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Västervik-Fleckengestein

Mehrere Reisen nach Schweden lieferten nähere Erkenntnisse über das Västervik-Fleckengestein aus dem nordöstlichen Småland. So konnten im Västervik-Gebiet zahlreiche Anstehendproben gesammelt werden. Es zeigte sich, dass ganz ähnliche Gesteine auch an anderen Stellen vorkommen (Ålmeskra-Formation und Södermanland). Zur Bestimmung des Västervik-Fleckengesteins reicht keinesfalls ein schneller Blick aus – rotes Gestein mit schwarzen Flecken.

Anstehendes Västervik-Fleckengestein (Casimirsborg/Schweden), Bildbreite 60 cm.
Västervik-Fleckengestein, loser Stein vom Anstehenden in Casimirsborg.

Als Leitgeschiebe geeignet sind Varianten, die eine feinkörnige und graue bis bräunlich-graue Grundmasse besitzen. Darin finden sich runde bis ovale und dunkle Flecken, die von orangeroten Säumen umgeben sind. Die Flecken sind 1-2 cm groß, die Breite der Säume ist variabel. Entscheidend ist, dass das Gestein bis auf die ovale Form der Flecken keiner durchgreifenden tektonischen Deformation unterlag oder etwa ein Gneisgefüge aufweist. Eine ausführliche Beschreibung des Västervik-Fleckengesteins und zahlreiche Proben aus dem Anstehenden sowie eine Darstellung der bisher bekannten Vorkommen ähnlicher Fleckengesteine findet sich auf kristallin.de.

Västervik-Fleckengestein, Geschiebe von der Insel Poel. Bildbreite 17 cm.

Grönklitt-Porphyrit

Grönklitt-Porphyrit aus der Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin.
Fluidale Textur, Aufnahme unter Wasser.
Angefeuchtete Geschiebeoberfläche.
Brauner Grönklitt-Porphyrit aus der Kiesgrube Thunpadel/Wendland/Niedersachsen.
Das Gestein wurde in der näheren Umgebung einer feinen Ader mit grünem, epidotähnlichem Material rot verfärbt.

Schriftgranit

Abb. 1: Schriftgranit aus der Kiesgrube Waddeweitz/Kröte (Ost-Niedersachsen).

Als „Schriftgranit“ werden Gesteine mit einem besonderen Verwachsungsgefüge aus Quarz und Alkalifeldspat bezeichnet. Die Verwachsungen erinnern manchmal an arabische, hebräische oder germanische (= „Runit“) Schriftzeichen. Sie entstehen durch das gleichzeitige Auskristallisieren von Quarz und Feldspat unter besonderen Bedingungen.

Schriftgranite sind genetisch an Granitplutone gebunden, entsprechend viele Vorkommen sind bekannt (Norwegen, Westschweden, Bornholm, im Götemar-Pluton und im svekofennischen Bereich). In den Granitkörpern des Transkandinavischen Magmatitgürtels scheinen Pegmatite (und damit assoziierte Schriftgranite) weitgehend zu fehlen. Ein Beispiel für einen anstehenden Schriftgranit zeigt Abb. 2.

Abb. 2: Anstehender Schriftgranit, Bildbreite 36 cm. Die Partie fand sich in unmittelbarer Nähe zur Plutongrenze des etwa 1,45 Ga alten Götemar-Granits in Ost-Småland. Die untere Bildhälfte zeigt das Wirtgestein, einen etwa 1,8 Ga alten Granit des Transkandinavischen Magmatitgürtels. Der Schriftgranit bildet hier, zusammen mit Pegmatiten und Granitporphyr-Gängen, einen Fortsatz außerhalb des eigentlichen Granitmassivs.
Abb. 3: Gefüge des Schriftgranits, Bildbreite 18,5 cm.

Schriftgranite sind mittel- bis grobkörnige Gesteine mit graphischen Verwachsungen aus Quarz und Alkalifeldspat. Eine kleinkörnige Variante dieses Gefüges kennt man aus der Grundmasse bestimmter Rapakiwi-Granite und aus Granophyren (Gesteine, die fast ausschließlich aus feinen graphischen Verwachsungen bestehen). Das skelettartige Gefüge von Schriftgraniten entsteht bei der raschen Kristallisation aus einer Schmelze, in der Solidus- und Liquiduslinie durch das Mischverhältnis von Quarz und Feldspat in einem Punkt zusammenfallen (Eutektikum). Vereinfacht gesagt erfolgte keine allmähliche Kristallisation von Quarz und Feldspat, während sich die Zusammensetzung der Restschmelze ändert, sondern beide Komponenten erstarrten gleichzeitig. Solche Bedingungen finden sich z. B. in wasserreichen Spätkristallisaten magmatischer Schmelzen, aus denen die riesenkörnigen Pegmatite kristallisieren, die ihrerseits von schriftgranitischen Partien begleitet sein können.

