Schlagwort-Archive: Xenolith

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen 1

Abb. 1: Osterzgebirgischer Gangachat, Quarz-Amethyst-Achat-Paragenese, auch Schlottwitzer „Trümmerachat“. Kiesgrube Zeithain, Breite 18 cm (Slg. B. Mekiffer).

In Kiesgruben im südlichen Südbrandenburg und nördlichen Sachsen finden sich regelmäßig Gesteine sächsischer und böhmischer Herkunft. Sie sind die Fracht mehrerer alter Elbeläufe, die sich vom Miozän bis zum Holozän verfolgen lassen, mit jeweils charakteristischen Geröllgemeinschaften. Die Flussläufe wurden während der nordischen Inlandvereisungen und der Warmzeiten mehrfach verlegt, Ablagerungen von Elbschottern durch das vorrückende Inlandeis, periglaziale und glazifluviale Prozesse teilweise abgetragen, umgelagert und mit glazialen Sedimenten vermengt. So treten an manchen Lokalitäten Elbgerölle lediglich als Beimengung zu nordischen Geschieben in Erscheinung, an anderen Orten überwiegen sie. Der Geschiebesammler betritt hier mitunter eine „andere Welt“ mit einer ungekannten Vielfalt an Gesteinstypen. Die Heimatgebiete dieser Elbgerölle liegen in Sachsen (Erzgebirge, Tharandter Wald, variszische Einheiten innerhalb der Elbezone, Meißener Gebiet, Döhlener Becken, Elbsandsteingebirge) und in Nordböhmen (Riesengebirgsvorland, Erzgebirge, Böhmisches Mittelgebirge, Barrandium, permokarbonische Becken).

Abb. 2: Übersichtskarte der Liefergebiete der Elbgerölle (Kartengrundlage GRYGAR 2016, DROST 2008, PÄLCHEN & WALTER 2008).

Dieser Artikel ergänzt die Dokumentation von Elbgeröllen aus der Umgebung von Berlin, aus dem Gebiet von Teltow, Zauche und Fläming durch Funde von ausgewählten Lokalitäten in Südbrandenburg und Sachsen. Insbesondere Ablagerungen des mittelpleistozänen Berliner Elbelaufs sind von Interesse, die Fundbeschreibungen aus den Gruben Altenau, Mühlberg und Zeithain daher etwas umfangreicher. Einen Einblick in die Gemeinschaft der Elbgerölle vermittelt auch der Besuch der Elbufer in Dresden und Meißen. Nur vereinzelt wurden Lokalitäten mit Ablagerungen der älteren „Senftenberger Elbe“ (Pliozän und Altpleistozän) auf den Tertiärhochflächen der Niederlausitz besucht.

Die Kiesgrubenfunde stammen bevorzugt aus der Überkorn-Fraktion (5-25 cm), was eine gewisse Selektion hinsichtlich ihrer Verteilung und Häufigkeit bedingt. So sind die oftmals recht kleinen Einzelgerölle von Amethyst, Chalcedon oder Achat im Überkorn kaum zu finden. Die Bestimmung der Gerölle erfolgte gemäß den Beschreibungen von Kurt Genieser (GENIESER 1953a, 1955, 1957, 1962, GENIESER & MIELECKE 1957), die durch SCHWARZ et al 2012, SCHWARZ & LANGE 2013, 2017, SCHWARZ & RIEDRICH 2010, SCHWARZ 2021 und SCHWARZ 2024 teilweise revidiert und erweitert wurden (s. Literaturverzeichnis).

Abb. 3: Übersichtskarte der Fundlokalitäten im südlichen Brandenburg und in Sachsen (ohne Dresden und Meißen).

1 – Kiesgrube Mühlberg (51.442307, 13.242926) – Berliner Elbelauf
2 – Kiesgrube Altenau (51.423500, 13.270685) – Berliner Elbelauf
3 – Kiesgrube Dixförda (51.818749, 13.027673)
5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf
11 – Kiesgrube Zeithain (51.337842, 13.310569) – Berliner Elbelauf

1. Kiesgrube Altenau, Mühlberg und Zeithain

In den Kiesgruben Mühlberg, Altenau und Zeithain werden Schotter der tieferen Mittelterrasse abgebaut. Sie werden der mittelpleistozänen Berliner Elbe zugeordnet (WOLF & ALEXOWSKY 1998), einer spätelster- bis frühsaalezeitlichen Sedimentation innerhalb der sog. Elbtalglazialwanne (SCHWARZ & LANGE 2013). In Mühlberg finden sich auch jüngere Ablagerungen (STEDING 1996, WOLF & ALEXOWSKY 1998). An allen drei Fundorten dominieren klar Gesteine südlicher Herkunft (Elbgerölle), nordische Geschiebe beschränken sich auf wenige Einzelfunde. Das Geröllinventar ist vielfältig und besteht aus Gesteinsmaterial aus dem Barrandium in Böhmen, der sächsischen und böhmischen Seite des Erzgebirges, variszischen Einheiten, Döhlener Becken und dem Meißener Massiv (Abb. 2). Gesteine aus dem Riesengebirge und dem Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex sowie Gerölle aus dem Muldesystem treten nur in sehr geringer Menge auf (EISSMANN 1975).

Abb. 4: Überkornhalde in der Kiesgrube Altenau.
Abb. 5: Dem Besucher fällt schnell der hohe Anteil grauer Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens auf (Kiesgrube Altenau).

Der Anteil nordischer Geschiebe in der Überkorn-Fraktion wird auf maximal 1-2% geschätzt. Vereinzelt finden sich Feuersteine, unterkambrische Skolithos-Sandsteine oder Rapakiwi-Granite. Abb. 6 zeigt einen unterkambrischen Skolithos-Sandstein aus Altenau, Abb. 7 einen Åland-Quarzporphyr aus Zeithain.

Quarzreiche Gerölle

In der Grobkies-Fraktion ist ein hoher Milchquarz-Anteil zu beobachten, im Überkorn tritt er deutlich zurück. Typisch „südliche“ Milchquarz-Varianten sind gehäufte Funde von „streifig durchscheinenden Quarzen“ und „zellig zerfressenen Gangquarzen“. Gelegentlich treten Kasten-, Zellen-, Gerüst- und Strahlenquarze auf. Ein Teil davon sind typisch osterzgebirgische Bildungen, insbesondere in Paragenese mit Amethyst, Rauchquarz, Jaspis oder Achat (Abb. 14). Große gelbe Pseudomorphosen von Quarz nach Baryt (Abb. 9) sind aus dem Mittelerzgebirge bekannt.

Abb. 8: Milchquarze, Zeithain
Abb. 9: Strahlenquarz, Altenau.
Abb. 12: Kasten- oder Zellenquarz, Altenau, Breite 12 cm.
Abb. 13: Kastenquarz, Altenau, angefeuchtete Schnittfläche.
Abb. 14: Quarzreiche Störungsbrekzie mit Milchquarzbändern und hell orangefarbenen Achat-Fragmenten (osterzgebirgischer „Trümmerachat“); Altenau, Breite 11 cm.

Cherts und Hornsteine, „Kieselschiefer“ und „Lydite“

Als Elbgeröll findet sich eine Vielfalt an quarzreichen und sehr harten Cherts und Hornsteinen von grauer, grüner, roter oder gelber Farbe (Abb. 17-25). Schwarze Hornsteine und Cherts, durchzogen von mit Milchquarz gefüllten Rissen werden landläufig als „Lydit“ (Abb. 15), geschichtete Hornsteine als „Kieselschiefer“ bezeichnet (z. B. Abb. 20). Ein großer Teil der „Lydite“ dürfte allerdings aus dem Proterozoikum westlich von Prag stammen, aus den Cherts von dort sind keine Radiolarien bekannt. Ein Teil der rötlichen Hornsteine stammt wahrscheinlich aus dem Döhlener Becken (z. B. Abb. 17, 22). Eine genauere Herkunftsbestimmung dieser Gerölle ist in der Regel nicht möglich.

Abb. 15: Schwarzer Hornstein („Lydit“), Mühlberg.
Abb. 16: Gekreuzte Kluftstaffeln in einem dunkelgrauen Hornstein, Altenau, Breite 11 cm.
Abb. 23: Orangeroter Hornstein mit undeutlich entwickelter Lagentextur (geschichteter Hornstein); Altenau, Breite 7,5 cm.
Abb. 24: Silifizierter Vulkanit (Tuffit) mit gelben, grünen und roten Farbanteilen; Altenau, Breite 15 cm.

Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Ol-Px-Basanite, Phonolithe)

Die Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens stellen den häufigsten Gerölltyp auf den Überkornhalden in Altenau, Mühlberg und Zeithain. Entsprechend lässt sich eine große Variationsbreite an Tephriten, Basaniten (Olivin-Pyroxen-Basanite, auch Ankaramite) und Phonolithen sammeln. Eine Bestimmung der Gesteine anhand äußerlicher Merkmalen ist eingeschränkt möglich, für eine exakte Ansprache ist man auf Laboruntersuchungen angewiesen.

Abb. 25: Alkalivulkanite in der Kiesgrube Zeithain; oben zwei graue Tephrite und ein Phonolith; Mitte: syenitische Ganggesteine; unten links: Phonolith, rechts ein Olivin-Pyroxen-Basanit.

Tephrite weisen eine graue bis bläuliche Verwitterungsrinde und eine feinkörnige Grundmasse auf. Als Einsprengling tritt idiomorpher und glasglänzender Klinopyroxen auf, der teilweise sternförmige Ansammlungen (Zwillinge) bildet. Gelegentlich ist amygdaloides Gefüge (Mandelsteingefüge) zu beobachten (Abb. 28).

Abb. 26: Tephrit, Altenau.
Abb. 29: tephritähnlicher Alkalivulkanit mit weißen Sanidinleisten (Tephriphonolith?); Altenau.
Abb. 30: Tephritischer Lapillituff mit feinkörnigen und schwach kantengerundeten Lapilli. Breite 23 cm, Altenau.

Xenolithe von Erdmantelgesteinen (Peridotiten) treten in den känozoischen Alkalivulkaniten nur vereinzelt auf. Bemerkenswert ist der Fund eines Tephrits mit dunklen Ultramafitit-Xenolith (Peridotit-Xenolith, z. B. Olivin-Klinopyoxenit) oder ein Pyroxen-Olivin-Kumulat.

Abb. 31: Tephrit mit dunklem Peridotit?-Xenolith (Olivin-Pyoxenit) und feinkörnigen Vulkanit-Fragmenten.
Abb. 32: Nahaufnahme des Peridotit-Xenoliths aus schwarzem Klinopyroxen, gelblich verwitterndem Olivin und einer hellen, nicht näher bestimmbaren Zwischenmasse (HCl-Test negativ).

Basanite: basaltähnliche Gesteine mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen können als Basanite bezeichnet werden. Olivin verwittert auf der Gesteinsoberfläche meist gelblich, im Bruch ist er flaschengrün gefärbt. Der Einsprenglings-Anteil schwankt, besonders Ol-Px-reiche Varianten sind als Ankaramite anzusehen (Abb 34). In der Grundmasse fein verteilte, mit bloßem Auge nicht sichtbare Foide bewirken die leichte Verwitterbarkeit der Gesteine. Foid-Einsprenglinge sind nur selten zu beobachten (Abb. 35).

Abb. 33: Basanit mit löchriger Oberfläche durch ausgewitterte Olivin-Einsprenglinge; etwas weniger schwarzer Pyroxen. Mühlberg, Breite 14 cm.
Abb. 34: Bruchfläche eines ankaramitischen Basanits mit reichlich gelbgrünen Olivin- und dunkelgrünen Pyroxen-Einsprenglingen. Mühlberg, Breite 9 cm.
Abb. 35: Alkalivulkanit mit teils sechseckigen Nephelin-Einsprenglingen (Altenau).
Abb. 36: Säulenförmiger Alkalivulkanit ohne Einsprenglinge; Altenau, Breite 12 cm.

Hin und wieder lässt sich die für Alkalivulkanite typische Sonnenbrenner-Verwitterung oder bizarre Verwitterungsformen beobachten (Abb. 37-38).

Phonolithe besitzen eine hellgraue bis grünliche Verwitterungsrinde, eine feinkörnige bis dichte Grundmasse und enthalten meist nur wenige Einsprenglinge von schwarzem Klinopyroxen, nadeligem Ägirin oder Alkalifeldspat (Sanidin). Trachyte können den Phonolithen sehr ähnlich sehen.

Abb. 39: grünlichgrauer Phonolith mit einzelnen Sanidin-Einsprenglingen. Zeithain, Breite 8 cm.
Abb. 40: Heller Alkalivulkanit (Phonolith) mit säuligen Pyroxen, nadeligen Ägirin- und durchscheinenden Sanidin-Einsprenglingen. Altenau, Breite 9 cm.
Abb. 41: grünlicher Phonolith mit feldspatreicher Grundmasse, sehr kleinen Aggregaten schwarzgrüner Minerale und einigen größeren und hellen Feldspat-Einsprenglingen (Sanidin). Altenau, Breite 21 cm.
Abb. 42: Phonolithischer Alkalivulkanit mit einem Sanidin-Durchdringungszwilling sowie dunklen und nadelförmigen Ägirin-Einsprenglingen (Altenau).
Abb. 43: an Sanidin-Einsprenglingen reicher phonolithischer Alkalivulkanit (Zeithain).

Ein auffälliger und häufiger Typ Alkalivulkanit besitzt eine helle, körnige und feldspatreiche Grundmasse und enthält zahlreiche Pyroxen-Einsprenglinge. Es dürfte sich um ein syenitisches bis foidsyenitisches Ganggestein bzw. Subvulkanit handeln. Foide sind makroskopisch nicht erkennbar.

Abb. 44: Syenitischer bis foidsyenitischer Alkalivulkanit, trocken fotografiert; Altenau, Breite 14 cm.
Abb. 45: Die Nahaufnahme der nassen Oberfläche zeigt sowohl sternförmige Verzwilligungen von Klinopyroxen-Einsprenglingen, als auch einen annähernd perfekt sechseckigen Querschnitt eines Klinopyroxens.

Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat

Das Elbeleitgeröll aus den Brdy (Kambrium des Prager Beckens) tritt recht häufig im Berliner Elbelauf auf. Typische Merkmale sind eine grünlichgraue Gesamtfarbe, weiße und meist gut gerundete Milchquarz-, etwas weniger schwarze „Lydit“-Lithoklasten sowie eine ähnlich zusammengesetzte Matrix. Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit „Tertiärquarziten“ böhmischer Herkunft, diese sind allerdings meist schlecht sortierte Diamiktite.

