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3. Fundberichte aus Kiesgruben in Ost-Småland

Der Besuch von Kiesgruben in Schweden ermöglicht einen Einblick in die Gesteine des Grundgebirges. Man findet hier hauptsächlich Nahgeschiebe, denn die vorrückenden Gletscher der letzten Inlandvereisung transportierten aufgenommenes Gesteinsmaterial auf dem Festland in der Regel nur wenige Zehnerkilometer weit (EHLERS 2011:86). Das Material in den Kiesgruben stammt also ganz überwiegend aus dem Untergrund der näheren Umgebung entgegen der Eiszugrichtung, im Falle Ost-Smålands aus Richtung NW bis NNW. Ähnliche Beobachtungen sind auch auf Öland möglich, auch hier finden sich überwiegend Nahgeschiebe aus Ost- und Nordost-Småland. Gehäufte Funde gleicher Gesteinstypen deuten auf ein größeres Vorkommen in geringer Entfernung.

Abb. 1: Übersichtskarte mit Vorkommen einiger Leitgeschiebe und weiterer Gesteine in Ost- und Nordost-Småland. Nummeriert sind die besuchten Kiesgruben: 1 – Farbo, 2 – Forshult, 3 – Skoretorp, 4 – N Värlebo. Karte verändert nach: WIK et al 2005: Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000.

3.1. Fårbo
3.2. Kiesgrube Forshult
3.3. Kiesgrube Skoretorp
3.4. Kiesgrube nördlich von Värlebo
3.5. Literatur

3.1. Fårbo

Abb. 2: Blick in die Kiesgrube bei Fårbo (57.401891, 16.476663).

Eine nördlich von Fårbo, direkt neben der Fernstraße E22 gelegene große Kiesgrube, war zum Zeitpunkt des Besuches im Juli 2016 bereits aufgelassen. Vor Ort fanden sich aber noch große Halden mit faust- bis kopfgroßen sowie kantengerundeten bis gut gerundeten Steinen. Der Anteil an Nahgeschieben, überwiegend NE-Småland-Granitoide, beträgt grob geschätzt etwa 90%. Sie dürften aus dem nordwestlichen Teil des Kalmar län stammen, etwa einer gedachten Linie Richtung Vimmerby folgend.

Abb. 3: Zusammenstellung von Granitgeschieben.

Der häufigste Geschiebetyp sind mittelkörnige Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ (Sammelname für mittel- und weitgehend gleichkörnige Alkalifeldspatgranite mit wenig dunklen Mineralen, ohne präzise Herkunftsangabe) . Sie enthalten kaum dunkle Minerale (Biotit), Plagioklas ist meist nicht sichtbar. Vollrote Varianten überwiegen, die blassroten Granite dieses Typs sind etwas seltener (vgl. Tuna-Granit).

Abb. 4: Mittelkörnige Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ.
Abb. 5: Mittelkörnige Växjö-Granite, roter Typ und blassroter Typ
Abb. 6: Blassroter mittelkörniger Växjö-Typ („Tuna-Granit“), Aufnahme unter Wasser.

In großer Menge und zahlreichen Varianten finden sich porphyrische Småland-Monzogranite, die meisten von ihnen enthalten reichlich Titanit. Auffällig ist der relativ geringe Anteil an Granitoiden mit braunem Alkalifeldspat, häufiger sind Monzogranite mit rotem bis blassrotem Alkalifeldspat, auch mit Augentextur. Einige dieser Granite enthalten roten Plagioklas, ein Merkmal einiger TIB-Granitoide aus Östergötland (Abb. 13-14).

Abb. 7: Zusammenstellung überwiegend porphyrischer Småland-Monzogranite.
Abb. 8: Einige Granite im Detail.
Abb. 9: Gewöhnlicher Småland-Monzogranitoid mit braunem Alkalifeldspat und weißem Plagioklas. Es ist recht wenig Quarz enthalten, die Zusammensetzung entspricht einem Quarzmonzonit.

Von diesem Typ gibt es Übergänge zu Granitoiden mit braunem und blassrotem Alkalifeldspat sowie mehr Quarz.

Abb. 10: Småland-Monzogranit mit braunem und blassrotem Alkalifeldspat.

Die typischen dunklen Nordost-Småland-Monzogranite mit braunem Alkalifeldspat, Blauquarz und orangefarbenem Plagioklas (teilweise Typ Kinda-Granit) kommen in der Kiesgrube nur untergeordnet vor.

Abb. 11: Brauner NE-Småland-Monzogranit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 12: NE-Småland-Monzogranitoid mit bräunlich-grauem Alkalifeldspat und orangebraunem Plagioklas; wenig Quarz (Quarzmonzonit).
Abb. 13: Unterer Bildteil: Monzogranite mit blassrotem oder graubraunem Alkalifeldspat (teilweise gerundet) und rotem Plagioklas. Der Gesteinstyp ist aus Ost- und Nordost-Småland nicht bekannt und dürfte aus dem Gebiet um Vimmerby oder dem südlichen Östergötland stammen.
Abb. 14: Quarzarmer Monzogranitoid (=Quarzmonzonit) mit blassrotem Alkalifeldspat und rotem Plagioklas.
Abb. 15: Porphyrischer Monzogranit mit grünem und rotem Plagioklas (teils auch braune Mischfarben); Aufnahme unter Wasser.