In Schriftgraniten bilden die beiden Komponenten Kalifeldspat und Quarz Einkristalle, die sich gegenseitig skelettartig durchdringen. Erkennbar ist dies, wenn der Alkalifeldspat auf einer ebenen Gesteinsfläche das einfallende Licht vollständig reflektiert (Abb. 6, 8 und 12). Auch ein durchgängig gleichlaufendes Muster der perthitischen Entmischungslamellen des Alkalifeldspats lässt sich manchmal beobachten (Abb. 5). Nicht alle Schriftgranite zeigen ein kontrastreiches Gefüge aus Quarz-Feldspat-Verwachsungen. Die unauffälligen Vertreter kann man aber an diesem großflächigen Reflektieren der Feldspat-Einkristalle erkennen (Abb. 7,8 12-14).

Abb. 4: Orangeroter Schriftgranit aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 5: In der Vergrößerung erkennt man, dass die feinen perthitischen Entmischungslamellen des Alkalifeldspats einer bevorzugten Richtung folgen (Einkristall).
Abb. 6: Rückseite des gleichen Steins. Am linken Bildrand wird seitlich einfallendes Licht flächenhaft vom Alkalifeldspat reflektiert. Bei geeignetem Lichteinfall reflektiert die gesamte Gesteinsoberfläche und zeigt, dass es sich um einen großen Einkristall handelt.
Abb. 7: Wenig auffälliger, gneisartiger und rotfleckiger Schriftgranit (Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg/Brandenburg).
Abb. 8: Gleicher Stein. Seitlich einfallendes Licht zeigt auf der trockenen Gesteinsoberfläche einen Alkalifeldspat-Einkristall sowie seine skelettartige Verwachsung mit Quarz. Schriftgranite und rote, die Korngrenzen überschreitende Flecken sind u. a. von einigen Bornholm-Graniten bekannt.
Abb. 9: Polierte Schnittfläche eines Schriftgranits aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam (Sammlung Georg Engelhardt).
Abb. 10: Schriftgranit aus der Kiesgrube Waddeweitz/Kröte in Ost-Niedersachsen. Gehäufte Funde ähnlicher heller Schriftgranite konnten in saalekaltzeitlichen Drenthe-Ablagerungen im Hannoverschen Wendland (Ost-Niedersachsen) beobachtet werden.
Abb. 11: Schriftgranit aus der Kiesgrube Tiesmesland (Ost-Niedersachsen).
Abb. 12: Heller Schriftgranit mit reflektierender Oberfläche eines Alkalifeldspat-Einkristalls. Geschiebestrand bei Misdroy (Polen), Breite des Steins: 15 cm.
Abb. 13: gleicher Stein, angefeuchtet.
Abb. 14: Heller Schriftgranit, angefeuchtete Schnittfläche. Im Bild senkrecht und annähernd parallel verlaufen Quarz-Feldspat-Lamellen, die waagerecht von feinen Aplit-Adern durchschnitten werden. Die hellgraue Aplitader ganz unten führt Hellglimmer. Aplite treten nicht selten als randliche Begleiter in Schriftgranit- bzw. Pegmatit-Vorkommen auf. Fundort: Geröllstrand bei Ustronie Morskie, östlich von Kolberg (Polen), Slg. D. Lüttich.
Abb. 15: Schriftgranitische Partie in einem bunten Pegmatit (Nr. 200, Findlingslager Steinitz/ Niederlausitz).

Påskallavik-Porphyr

Påskallavik-Porphyr vom Geröllstrand in Steinbeck/Klütz.
Die dichte und braune Grundmasse enthält Einsprenglinge von gerundetem Alkalifeldspat mit dunklen Kernen und runde, schwach bläulichgraue und trübe Quarzkörner.
Rückseite des Geschiebes.
Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Mücheberg/BB.
Fund aus der Kiesgrube Hohensaaten an der Oder.
Rotbrauner Påskallavik-Porphyr aus der Kiesgrube Arendsee/BB.

