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Geschiebesammeln in Polen, Teil 2: Gdynia

Abb. 1: Steilküste von Orłowo, Sandstrand mit lockerer Geschiebebestreuung.

Im Stadtgebiet von Gdynia liegt das Orłowo-Kliff. Auf knapp 2 km Länge ist eine Steilküste bis 60 m Höhe aufgeschlossen, die aus Geschiebemergel und sandigen bis kiesigen Sedimenten der Weichsel- und Saale-Vereisung (Warthe, evtl. auch Drenthe) mit Spuren glazialer Deformation besteht (KAULBARSZ D 2005).

Abb. 2: Mächtiger Geschiebemergel der Warthevereisung am Kliff Orłowo (vgl. KAULBARSZ D 2005).
Abb. 3: Glazitektonisch verfaltete Sande und Geschiebelehm.
Abb. 4: Nahaufnahme einer steilgestellten Sequenz aus glazialen Sanden. Bildbreite ca. 1 m.

Als Besonderheit finden sich im nördlichen Teil miozäne Sedimente, meist Sande mit eingeschalteter Braunkohle, die Verwerfungen und Vermengungen mit den glazialen Sedimenten bilden. Miozäne Ablagerungen im östlichsten Pommern beschreibt schon DEECKE 1899: 119-125. Demnach sehen die Sande durch beigemengten weißen Ton sehr charakteristisch aus; weiterhin treten fette graue Tone, schmale mulmige Braunkohlebänder sowie Wurzelquarzite auf. In Orłowo (Adlershorst) stehen Miozänsedimente in einer Mächtigkeit von 30-40 m an: unten Schluffsande, darüber eine dicke Tonlage, grüne tonige Sande, schließlich feine weiße Sande.

Die folgenden Bilder zeigen Anschnitte miozäner Sedimente. Charakteristisch ist eine intensive Wechsellagerung dunkler und heller Schichten, teilweise mit kohligen Einschaltungen.

Abb. 5: Leicht nach Süden einfallende helle Feinsande und graue Schluffe werden von einer Sequenz mit feiner Wechsellagerung erosiv gekappt.
Abb. 6: Nahaufnahme, Bildbreite 1,50 m.
Abb. 7: Ein weiterer Anschnitt mit einer ähnlichen Sequenz, vermutlich glazitektonisch verformt.
Abb. 8: Flaserige Wechsellagerung von hellen Sanden und grauen Schluffen. Bildbreite 70 cm.
Abb. 9: Kohlige Lagen innerhalb der miozänen Sande. Bildbreite 55 cm.

Unter den Geschieben ist der Anteil von Gesteinen aus Dalarna höher und an Åland-Kristallin etwas geringer als in Jastrzębia Góra. Brauner Ostsee-Quarzporphyr findet sich sehr häufig (+ 1 Ostsee-Syenitporphyr, Abb. 22), Roter Ostsee-Quarzporphyr ist deutlich seltener. Hin und wieder sieht man braune oder schwarze Feuersteine der Oberkreide. Geschiebe von Kugelsandstein wurden nicht gefunden, auf ein östliches Herkunftsgebiet weisen aber mehrere Dolomit-Geschiebe hin (Oberes Silur, Devon; Abb. 33). Die Beobachtungen decken sich mit den Angaben in DEECKE 1899, der noch Kalke des Obersilurs als häufigen Fund hinzufügt (s. a. KOWALEWSKA 2020).

Abb. 10: Geschiebestrand, Bildbreite 60 cm. Unten rechts ein brauner Feuerstein. Weiterhin im Bild erkennbar: Brauner Ostsee-Quarzporphyr, Roter Ostsee-Quarzporphyr, einige paläozoische Kalke.

Am Strand fallen ziemlich schnell hellgraue bis grünlichgraue und sehr leichte Kreidekalke auf (Abb. 11-14). Die Gesteine sind meist stark bioturbat, Glaukonit ist reichlich enthalten. Es dürfte sich um Nah- oder Lokalgeschiebe, um die glaukonitische „harte“ Kreide Westpreußens handeln (Deecke 1907: 86). Sie ähnelt dem Arnagerkalk und enthält bisweilen Schwammreste (Ventriculites?). Ob das Gestein zeitlich dem Arnagerkalk gleichzusetzen ist, ist unklar, da Transgressionen und Regressionen in verschiedenen Bereichen des Kreidemeeres zu unterschiedlichen Zeiten einsetzten.