Gelegentlich finden sich intensiv rote und grobkörnige Granite, häufig ungleichkörnig oder schwach porphyrisch, mit unklaren Korngrenzen. In den weiter südlich gelegenen Kiesgruben treten diese häufiger auf.

Abb. 16: Intensiv roter und ungleichkörniger Granit mit reichlich gelbem Titanit; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Stark alterierter Småland-Granit; dunkler Glimmer (Biotit) wurde in schwarzgrüne Folgeprodukte (Chlorit o. ä.) umgewandelt, das Gestein ist von hellgrünem Epidot durchsetzt.

In der Kiesgrube konnten weitere Geschiebetypen dokumentiert werden. NICHT gefunden wurden anorogene Ost-Småland-Granite (Uthammar- oder Götemar-Granit). Der Götemar-Pluton ist zwar nur etwa 10 km, der Ort Uthammar keine 8 km Luftlinie entfernt, liegt allerdings in nordöstlicher bzw. ostsüdöstlicher Richtung und damit nicht in Zugrichtung der letzten eiszeitlichen Vergletscherung. Auch Vulkanite des TIB fehlen vollständig, sie kommen erst weiter südlich vor.

Eine Reihe von nicht näher spezifizierten Diabasen stellt vielleicht einen Anteil von 5-10% an den Geschieben. Tatsächlich steht unmittelbar westlich der Kiesgrube ein etwa 3 x 15 km großes Massiv sowie weitere kleinere Vorkommen mit basischen Gesteinen an.

Ferngeschiebe wie Gneise und Migmatite aus den weiter nördlich gelegenen svekofennischen Gebieten fehlen. Lediglich aus dem nahen Västervik-Gebiet, das aber auch außerhalb des Geschiebefächers liegt, scheint etwas Material nach Farbo gelangt zu sein. Dies belegen Quarzite und Metasedimente, die einen Anteil von etwa 1% ausmachen. Västervik-Fleckengestein und Fleckenquarzite wurden nicht gefunden.

Bemerkenswert sind drei Funde von Rapakiwi-Graniten (Abb. 18, 20). Vereinzelt treten sie auch in den anderen Kiesgruben Ost-Smålands auf. Manche Funde sind eindeutig dem Åland-Pluton zuzuordnen, der etwa 350 km nördlich und nicht in Zugrichtung der Gletscher der letzten Inlandvereisung liegt. Über ihren Transportweg kann man nur Vermutungen anstellen. Zum einen könnte ihr Transport nicht linear, sondern in mehreren Phasen erfolgt sein. Auch eine Verdriftung Richtung Süden in Eisbergen oder Eisschollen nach dem Abschmelzen des Eispanzers (dropstones) ist nicht ausgeschlossen. Diese letzte Annahme ließe sich durch entsprechende Funde von dropstones in-situ belegen. Entsprechende Berichte in der schwedischen Literatur sind bisher nicht bekannt.

Abb. 18: Åland-Rapakiwi mit Wiborgit-Gefüge.

Hin und wieder finden sich gelbrote und geschichtete Kalksteine, ähnlich dem ordovizischen Planilimbata-Kalk (Roter Orthocerenkalk). Vom östlich gelegenen Öland dürften sie kaum stammen, wahrscheinlicher ist eine Herkunft aus der untermeerischen Fortsetzung der ordovizischen Vorkommen nördlich von Öland. Sie dürften damit einen ähnlichen Transportweg wie die Rapakiwi-Granite genommen haben.

Abb. 19: Gelbroter Kalkstein, Planilimbata-Kalk?

An Ferngeschieben fanden sich weiterhin zwei Porphyre aus Dalarna, darunter ein Grönklitt-Porphyrit.

Abb. 20: Zwei Dala-Porphyre, in der Mitte ein weiterer Åland-Rapakiwi. Bildbreite 17 cm, Foto: Tobias Langmann.
Abb. 21: Auch mehrere Geschiebe tektonischer Brekzien wurden in der Kiesgrube beobachtet.

3.2. Kiesgrube Forshult

Die Kiesgrube Forshult liegt westlich von Oskarshamn, etwa 1,5 km SE der gleichnamigen Ortschaft (Parkplatz: 57.24536, 16.34568). Entsprechend ihrer Position südlich eines Vulkanitgürtels finden sich gestreifte und hälleflintartige Vulkanite ohne Einsprenglinge in großer Zahl. In vergleichbarer Menge treten diese auch in Skoretorp (Fundpunkt 3) auf, siehe Abb. 35-37.

In der Grube boten sich zunächst interessante Anschnitte glazialer Ablagerungen:

Abb. 22: Glazitektonisch Faltung von sandigen bis schluffigen Lagen mit Wellenrippeln. In den Sanden liegen einzelne kantige Bruchstücke eines roten Granits, der nicht dem anstehenden Typ entspricht, aber aus der näheren Umgebung stammen dürfte. Bildhöhe etwa 2 m.
Abb. 23: Abfolge verschiedener glazialer oder postglazialer Sedimente, Bildhöhe etwa 2 Meter.

