Geschiebe von Småland-Vulkaniten treten an manchen Lokalitäten in großer Zahl auf, insbesondere in den weichselzeitlichen Ablagerungen der mittleren Ostseeküste und weiter südlich. Hier spricht vor allem die statistische Häufung von roten, braunen oder grauen Porphyren (häufig mit Blauquarz) und hälleflintartigen Vulkaniten, in Gesellschaft mit den oftmals bunten Granitoiden des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), für eine überwiegende Herkunft der Vulkanit-Geschiebe aus Småland. Anhand allgemeiner Merkmale lassen sich mehrere Geschiebetypen unterscheiden, in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen näher zuordnen.
Ein Eindruck von der petrographischen Vielfalt und Fülle an Varianten der Småland-Vulkanite im Anstehenden vermittelt ein zweiteiliger Exkursionsbericht. Als Leitgeschiebe geeignete Gesteine werden gesondert beschrieben. Ihre Anzahl ist begrenzt und umfasst, nach gegenwärtigem Kenntnisstand und kritischer Revision der Geschiebeliteratur, folgende Typen:
- Påskallavik-Porphyr
- Sjögelö-Porphyr
- Emarp-Porphyr
- Lönneberga-Porphyr
- Lönneberga-Lapillituff
- Nymåla-Porphyr
- Högsrum-Porphyr (unter Vorbehalt)
- Småland-Ignimbrite (Typ Idekulla, Mariannelund, Nöbbele)
Lässt sich Småland als grobes Herkunftsgebiet bei einem gehäuften Auftreten von Vulkanit-Geschieben an der Vergesellschaftung der verschiedenen Gesteinstypen leicht erkennen, gilt dies für Einzelfunde nur sehr eingeschränkt. Ähnliche, ebenfalls leicht metamorph überprägte Vulkanite gibt es auch in Dalsland. Das svekofennische Grundgebirge nimmt große Gebiete ein und besteht zu einem Teil aus Metavulkaniten, die regional auch nur niedriggradig überprägt sein können, z. B. in den Bergbauregionen in Mittelschweden. Von dort stammt ursprünglich die Bezeichnung Hälleflinta. Gänzlich undeformiert sind hingegen die Vulkanite aus Dalarna, ebenso die Vulkanite des Oslograbens. Undeformierte Vulkanite und Subvulkanite mit anderem Gefüge finden sich in den Rapakiwigebieten. Hinzu kommen Vorkommen in Nordschweden (Kiruna, Arvidsjaur) sowie unzählige gangförmige und nicht auf die Vulkanitgebiete beschränkte Porphyr-Vorkommen innerhalb des gesamten Grundgebirges (vgl. geologische Übersichtskarte der SGU, LUNDQVIST 2009:11).
Es lassen sich zahlreiche Geschiebetypen unter den Småland-Vulkaniten unterscheiden, jeweils mit fließenden Übergängen im Gefüge. Die folgende Zusammenstellung von Funden, von denen ein Großteil aus Brandenburg stammt, orientiert sich an einer groben Einteilung der Gesteine nach Gefüge, Textur oder Mineralbestand in fünf Gruppen:
1. Småland-Hälleflinta
– Beschreibung
– Fluidale Texturen
– Bänderung
– Aschentuffe
– Vulkanische Brekzien („konglomeratische und brekziöse Hälleflinta“)
– Fleckige Texturen
– „Serizitische Hälleflinta“
2. Småland-Porphyre (Rhyolithe mit Blauquarz)
3. Småland-Gangporphyre und -Granitporphyre
4. „Porphyrite“
5. Primäre vulkanische Texturen (Ignimbrite, Sphärolithe, Perlite)
6. Literatur
1. Småland-Hälleflinta
Einer der häufigsten Geschiebetypen und in Småland weit verbreitet ist die Hälleflinta, eine Sammelbezeichnung für dichte und harte Vulkanite mit scherbigem Bruch und meist nur wenigen Einsprenglingen. Der Begriff Hälleflinta im Kontext der Småland-Vulkanite wurde immer wieder kontrovers diskutiert, s. Erläuterungen im Artikel „Leptit und Hälleflinta“. Eine alternative und petrographisch korrekte Bezeichnung ist „Småland-Metavulkanit“ oder „Småland-Metarhyolith“ (VINX 2016). In neuerer schwedischer Literatur tritt die „Hälleflinta“ erneut auf (WIKMAN 2000:74) und dürfte auch zukünftig die Verwendung der handlichen Bezeichnung innerhalb der Geschiebekunde legitimieren.
Småland-Hälleflinta ist leicht erkennbar, wenn sie gehäuft bis massenhaft in glazialen Ablagerungen mit bunten TIB-Graniten (häufig mit Blauquarz) und Leitgeschieben aus Småland vergesellschaftet ist. Einem einzelnen Geschiebefund wird man kaum sein Herkunftsgebiet ansehen, hälleflintähnliche Vulkanite kommen auch in Dalsland, im svekofennischen Grundgebirge, in Dalarna und anderen Vulkanitgebieten vor.
