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Geschiebesammeln im Broager Land (DK)

Abb. 1: Geröllstrand bei Skeldekobbel, südöstlich von Broager (DK).

Für den Brandenburger Geschiebesammler ist ein Besuch des Geröllstrands von Skeldekobbel im Broager Land (Dänemark) eine willkommene Abwechslung. Hier, am nördlichen Ufer der Flensburger Förde, bietet sich eine durch den Einfluss eines von Norden kommenden Eisstroms deutlich anders zusammengesetzte Geschiebegemeinschaft. Zwar finden sich auch die üblichen „Verdächtigen“, z. B. Rapakiwigesteine von Åland, Vulkanite und Granite aus Småland und Dalarna, auffällig ist aber der hohe Anteil SW-schwedischer saurer und mafischer Granulite, Granatamphibolite und Charnockite; Oslogesteine sind etwas seltener vertreten.

Die Gelegenheit für diese Sammeltour ergab sich im Rahmen des von Dr. Frank Rudolph veranstalteten Geschiebesammlertreffens vom 13.-15.10.2023 in Flensburg. Das Eiszeit-Haus in Flensburg beherbergt eine umfangreiche und unbedingt sehenswerte Sammlung von Geschiebefossilien und Kristallingeschieben, die immer weiter ausgebaut wird.

Abb. 2: Das Eiszeit-Haus in Flensburg.
Abb. 3: Pectunculus-Sandstein von etwa 2 m Durchmesser vor dem Eiszeit-Haus.

Der riesige Pectunculus-Sandstein wurde bei Baggerarbeiten aus dem Hafenbecken von Flensburg geborgen. Das mittelmiozäne Gestein (Reinbek) ist voll von Muschelschalen der Gattung Glycimeris (vormals Pectunculus) und wird vor allem an der dänischen Grenze gefunden, Sandsteine mit Muschelpflastern von Glycimeris-Schalen sind auch aus einer Kiesgrube östlich von Lüneburg oder vom Schaal-See bei Zarrentin belegt (SCHULZ 2003: 424-427).

Abb. 4: Exponate im Eiszeit-Haus Flensburg.
Abb. 5: Gneis mit schälchenförmigen Vertiefungen („Opferstein“) auf dem Museumsberg in Flensburg, Breite ca. 50 cm.
Abb. 6: Steilufer aus Geschiebemergel am Strand von Skeldekobbel.

An Geröllstränden lassen sich immer wieder Ansammlungen dunkler, meist basischer (SiO2-armer) Gesteine sowie der metamorphen Äquivalente (Metabasite) beobachten. Bei Bewegung durch Wellenschlag kommen die basischen Gesteine aufgrund ihrer im Vergleich zu SiO2-reichen Gesteinen höheren spezifischen Dichte schneller zur Ruhe und reichern sich lokal an. In solchen Akkumulationen findet sich eine Reihe ganz unterschiedlicher Geschiebetypen (Abb. 7-26). Unter den als Leitgeschiebe geeigneten basischen Gesteinen treten in Skeldekobbel vor allem Kinne-Dolerit, aber auch Schonen-Basanit und Schonen-Lamprophyr häufig auf.

Abb. 7: Basaltisches Gestein mit wenigen Plagioklas-Einsprenglingen, vermutlich ein Öje-Basalt aus Dalarna, Breite 14 cm.
Abb. 8: Basaltisches Gestein mit doleritischem Gefüge und zahlreichen Plagioklas-Einsprenglingen (kein „Öje-Diabasporphyrit“, vgl. Beitrag von M. Bräunlich auf kristallin.de); Breite 25 cm.
Abb. 9: Schonen-Basanit, basaltähnliches Gestein mit großen Peridotit-Xenolithen. Die flaschengrünen Erdmantelgesteins-Einschlüsse bestehen im Wesentlichen aus Olivin, Orthopyroxen und etwas Chromspinell.
Abb. 10: Schonen-Basanit; hier sind die Peridotit-Xenolithe bereits ausgewittert und hinterlassen Löcher auf der Gesteinsoberfläche.
Abb. 11: Schonen-Lamprophyr, ein Ganggestein aus Schonen mit orangeroten bis gelblichgrünen Olivin- und schwarzgrünen Klinopyroxen-Einsprenglingen.
Abb. 12: Kinne-Diabas (besser: Kinne-Dolerit), Leitgeschiebe für Västergötland, leicht erkennbar an seiner Verwitterungsrinde, Breite 14 cm.
Abb. 13: Ein weiterer Kinne-Dolerit, Breite 14 cm. An den ausgewitterten Stellen zwischen den Flecken erkennt man das doleritische Gefüge.
Abb. 14: Oslo-Basaltmandelstein, Leitgeschiebe aus dem Oslograben, erkennbar an seinen feinen länglichen Plagioklas-Einsprenglingen und mit apfelgrünem Epidot gefüllten Mandeln.
Abb. 15: Dolerit, wahrscheinlich vom Åsby-Ulvö-Typ, mit intergranularem Gefüge.
Abb. 16: Doleritischer Metabasit; die Plagioklas-Einsprenglinge sind durch hydrothermale Alteration grün gefärbt, die Pyroxene der Grundmasse teilweise in Amphibol (Hornblende) umgewandelt.
Abb. 17: Amphibol-porphyroblastischer Metabasit; während der Metamorphose, vermutlich eines doleritischen Ausgangsgesteins, kam es zur Bildung größerer rundlicher Amphibol-Porphyroblasten.
Abb. 18: Feinkörniger Amphibol-porphyroblastischer Metabasit mit Plagioklas-Einsprenglingen und grünen Epidot-Adern.