 Abb. 23 zeigt vom Liegenden zum Hangenden: 1. schluffige bis feinsandige Lagen, Übergang in 2. Wellenrippel mit zunehmendem sandigen Anteil (3); 4. Sande in Schrägschichtung, 5. grünlicher Schluff mit Belastungsmarken, darüber eine sandig-schluffige Lage (6) mit einzelnen Geröllen (dropstones?).

Abb. 24: Unterer Teil der gleichen Sequenz (Schluffe und Wellenrippel), Höhe etwa 1 m.
Abb. 25: Die glazialen Ablagerungen liegen direkt auf dem Grundgebirge, hier anstehend ein roter Alkalifeldspatgranit innerhalb des Vånevik-Granitgebiets.
Abb. 26: Roter Alkalifeldspatgranit vom Typ Vånevik.

In der Grube gab es nicht viele Geschiebe. Neben Vulkaniten und gewöhnlichen roten Alkalifeldspatgraniten fanden sich überwiegend grobkörnige, leicht deformierte und stark alterierte rote Granite.

Abb. 27: Roter Alkalifeldspatgranit.
Abb. 28: Rote und stark alterierte Granite, Bildbreite 25 cm.
Abb. 29: Hellroter bis orangeroter Alkalifeldspat. Milchiger Quarz bildet unregelmäßige Ansammlungen. Dunkle Minerale wie Biotit wurden teilweise in grünschwarze Folgeprodukte umgewandelt (Chlorit o. ä.).
Abb. 30: Roter und alterierter NE-Småland-Granit mit orangefarbenem Plagioklas und viel gelblichem Titanit. Aufnahme unter Wasser.

In Ost-Småland bis ins Västervik-Gebiet finden sich gelegentlich porphyrische Småland-Granite mit blass violettgrauem bis hellrotem Alkalifeldspat (eckige bis abgerundete Einsprenglinge), gelbem Plagioklas, Blauquarz und reichlich Titanit. Ihr Herkunftsgebiet dürfte im Gebiet östlich von Vimmerby oder im angrenzenden Östergötland zu suchen sein (Abb. 31).

Abb. 31: Porphyrischer Småland-Granit mit blass violettgrauem bis hellrotem Alkalifeldspat.
Abb. 32: Blassroter Småland-Granit mit Blauquarz und reichlich gelbem Titanit.

An Ferngeschieben fanden sich mehrfach hellgraue, teilweise auch rötliche Quarzite (wahrscheinlich aus dem Västervik-Gebiet) sowie ein Rapakiwi-Granit und ein Dala-Porphyr.

Abb. 33: Rapakiwi-Geschiebe (Åland-Wiborgit), Breite ca. 10 cm.

3.3. Kiesgrube Skoretorp

Die Kiesgrube Skoretorp, ca. 2 km NNW der gleichnamigen Ortschaft (57.20846, 16.38353) war zum Zeitpunkt des Besuchs bereits stillgelegt. Vor Ort konnte aber noch reichlich Geschiebematerial studiert werden. Grob geschätzt ein Drittel davon sind dichte und hälleflintartige Småland-Vulkanite aus dem wenig weiter nördlich gelegenen Vulkanitgürtel, ein weiteres Drittel vollrote, alterierte Granite.

Abb. 34: Stillgelegte Kiesgrube (Grustäkt) bei Skoretorp.

Die rotbraunen bis braunen sowie grauen Vulkanite des TIB bilden meist eckige bis kantengerundete Geschiebe aus und sind arm an Einsprenglingen. Nur in den grauen Vulkaniten können mehr kleine Feldspäte enthalten sein.

Abb. 35: Rotbraune bis braune und graue Vulkanite des TIB. Rechts oben ein Quarzit. Bildbreite 35 cm.

Die Streifung einiger Vulkanite kann eine primäre magmatische Textur, eine Folge einer leichten metamorphen Überprägung oder beides sein. Teilweise könnte es sich um Ignimbrite handeln (eutaxitisches Gefüge), aber der makroskopische Befund ist nicht eindeutig: die kurzen, welligen Streifen „umfließen“ zwar einige Feldspat-Einsprenglinge, allerdings sind diese meist zerbrochen, was für eine metamorphe Überprägung spricht (Abb. 37).

Abb. 36: Gestreifter hälleflintartiger Vulkanit.
Abb. 37: Gleicher Stein, Nahaufnahme unter Wasser.

Unter den Granitgeschieben dominieren grob-, seltener mittelkörnige und stark alterierte rote Småland-Granite mit weißem oder bläulichem Quarz. Die braunen porphyrischen NE-Småland-Monzogranite, wie sie in Fårbo noch einigermaßen regelmäßig auftraten, fehlen hier.

Abb. 38: Stark alterierte rote Småland-Granite, Bildbreite ca. 35 cm.
Abb. 39: Grobkörnige rote Småland-Granite.
Abb. 40: Roter Granitoid mit weißem Quarz.
Abb. 41: Stark alterierter Granit, durchzogen von hellen Quarzadern.

Etwa 5% der Geschiebe in der Grube sind basische Gesteine, meist Dolerite, einige Diabase sowie dioritähnliche Gesteine mit größeren eckigen Hornblende-Aggregaten. Sie dürften aus einem Vorkommen stammen, das wenig nördlich der Kiesgrube liegt.

Abb. 42: Dolerite und ein Diabas (Bildmitte), Bildbreite 20 cm.