Abb. 11: Lokalgeschiebe: „harte“ Kreide, ähnlich dem Arnagerkalk. Bildbreite 35 cm.
Abb. 12: Bioturbater Kreidekalk mit Glaukonitkörnern. Angeschnitten ist ein verkieselter Kreideschwamm (Ventriculites?). Breite 12 cm.
Abb. 13: Gleicher Geschiebetyp mit Bioturbation. Im angefeuchteten Zustand verstärkt sich die grünliche Färbung des Gesteins. Breite 10 cm.
Abb. 14: Glaukonitischer Kreidekalk, feucht fotografiert.

Geschiebe aus Dalarna

Abb. 15: Grönklitt-Porphyr, Breite 10 cm.
Abb. 16: Älvdalen-Ignimbrit, Breite 18 cm.
Abb. 17: Venjan-Porphyrit, Breite 13 cm.
Abb. 18: Garberg-Granit, Breite 13 cm.
Abb. 19: Konglomeratischer Sandstein mit jaspisartigem Zement. Evtl. aus Dalarna. Breite 7 cm.

Vereinzelt finden sich Granite des TIB, und zwar weniger die gleichkörnigen Granite vom Växjö-Typ, vielmehr porphyrische Varianten wie der Kinda-Granit aus NE-Småland mit den typischen orangefarbenen Feldspat-Säumen um einzelne größere und braune Alkalifeldspat-Einsprenglinge.

Abb. 20: Kinda-Granit, Breite 11 cm.
Abb. 21: Gleichkörniger Alkalifeldspatgranit (Rapakiwi) mit hellen Quarzen; Herkunft unbekannt. Breite 10 cm.
Abb. 22: Eher unauffällige Variante des Ostsee-Syenitporphyrs, einziger Fund im Gebiet der Danziger Bucht. Breite 12 cm.
Abb. 23: Bottenseeporphyr, brauner Quarzporphyr vom Typ Näsby? Nass fotografiert.
Abb. 24: Nahaufnahme. Das Gestein enthält nur sehr wenige kleine und eckige Quarze.
Abb. 25: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.
Abb. 26: Grüner Quarzporphyr, Bottenseeporphyr vom Typ Andeskeri. Nass fotografiert.
Abb. 27: Die Nahaufnahme zeigt schmale helle Säume um größere und magmatisch korrodierte Quarze. Auch eine zweite Generation (?) kleiner Quarze ist erkennbar. Nahaufnahme unter Wasser.
Abb. 28: Grüner Quarzporphyr, Herkunft unbekannt. Breite 12 cm.
Abb. 29: Helsinkitartiges Gestein (Metasomatit). Weißer Feldspat besitzt ein brekzienartiges Gefüge. Die Zwischenräume sind mit einem feinkörnigen rotbraunem Material verfüllt. Nass fotografiert.
Abb. 30: Nahaufnahme. Etwas Biotit oder Chlorit ist vorhanden, Quarz nicht erkennbar.
Abb. 31: Helsinkitartiges Gestein (Metasomatit) aus gelbem Feldspat und einer violettgrauen, teils körnigen (und feldspathaltigen) Zwischenmasse. Auch Quarz sowie gelber Titanit und glimmerartige dunkle Minerale sind in geringer Menge enthalten. Breite 13 cm.
Abb. 32: Feinkörniger und leicht verfalteter Gneis (Leptit) mit schwarzen Flecken. Breite 13 cm.
Abb. 33: Cremefarbener Dolomit, Breite 10 cm.

Am Strand von Orłowo und in den umliegenden Hügeln finden sich Relikte einer langen militärischen Nutzung. Das Gebiet war bis zum Ende des Kalten Krieges ein strategisch wichtiger Punkt zur Verteidigung der Danziger Bucht.

Abb. 34: Reste militärisch genutzter Bauten am Strand.
Abb. 35: Drehbares polnisches 130 mm-Artilleriegeschütz.

Literatur

DEECKE W 1907 Geologie von Pommern – VI+302 S., 40 Abb., div. Tab., Sachregister, Ortsregister, Berlin (Borntraeger).

DEECKE W 1899 Geologischer Führer durch Pommern – Sammlung geologischer Führer 4: 132 S., 7 Abb., S. 119-125, Berlin (Borntraeger).

KAULBARSZ D 2005 Budowa geologiczna i glacitektonika klifu orołwskiego w Gdyni – Przeglad Geologiczny 53, 7, S. 572-581.