Die Metabasite in Abb. 19-25 entstammen den hochmetamorphen (obere Amphibolit- bis Granulitfazies) Einheiten in SW-Schweden. Weißschlieriger Granatamphibolit, mafischer Granulit und Granatcoronit sind als Leitgeschiebe geeignet.

Abb. 19: Granatamphibolit
Abb. 20: Weißschlieriger Granatamphibolit, Breite 14 cm.
Abb. 21: Mafischer Granulit, nass fotografiert.
Abb. 22: Gleicher Stein, Nahaufnahme. Unter granulitfaziellen Bedingungen, während einer „trockenen“ Hochdruck-Metamorphose bildeten sich an der Grenzfläche zwischen Pyroxen und hellem Plagioklas schmale Säume („Coronen“) von rotem Granat. Der grünlichschwarze Pyroxen wurde während der retrograden Metamorphose teilweise in schwarzen Amphibol umgewandelt.
Abb. 23: Verschiedene mafische Granulite vom Geröllstrand bei Skeldekobbel.
Abb. 24: Mafischer Granulit, trocken fotografiert. Beim Blick auf die Foliation sind die kleinen roten Granatkörner gut erkennbar.
Abb. 25: An mafischen Granuliten, die aus grobkörnigen Gesteinen hervorgegangen sind, tritt das coronitische Gefüge noch deutlicher hervor. Solche Gesteine werden auch als Granat-Coronit (besser: coronitischer mafischer Granulit) bezeichnet. Breite 15 cm.
Abb. 26: Der letzte Fund aus der Reihe basischer und metabasischer Gesteine ist ein einschlussführender Amphibolit. Breite 14 cm.

Gesteine aus dem Oslograben sind am Strand von Skeldekobbel nicht so häufig, wie es die zahlreichen Funde SW-schwedischer Gesteine erwarten ließen. Lediglich einige Rhombenporphyre, zwei Larvikite sowie ein Oslobasalt (Abb. 14) konnten aufgelesen werden.

Abb. 27: Einsprenglingsarmer Rhombenporphyr, Aufnahme unter Wasser.

Leitgeschiebe aus Dalarna (Abb. 28-31) sowie Gesteine aus Småland (Abb. 32) und Östergötland treten ebenfalls eher vereinzelt auf.

Abb. 28: Undeformierter einsprenglingsreicher Quarzporphyr, wahrscheinlich ein Särna-Quarzporphyr aus Dalarna, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 29: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 30: Garberg-Granit aus Dalarna.
Abb. 31: Venjan-Porphyrit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 32: Emarp-Porphyr, Leitgeschiebe aus dem mittleren Småland, Breite 12,5 cm.
Abb. 33: Blauquarzgranit mit braunem bis rötlichem Alkalifeldspat und gelbem bis rötlichem Plagioklas. Solche Granite mit rötlichem Plagioklas sind vor allem aus Östergötland bekannt (Askersund-Granit?). Aufnahme unter Wasser.
Abb. 34: Porphyrischer Monzogranit bis Granodiorit mit grünlichem bis rotbraunem Plagioklas. Vergleichbare Gesteine sind aus NE-Småland bekannt, aber nicht näher zuzuordnen. Breite 14 cm.
Abb. 35: Vaggeryd-Syenit, Aufnahme unter Wasser. Wie es sich für einen Syenit gehört, dominiert rotbrauner Alkalifeldspat; Plagioklas und Quarz sind nur in geringer Menge enthalten. Innerhalb der Ansammlungen dunkler Minerale erkennt man keilförmige gelbe Titanit-Kristalle.

Zu den Höhepunkten der Sammeltour gehört sicherlich der Fund eines großen Rödö-Wiborgit-Geschiebes. Typisch für den Rödö-Wiborgit sind neben seiner leuchend orangeroten Gesamtfärbung einzelne Alkalifeldspat-Ovoide über 2 cm, einige davon mit einem dicken Saum aus gelbgrünem Plagioklas (Abb. 37, unten im Bild), weiterhin die großen und hellen, wenig magmatisch korrodierten Quarze.

Abb. 36: Rödö-Rapakiwi mit Wiborgitgefüge, Breite des Steins 23 cm.
Abb. 37: Nahaufnahme des Gefüges.

Aus einem Rapakiwi-Vorkommen könnte auch das folgende Mischgestein stammen, eine Vermengung von basischem und felsischem („saurem“) Magma (magma mingling). Die Grundmasse zeigt ein doleritisches Gefüge und ist stark alteriert (Grünfärbung!). Darüber hinaus sind als „saure“ Bestandteile größere rundliche Quarze und Partien mit rötlichem (Alkali?-)feldspat erkennbar. Denkbar ist auch, dass das Gestein ein basischer Xenolith aus einem sauren Wirtgestein ist.

