Im Stadtgebiet von Gdynia liegt das Orłowo-Kliff. Auf knapp 2 km Länge ist eine Steilküste bis 60 m Höhe aufgeschlossen, die aus Geschiebemergel und sandigen bis kiesigen Sedimenten der Weichsel- und Saale-Vereisung (Warthe, evtl. auch Drenthe) mit Spuren glazialer Deformation besteht (KAULBARSZ D 2005).
Als Besonderheit finden sich im nördlichen Teil miozäne Sedimente, meist Sande mit eingeschalteter Braunkohle, die Verwerfungen und Vermengungen mit den glazialen Sedimenten bilden. Miozäne Ablagerungen im östlichsten Pommern beschreibt schon DEECKE 1899: 119-125. Demnach sehen die Sande durch beigemengten weißen Ton sehr charakteristisch aus; weiterhin treten fette graue Tone, schmale mulmige Braunkohlebänder sowie Wurzelquarzite auf. In Orłowo (Adlershorst) stehen Miozänsedimente in einer Mächtigkeit von 30-40 m an: unten Schluffsande, darüber eine dicke Tonlage, grüne tonige Sande, schließlich feine weiße Sande.
Die folgenden Bilder zeigen Anschnitte miozäner Sedimente. Charakteristisch ist eine intensive Wechsellagerung dunkler und heller Schichten, teilweise mit kohligen Einschaltungen.
Unter den Geschieben ist der Anteil von Gesteinen aus Dalarna höher und an Åland-Kristallin etwas geringer als in Jastrzębia Góra. Brauner Ostsee-Quarzporphyr findet sich sehr häufig (+ 1 Ostsee-Syenitporphyr, Abb. 22), Roter Ostsee-Quarzporphyr ist deutlich seltener. Hin und wieder sieht man braune oder schwarze Feuersteine der Oberkreide. Geschiebe von Kugelsandstein wurden nicht gefunden, auf ein östliches Herkunftsgebiet weisen aber mehrere Dolomit-Geschiebe hin (Oberes Silur, Devon; Abb. 33). Die Beobachtungen decken sich mit den Angaben in DEECKE 1899, der noch Kalke des Obersilurs als häufigen Fund hinzufügt (s. a. KOWALEWSKA 2020).
Am Strand fallen ziemlich schnell hellgraue bis grünlichgraue und sehr leichte Kreidekalke auf (Abb. 11-14). Die Gesteine sind meist stark bioturbat, Glaukonit ist reichlich enthalten. Es dürfte sich um Nah- oder Lokalgeschiebe, um die glaukonitische „harte“ Kreide Westpreußens handeln (Deecke 1907: 86). Sie ähnelt dem Arnagerkalk und enthält bisweilen Schwammreste (Ventriculites?). Ob das Gestein zeitlich dem Arnagerkalk gleichzusetzen ist, ist unklar, da Transgressionen und Regressionen in verschiedenen Bereichen des Kreidemeeres zu unterschiedlichen Zeiten einsetzten.
Geschiebe aus Dalarna
Vereinzelt finden sich Granite des TIB, und zwar weniger die gleichkörnigen Granite vom Växjö-Typ, vielmehr porphyrische Varianten wie der Kinda-Granit aus NE-Småland mit den typischen orangefarbenen Feldspat-Säumen um einzelne größere und braune Alkalifeldspat-Einsprenglinge.
Am Strand von Orłowo und in den umliegenden Hügeln finden sich Relikte einer langen militärischen Nutzung. Das Gebiet war bis zum Ende des Kalten Krieges ein strategisch wichtiger Punkt zur Verteidigung der Danziger Bucht.
Literatur
DEECKE W 1907 Geologie von Pommern – VI+302 S., 40 Abb., div. Tab., Sachregister, Ortsregister, Berlin (Borntraeger).
DEECKE W 1899 Geologischer Führer durch Pommern – Sammlung geologischer Führer 4: 132 S., 7 Abb., S. 119-125, Berlin (Borntraeger).
KAULBARSZ D 2005 Budowa geologiczna i glacitektonika klifu orołwskiego w Gdyni – Przeglad Geologiczny 53, 7, S. 572-581.
KOWALEWSKA A 2020 Trilobites and associated fauna from Baltoscandian erratic boulders at Orłowo cliff, Northern Poland – Fragmenta Naturae (Formerly Nature Journal) 53: 17–26, Opole Scientific Society ISSN 2544-3941.
