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Rhombenporphyr

Abb. 1: Rhombenporphyr-Geschiebe aus Nordjütland, Slg. E. Figaj. Bildbreite ca. 40 cm.

Der Rhombenporphyr, das wohl bekannteste kristalline Leitgeschiebe, ist für jedermann leicht erkennbar. Als Rhombenporphyr wird in der Geschiebekunde eine Reihe von Vulkanit-Geschieben mit gemeinsamen Eigenschaften bezeichnet: in einer feinkörnigen Grundmasse finden sich mindestens einige Feldspat-Einsprenglinge, die längliche und bootsförmige („rhombenförmige“) Anschnitte aufweisen. Die Farbe der Grundmasse sowie Anzahl und Größe der Feldspat-Einsprenglinge ist variabel. Das Heimatgebiet der Rhombenporphyr-Geschiebe liegt im Oslograben in Süd-Norwegen, Vulkanite mit diesem Gefüge kommen nur dort vor. Die Bezeichnung geht auf Leopold von Buch zurück, der die Gesteine des Oslogebiets während seiner Norwegenreise 1806-1806 studierte (MEYER 2010, BUCH 1810).

Abb. 2: Rhombenporphyr, Nordjütland, Slg. E. Figaj.
  1. Vorkommen
  2. Petrographische Beschreibung
  3. Rhombenporphyr-Brekzien
  4. Rhombenporphyr-Konglomerat
  5. Rektangel-Porphyr
  6. Gang-Rhombenporphyre aus Bohuslän
  7. Stratigraphie der Rhombenporphyre
  8. Verbreitung der Rhombenporphyr-Geschiebe
  9. Funde aus Berlin und Brandenburg
  10. Literatur

1. Vorkommen

Die ausgedehnten Areale mit Rhombenporphyr-Vulkaniten im Oslo-Gebiet sind an die Entstehung eines Grabenbruchs vor etwa 280 Millionen Jahren gebunden (Oslo-Rift). Zur Zeit des Perm kam es in Folge von Dehnung der Erdkruste und Grabenbildung zum Aufstieg magmatischer Schmelzen. In mehreren Phasen intensiver vulkanischer Aktivität wurden zahlreiche Lavadecken abgelagert, darunter die Rhombenporphyre. Diese nehmen große Flächen im Südwesten (Vestfold) und im Norden (Krogskogen) des Oslogebietes ein, neben weiteren kleineren Vorkommen. Mit dem Magmatismus des Oslograbens verbinden sich weitere intrusive und effusive Gesteine, wie Larvikit, Tönsbergit, Ekerit, Oslo-Basalt, Foyait oder Nordmarkit. Einige von ihnen eignen sich ebenfalls als Leitgeschiebe. Die Vorkommen aus Vulkaniten und Plutoniten setzen sich in südwestlicher Richtung unter Wasser, am Boden von Oslofjord und Skargerrak fort.

Außerhalb des Oslogebietes, aber damit genetisch verbunden, stehen intrusive Rhombenporphyre in einem Gangsystem entlang der Küste von Bohuslän in West-Schweden an. Dieses Gebiet kommt ebenfalls als Lieferant von Rhombenporphyr-Geschieben in Frage, allerdings besitzen die Gänge eine vergleichsweise geringe Ausdehnung. Wie die Gesteine von dort aussehen, zeigt ein Artikel auf kristallin.de.

QUENSEL 1918 beschreibt ein kleines Vorkommen von tektonisch deformierten Rhombenporphyren aus dem Kebnekaise-Gebiet in Lappland. Ob aus diesem sehr weit nördlich gelegenen Gebiet Rhombenporphyr-Geschiebe nach Norddeutschland gelangten (und von den Rhombenporphyren des Oslo-Gebiets unterscheidbar sind), ist zweifelhaft. Zu erwähnen sind weitere Geschiebetypen, in denen rhombenförmige Feldspat-Einsprenglinge vorkommen (s. Abschnitt 2).

Abb. 3: Rhombenporphyr, polierte Schnittfläche. Geschiebe von Hohenfelde, Schleswig-Holstein.
Abb. 4: Nahaufnahme. Neben den rhombenförmigen Anschnitten einiger Feldspat-Einsprenglinge erkennt man mit Sekundärmineralen (u. a. Calcit und Epidot) verfüllte ehemalige Blasenhohlräume (Mandeln).

2. Petrographische Beschreibung

Bestimmendes Merkmal der Rhombenporphyre sind die länglichen, manchmal spitz zulaufenden rauten- oder bootsförmigen Anschnitte der Feldspat-Einsprenglinge. Dies betrifft nahezu alle, wenigstens aber einzelne Einsprenglinge innerhalb eines Geschiebes. Diese Eigenschaft der Feldspäte ist auf ihre besondere Kristallform zurückzuführen, verbunden mit ihrer Zusammensetzung. Dabei handelt es sich um Mischkristalle aus Na-K-Ca-Feldspat (sog. ternärer Feldspat, z. B. Anorthoklas). Im Unterschied zu „gewöhnlichen“ Magmatiten mit weitgehend getrennt voneinander kristallisierten Feldspatkomponenten Plagioklas (Na-Ca-Feldspat) und Kalifeldspat erfordert die Bildung von Anorthoklas ein sehr heißes sowie K- und Na-reiches Magma.

Die Feldspat-Einsprenglinge sind heller als die Grundmasse, gelegentlich weisen sie dunklere Kerne oder andersfarbige dünne Säume auf. Gelbliche, bräunliche oder graue Farben überwiegen, auch blassgrüne, rote oder leuchtend orange gefärbte Rhomben treten auf. Ihre Länge variiert (5-30 mm), ebenso die Einsprenglingsdichte. OFTEDAHL 1967 unterscheidet einen einsprenglingsreichen („klassischen“) Typ mit Feldspäten bis 2,5 cm Länge und einen einsprenglingsarmen Typ mit wenigen und kleinen Einsprenglingen bis 1,8 cm.

Als Folge von Entmischungsvorgängen erkennt man manchmal eine unregelmäßig netz- oder tropfenförmige bis wellige „Zeichnung“ innerhalb der Feldspäte (Abb. 4, 41). Diese unterscheidet sich von der perthitischen Entmischung der Alkalifeldspäte oder der polysynthetischen Verzwilligung der Plagioklase. Die Feldspäte neigen zur Bildung von Zwillingen, Mischkristalle aus mehreren Feldspat-Rhomben sind häufig (Doppelspitzen „Schwalbenschwänze“, Abb. 11), mehrfache oder sternförmige Zwillinge sowie zu Kristallhaufen vereinigte Feldspäte (glomerophyrisches Gefüge) seltener zu beobachten (Abb. 12, 13, 15).