Vereinzelt fanden sich auch hier wieder Quarzite, einige Granitporphyre, aber kein einziger Ostsmåland-Gangporphyr.

3.4. Kiesgrube nördlich von Värlebo

Der letzte Fundpunkt, etwa 2,5 km nördlich von Värlebo (57.06805, 16.19732), bot ein ganz anderes Geschiebespektrum. Hier überwiegen klein- bis mittelkörnige und teilweise deformierte Granite, die kaum mit jenen aus den weiter nördlich gelegenen Kiesgruben vergleichbar sind. Wie in Skoretorp, fehlen die porphyrischen NE-Småland-Monzogranite. Der Järeda-Granit fand sich mehrfach (Abb. 45).

Abb. 43: Kiesgrube bei Värlebo.
Abb. 44: Geschiebespektrum, Bildbreite 90 cm.
Abb. 45: Järeda-Granit, Aufnahme unter Wasser.

Hinzu kommen reichlich hälleflintartige Vulkanite, wahrscheinlich aus dem weiter nördlich gelegenen Vulkanitgürtel, sowie Emarp-Porphyre und Ostsmåland-Gangporphyre (vergleichbar mit dem Typ aus dem Straßenaufschluss bei Påskallavik); weiterhin deformierte, teilweise in Gneise umgewandelte Gangporphyre. Geachtet wurde auf Geschiebe vom Typ „Högsrum-Porphyr“ (Abb. 48), allerdings liegt sein Heimatgebiet etwas weiter westlich, gerade außerhalb des Geschiebefächers.

Abb. 46: Hälleflintartige Vulkanite sowie einige undeformierte neben reichlich deformierten Gangporphyren.
Abb. 47: Auswahl an Gangporphyren (teilweise in Gneise umgewandelt), Aufnahme unter Wasser. Rechts unten ein Porphyr vom Emarp-Typ.
Abb. 48: Deformierter Porphyr, ähnlich dem Högsrum-Typ.

Auch in dieser Grube waren zahlreiche Dolerite zu beobachten (mit und ohne größere Plagioklas-Einsprenglinge).

Abb. 49: Dolerite und Diabase.
Abb. 50: Diabas mit roten Feldspäten (Xenokristalle?) und grünem Epidot, Aufnahme unter Wasser.

Ein Einzelfund weist Ähnlichkeiten zum Siljan-Granit auf. Einzelne idiomorphe Quarze sowie sechseckige Biotitplättchen sprechen für ein undeformiertes Mineralgefüge. Die Frage nach der Herkunft ließ sich bislang nicht abschließend klären.

Abb. 51: Granit, ähnlich Siljan-Granit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 52: Nahaufnahme des Gefüges.

3.5. Literatur

EHLERS J 2011 Das Eiszeitalter – 363 S., Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg.

WIK NG, BERGSTRÖM U, BRUUN A et al 2005 Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000, Sveriges geologiska undersökning serie Ba nr 66.

Granite in Ost- und Nordost-Småland

Abb. 1: Nordost-Småland-Granit, Geschiebe von Öland. Breite 12 cm.

Småland ist eines der Hauptliefergebiete von Geschieben, die mit den nordischen Inlandvereisungen nach Norddeutschland gelangten. Vor allem in weichselzeitlichen Ablagerungen können Småland-Granite und -Vulkanite einen hohen Anteil ausmachen. Insbesondere die granitoiden Gesteine aus Ost- und Nordost-Småland sind von geschiebekundlichem Interesse, von dort wurden viele Leitgeschiebe beschrieben. Dieser Artikel vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt granitoider Gesteine in diesem Gebiet und ist das Ergebnis mehrerer Exkursionen. Die Eignung einiger Leitgeschiebe wird diskutiert, präzisierte Gesteinsbeschreibungen helfen bei der Bestimmung von Geschieben.

Der erste Teil behandelt die Granitoide des ca. 1,7-1,8 Ga alten Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB). Drei kleine Vorkommen von jüngeren, anorogenen Graniten (Uthammar-, Götemar- und Jungfrun-Granit) sowie der Virbo-Granit (TIB-Granit) werden im zweiten Teil besprochen. Darüber hinaus lohnt sich ein Blick in die Kiesgruben Ost-Smålands (Teil 3), wo sich die Gesteine des Grundgebirges als Nahgeschiebe wieder finden. Gleiches gilt für den Exkursionsbericht Öland. Im vierten Teil werden einige Geschiebefunde aus Norddeutschland vorgestellt.

  1. Granite aus Ost- und Nordost-Småland
  2. Anorogene Granite in Ost-Småland und Virbo-Granit
  3. Fundberichte aus Kiesgruben in Ost-Småland
  4. Geschiebefunde aus Norddeutschland

Exkursionsbericht Öland (Kristallingeschiebe)

Vorab einige allgemeine Vorbemerkungen zu den Småland-Graniten: im Anstehenden finden sich alle möglichen Farb- und Gefügekombinationen. Als Geschiebe werden häufig die bunten Granite mit rotem, braunem oder orangefarbenem Alkalifeldspat und blauem oder grauem Quarz als „Småland-Granit“ bezeichnet. Plagioklas fehlt oder tritt untergeordnet in verschiedenen Farbtönen auf. Der Anteil an dunklen Mineralen, meist Biotit, ist variabel, im Allgemeinen aber gering. Granite mit den genannten Merkmalen kommen auch außerhalb von Småland vor, innerhalb des Transskandinavischen Magmatitgürtels („TIB-Granit“).

