Die Halbinsel Wustrow bei Rerik war seit 1933 militärisches Sperrgebiet und erst 1993 nach dem Abzug der Roten Armee wieder zugänglich. Mittlerweile ist Wustrow teilweise Naturschutzgebiet, teilweise in Privatbesitz. Eine schmale Landzunge (Nehrung) verbindet die Halbinsel mit dem Festland, das Betreten ist nur mit Genehmigung möglich. Im Juli 2021 konnten die ausgedehnten Geschiebestrände der Halbinsel erkundet werden. Da hier wenig gesucht wird, sind gute Funde möglich.
Abb. 1: Alte Kasernengebäude auf Wustrow.Abb. 2: Hinab zur Steilküste geht es mit Hilfe eines Seils.Abb. 3: Die seeseitige Küste von Wustrow besteht aus Geschiebelehm und -mergel der Grundmoräne des Pommerschen Stadiums der Weichsel-Vereisung.
Auffällig ist das relativ häufige Vorkommen von Geschieben aus dem Gebiet des Oslograbens (Rhombenporphyre, Larvikit), während knapp 30 km weiter östlich, am Strand von Nienhagen, praktisch keine solchen Funde möglich sind. SW-schwedische Leitgeschiebe wurden nicht gefunden.
Abb. 4: Rhombenporphyr, Breite 10 cm.Abb. 5: Rhombenporphyr, Breite 10 cm.Abb. 6: Larvikit, Aufnahme unter Wasser.Abb. 7: Nahaufnahme. Einige Feldspäte zeigen den für Larvikit typischen bläulichen Schiller.
Nicht selten trifft man auf Geschiebe von Schonen-Basalt und Schonen-Lamprophyr. Die Funde belegen eine Transportrichtung des Eises aus NNE.
Abb. 8: Schonen-Basalt mit gelbgrünen Olivin- sowie wenigen schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen.Abb. 9: Schonen-Lamprophyr mit zahlreichen hellen Mandeln.Abb. 10: Nahaufnahme. Olivin verwittert gelblichbraun, die Pyroxen-Einsprenglinge sind grünlich gefärbt.Abb. 11: Ein weiterer Schonen-Lamprophyr.Abb. 12: Bruchfläche des gleichen Steins. Alterierter Olivin ist rötlich gefärbt, stellenweise auch hellgrün und weitgehend unverändert; Pyroxen ist schwarz bis flaschengrün.Abb. 13: Das helle, teils radialstrahlige Mineral innerhalb der Mandeln ist sehr weich und zerfällt mit Salzsäure ohne Aufschäumen (Hinweis auf Zeolith).
Am Geschiebestrand von Wustrow finden sich auch Mandelsteine in großer Zahl.
Abb. 14: Grüner Mandelstein mit schwarzen Mandeln, Einsprenglingen von Plagioklas und einer durchlaufenden Ader, teils mit Achat, teils mit einem feinkörnigen blassgrünen Mineral verfüllt. Aufnahme unter Wasser, leg. S. Mantei.Abb. 15: Nahaufnahme, nasse Oberfläche. Die Bänderung des Achats ist nur schwach ausgeprägt.Abb. 16: Blasenreicher und stark alterierter Mandelstein. Aufnahme unter Wasser.Abb. 17: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.Abb. 18: Grauer Mandelstein, Breite 15 cm.Abb. 19: Grünstein, Breite 10 cm. Offenbar ist hier eine mit rotem Feldspat gefüllte Kluft angeschnitten.Abb. 20: Der Feldspat (Plagioklas, polysynthetische Verzwilligung) bildet ungewöhnliche orthogonale Querschnitte aus.
Plutonite und Vulkanite des Transkandinavischen Magmatitgürtels (TIB) – die bunten Småland-Granite mit Blauquarz sowie Småland-Porphyre – sind am Strand von Wustrow nur in mäßiger Zahl vertreten.
Abb. 21: Roter Alkalifeldspatgranit. Einige Feldspäte weisen Risse auf, welche mit dunklen Mineralen verfüllt sind. Dunkle Minerale sind nur spärlich vorhanden und ungleichmäßig im Gestein verteilt (Ausschlusskriterium für Uthammar-Granit). Bildbreite 18 cm.Abb. 22: Anorogener und undeformierter Granit mit etwas grünem Plagioklas, wahrscheinlich ein porphyrischer Rapakiwi. Aufnahme unter Wasser.