Abb. 38: Mischgestein mit doleritischer Grundmasse, Breite 16 cm.
Abb. 39: Nahaufnahme
Abb. 40: Blassroter Quarz-Feldspat-Gneis mit roten Flecken, möglicherweise ein Geschiebe von Bornholm. Breite 15 cm.
Abb. 41: SW-schwedischer Gneis aus hellrotem Alkalifeldspat, orangerotem Plagioklas; dunkle Minerale fehlen weitgehend (SW-schwedischer Granulit), Breite 16 cm.
Abb. 42: Gneis mit einer Flasertextur und einer grobkörnigen Partie im Top, dunkle Minerale fehlen. Das Gestein könnte ebenfalls ein SW-schwedischer Granulitgneis sein. Breite 11 cm.
Abb. 43: Gelbgrüner Magmatit, ein Charnockit, Leitgeschiebe für SW-Schweden. Unter der Lupe sind kleine rote Granatkörner erkennbar. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 44: Charnockitisierter Gneis, Breite 13 cm. Solche grünen (charnockitisierten) Partien kommen regelmäßig in den rötlichen granulitfaziellen Gneisen SW-Schwedens vor.
Abb. 45: Grünschiefer (Chloritschiefer) mit roten Granat- und hellen Feldspat-Granoblasten. Das plattige Geschiebe besteht im Wesentlichen aus grünen Schichtmineralen (Chlorit). Die Anwesenheit von Granat lässt auf ein sedimentäres Ausgangsgestein schließen, z. B. dolomitischen Kalkmergel.
Abb. 46: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 47: Metasediment (etwa quarzitischer Chloritschiefer) mit Lagen aus Segregationsquarz (= durch Fluide aus dem Sediment verdrängte und lokal angereicherte Quarzpartien).
Abb. 48: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die strahligen Quarzaggregate wuchsen senkrecht zur Kluftebene. Das dunkelgrüne Mineral ist vermutlich Chlorit.
Abb. 49: Quarzit mit Partien aus rotem Alkalifeldspat, Breite 10 cm.

Ein weiteres Highlight am Strand von Skeldekobbel ist der Fund eines migmatitischen Paragneises mit Granat-Porphyroblasten bis 6,5 cm Größe. Der Gesteinstyp ähnelt den Gneisen vom Sörmland-Typ. Zu denken gibt aber die Beobachtung, dass er recht häufig zu finden ist, andere Gesteine des östlichen Mittelschwedens (z. B. Uppland-Granite) hingegen fehlen. Die Literaturrecherche ergab bisher kein weiteres mögliches Herkunftsgebiet für diese migmatitischen Granat-Cordierit-Paragneise.

Abb. 50: Migmatitischer Paragneis mit großen Granat-Porphyroblasten.
Abb. 51: Granat-Porphyroblast mit einem Saum aus Feldspat, Nahaufnahme unter Wasser.
Abb. 52: Rückseite des gleichen Steins, Aufnahme unter Wasser. Die schwach bläulichgrauen, von Dunkelglimmer durchsetzten Partien sind ein Hinweis auf Cordierit, der in diesem Gestein offenbar in erheblicher Menge enthalten ist.
Abb. 53: Ein ähnlicher migmatitischer Granat-Cordierit-Paragneis, Breite 38 cm.
Abb. 54: Leukosom eines migmatitischen Granat-Cordierit-Paragneises, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 55: Nahaufnahme, roter Granat-Porphyroblasten, umgeben von hellgrauem Cordierit (?).
Abb. 56: Paragneis mit Fleckentextur, Breite 30 cm. Im schwindenden Tageslicht fotografiert, daher etwas unscharf: ein auffälliger Quarz-Feldspat-Biotit-Gneis mit grünen Flecken (retrograd aus Cordierit gebildeter Chlorit?), die einen schmalen hellen Saum aufweisen.
Abb. 57: Tektonische Brekzie; das dichte grüne und hornsteinartige Gestein ist in situ durch tektonische Einwirkung zerbrochen; die Risse wurden nachfolgend mit Quarz als Ausscheidung hydrothermaler Lösungen verfüllt.

Ein außergewöhnliches Gestein, einen Skarn, entdeckte Frank Rudolph. Skarne sind metasomatische Gesteine, die im Kontaktbereich von einem aufsteigenden plutonischen Körper mit einem z. B. Ca-reichen Sedimentgestein entstehen. Dabei kommt es zu einem intensiven Stoffaustausch und der Neubildung von Ca- und Fe-reichen Silikatmineralen innerhalb des Sedimentgesteins. Typisch für Skarne aus Ca-reichen Sedimentgesteinen sind Neubildungen von Ca-reichem Klinopyroxen (Diopsid als Endglied), Fe-reichem Ca-Klinopyroxen (Hedenbergit als Endglied) und Granat (gelbgrüner bis dunkelgrüner Grossular, roter Almandin).

Abb. 58: Stark angewitterter Skarn mit ausgeprägter Lagentextur, Breite ca. 30 cm. Das Gestein konnte nur mit Mühe, unter Zuhilfenahme eines schweren Hammers zerlegt werden.
Abb. 59: Frische Bruchfläche, Abschlag vom obigen Block. Lagenweise sind Partien mit grünen (Diopsid), schwarzgrünen (Hedenbergit) und roten Mineralen (Granat) erkennbar.
Abb. 60: Skarn, polierte Schnittfläche.
Abb. 61: Nahaufnahme; wolkige graue Partien bestehen aus Quarz.
Abb. 62: Nahaufnahme. Das Gestein wurde offensichtlich tektonisch überprägt; rechts unterhalb der Bildmitte reflektiert ein größeres grünes und gestreiftes Kristallaggregat das einfallende Licht.

Zum Schluss noch einige Funde von Sedimentgesteinen.

