Teil 2: Fleckengesteine- Geschiebefunde aus Norddeutschland

Die folgenden Geschiebefunde aus Norddeutschland illustrieren die petrographische Vielfalt von Fleckengesteinen. Kaum ein Fund gleicht dem nächsten, kaum ein Geschiebe lässt sich einem näheren Herkunftsgebiet zuordnen. Mögen in einigen Fällen auch Ähnlichkeiten mit den Funden aus Schweden bestehen (siehe 1. Teil), ist der Umkehrschluss nicht zulässig, dass der betreffende Gesteinstyp nur an einer einzigen Lokalität vorkommt. – Das erste Geschiebe stammt aus einer Kiesgrube in Brandenburg (E. Fuchs leg.) und wurde freundlicherweise von Herrn U. Maerz dünnschliffmikroskopisch untersucht.

Abb. 1: Grünlichbraunes und feinkörniges Fleckengestein, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche. Die Flecken sind mehrfach zoniert und bestehen aus einem grünlichen Kern, einer hellen Zwischenzone und einer schmalen grünlichen Randzone.

Die Dünnschliffuntersuchung ergab, dass die Matrix aus xenomorphen, teilweise polygonalen Kristallen von Quarz, Kalifeldspat (überwiegend Mikroklin) und Plagioklas sowie idiomorphen Biotit-Kristallen besteht. Die äußere Randzone der Flecken ist deutlich grobkörniger als die Matrix und enthält ebenfalls Quarz, Kalifeldspat und Plagioklas. Die helle Zwischenzone enthält zusätzlich Serizit, die dunklen Kerne Serizit und Chlorit. Diese Minerale dürften Alterationsprodukte von Cordierit sein, der durch wässrige Fluide instabil wurde. Unalterierter Cordierit konnte nicht beobachtet werden. In den Kernen wurde weiterhin feinnadeliger Sillimanit gefunden. Die grünen Umwandlungsprodukte von Cordierit finden sich auch außerhalb der Blasten und umschließen die Körner der Matrix.

Abb. 3: Dünnschliffaufnahme einer Fleckenzone unter linear polarisiertem Licht. Bildbreite 3 mm. Foto: U. Maerz.
Abb. 4: Gleicher Ausschnitt unter gekreuzten Polarisatoren. Foto: U. Maerz.

Das Zentrum des Kerns bilden Büschel von wirrstrahlig angeordneten, mit Serizit verwachsenen Sillimanitnadeln. Rechts und links schließen sich Bereiche an, die von überwiegend feinst verwachsenem Serizit ausgefüllt werden. Der Randbereich mit den größeren Kristallen aus Quarz und Feldspat setzt sich gut von der feiner körnigen Matrix ab.

Abb. 5: Polierte Schnittfläche eines grünen Fleckengesteins, Kiesgrube Damsdorf/Bochow, Brandenburg (D. Lüttich leg.).
Abb. 6: Nahaufnahme.

Die Flecken besitzen eine dunkelgrüne äußere Randzone, eine helle Zwischenzone und grüne oder weiße Kerne, teilweise aus feinfaserigem Sillimanit. Bei den grünen Mineralen könnte es sich ebenfalls um Chlorit als Alterationsprodukt von Cordierit handeln.

Abb. 7: Grauer Fleckengneis mit biotitreicher Grundmasse aus der Kiesgrube Ruhlsdorf bei Bernau (Brandenburg). Aufnahme unter Wasser.
Abb. 8: Nahaufnahme des gleichen Steins, Flecken mit grünen Kernen und hellem Saum.
Abb. 9: Grauer Fleckengneis mit weißen Flecken aus Quarz und Feldspat. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg, Brandenburg.
Abb. 10: Quarz-Feldspat-Biotit-Gneis mit großen Flecken aus Quarz und Feldspat, umgeben von einer dunklen und biotitreichen Randzone. Kiesgrube Penkun, Ost-Brandenburg; Slg. A. Bräu.
Abb. 11: Grauer Fleckengneis mit einzelnen größeren Biotitplättchen innerhalb der feinkörnigen weißen Flecken. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg, Brandenburg.
Abb. 12: Sehr feinkörniges Fleckengestein mit quarzitischer Grundmasse. Kiesgrube Hohensaaten, Brandenburg.
Abb. 13: Muskovithaltiger Quarz-Feldspat-Gneis; helle Flecken mit rötlichem Kern. Fundort: Geröllstrand Hökholz bei Eckernförde, Schleswig-Holstein.
Abb. 14: Nahaufnahme, nasse Oberfläche. Die hellen Säume enthalten Quarz, Feldspat sowie ein feinfaseriges Mineral, vermutlich Sillimanit. Die Minerale in den roten Kernen sind feinkörnig und nicht bestimmbar.
Abb. 15: Feinkörniger Fleckengneis, Strandgeröll von Travemünde (E. Figaj leg.).
Abb. 16: Nahaufnahme.

Bemerkenswert ist ein mehrphasiger Aufbau der Flecken: 1. Kernbereich mit einem einzelnen Biotit- und/oder hellem Feldspat-Korn, 2. quarzreicher Saum, umgeben von 3. gelben Mineralen mit stumpfem Glanz (angewitterter Feldspat?). 4. Heller und stärker ausgelängter Bereich aus Quarz und Feldspat, schließlich 5. eine biotitreichere Hülle, ohne klare Abgrenzung zur Matrix aus Quarz, Feldspat und Biotit (+Amphibol?).