Nach ihrem Gefüge (nicht nach dem Herkunftsgebiet!) lassen sich gleichkörnige (Växjö-Typen) von porphyrischen Graniten (Filipstad-Typen) unterscheiden. In der Geschiebekunde werden die Typen weiter differenziert: roter, grauer, rosa oder bunter Växjö-Typ sowie „Vislanda-Granit“ (Växjö-Granite mit zuckerkörnigem Quarz). Abweichend zur schwedischen Nomenklatur bezeichnet man in der Geschiebekunde nur porphyrische TIB-Granite mit Plagioklasringen als Filipstad-Typ.

Bereits HOLMQVIST 1906 stellt zu den Småland-/TIB-Graniten fest: „In einzelnen Gebieten kehren petrographisch gleiche Typen immer wieder“. Damit wird die grundsätzliche Schwierigkeit der Herkunftsbestimmung von Geschieben benannt. In Geländestudien in Ost-Småland konnten zahllose Gefügevarianten dokumentiert, aber auch ähnliche Typen an verschiedenen Lokalitäten aufgefunden werden. Aus dem Spannungsfeld zwischen naturgemäßer Variabilität im Erscheinungsbild und einer möglichst exakten Beschreibung ergibt sich eine überschaubare Anzahl an Leitgeschieben.

Ihre Beschreibung in der Geschiebeliteratur ist teils wenig einheitlich, teils sogar unbefriedigend. Hinzu kommt eine verwirrende Vielfalt an Lokalnamen. In der schwedischen Literatur werden nicht selten mehrere Gefügevarianten eines Gebietes unter einem Namen zusammengefasst, in der Geschiebekunde lediglich eine Variante davon unter der gleichen Bezeichnung geführt. Auch lässt sich nicht immer die Einzigartigkeit der empfohlenen Leitgeschiebe überprüfen. Empfehlenswert zur Geschiebebestimmung sind die Beschreibungen in SMED & EHLERS 2002, darin: Vånevik-Granit, Kinda-Granit, Virbo-Granit sowie die jüngeren anorogenen OstSmåland-Granite Uthammar-, Götemar- und Jungfrun-Granit. Ergänzend ist der Flivik-Granit hinzuzufügen. Weitere Anstehendproben bietet die Seite skan-kristallin.de.

Abb. 2: Granite und weitere Leitgeschiebe in Ost- und Nordost-Småland. Nummerierung: Kiesgruben in Smaland: 1-Fårbo, 2-Forshult, 3-Skoretorp, 4-Värlebo. Karte verändert nach: WIK et al 2005: Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000.

1. Granite aus Ost- und Nordost-Småland

1.1. Porphyrische Monzogranite
1.2. Porphyrische NE-Småland-Monzogranite
1.3. Kinda-Granit
1.4. Flivik-Granit
1.5. Granite aus der Umgebung von Flivik
1.6. Vånevik-Granit
1.7. Tuna-Granit
1.8. Weitere Granitoide aus Ost-Småland
1.8.1. Rote grobkörnige Granite
1.8.2. Emsfors-Granit
1.8.3. Augengranit am Campingplatz Gunnersö
1.8.4. Granite mit rotem und grünem Plagioklas
1.8.5. Granodiorit
1.8.6. TIB-Granite im Västervik-Gebiet
1.8.7. Älö-Granit
1.9. Literatur
1.10. Verzeichnis der Probenorte

Grob vereinfacht überwiegen in Ost-Småland grob- bis mittel- und weitgehend gleichkörnige rote Granite vom Växjö-Typ (z. B. Abb. 46), in Nordost-Småland bis ins südliche Östergötland braune und porphyrische Monzogranite (Abb. 1). Ein Blick auf die geologische Übersichtskarte (Abb. 2) zeigt, dass die Verhältnisse im Einzelnen natürlich ungleich komplexer sind.

1.1. Porphyrische Monzogranite

Vom nördlichen Småland bis ins südliche Östergötland sind grobkörnige porphyrische Granitoide wie in Abb. 3-5 weit verbreitet. Ihre Zusammensetzung variiert, manche von ihnen besitzen eine granitische Zusammensetzung, andere enthalten deutlich weniger Quarz (Quarzmonzonite). Der Gesteinstyp, in Norddeutschland häufig als Geschiebe anzutreffen, lässt sich keinem näheren Herkunftsgebiet zuordnen und besitzt die folgenden allgemeinen Merkmale:

  • Brauner Alkalifeldspat in 1-3 cm großen Einsprenglingen, alle anderen Mineralkörner sind deutlich kleiner. Die Alkalifeldspäte weisen mehr oder weniger rechteckige Formen auf, auch mit abgerundeten Ecken, bilden häufig Karlsbader Zwillinge und besitzen einen zonaren Aufbau. Diese Zonierungen sind perthitische Entmischungen, die frühere Wachstumslinien des Kristalls nachzeichnen (s. kristallin.de).
  • Intensiv blauer bis weißer Quarz bildet massige und rundliche Ansammlungen und ist häufig zerdrückt und zuckerkörnig ausgebildet.
  • Plagioklas findet sich in großer Menge in weißen bis grünen oder gelblichen, häufig tafeligen Aggregaten.
  • Der Anteil dunkler Minerale, meist Biotit, ist deutlich höher als in den roten Småland-Graniten vom Växjö-Typ (z. B. Abb. 50) und lässt die Granite insgesamt recht dunkel erscheinen.
Abb. 3: Porphyrischer Monzogranit, Anstehendprobe westlich von Kisa (S142a), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 4: Geschiebefund aus dem Tagebau Welzow Süd (Niederlausitz).
Abb. 5: Gleicher Stein; Alkalifeldspäte mit zonierten Wachstumslinien.