SOKOŁOWSKI, RJ (Ed.) 2014 Ewolucja środowisk sedymentacyjnych regionu Pobrzeża Kaszubskiego – 126 S, Wydział Oceanografii i Geografii Uniwersytetu Gdańskiego.
WOŹNIAK P, CZUBLA P, WYSIECKA G & DRAPELLA M 2009 Petrographic composition and directional properties of tills on the NW surroundings of the Gdansk Bay, Northern Poland – Geologija 51, S. 59-67.
Helsinkit ist eine Lokalbezeichnung für Albit-Epidot-Gesteine, die zuerst aus Finnland beschrieben wurden und dort an mehreren Lokalitäten vorkommen (LAITAKARI 1918; Analyse eines Gesteins von der Insel Suursaari in TRÖGER 1969). Helsinkit-Geschiebe finden sich verbreitet im Baltikum. Nach einem Fundbericht aus Lettland (MELLIS 1928) setzte in Deutschland eine rege Sammeltätigkeit und Diskussion der Gesteine ein (MELLIS 1931, 1932). Der Helsinkitbegriff wurde im Laufe der Zeit erweitert und auch quarz- oder mikroklinführende Gesteine einbezogen. Aus heutiger Sicht gehören die Helsinkite zur Gesteinsgruppe der Metasomatite. Eher historisch interessant ist die Unterscheidung zweier Geschiebetypen:
1. Helsinkit mit rotbraunem oder violettbraunem Epidot („finnischer Typ“) Der „klassische“ Helsinkit ist ein mittel- bis grobkörniges Gestein und besteht im Wesentlichen aus weißem, manchmal leicht rötlich gefärbtem Feldspat. Die Feldspäte sind von einer violett- bis bräunlichroten und feinkörnigen Masse von Sekundärmineralen umgeben. Neben weitgehend gleichkörnigen Helsinkiten mit Feldspäten bis 5 mm Größe finden sich auch grobkörnige bzw. pegmatitartige (Feldspäte bis 2 cm Größe) oder ausgesprochen ungleichkörnige Varianten. Das Gefüge zeigt häufig Spuren einer Kataklase (zerbrochene Feldspäte). Geschiebe erreichen maximal Faustgröße.
Makroskopisch lässt sich der Mineralbestand nicht näher bestimmen, da neben weißem Albit (Na-Plagioklas) meist auch Mikroklin (Kalifeldspat) enthalten ist. Beide Feldspäte sind von Hand nicht unterscheidbar. Dünnschliff-Untersuchungen ergaben, dass die rotbraune Zwischenmasse aus Epidot besteht, der von einem feinen Hämatit-Pigment durchsetzt ist. Als weitere Gemengteile können schwarzgrüner Chlorit sowie etwas Quarz auftreten. Neuere Arbeiten zur Untersuchung von Helsinkit-Geschieben s. MEYER K-D 1987 und BURGATH & MEYER 1989.
2. Helsinkit mit grünem Epidot („schwedischer Typ“) In Schweden fand man an mehreren Lokalitäten Gesteine, die aus grobkörnigem rotem Alkalifeldspat und einer feinkörnigen Zwischenmasse aus grünem Epidot bestehen (ASKLUND 1923, ECKERMANN 1925). Meist ist etwas Chlorit enthalten; Quarz fehlt oder tritt in wechselnden Mengen auf.
Helsinkit-Geschiebe lassen sich keiner näheren Herkunft zuordnen. Es ist mit zahlreichen und weit verstreuten Vorkommen im gesamten nordischen Grundgebirge zu rechnen, insbesondere am Grund der Ostsee. Die regionale Differenzierung hält einem näheren Blick nicht stand, weil der „schwedische Typ“ anstehend auch aus Finnland sowie Norwegen (MELLIS 1931) und dem Bohuslän-Gebiet (ASKLUND 1947: 74) bekannt ist. Auf die Leitgeschiebe-Problematik weist schon MELLIS 1925 hin, trotz weitgehender Übereinstimmungen von Geschiebefunden mit finnschen Anstehendproben. Allenfalls lässt sich sagen, dass der „finnische Typ“ bevorzugt in ostschwedisch-baltischen Geschiebegemeinschaften zu beobachten ist.
Das nächste Bild (Abb. 8) zeigt einen quarzreichen Magmatit, der nur auf den ersten Blick einem Helsinkit ähnelt. Die rotbraunen Bereiche sind keine feinkörnige Grundmasse, sondern ein rotbraunes und hämatithaltiges Pigment, das zwischen den Zwickeln der Quarze vermutlich aus infiltrierten Lösungen ausgeschieden wurde (s. a. skan-kristallin.de).