Gesteine aus Rapakiwi-Vorkommen treten regelmäßig, aber nicht besonders häufig auf. Ein besonderer Fund ist ein brauner Ignimbrit, der wahrscheinlich aus dem Vorkommen des Roten Ostsee-Quarzporphyrs stammt. Dafür sprechen die charakteristischen eckigen Hochquarz-Relikte mit Spuren magmatischer Korrosion.
Abb. 23: Roter Ostsee-Quarzporphyr-Ignimbrit, braune Variante. Aufnahme unter Wasser.Abb. 24: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.Abb. 25: Neben größeren gerundeten und trüben Quarzen finden sich auch einige eckige Quarze mit der gleichen Gestalt wie im Roten Ostsee-Quarzporphyr.Abb. 26: Fragmente von Porphyren, einer davon ähnelt dem Roten Ostsee-Quarzporphyr.
Häufig finden sich graue Paragneise vom Sörmland-Typ. Diese enthalten in der Regel Granat und Cordierit, seltener auch reichlich Sillimanit.
Abb. 27: Granat-(Cordierit)-Sillimanitgneis (Sörmland-Gneis). Die Granat-Porphyroblasten liegen innerhalb eines Leukosoms aus Quarz und Feldspat. Aufnahme unter Wasser.Abb. 28: Nahaufnahme. Das Gestein enthält größere Mengen an dunkelgrauem bis silbrig glänzendem Sillimanit. Cordierit (hellgrau bis graublau, zwischen den Sillimanitnadeln) ist nicht eindeutig identifizierbar.Abb. 29: Cordierit-Sillimanit-Granofels. Solche undeformierten Quarzite mit schwarzen Cordierit- und weißen Sillimanitflecken sind anstehend aus dem Västervik-Gebiet bekannt.Abb. 30: Porphyrischer Amphibolit. Die blastische Wuchsform der Amphibole ist ein Hinweis auf eine metamorphe Entstehung aus einem basischen Gestein, z. B. Gabbro, Dolerit oder Basalt. Breite 26 cm.
Sedimentite
Abb. 31: Feuerstein mit rhythmischer Bänderung. Breite 32 cm.Abb. 32: Silurkoralle, Breite 11 cm.
Lias-Geschiebe (Limonitsandsteine, häufig mit Pflanzenresten) sind auf Wustrow regelmäßig anzutreffen. Das nächste Geschiebe ist ein konkretionärer Toneisenstein (von ungewisser stratigraphischer Stellung).
Abb. 33: Toneisenstein, Breite 15 cm.Abb. 34: Konglomerat mit runden Toneisenstein-Klasten. Vergleichbare Gesteine kommen auch im Jura vor. Breite 24 cm.Abb. 35: Postsilurisches Konglomerat, leg. K. Obst; polymikter Typ mit Klasten von rotem und grauem Beyrichienkalk, grünen Sandsteinen, Feinsandsteinen, Toneisenstein und Milchquarzgeröllen. Breite 15 cm.Abb. 36: Rückseite des gleichen Geschiebes.Abb. 37: Reste von rezenten Seepocken. Bildbreite ca. 7 cm.Abb. 38: Mitten auf dem Strand eine Sonnenblume, der das salzhaltige Milieu offensichtlich nicht schadet.
Die folgenden Funde stammen aus der Nähe der Halbinsel Wustrow, von der Steilküste NE von Rerik. Gesammelt, geschnitten und poliert wurden die Geschiebe von T. Brückner (Hilter).
Abb. 39: Tektonische Brekzien sind ein häufiger Geschiebefund. Selten handelt es sich dabei um einen brekziierten geschichteten Hornstein.Abb. 40: Das Gestein ist hälleflintartig dicht. Die feinen Wechsellagen bilden die Schichtung eines feinkörnigen Sediments oder vulkanischer Aschen ab.Abb. 41: Nahaufnahme einer brekziierten Partie. Die Risse sind mit Quarz und einem hellgrünen Mineral verheilt.Abb. 42: Cordierit-Sillimanit-Granofels, wahrscheinlich aus dem Västervik-Gebiet. Siehe auch Abb. 30.Abb. 43: Nahaufnahme.Abb. 44: Bornholm-Granit. Typisch für Bornholm-Granite ist ein verwaschenes Gefüge aus rotem Feldspat und Quarz sowie helle Plagioklase, teilweise mit dunklem Kern; dunkle Minerale bilden Flecken.Abb. 45: Nahaufnahme. Innerhalb der dunklen Minerale findet sich reichlich Titanit.Abb. 46: Eigenartiges zoniertes Syenit-Geschiebe. Das Gestein besteht fast vollständig aus Alkalifeldspat von grüner bis bräunlicher Farbe. Der Vaggeryd-Syenit führt in der Regel etwas Quarz und enthält mehr dunkle Minerale. Es könnte sich bei diesem Syenit auch um einen Larvikit in ungewöhnlicher Ausbildung handeln.Abb. 47: Einige Feldspäte weisen einen bläulichen Schiller auf.Abb. 48: Zwischen den Feldspäten und innerhalb von Rissen finden sich schmale orangefarbene Partien (Plagioklas-Entmischungen von Feldspat?).Abb. 49: Orangefarbene Risse innerhalb schwarzgrüner Feldspäte.