Rhombenförmige Feldspat-Einsprenglinge finden sich in weiteren Gesteinstypen des Oslograbens, z. B. im Nordmarkit-Porphyr (s. skan-kristallin.de) oder in Plutoniten (Larvikit, Tönsbergit). Darüber hinaus treten sie vereinzelt in Gesteinen aus anderen Regionen auf, die aber kaum mit den Oslo-Gesteinen verwechselbar sind (Vaggeryd-Syenit, Sorsele-Granit, Heden-Porphyr, in syenitischen Gangporphyr-Geschieben, möglichweise aus Småland). Auch Diabase können einzelne rhombenförmige Plagioklase enthalten, denen aber die stromlinienförmige Gestalt der Rhombenporphyr-Feldspäte fehlt.

Die Grundmasse der Rhombenporphyre ist feinkörnig bis körnig und von brauner oder grauer Farbe, auch mit grünlichem, rötlichem oder orangefarbenem Stich. Rote bis violette und nahezu dicht erscheinende Grundmassen sind seltener und finden sich in Lavastrombrekzien bzw. Pyroklastika (Abb. 26, 28-29). Seltener sind grüne, dunkelgraue oder sehr helle Farben (Abb. 68). Geschiebe können durch Verwitterung oberflächlich stark ausbleichen.

Grundmassen mit erkennbaren Einzelkörnern (über 1 mm) lassen auf eine langsame Abkühlung des Magmas schließen (Abb. 22-24). Diese Gesteine können subvulkanische Bildungen oder Gangporphyre sein. Aber auch im Inneren einer Lavadecke kann die Kristallisation entsprechend langsam verlaufen sein. Daher sollten solche körnigen Typen nicht automatisch als „intrusiver“ Rhombenporphyr angesprochen werden. Sie kommen im Oslogebiet und an der westschwedischen Küste (Bohuslän, Abb. 43-48) vor. Entsprechende Geschiebefunde sind zunächst nicht der Herkunft nach unterscheidbar. Darüber sind aus dem Anstehenden allmähliche Übergänge von Rhombenporphyren in Plutonite (z. B. Tönsbergit) bekannt (Abb. 49).

Als weitere Bestandteile der Rhombenporphyre treten in geringer Menge dunkle Minerale hinzu, die von Hand kaum bestimmbar sind (Biotit, Augit und Erz nach ZANDSTRA 1988). Etwa jedes fünfte Rhombenporphyr-Geschiebe reagiert auf einen Handmagneten, etwa jeder zehnte Fund ist deutlich bis stark magnetisch (statistische Erhebung an RP-Geschieben aus Brandenburg). Regelmäßig lassen sich sekundär gebildete Minerale wie Calcit, Epidot, auch transparenter Quarz als Füllung ehemaliger Blasenhohlräume beobachten. Bei einem hohen Anteil an Mandeln kann man von einem Rhombenporphyr-Mandelstein sprechen (Abb. 14). Auch Geschiebefunde blasenreicher Laven ohne Hohlraumfüllungen (meist der einsprenglingsarme Typ) treten auf (Abb. 59).

Petrographisch gehören die Rhombenporphyre zu den Latiten (vulkanisches Äquivalent der Monzonite), sind also SiO2-arme Vulkanite mit einem Anteil von jeweils 35-65% Alkalifeldspat und Plagioklas in Form von ternärem Feldspat. Eine kleine Auswahl von Geschiebefunden (Abb. 5-10) zeigt exemplarisch ihr variables Erscheinungsbild. Anstehendproben und weitere Geschiebefunde sind auf skan-kristallin.de und kristallin.de zu sehen.

Abb. 11: Verzwilligung rhombenförmiger Feldspäte in einem Geschiebe aus der Kiesgrube Kröte (Wendland, Niedersachsen).
Abb. 12: mehrfache Verzwilligung in einem Rhombenporphyr von Hirtshals; gleicher Stein wie Abb. 7.
AAbb. 13: Anorthoklas-„Drilling“, Geschiebe von Westermarkelsdorf/Fehmarn.
Abb. 14: Rhombenporphyr-Mandelstein, Aufnahme unter Wasser, Geschiebe von Hökholz. Die weißen Mandeln bestehen aus Kalzit.
Abb. 15: Nahaufnahme, mehrfache Verzwilligung von Feldspat-Einsprenglingen.
Abb. 16: Nahaufnahme einer Mandel, gefüllt mit bläulichen Quarz und gebändertem Chalcedon bzw. Achat. Geschiebe von Stenbjerg (DK), Slg. E. Figaj.
Abb. 17: einsprenglingsarmer Rhombenporphyr (Mandelstein) mit Einschluss eines dunklen Rhombenporphyrs mit grünlichem Reaktionssaum. Geschiebe von Broager (DK).
Abb. 18: Nahaufnahme
Abb. 19: Im Ausnahmefall können die Feldspat-Einsprenglinge dunkler als die Grundmasse sein. Geschiebe von Steinbeck/Klütz.
Abb. 20: Feldspäte mit dunklem Kern und hellem Saum (Rhombenporphyr vom Langtangen-Typ, RP14a). Vigsö-Bucht (DK), Slg. E. Figaj.
Abb. 21: Rhombenporphyr, Langtangen-Typ (RP14a), ex coll. H. Arildskov, Geschiebe von Steinvik/Tofte (NOR).
Abb. 22: Rhombenporphyr mit körniger Grundmasse. Geschiebe von Hirtshals, Slg. E. Figaj.
Abb. 23: Rhombenporphyr mit körniger Grundmasse, Übergang zu einem plutonischen Gefüge (Gangporphyr). Geschiebe von Steinvik/Tofte (NOR), ex coll. H. Arildskov, Rhombenporphyr vom Vetakollen-Typ.
Abb. 24: Einige der grauen Rhomben weisen einen hellen oder grünlichen Saum auf.