Das nächste Beispiel ist ein Magmatit mit Blauquarz, weißen Feldspäten und roten Hämatit-Pigmenten. Die Feldspäte sind durch tektonische Einwirkung zerbrochen, teilweise weisen sie staffelartige, mit Quarz oder dunklen Mineralen verfüllte Risse auf. Kein Helsinkit, möglicherweise aber ein metasomatisch überprägtes Gestein.
In einem begrenzten Bereich wurden die gelblichen Plagioklase des Plutonits kräftig epidotisiert und auch die dunklen Minerale weitgehend umgewandelt, während der rote Alkalifeldspat unverändert erscheint. Der Geschiebefund (Abb. 13) illustriert eine selektive metasomatische Verdrängung von Mineralen durch hydrothermale Fluide.
Das Gestein besteht im Wesentlichen aus rotem Alkalifeldspat, teilweise imprägniert durch ein rotbraunes Pigment. Auch geringe Anteile eines zweiten Feldspats (weiß) sowie etwas Quarz sind erkennbar. Die feinkörnige Grundmasse enthält wechselnde Mengen von hellgrünem Epidot, chloritisierte dunkle Minerale sowie gelblichen Titanit.
Literatur
ASKLUND B 1923 Petrological studies in the neighbourhood of Stavsjö – SGU Arsbok. 17, 1923, S.40.
ASKLUND B 1947 Svenska Stenindustriomraden I-II Gatsten och Kantsten – Arsbok 40 (1946) No. 3, Sveriges Geologiska Undersökning Ser. C, No. 479; 187 S., 9 Abb., 8 Tafeln. Stockholm 1947
ECKERMANN H V 1925 A find of boulders of Helsinkite in the Parish of Alfta – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 47 (4): 504-511, Taf. 18-20, 2 Tab., Stockholm.
HESEMANN J 1929 Beiträge zur Kenntnis kristalliner Geschiebe – Zeitschrift für Geschiebeforschung 5 (3): 137-143, Berlin.
HESEMANN J 1930 Über einige neuere petrographische Arbeiten aus Schweden und Finnland (Helsinkite, Rapakiwi) – Zeitschrift für Geschiebeforschung 6 (4): 176-180, Berlin.
LAITAKARI A 1918 Einige Albitepidotgesteine von Südfinnland. Bulletin de la Commission géologique de Finlande, Vol. 51.
MELLIS O 1928 Über das Vorkommen von Helsinkitgeschieben in Lettland – Zeitschrift für Geschiebeforschung 4 (4): 145-150, 3 Abb., Berlin.
MELLIS O 1931 Beitrag zur Kenntnis deutscher Helsinkitgeschiebe – Zeitschrift für Geschiebeforschung 7 (4): 160-173, 4 Abb., Berlin.
MELLIS O 1931 Einige Ergänzungen zu J. HESEMANNs Aufsatz: „Über einige neuere petrographische Arbeiten aus Schweden und Finnland (Helsinkite, Rapakiwi)”. – Zeitschrift für Geschiebeforschung 7 (1): 34-37, Berlin.
MELLIS O 1932: Zur Genesis des Helsinkits. Vorläufige Mitteilung – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 54: 419-435, 8 Abb., Stockholm.
MEYER K-D 1987 Ein Helsinkit-Geschiebe von Volksdorf – Geschiebekunde aktuell 3 (3): 69-72, 1 Taf., Hamburg.
BURGATH KP & MEYER K-D 1989 Zwei Syenit-Geschiebe von Volksdorf bei Lüneburg – Archiv für Geschiebekunde 1 (1): 5-8, 1 Taf., Hamburg.
PREEDEN U, MERTANEN S, ELMINEN T, PLADO J 2009 Secondary magnetizations in shear and fault zones in southern Finland. Tectonophysics 479, 3-4, S. 203-213.
SIMONEN A 1948: On the petrochemistry of the infracrustal rocks in the Svecofennidic territory of southwestern Finland. Govt. Press Vol. 141
SIMONEN A 1971 Das finnische Grundgebirge – Geologische Rundschau, 1971, Bd. 60, S. 1406-1420.
TRÖGER E 1969 Spezielle Petrographie der Eruptivgesteine; Nr. 199, S. 92. Unveränderter Nachdruck 1969, Verlag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft.
ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988