Literatur
GERTH A 2008 GIS-gestützte 3D-Modellierung hochweichsel-zeitlicher Sedimente in Nordwest-Mecklenburg-Vorpommern – Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. 196 S., Bautzen 2008.
Abb. 1: Schonen-Lamprophyr, feinkörniges basaltähnliches Gestein mit Einsprenglingen von Pyroxen (schwarz) und Olivin (gelblichbraun, grün) sowie weißen Hohlraumfüllungen mit Sekundärmineralen. Polierte Schnittfläche eines Geschiebes von Steinbeck/Klütz.
Lamprophyre sind dunkle und basaltähnliche Ganggesteine, die eine eigenständige Gesteinsgruppe bilden und zu den Alkaligesteinen gehören. Die Bezeichnung (lamprós griech. hell, glänzend) verweist auf die glänzenden Kristallflächen von großen Amphibol- oder Biotit-Einsprenglingen auf der Bruchfläche. Nur solche porphyrischen Varianten sind auch mit einfachen Mitteln als Lamprophyre erkennbar. Die Grundmasse der Gesteine ist feinkörnig, neben Biotit und/oder Amphibol kann auch Pyroxen oder Olivin als Einsprengling auftreten. Olivin besitzt eine grüne, im alterierten Zustand eine gelblich- oder rötlichbraune Färbung. Lamprophyre reagieren auf einen Handmagneten und enthalten in der Regel einige mit weißen Sekundärmineralen (Calcit, Zeolithe) verfüllte Blasenhohlräume (sog. Ocelli). Feldspat- und Quarz-Einsprenglinge kommen nicht vor.
Die Gesteine werden in
großer Tiefe aus Mantelschmelzen gebildet und steigen in der Spätphase von
Intrusionen in Form von Gängen auf. Früher gab es eine unüberschaubare Fülle
von Lokal- und Spezialbezeichnungen für Lamprophyre und andere Alkaligesteine.
Mit der Klassifikation der Gesteine nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung
(nach Darrell 2008) sind diese
Namen weitgehend obsolet. Die Zusammensetzung der Grundmasse spielt bei der
Benennung eine wichtige Rolle und ist nur durch Laboruntersuchungen ermittelbar:
Kersantit: Biotit-Hornblende-Augit-Lamprophyr. In der Grundmasse überwiegt Plagioklas über Orthoklas.
Minette: Biotit-Hornblende-Augit-Lamprophyr. In der Grundmasse überwiegt Orthoklas über Plagioklas.
Sannait: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr; Grundmasse: Orthoklas > Plagioklas; Foide treten nur untergeordnet auf.
Camptonit: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr; Grundmasse: Plagioklas > Orthoklas; Foide treten nur untergeordnet auf.
Monchiquit: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr, glasige Grundmasse oder ausschließlich Foide in der Grundmasse.
Neben Lamprophyren gibt es weitere
Gesteinsgruppen mit einer eigenen Klassifikation, die entweder früher zu den
Lamprophyren gezählt wurden (Alnöit = ultramafischer Lamprophyr, heute zu den
melilithführenden Gesteinen gerechnet) oder mit ihnen verwechselbar sind
(einige Lamproite). Sie spielen als Geschiebe nur eine untergeordnete
(Melilithe) oder gar keine Rolle (Lamproite, Kimberlite).
Lamprophyre treten, wenn auch relativ selten, als Geschiebe auf. Der bedeutendste Vertreter ist der Schonen-Lamprophyr (Abb. 1). Aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es einen Doppelgänger südlicher Herkunft, der als Flussgeröll aus Nordböhmen oder Sachsen nach Norden transportiert wurde (s. u.). Auch im Oslo-Graben kommen Lamprophyre vor (u. a. Camptonite, evtl. als Leitgeschiebe geeignet).