3. Rhombenporphyr-Brekzien

Die mächtigen Lavadecken der Rhombenporphyre entstanden durch ein vergleichsweise „ruhiges“ Ausfließen eines sehr heißen und dünnflüssigen Magmas, ähnlich dem Basaltvulkanismus von Ozeaninseln (z. B. Hawaii, Kanaren). Explosive Ausbrüche waren die Ausnahme, echte pyroklastische Bildungen treten innerhalb der Rhombenporphyr-Decken daher nur sehr untergeordnet auf. Als Geschiebe finden sich gelegentlich Brekzien mit Rhombenporphyr-Fragmenten, darunter Lapillisteine und Lapillituffe (Abb. 25, 27) sowie Lavastrombrekzien (Abb. 26, 28-29). Erstere können bei Umlagerung durch Erosion abgelagert worden sein, ein anderer Typ von Brekzien entstand innerhalb von Lavaströmen.

Abb. 25: Lapillistein mit Rhombenporphyr-Fragmenten. Geschiebe von Hirtshals (DK).
Abb. 26: Rhombenporphyr-Brekzie (Lavastrombrekzie), Geschiebe von Johannistal, Slg. E. Figaj.
Abb. 27: Lapillituff mit grünlicher Tuff-Matrix und Rhombenporphyr-Fragmenten. Geschiebe von Steinvik/Tofte (NOR), ex coll. H. Arildskov.
Abb. 28: Anstehendprobe einer Rhombenporphyr-Brekzie, polierte Schnittfläche. Straßenaufschluss an der E18, N Tönsbro (59.36765, 10.38139), T. Brückner leg.

Die rotbraunen und eckigen bis kantengerundeten Fragmente eines Rhombenporphyrs liegen einer grauvioletten Matrix, darin zahlreiche kleinere Fragmente und zerbrochene Feldspat-Rhomben. Der rotbraune Rhombenporphyr dürfte durch die grauviolette Lava mitgerissen worden sein (Lavastrombrekzie). Unscharfe Konturen (randliche Aufschmelzung) im Fragment links der Bildmitte weisen auf eine beginnende Assimilation durch das graue Magma hin.

Abb. 29: Die Mandeln im Fragment oberhalb der Bildmitte wurden durch fließende Bewegung im schmelzflüssigen Zustand verformt.

4. Rhombenporphyr-Konglomerat

Zwischen einzelnen Rhombenporphyr-Lagen kam es während längerer Zeiten vulkanischer Inaktivität zur Umlagerung von Vulkanit-Klasten und Ablagerung von Konglomeraten (Rhombenporphyr-Konglomerat). Sie weisen eine sandige Matrix auf und enthalten rundliche Rhombenporphyr-Lithoklasten (optional Quarzporphyr- und Basalt-Lithoklasten, vgl. Krogskogen-Konglomerat auf skan-kristallin.de). Als Geschiebe sind diese klastischen Sedimentgesteine ziemlich selten zu finden und dürfen nicht mit jenen in älterer Literatur mitunter als „Rhombenporphyr-Konglomerat“ bezeichneten Lapillisteinen und Lapillituffen verwechselt werden.

Abb. 30: Rhombenporphyr-Konglomerat, Geschiebe von Hirtshals, ex coll. H. Arildskov, Breite 13 cm.

5. Rektangel-Porphyr

Die Vulkanite der Lagen RP13 und RP14 enthalten nahezu rechteckige Feldspat-Einsprenglinge. Diese Rektangel-Porphyre sind im Vergleich zu den Rhombenporphyren als Geschiebe bedeutend seltener zu finden. Ihre Grundmasse ist feinkörnig bis dicht und von grauer bis dunkelgrauer, gelblichgrauer oder gelblichgrüner Farbe. Die grauen, blass gelblichen oder grünlichen Feldspäte erreichen eine Größe von mind. 1 cm bis max. 5 cm. Das Verhältnis der Kanten beträgt oft 2:1 – 4:1, auch nahezu quadratische Feldspat-Einsprenglinge kommen vor. Gelegentlich lässt sich eine Zonierung der Einsprenglinge (dunklere Kerne, heller Rand) beobachten. Unter den Rektangel-Porphyren wird eine Reihe von Varianten unterschieden (Svarten-Typ, Pipenhus-Typ, Øyangen-Typ etc.).

Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht offenbar mit Diabasen, zumindest wurden in der Vergangenheit immer wieder basaltische oder doleritische Gesteine mit rechteckigen Plagioklas-Einsprenglingen als „Rektangel-Porphyr“ bestimmt. Diese Diabase oder Dolerite weisen aber oft eine körnige Grundmasse auf, auch mit ophitischem Gefüge (kleine Plagioklasleisten in der Grundmasse). Bruchflächen der größeren Plagioklase zeigen in der Regel die typische polysynthetische Verzwilligung und weisen keine Zonierung auf. Gibt es am Fundort keine Rhombenporphyre, ist auch mit Funden von Rektangel-Porphyren nicht zu rechnen.

Abb. 31: Rektangel-Porphyr (Svarten-Typ, RP13c), Storflåta Flaka (NOR), ex coll. H. Arildskov.
Abb. 32: Rektangel-Porphyr, Svarten-Typ, ex coll. H. Arildskov, vermutlich ein Nahgeschiebe aus Südnorwegen.
Abb. 33: Rektangel-Porphyr, Anstehendprobe nördlich von Sörkedal (NOR), A.P. Meyer leg.
Abb. 34: Rektangel-Porphyr, Ågårdsli-Typ?, Slagentangen (NOR), Breite 22 cm, Slg. T. Brückner.
Abb. 35: Rektangel-Porphyr, Slagentangen (NOR), Breite 18 cm, Slg. T. Brückner.
Abb. 36: Rektangel-Porphyr, Han-Klint, Limfjord (DK), Slg. D. Lüttich.
Abb. 37: Rektangel-Porphyr, Øyangen-Typ, Steinvik/Hurum (NOR), ex coll. H. Arildskov.
Abb. 38: Rektangel-Porphyr, Nahgeschiebe von Tofte (NOR), Slg. F. Wilcke (Wittstock), Aufnahme unter Wasser.

Rechteckige Feldspäte treten auch in anderen RP-Lagen auf. Abb. 39 ist ein Nahgeschiebe von Tofte (NOR) mit zonierten Einsprenglingen (grüner Kern, orangefarbener Rand).

Abb. 39: Rektangel-Porphyr (RP7?) Nahgeschiebe von Tofte (NOR), Slg. F. Wilcke (Wittstock).

Abb. 40/41: Rektangel-Porphyr, Nahgeschiebe von Tofte (NOR), Slg. F. Wilcke (Wittstock).