Abb. 46: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Altenau, Breite 17 cm.

Aus dem Kambrium bis Ordovizium des Prager Beckens (Barrandium) könnten auch plattige und gelblichgrüne bis rötliche Sandsteine mit wenigen dunklen Cherts-Lithoklasten stammen.

Abb. 50: Gelblichgrüner und roter Sandstein mit dunklen Chert-Lithoklasten; Altenau, Breite 16 cm.

„Skolithos“-Sandsteine

Als böhmisches Leitgeröll gelten verkieselte Sandsteine mit einer Skolithos-Ichnofauna („Dabrowquarzit“, „Skalkaquarzit“, GENIESER 1955, Abb. in SCHWARZ & LANGE 2013). Aus dem Ordovizium des Prager Beckens sind mehrere Formationen mit Sandsteinen mit quarzigem, teils eisenschüssigem Bindemittel bekannt, in denen vertikale Gänge von Skolithos und Monocraterion auftreten (Lokalbezeichnungen Skalka-Quarzit und Revnice-Quarzit). Die von CHLUPAC et al 1993 als Tigilites vertebralis bezeichneten Spuren gehören wohl zur Skolithos-Ichnofauna. Seltener sind komplexe, in tieferen Teilen sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL aus der Skolithos-Ichnofazies (HAVLICEK et al 1958:28, CHLUPAC 1993:57-58, CHLUPAC et al 1998). Ein Geröllfund mit Pragichnus fascis CHL (Abb. 52) aus Altenau wird von TORBOHM & HOFFMANN 2024 (Publikation in Vorb.) beschrieben.

Elbgerölle der böhmischen Quarzsandsteine mit Skolithos-Röhren sind sehr feinkörnig, besitzen eine gelbgraue, hellgraue oder bräunliche Färbung und können durch Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit aufweisen. Sie führen feine Hellglimmerblättchen, Röhren der Skolithos-Ichnofazies treten vereinzelt auf, einige von ihnen auch schräg zur Schichtung. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Unterscheidung von Geschieben der weit verbreiteten unterkambrischen Sandsteine mit Skolithos-Ichnofauna. Die „südlichen“ Skolithos-Sandsteine sind aber offenbar deutlich feinkörniger, stark verkieselt, hellglimmerführend und enthalten nur wenige Röhren.

Abb. 51: Ordovizischer Sandstein mit Röhren der Skolithos-Ichnofauna. Mühlberg, Breite 12,5 cm
Abb. 52: Sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL in einem hellen und silifizierten Sandstein, Blick auf die Schichtung, Breite 10 cm.

Ein regelmäßiger Fund und auffälliger Lithotyp sind ockerfarbene, silifizierte und sehr harte Feinsandsteine mit roten Flecken (eisenschüssiges Bindemittel). Eine Schichtung ist kaum erkennbar, hin und wieder sind Skolithos-Röhren zu beobachten (Abb. 53-56). Aus den unterordovizischen red beds des Barrandiums in Böhmen werden ähnliche Gesteine beschreiben.

Paläozoische Kieselhölzer

Silifizierte paläozoische Hölzer finden sich regelmäßig, wenn auch nur vereinzelt im Berliner Elbelauf und können geschnitten und poliert sehr reizvoll aussehen. Mögliche Herkunftsgebiete sind die permokarbonischen Becken in Böhmen und das Döhlener Becken. Die Kieselhölzer des Döhlener Beckens weisen im Allgemeinen eine schlechte, die böhmischen Hölzer eine gute Strukturerhaltung auf. Das dunkle paläozoische Kieselholz Abb. 58-59 enthält mit Quarz sowie rotem Bandachat gefüllte Hohlräume.

Abb. 57: Paläozoisches Kieselholz, Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 60: Paläozoisches Kieselholz, Mühlberg, Aufnahme unter Wasser.

Kreidesandstein

Die weichen Kreidesandsteine (Elbsandstein) sind als Elbgeröll offenbar nicht besonders erhaltungsfähig und treten nur vereinzelt auf, meist als rostbraun verfärbte und nur wenig verfestigte Quarzsandsteine. Hin und wieder finden sich darin Faunenreste.

Abb. 63: Kreidesandstein mit Inoceramen-Fragment? Breite 23 cm (Mühlberg).

„Tertiärquarzite“ und „Knollensteine“

Die Erosion der Kreidesandsteine im Tertiär führte zu kiesig-konglomeratischen Ablagerungen, die nachfolgend teilweise der Verkieselung unterlagen. Durch konzentrische Ausbreitung von Kieselsäure im Sediment bildeten sich konkretionäre, als „Knollenstein“, „Tertiärquarzit“ oder „Dinasquarzit“ bezeichnete Formen, meist schlecht sortierte und matrixgestützte Übergänge zwischen Brekzien und Konglomeraten (Diamiktite). Sie weisen ein breites Korngrößenspektrum aus eckigen bis gerundeten und milchigen bis durch-scheinenden Quarz-Lithoklasten sowie eine feinsandige bis tonige und verkieselte Matrix auf. Der Lithoklasten-Bestand kann monomikt (nur Quarze) oder polymikt (+ Lydite/Cherts, Sandsteine etc.) sein. Knollensteine und Tertiärquarzite sind meist gelblichweiß gefärbt, treten aber in vielfältigen Farben, Gefügen und Zusammensetzungen auf (GENIESER & MIELECKE 1957, SCHWARZ & LANGE 2013). Sie sind in Böhmen weit verbreitet, Vorkommen auch aus Sachsen bekannt. Geröllfunde lassen sich nicht näher lokalisieren, allerdings scheinen Tertiärquarzite mit bunten Lithoklasten proterozoischer Cherts aus Böhmen zu stammen, aus den Einzugsgebieten der Berounka und Moldau (GENIESER & MIELECKE 1957). Vergleichbare Vorkommen sind aus Sachsen unbekannt. Der „böhmische“ Gerölltyp tritt im Berliner Elbelauf nur vereinzelt auf.

Abb. 64: „Tertiärquarzit“, Zeithain, Breite 14 cm.
Abb. 65: „Tertiärquarzit“ (böhmischer Typ), Mühlberg, Breite 14 cm.

Osterzgebirgische Geröllgemeinschaft

Ein weitläufiges Störungssystem aus Gangquarzen und quarzreichen Gang- bzw. Störungsbrekzien im Osterzgebirge ist Lieferant von Geröllen mit charakteristischen Paragenesen aus Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Jaspis und/oder Achat. Die Gesteine gelangten über die Müglitz, von tschechischer Seite über die Eger in die Elbe. Störungsbrekzien mit Amethyst werden auch als „Trümmerkristallquarz“, mit Fragmenten von Bandachat als „Trümmerachat“ bezeichnet. Sie können von Kastenquarzen und Strahlenquarz-Pseudomorphosen (nach Baryt) begleitet sein. Das gemeinsame Auftreten dieser Paragenesen kennzeichnet die osterzgebirgische Geröllgemeinschaft (GENIESER 1955).

Abb. 66: Osterzgebirgische Quarz-Amethyst-Brekzie, polierte Schnittfläche. Quarz- und Amethyst-Bänder wurden durch erneute tektonische Überprägung geklüftet und gegeneinander verstellt.
Abb. 67: Quarz- und Amethyst-Bänder, Rückseite einer osterzgebirgischen Quarz-Amethyst-Achat-Paragenese (Schlottwitzer „Trümmerachat“), gleicher Stein wie Abb. 1. Kiesgrube Zeithain, Breite 16 cm (Slg. B. Mekiffer).
Abb. 68: Gleicher Stein, Detailaufnahme der Gangachat-Partie.
Abb. 69: Quarz-Achat-Brekzie, Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 70: Nahaufnahme des Gangachats, nasse Oberfläche.
Abb. 71: Störungsbrekzie mit rotem Achat, Quarz-Fragmenten und roter Hornstein-Matrix. Zeithain, Breite 18 cm.
Abb. 72: Detailaufnahme des Gefüges unter Wasser.
Abb. 73: Quarz-Achat-Gangbrekzie („Trümmerachat“), Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 74: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.
Abb. 75: Gangquarz mit hellem und rotem Bandachat oder Chalcedon. Zeithain, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 76: gleicher Stein, Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

Abb. 77-80 zeigt weitere Beispiele osterzgebirgischer Gangquarze und quarzreicher Störungsbrekzien mit rotem Jaspis bzw. Hornstein, Abb. 80 auch in ooidartiger Ausbildung.

Postvariszische Vulkanite (Rhyolithe)

Intensive vulkanische Aktivität in der Spätphase der variszischen Orogenese zwischen Oberkarbon und Perm führte zur Ablagerung ausgedehnter Komplexe von Eruptivgesteinen. Im sächsischen Einzugsgebiet der Elbe spielt das Osterzgebirge, der Tharandter Wald und das Gebiet von Meißen eine wichtige, der annähernd zeitgleich entstandene Nordwestsächsische Eruptivkomplex nur eine untergeordnete Rolle als Geröll-Lieferant. Ein Teil der sauren bis intermediären Vulkanite (Rhyolithe, Porphyrite, Pechsteine, porphyrartige Tuffe, Tuffite und intrusive Granitporphyre) ist als Elbgeröll erkennbar. Funde lassen sich in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen zuordnen, weil die Gesteine im Anstehenden eine gewisse petrographische Gleichförmigkeit aufweisen und an verschiedenen Lokalitäten ganz ähnlich aussehen können (SCHÜLLER & MÜLLER 1937).

In den Kiesgruben Mühlberg, Altenau und Zeithain finden sich rhyolithische Vulkanite in großer Zahl und Vielfalt. Charakteristisch sind blasse Farben, feinkörnige bis dichte, teilweise auch kaolinisierte Grundmassen und wenig Quarz- und Feldspat-Einsprenglinge. Die Quarze haben noch die eckige Gestalt der ehemaligen Hochquarz-Modifikation bewahrt und weisen Spuren magmatischer Korrosion auf.

Abb. 81: Auswahl postvariszischer Vulkanite, Zeithain.
Abb. 82: Vulkanit mit fleckiger, durch Kaolinisierung partiell gebleichter Grundmasse. Altenau, Breite 11 cm.

Abb. 83-87 zeigt weitere Beispiele postvariszischer Vulkanite aus der Kiesgrube Altenau, der Vulkanit in Abb. 88 stammt aus Zeithain (Breite 14 cm).

Abb. 89: Einige Vulkanite weisen ein eutaxitisches Gefüge auf, ein klarer Hinweis auf eine Ablagerung als Ignimbrit. Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 90: netzartig korrodierter Feldspat-Einsprengling in einem braunen Rhyolith; Zeithain.
Abb. 91: Rhyolith mit sphärolithischer Textur, Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 92: roter Achat in einem Rhyolith mit fluidaler Textur; Zeithain, Aufnahme unter Wasser.

Ein weiteres primär vulkanisches Gefüge sind runde bis eiförmige, teilweise konzentrisch aufgebaute Lithophysen oder Sphärolithe, die auch als „Wilde Eier“ bezeichnet werden.

Abb. 93: Rhyolith mit konzentrisch aufgebauten, teilweise mit bläulichem Chalcedon gefüllten Lithophysen; Altenau, polierte Schnittfläche.
Abb. 94: Nahaufnahme; innerhalb der konzentrisch aufgebauten Lithophyse am rechten Bildrand sind hellere, radialstrahlig-faserige Partien (Sphärolithe) erkennbar.

Der nächste Fund aus Altenau ist ein rötlichgrauer Rhyolith, der auf einer Kluftfläche einen Besatz mit cremefarbenen runden Aggregaten aufweist (Lithophysen und/oder Spärolithe).

Abb. 98-99 ist ein gelblichgrüner Vulkanit mit perlitischer Textur und zahlreichen hellen, wahrscheinlich im Zuge der Entglasung zerbrochenen und teilweise mit blauem Chalcedon gefüllten Lithophysen. Das Gestein könnte aus dem Gebiet des Teplitzer Rhyoliths (Osterzgebirge) stammen (SCHWARZ & LANGE 2013). Kiesgrube Altenau, polierte Schnittfläche.

Abb. 100-101 zeigt einen hellen Rhyolith mit ausgewitterter Kugeltextur (Lithophysen) aus der Kiesgrube Zeithain (Slg. B. Mekiffer). Abb. 101 ist der gleiche Stein mit nasser Oberfläche, gedreht um 90 Grad.

Gelegentlich finden sich Tuff-Brekzien mit grünlicher und dichter Tuffmatrix, die zahlreiche Fragmente von Vulkaniten mit fluidaler Textur enthalten. Ihr Herkunftsgebiet könnte im Meißener Vulkanitgebiet oder im Döhlener Becken zu suchen sein (pers. Mitteilung Dr. Schwarz/Cottbus). Der folgende Fund mit polierter Schnittfläche stammt nicht aus Südbrandenburg, sondern aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, in der zeitweilig Material aus Mühlberg gelagert wurde. Die Tuff-Brekzie mit grüner Matrix enthält eckigen Vulkanoklasten, teils mit feinschichtiger oder fluidaler, teils mit sphärolithischer Textur. Das Gestein weist durch nachträgliche Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit auf.

Abb. 102: Tuffbrekzie, Kiesgrube Niederlehme
Abb. 103: Nahaufnahme
Abb. 104: geschichteter Aschentuff, Zeithain, Breite 11,5 cm.
Abb. 105: Aschentuff mit fluidaler Lagentextur und synsedimentärer(?) Faltung; Altenau, Breite 9 cm.

Abb. 106-108: Aschentuff mit akkretionären Lapilli? Kiesgrube Mühlberg, Slg. B. Mekiffer.

Ein regelmäßiger Fund sind braune bis rotbraune Gang- oder Granitporphyre, die zu den postvariszischen Subvulkaniten und Plutoniten gehören und aus Vorkommen im Osterzgebirge, einem System aus mehreren Gängen und kleinen Massiven stammen dürften. Einige Gesteine weisen ein charakteristisches Erscheinungsbild auf und könnten als Elbeleitgeröll geeignet sein, z. B. der Altenberger Granitporphyr oder der Gangporphyr an der Burg Frauenstein. Allgemeine Merkmale sind eine feinkörnige bis körnige Grundmasse mit runden Quarz- sowie 1-3 cm großen Feldspat-Einsprenglingen, die nicht selten eine ausgeprägte Zonierung aufweisen.

Abb. 111: Osterzgebirgischer Gangporphyr, Typ Altenberger Granitporphyr, teils als Karlsbader Zwillinge, teils mit gelblichbraunen Plagioklas-Säumen. Altenau, Breite 19 cm.
Abb. 112: Nahaufnahme des Gefüges, nass fotografiert.