Beschreibung
Die Grundmasse dieser Småland-Vulkanite ist dicht und rot, braun, grau oder auch grauviolett gefärbt. Einsprenglinge sind in geringer Menge enthalten, meist weiße und mm-große Feldspäte, manchmal auch Quarz. Ein feuersteinartig-splittriger Bruch offenbart die große Härte, Festigkeit und Zähigkeit der Gesteine. Sie ist eine Folge einer „Umkristallisation“ unter niedriggradiger, max. grünschieferfazieller Metamorphose, bei der die Mineralkörner, hauptsächlich Quarz und Feldspat, durch granoblastisches Wachstum fest miteinander verbunden wurden. Metamorphe Veränderungen äußern sich weiterhin in der Anwesenheit von schwarzgrünen (chloritisierten) Glimmermineralen, tektonische Überprägung durch zerbrochene oder undeutlich konturierte Feldspat-Einsprenglinge, Lagen- und/oder Faltentexturen bis zu mylonitischem Gefüge (kleine augenförmige Feldspäte).
Als Geschiebe werden die massigen Metavulkanite nur schwer abgerollt und spiegeln die Geometrie der Klüftung im Anstehenden wider, oftmals in Gestalt eines Parallelepipeds, eines Quaders mit ungleichen Winkeln (Abb. 3).
Auf Grund ihrer relativen Armut an Merkmalen und gewissen Uniformität im Anstehenden ist eine nähere Zuordnung von Geschiebefunden zu einem bestimmten Vorkommen kaum möglich. Darüber hinaus stammen auch nicht alle der folgenden Geschiebefunde mit Sicherheit aus Småland, eine svekofennische Herkunft ist bisweilen ebenso vorstellbar. Abb. 4-7 zeigt einige typische Vertreter dieser Småland-Vulkanite.
Die Zusammensetzung der hälleflintartigen Småland-Vulkanite ist in der Regel rhyolithisch, ihr Erscheinungsbild aber sehr variabel. Teils handelt es sich um Tuffe, teils um Eruptiva, darunter auch Ignimbrite und vulkanische Brekzien. Die ältere Literatur unterscheidet aphanitische (=einsprenglingslose), porphyrische, fluidale, streifige, gebänderte, brekziöse und „konglomeratische“ Hälleflinta, „Blauquarzhälleflinta“, „pisolithische Hälleflinta“ u.s.w. Der kuriosen „Kugelhälleflinta“, ein seltener Geschiebefund, ist ein eigener Artikel gewidmet.
Die Interpretation von Texturen in diesen Vulkaniten sowie Rückschlüsse auf ihre Entstehung bereitet in der Regel große Schwierigkeiten: Fluidal- oder Lagentexturen können primär vulkanisch sein, z. B. feine Asche-Wechsellagen, aber auch durch Entglasung, Umkristallisation oder Metamorphose entstanden sein.
Fluidale Texturen
Fluidale Texturen wie im Geschiebe in Abb. 3 kommen sehr häufig vor. Einige Vulkanite enthalten nur wenige hellere oder dunklere Schlieren, andere werden von zahlreichen welligen und subparalellen Streifen auf ganzer Länge durchzogen. Meist handelt es sich nicht um das eutaxitische Gefüge von Ignimbriten. Dieses ist gekennzeichnet durch kurze und gewellte Fiamme, die einzelne Einsprenglinge oder Vulkanoklasten umfließen; die Einsprenglinge erscheinen intakt, nicht augenförmig oder überwiegend zerbrochen (s. Abschnitt Småland-Ignimbrite).
Eutaxitisches Gefüge, das einzige Merkmal, an dem Ignimbrit-Geschiebe auch makroskopisch zuverlässig erkennbar sind, tritt nur in einem kleinen Teil der Småland-Vulkanite auf. Tatsächlich ist der Anteil an Ignimbriten weitaus größer, was in der Natur rhyolithischer Vulkaneruptionen begründet liegt, die von großer Dynamik und Explosivität geprägt sind. Ob fluidale Texturen aber primär vulkanisch oder sekundär durch Entglasung oder Metamorphose entstanden sind, ist einem Geschiebe kaum anzusehen und im Zweifelsfall nur durch eine mikroskopische Untersuchung zu klären.
Bisweilen finden sich Vulkanite mit lagig-schlierigen oder fluidalen Texturen und einem ausgeprägten Kontrast zwischen dunkler „Fiamme“ und heller Grundmasse, die einem eutaxitischen Gefüge nahe kommen und im Englischen als welded tuff oder welded ignimbrite structure bezeichnet werden. Die hellen Anteile dürften zur Aschenfraktion (Vulkanoklasten < 2 mm) gehören, die dunkleren sind Lapilli, die während der Ablagerung noch weich waren und verformt wurden (vgl. Abb. 12 im Exkursionsbericht Småland-Vulkanite).