Der Rektangel-Porphyr vom Pipenhus-Typ (RP13) enthält sehr schlanke Feldspat-Leisten, sieht im Grunde also wie ein plagioklas-porphyrischer Basalt aus und ist von diesem nur schwer unterscheidbar. Hinweise sind eine braune oder violette Farbe der Grundmasse. Diese erscheint feinkörnig und enthält keine kleinen Feldspatleisten (kein doleritisches Gefüge).

Abb. 42: Rektangel-Porphyr, Pipenhus-Typ, Breite 14 cm. Vigsö-Bucht (Dänemark), Slg. E. Figaj.

6. Gang-Rhombenporphyre aus Bohuslän

Abb. 43-46 zeigt Anstehendproben intrusiver Rhombenporphyre aus dem Gangsystem in Bohuslän in West-Schweden. Für eine ausführliche Darstellung s. kristallin.de. Die Außenseite des Ganges besteht aus einem basischen Rhombenporphyr (Abb. 43-44), im Inneren aus einem grünlichgrauen Rhombenporphyr mit syenitischen Gesteinseinschlüssen (Abb. 45-46).

Abb. 43: Basischer intrusiver Rhombenporphyr von Kungshamn (Bohuslän/Schweden). Das Gestein ähnelt durch die graue Grundmasse und hellen, bis 1 cm großen Feldspat-Einsprenglingen einem Dolerit. Rhombenförmige Anschnitte sind nur vereinzelt erkennbar. Polierte Schnittfläche, leg. T. Brückner.
Abb. 44: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 45: Gang-Rhombenporphyr mit körniger Grundmasse und wenigen grauen, überwiegend aber rhombenförmigen Feldspat-Einsprenglingen. Neben dunklen und hellen Mandeln sind Einschlüsse eines hellroten syenitischen Gesteins erkennbar. Polierte Schnittfläche einer Anstehendprobe von Kungshamn (Bohuslän/Schweden).
Abb. 46: Nahaufnahme
Abb. 47: Intrusiver Rhombenporphyr, loser Stein von Rösso in Bohuslän (SW-Schweden), direkt oberhalb vom anstehenden Rhombenporphyr-Gang. Breite 20 cm, Slg. T. Brückner.
Abb. 48: Das Gestein enthält bis 5 cm lange und graue Feldspat-Rhomben, die Grundmasse erscheint doleritisch.
Abb. 49: Übergangsgefüge von Rhombenporphyr und Tönsbergit (?), Geschiebe vom Limfjord (DK), Breite 12 cm, ex coll. H. Arildskov.

7. Stratigraphie der Rhombenporphyre

Um eine stratigraphische Vergleichbarkeit im Anstehenden zu ermöglichen, unterscheidet OFTEDAHL 1967 zunächst 26 einzelne Rhombenporphyr-Lagen hinsichtlich Größe, Form und Packung der Feldspat-Einsprenglinge. Hinzu kommen weitere Unter- sowie regionale Typen. Selbst im Gelände kann die genaue Zuordnung Schwierigkeiten bereiten, man sieht sich bei diesen Vulkaniten (und Vulkaniten allgemein) mit einer hohen Variabilität hinsichtlich ihrer Ausbildung konfrontiert. Selbst innerhalb einer einzelnen RP-Lage können auf engstem Raum ganz unterschiedliche Gefüge auftreten.

Die Zuordnung von Geschiebefunden zu bestimmten RP-Lagen ist daher nur sehr eingeschränkt möglich, zumal auffällige Rhombenporphyr-Varianten nicht an eine bestimmte vulkanostratigraphische Position gebunden sein müssen. Vielmehr können in verschiedenen Phasen des Vulkanismus Porphyre mit ganz ähnlichen Merkmalen entstanden sein, vor allem oberhalb der Lage RP15 (JENSCH 2013a: 60). In diesem Fall führt selbst der Vergleich mit Anstehendproben zu Irrtümern (MEYER AP 1969). Des Weiteren können Vorkommen von Rhombenporphyr-Varianten durch frühere Vereisungen bereits vollständig abgetragen sein. Zuletzt ist die Fortsetzung der Vorkommen von Oslo-Gesteine in südlicher Richtung unter Wasser zu berücksichtigen. Von dort könnten weitere, im Anstehenden unbekannte Varianten stammen.

Anstehendproben der einzelnen RP-Lagen sind auf vendsysselstenklub.dk abgebildet. Bei der Bestimmung von Geschieben empfiehlt sich Zurückhaltung, allenfalls sollte man sich mit der Zuordnung zu übergeordneten Gefügetypen begnügen, z. B. Kolsås-Typ, ein einsprenglingsreicher Typ mit vielen, annähernd durch magmatische Lamination annähernd parallel angeordneten Rhomben (RP1, z. B. Abb. 2, 56; der Typ kommt auch in den Lagen RP17, 23, 24, 26 vor); weiterhin Rektangel-Porphyr, evtl. Langtangen-Typ (RP14a).

8. Verbreitung der Rhombenporphyr-Geschiebe

Ausgehend vom Oslograben wurden Rhombenporphyr-Geschiebe zu verschiedenen Zeiten von Eisströmen über Dänemark und NW-Deutschland nach Süden transportiert (Abb. 51). In westlicher Richtung finden sich Rhombenporphyr-Geschiebe in Schottland und England (EHLERS 1988, K-D MEYER 1993, 2010), in südwestlicher Richtung in den Niederlanden (HUISMAN 1971). Auch aus Schweden liegt eine Fundmeldung vor (HILLEFORS 1968). Eine Kuriosität sind zwei identische Funde von Rhombenporphyr-Geschieben (sowie ein Drammen-Rapakiwi) von der Insel Leka, weit nördlich vom Oslograben (Mitteilung A. Bräu, Abb. 50). Der Transportmechanismus (Eisschollendrift, anthropogene Verschleppung?) ist bislang ungeklärt.

Abb. 50: Verbreitungsgebiet der Rhombenporphyr-Geschiebe. 1 – Gesteine des Oslograbens, Fortsetzung des Vorkommens unter Wasser; 2 – Geschiebefächer Rhombenporphyr (Hauptverbreitungsgebiet); 3 – östliche Verbreitungsgrenze; 4 – Maximalausdehnung der nordischen Inlandvereisungen. Karte nach SCHULZ 1973.
Abb. 51: Rhombenporphyr, Geschiebefund von der Insel Leka (mittleres Norwegen), etwa 500 km nördlich von Oslo. Probe und Foto: A. Bräu.