Der blassrote und mittel- sowie gleichkörnige Meißener Granit besteht aus cremefarbenem bis hellrotem Alkalifeldspat sowie mittelgrauem, hypidiomorphem bis idiomorphem Quarz. Die Feldspäte sind durch Hämatitpigment stellenweise rötlich gefärbt, dunkle Minerale nur in geringer Menge enthalten. Granitoide aus dem Meißener Massiv sind ein häufiger Fund im Berliner Elbelauf.

Abb. 113: Meißener Granit, Altenau, Breite 11 cm.
Abb. 114: Hellroter Meißener Granit; Quarz erscheint durch (wahrscheinlich nur äußerlich) fein verteiltes Hämatitpigment dunkelrot gefärbt; Altenau, Breite 23 cm.

Ein großer Findling eines porphyrischen Granits mit auffälligem Gefüge liegt vor dem Betriebsgebäude der Kiesgrube Altenau. Es dürfte sich um einen postvariszischen Granit handeln, der möglicherweise ebenfalls aus dem Meißener Massiv stammt.

Vereinzelt finden sich massige oder foliierte Plutonite und Metamorphite, die als einziges dunkles Mineral schwarzen Turmalin enthalten („Turmalingranit“).

Abb. 117: „Turmalingranit“, Quarz-Feldspat-Gestein mit größeren schwarzen Turmalin-Einsprenglingen; Zeithain, Breite 12 cm.

Kleinkörnige granitoide Gesteine mit dunklen und mehreren cm großen Flecken wurden zunächst nur in Mühlberg beobachtet, später auch in Zeithain gefunden (Abb. 118-120). Das schwarze Mineral in den Flecken ist wahrscheinlich Turmalin, dessen Bildung auf Kosten von Glimmer erfolgte. Man beachte das Fehlen von Glimmer in unmittelbarer Umgebung der dunklen Flecken (Abb. 119). Grobkörnige Granite aus Quarz und Feldspat (Orthoklas und Plagioklas), auch mit rosettenförmigen Verwachsungen aus Quarz und Turmalin („Turmalinsonnen“) sind aus variszischen Intrusivkörpern aus dem Elbtalschiefergebirge (Tannebusch bei Gottleuba) und dem Triebischtal bei Meißen bekannt.

Abb. 118: „Turmalin-Fleckengranit“, Mühlberg, trocken fotografiert.
Abb. 119: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 120: „Turmalin-Fleckengranit“ aus Zeithain, Breite 13 cm.

Es folgt eine lose Zusammenstellung von Funden, die sich bislang keiner näheren Herkunft zuordnen ließen; in manchen Fällen wird dies aufgrund der angenommenen weiten Verbreitung der Gesteine auch gar nicht möglich sein. Dazu gehören die regelmäßigen Funde roter bis rotvioletter Gesteine mit stumpfem Glanz, die im Wesentlichen aus Jaspis bzw. rotem Hornstein bestehen, teils massige Hornsteine, teils tektonische Brekzien oder durch jaspisartige Ausscheidungen überprägte Vulkanite. Als mögliche Liefergebiete kommen das Osterzgebirge, das Döhlener Becken oder Vorkommen in Böhmen in Frage.

Abb. 121: Massiger roter Hornstein (Jaspis), trocken fotografiert, Breite 19 cm.

Abb. 122, 123: Brekzie mit orangeroten Vulkanit-Lithoklasten und einer jaspisartigen roten und dichten Matrix, Breite 17 cm; Nahaufnahme unter Wasser.

Mehrere Funde von schwach metamorphen und klastengestützten, fast ausschließlich aus dunklen Cherts und geschichteten Hornsteinen bestehenden Konglomeraten („Kieselschiefer-Hornstein-Konglomerat“) könnten aus dem Elbtalschiefergebirge stammen, aus einer als „bayerische Fazies“ bezeichneten Folge von Tiefwassersedimenten, die während der variszischen Gebirgsbildung im Unterkarbon am äußeren Kontinentalschelf abgelagert wurden (Abb. 124-126).

Abb. 124: Klastengestütztes „Kieselschiefer-Hornstein-Konglomerat“, Zeithain, Breite 9 cm.

In Mühlberg fanden sich mehrfach grünliche Metakonglomerate mit hellen Vulkanit-Lithoklasten, in Altenau wurde der Gesteinstyp bisher nicht beobachtet.

Die Herkunft zweier weiterer Konglomerate (Abb. 129-130) ist bisher unklar.

Abb. 129: Konglomerat (Quarzit bis Meta-Arkose) mit dunklen Hornstein- sowie intermediären Vulkanit-Lithoklasten. Zeithain, Breite 12 cm.
Abb. 130: Grünes Konglomerat mit sandiger Matrix und dunklen Chert-, Milchquarz- und grünlichgrauen Sandstein-Lithoklasten (Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat?). Zeithain, Breite 11 cm.

Die Hornstein-Brekzie Abb. 131-132 könnte aus einer Störungszone im Nossen-Wilsdruffer-Schiefergebirge stammen. Aus dem dortigen Devon ist zumindest der helle Hornstein bekannt und scheint auch nur lokal verbreitet zu sein (pers. Mitteilung P. Suhr via D. Schwarz).

Abb. 131: Hornstein-Brekzie mit teilweise hämatitimprägnierten Lithoklasten aus geschichtetem Hornstein, verbunden durch einen transparentem Quarz-Zement. Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 132: Nahaufnahme unter Wasser.

Abb. 133: Quarzreiche Brekzie mit unbekannter Kluft-Mineralisation. Altenau, Breite 13 cm; Abb. 134: Nahaufnahme der Bruchfläche unter Wasser.

Ein auffälliger und für den Berliner Elbelauf typischer Gerölltyp sind grüne und glimmerreiche Schiefer („Serizitschiefer“). In den älteren Elbeläufen tritt er nicht auf, seine Herkunft ist bisher nicht geklärt.

Abb. 135: Hellgrüner „Serizitschiefer“, Altenau, Breite 16 cm.

Gerölle, die als typisch für den Berliner Elbelauf gelten, bisher aber weder in Altenau, Mühlberg oder Zeithain gefunden wurden, sind Grauwacken, Knotengrauwacken (graue Kontaktmetamorphite mit dunklen Flecken von Cordierit o. ä.) und Erdbrandgesteine (Porzellanite). Wenig Beachtung geschenkt werden den meist merkmalsarmen hellen Gneisen, Glimmerschiefern und Metabasiten, die im Einzugsgebiet der Elbe, insbesondere in variszischen Einheiten eine weite Verbreitung besitzen (Abb. 136-139). In älterer Literatur als „Tschernoseker Gneis“ bezeichnete Stängelgneise wie in Abb. 139 kommen auch im Erzgebirge vor.

Abb. 140: Überkornhalde in der Kiesgrube Mühlberg.

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen, Teil 2

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen 2

2. Kiesgrube Dixförda

Abb. 1: Sphärolithischer rot-gelber Jaspis, Aufnahme unter Wasser, Slg. G. Engelhardt (Potsdam).

Auf den Überkornhalden der Kiesgrube Dixförda, ca. 5 km NE von Jessen (Sachsen-Anhalt) findet sich eine bunte Mischung aus nordischen Geschieben und Elbgeröllen, neben einem hohen Anteil an Braunkohle und Xylit (Besuch im Oktober 2024). Die Grube liegt im Breslau-Magdeburger-Urstromtal unmittelbar südlich des Flämings, eines saalezeitlich angelegten und warthezeitlich gestauchten Höhenzuges. Entsprechend dürfte man es hier mit einer chaotischen Folge von Ablagerungen zu tun haben: glaziale drenthe- und warthezeitliche Sedimente mit nordischem Material sowie durch die verschiedenen Eisvorstöße aufgenommenes und „zurück“ nach Süden transportiertes Material des Berliner Elbelaufs. Der Anteil an südlichen Alkalivulkaniten ist nicht besonders hoch, ebenso finden sich vergleichsweise wenig postvariszische Vulkanite.

Der erste Fund (Abb. 1) ist eine exotische Jaspis-Variante, ein Elbeleitgeröll aus den Brdy, dem Gebiet um Hořovice. Das sphärolithische Gefüge ist wahrscheinlich auf die Tätigkeit von Mikroorganismen zurückzuführen (SCHWARZ et al 2012, SCHWARZ 2024). Abb. 2-3 zeigt zwei Beispiele für nordische Leitgeschiebe: Särna-Quarzporphyr aus Dalarna (Mittelschweden) und ein Ostsee-Syenitporphyr. Alle Aufnahmen unter Wasser.

Abb. 4 ist ein Amethystgeröll, Abb. 5 ein Metakonglomerat mit augenförmig ausgelängten Quarz-Lithoklasten. Abb. 6-7 zeigt zwei Funde Böhmischer Quarz-Lydit-Konglomerate.

Abb. 8: grünlichgrauer Vulkanit mit lagiger und sphärolithischer Textur.
Abb. 9: gleicher Stein, um 90º gedreht.
Abb. 10: „Tertiärquarzit“ oder „Braunkohlenquarzit“, ein verkieselter Quarzsandstein mit ausgewitterten Holzresten.
Abb. 11: Gleicher Stein, seitliche Ansicht.
Abb. 12: Quarz-Feldspat-Gestein mit teils rosettenförmig angeordneten Turmalin-Aggregaten („Turmalingranit“); s. Anmerkungen unter Abb. 118, Teil 1.
Abb. 13: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

3. Dresden und Meißen

Die Elbufer in den Städten Meißen oder Dresden bieten ebenfalls Gelegenheit zum Studium der Elbgerölle. Insbesondere nach Hochwasser-Lagen bestehen gute Fundmöglichkeiten. Zur stratigraphischen Herkunft lassen sich natürlich keine Aussagen treffen, teilweise handelt es sich um rezente Gerölle, teilweise können sie aus Anschnitten älterer Flussterrassen stammen.

Abb. 14: Gerölle am Elbstrand in der Nähe des „Blauen Wunders“ (Dresden), Bildbreite 35 cm: Milchquarze und graue Cherts, hellgraue Alkalivulkanite aus dem Böhmischen Mittelgebirge, postvariszische Vulkanite (aus dem Erzgebirge) und ein Knollenstein („Tertiärquarzit“).
Abb. 15: „Tertiärquarzit“ aus voriger Abbildung, wahrscheinlich aus einem Vorkommen in Nordböhmen.
Abb. 16: Hornstein mit gradierter Schichtung („anchimetamorphe“ Grauwacke?), Elbgeröll von Meißen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Kontaktmetamorphit („Knotenschiefer“), Elbgeröll von Meißen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 18: Monzonit aus dem Meißener Massiv, gehäufter Fund in einer Kiesgrube bei Sönitz, ca. 8 km SSW von Meißen (51.106041, 13.426419), Aufnahme unter Wasser.

Der nächste Fund (Abb. 19-21) stammt aus sandig-lehmigem Abraum vom Tunnelbau bei Pirna. An dieser Lokalität traten sowohl südliche Gerölle, als auch Geschiebe (Feuersteine) in Erscheinung. Der Vulkanit dürfte aus einem der postvariszischen Vorkommen stammen und enthält mit bläulichem Chalcedon gefüllte Lithophysen. In Vulkaniten nordischer Herkunft sind solche primären vulkanischen Gefüge in der Regel nicht gut erhalten.

Abb. 21: Die Nahaufnahme zeigt undeutlich konzentrisch aufgebaute, mit bläulichem Chalcedon gefüllte Lithophysen.

Die folgenden Funde von den Lokalitäten 5-10 stammen sowohl aus Ablagerungen der mittelpleistozänen Berliner, als auch aus der miozänen bis altpleistozänen Senftenberger Elbe.

Abb. 22: Fundorte im südlichen Brandenburg und in Nordost-Sachsen.

5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf

4. Kiesgrube Hennersdorf

In der Kiesgrube Hennersdorf werden Vor- und Nachschüttungen der Saale-1-Kaltzeit mit fluviatilen Resten des Berliner Elbelaufs abgebaut (SCHWARZ 2021). Allerdings sprechen Funde von Achaten aus dem Böhmischen Riesengebirgsvorland und Moldavit-Funde eher für ein Geröllspektrum des Senftenberger Elbelaufs. GENIESER 1962: 145 erwähnt einen von Finsterwalde bis nach Schlieben verlaufenden Kiessandzug („Hennersdorfer Kiese“) mit Geröllen des Senftenberger Elbelaufs, der auch nordische Geschiebe enthält. Die Elbgerölle könnten auch aus älteren elsterzeitlichen Ablagerungen stammen.

Abb. 23: Gemischte Geschiebe-/Geröllgemeinschaft in der Kiesgrube Hennersdorf: überwiegend Milchquarz und graue Cherts, vereinzelt nordische Feuersteine; Bildbreite 42 cm.
Abb. 24: Graue Cherts/Hornsteine und ein Jaspis-Geröll, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 25: Links zwei Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate, unten rechts ein streifig durchscheinender Gangquarz, Aufnahme unter Wasser.

5. Kiesgrube Rückersdorf

In der Kiesgrube Rückersdorf, etwa 4 km südlich von Doberlug-Kirchhain, werden laut geologischer Karte (www.geo.brandenburg.de) elsterzeitliche Schmelzwasser-Ablagerungen abgebaut. Die Arbeit von GENIESER 1953 beschreibt Geröllfunde aus dem Gebiet von Doberlug.

Abb. 26: Hornsteine/Cherts, oben rechts ein Exemplar mit eigenwilligem Kluftmuster; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: „Tertiärquarzit“, nass fotografiert.

Knotengrauwacken“ (kontaktmetamorphe Grauwacken) fanden sich mehrfach in Rückersdorf. Der Gerölltyp tritt nach GENIESER 1957 vermehrt im Berliner Elbelauf auf.

Abb. 30: „Knotengrauwacke“ mit erkennbarer Schrägschichtung, Aufnahme unter Wasser.

6. Kiesgrube Buchwäldchen

Während eines Besuches im Juni 2023 bestanden nur eingeschränkte Fundmöglichkeiten. Es konnten einige streifig durchscheinende Gangquarze, schwarze Cherts, lackglänzende Gerölle, zwei konglomeratische Sandsteine (böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat) und ein roter Kastenquarz aufgelesen werden. Die Gerölle sind hier kaum größer als 4 cm und meist gut gerundet, die Cherts und Hornsteine überwiegend kantengerundet.

