
Im Rahmen der 40. Jahrestagung der Gesellschaft für Geschiebekunde in Rostock am dritten Wochenende im April 2025 ergab sich die Gelegenheit zum Geschiebesammeln. Bei bestem Sonnenschein bot sich am Steilufer zwischen Elmenhorst Strand und Geinitzort, westlich von Rostock, ein farbenprächtiges Nebeneinander aus gut gerundeten Geschieben, von denen einige fotografisch dokumentiert werden konnten und die Mehrzahl von ihnen vor Ort belassen wurde.

Dieser Artikel schließt an den Fundbericht zum unmittelbar westlich gelegenen Ufer bei Nienhagen an. An beiden Lokalitäten streichen zwei weichselkaltzeitliche Geschiebemergel aus, ein liegender grauer, etwa 15.000 Jahre alter Geschiebemergel des Pommerschen Stadiums und ein brauner Geschiebemergel des vor ca. 13.200 Jahren einsetzenden Mecklenburger Stadiums. Weiter östlich, entlang der Stoltera, wurden auch Geschiebemergel älterer weichselzeitlicher Eisvorstöße abgelagert (SCHULZ & PETERS 1989, KLAFACK 1996).
Hinsichtlich der Geschiebevergesellschaftung fällt als erstes die Dominanz von Granitoiden und Vulkaniten aus Småland auf. Etwa eine Größenordnung seltener, aber regelmäßig zu finden sind Rapakiwigesteine von Åland (Abb. 3-9) und Vulkanite aus Dalarna (Abb. 11-12). Ost-mittelschwedisches Material (Uppland-Granite, Granat-Cordierit-Gneise etc.) fallen weniger häufig ins Auge. Bemerkenswert sind zwei Funde postorogener 1,45 Ga alter anorogener Granite aus Ostsmåland (Uthammar- und Jungfrun-Granit, Abb. 39-46) sowie gehäufte Funde des Karlshamn-Granits aus Blekinge (Abb. 18-21). Im Detail unterscheiden sich die Fundmöglichkeiten im April 2025 von denen im Jahre 2021: der Braune Ostsee-Quarzporphyr trat dieses Mal nur vereinzelt auf, ebenso Basaltmandelsteine. Vom Ostsee-Syenitporphyr wurde lediglich ein einziges kleines Exemplar gefunden.


Matthias Bräunlich stellte auf der GfG-Tagung als neues Leitgeschiebe den grünen Åland-Wiborgit vor. Es existieren Farbübergänge zwischen braun und grün, der Fund in Abb. 9 zeigt einen vollkommen grünen Rapakiwi-Granit mit Wiborgit-Gefüge.

Abb. 10 ist ein Vulkanit mit grüner und rotbrauner Grundmasse. Die grüne Farbe könnte auf eine Vermischung von saurem mit basischem Magma zurückzuführen sein (magma mixing). Eine gewisse Ähnlichkeit zum Braunen Ostsee-Quarzporphyr ist erkennbar (kleine mafische Enklaven, die Art der Quarze).






Als nordschwedisches Leitgeschiebe und einer der Granite mit dem weitesten „Reiseweg“ gilt der Sorsele-Granit aus Nordschweden. Neben der blass rotgrauen Grundmasse aus Quarz und Alkalifeldspat und größeren und runden Ansammlungen dunkler Minerale gelten einige rhombenförmige Plagioklas-Einsprenglinge als Erkennungsmerkmal.

Von Nordschweden geht es ganz in den Süden von Schweden, nach Blekinge. Von dort stammt der Karlshamn-Granit, ein porphyrischer Granit aus blassrotem Alkalifeldspat (häufig als Karlsbader Zwilling), weißem Plagioklas, grauem oder braungrauem Quarz sowie reichlich braunem Titanit innerhalb der Biotit-Aggregate. Man braucht eine gute Beleuchtung zum Erkennen des Titanits. Der Karlshamn-Granit tritt in Elmenhorst gehäuft auf.


Die folgenden Bilder zeigen eine Auswahl von Småland-Vulkaniten und -Graniten, wie sie am Strand bei Elmenhorst in Hülle und Fülle zu finden sind. Unter den Småland-Vulkaniten werden Påskallavik-Porphyr, Emarp-Porphyr und einige Vulkanite aus der Gegend von Lönneberga als Leitgeschiebe angesehen.






Vereinzelt finden sich in Gesellschaft von Vulkaniten aus Småland auch Porphyre mit einzelnen rhombenförmigen Feldspat-Einsprenglingen, bei gleichzeitiger Abwesenheit von Geschieben aus dem Oslograben oder dem Gebiet des Vaggeryd-Syenits. Möglicherweise bestanden in den aus bimodalem Magmatismus hervorgegangenen Porphyrgängen in Ostsmåland auch Bildungsbedingungen für Hybridporphyre mit rhombenförmigen ternären Feldspäten. Entsprechende Nahgeschiebe aus Småland, die diese Vermutung untermauern könnten, liegen bislang allerdings nicht vor.