In Deutschland sind Rhombenporphyr-Geschiebe von N- und NW- Deutschland bis nach Sachsen weit verbreitet. Vereinzelte Fundberichte liegen aus Polen und Tschechien vor (vgl. Literaturhinweise in SCHNEIDER & TORBOHM 2020). Außerhalb des allgemeinen Verbreitungsgebietes, östlich der Linie Mecklenburg-Brandenburg-Sachsen, treten sie als Einzelfund auf. Die östliche Verbreitungsgrenze wird in SCHULZ 1973, 2003 und 2012 diskutiert (s. a. Abb. 51).

9. Funde aus Berlin und Brandenburg

Aus Berlin und Brandenburg wurden in jahrelanger Sammeltätigkeit bislang 82 Rhombenporphyr-Geschiebe zusammengetragen (Stand: 01/2021; Dokumentation in SCHNEIDER & TORBOHM 2020). Die Funde belegen einen weit nach Osten reichenden Transport dieser Gesteine in ein Gebiet, das überwiegend durch baltische und ostschwedische Geschiebegemeinschaften geprägt ist. Abb. 52 zeigt alle Fundpunkte. Eine hohe Fundanzahl an einigen Lokalitäten spricht nicht unbedingt für ein gehäuftes Auftreten, sie könnte auch auf eine entsprechend aktive Sammeltätigkeit zurückzuführen sein. Der Erhaltungszustand der Rhombenporphyr-Geschiebe ist im Allgemeinen dürftig: die Grundmassen sind ausgebleicht, die Gesteine stark verwittert, manchmal regelrecht durchgewittert.

Abb. 52: Fundpunkte von Rhombenporphyr-Geschieben in Brandenburg; Grafik verändert nach Benutzer Grabenstedt 2007, Quelle: wikipedia.de, Lizenz: CC BY-SA 3.0. Daten aus STACKEBRANDT & MANHENKE 2002.

1 – Damsdorf-Bochow bei Lehnin (9 Funde)
2 – Teschendorf bei Oranienburg (8 Funde)
3 – Hohensaaten (9 Funde)
4 – Niederlehme (10 Funde)
5 – Fresdorfer Heide (7 Funde)
6 – Ziezow (5 Funde)
7 – Gebiet um Fürstenwalde (Slg. Bennhold; 53 Funde).

Die Rhombenporphyr-Geschiebe stammen überwiegend von Lokalitäten mit oberflächennah aufgeschlossenen Ablagerungen der Weichsel-Vereisung. Viele Kiesgruben liegen aus bergbaulichen Erwägungen am Rande von Hochflächen oder Urstromtälern. Lediglich 11 der insgesamt 82 Funde (14%) lassen sich unmittelbar mit saalekaltzeitlichen (oder älteren) Ablagerungen in Zusammenhang bringen. Allerdings bieten diese im südlichen Brandenburg gelegenen Altmoränenhochflächen nur wenige Aufschlüsse.

Die dokumentierten Funde sind ausschließlich Einzelfunde von Überkornhalden in. Diese grobe, aus sandigen bis kiesigen Horizonten abgetrennte Gesteinsfraktion kann umgelagertes Material aus älteren Glazial-Ablagerungen enthalten. Statistische Daten zur glaziostratigraphischen Verbreitung von Rhombenporphyr-Geschieben in weichsel- und saalezeitlichen Ablagerungen in brandenburgischen Glazialablagerungen ließen sich daher nicht erheben und wären nur durch Zählungen aus Tillablagerungen zu leisten. Entsprechende Funde dürften hier jedoch auch bei ausdauernder Suche nur sehr selten gelingen.

Bemerkenswert ist die hohe Fundanzahl in unmittelbarer Nähe der nordöstlichen Verbreitungsgrenze der Rhombenporphyr-Geschiebe am Nordrand des Oderbruchs (s. SCHULZ 1973). Aus der Grube Hohensaaten (Lokalität 3 in Abb. 52) stammen 9, aus mittlerweile stillgelegten Gruben der unmittelbaren Umgebung zwei weitere Funde.

Der Geschiebesammler W. Bennhold trug im Laufe mehrerer Jahrzehnte mindestens 53 Rhombenporphyr-Geschiebe zusammen. Sie stammen überwiegend aus dem kompliziert gebauten Stauchmoränenkomplex der Rauener Berge im Bereich des Frankfurter Stadiums der Weichsel-Vereisung. Nach ZWENGER 1991 ist der genaue Herkunftshorizont zwar nicht präzisierbar, jedoch dürften die RP-Geschiebe überwiegend saalezeitlichen Bildungen entstammen, weil die weichselkaltzeitlichen Ablagerungen hier nur geringmächtig ausgebildet sind. Bennholds Funde werden in der Geschiebesammlung im Museum Fürstenwalde aufbewahrt (Abb. 58).

Als Ursache für Fundhäufungen von Rhombenporphyren außerhalb ihres Hauptverbreitungsgebietes nennt SCHULZ 1973 einen wechselnden Einfluss des norwegischen Gletscherstroms. Rhombenporphyre wurden während des Drenthe-Stadiums der Saale-Vereisung und während des Brandenburgischen Stadiums der Weichsel-Vereisung weit nach Osten transportiert. Auch EIßMANN 1967 (in EHLERS 2011: 47) nimmt an, dass ein norwegisch-westschwedischer Eisstrom, dessen östlichste Ausdehnung etwa bis in den Raum Bornholm reichte, zu verschiedenen Zeiten durch einen nordschwedisch-finnischen Eisstrom abgelenkt wurde. Rhombenporphyr-Geschiebe von relativ weit östlich gelegenen Fundlokalitäten dürften daher eher nicht aus aufgearbeiteten Ablagerungen der Elster-Vereisung stammen. Dafür spricht auch die weit westlich der Maximalausdehnung elsterzeitlicher Sedimente, etwa im Raum Grimma gelegene Verbreitungsgrenze der Rhombenporphyre in Sachsen (SCHULZ 1973).