Abb. 63: Bioturbater heller Sandstein mit Algenbewuchs, Breite 23 cm.
Abb. 64: Intraformationelles Konglomerat, ein glaukonitischer Sandstein mit phosphoritisch (?) gebundenen Sandstein-Intraklasten, Breite 34 cm.
Abb. 65: Nahaufnahme, Breite des Intraklasts 8 cm.
Abb. 66: Kontakt eines Hanaskog-Flints mit einem feinkörnigen Kalksandstein.
Abb. 67: Eigenartige konkretionäre(?) Sedimentstrukturen in einem Limonitsandstein.
Abb. 68: Am Strand bei Skeldekobbel finden sich vereinzelt Limonitsandsteine mit meist nicht näher bestimmbaren Muscheln, die wohl dem Paläozän zuzuordnen sind (pers. Mitteilung F. Rudolph). Breite des Geschiebes 20 cm
Abb. 69: Paläozäner Limonitsandstein, Breite 14 cm
Abb. 70: Gleicher Stein; in der Aufsicht sind neben unbestimmbaren Muschelabdrücken zwei schwarze Haifischzähne erkennbar.
Abb. 71: Konglomerat mit Toneisenstein-Lithoklasten (Jura oder Lias?).
Abb. 72: Pyritisiertes Spurenfossil, üblicherweise als Ophiomorpha nodosa bezeichnet. Vermutlich haben callianasside Krebse diesen Wohnbau angelegt.
Abb. 73: Pyrit-Konkretion
Abb. 74: Am Ende des nördlichen Strandabschnitts fanden sich an einigen Baumstämmen, die offenbar längere Zeit im Wasser lagen, Spuren der Schiffsbohrmuschel (Teredo navalis). Bildbreite 30 cm.

Literatur

SCHULZ W 2003 Geologischer Führer für den norddeutschen Geschiebesammler – 508 S., 446+42 meist farb. kapitelweise num. Abb., 1 Kte. als Beil., Schwerin (cw Verlagsgruppe).

Geschiebesammeln auf der Halbinsel Wustrow

Die Halbinsel Wustrow bei Rerik war seit 1933 militärisches Sperrgebiet und erst 1993 nach dem Abzug der Roten Armee wieder zugänglich. Mittlerweile ist Wustrow teilweise Naturschutzgebiet, teilweise in Privatbesitz. Eine schmale Landzunge (Nehrung) verbindet die Halbinsel mit dem Festland, das Betreten ist nur mit Genehmigung möglich. Im Juli 2021 konnten die ausgedehnten Geschiebestrände der Halbinsel erkundet werden. Da hier wenig gesucht wird, sind gute Funde möglich.

Abb. 1: Alte Kasernengebäude auf Wustrow.
Abb. 2: Hinab zur Steilküste geht es mit Hilfe eines Seils.
Abb. 3: Die seeseitige Küste von Wustrow besteht aus Geschiebelehm und -mergel der Grundmoräne des Pommerschen Stadiums der Weichsel-Vereisung.

Auffällig ist das relativ häufige Vorkommen von Geschieben aus dem Gebiet des Oslograbens (Rhombenporphyre, Larvikit), während knapp 30 km weiter östlich, am Strand von Nienhagen, praktisch keine solchen Funde möglich sind. SW-schwedische Leitgeschiebe wurden nicht gefunden.

Abb. 4: Rhombenporphyr, Breite 10 cm.
Abb. 5: Rhombenporphyr, Breite 10 cm.
Abb. 6: Larvikit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 7: Nahaufnahme. Einige Feldspäte zeigen den für Larvikit typischen bläulichen Schiller.

Nicht selten trifft man auf Geschiebe von Schonen-Basalt und Schonen-Lamprophyr. Die Funde belegen eine Transportrichtung des Eises aus NNE.

Abb. 8: Schonen-Basalt mit gelbgrünen Olivin- sowie wenigen schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen.
Abb. 9: Schonen-Lamprophyr mit zahlreichen hellen Mandeln.
Abb. 10: Nahaufnahme. Olivin verwittert gelblichbraun, die Pyroxen-Einsprenglinge sind grünlich gefärbt.
Abb. 11: Ein weiterer Schonen-Lamprophyr.
Abb. 12: Bruchfläche des gleichen Steins. Alterierter Olivin ist rötlich gefärbt, stellenweise auch hellgrün und weitgehend unverändert; Pyroxen ist schwarz bis flaschengrün.
Abb. 13: Das helle, teils radialstrahlige Mineral innerhalb der Mandeln ist sehr weich und zerfällt mit Salzsäure ohne Aufschäumen (Hinweis auf Zeolith).

Am Geschiebestrand von Wustrow finden sich auch Mandelsteine in großer Zahl.

Abb. 14: Grüner Mandelstein mit schwarzen Mandeln, Einsprenglingen von Plagioklas und einer durchlaufenden Ader, teils mit Achat, teils mit einem feinkörnigen blassgrünen Mineral verfüllt. Aufnahme unter Wasser, leg. S. Mantei.
Abb. 15: Nahaufnahme, nasse Oberfläche. Die Bänderung des Achats ist nur schwach ausgeprägt.
Abb. 16: Blasenreicher und stark alterierter Mandelstein. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 18: Grauer Mandelstein, Breite 15 cm.
Abb. 19: Grünstein, Breite 10 cm. Offenbar ist hier eine mit rotem Feldspat gefüllte Kluft angeschnitten.
Abb. 20: Der Feldspat (Plagioklas, polysynthetische Verzwilligung) bildet ungewöhnliche orthogonale Querschnitte aus.