Bänderung
Aschentuffe
Färbende Bestandteile (z. B. Hämatit) in Aschentuffen können auf Grund der Porosität der Gesteine durch zirkulierende Wässer ausgewaschen werden. Manche (aber nicht alle) dieser Aschentuffe sehen daher vergleichsweise hell aus (weiß, gelb, grünlich, s. Abb. 27). Ein weiteres Kennzeichen ist die vergleichsweise leichte Spaltbarkeit der Gesteine bei vergleichsweise großer Härte. Das erste Beispiel ist ein geschichteter Aschentuff mit Quarz-Epiklasten.
Der nächste Vulkanit mit heller Verwitterungsrinde und hellbrauner Bruchfläche ist ein Aschentuff. Dafür spricht die Lagentextur, das Fehlen von Einsprenglingen, vor allem aber ein schmaler und geschichteter Horizont mit akkretionären Lapilli („pisolithische Hälleflinta“). Fundort: Krumbeck, leg. D. Schmälzle.
Vulkanische Brekzien („konglomeratische und brekziöse Hälleflinta“)
Hälleflintartige Vulkanite können Vulkanoklasten in wechselnder Menge enthalten und sind dann überwiegend als pyroklastische Gesteine anzusehen. Es lassen sich fließende Übergänge zwischen eckigen, gerundeten und weitgehend assimilierten Vulkanoklasten beobachten. Vulkanische Brekzien wie Lapillituffe, Agglomerate oder Autobrekzien (=bereits erstarrte und durch die Bewegung des Lavastroms wieder zerbrochene Vulkanite) kommen in großer Zahl im südlichen Teil des Sjögelö-Gebietes, in der Umgebung von Lönneberga vor, vgl. Exkursionsbericht Småland-Vulkanite. „Konglomeratische“ oder „brekziöse“ Hälleflinta findet sich auch in anderen Regionen, außerhalb von Småland. Geschiebefunde lassen sich meist keinem bestimmten Vorkommen zuordnen. Eine Ausnahme ist der als Leitgeschiebe geeignete „Lönneberga-Lapillituff“.
Längliche, wie ausgewalzt erscheinende Vulkanoklasten verleihen dem nächsten Vulkanit ein fluidales Gefüge. Die Grenzen zwischen Grundmasse und Vulkanoklasten sind teilweise fließend, beide scheinen die gleiche Zusammensetzung zu besitzen. Offenbar wurde ein bereits erstarrter, aber noch plastisch verformbarer Vulkanit von schmelzflüssiger Lava aufgenommen.
Fleckige Texturen
Fleckige Texturen lassen sich nur schwer deuten. Handelt es sich um assimilierte Vulkanoklasten, Aschentuffe oder unterschiedlich entglaste Gesteinspartien? Welchen Einfluss hat metamorphe Überprägung auf die Ausbildung solcher fleckigen Texturen?
Der Exkursionsbericht „Småland-Vulkanite“ zeigt Vulkanite aus dem südlichen Sjögelö-Gebiet, in denen sich primäre vulkanische Texturen wie Sphärolithe und Perlite erhalten konnten und auch makroskopisch sichtbar sein sollen (was an Hand der vorliegenden Proben allerdings nicht bestätigt werden kann). Der nächste Fund ähnelt diesen Kolsjön-Vulkaniten, mit Sicherheit lässt er sich dorthin aber nicht verorten.
„Serizitische Hälleflinta“
Bei der Metamorphose von Vulkaniten kann ein Teil des Feldspats in der Grundmasse in Glimmerminerale umgewandelt werden. Signifikante Anteile an feinkörnigem Hellglimmer (Serizit) sind an einem seidigen Glanz des Gesteins erkennbar und führen bei fortgeschrittener Umwandlung zu einer dünnplattigen Spaltbarkeit (s. a. Metavulkanit von Hörnebo).
Der erste Teil dieses Fundberichts schließt mit einer Auswahl hälleflintartiger Småland-Vulkanite aus der Kiesgrube Althüttendorf in Brandenburg (weitere Funde in Abb. 3, 20-21, 28-31 und 37-38). Sie treten dort in großer Zahl auf, neben den typischen Småland-Graniten mit Blauquarz. Untergeordnet finden sich mittelschwedische Kristallingesteine und Rapakiwis, aber kaum Gesteine aus Dalarna. Der Vulkanit in Abb. 45-46 enthält ausnahmsweise Plagioklas (grüne Kerne!) als überwiegenden Feldspat-Einsprengling.
Abb. 43-51: Småland-Vulkanite aus der Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg).
Fortsetzung: Geschiebefunde von Småland-Vulkaniten, Teil 2