1.2. Porphyrische NE-Småland-Monzogranite

Der eben beschriebene porphyrische Monzogranit-Typ ist auch im nordöstlichen Småland und südlichen Östergötland weit verbreitet. Hier treten Merkmale hinzu, die eine Verortung von Geschieben in das genannte Gebiet erlauben. Diese „NE-Småland-Granite“ sind zwar kein Leitgeschiebe, aber regelmäßig in glazialen Ablagerungen mit ostschwedischem Gesteinsmaterial zu finden und Bestandteil der sog. „ostschwedischen Geschiebegemeinschaft“.

  1. Plagioklas besitzt eine gelbe bis orange Färbung, neben grünen oder bräunlichen (Mischfarbe aus grün und orange) Tönungen. Die Färbung des Plagioklas ist eine Folge hydrothermaler Alteration, wobei Ca-reicher Plagioklas in grüne und Na-reicher Plagioklas in gelbe bis orangefarbene Folgeprodukte umgewandelt wird (Smed & Ehlers 2003: 148).
  2. Regelmäßig ist Titanit enthalten, mitunter recht viel davon. Titanit ist braun gefärbt oder gelblich alteriert und an seiner keilförmigen Gestalt leicht erkennbar.

Abb. 1 zeigt einen typischen Nordost-Småland-Granit mit porphyrischem Gefüge aus braunem Alkalifeldspat, Blauquarz und orangefarbenem Plagioklas. Innerhalb der Partien aus dunklen Mineralen (meist Biotit) findet sich keilförmiger, meist gelblicher Titanit in größerer Menge.

Abb. 6: Porphyrischer Monzogranit mit orangegelbem Plagioklas. Geschiebe von Byxelkrog auf Öland, Bildbreite 19 cm.

Die Alkalifeldspäte können auch hellrot bis rötlichgrau gefärbt sowie abgerundet erscheinen. Kiesgrubenfunde aus Ost-Småland belegen, dass ihr Heimatgebiet etwa östlich von Vimmerby und nördlich davon liegen dürfte.

Abb. 7: Porphyrischer Monzogranit (NE-Småland-Granit) mit blassrotem Alkalifeldspat und gelbem Titanit; Geschiebe von Eskilslund auf Öland, Breite 9 cm.
Abb. 8: Porphyrischer Monzogranit mit blassrotem Alkalifeldspat; Geschiebe von Byxelkrog auf Öland.

Im Vergleich zu anderen porphyrischen TIB-Monzograniten ist der Alkalifeldspat der NE-Småland-Granite immer einfarbig (braun oder rötlich), während in Värmland (z. B. Hagfors-Granit) roter, brauner und grauvioletter Alkalifeldspat nebeneinander vorkommen (s. Braunvioletter Filipstad-Granit in SMED & EHLERS 2003:148). Porphyrische Monzogranite mit braunem oder rotem Alkalifeldspat, buntem Plagioklas und Blauquarz werden in SMED & EHLERS 2003 auch als Trikolore-Granite bezeichnet.

1.3. Kinda-Granit

Kennzeichnend für den Kinda-Granit sind neben einer auffälligen Dreifarbigkeit (brauner Alkalifeldspat, klar orangefarbener Plagioklas und blauer Quarz) partielle, seltener auch vollständige Säume aus Plagioklas um einzelne Alkalifeldspäte. Titanit ist immer zu finden, mitunter sehr viel davon. Im Übrigen besteht weitgehende Übereinstimmung mit den porphyrischen NE-Småland-Monzograniten: Grobkörnigkeit, porphyrisches Gefüge aus grob rechteckigen und braunen oder blass rötlichen Alkalifeldspäten; intensiv blauer und milchiger Quarz in größeren, meist zuckerkörnig zerdrückten Massen. Der Quarzgehalt schwankt, auch Quarzmonzonite kommen vor. Plagioklas ist mit 1-3 mm wesentlich kleiner als Alkalifeldspat und bildet häufig tafelige Kristalle. Seine Farbe variiert von gelb über orangegelb bis orangerot; untergeordnet auch grün sowie Mischfarben (z. B. braun aus gelb und grün).

Abb. 9: Kinda-Granit, Geschiebe Geschiebe von Byxelkrog auf Öland, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Kinda-Granit, Geschiebe von Nienhagen bei Rostock, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 11: Kinda-Granit mit weißem Quarz; Geschiebe von Ramsnäs auf Öland.
Abb. 12: In der Nahaufnahme der nassen Oberfläche ist reichlich gelblicher Titanit erkennbar.