KOWALEWSKA A 2020 Trilobites and associated fauna from Baltoscandian erratic boulders at Orłowo cliff, Northern Poland – Fragmenta Naturae (Formerly Nature Journal) 53: 17–26, Opole Scientific Society ISSN 2544-3941.

SOKOŁOWSKI, RJ (Ed.) 2014 Ewolucja środowisk sedymentacyjnych regionu Pobrzeża Kaszubskiego – 126 S, Wydział Oceanografii i Geografii Uniwersytetu Gdańskiego.

WOŹNIAK P, CZUBLA P, WYSIECKA G & DRAPELLA M 2009 Petrographic composition and directional properties of tills on the NW surroundings of the Gdansk Bay, Northern Poland – Geologija 51, S. 59-67.

Geschiebesammeln auf Rügen 2: Dwasieden

Abb. 1: Steilküste von Dwasieden.

Die Steilküste von Dwasieden liegt zwischen dem Hafen von Mukran und Sassnitz. Im Wald finden sich gesprengte Reste des imposanten Schlosses Dwasieden. Das 1873-1877 erbaute Hotel wurde seit den 1930er Jahren militärisch genutzt und nach dem Krieg gesprengt. Auf dem Gelände gibt es neben weiteren Relikten einer militärischen Nutzung aus DDR-Zeiten auch Parkmöglichkeiten. Steigt man von hier zur Küste hinab, stößt man zunächst auf einen Geröllstrand mit großen Geschieben sowie Werksteinen, die zum Bau des Schlosses verwendet wurden.

Abb. 2: Reste eines Pavillions vom Schloss Dwasieden.
Abb. 3: Alte Uferbefestigung.

Unter anderem trifft man auf den einst sehr beliebten Königshainer Granit, einem postvariszischen und anorogenen Granit aus der Oberlausitz. Der gleichkörnige und meist etwas gelblich verfärbte Granit fällt durch seine idiomorphen Quarze auf. Am Strand weiter südlich findet sich das Gestein gelegentlich als Geröll wieder und sollte nicht mit „echten“ Geschieben verwechselt werden.

Abb. 4: Königshainer Granit, Breite 30 cm.
Abb. 5: Königshainer Granit, Strandgeröll, Breite 10 cm.
Abb. 6: Ein Zugang zum Geröllstrand ist auch von Süden vom Hafen Mukran aus möglich. Hier wurden große Blöcke von Larvikit als Uferschutz abgeladen.
Abb. 7: Geröllstrand Dwasieden von Süden.

Die Steilküste besteht aus weichselkaltzeitlichem Geschiebemergel mit Einschaltungen von Rügener Schreibkreide. Die schlierenartigen Kreide-Schollen liegen zwischen zwei Geschiebemergeln (Brandenburger und Pommersches Stadium). Die glazialen Sedimente ruhen auf einer offenbar fast ungestört lagernden großen Kreide-Scholle (LUDWIG et al 2010; erkennbar in Abb. 1).

Abb. 8: Kreide-Schlieren in weichselkaltzeitlichem Geschiebemergel.
Abb. 9: Gekippte Kreidescholle unter Geschiebemergel.
Abb. 10: Grauer Geschiebemergel, im Hangenden gelblichbrauner Geschiebelehm.

Am nördlichen Strandabschnitt ist ein ungewöhnliches Sedimentprofil zu sehen. Über dem Geschiebemergel liegt eine Bank aus grobem Schotter, gefolgt von geschichteten glazialen Beckensanden bzw. Bändertonen (Warven) in feiner Wechsellagerung. Sie werden als Ablagerungen eines Eissees aufgefasst.

Abb. 11: Fein geschichtete Wechsellagen aus hellen Sanden und Tonen über braunem Geschiebemergel, getrennt durch eine Schotterbank.
Abb. 12: Höhe etwa 8 Meter.

Geschiebe aus dem Oslograben kommen auf Rügen nicht vor, die Insel liegt außerhalb des Verbreitungsgebietes der Oslo-Gesteine. Sollte man einen Larvikit finden, dürfte er aus den zu Uferschutzzwecken herbeigeschafften Blöcken am Hafen von Mukran stammen. Auch der folgende Fund, ein dunkler Gangporphyr mit rhombenförmigen Feldspat-Einsprenglingen, dürfte mit einiger Sicherheit nicht aus dem Oslograben stammen.

Abb. 13: Dunkler Porphyr mit teils rhombenförmigen Feldspat-Einsprenglingen. Breite des Steins 17 cm.

