann monomikt (nur Quarze) oder polymikt (+ Lydite/Cherts, Sandsteine etc.) sein. Knollensteine und Tertiärquarzite sind meist gelblichweiß gefärbt, treten aber in vielfältigen Farben, Gefügen und Zusammensetzungen auf (GENIESER & MIELECKE 1957, SCHWARZ & LANGE 2013). Sie sind in Böhmen weit verbreitet, Vorkommen auch aus Sachsen bekannt. Geröllfunde lassen sich nicht näher lokalisieren, allerdings scheinen Tertiärquarzite mit bunten proterozoische Chert-Lithoklasten aus Böhmen zu stammen, aus den Einzugsgebieten der Berounka und Moldau (GENIESER & MIELECKE 1957), vergleichbare Vorkommen sind aus Sachsen unbekannt. Der „böhmische“ Gerölltyp tritt im Berliner Elbelauf nur vereinzelt auf.
Osterzgebirgische Geröllgemeinschaft: Ein weitläufiges Störungssystem mit quarzreichen Gang- und Störungsbrekzien im Osterzgebirge ist Lieferant von Geröllen mit charakteristischen Paragenesen aus Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Jaspis und/oder Achat. Die Gesteine gelangten über die Müglitz, von tschechischer Seite über die Eger in die Elbe. Störungsbrekzien mit Amethyst werden auch als „Trümmerkristallquarz“, mit Fragmenten von Bandachat als „Trümmerachat“ bezeichnet. Sie können von Kastenquarzen und Strahlenquarz-Pseudomorphosen (nach Baryt) begleitet sein, ihr gemeinsames Auftreten kennzeichnet die osterzgebirgische Geröllgemeinschaft.
Weniger typisch und nur bedingt auf das Osterzgebirge zurückführbar sind tektonische Brekzien ohne die charakteristischen Amethyst-Achat-Paragenesen sowie Quarz-Brekzien mit Jaspis/rotem Hornstein.
Postvariszische Vulkanite (Rhyolithe): Intensive vulkanische Aktivität in der Spätphase der variszischen Orogenese zwischen Oberkarbon und Perm führte zur Ablagerung ausgedehnter Komplexe von Eruptivgesteinen. Im sächsischen Einzugsgebiet der Elbe spielt das Osterzgebirge, der Tharandter Wald und das Gebiet von Meißen eine wichtige, der annähernd zeitgleich entstandene Nordwestsächsische Eruptivkomplex nur eine untergeordnete Rolle als Geröll-Lieferant. Ein Teil der sauren bis intermediären Vulkanite (Rhyolithe, Porphyrite, Pechsteine, porphyrartige Tuffe, Tuffite und intrusive Granitporphyre) ist als Elbgeröll erkennbar. Funde lassen sich in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen zuordnen, weil die Gesteine im Anstehenden eine gewisse petrographische Gleichförmigkeit aufweisen und an verschiedenen Lokalitäten ganz ähnlich aussehen können (SCHÜLLER & MÜLLER 1937). Wegen ihrer weiten Verbreitung wurden sie früher allgemein als „Neovulkanite“ bezeichnet, in Abgrenzung zu den „Paläovulkaniten“ nordischer Herkunft. Eine zeitgemäße Sammelbezeichnung ist „postvariszische Vulkanite“
In den Kiesgruben Mühlberg und Altenau finden sich postvariszische Vulkanite in großer Zahl und Vielfalt. Charakteristisch sind blasse Farben, feinkörnige bis dichte, teilweise auch kaolinisierte Grundmassen und wenig Quarz- und Feldspat-Einsprenglinge. Die Quarze haben noch die eckige Gestalt der ehemaligen Hochquarz-Modifikation bewahrt und weisen Spuren magmatischer Korrosion auf.
Abb. 68-73 zeigt weitere Beispiele aus der Kiesgrube Altenau.
Ein weiteres primär vulkanisches Gefüge in den postvariszischen Vulkaniten sind runde bis eiförmige, teilweise konzentrisch aufgebaute Lithophysen oder Sphärolithe, die manchmal auch als „Wilde Eier“ bezeichnet werden.
Der nächste Fund, ein rötlichgrauer Rhyolith, weist auf einer Seite einen Besatz mit cremefarbenen runden Aggregaten auf (Lithophysen und/oder Spärolithe).
Ebenfalls zu den postvariszischen Vulkaniten dürften Tuff-Brekzien mit grünlicher und dichter Tuffmatrix und Vulkanoklasten mit fluidaler Textur gehören. Ihr Herkunftsgebiet könnte im Meißener Vulkanitgebiet oder im Döhlener Becken zu suchen sein (pers. Mitteilung Dr. Schwarz/Cottbus). Der folgende Fund stammt allerdings nicht aus Südbrandenburg, sondern aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, in der zeitweilig Material aus Mühlberg gelagert wurde.