Der Kinda-Granit ist als Geschiebe seltener als die porphyrischen Monzogranite. Eine Verwandtschaft besteht mit dem Braunviolettem Filipstad-Granit (SMED & EHLERS 2003 Nr. 99, 100). Im Kinda-Granit ist der Quarz jedoch immer blau und nur brauner bzw. einfarbiger Alkalifeldspat enthalten. Viele Plagioklasringe sind nur unvollständig ausgebildet und besitzen einen klaren Orangeton (Karte SMED & EHLERS 2003: 79).

Der Kinda-Granit gilt als Leitgeschiebe, besitzt aber ein recht großes Heimatgebiet, das eine Fläche von über 2000 km² in Nord-Småland und im südlichen Östergötland einnimmt (in etwa deckungsgleich mit der historischen Provinz Kinda). Die genauen Verbreitungsgrenzen sind unklar und dürften in etwa denen der porphyrischen Monzogranite entsprechen, wobei der Kinda-Granit womöglich nur eine lokale, aber an mehreren Stellen auftretende Variante ist. Innerhalb des in Abb. 2 als Kinda-Granit markierten Gebiets findet sich eine Vielzahl von Gefügevarianten, darunter auch deformierte und gneisgranitische Varianten, Granite mit weißem oder grünem Plagioklas und dunkle Monzogranite ohne Plagioklassäume. Die Zahl vorliegender Anstehendproben ist klein (vgl. auch skan-kristallin.de). Abb. 13-19 zeigen einige Varianten aus einer Streckenbeprobung im Gebiet des Kinda-Granits (s. Abb. 75; alle Proben als Aufnahmen unter Wasser). Ein dem Kinda-Typ ähnlicher Granit-Typ konnte auch in NE-Småland, in Nachbarschaft zum Flivik-Granit, außerhalb seines Hauptverbreitungsgebietes beprobt werden (Abb. 34-35).

Abb. 13: Kinda-Granit, Björkfors (S145).
Abb. 14: Nahaufnahme.
Abb. 15: Porphyrischer Monzogranit aus dem Kinda-Granitgebiet, Åsunden (S144).
Abb. 16: Porphyrischer Monzogranit, Nahgeschiebe NW Skärpingen (S146).
Abb. 17: Anstehendprobe, Straßenaufschluss bei Skärpingen (S147).

Die nächsten zwei Granite stammen aus einem Straßenaufschluss etwa 20 km westlich von Gamleby (Västervik-Gebiet).

Abb. 18: Porphyrischer Monzogranit, Straßenaufschluss bei Västantorp (S148).
Abb. 19: Kleinkörniger porphyrischer Monzogranit (S148).

1.4. Flivik-Granit

Das Flivik-Granitgebiet liegt auf halber Strecke zwischen Oskarshamn und Västervik in NE-Småland und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 100 km². Um Flivik zeugen zahlreiche Steinbrüche von einem regen Abbau der Granite. Sie werden auch heute noch als Werkstein gewonnen, so im Steinbruch Quimbra (Handelsbezeichnungen Quimbra Red bzw. Quimbra Röd und Quimbra Grey).

Abb. 20: Flivik-Granit, Geschiebe von Ramsnäs auf Öland; Breite 21 cm.
Abb. 21: In der Nahaufnahme sind zahlreiche gelbe und keilförmige Titanit-Kristalle erkennbar. Plagioklas ist unauffällig und grau bis bräunlich, stellenweise orange gefärbt.

Der Flivik-Granit ist ein dunkler Monzogranit und auf den ersten Blick ein typischer NE-Småland-Granit (brauner Alkalifeldspat, farbiger Plagioklas, blauer Quarz und viel Titanit). Er weist aber nur ein schwach porphyrisches, eher mittel- bis grobkörniges sowie ein weitgehend gleichkörniges Gefüge auf. Die braunen Alkalifeldspäte sind wenig größer als die nahezu gleichkörnig erscheinende Grundmasse. Vor allem die blauen Quarzkörner fallen durch ihre gleichmäßige Verteilung ins Auge. Die weitgehende Gleichkörnigkeit von Quarz und anderen Mineralkörnern ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal und lässt auf eine geringere Deformation des Gesteins schließen, im Unterschied zu den Graniten in der Umgebung (Abb. 32-35) oder anderen Ost-Småland-Graniten, in denen sich Quarz und dunkle Minerale in größeren Aggregaten sammeln. Als Geschiebe ist der Flivik-Granit eher selten. (Beschreibung in KORN 1927:5, ZANDSTRA 1999, Nr. 173; nicht in SMED & EHLERS 2003).

Im Steinbruch Quimbra finden sich mittelkörnige und schwach porphyrische Varianten (Abb. 23-29). Die Korngrößen der mittelkörnigen Variante liegen zwischen 2-5 mm. Die braunen bis rotbraunen Alkalifeldspäte können etwas größer (bis 6 mm) sein und gehen lokal in porphyrische Varianten über. Die Größe dieser Einsprenglinge übersteigt aber selten 1 cm. Alkalifeldspat bildet dicke Tafeln mit undeutlich zonarem Aufbau, die kräftige perthitische Entmischungen aufweisen und von orangefarbenen Flecken begleitet sind.