Abb. 31: Reine Elbeschotter, überwiegend aus Milchquarz bestehend, neben einigen dunklen Cherts; Bildbreite 40 cm.

7. Kiesgrube Saalhausen

Die Funde aus der Kiesgrube Saalhausen (Senftenberger Elbe) wurden von Herrn St. Schneider (Berlin) gesammelt.

Abb. 32: Geröllgemeinschaft aus der Kiesgrube Saalhausen.
Abb. 33: Lackglänzende, in aridem Klima eingekieselte und mit Chalcedon überzogene Gerölle, ähnlich den Geröllen aus den „Kiesen vom Buchwäldchen-Typ“.
Abb. 34: Sedimentgesteine; rechts unten ein Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, oben rechts und unten links „Tertiärquarzite“.

Ein seltener Fund sind verkieselte Hölzer des Baumfarns Psaronius.

Abb. 39: Luftwurzel eines verkieselten Baumfarns Psaronius, leg. und coll. B. Mekiffer (Berlin).

8. Kiesgrube Neukollm

In Neukollm stehen glazial gestauchte saalezeitliche Ablagerungen an, die Gerölle des Senftenberger Elbelaufs aufgenommen haben (Karte GUEK 4750, LANGE 2012: 33). Während eines Besuches fanden sich in größerer Anzahl Tertiärquarzite und Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate sowie mehrere Jaspis-Gerölle mit ooidartiger Textur.

Abb. 46: Diverse „Tertiärquarzite“, rechts oben ein Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat.

9. Kiesgrube Großgrabe

In der Kiesgrube Großgrabe, etwa 12 km südwestlich von Neukollm, werden glazifluviatile Ablagerungen eines jüngeren elsterzeitlichen Vorstoßes abgebaut.

Abb. 53: Anschnitt sandiger bis kiesiger fluviatiler Sedimente in der Kiesgrube Großgrabe, Höhe der Abbauwand etwa 5 m.
Abb. 54: Zellig zerfressene Gangquarze und ein rötlich-gelber Kastenquarz.
Abb. 55: „Turmalingranit“, heller Quarz-Feldspat-Magmatit mit schwarzen Turmalin-Kristallen.

In der Grobkiesfraktion konnten zahlreiche Jaspis-Gerölle aufgesammelt werden, einige davon mit ooidartigem Gefüge.

Abb. 56: Jaspis-Gerölle, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 57: Sphärolithischer Jaspis, Aufnahme unter Wasser.

Darüber hinaus fanden sich mehrfach bunte sowie tonige, schluffige bis feinsandige Lockergesteine (Ton- bis Siltsteine), die wahrscheinlich aus den wenig weiter nördlich ausstreichenden Schichten der unter- bis mittelmiozänen Brieske-Formation stammen.

Abb. 58: Bunte Ton- und Siltsteine.

10. Literatur

BARTHEL M 2016 Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation. – Geologica Saxonica, Journal of Central European Geology, Band 61(2): 105-238.

CAJZ V, RAPPRICH V, ERBAN V et al. 2009 Late Miocene volcanic activity in the České středohoří Mountains (Ohře/Eger Graben, northern Bohemia) – Geologica Carpathica 60(6): 519-533.

CHLUPÁČ I 1993 Geology of the Barrandium – A field trip guide – 163 S, Senckenberg-Buch 69, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main.

CHLUPÁČ I et al 2002 Geologická minulost České Republiky – Praha (Academia) 2002.

CHLUPÁČ I, HAVLÍČEK V, KŘÍŽ J, KUKAL Z & STORCH P 1998 Palaeozoic of the Barrandian (Cambrian to Devonian) – Czech Geological Survey Prague 1998, ISBN 80-7075-246-7.

DALCHOW C & KIESEL J 2005 Die Oder greift ins Elbegebiet – Spannungsverhältnisse und Sollbruchstellen zwischen zwei Flussgebieten. – Brandenburger Geowissenschaftliche Beiträge 12,1/2: 73-86; Kleinmachnow (LBGR).

DROST K 2008 Sources and geotectonic setting of Late Neoproterozoic – Early Palaeozoic volcano-sedimentary successions of the Teplá-Barrandian unit (Bohemian Massif): Evidence from petrographical, geochemical, and isotope analyses. – Geologica Saxonica, Journal of Central European Geology, Band 54 (2008): 1-168.

DVOŘAK & ŠVANCARA 2003 Naleziště zkamenělých stromů u Slaného. – Minerál, Brno, 11 (3): 403–406.

ECKELMANN K & LANGE JM 2013 The sediments of the Bautzen Elbe River: distribution, composition and reconstruction of the river course. – Geologica Saxonica, Journal of Central European Geology 59: 31-43, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Dresden.

EISSMANN L 1975 Das Quartär der Leipziger Tieflandsbucht und angrenzender Gebiete um Saale und Elbe. – Schriftenr. geol. Wiss., 2: 1–263; Berlin.

ENGELMANN R 1911 Die Terrassen der Moldau – Elbe zwischen Prag und dem Böhmischen Mittelgebirge. – Geogr. Jber. Österreich, IX: 38–94, Wien.

ENGELMANN R 1922 Die Entstehung des Egertales. – Abh. geogr. Gesell. Wien, 12: 1–80, Wien.

ENGELMANN R 1938 Der Elbedurchbruch, geomorphologische Untersuchungen im oberen Elbegebiet. – Abh. geogr. Gesell. Wien, 13(2): 1–139, Wien.

FEDIUK F, LANGROVA A & MELKA K 2003 North Bohemian Porcellanites and their Mineral Composition: the Case of the Dobrčice Quarry, the Most Basin – GeoLines 15 (2003) 35-43.

FELSCHE M 2011 Geopfad Triebischtal Nord, Mühlentour. Vulkanite von Garsebach- Dobritz. – 180 S.; Facharbeit TU Freiberg.

FUHRMANN R 2007 Die Obere Niederterrasse der Mulde bei Grimma (Sachsen) und die stratigraphische Gliederung des jüngeren Quartärs – Mauritiana (Altenburg) 20 (2007) 1, S.93-105.

GALLWITZ H 1935 Das Pliozän von Oberau in Sachsen – Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwiss. Gesell. ISIS Dresden 19 (1933/34): 82-85.

GENIESER K 1953 Einheimische und südliche Gerölle in den Deckgebirgsschichten von Dobrilugk. – Geologie, 2(1): 35–57, Berlin.

GENIESER K 1955 Ehemalige Elbeläufe in der Lausitz. – Geologie, 4(3): 223–279, Berlin.

GENIESER K & MIELECKE W 1957 Die Elbekiese auf der Teltowhochfläche südlich von Berlin. – Sonderheft Berichte d. Geolog. Gesellschaft, Bd II, Heft 4, S. 242-263, Berlin 1957.

GENIESER K 1957 Neue Beobachtungen im böhmischen Quartär. – Geologie, 6(3): 331–337, Berlin.

GENIESER K 1962 Neue Daten zur Flussgeschichte der Elbe. – Eiszeitalter u. Gegenwart 13: 141–156, Öhringen/Württ.

GRAHMANN R 1933 Die Geschichte des Elbtales von Leitmeritz bis zu seinem Eintritt in das norddeutsche Flachland. – Mitt. Ver. Erdk. Dresden, N. F.: 132–194, Dresden.

GROSSER G 1935 Flözbrandgesteine im Bahneinschnitt bei Oberau, Sachsen. – ISIS (1933/34), 1935: 96-118.

GRYGAR R 2016 Geology and Tectonic Development of the Czech Republic. In: PÁNEK T & HRADECKÝ J (eds.) Landscapes and Landforms of the Czech Republic, World Geomorphological Landscapes, 422 S., 294 SW-Abb., 36 Abbildungen in Farbe; Springer International Publishing, Switzerland 2016.

HAAKE, R. & H. SCHYNSCHEWSKI (2009): Achate im Osterzgebirge, besonders im Freiberger Gangbezirk. – Mineralien-Welt 20, 1: 92–96.

HAVLÍČEK V, HORNY R, CHLUPAC I & SNAJDR M 1958 Führer zu den geologischen Exkursionen in das Barrandium – Nakladatelstvi Ceskoslovenske Akademie VED, Praha 1958.

HEDRICH G 1969 Der Schlottwitzer Achat. – Sächsische Heimatblätter, Nr.5.

HERMSDORF 1995 Zur quartären Schichtenfolge des Teltow-Plateaus. – Branden- burgische Geowissenschaftliche Beiträge 2 (2): 27–37, Kleinmachnow.

HESEMANN J 1933 Über eine morphologische Grenze in Norddeutschland – Jahrbuch der Preussischen geologischen Landesanstalt 53 (für 1932) Sitzungsberichte der Preußischen Geologischen Landesanstalt: S. 5, Berlin.

HESEMANN J 1933 Kurze geschiebekundliche Charakteristik junger nordischer Ergußgesteine. – Zeitschrift für Geschiebeforschung 9 (4): 204-216, 6 Abb., Leipzig.

HIBSCH J E 1898 Erläuterungen zur geologischen Karte des böhmischen Mittelgebirges. Blatt II (Rongstock-Bodenbach). Mit einer geologischen Karte, Taf. I und 10 Textfiguren. – Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen 19 (1): 1-101, Wien 1900.

HOFFMANN U, SCHNEIDER J W & BREITKREUZ C 2002 Rotliegend Vulkanismus und Sedimentation in der Elbezone. – Workshop „Oberkarbon-Untertrias in Zentraleuropa: Prozesse und ihr Timing“, TU Bergakademie Freiberg 22.- 23.6.2002, 44-57, Freiberg.

HUCKE K 1939 Gesellschaft für Geschiebeforschung. Bericht über die Neujahrs- zusammenkunft in Berlin am 7. und 8. Januar 1939. – Zeitschrift für Geschiebeforschung und Flachlandsgeologie 15 (1): 52-58, 1 Abb., 1 Kte., Leipzig.

HUCKE K 1939 Die südlichen Geschiebe als neuer Zugang zur deutschen Erdgeschichte. – Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 91 (10): 779, Berlin (F. Enke).

HUCKE K 1967 Einführung in die Geschiebeforschung (Sedimentärgeschiebe) Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und erweitert von Ehrhard Voigt (Hamburg) – 132 S., 50 Taf., 24 Abb., 1 Bildnis, 5 Tab., 2 Ktn., Oldenzaal (Nederlandse Geologische Vereniging).

JUSCHUS O 2001 Das Jungmoränenland südlich von Berlin – Untersuchungen zur quartären Landschaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe – Dissertation, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II der Humboldt-Universität zu Berlin.

KLOMINSKY J, JARCHOVSKY T & RAJPOOT GS 2010 Atlas of plutonic rocks and orthogneisses in the Bohemian Massif. – Czech Geological Survey; Prague 2010.

LANGE JM, ALEXOWSKY W & HORNA F 2009 Neogen und Quartär im Elbtal und in der Westlausitz. – In: Lange JM, Linnemann UG & Röhling HG (Hrsg.): GeoDresden 2009. Geologie der Böhmischen Masse – Regionale und Angewandte Geowissenschaften im Zentrum Mitteleuropas. Exkursions- führer u. Veröff. dt. Ges. Geowiss. 241: 151–164; Hannover.

LANGE J M 2012 Die Elbe im östlichen Sachsen. – Begleitband zur Sonderaus- stellung „Klimawandel im Tertiär. Tropenparadies Lausitz“, Museum der Westlausitz, 18–55; Kamenz.

LANGE J M, JANETSCHKE N, KADEN M & PREUSSE M 2015 Landschaftsentwicklung
in der Umgebung von Dresden – Sedimentation, Vulkanismus und Tektonik
im Känozoikum (Exkursion D am 9. April 2015) – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Band 97 (2015), S. 69 – 102; 22 Abb., 1 Tab., Stuttgart 2015.

LANGE J M, GAITZSCH B & BREITKREUZ C 2015 Der frühe Elbstrom – Architektur und Rekonstruktion des Senftenberger Laufes. Fallstudie Ottendorf-Okrilla. – Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 97, ??–??, 5 Abb., 5 Taf., 1 Tab.; Stuttgart 2015.

LE BAS MJ et al 1986 A Chemical Classification of Volcanic Rocks Based on the Total Alkali-Silica Diagram. – Journal of Petrology, Vol. 27, Issue 3: 745– 750, Oxford University Press.

LIPPSTREU L 2006 Die Gliederung des Pleistozäns in Brandenburg. – Poster, Landesamt für Bergbau, Geologie u. Rohstoffe Brandenburg,Kleinmachnow.

MENCL V & BENEČOVA Y 2010 Zkamenĕliny Novapacka. – 119 S.; Nová Paka (Město Nová Paka).

MENCL ET AL 2014 Summary of Occurrence and Taxonomy of Silicified Agathoxylon-Type of Wood in Late Paleozoic Basins of the Czech Republic. – Versita, Folia vol. 47, 1-2.

MIELECKE W 1926 Über ein Geschiebe kulmischen Alters und sudetischer Herkunft – Zeitschrift für Geschiebeforschung 2 (2): 73-75, Berlin.

MIELECKE W 1932 Oberkarbonische Konglomerate als Diluvialgeschiebe aus dem Untergrund der Umgebung von Dobrilugk N./L. – Zeitschrift für Geschiebeforschung 8 (2): 81-86, 2 Abb., Leipzig.

MIELECKE W 1930 Beitrag zur Kenntnis der von Geröllen nordischer Herkunft freien Kiese in der Niederlausitz – Zeitschrift für Geschiebeforschung 6 1930: 132- 136, Berlin.

MÜLLER G & JEREMIES J 2014 Achatfunde aus dem Cunewalder Tal. Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz 22: 177–194, Görlitz 2014.

MÜLLER H 1931 Über einige seltenere kristalline Geschiebe aus der Umgebung von Berlin. – Zeitschrift für Geschiebeforschung 7 (1): 1-7, Berlin.

MÜLLER H 1934 Über Geschiebeanhäufungen basaltischer, phonolithischer und trachytischer Gesteine im Süden von Berlin. – Zeitschrift für Geschiebe- forschung 10 (4): 159-166, Leipzig.

MÜLLER H 1935 Über Geschiebeanhäufungen basaltischer, phonolithischer und trachytischer Gesteine im Süden von Berlin. – Zeitschrift für Geschiebe- forschung 11 (4): 152-163, 4 Abb., Leipzig.

MÜLLER H 1936 Über andesitische Geschiebe aus der Umgebung von Berlin. – Zeitschrift für Geschiebeforschung und Flachlandsgeologie 12 (4): 178-182, 4 Abb., Leipzig.