Plutonite und Vulkanite des Transkandinavischen Magmatitgürtels (TIB) – die bunten Småland-Granite mit Blauquarz sowie Småland-Porphyre – sind am Strand von Wustrow nur in mäßiger Zahl vertreten.

Abb. 21: Roter Alkalifeldspatgranit. Einige Feldspäte weisen Risse auf, welche mit dunklen Mineralen verfüllt sind. Dunkle Minerale sind nur spärlich vorhanden und ungleichmäßig im Gestein verteilt (Ausschlusskriterium für Uthammar-Granit). Bildbreite 18 cm.
Abb. 22: Anorogener und undeformierter Granit mit etwas grünem Plagioklas, wahrscheinlich ein porphyrischer Rapakiwi. Aufnahme unter Wasser.

Gesteine aus Rapakiwi-Vorkommen treten regelmäßig, aber nicht besonders häufig auf. Ein besonderer Fund ist ein brauner Ignimbrit, der wahrscheinlich aus dem Vorkommen des Roten Ostsee-Quarzporphyrs stammt. Dafür sprechen die charakteristischen eckigen Hochquarz-Relikte mit Spuren magmatischer Korrosion.

Abb. 23: Roter Ostsee-Quarzporphyr-Ignimbrit, braune Variante. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 25: Neben größeren gerundeten und trüben Quarzen finden sich auch einige eckige Quarze mit der gleichen Gestalt wie im Roten Ostsee-Quarzporphyr.
Abb. 26: Fragmente von Porphyren, einer davon ähnelt dem Roten Ostsee-Quarzporphyr.

Häufig finden sich graue Paragneise vom Sörmland-Typ. Diese enthalten in der Regel Granat und Cordierit, seltener auch reichlich Sillimanit.

Abb. 27: Granat-(Cordierit)-Sillimanitgneis (Sörmland-Gneis). Die Granat-Porphyroblasten liegen innerhalb eines Leukosoms aus Quarz und Feldspat. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 28: Nahaufnahme. Das Gestein enthält größere Mengen an dunkelgrauem bis silbrig glänzendem Sillimanit. Cordierit (hellgrau bis graublau, zwischen den Sillimanitnadeln) ist nicht eindeutig identifizierbar.
Abb. 29: Cordierit-Sillimanit-Granofels. Solche undeformierten Quarzite mit schwarzen Cordierit- und weißen Sillimanitflecken sind anstehend aus dem Västervik-Gebiet bekannt.
Abb. 30: Porphyrischer Amphibolit. Die blastische Wuchsform der Amphibole ist ein Hinweis auf eine metamorphe Entstehung aus einem basischen Gestein, z. B. Gabbro, Dolerit oder Basalt. Breite 26 cm.

Sedimentite

Abb. 31: Feuerstein mit rhythmischer Bänderung. Breite 32 cm.
Abb. 32: Silurkoralle, Breite 11 cm.

Lias-Geschiebe (Limonitsandsteine, häufig mit Pflanzenresten) sind auf Wustrow regelmäßig anzutreffen. Das nächste Geschiebe ist ein konkretionärer Toneisenstein (von ungewisser stratigraphischer Stellung).

Abb. 33: Toneisenstein, Breite 15 cm.
Abb. 34: Konglomerat mit runden Toneisenstein-Klasten. Vergleichbare Gesteine kommen auch im Jura vor. Breite 24 cm.
Abb. 35: Postsilurisches Konglomerat, leg. K. Obst; polymikter Typ mit Klasten von rotem und grauem Beyrichienkalk, grünen Sandsteinen, Feinsandsteinen, Toneisenstein und Milchquarzgeröllen. Breite 15 cm.
Abb. 36: Rückseite des gleichen Geschiebes.
Abb. 37: Reste von rezenten Seepocken. Bildbreite ca. 7 cm.
Abb. 38: Mitten auf dem Strand eine Sonnenblume, der das salzhaltige Milieu offensichtlich nicht schadet.

Die folgenden Funde stammen aus der Nähe der Halbinsel Wustrow, von der Steilküste NE von Rerik. Gesammelt, geschnitten und poliert wurden die Geschiebe von T. Brückner (Hilter).

Abb. 39: Tektonische Brekzien sind ein häufiger Geschiebefund. Selten handelt es sich dabei um einen brekziierten geschichteten Hornstein.
Abb. 40: Das Gestein ist hälleflintartig dicht. Die feinen Wechsellagen bilden die Schichtung eines feinkörnigen Sediments oder vulkanischer Aschen ab.
Abb. 41: Nahaufnahme einer brekziierten Partie. Die Risse sind mit Quarz und einem hellgrünen Mineral verheilt.
Abb. 42: Cordierit-Sillimanit-Granofels, wahrscheinlich aus dem Västervik-Gebiet. Siehe auch Abb. 30.
Abb. 43: Nahaufnahme.
Abb. 44: Bornholm-Granit. Typisch für Bornholm-Granite ist ein verwaschenes Gefüge aus rotem Feldspat und Quarz sowie helle Plagioklase, teilweise mit dunklem Kern; dunkle Minerale bilden Flecken.
Abb. 45: Nahaufnahme. Innerhalb der dunklen Minerale findet sich reichlich Titanit.
Abb. 46: Eigenartiges zoniertes Syenit-Geschiebe. Das Gestein besteht fast vollständig aus Alkalifeldspat von grüner bis bräunlicher Farbe. Der Vaggeryd-Syenit führt in der Regel etwas Quarz und enthält mehr dunkle Minerale. Es könnte sich bei diesem Syenit auch um einen Larvikit in ungewöhnlicher Ausbildung handeln.
Abb. 47: Einige Feldspäte weisen einen bläulichen Schiller auf.
Abb. 48: Zwischen den Feldspäten und innerhalb von Rissen finden sich schmale orangefarbene Partien (Plagioklas-Entmischungen von Feldspat?).
Abb. 49: Orangefarbene Risse innerhalb schwarzgrüner Feldspäte.