Abb. 17: Schnittfläche eines Fleckengneises, Aufnahme unter Wasser. Das Gestein ist auffällig schwer und enthält neben Biotit wahrscheinlich auch Amphibol in bedeutender Menge. Die länglichen Flecken bestehen aus feinfaserigem Sillimanit. Strandgeröll von Nienhagen bei Rostock, leg. G. Engelhardt.
Abb. 18: Nahaufnahme der faserigen Sillimanit-Aggregate.
Abb. 19: Fleckengestein als Windkanter. Die Kernbereiche der Flecken weisen Vertiefungen auf, während die hellen Säume der erosiven Einwirkung des Windes widerstehen konnten. Kiesgrube Rietz bei Treuenbietzen, Brandenburg; Slg. D. Lüttich.
Abb. 20: Feinkörniger Gneis mit länglichen und glimmerreichen Flecken. Kiesgrube Gusow, Ost-Brandenburg.
Abb. 21: Grünlicher Flecken-Granofels mit dunklen Cordierit- und weißen Sillimanit-Granoblasten (Strandgeröll von Misdroy in Westpolen). Das undeformierte Gestein könnte aus dem Västervik-Gebiet stammen, ein vergleichbares grünes Fleckengestein wurde dort bisher allerdings nicht gefunden.
Abb. 22: Roter Fleckengneis, Geschiebe von der Ostsee. Foto: M. Bräunlich.
Abb. 23: Nahaufnahme der länglichen Flecken mit wellenförmig ausgebildeten Aggregaten eines feinfaserigen Minerals, wahrscheinlich Sillimanit.

Als Geschiebe weniger verbreitet sind Glimmerschiefer oder glimmerreiche Metasedimente mit einer Fleckentextur (Flecken- oder Knoten-Glimmerschiefer, Abb. 24-26). In den meisten Fällen dürfte es sich um Kontaktmetamorphite mit Andalusit oder Cordierit als Mineralneubildung handeln.

Abb. 24: Knoten-Glimmerschiefer aus der Kiesgrube Vogelsang bei Eisenhüttenstadt, Brandenburg (St. Schneider leg.).
Abb. 25: Metamorphit mit einer grünlich-grauen und an Hellglimmer reichen Matrix sowie dunklen Flecken (Kiesgrube Hohensaaten, Ost-Brandenburg).
Abb. 26: Glimmerreicher Metamorphit (Metasediment) mit dunklen Flecken und einigen einzelnen hellen Feldspatkörnern (Kiesgrube Niederlehme bei Berlin).
Abb. 27: Fleckengestein mit dunkler und feinkörniger Grundmasse aus der Kiesgrube Kröte (Wendland, Ost-Niedersachsen).
Abb. 28: Für den Mineralbestand des Kernbereichs mit rötlich-gelben Mineralkörnern und der feinkörnigen weißen Randzone gibt es bisher keine Anhaltspunkte.
Abb. 29: Polierte Schnittfläche eines Fleckengneises mit länglichen dunklen Flecken aus der Kiesgrube Althüttendorf in Brandenburg.
Abb. 30: Helle und graugrüne Partien scheinen eine quarzitische Zusammensetzung zu besitzen, während die roten Partien zusätzlich Feldspat enthalten. Das Gestein ist von senkrecht verlaufenden Klüften durchzogen, die einzelnen Bereiche weisen einen leichten Versatz auf.
Abb. 31: Eine schmale rote Partie enthält kleine nadelförmige Porphyroblasten (wahrscheinlich Amphibol).
Abb. 32: Dunkle Cordierit-Flecken mit hellem Saum in einem feinkörnigen Granofels. Kiesgrube Waltersdorf bei Berlin.
Abb. 33: Heller Quarz-Feldspat-Biotit-Gneis mit grünlich-braunen Flecken (alterierter Cordierit?). Polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Damsdorf/Bochow, Brandenburg; leg. D. Lüttich.
Abb. 34: Dunkles Metasediment (Granofels) mit gelblichen Flecken (Kiesgrube Niederlehme bei Berlin).
Abb. 35: Nahaufnahme der nassen Gesteinsoberfläche. Die gelblichgrauen Flecken auf der Außenseite weisen auf der Bruchfläche eine unvollständige Spaltbarkeit, einen lebhaften Glasglanz und eine dunkelgraue Tönung auf (Cordierit oder Andalusit).

Ein seltener Geschiebefund sind Vulkanite mit einer Fleckentextur. Die Neubildung von Mineralen könnte bevorzugt von sekundär entstandenen Strukturen mit abweichender chemischer Zusammensetzung ausgegangen sein (z. B. Lithophysen).

Abb. 36: Metavulkanit, Aufnahme unter Wasser. Fundortangabe: „Roth“, wahrscheinlich aus der Umgebung von Parchim (D. Schmälzle leg.).
Abb. 37: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche. Innerhalb der kugeligen Aggregate ist ein feinfaseriges gelbbraunes Mineral als metamorphe Neubildung erkennbar (z. B. ein Amphibol wie Anthophyllit).

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