MÜLLER H 1938 Neue Funde (südliche und nordische Geschiebe) – Zeitschrift für Geschiebeforschung und Flachlandsgeologie 14 (3): 169-173, Leipzig.

MÜLLER H 1938 Neue Funde. – Zeitschrift für Geschiebeforschung und Flachlands- geologie 14 (3): 169-170, 1 Abb., Leipzig.

PÄLCHEN W & WALTER H 2008 Geologie von Sachsen – 537 Seiten, 161 Abb., 16 Tab.; Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart.

POHLENZ R 2010 Neue Erkenntnisse über den elsterglazialen Stausee in Sachsen und Böhmen – Geologica Saxonica 56/1 (2010) 83-111.

PRESCHER H 1987 Zeugnisse der Erdgeschichte Sachsens – Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig 1987.

REICHEL W & LANGE JM 2007 Cherts (Hornsteine) aus dem Döhlener Becken bei Dresden – Geologica Saxonica, Journal of Central European Geology 52/53 (2007): 117–128.

REICHEL & SCHAUER 2006 Das Döhlener Becken bei Dresden – Geologie und Bergbau. – Bergbau in Sachsen 12, 384 S., Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG), Freiberg/Sachsen.

SCHÜLLER A & MÜLLER H 1937 Über Geschiebe südlicher Herkunft aus der Umgebung von Berlin. – Zeitschrift für Geschiebeforschung und Flachlandsgeologie 13 (1) 28, Leipzig.

SCHWARZ D, LANGE JM & RIEDRICH G 2012 Elbeleitgerölle aus den Brdy (Mittel- böhmisches Waldgebirge) – Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 35 (2012) 61-72.

SCHWARZ D & LANGE JM 2013 Leitgerölle in den pleistozänen Elbeterrassen zwischen Riesa und Torgau. – Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 36 (2013): 143-156.

SCHWARZ D & LANGE JM 2017 Gravitationsgebänderte Achate in Elbeschottern nördlich von Dresden – Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 40 (2017): 167-178.

SCHWARZ D & RIEDRICH G 2010 Neue südliche Gerölle in Ostsachsen und Süd- brandenburg – Ein Beitrag zur Frage nach dem Ursprung fluviatilen Gerölls aus Böhmen. – Der Aufschluss, 61: 187–193; Heidelberg.

SCHWARZ D 2021 Funde südlichen Gerölls in Südbrandenburg und Ostsachsen von der Neiße bis zum nördlichen sächsischen Elbtal – www.agates.click

SCHWARZ D 2024 Gangachate im Elbgeröll – fluviatile Relikte aus dem Süden – Veröffentlichungen Museum für Naturkunde Chemnitz 47, S. 149-164.

STACKEBRANDT W & FRANKE D 2015 Geologie von Brandenburg. – 805 S., 313 Abb., 60 Tab.; Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart.

STACKEBRANDT W & MANHENKE V (Hrsg.) 2002 Atlas zur Geologie von Brandenburg – Landesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg (heute Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, LBGR) 2002, 2. Aufl., 142 S., 43 Karten.

SWATON B 2005 Gangförmige Achat- und Amethystvorkommen im Erzgebirge Geologie – Geschichte – Verwendung, 205 S.; Unveröff. Diplomarbeit (TU Dresden).

TESCHNER, WLODARCZYK 1978 Achat in der Niederlausitz – Fundgrube 1978 14 (1/2): 17-20.

THIEKE H U 2010 Mittelpleistozäner Berliner Elbelauf. S. 50-51 in: STACKEBRANDT W & MANHENKE V (Hrsg.) 2010 Atlas zur Geologie von Brandenburg im Maßstab 1:1000000 – Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, 4. Aufl., 142 S., 43 Karten; Cottbus 2010.

ULRYCH J et al 2003 Age Relations and Geochemical Constraints of Cenozoic Alkaline Volcanic Series in W Bohemia: A Review. GeoLines 15 (2003) 168- 180.

ULRYCH J et al. 2006 Petrology and geochemistry and K–Ar ages for Cenozoic tinguaites from the Ohre/Eger Rift (NW Bohemia) – N. Jb. Miner. Abh. Vol. 183/1 p. 41-61.

ULRYCH J et al. 2011 Recurrent Cenozoic volcanic activity in the Bohemian Massif (Czech Republic) – Lithos,Volume 123, Issues 1–4, April 2011: 133-144.

ULRYCH J, STEPANKOVA-SVOBODOWA J 2014 Cenozoic alkaline volcanic rocks with carbonatite affinity in the Bohemian Massif – their sources and magma generation. – Mineralia Slovaca 46 (2014), 45-58.

VINX R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände. – 3. Auflage, 480 S, Spektrum- Verlag.

WILMSEN M NIEBUHR B 2014 Die Kreide in Sachsen – Geologica Saxonica, Journal of Central European Geology 60-1 (2014): 3-12.

WIMMENAUER W 1985 Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine 382 S., 297 Abb., 106 Tab.; Enke Verlag Springer Spektrum.

WOLF L 1980 Die elster- und präelsterkaltzeitlichen Terrassen der Elbe – Z. geolo. Wiss. Berlin 8 (1980) 10, S. 1267-1280.

WOLF L & SCHUBERT G 1992 Die spättertiären bis elstereiszeitlichen Terrassen der Elbe und ihrer Nebenflüsse und die Gliederung der Elstereiszeit in Sachsen – Geoprofil 4: 1–49, Freiberg.

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen

Abb. 1: Sphärolithischer Jaspis, Kiesgrube Großgrabe (Senftenberger Elbelauf), Aufnahme unter Wasser.

1. Einleitung

In Kiesgruben im südlichen Brandenburg und im nördlichen Sachsen finden sich regelmäßig Gesteine sächsischer und böhmischer Herkunft. Diese „südlichen Gerölle“ sind die Gesteinsfracht alter Elbeläufe und treten an manchen Lokalitäten lediglich als Beimengung zu nordischen Geschieben auf, an anderen Orten überwiegen sie und in den älteren Flussablagerungen finden sich gar keine Geschiebe. Der Geschiebesammler betritt hier mitunter eine „andere Welt“, wenn die vertrauten Gesteine nordischer Herkunft fehlen und ganz ungewohnte Lithologien die Aufmerksamkeit wecken.

Die Heimatgebiete der Elbgerölle liegen in Sachsen (Erzgebirge, Tharandter Wald, variszische Einheiten innerhalb der Elbezone, Meißener Gebiet, Döhlener Becken, Elbsandsteingebirge etc.) und in Nordböhmen (Riesengebirgsvorland, Erzgebirge, Böhmisches Mittelgebirge, Barrandium, permokarbonische Becken usw.). Für den Zeitraum Miozän bis Holozän wurden mehrere alte Elbeläufe nachgewiesen werden, jeweils mit charakteristischen Geröllgemeinschaften. Während der nordischen Inlandvereisungen und der Interglaziale erfolgte mehrfach eine Verlegung der Flussläufe. Durch das vorrückende Inlandeis und periglaziale Prozesse wurden die Elbschotter teilweise abgetragen, umgelagert und mit Glazialablagerungen vermengt. Auf den Tertiärhochflächen der Niederlausitz treten Ablagerungen der älteren „Senftenberger Elbeläufe“ (Pliozän und Altpleistozän) zu Tage, in Süd-Brandenburg die des mittelpleistozänen „Berliner Elbelaufs“ (Spätelster bis Frühsaale) sowie holozäner Elbeläufe.

Dieser Artikel ergänzt die Dokumentation von Elbgeröllen aus dem Gebiet zwischen Teltow und Fläming, südwestlich von Berlin, an und zeigt Funde von ausgewählten Lokalitäten in Südbrandenburg und Sachsen. Dabei wurde bevorzugt in der Überkorn-Fraktion (5-25 cm) gesucht, was eine gewisse Selektion der Funde hinsichtlich ihrer Häufigkeit bedingt. So sind Einzelgerölle von Amethyst und Chalcedon oder die beliebten Achatgerölle oftmals recht klein und im Überkorn kaum zu finden. Die Bestimmung der Gerölle erfolgte nach den Beschreibungen von Kurt Genieser (GENIESER 1953a, 1955, 1957, 1962, GENIESER & MIELECKE 1957), die durch SCHWARZ et al 2012, SCHWARZ & LANGE 2013, 2017, SCHWARZ & RIEDRICH 2010 und SCHWARZ 2021 teilweise revidiert und erweitert wurden.

2. Fundlokalitäten

Im Zusammenhang mit der Dokumentation von Geröllfunden aus dem Berliner Gebiet sind Kiesgruben mit Ablagerungen des mittelpleistozänen Berliner Elbelaufs von besonderem Interesse, die Fundbeschreibungen aus den Gruben Mühlberg und Altenau daher besonders umfangreich. Für einen Einblick in die Petrographie der Elbgerölle liegt ein Besuch der Elbufer in Dresden und Meißen nahe. Weitere Lokalitäten mit Ablagerungen älterer Elbeläufe wurden nur sporadisch aufgesucht (Senftenberger Elbeläufe). Lokalsammler halten hier bevorzugt Ausschau nach Elbgeröllen von Achat, Jaspis oder paläozoischen Kieselhölzern, auch Moldavite vom Nördlinger-Ries-Impakt wurden hier gefunden.

Abb. 2: Übersichtskarte der Fundlokalitäten im südlichen Brandenburg und in Sachsen (ohne Dresden und Meißen).

1 – Kiesgrube Mühlberg (51.442307, 13.242926) – Berliner Elbelauf
2 – Kiesgrube Altenau (51.423500, 13.270685) – Berliner Elbelauf
3 – Kiesgrube Dixförda (51.818749, 13.027673)
5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf

2.1. Kiesgrube Altenau und Mühlberg

In den Kiesgruben Mühlberg und Altenau dominieren klar Gesteine südlicher Herkunft („südliche Gerölle“ bzw. „Elbgerölle“), nordische Geschiebe sind nur zu einem geringen Prozentsatz vertreten. Die Kiese an diesen Lokalitäten sind Ablagerungen des mittelpleistozänen Berliner Elbelaufs, in Mühlberg auch jünger (STEDING 1996, WOLF & ALEXOWSKY 1998). Es bietet sich ein vielfältiges Geröllinventar mit Gesteinsmaterial aus dem Barrandium in Böhmen, der sächsischen und böhmischen Seite des Erzgebirges, Döhlener Becken und Meißener Massiv. Gesteine aus dem Riesengebirge und dem Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex sowie Gerölle aus dem Muldesystem besitzen hier nur einen sehr geringen Anteil (EISSMANN 1975). Alle folgenden Funde stammen aus Altenau, nur die Funde aus Mühlberg werden eigens gekennzeichnet. Aufgrund der Fülle des Materials aus diesen beiden Gruben wurde eine grobe Sortierung nach Gerölltyp, Herkunft oder petrographischen Merkmalen vorgenommen.

Abb. 3: Überkornhalde in der Kiesgrube Altenau.
Abb. 4: Dem Besucher fällt schnell der hohe Anteil grauer Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens auf.

Der Anteil nordischer Geschiebe in der Überkorn-Fraktion wird auf maximal 1-2% geschätzt. Vereinzelt finden sich Feuersteine, unterkambrische Skolithos-Sandsteine oder Rapakiwi-Granite.

Abb. 5: Unterkambrischer Skolithos-Sandstein, Geschiebe.

Quarzreiche Gerölle: In der Grobkies-Fraktion ist der Milchquarz-Anteil sehr hoch, im Überkorn treten sie zurück. Typisch „südliche“ Milchquarz-Varianten sind gehäufte Funde von „streifig durchscheinenden Quarzen“ und „zellig-zerfressenen Gangquarzen“. Gelegentlich treten Kasten-, Zellen-, Gerüst- und Strahlenquarze auf; ein Teil davon sind typisch osterzgebirgische Bildungen, insbesondere in Paragenese mit Amethyst, Rauchquarz, Jaspis oder Achat.

Abb. 6: Kasten- oder Zellenquarz, Breite 12 cm
Abb. 7: Strahlenquarz; große gelbe Pseudomorphosen von Quarz nach Baryt sind aus dem Mittelerzgebirge bekannt.
Abb. 8: Kastenquarz, angefeuchtete Schnittfläche.
Abb. 9: Quarzreiche Störungsbrekzie mit Milchquarzbändern und hell orange-farbenen Achat-Fragmenten (osterzgebirgischer „Trümmerachat“); Breite 11 cm.

Cherts und Hornsteine, „Kieselschiefer“ und „Lydite“: Sehr häufig sind die als „Lydit“ bezeichneten schwarzen Hornsteine und Cherts, die mit Milchquarz gefüllte Risse aufweisen. Darüber hinaus findet sich eine Vielfalt ähnlicher quarzreicher und sehr harter Gesteine mit grauer, grüner und gelber Färbung. „Kieselschiefer“ ist eine verbreitete Bezeichnung für geschichtete Hornsteine. Auffällig ist das gehäufte Auftreten roter Hornsteine, ein Teil davon könnte aus dem Döhlener Becken stammen.

Abb. 10: Schwarzer, landläufig als „Lydit“ bezeichneter Hornstein. Im vermuteten Hauptliefergebiet dieser schwarz-weißen Kieselgerölle (Brdy) konnten bislang allerdings keine Radiolarien nachgewiesen werden, daher sind die Gesteine auch nicht als Lydite anzusehen.
Abb. 11: Sich kreuzende Kluftstaffeln in einem dunkelgrauen Hornstein, Breite 11 cm.
Abb. 12: Grünlicher Hornstein mit roten Flecken, Breite 9 cm.
Abb. 13: Silifizierter Vulkanit (Tuffit) mit gelben, grünen und roten Farbanteilen, Breite 15 cm.
Abb. 14: Orangeroter Hornstein mit undeutlich entwickelter Lagentextur (geschichteter Hornstein); Breite 7,5 cm.
Abb. 15: Quarzreiche tektonische Brekzie mit roten Farbanteilen (roter Hornstein, Jaspis).
Abb. 16: Fein laminierter geschichteter Hornstein mit Milchquarzadern und etwas rotem Achat, Aufnahme unter Wasser.

Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Ol-Px-Basanite, Phonolithe): Die Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens stellen den häufigsten Gerölltyp auf den Überkornhalden in Altenau und Mühlberg. Entsprechend lässt sich eine große Variationsbreite an Tephriten, Basaniten (Olivin-Pyroxen-Basaniten, auch Ankaramite) und Phonolithen sammeln. Eine Bestimmung der Gesteine anhand äußerliche Merkmalen ist eingeschränkt möglich, für eine exakte Ansprache ist man auf Laboruntersuchungen angewiesen.