Literatur

GERTH A 2008 GIS-gestützte 3D-Modellierung hochweichsel-zeitlicher Sedimente in Nordwest-Mecklenburg-Vorpommern – Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. 196 S., Bautzen 2008.

Lamprophyre

Abb. 1: Schonen-Lamprophyr, basaltähnliches Gestein mit orangebraunen Olivin- und schwarzgrünen Pyroxen-Einsprenglingen. Geschiebe von der Halbinsel Wustrow bei Rerik.
Abb. 2: Nahaufnahme
  1. Allgemeines
  2. Schonen-Lamprophyr
  3. Weitere Vorkommen
  4. Lamprophyre und Alkalivulkanite südlicher Herkunft
  5. Literatur

1. Allgemeines

Lamprophyre bilden eine eigenständige Gesteinsgruppe dunkler und basaltähnlicher Ganggesteine unter den Alkaligesteinen. Die Bezeichnung (lamprós griech. hell, glänzend) verweist auf die glänzenden Kristallflächen großer Amphibol- oder Biotit-Einsprenglinge auf der Bruchfläche (Abb. 21). Nur porphyrische Varianten sind auch mit einfachen Mitteln als Lamprophyre erkennbar. Die Grundmasse der Gesteine ist feinkörnig, neben Biotit und/oder Amphibol können Pyroxen oder Olivin als Einsprengling auftreten. Olivin besitzt eine grüne, im alterierten Zustand eine gelbliche bis rötlichbraune Färbung. Lamprophyre reagieren auf einen Handmagneten und enthalten in der Regel einige mit weißen Sekundärmineralen (Kalzit, Zeolithe) verfüllte Blasenhohlräume (sog. Ocelli). Feldspat- und Quarz-Einsprenglinge kommen nicht vor.

Die Gesteine werden in großer Tiefe aus Mantelschmelzen gebildet und steigen in der Spätphase von Intrusionen als Gänge auf, z. B. in Alkaligesteinsvorkommen, aber auch als Begleiter von Granitplutonen. Die einst unüberschaubare Fülle von Lokal- und Spezialbezeichnungen für Lamprophyre und andere Alkaligesteine wurde weitgehend durch eine Klassifikation nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung obsolet (DARRELL 2008). Dabei spielt die Zusammensetzung der Grundmasse eine wichtige Rolle, die aber nur durch Laboruntersuchungen ermittelbar ist:

  • Kersantit: Biotit-Hornblende-Augit-Lamprophyr. In der Grundmasse überwiegt Plagioklas über Orthoklas.
  • Minette: Biotit-Hornblende-Augit-Lamprophyr. In der Grundmasse überwiegt Orthoklas über Plagioklas.
  • Spessartit: Hornblende-Augit-Lamprophyr; Grundmasse: Plagioklas > Orthoklas.
  • Vogesit: Hornblende-Augit-Lamprophyr; Grundmasse: Orthoklas > Plagioklas.
  • Sannait: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr; Grundmasse: Orthoklas > Plagioklas; Foide treten nur untergeordnet auf.
  • Camptonit: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr; Grundmasse: Plagioklas > Orthoklas; Foide treten nur untergeordnet auf.
  • Monchiquit: Amphibol-Augit-Olivin-Biotit-Lamprophyr, glasige Grundmasse oder ausschließlich Foide in der Grundmasse.

Neben den Lamprophyren existieren weitere alkalireiche Gesteinsgruppen mit einer eigenen Klassifikation (Lamproite, Kimberlite, Melilithite). Als Geschiebe spielen diese Gesteinsgruppen keine Rolle. Früher wurden einige Gesteine zu den Lamprophyren gezählt, z. B. der Alnöit (ultramafischer Lamprophyr, heute zu den melilithführenden Gesteinen gerechnet). Der Damtjernit aus dem Fen-Gebiet (Abb. 8), einst als Kimberlit bezeichnet, ist ein melanokrater Nephelin-Lamprophyr.

Lamprophyre sind ein seltener Geschiebefund. Der bekannteste Vertreter, der Schonen-Lamprophyr (Abb. 1-5), kann lokal gehäuft auftreten. Er besitzt einen Doppelgänger südlicher Herkunft, der als Flussgeröll aus Nordböhmen oder Sachsen nach Norden transportiert wurde und in Brandenburg und Sachsen gefunden wird (Abb. 13-19). In Gebieten mit viel Gesteinsmaterial aus dem Oslo-Graben bestehen Fundmöglichkeiten für Lamprophyre (u. a. Camptonit, Abb. 6-7).