Geschiebefunde anderer Gesteine aus dem Oslo-Graben scheinen trotz intensiver Suche in Brandenburg nur sehr spärlich vorzukommen. MEYER AP 1964 berichtet von Fundhäufungen in der Kiesgrube am Stener Berg (Berlin). Aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam stammen zwei, aus der Kiesgrube Niederlehme ein Larvikit-Geschiebe. Ein weiterer Fund durch W. Bennhold aus den Rauener Bergen wird im Museum Fürstenwalde aufbewahrt. Herr D. Schmälzle (†) (Berlin) berichtet von einem Larvikit-Geschiebe aus dem nördlichen Brandenburg (mündl. Mitteilung). Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang vereinzelte Funde südwestschwedischer Leitgeschiebe wie Schonengranulit und „Flammenpegmatit“ (Slg. Torbohm: 7 Funde), die bisher offenbar nur wenig Beachtung fanden und ebenfalls durch einen norwegisch-westschwedischen Eisstrom nach Brandenburg gelangt sein dürften.

Abb. 53: Bisher größter Rhombenporphyr-Fund aus Brandenburg (20 x 15 x 10 cm); gut erhaltenes Exemplar mit dunkelgrauer Grundmasse und silbrig glänzenden, transparenten Feldspäten; Kiesgrube Niederlehme bei Berlin; Slg. M. Torbohm.
Abb. 56: Rhombenporphyr mit eingeregelten Feldspäten (Kolsås-Typ), Kiesgrube Niederlehme.
Abb. 57: Rhombenporphyr mit gelblichen bis orangefarbenen Feldspäten, Aufnahme unter Wasser (Kiesgrube Niederlehme).
Abb. 58: Eigens gedrucktes „Festkärtchen“ zum 50. Rhombenporphyr-Fund aus der Umgebung von Fürstenwalde (Sammlung Bennhold, Museum Fürstenwalde).
Abb. 59: Blasige Rhombenporphyr-Lava, einsprenglingsarmer Typ. Kiesgrube Teschendorf, leg. St. Schneider.
Abb. 60: Rhombenporphyr-Lapillistein, polierte Schnittfläche. Kiesgrube Falkenthal, Löwenberger Land.
Abb. 61: Rhombenporphyr aus roten und braunen, fest miteinander verbundenen Vulkanit-Fragmenten (Lavastrombrekzie). Die Bezeichnung „Agglomeratlava“ ist nach aktueller Nomenklatur Pyroklastiten vorbehalten, die zu mind. 75% aus Bomben (Vulkanoklasten über 63 mm) bestehen. Fundort: Hohensaaten an der Oder, Slg. St. Schneider.
Abb. 62: Rhombenporphyr-Geschiebe aus SE-Brandenburg (Papproth, Tagebau Welzow-Süd, Niederlausitz).
Abb. 63: Fund aus dem Berliner Stadtgebiet; Kiesgrube Spandau, leg. A.P. Meyer, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 64: rotgrauer Rhombenporphyr, Kiesgrube Hartmannsdorf bei Berlin.
Abb. 65: graubrauner, deutlich magnetischer Rhombenporphyr mit dunkelgrauen Feldspäten, umgeben von gelben Säumen (Langtangen-Typ, RP14a); polierte Schnittfläche, Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 66: Rhombenporphyr mit körniger Grundmasse. Kiesgrube Oderberg-Bralitz; Slg. St. Schneider.
Abb. 67: Intrusiver Typ mit körniger Grundmasse. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg.
Abb. 68: Der helle Rhombenporphyr enthält sekundär mit klarem Quarz gefüllte ehemalige Blasenhohlräume. Kiesgrube Borgsdorf/Velten bei Oranienburg, leg. St. Schneider.

Der letzte Fund ist ein großes Rhombenporphyr-Geschiebe aus der Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.

Abb. 69: Rhombenporphyr, Kiesgrube Teschendorf, Breite 16 cm.

10. Literatur

BUCH L v 1810 Reise durch Norwegen und Lappland – Berlin.

EHLERS J 1988 Skandinavische Geschiebe in Großbritannien – Der Geschiebesammler 22 (2): 49-64, 5 Abb., Hamburg.

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Lamprophyre

Abb. 1: Schonen-Lamprophyr, basaltähnliches Gestein mit orangebraunen Olivin- und schwarzgrünen Pyroxen-Einsprenglingen. Geschiebe von der Halbinsel Wustrow bei Rerik.
Abb. 2: Nahaufnahme
  1. Allgemeines
  2. Schonen-Lamprophyr
  3. Weitere Vorkommen
  4. Lamprophyre und Alkalivulkanite südlicher Herkunft
  5. Literatur

1. Allgemeines

Lamprophyre bilden eine eigenständige Gesteinsgruppe dunkler und basaltähnlicher Ganggesteine unter den Alkaligesteinen. Die Bezeichnung (lamprós griech. hell, glänzend) verweist auf die glänzenden Kristallflächen großer Amphibol- oder Biotit-Einsprenglinge auf der Bruchfläche (Abb. 23). Nur porphyrische Varianten sind auch mit einfachen Mitteln als Lamprophyre erkennbar. Die Grundmasse der Gesteine ist feinkörnig, neben Biotit und/oder Amphibol können Pyroxen oder Olivin als Einsprengling auftreten. Olivin besitzt eine grüne, im alterierten Zustand eine gelbliche bis rötlichbraune Färbung. Lamprophyre reagieren auf einen Handmagneten und enthalten in der Regel einige mit weißen Sekundärmineralen (Kalzit, Zeolithe) verfüllte Blasenhohlräume (sog. Ocelli). Feldspat- und Quarz-Einsprenglinge kommen nicht vor.

Die Gesteine werden in großer Tiefe aus Mantelschmelzen gebildet und steigen in der Spätphase von Intrusionen als Gänge auf, z. B. in Alkaligesteinsvorkommen, aber auch als Begleiter von Granitplutonen. Die einst unüberschaubare Fülle von Lokal- und Spezialbezeichnungen für Lamprophyre und andere Alkaligesteine wurde weitgehend durch eine Klassifikation nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung obsolet (DARRELL 2008). Dabei spielt die Zusammensetzung der Grundmasse eine wichtige Rolle, die aber nur durch Laboruntersuchungen ermittelbar ist:

  • Kersantit: Biotit-Hornblende-Augit-Lamprophyr. In der Grundmasse überwiegt Plagioklas über Orthoklas.
  • Minette: Biotit-Hornblende-Augit-Lamprophyr. In der Grundmasse überwiegt Orthoklas über Plagioklas.
  • Spessartit: Hornblende-Augit-Lamprophyr; Grundmasse: Plagioklas > Orthoklas.
  • Vogesit: Hornblende-Augit-Lamprophyr; Grundmasse: Orthoklas > Plagioklas.
  • Sannait: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr; Grundmasse: Orthoklas > Plagioklas; Foide treten nur untergeordnet auf.
  • Camptonit: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr; Grundmasse: Plagioklas > Orthoklas; Foide treten nur untergeordnet auf.
  • Monchiquit: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr, glasige Grundmasse oder ausschließlich Foide in der Grundmasse.