Auf skan-kristallin.de wird der gezeigte Porphyrtyp in Verbindung mit einer Rand- oder Gangfazies des Vaggeryd-Syenits gebracht. Gegen eine Herkunft aus diesem Gebiet spricht, dass der gewöhnliche Vaggeryd-Syenit auf Rügen als Geschiebe ebenfalls nicht angetroffen wurde. Hingegen konnte ein zweiter und ganz ähnlicher Porphyrtyp am Strand von Sassnitz aufgelesen werden. Viel wahrscheinlicher ist also eine Herkunft aus einem unbekannten Vorkommen mit syenitischen Porphyren, z. B. in Småland.

Es folgen Bilder von Åland-Gesteinen, Rapakiwis unbekannter Herkunft und Porphyren aus dem Ostseebecken.

Abb. 14: Åland-Rapakiwi mit Wiborgitgefüge, Breite 12,5 cm.
Abb. 15: Großes Geschiebe eines Åland-Wiborgits, Breite 50 cm.
Abb. 16: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 17: Ein weiterer Åland-Wiborgit. Breite 15 cm.
Abb. 18: Åland-Ringquarzporphyr. Charakteristisch sind die dunklen Säume um die größeren und gerundeten Quarzkörner. Breite 17 cm.
Abb. 19: Das Gestein enthält einen schwammartigen Einschluss (Xenolith) aus Quarz und Feldspat, wahrscheinlich ein in der Porphyrschmelze angeschmolzenes Relikt eines gleichkörnigen Rapakiwigranits.
Abb. 20: Schlieriger Åland-Quarzporphyr, Breite 32 cm. Ob es sich um einen Åland-Ignimbrit handelt, ist unklar. Ein eindeutig eutaxitisches Gefüge konnte nicht beobachtet werden. Porphyre können auch durch die Vermengung zweier Magmen ein schlieriges Aussehen annehmen.
Abb. 21: Kleines Geschiebe eines Åland-Ignimbrits, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 22: Ebenfalls von den Åland-Inseln stammt der Lemland-Granit. Er gehört nicht zu den Rapakiwigesteinen, sondern ist älter und entstand nach dem Ende der svekofennischen Gebirgsbildung vor ca. 1,8 Ga. Breite des Steins 20 cm.

Stets finden sich auch interessante Rapakiwigeschiebe, die keiner näheren Herkunft zugeordnet werden können.

Abb. 23: Mischgefüge Wiborgit und porphyrischer Rapakiwi-Granit mit rotem Plagioklas. Breite 11,5 cm.
Abb. 24: Mischgefüge Wiborgit/Pyterlit mit idiomorphen und leicht bläulichen Quarzen (Åland oder Kökar?). Breite 18 cm.
Abb. 25: Ein einzelnes Ovoid erreicht einen Durchmesser von 35 mm.
Abb. 26: Orangeroter Wiborgit (Rödö-Rapakiwi) mit lebhaftem Blauquarz. Breite 13 cm.
Abb. 27: Rückseite des gleichen Geschiebes.
Abb. 28: Nahaufnahme.

Die größeren Blauquarze weisen nur geringe Spuren einer magmatischen Korrosion auf, die größten Feldspat-Ovoide erreichen einen Durchmesser von 2 cm. Graphische Verwachsungen aus Quarz und Feldspat in der Grundmasse sind eher eckig (aplitartig), nicht gewunden. Der Geschiebefund besitzt Merkmale der Wiborgite vom Rödö-Pluton, vgl. die auf kristallin.de gezeigten Typen.

Abb. 29: Bottensee-Porphyr, Quarzporphyr vom Typ Andeskeri.

Eine Reihe von braunen bis grünen Quarzporphyren mit orangefarbenen Feldpäten und oft schlieriger Grundmasse wird einem vermuteten Vorkommen in der Bottensee zugeordnet und als Bottenseeporphyr bezeichnet. Diese Porphyre finden sich auf Åland vermehrt als Geschiebe und müssen aus einem Vorkommen weiter nördlich stammen. Ob sie alle aus einem einzigen autonomen Vorkommen stammen oder wenigstens zum Teil aus dem Åland-Pluton, ist ungeklärt.

Abb. 30: Nahaufnahme des Gefüges.

Als Herkunftsgebiete des folgenden Ignimbrits kommen das Vulkanitgebiet von Dalarna, aber auch das Vorkommen des Roten Ostsee-Quarzporphyrs in Frage. Dafür sprechen das gänzlich undeformierte Gefüge, Xenolithe basischer Gesteine und einzelne Quarze, die den charakteristischen magmatisch korrodierten Hochquarz-Relikten des gewöhnlichen Roten Ostsee-Quarzporphyrs ähneln.