Västervik-Fleckenquarzit

Polierte Oberfläche eines Fleckenquarzits aus der Kiesgrube Niederlehme.

Die bisher als „Stockholm-Fleckenquarzite“ bezeichneten Gesteine kommen aus dem Gebiet um Västervik in Südschweden. Das steht fest, nachdem bei mehreren Exkursionen größere Mengen dieser metamorphen Gesteine in der Umgebung von Västervik gefunden wurden. Gleichzeitig sind nach wie vor keine Vorkommen solcher Gesteine im Raum Stockholm bekannt.
Die Quarzite zeichnen sich durch helle Flecken von wenigen Millimetern Größe aus, die regellos in den feinkörnigen, meist grauen, braunen oder auch rötlichen Gesteinen verteilt sind. Diese Flecken bestehen aus Sillimanit, das während der Metamorphose von Sedimenten neu gebildet wurde. Gelegentlich sind noch Reste der ursprünglichen Sedimentschichtung erkennbar. Textauszug aus und ausführliche Beschreibung auf kristallin.de.

Oberlausitz: Königshainer Berge

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Die variszischen Königshainer Monzogranite intrudierten vor etwa 315 Ma in den Lausitzer Zweiglimmergranit, der Bestandteil der durch die cadomische Tektogenese stabilisierten Lausitzer Scholle ist. Es gibt drei Arten von Graniten: einen gleichkörnigen, einen porphyrischen und einen feinkörnigen Granit. Trotz geringer Fraktionierungsgrade wurden reichhaltige hydrothermale, miarolitische Mineralparagenesen der pegmatitischen Abfolge in Drusen gefunden: Rauchquarz, Mikrolin, Euxenit, Fluorit, Zinnstein, Molybdänglanz, Beryll, Zirkon etc., siehe auch mineralienatlas.de). Die Fundmöglichkeiten für diese Pegmatite sind heute allerdings erschöpft. 

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Auf dem Gelände des Granit-Museums in Königshain gibt es einen ausgewiesenen Lehrpfad, der verschiedene Steinbrüche erschließt. Der größte ist der Thadenbruch mit rund 40 m hohen Abbruchwänden und etwa 40 m Wassertiefe.

Kämpferberge

Der nördlichste Teil des Ostlausitzer Hügellandes wirkt wie ein eigenständiges, kleines Gebirge („Königshainer Gebirge“). Die zwei Hauptgebiete sind durch die Strasse Königshain-Arnsdorf-Hilbersdorf getrennt: im Bild die Kämpferberge (415 m) aus Granodiorit im Süden, im Tal verläuft die Strasse, der kleinere Teil mit Hochstein (406 m), Totenstein, Teufelsstein und den Steinbrüchen befindet sich nördlich.

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Im Firstensteinbruch. Der Königshainer Granit weist eine gute Spaltbarkeit durch NW-SE, NE-SW sowie senkrecht verlaufende Klüfte auf. Durch Hebung und Abtragung des Gebietes seit 280 Millionen Jahren kam es zum Aufreißen der horizontalen und senkrechten Bankungs-Trennfugen (Entlastungsfugen).

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Gleichkörniger Königshainer Biotit-Monzogranit aus Kalifeldspat, Plagioklas, grauem Quarz und schwarzem Biotit.

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Der Rest vom Firstenstein. Der höchste freistehende Felsen im Königshainer Gebirge fiel dem Steinbruchbetrieb zum Opfer.

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Königshainer Granit war ein beliebter, vielseitig verwendbarer Baustein, z.B. für das Reichstagsgebäude in Berlin oder den Leuchtturm von Kap Arkona. Der Abbau wurde 1975 eingestellt.

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Von oben zeigt sich, daß hier der halbe Berg fehlt, zumal sich linkerhand ebenfalls Steinbrüche befinden. Blich nach NE auf die flachhügelige Landschaft des Oberlausitzer Heide- und Teichgebiets.

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Die Färbung des Thadenbruchsees ist auf sauberes Wasser, die Tiefe und eine damit verbundene Lichtstreuung und Reflektion der blauen Lichtanteile zurückzuführen.

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Im Bruch II auf dem Paradiesfelsen.

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Die auffällige Kantenabrundung ist eine Folge der Wollsackverwitterung im Tertiär, die bis in 40 m Tiefe reichte und zur Kaolinbildung führte. Zu dieser Zeit erfolgte eine weitere Heraushebung der Königshainer Berge, daraufhin Abtragung und Ausräumung, vor allem im Pleistozän, mit Entstehung ausgedehnter Blockhalden.