Abb. 17: Alkalivulkanite in der Kiesgrube Altenau; die hellen, feinkörnigen Gesteine werden (unter Vorbehalt) als Phonolithe, Vulkanite mit Pyroxen-Einsprenglingen als Tephrite und Olivin-Pyroxen-Vulkanite als Basanite angesprochen. In der Bildmitte ein helles syenitisches Gestein mit körniger Grundmasse.

Tephrite weisen eine graue bis bläuliche Verwitterungsrinde und eine feinkörnige Grundmasse auf. Als Einsprengling tritt idiomorpher und glasglänzender Klinopyroxen auf, gelegentlich ist auch amygdaloides Gefüge (Mandelsteingefüge) zu beobachten.

Abb. 18: Tephrit, Kiesgrube Mühlberg.
Abb. 19: Tephrit, teilweise mit sternförmigen Durchkreuzungen der schwarzen Pyroxen-Kristalle.
Abb. 20: Tephrit mit amygdaloidem Gefüge, Breite 17 cm, Mühlberg.
Abb. 21: Tephrit? mit feinkörnigen und schwach kantengerundeten Lapilli, Breite 23 cm.

Xenolithe von Erdmantelgesteinen (Peridotiten) treten in den känozoischen Alkalivulkaniten nur vereinzelt auf. Bemerkenswert ist der Fund eines Tephrits mit einem großen dunklen Peridotit-Xenolith (Olivin-Klinopyoxenit bzw. Olivin-Websterit) oder Pyroxen-Olivin-Kumulat. 

Abb. 22: Tephrit mit dunklem Peridotit-Xenolith (Olivin-Pyoxenit) und weiteren feinkörnigen Xenolithen.
Abb. 23: Nahaufnahme des Peridotit-Xenoliths aus schwarzem Klinopyroxen, gelblich verwitterndem Olivin und einer hellen, nicht näher bestimmbaren Zwischenmasse (HCl-Test negativ).

Basanite: basaltähnliche Gesteine mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen werden zunächst als Basanite bezeichnet. Olivin verwittert auf der Gesteinsoberfläche meist gelblich, im Bruch ist er flaschengrün gefärbt. Der Anteile an Einsprenglingen schwankt, besonders Ol-Px-reiche Varianten können auch als Ankaramit bezeichnet werden. In der Grundmasse fein verteilte Foide bewirken die leichte Verwitterbarkeit der Gesteine, mit dem bloßen Auge sind sie nicht sichtbar, Foid-Einsprenglinge nur selten zu beobachten.

Abb. 24: Basanit mit löchriger Oberfläche durch ausgewitterte Olivin-Einsprenglinge; etwas weniger schwarzer Pyroxen. Mühlberg, Breite 14 cm.
Abb. 25: Einsprenglingsarmer Basanit mit feinkörniger Grundmasse und Olivin-Einsprenglingen, wenig Pyroxen. Isometrische, teils 6-eckige Umrisse der Löcher sind ein Hinweis auf ausgewitterte Foid-Einsprenglinge; Mühlberg, Breite 11,5 cm.
Abb. 26: Bruchfläche eines ankaramitischen Basanits mit reichlich gelbgrünen Olivin- und dunkelgrünen Pyroxen-Einsprenglingen. Mühlberg, Breite 9 cm.
Abb. 27: Säulenförmiger Alkalivulkanit ohne Einsprenglinge; Breite 12 cm.

Hin und wieder lässt sich die für Alkalivulkanite typische Sonnenbrenner-Verwitterung sowie bizarre kugelförmige Verwitterungserscheinungen beobachten.

Abb. 28: Alkalivulkanit mit Sonnenbrenner-Verwitterung, Breite 19 cm.
Abb. 29: Alkalivulkanit mit kugeliger Verwitterungstextur, Breite 13,5 cm.

Phonolithe besitzen eine hellgraue bis grünliche Verwitterungsrinde, eine feinkörnige bis dichte Grundmasse und enthalten wenige, teilweise sehr kleine Einsprenglinge von schwarzem Klinopyroxen oder nadeligem Ägirin sowie wenige Alkalifeldspat-Einsprenglinge (Sanidin). Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit den Trachyten.

Abb. 30: Alkalivulkanit (Phonolith) mit schwarzgrünen Einsprenglingen dunkler Minerale, einer feinkörnigen Grundmasse und einigen größeren hellen Feldspat-Einsprenglingen (Sanidin), Breite 21 cm.
Abb. 31: Heller Alkalivulkanit (Phonolith) mit säuligen Pyroxen, nadeligen Ägirin- und durchscheinenden Sanidin-Einsprenglingen. Breite 9 cm.

Ein auffälliger Typ Alkalivulkanit besitzt eine helle, körnige und feldspatreiche Grundmasse und enthält zahlreiche Pyroxen-Einsprenglinge. Es dürfte sich um ein trachytisches bis phonolithisches bzw. syenitisches bis foidsyenitischesGanggestein oder einen Subvulkanit handeln. Foide sind makroskopisch nicht erkennbar.

Abb. 32: Trachytischer bis phonolithischer Alkalivulkanit (Ganggestein oder Subvulkanit), trocken fotografiert, Breite 14 cm.
Abb. 33: Die Nahaufnahme der nassen Oberfläche zeigt Klinopyroxen-Einsprenglinge in sternförmiger Verzwilligung sowie einen perfekt sechseckigen Querschnitt.

Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat: Das Elbeleitgeröll aus den Brdy (Mittelböhmisches Waldgebirge) tritt gelegentlich im Berliner Elbelauf auf. Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht u. U. mit den böhmischen Tertiärquarziten. Typische Merkmale sind eine grünlichgraue Gesamtfarbe, weiße und meist gut gerundete Milchquarz-, etwas weniger schwarze „Lydit“-Lithoklasten sowie eine ähnlich zusammengesetzte Matrix.

Abb. 34: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Breite 20 cm.
Abb. 35: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Breite 17 cm.
Abb. 36: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Breite 14 cm.
Abb. 37: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat mit rötlicher Matrix, Breite 13 cm.
Abb. 38: Wahrscheinlich Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat; dunkle Chert-Klasten sind nur innerhalb der Matrix erkennbar, Breite 12 cm.

Aus dem Kambrium oder Ordovizium des Barrandiums könnten auch plattige und gelblichgrüne bis rötliche Sandsteine stammen, die nur untergeordnet dunkle Cherts enthalten.

Abb. 39: Gelblichgrüner und roter Sandstein mit dunklen Chert-Lithoklasten, Breite 16 cm.

„Skolithos“-Sandsteine: Als böhmisches Leitgeröll gelten verkieselte Sandsteine mit einer Skolithos-Ichnofauna („Dabrowquarzit“, „Skalkaquarzit“, GENIESER 1955, Abb. in SCHWARZ & LANGE 2013). Aus dem Ordovizium des Prager Beckens sind mehrere Formationen mit Sandsteinen mit quarzigem, teils eisenschüssigem Bindemittel bekannt, in denen vertikale Gänge von Skolithos und Monocraterion auftreten (Lokalbezeichnungen Skalka-Quarzit und Revnice-Quarzit). Die von CHLUPAC et al 1993 als Tigilites vertebralis bezeichneten Spuren gehören wohl zur Skolithos-Ichnofauna. Seltener sind komplexe, in tieferen Teilen sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL aus der Skolithos-Ichnofazies (HAVLICEK et al 1958:28, CHLUPAC 1993:57-58, CHLUPAC et al 1998). Ein Geröllfund mit Pragichnus fascis CHL (Abb. 45) aus Altenau wird von TORBOHM & HOFFMANN 2024 (Publikation in Vorb.) beschrieben.

Elbgerölle der böhmischen Quarzsandsteine mit Skolithos-Röhren sind sehr feinkörnig, besitzen eine gelbgraue, hellgraue oder bräunliche Färbung und können durch Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit aufweisen. Sie führen feine Hellglimmerblättchen, Röhren der Skolithos-Ichnofazies treten vereinzelt auf, einige von ihnen auch schräg zur Schichtung. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Unterscheidung von Geschieben der weit verbreiteten unterkambrischen Sandsteine mit Skolithos-Ichnofauna. Die südlichen Skolithos-Sandsteine sind aber offenbar deutlich feinkörniger, stark verkieselt, hellglimmerführend und enthalten nur wenige Röhren.

Abb. 40: Brauner und silifizierter Skolithos-Sandstein.

Ein regelmäßiger Fund und auffälliger Lithotyp sind ockerfarbene, silifizierte und sehr harte Feinsandsteine mit roten Flecken (eisenschüssiges Bindemittel). Eine Schichtung ist kaum erkennbar, hin und wieder eine Skolithos-Ichnofauna zu beobachten. Aus den unterordovizischen red beds des Barrandiums in Böhmen werden ähnliche Gesteine beschreiben.

Abb. 41: Silifizierter Feinsandstein mit roten Flecken, Breite 19 cm.
Abb. 42: Ähnlicher Lithotyp, Breite 10 cm.
Abb. 43: Silifizierter Feinsandstein mit Skolithos-Ichnofauna; Breite 15 cm.
Abb. 44: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 45: Sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL in einem hellen und silifiziertem Sandstein, Blick auf die Schichtebene, Breite 10 cm.

Paläozoische Kieselhölzer: Silifizierte paläozoische Hölzer finden sich regelmäßig, wenn auch nur vereinzelt im Berliner Elbelauf und können geschnitten und poliert sehr reizvoll aussehen. Mögliche Herkunftsgebiete sind die permokarbonischen Becken in Böhmen und das Döhlener Becken. Die Kieselhölzer des Döhlener Beckens weisen im Allgemeinen eine schlechte, die böhmischen Hölzer eine gute Strukturerhaltung auf.

Abb. 46: Paläozoisches Kieselholz, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 47: Dunkles paläozoisches Kieselholz, polierte Schnittfläche.
Abb. 48: In der Nahaufnahme sind die gut erhaltene Holzstruktur und roter Bandachat als Umrandung mit Quarz gefüllter Hohlräume erkennbar.
Abb. 49: Paläozoisches Kieselholz, Kiesgrube Mühlberg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 50: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 51: Nahaufnahme.

Die weichen Kreidesandsteine (Elbsandstein) sind als Elbgeröll offenbar nicht besonders erhaltungsfähig und treten nur vereinzelt auf. Hin und wieder sind Faunenreste enthalten.

Abb. 52: Kreidesandstein mit Inoceramen-Fragment? Breite 23 cm (Mühlberg).

„Tertiärquarzite“, „Knollensteine“: Die Erosion der Kreidesandsteine im Tertiär führte zu kiesig-konglomeratischen Ablagerungen, die nachfolgend teilweise der Verkieselung unterlagen. Durch konzentrische Ausbreitung von Kieselsäure im Sediment bildeten sich konkretionäre, als „Knollenstein“, „Tertiärquarzit“ oder „Dinasquarzit“ bezeichnete Formen, meist schlecht sortierte und matrixgestützte Übergänge zwischen Brekzien und Konglomeraten (Diamiktite). Sie weisen ein breites Korngrößenspektrum aus eckigen bis gerundeten und milchigen bis durch-scheinenden Quarz-Lithoklasten sowie eine feinsandige bis tonige und verkieselte Matrix auf. Der Lithoklasten-Bestand kann monomikt (nur Quarze) oder polymikt (+ Lydite/Cherts, Sandsteine etc.) sein. Knollensteine und Tertiärquarzite sind meist gelblichweiß gefärbt, treten aber in vielfältigen Farben, Gefügen und Zusammensetzungen auf (GENIESER & MIELECKE 1957, SCHWARZ & LANGE 2013). Sie sind in Böhmen weit verbreitet, Vorkommen auch aus Sachsen bekannt. Geröllfunde lassen sich nicht näher lokalisieren, allerdings scheinen Tertiärquarzite mit bunten proterozoische Chert-Lithoklasten aus Böhmen zu stammen, aus den Einzugsgebieten der Berounka und Moldau (GENIESER & MIELECKE 1957), vergleichbare Vorkommen sind aus Sachsen unbekannt. Der „böhmische“ Gerölltyp tritt im Berliner Elbelauf nur vereinzelt auf.

Abb. 53: „Tertiärquarzit“, Breite 10 cm.
Abb. 54: „Tertiärquarzit“, Breite 17 cm.

Osterzgebirgische Geröllgemeinschaft: Ein weitläufiges Störungssystem mit quarzreichen Gang- und Störungsbrekzien im Osterzgebirge ist Lieferant von Geröllen mit charakteristischen Paragenesen aus Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Jaspis und/oder Achat. Die Gesteine gelangten über die Müglitz, von tschechischer Seite über die Eger in die Elbe. Störungsbrekzien mit Amethyst werden auch als „Trümmerkristallquarz“, mit Fragmenten von Bandachat als „Trümmerachat“ bezeichnet. Sie können von Kastenquarzen und Strahlenquarz-Pseudomorphosen (nach Baryt) begleitet sein, ihr gemeinsames Auftreten kennzeichnet die osterzgebirgische Geröllgemeinschaft.

Abb. 55: Osterzgebirgische Quarz-Amethyst-Brekzie, polierte Schnittfläche. Quarz- und Amethyst-Bänder wurden durch erneute tektonische Überprägung geklüftet und gegeneinander verstellt.
Abb. 56: Osterzgebirgische Gangfolge aus Quarz, schwach violettem Amethyst und rotem Hornstein, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 57: Quarz-Achat-Gangbrekzie, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 58: Nahaufnahme des Bandachats, nasse Oberfläche.
Abb. 59: Quarz-Achat-Gangbrekzie („Trümmerachat“), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 60: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.

Weniger typisch und nur bedingt auf das Osterzgebirge zurückführbar sind tektonische Brekzien ohne die charakteristischen Amethyst-Achat-Paragenesen sowie Quarz-Brekzien mit Jaspis/rotem Hornstein.

Abb. 61: Gang- oder Störungsbrekzie mit Bergkristall und teilweise von dunklem Hornstein umgebenen Fragmenten; polierte Schnittfläche.
Abb. 62: Gang- oder Störungsbrekzie mit orangerotem Jaspis, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 63: Gleicher Stein, Nahaufnahme der polierten Schnittfläche mit gebänderten und ooidartigen Jaspis-Partien.
Abb. 64: Quarz-Jaspis-Brekzie, trocken fotografiert.
Abb. 65: Gleicher Stein, Nahaufnahme unter Wasser. Neben rotem Hornstein/Jaspis ist auch dunkler Hämatit erkennbar.