2. Schonen-Lamprophyr
Abb. 2: Schonen-Lamprophyr, polierte Schnittfläche einer Anstehendprobe aus dem Steinbruch Torpa Klint (Schonen). Das feinkörnige und mittelgraue Gestein enthält große Einsprenglinge von Pyroxen (?), kleinere braune Körner von Olivin und Mandeln mit weißen Sekundärmineralen. Bild aus skan-kristallin.de.
Das basaltähnliche und
schwere Gestein besitzt eine feinkörnige Grundmasse und enthält Einsprenglinge
von grünlich-schwarzem Pyroxen und grünem Olivin bzw. gelblichbraunen bis rotbraunen
Olivin-Relikten. Zusätzlich kommen Blasenhohlräume vor, die mit weißen Sekundärmineralen
gefüllt sind. Die feinporphyrische Variante mit 2-5 mm großen Einsprenglingen ist
als Geschiebe bedeutend häufiger zu finden als der grobporphyrische Typ
(Einsprenglinge über 1 cm).
Der Gesteinstyp tritt gehäuft an Lokalitäten mit einem hohen Anteil an Schonen-Basaniten auf (z. B. am Geröllstrand von Steinbeck/Klütz). Die Lamprophyre entstanden im Perm und Karbon und bilden gangförmige Vorkommen in Zentral-Schonen. Proben von Ganggesteinen mit einer vergleichbaren Mineralisation sind aus dem Steinbruch Torpa Klint (Abb. 2) und der Gegend von Tolånga bekannt (siehe auch skan-kristallin.de). Nach Obst 1999 handelt es sich dabei um Camptonite, basaltische Camptonite und Olivin-Basalte mit einer für Lamprophyre typischen geochemischen Signatur. Eine andere, am Mineralbestand orientierte Bezeichnung für den Schonen-Lamprophyr ist Ankaramit (=Alkalibasalt mit einem hohen Gehalt an Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen).
Abb. 3: Geschiebefund von Steinbeck/Klütz, gleicher Stein wie in Abb. 1, verwitterte Außenseite und frische Bruchfläche.Abb. 4: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche mit Einsprenglingen von Pyroxen und Olivin (teils als gelblichbraunes Umwandlungsprodukt, teils unverändert und grün).Abb. 5: Feinporphyrischer Schonen-Lamprophyr, etwa 20 cm breites Geschiebe vom Geröllstrand bei Kaltenhof (Insel Poel).Abb. 6: Nahaufnahme des Gefüges, Bildbreite 10 cm. Einsprenglinge sind schwarzer Pyroxen und rotbrauner Olivin.
3. Lamprophyre aus dem Oslograben
Die Vulkanite und Plutonite
des Oslograbens werden von alkalischen Ganggesteinen begleitet, u. a. Lamprophyren
wie Camptonit, „Natron-Minette“ (feinkörnig) und Kersantit (Bezeichnungen nach Brøgger 1932, Nomenklatur teilweise veraltet).
Von Vestby ist ein Vorkommen eines Lamprophyrs mit Orbiculargefüge bekannt (Bryhni & Dons 1975).
Als guter Kandidat für ein Leitgeschiebe kommen porphyrische und einsprenglingsreiche Varianten des Camptonits in Frage. Diese könnten – wenn auch selten – an Lokalitäten mit einem hohen Anteil an Oslo-Gesteinen als Geschiebe auftreten. Das feinkörnige Gestein besitzt eine graue bis grünlichgraue angewitterte Außenseite und eine schwarz bis violettschwarz getönte Bruchfläche. Als wenige mm bis 1 cm große Einsprenglinge sind reichlich schwarzer und idiomorpher Pyroxen und/oder Alkaliamphibol enthalten. Auch einige Plagioklasleisten bis 5 mm Länge kommen vor, die aufgrund magmatischer Korrosion häufig abgerundet sind. Weiterhin finden sich weiße Mandeln mit Sekundärmineralen (Beschreibung nach Zandstra 1988: 400, Anstehendproben auf skan-kristallin.de).
Abb. 7: Camptonit vom See Jarenvatnet, Straßenaufschluss nördlich von Gran (60.37435, 10.56391), M. Bräunlich leg.; Sammlung der BGR in Berlin/Spandau.