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Wollsackverwitterung in der Nähe des Totensteins mit breiten Bankungsfugen, leicht verkippter Lagerung und tektonischer Störung durch Hebung. Im Gebiet nördlich der Steinbrüche finden sich zahlreiche weitere Felsformationen mit Wollsackverwitterung, u.a. der „Totenstein“, „Kaffeekrug“, „Kuckuckstein“. Der Totenstein, bereits 1844 unter „Geotopschutz“ gestellt, stellt eine prähistorische Kultstätte dar, die sich bis zur Lausitzer Eisenzeit (1400-750 v. Chr.) zurück verfolgen läßt.

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Wollsackverwitterung an der Hochsteinbaude

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Blick vom Aussichtsturm am Hochstein nach SE, rechts die Kämpferberge, am Horizont der Basaltkegel der Landeskrone (420 m) bei Görlitz. Sie markiert den nördlichsten Teil des Oberlausitzer Hügellandes und überragt die Umgebung um etwa 200 m. Die Landeskrone besteht ebenfalls aus basaltischem Gestein (Olivin-Augit-Nephelinit, Tephrit), ihre Form in Nord-Süd-Richtung weist auf die Richtung der Spalte, aus der das etwa 1000 Grad heiße Magma aufstieg. Vulkanische Lockermassen finden sich heute noch in den Liegenden Braunkohlenflözen bei Berzdorf. In der Elstereiszeit ragte die Landeskrone als Nunatak aus dem Inlandseis.

 

Literatur

Lange/Tischendorf/Krause: Minerale der Oberlausitz (2004), Verlag Gunter Oettel

A. Hanle et al.: Meyers Naturführer Oberlausitz, Meyers Lexikonverlag 1992

Wagenbreth/Steiner: Geologische Streifzüge, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1982, S.170-178

regionalgeologie-ost.de – ein Wörterbuch

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Zittauer Gebirge

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Blick von Norden vom Olbersdorfer See im Zittauer Becken auf die etwa 5 km entfernte, stark gegliederte Nordseite des Zittauer Gebirges mit einem Anstieg von 200-300 m.

Das Zittauer Gebirge im äußersten Südosten Sachsens kann mit ca. 48 km² Fläche als kleines, eigenständiges Mittelgebirge gesehen werden. Es ist wie die Sächsische Schweiz (Elbsandsteingebirge) genetisch verbunden mit dem Sächsisch-Böhmischen Kreidesandsteingebirge, und besitzt eine gemeinsame Nahtstelle im Böhmischen Niederland (Schluckenauer Zipfel). Die Sandsteine aus festlandsnah abgelagerten Meeressanden stammen aus der Zeit des Oberkreide (Turonium 93,9–89,7 mya). Gegen Ende der Kreidezeit setzte die Lausitzer Überschiebung ein. Das nördlich vorgelagerte Granitgebirge wurde auf den Sandstein überschoben, dieser herausgehoben, zeitgleich senkte sich das Zittauer Becken ein. 

Zwischen Oybin und Jonsdorf stehen tonige Sandsteine (Unterturon), Quadersandstein mit teilweise hohem Kalkgehalt (Kalksandstein) und Mergel mit konglomeratischen Linsen und Geröllen von Eisensandstein (unteres Mittelturon) an. Mittelturon ist am weitesten verbreitet: fein bis mittelkörniger Sandstein mit vielen Konglomeraten in Oybin und Jonsdorf. Das Gebiet um Waltersdorf an der Lausche und am Hochwald besteht aus Zirkon und Monazit führendem Quadersandstein (Mittel- bis Oberturon), oberturonische Sandsteine führen eher Turmalin, Glimmer, Ilmenit und Rutil.

Das Alter der Sedimente im Zittauer Gebirges liegt zwischen 95 (Bohrung Forsthaus Lückendorf) und 88 Ma. Wie im Elbsandsteingebirge gibt es auch im Zittauer Gebirge eine Vielzahl von imposanten, durch Verwitterung und Erosion entstandenen Felsgruppen (Oybin, Kelchstein, Jonsdorfer Felsenstadt, Töpfer). Der Sandstein des Zittauer Gebirges ist durch die vulkanischen Vorgänge im Oligozän/Miozän begleitet und überprägt.   Weiterlesen