Neben den Lamprophyren existieren weitere alkalireiche Gesteinsgruppen mit einer eigenen Klassifikation (Lamproite, Kimberlite, Melilithite). Als Geschiebe spielen diese Gesteinsgruppen keine Rolle. Früher wurden einige Gesteine zu den Lamprophyren gezählt, z. B. der Alnöit (ultramafischer Lamprophyr, heute zu den melilithführenden Gesteinen gerechnet). Der Damtjernit aus dem Fen-Gebiet (Abb. 12), einst als Kimberlit bezeichnet, ist ein melanokrater Nephelin-Lamprophyr.

Lamprophyre sind ein seltener Geschiebefund. Der bekannteste Vertreter, der Schonen-Lamprophyr (Abb. 1-7), kann lokal gehäuft auftreten. Er besitzt einen Doppelgänger südlicher Herkunft, der als Flussgeröll aus Nordböhmen oder Sachsen nach Norden transportiert wurde und in Brandenburg und Sachsen gefunden wird (Abb. 15-22). In Gebieten mit viel Gesteinsmaterial aus dem Oslo-Graben bestehen Fundmöglichkeiten für Lamprophyre (u. a. Camptonit, Abb. 8-9).

2. Schonen-Lamprophyr

Das basaltähnliche und schwere Gestein besitzt eine feinkörnige Grundmasse und enthält Einsprenglinge von grünlich-schwarzem Pyroxen und hellgrünem Olivin bzw. gelblichbraunen bis rotbraunen Olivin-Relikten. Darüber hinaus finden sich regelmäßig mit weißen Sekundärmineralen gefüllte Blasenhohlräume. Eine feinporphyrische Variante mit 2-5 mm großen Einsprenglingen ist als Geschiebe bedeutend häufiger zu finden als der grobporphyrische Typ (Einsprenglinge über 1 cm). Eine alternative, am Mineralbestand orientierte Bezeichnung für alkalibasaltische Gesteine mit einem hohen Gehalt an Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen ist Ankaramit. Schonen-Lamprophyre können gehäuft an Lokalitäten mit einem hohen Anteil an Schonen-Basaniten zu finden sein (z. B. am Geröllstrand von Steinbeck/Klütz).

Abb. 3: Schonen-Lamprophyr, feinkörniges basaltähnliches Gestein mit Einsprenglingen von Pyroxen (schwarz) und Olivin (gelblichbraun, grün) sowie weißen Hohlraumfüllungen mit Sekundärmineralen. Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Steinbeck (Klütz).
Abb. 4: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche: Einsprenglinge von schwarzgrünem Pyroxen und Olivin, teils als gelblichbraunes Umwandlungsprodukt, teils unverändert und grün.
Abb. 5: Schonen-Lamprophyr, Geschiebe von der Insel Poel, Breite 19 cm.
Abb. 6: gleicher Stein, Detailaufnahme

Die Gesteine bilden gangförmige Vorkommen in Zentral-Schonen, entstanden im Perm und Karbon und gehören zum Gangschwarm der NW-Dolerite. Anstehendproben liegen aus dem Steinbruch Torpa Klint (Abb. 7) und der Gegend von Tolånga vor. Nach OBST 1999 handelt es sich dabei um Camptonite, basaltische Camptonite und Olivin-Basalte mit einer für Lamprophyre typischen geochemischen Signatur. Weitere Funde sind auf skan-kristallin.de abgebildet.

Abb. 7: Schonen-Lamprophyr, polierte Schnittfläche einer Anstehendprobe aus dem Steinbruch Torpa Klint (Schonen). In einer feinkörnigen Grundmasse liegen große Einsprenglinge von Pyroxen, kleinere braune Körner von Olivin und Mandeln mit weißen Sekundärmineralen. Bild aus skan-kristallin.de.

3. Weitere Vorkommen

Die Vulkanite und Plutonite des Oslograbens werden von alkalischen Ganggesteinen und Lamprophyren begleitet (Camptonit, Jacupirangit, Madeirit, Tinguait u. a., s. BRØGGER 1932, skan-kristallin.de). Fundmöglichkeiten für solche Gesteine bestehen an Lokalitäten mit viel Oslo-Material, aber auch dort sind sie aufgrund der geringen Ausdehnung der Vorkommen ein seltener Fund. Schwierigkeiten dürften sich bei der Bestimmung und Unterscheidung der verschiedenen, meist feinkörnigen Alkaligesteine ergeben.

Einige Oslo-Augit-Basalte, mit oder ohne Plagioklas-Einsprenglingen, enthalten neben gedrungenen Pyroxen-Einsprenglinge oftmals auch rotbraunen Olivin sowie Kalzit-Mandeln (Beschreibung in JENSCH 2014). Auch melanit- bzw. andraditführende Ankaramite treten im Westen des Oslo-Rifts auf (JENSCH 2014, SEGALSTAD 1979: 224). Von Vestby ist ein Lamprophyr mit Orbiculargefüge bekannt (BRYHNI & DONS 1975).

Unter Vorbehalt erkennbar, wahrscheinlich aber kein Leitgeschiebe, sind porphyrische und einsprenglingsreiche Varianten des Camptonits (Abb. 8-9). Das feinkörnige Gestein besitzt eine graue bis grünlichgraue angewitterte Außenseite und eine schwarz bis violettschwarz getönte Bruchfläche. Reichlich schwarzer und idiomorpher Pyroxen und/oder Alkaliamphibol treten als wenige mm bis 1 cm große Einsprenglinge auf. Zusätzlich finden sich weiße Mandeln mit Sekundärmineralen sowie einige Plagioklasleisten bis 5 mm Länge, die infolge magmatischer Korrosion häufig abgerundet sind (Beschreibung nach ZANDSTRA 1988: 400, Anstehendproben auf skan-kristallin.de).

Abb. 8, 9: Camptonit, angewitterte Außenseite und Bruchfläche; Maena (Norwegen), Westfuß von Brandberget, Kirchspiel Brandbu, leg. Finckh 1906; Sammlung der BGR in Berlin/Spandau.