4. Weitere Vorkommen
Lamprophyre und ähnliche Gesteine sind auch aus anderen Regionen bekannt. Brögger 1921 beschreibt einen Damtjernit („ultramafischer Lamprophyr“, heute: Ultramafitit) aus dem Fen-Gebiet (Proben auf skan-kristallin.de). In Nordschweden (Lulea/Kalix) treten Lamprophyre als Begleiter von Doleritgängen der zentralskandinavischen Doleritgruppe auf (Kresten et al 1997). Die Gesteine mit karbonatreicher Grundmasse enthalten Einsprenglinge von Glimmer (möglicherweise besteht eine Ähnlichkeit mit dem Alnöit). Weitere Lamprophyr-Vorkommen nennen Wahlgren et al 2015 (Idefjorden-Terran, West-Schweden), Lundegardh 1998: 184 (Värmland), Hedström 1917 (Kartenblatt Eksjö, Smaland) und Lindberg & Bergmann 1993 (Finnland, Vehmaa). Eckermann 1928 beschreibt einen Geschiebefund eines Hamrongits (=Kersantit) aus der Umgebung von Gävle. Das anstehende Vorkommen konnte bisher nicht lokalisiert werden.
5. Lamprophyre und Alkalivulkanite südlicher Herkunft
Alkalivulkanite südlicher Herkunft (Tephrite, Basanite, Phonolithe) finden sich als Beimengung zu nordischen Geschieben im Gebiet südlich von Berlin, im südlichen Brandenburg und in Sachsen. Die Gesteine wurden während der Zeit des sog. Berliner Elbelaufs (zwischen Elster- und Saalevereisung) wahrscheinlich mittels Eisschollendrift transportiert. Sie erreichen nicht selten Dezimetergröße, was einen Transport als „echtes“ Flussgeröll in weitgehend flachem Gelände ausschließt. Das größte Vorkommen im Einzugsbereich der Elbe ist das Böhmische Mittelgebirge, kleinere Vorkommen existieren in Sachsen. Neben den genannten Alkalivulkaniten kommen dort auch zahlreiche Ganggesteine, u. a. Lamprophyre vor (Ulrych et al 1993, 2000, 2014, Abdelfadil 2013).
Mehrere Funde von lamprophyrähnlichen Gesteinen mit Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen liegen aus dem Berliner Raum vor. Sie stammen ausnahmslos von Lokalitäten, an denen vermehrt südliche Alkalivulkanite vorkommen. Eine südliche Herkunft ist anzunehmen, zumal dort Geschiebefunde aus dem südlichsten Schweden (Karlshamn-Granit, Schonen-Basanit) oder Bornholm gar nicht oder nur vereinzelt in Erscheinung treten.
Abb. 8: Lamprophyrähnliches Gestein mit hellgrauer und feinkörniger Grundmasse, großen Dunkelglimmer- sowie kleinen Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen. Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin; D. Lüttich leg.Abb. 9: Bruchfläche des gleichen Steins. Das Gestein ist von Klüften mit feinkörnigen grünen und weißen Sekundärmineralen (u. a. Calcit) durchzogen.Abb. 10: Nahaufnahme des Gefüges.Abb. 11: Nahaufnahme der nassen Außenseite eines Alkalivulkanits mit Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen,. Kiesgrube Damsdorf-Bochow bei Lehnin (Slg. D. Lüttich).Abb. 12: Einsprenglingsreicher Alkalivulkanit mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen sowie weißen Mandeln; Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.Abb. 13: Nahaufnahme der nassen Gesteinsoberfläche.Abb. 14: Ankaramit, ein olivin- und pyroxenreicher Alkalivulkanit mit weißen Mandeln. Kiesgrube Horstfelde südlich von Berlin.Abb. 15: Nahaufnahme. Olivin ist durchgängig grün gefärbt und wurde offenbar kaum umgewandelt.Abb. 16: Grobporphyrischer Ankaramit mit roten Olivin-, grünen bis schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen und weißen Mandeln. Kiesgrube Horstfelde.Abb. 17: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Abb. 18: Peridotit-Xenolith mit einem grünen Kern aus Pyroxen und roten Schlieren aus umgewandeltem Olivin.Abb. 19: Feinkörniges, nahezu dichtes basaltisches Gestein mit einem feinkörnigen Gang. Der Basalt ist stark magnetisch, das Ganggestein reagiert überhaupt nicht auf einen Handmagneten. An der Grenze von Basalt und Ganggestein ist ein schmaler heller Reaktionssaum erkennbar. Fundort: Kiesgrube Niederlehme südlich von Berlin.Abb. 20: Nahaufnahme. Das Mineralgefüge des Ganggesteins ließ sich auch mit Hilfe eines Binokulars nicht bestimmen. Vereinzelt finden sich gelblichbraune Körner (Hinweis auf umgewandelten Olivin), die auch im basaltischen Wirtgestein auftreten. Weiterhin enthält das Ganggestein Karbonat (Nachweis mit HCl). Für eine nähere petrographische Einordnung (Lamprophyr?) bedarf es einer dünnschliffmikroskopischen Untersuchung.