Postvariszische Vulkanite (Rhyolithe): Intensive vulkanische Aktivität in der Spätphase der variszischen Orogenese zwischen Oberkarbon und Perm führte zur Ablagerung ausgedehnter Komplexe von Eruptivgesteinen. Im sächsischen Einzugsgebiet der Elbe spielt das Osterzgebirge, der Tharandter Wald und das Gebiet von Meißen eine wichtige, der annähernd zeitgleich entstandene Nordwestsächsische Eruptivkomplex nur eine untergeordnete Rolle als Geröll-Lieferant. Ein Teil der sauren bis intermediären Vulkanite (Rhyolithe, Porphyrite, Pechsteine, porphyrartige Tuffe, Tuffite und intrusive Granitporphyre) ist als Elbgeröll erkennbar. Funde lassen sich in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen zuordnen, weil die Gesteine im Anstehenden eine gewisse petrographische Gleichförmigkeit aufweisen und an verschiedenen Lokalitäten ganz ähnlich aussehen können (SCHÜLLER & MÜLLER 1937). Wegen ihrer weiten Verbreitung wurden sie früher allgemein als „Neovulkanite“ bezeichnet, in Abgrenzung zu den „Paläovulkaniten“ nordischer Herkunft. Eine zeitgemäße Sammelbezeichnung ist „postvariszische Vulkanite

In den Kiesgruben Mühlberg und Altenau finden sich postvariszische Vulkanite in großer Zahl und Vielfalt. Charakteristisch sind blasse Farben, feinkörnige bis dichte, teilweise auch kaolinisierte Grundmassen und wenig Quarz- und Feldspat-Einsprenglinge. Die Quarze haben noch die eckige Gestalt der ehemaligen Hochquarz-Modifikation bewahrt und weisen Spuren magmatischer Korrosion auf.

Abb. 66: Zusammenstellung von postvariszischen Vulkaniten, Kiesgrube Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 67: Postvariszischer Vulkanit (Rhyolith) mit fleckiger, durch Kaolinisierung partiell gebleichter Grundmasse. Breite 11 cm.

Abb. 68-73 zeigt weitere Beispiele aus der Kiesgrube Altenau.

Abb. 74: Einige Vulkanite lassen eutaxitisches Gefüge erkennen, ein klarer Hinweis auf ihre Ablagerung als Ignimbrit.
Abb. 75: Aschentuff? mit fluidaler Lagentextur und synsedimentärer(?) Faltung, Breite 15 cm.
Abb. 76: Rhyolith mit sphärolithischer Textur, Aufnahme unter Wasser.

Ein weiteres primär vulkanisches Gefüge in den postvariszischen Vulkaniten sind runde bis eiförmige, teilweise konzentrisch aufgebaute Lithophysen oder Sphärolithe, die manchmal auch als „Wilde Eier“ bezeichnet werden.

Abb. 77: Rhyolith mit konzentrisch aufgebauten, teilweise mit bläulichem Chalcedon gefüllten Lithophysen, polierte Schnittfläche.
Abb. 78: Nahaufnahme; innerhalb der konzentrisch aufgebauten Lithophyse am rechten Bildrand sind hellere, radialstrahlig-faserige Partien (Sphärolithe) erkennbar.

Der nächste Fund, ein rötlichgrauer Rhyolith, weist auf einer Seite einen Besatz mit cremefarbenen runden Aggregaten auf (Lithophysen und/oder Spärolithe).

Abb. 84: Gelblichgrüner Vulkanit mit perlitischer Textur und zahlreichen hellen, wahrscheinlich im Zuge der Entglasung zerbrochenen Lithophysen, teilweise gefüllt mit blauem Chalcedon; polierte Schnittfläche. Das Gestein könnte aus dem Gebiet des Teplitzer Rhyoliths (Osterzgebirge) stammen (SCHWARZ & LANGE 2013).
Abb. 85: Nahaufnahme; grüne Grundmasse mit perlitischer Textur und weiße Lithophysen.

Ebenfalls zu den postvariszischen Vulkaniten dürften Tuff-Brekzien mit grünlicher und dichter Tuffmatrix und Vulkanoklasten mit fluidaler Textur gehören. Ihr Herkunftsgebiet könnte im Meißener Vulkanitgebiet oder im Döhlener Becken zu suchen sein (pers. Mitteilung Dr. Schwarz/Cottbus). Der folgende Fund stammt allerdings nicht aus Südbrandenburg, sondern aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, in der zeitweilig Material aus Mühlberg gelagert wurde.

Abb. 86: Tuffbrekzie mit grüner Matrix und eckigen Vulkanoklasten, teils mit feinschichtiger oder fluidaler, teils mit sphärolithischer Textur. Das Gestein ist durch seine nachträgliche Verkieselung sehr hart und zäh. Polierte Schnittfläche.
Abb. 87: Nahaufnahme; überwiegend eckige Vulkanoklasten sprechen für einen kurzen Transportweg.

Braune bis rotbraune Gang- oder Granitporphyre bilden ein System von Gängen und kleinen Massiven im Osterzgebirge und sind ebenfalls zu den postvariszischen Vulkaniten zu rechnen. Einige dieser Gesteine, z. B. der Altenberger Granitporphyr oder der Gangporphyr an der Burg Frauenstein weisen ein charakteristisches Erscheinungsbild auf und könnten als Elbeleitgeröll geeignet sein. In Mühlberg und Altenau gehören die osterzgebirgischen Gang- bzw. Granitporphyre zu den regelmäßigen Funden. Sie weisen eine feinkörnige bis körnige Grundmasse auf und enthalten neben runden Quarz- auch 1-3 cm große Feldspat-Einsprenglinge, die nicht selten eine ausgeprägte Zonierung aufweisen.

Abb. 88: Osterzgebirgischer Gangporphyr, Breite 11,5 cm.
Abb. 89: Osterzgebirgischer Gangporphyr, Breite 11 cm.

Der blassrote und mittel- sowie gleichkörnige Meißener Granit besteht im Wesentlichen aus cremefarbenem bis hellrotem Alkalifeldspat sowie mittelgrauem, hypidiomorphem bis idiomorphem Quarz. Die Feldspäte sind durch Hämatitpigment stellenweise rötlich gefärbt, dunkle Minerale nur in geringer Menge enthalten. Granite aus dem Meißener Massiv sind ein häufiger Fund in Mühlberg und Altenau.

Abb. 90: Meißener Granit, Breite 11 cm.
Abb. 91: Hellroter Meißener Granit; Quarz erscheint durch (wahrscheinlich nur äußerlich) fein verteiltes Hämatitpigment dunkelrot gefärbt; Breite 23 cm.

Vereinzelt finden sich massige oder foliierte Plutonite und Metamorphite mit granitischer Zusammensetzung, die als einziges dunkles Mineral schwarzen Turmalin enthalten (sog. „Turmalingranit“). Mehrere kleine Vorkommen im Einzugsgebiet der Elbe sind bekannt, der Gesteinstyp tritt auch als Geschiebe auf.

Abb. 92: „Turmalingranit“, Quarz-Feldspat-Gneis mit größeren schwarzen Turmalin-Einsprenglingen (Mühlberg).
Abb. 93: „Turmalingranit“, Quarz-Feldspat-Gestein mit schwarzem Turmalin, Breite 11 cm.

Eine Reihe von Funden ließ sich bislang keinem näheren Vorkommen zuordnen, in manchen Fällen wird dies auch gar nicht möglich sein. Die südliche Herkunft der Gesteine steht aber außer Frage. Regelmäßig finden sich rote bis rotviolette Gesteine mit stumpfem Glanz, die im Wesentlichen aus Jaspis bzw. rotem Hornstein bestehen. Teils sind es massige Hornsteine, teils tektonische Brekzien („Jaspisbrekzien“) oder durch jaspisartige Ausscheidungen überprägte Vulkanite. Die Herkunft der meisten Funde dürfte mangels weiterer charakterisierender Merkmale kaum zu klären sein, als mögliche Liefergebiete kommen das Osterzgebirge, Döhlener Becken oder Vorkommen in Böhmen in Frage.

Abb. 94: Massiger roter und jaspisartiger Hornstein mit Fragment einer quarzreichen tektonischen Brekzie, Aufnahme unter Wasser. Das Gestein könnte aus dem Osterzgebirge stammen.
Abb. 95: Massiger roter Hornstein (Jaspis), trocken fotografiert, Breite 19 cm.
Abb. 96: Brekzie mit orangeroten Vulkanit-Lithoklasten und einer jaspisartigen roten und dichten Matrix, Breite 17 cm.
Abb. 97: Nahaufnahme unter Wasser.

Mehrere Funde von schwach metamorphen und klastengestützten, fast ausschließlich aus dunklen Cherts und geschichteten Hornsteinen bestehenden Konglomeraten weisen Ähnlichkeiten zu den Kulm-Konglomeraten von Kummersdorf im Görlitzer Antiklinorium auf, können aber kaum von dort stammen. Ihre Herkunft ist bislang ungeklärt, vermutet wird ein oberkarbonisches Alter und eine Sedimentation während der variszischen Gebirgsbildung.

Abb. 98: Klastengestütztes Chert-Hornstein-Konglomerat, Kiesgrube Mühlberg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 99: Nahaufnahme.

In Mühlberg fanden sich mehrfach grünliche Metakonglomerate mit hellen Vulkanit-Lithoklasten, in Altenau wurde der Gesteinstyp bisher gar nicht beobachtet.

Abb. 100: Grünliches Metakonglomerat, trocken fotografiert, Kiesgrube Mühlberg.
Abb. 101: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 102: Tektonische Brekzie mit teilweise hämatitimprägnierten Lithoklasten eines fein geschichteten Sedimentgesteins (geschichteter Hornstein), verbunden durch einen transparentem Quarz-Zement, Herkunft unbekannt, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 103: Nahaufnahme unter Wasser.
Abb. 104: Tektonische Brekzie mit teils gneisigen Lithoklasten, die von einem dunklen und hornsteinartig dichtem Saum umgeben sind; von diesen Bruchstücken radialstrahlig ausgehend kristalliner Quarz als Zement. Im unteren Teil eine Grenze zu einem grünlichen Hornstein. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 105: Quarzreiche Brekzie mit unbekannter Mineralisation der Klüfte, Breite 13 cm.
Abb. 106: Nahaufnahme der Bruchfläche unter Wasser.

Typische Gerölle des Berliner Elbelaufs, die aber bisher weder in Mühlberg, noch in Altenau gefunden wurden, sind Grauwacken, Knotengrauwacken (graue Kontaktmetamorphite mit dunklen Flecken von Cordierit o. ä.) und die ohnehin seltenen Erdbrandgesteine („Porzellanite“). Wenig beachtet wurden auch die meist merkmalsarmen hellen Gneise, Glimmerschiefer und Metabasite. Ein Teil von ihnen dürfte aus dem Erzgebirge oder variszischen Einheiten stammen, die Gesteine unterscheiden sich aber nur wenig von ihren „Verwandten“ nordischer Herkunft.

Ein auffälliger und für den Berliner Elbelauf typischer Gerölltyp sind grüne und glimmerreiche Schiefer („Serizitschiefer“). In den älteren Elbeläufen tritt er nicht auf, seine Herkunft ist allerdings ungeklärt.

Abb. 109: Hellgrüner „Serizitschiefer“, Breite 16 cm.

Veränderungen im Einzugsgebiet der Elbe und somit der Liefergebiete von Geröllen spiegeln sich in einer unterschiedlichen Vergesellschaftung von Geröllen wieder. Als Beispiel seien mehrfache Funde von „Fleckengraniten“ sowie des Metakonglomerats in Abb. 100-101 in der Kiesgrube Mühlberg angeführt, in der Kiesgrube Altenau fehlen diese Gesteine. Die Ablagerungen in Altenau stammen aus der Zeit des Berliner Elbelaufs, in Mühlberg werden auch holozäne Schotter gefördert. Die kleinkörnigen Fleckengranite enthalten dunkle und mehrere cm große Flecken, wahrscheinlich granoblastische Mineralneubildungen im Zuge (kontakt?)-metamorpher Überprägung.

Abb. 110: Fleckengranit, Mühlberg, trocken fotografiert.
Abb. 111: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. In der Grundmasse ist eine leichte Einregelung der Mineralbestandteile erkennbar. Die Mineralkörner innerhalb der Flecken (Quarz, Cordierit?, Feldspat, Amphibol?) erscheinen undeformiert.
Abb. 112: Ein weiterer Fleckengranit aus Mühlberg, nass fotografiert, Breite 20 cm.
Abb. 113: Überkornhalde in der Kiesgrube Mühlberg.

2.2. Kiesgrube Dixförda

Der einzige Fund aus der Kiesgrube Dixförda (Sachsen-Anhalt) ist eine exotische Jaspis-Variante, ein Elbeleitgeröll aus dem Gebiet von Raum Hořovice. Das sphärolithische Gefüge ist wahrscheinlich auf die Tätigkeit von Mikroorganismen zurückzuführen (SCHWARZ et al 2012).

Abb. 114: Sphärolithischer rot-gelber Jaspis, Kiesgrube Elbekies Dixförda, ca. 20 km südlich Jüterbog; Aufnahme unter Wasser, Slg. G. Engelhardt (Potsdam).

Fortsetzung Teil 2

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen 2

2.3. Dresden und Meißen

Der Besuch der Elbufer in den Städten Meißen oder Dresden bietet eine gute Gelegenheit zum Studium der Elbgerölle. Insbesondere nach Hochwasser-Lagen bestehen gute Fundmöglichkeiten. Zur stratigraphischen Herkunft lassen sich natürlich keine Aussagen treffen, teilweise handelt es sich um rezente Gerölle, transportiert worden, teilweise dürften sie aus Anschnitten älterer Flussterrassen stammen.

Abb. 1: Gerölle am Elbstrand in der Nähe vom „Blauen Wunder“ (Dresden), Bildbreite 35 cm: Milchquarze und graue Cherts, hellgraue Alkalivulkanite mit schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen aus dem Böhmischen Mittelgebirge, postvariszische Vulkanite und ein Knollenstein („Tertiärquarzit“).
Abb. 2: „Tertiärquarzit“ aus voriger Abbildung, wahrscheinlich aus Nordböhmen stammend.
Abb. 3: Hornstein mit gradierter Schichtung („anchimetamorphe“ Grauwacke?), Elbgeröll von Meißen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 4: Kontaktmetamorphit („Knotenschiefer“), Elbgeröll von Meißen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 5: Monzonit aus dem Meissener Massiv, gehäufter Fund in einer Kiesgrube bei Sönitz, ca. 8 km SSW von Meißen (51.106041, 13.426419), Aufnahme unter Wasser.