Abb. 31: Ignimbrit; polierte Schnittfläche eines Funds von D. Lüttich.
Abb. 32: Nahaufnahme. Das Gestein enthält Bruchstücke anderer Porphyre sowie Diabas-Xenolithe.
Abb. 33: Weitere Nahaufnahme. Sollte das Gestein tatsächlich zum Roten Ostsee-Quarzporphyr gehören, wäre aus diesem Vorkommen mit einer Vielzahl weiterer Porphyr-Varianten zu rechnen.
Abb. 34: Dieser Geschiebetyp dürfte einer der variantenreichen Ostsee-Syenitporphyre sein. Eine grünliche bis braune und feinkörnige Grundmasse enthält wenige rote Feldspat-Einsprenglinge sowie einige dunkle Mandeln. Einsprenglinge und Mandeln sind konzentrisch von Ringen umgeben. Polierte Schnittfläche, leg. D. Lüttich.
Abb. 35: Nahaufnahme. Eine einzelne ovale Mandel ist mit sekundärem Quarz verfüllt.

Granite des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), die bunten „Småland“-Granite mit Blauquarz, finden sich in großer Anzahl in Dwasieden.

Abb. 36: Gleichkörniger Småland-Granit (Växjö-Typ) mit Blauquarz, Breite 14 cm.
Abb. 37: Porphyrischer Granit mit braunem Alkalifelspat und Blauquarz. Einige orangerot pigmentierte Feldspäte sowie das reichliche Vorhandensein von Titanit deuten auf eine Herkunft aus NE-Småland.
Abb. 38: Nahaufnahme. Gelber Titanit bildet teilweise gut entwickelte keilförmige Kristalle.
Abb. 39: Uthammar-Granit, Breite 20 cm.

Eine Reihe von Merkmalen unterscheidet den 1,45 Ga alten anorogenen Uthammar-Granit von den grobkörnigen roten Småland-Graniten. Der Uthammar-Granit besitzt ein undeformiertes Gefüge; dunkle Minerale finden sich in kleinen Aggregaten, nicht in Schnüren und Schlieren (Hinweis auf Deformation). Mit der Lupe erkennt man weitgehend unverbogene Biotit-Plättchen. Grünlicher und roter Plagioklas sind nur in geringer Menge enthalten. Innerhalb der Alkalifeldspäte finden sich kleine eckige Quarzeinschlüsse.

Abb. 40: Grob porphyrischer Quarz-Monzonit mit etwas Blauquarz. Herkunft: wahrscheinlich Östergötland. Breite 23 cm.
Abb. 41: Granit aus hellrotem Alkalifeldspat, gelblichem Plagioklas und grauem Quarz. Herkunft unbekannt. Breite 15 cm.
Abb. 42: Hellroter Granit, Vänge-Granit (Uppland), Breite 16 cm.
Abb. 43: Nahaufnahme des Gefüges. Grünlichgrauer Quarz ist zuckerkörnig ausgebildet. Kleinere Aggregate eines zweiten Feldspats (Plagioklas) sind gelblich, grün, teilweise auch rötlich pigmentiert.
Abb. 44: Mittel- und gleichkörniger Granit aus weißem Alkalifeldspat, rotem Plagioklas, farblosem Quarz und etwas Biotit. Breite 14 cm, Herkunft unbekannt.
Abb. 45: Nahaufnahme.

Basische Gesteine

Abb. 46: Kinne-Diabas aus Västergötland. Breite 18 cm.
Abb. 47: Grauvioletter porphyrischer Basalt bzw. basaltisches Gestein („Öje-Diabasporphyrit“). Breite 21 cm.
Abb. 48: Nahaufnahme. Die großen Plagioklas-Einsprenglinge sind durch hydrothermale Alteration grün gefärbt und enthalten dunkle Minerale. Teilweise zeichnen diese die Spaltlinien der Plagioklas-Kristalle nach.
Abb. 49: Basaltischer Mandelstein, trocken fotografiert, leg. S. Mantei.
Abb. 50: Nahaufnahme, nasse Oberfläche. Ein größerer Feldspat-Einsprengling wurde durch magmatische Korrosion siebartig durchlöchert.
Abb. 51: Grobkörniger grüner Anorthosit, Breite 10 cm.
Abb. 52: Bemerkenswertes gabbroides Gestein mit rundlichen Mineralaggregaten und einer feinkörnigen Grundmasse eines weißen Minerals. Es ist nicht erkennbar, ob es sich dabei um Plagioklas handelt. Breite 11 cm.
Abb. 53: Nahaufnahme. Die rundlichen Aggregate besitzen teilweise eine diallagartige Textur und einen seidigen Glanz. Diallag ist kein eigenständiges Mineral, sondern ein Produkt der Entmischung von augitischem Pyroxen.