Die meisten der zahlreichen Porphyr-Geschiebe mit lebhaften Farben und leuchtend blauem Quarz lassen sich grob auf das Gebiet des Transkandinavischen Magmatitgürtel (TIB), insbesondere Småland zurückführen, ein genaues Vorkommen lässt sich in der Regel aber nicht verorten (Abb. 33-38).
Geschiebefunde der postorogenen und etwas jüngeren (1,45 Ga)-Granite aus Ost-Småland (Götemar-, Jungfrun und Uthammar-Granit) sind selten, schwer erkennbar und mit wesentlich häufigeren Granittypen verwechselbar: der Uthammar-Granit mit gewöhnlichen roten porphyrischen Småland-Graniten, Götemar- und Jungfrun-Granit mit porphyrischen Rapakiwis.
Der Uthammar-Granit (ausführliche Beschreibung hier) besitzt ein undeutlich porphyrisches Gefüge aus teils orangeroten, teils vollroten Alkalifeldspäten und ist im Unterschied zu den allermeisten Småland-Graniten undeformiert, was sich u. a. durch das Vorhandensein einzelner Glimmerplättchen äußert, teilweise mit sechseckigen Umrissen.


Ein großes Granitgeschiebe wurde als Jungfrun-Granit bestimmt (detailierte Beschreibung hier).



Die Granite des Småland-Värmland-Gürtels lassen sich grob nach ihrem Gefüge sowie der Farbe in (gleichkörnige) Växjö- und (porphyrische) Filipstad-Typen unterteilen. Sie kommen nicht nur um die genannten Städte, sondern in vielen Gebieten vor. Die wenigsten Geschiebefunde können einem begrenzten Vorkommen zugeordnet werden.
Gleichkörnige Växjö-Typen finden sich in Elmenhorst in großer Zahl, mit erheblichen Variationen hinsichtlich der Farbgebung. Alkalifeldspat kann blassrot bis vollrot, auch braun, Plagioklas weiß bis grünlich, gelb oder orange gefärbt sein. Quarz ist blau oder grau getönt, dunkle Minerale (Biotit) kommen in geringer Menge vor. Roter Växjö besteht hauptsächlich aus rotem Alkalifeldspat und Quarz. Weitere Attributierungen sind: Bunter Växjö (roter Alkalifeldspat, gelblicher Plagioklas), Grauer Växjö (helle, graue, blassrote Alkalifeldspäte, heller Plagioklas) und Rosa Växjö (s. SMED & EHLERS 2004:132).


Granite vom Typ Rosa Växjö, wie von Smed & Ehlers 2004: 132 beschrieben, stammen aus der Umgebung der Stadt Växjö in Südschweden und sind in Elmenhorst gehäuft zu finden. Kennzeichnend ist eine zusammenhängende Masse aus rosa- bis bräunlichgrauem Alkalifeldspat und grauem Quarz, aus der gelbliche Plagioklas-Einsprenglinge herausstechen.


Småland-Granite mit porphyrischem Gefüge (Grundmasse + größere Alkalifeldspat-Einsprenglinge) werden als Filipstad-Typ bezeichnet.


In Nordost-Småland kommen vermehrt porphyrische Granite mit braunem Alkalifeldspat, Blauquarz und orangefarbenem bis orangerotem Plagioklas vor, die darüber hinaus gelben Titanit in erheblicher Menge enthalten. In den Graniten vom Kinda-Typ (Beschreibung) werden einzelne Alkalifeldspäte teilweise oder vollständig von einem Saum aus Plagioklas umgeben.


Typisch für Ost-Småland und ein häufiger Fund, wenn auch etwas unauffälliger, sind die Granite vom Virbo-Typ (Beschreibung), grobkörnige und leicht deformierte rote Granite mit schmutziggrünem Plagioklas, trüb blauem oder grauem Quarz sowie reichlich gelblichem Titanit.



Nicht alle bunten Plutonite sind Granite, es kommt auf das Mengenverhältnis Alkalifeldspat zu Plagioklas sowie den Anteil an Quarz zu Gesamtfeldspat und Quarz an. Abb. 61-62 zeigt Funde, in denen gelblicher bis grüner Feldspat (Plagioklas) über roten Alkalifeldspat dominiert (Granodiorit). Vergleichbare Plutonite wurden vom Verfasser anstehend in NE-Småland beobachtet.
Granit-Geschiebe, in denen wenigstens einige der größeren Alkalifeldspäte gerundet und von einem hellen Saum aus Plagioklas umgeben sind, werden als Filipstad-Granite im engeren Sinne bezeichnet, wie sie aus der Umgebung von Filipstad in Värmland bekannt sind. Ähnliche Gefüge kommen aber auch in Småland und Östergötland vor.


Die letzten Bilder zeigen einige weitere Funde aus Elmenhorst, darunter Kataklasite, Gneise und andere Metamorphite.





Am Strandabschnitt bestehen gute Fundmöglichkeiten für Fleckengesteine aus dem Västervik-Gebiet (violetter Västervik-Quarzit, Västervik-Fleckengestein, Västervik-Fleckenquarzit).




Literatur
KLAFACK R 1996 Bericht über die Exkursion zur Steilküste Nienhagen – Geschiebekunde aktuell 12 (2): 61, Hamburg.
SCHULZ W & PETERSS K 1989 Geologische Verhältnisse im Steiluferbereich des
Fischlandes sowie zwischen Stoltera und Kühlungsborn – In: Mitteilungen der
Forschungsanstalt für Schiffahrt, Wasser- und Grundbau; Schriftenreihe Wasser- und
Grundbau 54. Berlin: Forschungsanstalt für Schiffahrt, Wasser- und Grundbau. S. 132-148.
SMED P & EHLERS J 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.