Das nächste Gestein stammt aus Abraum von einem Tunnelbau in Pirna. In den sandig-lehmigen Ablagerungen fanden sich sowohl südliche Gerölle, als auch Geschiebe (Feuersteine). Es handelt sich um einen postvariszischen Vulkanit mit Lithophysen, die mit bläulichem Chalcedon gefüllt sind. In Vulkaniten nordischer Herkunft konnten sich solche primären vulkanischen Gefüge in der Regel nicht erhalten.

Abb. 6: Postvariszischer Vulkanit mit Kugeltextur, Außenseite, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 7: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 8: Die Nahaufnahme zeigt die undeutlich konzentrisch aufgebauten, mit bläulichem Chalcedon gefüllten Lithophysen.

Nachfolgend werden Funde von Elbgeröllen von den Lokalitäten 5-10 gezeigt, sowohl aus dem mittelpleistozänen Berliner, als auch aus dem Senftenberger Elbelauf (Miozän bis Altpleistozän).

Abb. 9: Lage der Fundorte im südlichen Brandenburg und in Nordost-Sachsen.

5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf

2.4. Kiesgrube Hennersdorf

In der Kiesgrube Hennersdorf werden Vor- und Nachschüttungen der Saale-1-Kaltzeit mit fluviatilen Resten des Berliner Elbelaufs abgebaut (SCHWARZ 2021). Funde von Achaten aus dem Böhmischen Riesengebirgsvorland und Moldavit-Funde sprechen eher für ein Geröllspektrum des Senftenberger Elbelaufs. GENIESER 1962:145 erwähnt einen von Finsterwalde bis nach Schlieben verlaufenden Kiessandzug („Hennersdorfer Kiese“) mit Geröllen des Senftenberger Elbelaufs, der auch nordische Geschiebe enthält; die Elbgerölle könnten auch aus elsterzeitlichen Ablagerungen stammen.

Abb. 10: Gemischte Geschiebe-/Geröllgemeinschaft in der Kiesgrube Hennersdorf: überwiegend Milchquarz und graue Cherts, vereinzelt nordische Feuersteine; Bildbreite 42 cm.
Abb. 11: Graue Cherts/Hornsteine und ein Jaspis-Geröll, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 12: Links zwei Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate, unten rechts ein streifig durchscheinender Gangquarz, Aufnahme unter Wasser.

2.5. Kiesgrube Rückersdorf

Die Kiesgrube Rückersdorf, etwa 4 km südlich von Doberlug-Kirchhain, baut laut geologischer Karte (www.geo.brandenburg.de) elsterzeitliche Schmelzwasser-Ablagerungen ab. GENIESER 1953 beschreibt Geröllfunde aus dem Gebiet von Doberlug.

Abb. 13: Hornsteine/Cherts, oben rechts ein Exemplar mit eigenwilligem Kluftmuster; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: „Tertiärquarzit“, nass fotografiert.

Knotengrauwacken“ (kontaktmetamorphe Grauwacken) wurden in Rückersdorf mehrfach beobachtet. Der Gerölltyp tritt nach GENIESER 1957 vermehrt im Berliner Elbelauf auf.

Abb. 17: „Knotengrauwacke“ mit erkennbarer Schrägschichtung, Aufnahme unter Wasser.

2.6. Kiesgrube Buchwäldchen

Während eines Besuches im Juni 2023 bestanden nur eingeschränkte Fundmöglichkeiten. Es konnten einige streifig durchscheinende Gangquarze, schwarze Cherts, lackglänzende Gerölle, zwei konglomeratische Sandsteine (böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat) und ein roter Kastenquarz aufgelesen werden. Die Gerölle sind hier kaum größer als 4 cm und gut gerundet, Cherts oftmals nur kantengerundet.

Abb. 18: Typische Zusammensetzung reiner Elbeschotter: überwiegend Milchquarz, neben einigen dunklen Cherts; Bildbreite 40 cm.
Abb. 19: „Tertiärquarzit“ aus der Kiesgrube Buchwäldchen; Varianten mit dunklen Chert-Lithoklasten stammen wahrscheinlich aus Vorkommen in Nordböhmen. Foto: M. Bräunlich (kristallin.de).

2.7. Kiesgrube Saalhausen

Funde aus der Kiesgrube Saalhausen (Senftenberger Elbelauf) wurden mir freundlicherweise von Herrn St. Schneider (Berlin) überlassen.

Abb. 20: Geröllgemeinschaft aus der Kiesgrube Saalhausen.
Abb. 21: Lackglänzende, in aridem Klima eingekieselte und mit Chalcedon überzogene Gerölle, ähnlich den Geröllen aus den „Kiesen vom Buchwäldchen-Typ“.
Abb. 22: Sedimentgesteine; rechts unten ein Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, oben rechts und unten links „Tertiärquarzite“.

Zu den seltenen Funden im Senftenberger Elbelauf gehören verkieselte Hölzer des Baumfarns Psaronius.

Abb. 27: Luftwurzeln des Baumfarns Psaronius, leg. und coll. B. Mekiffer (Berlin).

2.8. Kiesgrube Neukollm

In Neukollm stehen laut GUEK 4750 glazial gestauchte saalezeitliche Ablagerungen an, die nach der Karte in LANGE 2012: 33 Gerölle des Senftenberger Elbelaufs aufgenommen haben. Bei einem Besuch fanden sich Tertiärquarzite und Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate in größerer Anzahl, ebenso Jaspis-Gerölle mit ooidartiger Textur.

Abb. 28: Streifiger Gangquarz, nass fotografiert.
Abb. 29: Dunkle „Lydite“/Cherts.
Abb. 30: Rote Cherts und Hornsteine, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 31: Links ein geschichteter Hornstein, rechts eine osterzgebirgische Quarz-Amethyst-Achat-Gangbrekzie, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 34: Diverse „Tertiärquarzite“, oben rechts ein Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat.
Abb. 35: „Tertiärquarzit“, Diamiktit mit überwiegend eckigen Quarz-Lithoklasten und einer feinkörnigen und verkieselten Grundmasse.
Abb. 36: Rötlicher „Tertiärquarzit
Abb. 37: „Tertiärquarzit“ mit Chert-Geröllen, wahrscheinlich böhmischer Herkunft, nass fotografiert.
Abb. 38: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat mit der typisch graugrünen Farbe, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 39: Postvariszischer Vulkanit mit eckigen Quarz-Einsprenglingen, Aufnahme unter Wasser.

2.9. Kiesgrube Großgrabe

In der Kiesgrube Großgrabe, etwa 12 km südwestlich von Neukollm, werden glazifluviatile Ablagerungen eines jüngeren elsterzeitlichen Vorstoßes abgebaut.

Abb. 40: Anschnitt sandiger bis kiesiger fluviatiler Sedimente in der Kiesgrube Großgrabe, Höhe der Abbauwand etwa 5 m.
Abb. 41: Zellige Gangquarze und ein rötlich-gelber Kastenquarz.
Abb. 42: Rötlich-gelber Kastenquarz, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 43: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 44: „Turmalingranit“, heller Quarz-Feldspat-Magmatit mit schwarzen Turmalin-Kristallen.

In der Grobkiesfraktion konnten zahlreiche Jaspis-Gerölle aufgesammelt werden, einige mit ooidartigem oder sphärolithischem Gefüge.

Abb. 45: Jaspis-Gerölle, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 46: Sphärolithischer Jaspis, Aufnahme unter Wasser (Rückseite vgl. Abb. 1, Teil 1).

Darüber hinaus fanden sich in der Grube bunte und tonige, schluffige bis feinsandige Lockergesteine (Ton- bis Siltsteine), die wahrscheinlich aus unmittelbarer Nähe, aus den nördlich ausstreichenden Vorkommen der unter- bis mittelmiozänen Brieske-Formation stammen.

Abb. 47: Bunte Ton- und Siltsteine, Nahgeschiebe.

3. Literatur

CHLUPÁČ I 1993 Geology of the Barrandium – A field trip guide – 163 S, Senckenberg-Buch 69, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main.

CHLUPÁČ I et al 2002 Geologická minulost České Republiky – Praha (Academia) 2002.

CHLUPÁČ I, HAVLÍČEK V, KŘÍŽ J, KUKAL Z & STORCH P 1998 Palaeozoic of the Barrandian (Cambrian to Devonian) – Czech Geological Survey Prague 1998, ISBN 80-7075-246-7.

EISSMANN L 1975 Das Quartär der Leipziger Tieflandsbucht und angrenzender Gebiete um Saale und Elbe. – Schriftenr. geol. Wiss., 2: 1–263; Berlin.

GENIESER K 1953 Einheimische und südliche Gerölle in den Deckgebirgsschichten von Dobrilugk. – Geologie, 2(1): 35–57, Berlin.

GENIESER K 1955 Ehemalige Elbeläufe in der Lausitz. – Geologie, 4(3): 223–279, Berlin.

GENIESER K & MIELECKE W 1957 Die Elbekiese auf der Teltowhochfläche südlich von Berlin. – Sonderheft Berichte d. Geolog. Gesellschaft, Bd II, Heft 4, S. 242-263, Berlin 1957.

GENIESER K 1957 Neue Beobachtungen im böhmischen Quartär. – Geologie, 6(3): 331–337, Berlin.

GENIESER K 1962 Neue Daten zur Flussgeschichte der Elbe. – Eiszeitalter u. Gegenwart 13: 141–156, Öhringen/Württ.

GRYGAR R 2016 Geology and Tectonic Development of the Czech Republic. In: PÁNEK T & HRADECKÝ J (eds.) Landscapes and Landforms of the Czech Republic, World Geomorphological Landscapes, 422 S., 294 SW-Abb., 36 Abbildungen in Farbe; Springer International Publishing, Switzerland 2016.

HAVLÍČEK V, HORNY R, CHLUPAC I & SNAJDR M 1958 Führer zu den geologischen Exkursionen in das Barrandium – Nakladatelstvi Ceskoslovenske Akademie VED, Praha 1958.

LANGE JM, ALEXOWSKY W & HORNA F 2009 Neogen und Quartär im Elbtal und in der Westlausitz. – In: Lange JM, Linnemann UG & Röhling HG (Hrsg.): GeoDresden 2009. Geologie der Böhmischen Masse – Regionale und Angewandte Geowissenschaften im Zentrum Mitteleuropas. Exkursions- führer u. Veröff. dt. Ges. Geowiss. 241: 151–164; Hannover.

LANGE J M 2012 Die Elbe im östlichen Sachsen. – Begleitband zur Sonderaus- stellung „Klimawandel im Tertiär. Tropenparadies Lausitz“, Museum der Westlausitz, 18–55; Kamenz.

LANGE J M, JANETSCHKE N, KADEN M & PREUSSE M 2015 Landschaftsentwicklung
in der Umgebung von Dresden – Sedimentation, Vulkanismus und Tektonik
im Känozoikum (Exkursion D am 9. April 2015) – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Band 97 (2015), S. 69 – 102; 22 Abb., 1 Tab., Stuttgart 2015.

LANGE J M, GAITZSCH B & BREITKREUZ C 2015 Der frühe Elbstrom – Architektur und Rekonstruktion des Senftenberger Laufes. Fallstudie Ottendorf-Okrilla. – Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 97, ??–??, 5 Abb., 5 Taf., 1 Tab.; Stuttgart 2015.

LE BAS MJ et al 1986 A Chemical Classification of Volcanic Rocks Based on the Total Alkali-Silica Diagram. – Journal of Petrology, Vol. 27, Issue 3: 745– 750, Oxford University Press.

PÄLCHEN W & WALTER H 2008 Geologie von Sachsen – 537 Seiten, 161 Abb., 16 Tab.; Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart.

REICHEL W & LANGE JM 2007 Cherts (Hornsteine) aus dem Döhlener Becken bei Dresden – Geologica Saxonica, Journal of Central European Geology 52/53 (2007): 117–128.

REICHEL & SCHAUER 2006 Das Döhlener Becken bei Dresden – Geologie und Bergbau. – Bergbau in Sachsen 12, 384 S., Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG), Freiberg/Sachsen.

SCHWARZ D, LANGE JM & RIEDRICH G 2012 Elbeleitgerölle aus den Brdy (Mittel- böhmisches Waldgebirge) – Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 35 (2012) 61-72.

SCHWARZ D & LANGE JM 2013 Leitgerölle in den pleistozänen Elbeterrassen zwischen Riesa und Torgau. – Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 36 (2013): 143-156.

SCHWARZ D & LANGE JM 2017 Gravitationsgebänderte Achate in Elbeschottern nördlich von Dresden – Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 40 (2017): 167-178.

SCHWARZ D & RIEDRICH G 2010 Neue südliche Gerölle in Ostsachsen und Süd- brandenburg – Ein Beitrag zur Frage nach dem Ursprung fluviatilen Gerölls aus Böhmen. – Der Aufschluss, 61: 187–193; Heidelberg.

SCHWARZ D 2021 Funde südlichen Gerölls in Südbrandenburg und Ostsachsen von der Neiße bis zum nördlichen sächsischen Elbtal – www.agates.click

STACKEBRANDT W & FRANKE D 2015 Geologie von Brandenburg. – 805 S., 313 Abb., 60 Tab.; Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart.

STACKEBRANDT W & MANHENKE V (Hrsg.) 2002 Atlas zur Geologie von Brandenburg – Landesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg (heute Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, LBGR) 2002, 2. Aufl., 142 S., 43 Karten.

STEDING 1996 Geologische Karte der eiszeitlich bedeckten Gebiete von Sachsen 1:50000, Blatt 2567 Riesa. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie Freiberg; Freiberg.

SWATON B 2005 Gangförmige Achat- und Amethystvorkommen im Erzgebirge Geologie – Geschichte – Verwendung, 205 S.; Unveröff. Diplomarbeit (TU Dresden).

WOLF L 1980 Die elster- und präelsterkaltzeitlichen Terrassen der Elbe – Z. geolo. Wiss. Berlin 8 (1980) 10, S. 1267-1280.

WOLF & ALEXOWSKY 1998 Geologische Karte der eiszeitlich bedeckten Gebiete von Sachsen 1:50000, Blatt 2467 Bad Liebenwerda. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie Freiberg; Freiberg.

WOLF L & SCHUBERT G 1992 Die spättertiären bis elstereiszeitlichen Terrassen der Elbe und ihrer Nebenflüsse und die Gliederung der Elstereiszeit in Sachsen – Geoprofil 4: 1–49, Freiberg.