Braune bis rotbraune Gang- oder Granitporphyre bilden ein System von Gängen und kleinen Massiven im Osterzgebirge und sind ebenfalls zu den postvariszischen Vulkaniten zu rechnen. Einige dieser Gesteine, z. B. der Altenberger Granitporphyr oder der Gangporphyr an der Burg Frauenstein weisen ein charakteristisches Erscheinungsbild auf und könnten als Elbeleitgeröll geeignet sein. In Mühlberg und Altenau gehören die osterzgebirgischen Gang- bzw. Granitporphyre zu den regelmäßigen Funden. Sie weisen eine feinkörnige bis körnige Grundmasse auf und enthalten neben runden Quarz- auch 1-3 cm große Feldspat-Einsprenglinge, die nicht selten eine ausgeprägte Zonierung aufweisen.
Der blassrote und mittel- sowie gleichkörnige Meißener Granit besteht im Wesentlichen aus cremefarbenem bis hellrotem Alkalifeldspat sowie mittelgrauem, hypidiomorphem bis idiomorphem Quarz. Die Feldspäte sind durch Hämatitpigment stellenweise rötlich gefärbt, dunkle Minerale nur in geringer Menge enthalten. Granite aus dem Meißener Massiv sind ein häufiger Fund in Mühlberg und Altenau.
Vereinzelt finden sich massige oder foliierte Plutonite und Metamorphite mit granitischer Zusammensetzung, die als einziges dunkles Mineral schwarzen Turmalin enthalten (sog. „Turmalingranit“). Mehrere kleine Vorkommen im Einzugsgebiet der Elbe sind bekannt, der Gesteinstyp tritt auch als Geschiebe auf.
Eine Reihe von Funden ließ sich bislang keinem näheren Vorkommen zuordnen, in manchen Fällen wird dies auch gar nicht möglich sein. Die südliche Herkunft der Gesteine steht aber außer Frage. Regelmäßig finden sich rote bis rotviolette Gesteine mit stumpfem Glanz, die im Wesentlichen aus Jaspis bzw. rotem Hornstein bestehen. Teils sind es massige Hornsteine, teils tektonische Brekzien („Jaspisbrekzien“) oder durch jaspisartige Ausscheidungen überprägte Vulkanite. Die Herkunft der meisten Funde dürfte mangels weiterer charakterisierender Merkmale kaum zu klären sein, als mögliche Liefergebiete kommen das Osterzgebirge, Döhlener Becken oder Vorkommen in Böhmen in Frage.
Mehrere Funde von schwach metamorphen und klastengestützten, fast ausschließlich aus dunklen Cherts und geschichteten Hornsteinen bestehenden Konglomeraten weisen Ähnlichkeiten zu den Kulm-Konglomeraten von Kummersdorf im Görlitzer Antiklinorium auf, können aber kaum von dort stammen. Ihre Herkunft ist bislang ungeklärt, vermutet wird ein oberkarbonisches Alter und eine Sedimentation während der variszischen Gebirgsbildung.
In Mühlberg fanden sich mehrfach grünliche Metakonglomerate mit hellen Vulkanit-Lithoklasten, in Altenau wurde der Gesteinstyp bisher gar nicht beobachtet.
Typische Gerölle des Berliner Elbelaufs, die aber bisher weder in Mühlberg, noch in Altenau gefunden wurden, sind Grauwacken, Knotengrauwacken (graue Kontaktmetamorphite mit dunklen Flecken von Cordierit o. ä.) und die ohnehin seltenen Erdbrandgesteine („Porzellanite“). Wenig beachtet wurden auch die meist merkmalsarmen hellen Gneise, Glimmerschiefer und Metabasite. Ein Teil von ihnen dürfte aus dem Erzgebirge oder variszischen Einheiten stammen, die Gesteine unterscheiden sich aber nur wenig von ihren „Verwandten“ nordischer Herkunft.
Ein auffälliger und für den Berliner Elbelauf typischer Gerölltyp sind grüne und glimmerreiche Schiefer („Serizitschiefer“). In den älteren Elbeläufen tritt er nicht auf, seine Herkunft ist allerdings ungeklärt.
Veränderungen im Einzugsgebiet der Elbe und somit der Liefergebiete von Geröllen spiegeln sich in einer unterschiedlichen Vergesellschaftung von Geröllen wieder. Als Beispiel seien mehrfache Funde von „Fleckengraniten“ sowie des Metakonglomerats in Abb. 100-101 in der Kiesgrube Mühlberg angeführt, in der Kiesgrube Altenau fehlen diese Gesteine. Die Ablagerungen in Altenau stammen aus der Zeit des Berliner Elbelaufs, in Mühlberg werden auch holozäne Schotter gefördert. Die kleinkörnigen Fleckengranite enthalten dunkle und mehrere cm große Flecken, wahrscheinlich granoblastische Mineralneubildungen im Zuge (kontakt?)-metamorpher Überprägung.
2.2. Kiesgrube Dixförda
Der einzige Fund aus der Kiesgrube Dixförda (Sachsen-Anhalt) ist eine exotische Jaspis-Variante, ein Elbeleitgeröll aus dem Gebiet von Raum Hořovice. Das sphärolithische Gefüge ist wahrscheinlich auf die Tätigkeit von Mikroorganismen zurückzuführen (SCHWARZ et al 2012).