Der nächste Geschiebefund ist ein feinkörniger basischer Vulkanit mit vereinzelten schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen und weißen Mandeln. In der Grundmasse sind zahlreiche nadelförmige dunkle Minerale erkennbar. Sollte es sich hierbei um Ägirin (Na-Fe-Pyroxen) handeln, weist dies auf einen Alkalivulkanit hin, ebenso der Olivin-Pyroxen-(Mantel?-)Xenolith in der Bildmitte Abb. 11. Die Herkunft des Gesteins ist unklar, möglicherweise stammt es aus dem Oslograben. Für eine nähere Gesteinsbestimmung bedarf es eines Dünnschliffs.

Abb. 10: Alkalivulkanit mit schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen und weißen Mandeln. Geschiebe von Hökholz.
Abb. 11: Nahaufnahme, Peridotit(?)-Xenolith aus Olivin und Pyroxen.

Aus dem südöstlichen Fen-Gebiet (Telemark), westlich des Oslo-Grabens, beschreibt BRÖGGER 1921 den Damtjernit, ein melanokrater Nephelin-Lamprophyr (Abb. 12, Proben auf skan-kristallin.de). Der Alkalivulkanit besitzt eine grünlichgraue und karbonatreiche, teilweise brekziöse Grundmasse und enthält bis cm-große Phlogopit-Einsprenglinge. Geschiebe aus dem Fen-Gebiet dürften nur ausnahmsweise nach Süden gelangt sein.

Abb. 12: Damtjernit, Bjørndalen, Wasserturm, Exk. Bräunlich 2012, Sgl. Figaj. Bild aus skan-kristallin.de.

In Nordschweden (Luleå/Kalix) treten Lamprophyre als Begleiter von Doleritgängen der zentralskandinavischen Doleritgruppe auf (KRESTEN et al 1997). Die Gesteine besitzen eine karbonatreiche Grundmasse, enthalten Glimmer-Einsprenglinge und ähneln möglicherweise dem Alnöit. Weitere Lamprophyr-Vorkommen nennen WAHLGREN et al 2015 (Idefjorden-Terran, West-Schweden), LUNDEGARDH 1998: 184 (Värmland), HEDSTRÖM 1917 (Kartenblatt Eksjö, Småland) und LINDBERG & BERGMANN 1993 (Finnland, Vehmaa). ECKERMANN 1928 beschreibt einen Geschiebefund eines Hamrongits (= Kersantit) aus der Umgebung von Gävle. Das anstehende Vorkommen konnte bisher nicht lokalisiert werden.

4. Lamprophyre und Alkalivulkanite südlicher Herkunft

Im Gebiet südlich von Berlin, im südlichen Brandenburg und in Sachsen finden sich Alkalivulkanite südlicher Herkunft (Tephrite, Basanite, Phonolithe) als Beimengung zu nordischen Geschieben. Die Gesteine wurden mit der sog. Berliner Elbe zwischen Elster- und Saalevereisung, wahrscheinlich mittels Eisschollendrift, aus ihren südlichen Herkunftsgebieten nach Norden transportiert. Das größte Vorkommen im Einzugsbereich der Elbe ist das Böhmische Mittelgebirge, kleinere Vorkommen existieren in Sachsen. Neben den genannten Alkalivulkaniten kommen dort auch zahlreiche Ganggesteine, u. a. Lamprophyre vor (ULRYCH et al 1993, 2000, 2014, ABDELFADIL 2013).

Aus dem Berliner Raum liegen zahlreiche Funde sowohl lamprophyrähnlicher (Abb. 13-14), als auch ankaramitischer, dem Schonen-Lamprophyr (Abb. 15-22) ähnlicher Gesteine mit Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen vor. Sie stammen ausnahmslos von Lokalitäten, an denen vermehrt auch andere südliche Alkalivulkanite vorkommen. Mit dem Schonen-Lamprophyr assoziierte südschwedischen Geschiebe wie Karlshamn-Granit, Schonen-Basanit oder Bornholm-Granite fehlen an diesen Lokalitäten. In Südbrandenburg, in entsprechenden Kiesgruben mit Elbe-Material, sind diese Ankaramite ebenfalls regelmäßig zu finden. Der Schonen-Lamprophyr kann in Gebieten, in denen auch Elbgerölle auftreten, vor allem südlich von Berlin, nicht als Leitgeschiebe verwendet werden.

Abb. 13: Lamprophyrähnliches Gestein mit hellgrauer und feinkörniger Grundmasse, großen Dunkelglimmer- sowie kleinen Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen. Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin; D. Lüttich leg.
Abb. 14: Bruchfläche des gleichen Steins. Das Gestein ist von Klüften mit feinkörnigen grünen und weißen Sekundärmineralen (u. a. Calcit) durchzogen.
Abb. 15: Olivin- und pyroxenreicher Alkalivulkanit (Ankaramit), Elbgeröll. Kiesgrube Horstfelde südlich von Berlin.
Abb. 16: Nahaufnahme. Die Olivin-Einsprenglinge sind durchweg grün gefärbt und wurden offensichtlich kaum umgewandelt.
Abb. 17: Einsprenglingsreicher Alkalivulkanit mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen sowie weißen Mandeln. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 18: Grob porphyrischer ankaramitischer Alkalivulkanit mit großen Einsprenglingen von Pyroxen (grün) und Olivin (orangerot) sowie weißen Mandeln. Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 19: Polierte Schnittfläche
Abb. 20: Die Nahaufnahme zeigt einen siebartig durchsetzten grünen Pyroxen-Einsprengling.
Abb. 21: Nahaufnahme der typischen und alterationsbedingten Maschentextur des orangefarbenen Olivins.
Abb. 22: Ankaramitischer Alkalivulkanit, als Nephelinbasanit bezeichneter Fund von Mühlenbeck, N Berlin, leg. W. Bennhold, Juni 1931 (Beschreibung in HESEMANN 1933). Der Fundort liegt außerhalb des Berliner Elbelaufs, weder eine nordische noch südliche Herkunft lässt sich diesem Gestein sicher zuschreiben.

Das letzte Bild zeigt eine Anstehendprobe, diesmal aus Ostsachsen, einen Kontakt zwischen einem Lamprophyr mit großen Glimmer-Einsprenglingen und einem Granodiorit.

Abb. 23: Kontakt zwischen Lamprophyr und Granodiorit. Steinbruch Klunst bei Ebersbach (Oberlausitz).

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