2. Schonen-Lamprophyr

Das basaltähnliche und schwere Gestein besitzt eine feinkörnige Grundmasse und enthält Einsprenglinge von grünlich-schwarzem Pyroxen und hellgrünem Olivin bzw. gelblichbraunen bis rotbraunen Olivin-Relikten. Darüber hinaus finden sich regelmäßig mit weißen Sekundärmineralen gefüllte Blasenhohlräume. Eine feinporphyrische Variante mit 2-5 mm großen Einsprenglingen ist als Geschiebe bedeutend häufiger zu finden als der grobporphyrische Typ (Einsprenglinge über 1 cm). Eine alternative, am Mineralbestand orientierte Bezeichnung für alkalibasaltische Gesteine mit einem hohen Gehalt an Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen ist Ankaramit. Schonen-Lamprophyre können gehäuft an Lokalitäten mit einem hohen Anteil an Schonen-Basaniten zu finden sein (z. B. am Geröllstrand von Steinbeck/Klütz).

Abb. 3: Schonen-Lamprophyr, feinkörniges basaltähnliches Gestein mit Einsprenglingen von Pyroxen (schwarz) und Olivin (gelblichbraun, grün) sowie weißen Hohlraumfüllungen mit Sekundärmineralen. Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Steinbeck (Klütz).
Abb. 4: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche: Einsprenglinge von schwarzgrünem Pyroxen und Olivin, teils als gelblichbraunes Umwandlungsprodukt, teils unverändert und grün.

Die Gesteine bilden gangförmige Vorkommen in Zentral-Schonen, entstanden im Perm und Karbon und gehören zum Gangschwarm der NW-Dolerite. Anstehendproben liegen aus dem Steinbruch Torpa Klint (Abb. 5) und der Gegend von Tolånga vor. Nach OBST 1999 handelt es sich dabei um Camptonite, basaltische Camptonite und Olivin-Basalte mit einer für Lamprophyre typischen geochemischen Signatur. Weitere Funde sind auf skan-kristallin.de abgebildet.

Abb. 5: Schonen-Lamprophyr, polierte Schnittfläche einer Anstehendprobe aus dem Steinbruch Torpa Klint (Schonen). In einer feinkörnigen Grundmasse liegen große Einsprenglinge von Pyroxen, kleinere braune Körner von Olivin und Mandeln mit weißen Sekundärmineralen. Bild aus skan-kristallin.de.

3. Weitere Vorkommen

Die Vulkanite und Plutonite des Oslograbens werden von alkalischen Ganggesteinen und Lamprophyren begleitet (Camptonit, Jacupirangit, Madeirit, Tinguait u. a., s. BRØGGER 1932, skan-kristallin.de). Fundmöglichkeiten für solche Gesteine bestehen an Lokalitäten mit viel Oslo-Material, aber auch dort sind sie aufgrund der geringen Ausdehnung der Vorkommen ein seltener Fund. Schwierigkeiten dürften sich bei der Bestimmung und Unterscheidung der verschiedenen, meist feinkörnigen Alkaligesteine ergeben.

Einige Oslo-Augit-Basalte, mit oder ohne Plagioklas-Einsprenglingen, enthalten neben gedrungenen Pyroxen-Einsprenglinge oftmals auch rotbraunen Olivin sowie Kalzit-Mandeln (Beschreibung in JENSCH 2014). Auch melanit- bzw. andraditführende Ankaramite treten im Westen des Oslo-Rifts auf (JENSCH 2014, SEGALSTAD 1979: 224). Von Vestby ist ein Lamprophyr mit Orbiculargefüge bekannt (BRYHNI & DONS 1975).

Unter Vorbehalt erkennbar, wahrscheinlich aber kein Leitgeschiebe, sind porphyrische und einsprenglingsreiche Varianten des Camptonits (Abb. 6-7). Das feinkörnige Gestein besitzt eine graue bis grünlichgraue angewitterte Außenseite und eine schwarz bis violettschwarz getönte Bruchfläche. Reichlich schwarzer und idiomorpher Pyroxen und/oder Alkaliamphibol treten als wenige mm bis 1 cm große Einsprenglinge auf. Zusätzlich finden sich weiße Mandeln mit Sekundärmineralen sowie einige Plagioklasleisten bis 5 mm Länge, die infolge magmatischer Korrosion häufig abgerundet sind (Beschreibung nach ZANDSTRA 1988: 400, Anstehendproben auf skan-kristallin.de).

Abb. 6, 7: Camptonit, angewitterte Außenseite und Bruchfläche; Maena (Norwegen), Westfuß von Brandberget, Kirchspiel Brandbu, leg. Finckh 1906; Sammlung der BGR in Berlin/Spandau.

Der folgende Geschiebefund ist ein feinkörniger basischer Vulkanit mit vereinzelten schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen und weißen Mandeln. In der Grundmasse sind zahlreiche nadelförmige dunkle Minerale erkennbar. Sollte es sich hierbei um Ägirin (Na-Fe-Pyroxen) handeln, weist dies auf einen Alkalivulkanit hin, ebenso der Olivin-Pyroxen-(Mantel?-)Xenolith in der Bildmitte Abb. 9. Die Herkunft des Gesteins ist unklar, möglicherweise stammt es aus dem Oslograben. Für eine nähere Gesteinsbestimmung bedarf es eines Dünnschliffs.

Abb. 8: Alkalivulkanit mit schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen und weißen Mandeln. Geschiebe von Hökholz.
Abb. 9: Nahaufnahme, Peridotit(?)-Xenolith aus Olivin und Pyroxen.