Metamorphite

Abb. 54: Fleckengneis mit weißen Sillimanitflecken. Feinkörnige Quarz-Feldspat-Gneise mit weißen Flecken kommen z. B. an verschiedenen Orten in Sörmland vor, nicht jedoch im Västervik-Gebiet. Breite 10 cm.
Abb. 55: Feinkörniger Fleckenquarzit mit ausgelängten Sillimanit-Flecken, Herkunft ungewiss. Nur die undeformierten Fleckenquarzite lassen sich mit einiger Sicherheit dem Västervik-Gebiet zuordnen. Breite 14 cm.
Abb. 56: „Turmalingranit“ – pegmatitähnlicher Quarz-Feldspat-Magmatit mit reichlich schwarzem Turmalin (Schörl).

Sedimentgesteine

Der Strandabschnitt von Dwasieden ist bekannt durch die häufigen Funde von paläozoischen Kalken, insbesondere Stinkkalken. Tatsächlich ist die Belegung mit paläozoischen Geschieben hoch.

Abb. 57: Paläozoische Kalksteine in unveränderter Lage am Fuße der Steilwand. Die Kalke stammen direkt aus dem Geschiebemergel. Bildbreite 80 cm.
Abb. 58: Bioturbater glaukonitischer Sandstein mit Phosphorit-Geröllen (Typ Norretorp-Sandstein), Unterkambrium von Bornholm und Südost-Schonen.
Abb. 59: Norretorp-Sandstein, Breite 18 cm.
Abb. 60: Rispebjerg-Sandstein mit Phosphorit-Geröllen (Unterkambrium). Breite 19 cm.
Abb. 61: Stinkkalk, Breite 15 cm. Die oberkambrischen Stinkkalke enthalten Bitumen und riechen nach dem Aufschlagen nach Erdöl. In diesen Kalken ist mitunter eine reichhaltige Trilobitenfauna zu finden.
Abb. 62: Stinkkalk mit Einlagerungen von schwarzem, kristallinem Calcit (Anthrakonit), Breite 13 cm.
Abb. 63: Ceratopygekalk. Der unterordovizische Kalk enthält reichlich schwarzgrüne Glaukonitkörner von pelletartiger Gestalt . Breite 14 cm.
Abb. 64: Ceratopygekalk, Breite 12 cm.
Abb. 65: Graugrüner bis rötlicher Orthocerenkalk mit Anschnitt eines Kopffüßlers; Breite 17 cm.
Abb. 66: Der unterordovizische Paläoporellenkalk gehört zu den häufigsten Sedimentärgeschieben, eher selten sind hellrote Varianten. Breite 11,5 cm.
Abb. 67: Konglomeratischer Dolomit (Obersilur bis Devon). Das Gestein ist sehr schwer und reagiert nur sehr verhalten auf 10%ige Salzsäure. Es enthält Klasten eines konglomeratischen Rotsandsteins mit gerundeten Sandstein- sowie grünlichen Silt- oder Tonklasten. Breite 10 cm.
Abb. 68: Postsilurisches Konglomerat. Dieser polymikte Typ ist seltener als das gewöhnliche postsilurische Konglomerat, das aus Bruchstücken des roten Beyrichienkalks sowie Tonschiefern besteht. Der abgebildet Fund enthält zusätzlich Klasten von Basalt, Porphyr und Granit.
Abb. 69: Seeigel (Galerites).

In Dwasieden treten reichlich Limonitsandsteine auf, die überwiegend jurassischen Alters sein dürften und wahrscheinlich aus Vorkommen von Bornholm, SE-Schonen oder dem Ostseegrund stammen.

Literatur

LUDWIG A O, PANZIG W-A & KENZLER M 2010 Das Pleistozän nördlich von Sassnitz – Fazies, Lagerung und Stratigraphie des Pleistozän-Streifens 4 in: LAMPE R & LORENZ S (Hrsg.) 2010 Eiszeitlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern. S. 65-68. Verlag Geozon Science Media, ISBN 3-941971-05-0.