6. Literatur
Darrell H 2008 A Web Browser Flow Chart for the Classification of Igneous Rocks: Classification of lamprophyres (en) – Louisiana State University. Link.
Abdelfadil M K 2013 Geochemistry of Variscan lamprophyre
magmatism in the Saxo-Thuringian Zone – Doctoralthesis, Universität Potsdam
2013.
Brøgger
WC 1921 Die Eruptivgesteine des
Kristianiagebietes IV. Das Fengebiet in Telemark, Norwegen –
Videnskaps-Selskabets Skrifter (I) Matematisk-Naturvidenskapelig Klasse 1921
(9): VIII+408 S., 30 Taf., 46 Abb., 2 geol. Ktn. i. Anl., Kristiania
(Oslo).
Brøgger
WC 1932 Die Eruptivgesteine des
Oslogebietes VI. Über verschiedene Ganggesteine des Oslogebietes. Skr. Norske
Videns.-Akad. i Oslo I. Mat.-naturv. Kl. I Nr. 7, 1932.
Bryhni I & Dons JA 1975 Orbicular lamprophyre
from Vestby, southeast Norway – Lithos 8 (2): 113-122, 9 Abb., 2 Tab.,
Oslo.
Eckermann H von 1928 Hamrongite, a new
Swedish alkaline mica lamprophyre – Fennia, Societas Geographica Fenniae 50 (13):
21 S., 10 Abb., Helsinki.
Hedström H 1917 Beskrivning till kartanbladet Eksjö –
Sveriges Geologiska Undersökning, Kartblad i skalan 1 : 50000 med beskrivningar
Aa 129: 107 S., 19 Abb., unnum. Tab.,
1 farb. Mini-Kte. im Anh., Stockholm.
Obst
K 1999 Die permosilesischen Eruptivgänge
innerhalb der Fennoskandischen Randzone (Schonen und Bornholm)- Untersuchungen
zum Stoffbestand, zur Struktur und zur Genese – Greifswalder
Geowissenschaftliche Beiträge, Heft 7 ; Selbstverlag des Instituts für
Geologische Wissenschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 1999.
Kresten
P, Rex D C & Guise P G 1997
40Ar-39Ar ages of ultramafic lamprophyres from the Kalix area, northern Sweden
– Geologische Rundschau 70: 1215-1231.
Lindberg
B & Bergman L 1993 Vehmaan
kartta-alueen kallioperä – Geological map of Finland 1 : 100.000: 56 S., 24
Abb., 4 Tab. i. Anh., 1 Kte. in Tasche, Espoo.
Ulrych J & Balogh K 2000 Roztoky Intrusive
Centre in the Ceské stredohorí Mts.: differentiation, emplacement,
distribution, orientation and age of dyke series. – Geologica Carpathica 51/6:
383–397.
Ulrych J, Pivec E, Zák K, Bendl J & Bosák P 1993 Alkaline and
ultramafic carbonate lamprophyres in Central Bohemian carboniferous basins,
Czech Republic – Mineralogy and Petrology volume 48, S. 65–81.
Ulrych J, Adamovič J, Krmíček L & Ackerman L &
Balogh K 2014 Revision of Scheumann´s classification of melilitic lamprophyres and
related melilitic rocks in light of new analytical data. Journal of Geosciences. 59. 3-22.
10.3190/jgeosci.158.
Vinx
R 2016 Steine an deutschen Küsten.
Finden und bestimmen.- S. 102, Quelle & Meyer.
Wahlgren C H, Page L M, Kübler L & Delin H 2015 40Ar-39Ar biotite
age of a lamprophyre dyke and constraints on the timing of ductile deformation
inside the Idefjorden terrane and along the Mylonite Zone, Svekonorwegian
Orogen, southwest Sweden – GFF 138: 311-319.
Zandstra J G 1988
Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd
gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., (1+)118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43
Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc. (Brill).