Aus dem südöstlichen Fen-Gebiet (Telemark), westlich des Oslo-Grabens, beschreibt BRÖGGER 1921 den Damtjernit, ein melanokrater Nephelin-Lamprophyr (Abb. 10, Proben auf skan-kristallin.de). Der Alkalivulkanit besitzt eine grünlichgraue und karbonatreiche, teilweise brekziöse Grundmasse und enthält bis cm-große Phlogopit-Einsprenglinge. Geschiebe aus dem Fen-Gebiet dürften nur ausnahmsweise nach Süden gelangt sein.

Abb. 10: Damtjernit, Bjørndalen, Wasserturm, Exk. Bräunlich 2012, Sgl. Figaj. Bild aus skan-kristallin.de.

In Nordschweden (Luleå/Kalix) treten Lamprophyre als Begleiter von Doleritgängen der zentralskandinavischen Doleritgruppe auf (KRESTEN et al 1997). Die Gesteine besitzen eine karbonatreiche Grundmasse, enthalten Glimmer-Einsprenglinge und ähneln möglicherweise dem Alnöit. Weitere Lamprophyr-Vorkommen nennen WAHLGREN et al 2015 (Idefjorden-Terran, West-Schweden), LUNDEGARDH 1998: 184 (Värmland), HEDSTRÖM 1917 (Kartenblatt Eksjö, Småland) und LINDBERG & BERGMANN 1993 (Finnland, Vehmaa). ECKERMANN 1928 beschreibt einen Geschiebefund eines Hamrongits (= Kersantit) aus der Umgebung von Gävle. Das anstehende Vorkommen konnte bisher nicht lokalisiert werden.

4. Lamprophyre und Alkalivulkanite südlicher Herkunft

Im Gebiet südlich von Berlin, im südlichen Brandenburg und in Sachsen finden sich Alkalivulkanite südlicher Herkunft (Tephrite, Basanite, Phonolithe) als Beimengung zu nordischen Geschieben. Die Gesteine wurden mit der sog. Berliner Elbe zwischen Elster- und Saalevereisung, wahrscheinlich mittels Eisschollendrift, aus ihren südlichen Herkunftsgebieten nach Norden transportiert. Das größte Vorkommen im Einzugsbereich der Elbe ist das Böhmische Mittelgebirge, kleinere Vorkommen existieren in Sachsen. Neben den genannten Alkalivulkaniten kommen dort auch zahlreiche Ganggesteine, u. a. Lamprophyre vor (ULRYCH et al 1993, 2000, 2014, ABDELFADIL 2013).

Aus dem Berliner Raum liegen zahlreiche Funde sowohl lamprophyrähnlicher (Abb. 11-12), als auch ankaramitischer, dem Schonen-Lamprophyr (Abb. 13-20) ähnlicher Gesteine mit Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen vor. Sie stammen ausnahmslos von Lokalitäten, an denen vermehrt auch andere südliche Alkalivulkanite vorkommen. Mit dem Schonen-Lamprophyr assoziierte südschwedischen Geschiebe wie Karlshamn-Granit, Schonen-Basanit oder Bornholm-Granite fehlen an diesen Lokalitäten. In Südbrandenburg, in entsprechenden Kiesgruben mit Elbe-Material, sind diese Ankaramite ebenfalls regelmäßig zu finden. Der Schonen-Lamprophyr kann in Gebieten, in denen auch Elbgerölle auftreten, vor allem südlich von Berlin, nicht als Leitgeschiebe verwendet werden.

Abb. 11: Lamprophyrähnliches Gestein mit hellgrauer und feinkörniger Grundmasse, großen Dunkelglimmer- sowie kleinen Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen. Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin; D. Lüttich leg.
Abb. 12: Bruchfläche des gleichen Steins. Das Gestein ist von Klüften mit feinkörnigen grünen und weißen Sekundärmineralen (u. a. Calcit) durchzogen.
Abb. 13: Olivin- und pyroxenreicher Alkalivulkanit (Ankaramit), Elbgeröll. Kiesgrube Horstfelde südlich von Berlin.
Abb. 14: Nahaufnahme. Die Olivin-Einsprenglinge sind durchweg grün gefärbt und wurden offensichtlich kaum umgewandelt.
Abb. 15: Einsprenglingsreicher Alkalivulkanit mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen sowie weißen Mandeln. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 16: Grob porphyrischer ankaramitischer Alkalivulkanit mit großen Einsprenglingen von Pyroxen (grün) und Olivin (orangerot) sowie weißen Mandeln. Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 17: Polierte Schnittfläche
Abb. 18: Die Nahaufnahme zeigt einen siebartig durchsetzten grünen Pyroxen-Einsprengling.
Abb. 19: Nahaufnahme der typischen und alterationsbedingten Maschentextur des orangefarbenen Olivins.
Abb. 20: Ankaramitischer Alkalivulkanit, als Nephelinbasanit bezeichneter Fund von Mühlenbeck, N Berlin, leg. W. Bennhold, Juni 1931 (Beschreibung in HESEMANN 1933). Der Fundort liegt außerhalb des Berliner Elbelaufs, weder eine nordische noch südliche Herkunft lässt sich diesem Gestein sicher zuschreiben.

Das letzte Bild zeigt eine Anstehendprobe, diesmal aus Ostsachsen, einen Kontakt zwischen einem Lamprophyr mit großen Glimmer-Einsprenglingen und einem Granodiorit.

Abb. 21: Kontakt zwischen Lamprophyr und Granodiorit. Steinbruch Klunst bei Ebersbach (Oberlausitz).

5. Literatur

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