Alkalifeldspat, Plagioklas und Quarz machen in den Handelsvarianten Quimbra Red und Quimbra Grey jeweils in etwa ein Drittel des Gesteins aus (Quelle: natursteindatenbank.de). Nach KORN 1918 soll der Quarzanteil sogar bis 50% betragen, ein Wert, der etwas zu hoch gegriffen scheint. Quarz ist milchig-blau bis fast weiß, teilweise auch zuckerkörnig ausgebildet. Plagioklas ist unauffällig und grau bis bräunlich, stellenweise auch durch hydrothermale Alteration orange gefärbt. Ein mäßiger Biotit-Anteil bewirkt die dunkle Gesamtfärbung des Gesteins. Der Flivik-Granit enthält zahlreiche keilförmige Aggregate von gelblichem Titanit.

Verwechslungsmöglichkeiten: Der grobkörnige Kinda-Granit weist ein ausgeprochen porphyrisches Gefüge auf und besitzt gelbe bis orangefarbene Plagioklas-Säume um einzelne Alkalifeldspäte. Andere braune NE-Småland-Granite zeigen in der Regel deutliche Spuren einer Deformation, Quarz und dunkle Minerale bilden dann Ansammlungen. Der Vånevik-Granit besitzt größere Aggregate von Quarz und Alkalifeldspat. Im Västervik-Gebiet fand sich ein dem Flivik-Granit ähnliches, aber deutlich deformiertes Gestein mit einer grauen und mittelkörnigen Matrix sowie einzelnen braunen Alkalifeldspat-Einsprenglingen (Abb. 34-35).

Die nächsten Proben stammen aus dem Steinbruch Quimbra bei Flivik (Übersicht der Probenorte in Abb. 75). Neben einer grauen und einer rotgrauen mittelkörnigen Variante kommen auch schwach porphyrische bis porphyrische Granite vor, sowohl in hellen (blassrot), als auch dunklen Tönungen. Charakteristisch und als Referenz zur Bestimmung des Flivik-Granits geeignet sind Abb. 24-27, 30 und der Geschiebefund von Öland (Abb. 20-21).

Abb. 22: Blick in den Steinbruch Quimbra.
Abb. 23: Drei Granit-Varianten aus dem Steinbruch: rechts oben ein gleichkörniger grauer, unten ein brauner porphyrischer Flivik-Granit. Der gleichkörnige blassrote Granit links im Bild unterscheidet sich kaum von anderen Graniten aus NE-Småland (ähnlich Vånevik-Granit).
Abb. 24: Schwach porphyrischer grauer Flivik-Granit, Aufnahme unter Wasser (S65).
Abb. 25: Nahaufnahme.
Abb. 26: Flivik-Granit, rotbraune Variante (S65), vgl. mit Geschiebefund in Abb. 20-21.
Abb. 27: Plagioklas ist gelblichgrau gefärbt. Die orangefarbenen Bereiche sind nicht auf Plagioklas beschränkt, sondern finden sich auch als Flecken oder Saum in den Alkalifeldpäten.
Abb. 28: Weitgehend gleichkörniger grauer Flivik-Granit mit Aplitgang.
Abb. 29: Handstück vom gleichen Stein, Aufnahme unter Wasser (S65).

Eine weitere Probe aus dem Flivik-Granitgebiet enthält reichlich gelben Titanit.

Abb. 30: Flivik-Granit (S64), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 31: Flivik-Granit, Geschiebe von Byxelkrog auf Öland, Bildbreite 17 cm.

1.5. Granite aus der Umgebung von Flivik

In der Umgebung von Flivik finden sich typische porphyrische NE-Småland-Granite mit braunem Alkalifeldspat und viel Titanit. Sie sind stärker deformiert und gehören nicht mehr zum Flivik-Granitmassiv.

Abb. 32: Brauner Monzogranit mit grünem Plagioklas, viel Biotit und gelblichem Titanit (S66).

Die nächste Probe ähnelt deutlich dem Kinda-Granit, dessen Verbreitungsgebiet eigentlich weiter nordwestlich liegt. Das Gestein ist ein schöner Beleg für Überschneidungen im Gefüge einzelner Granite eines Gebietes und die Schwierigkeit einer Abgrenzung lokaler Typen. Ähnlichkeiten sind auch zwischen Abb. 41 (Vånevik-Granit) und Abb. 26 (Flivik-Granit) sowie Abb. 19 (Granit aus dem Västervik-Gebiet) und Abb. 24 (Flivik-Granit) erkennbar.

Abb. 34: NE-Småland-Monzogranit, Typ Kinda-Granit, aus der Umgebung des Flivik-Granitgebiets (S67).
Abb. 35: Nahaufnahme.

Der gezeigte Monzogranit-Typ mit reichlich orangefarbenem Plagioklas ist als Geschiebe auffällig, aber relativ selten zu finden.

Abb. 36: Geschiebe von Ramsnäs (Öland), Breite 17 cm.
Abb. 37: Gleicher Stein, Nahaufnahme.
Abb. 38: Vergleichbarer Typ, mit etwas helleren Alkalifeldspäten. Geschiebe von Gässhult am Südrand des Götemar-Plutons (S255d).
Abb. 39: Nahaufnahme.

1.6. Vånevik-Granit

Der Vånevik-Granit nimmt ein größeres Gebiet zwischen Oskarshamn und Mönsteras an der smaländischen Ostküste ein (Abb. 2). Lange Zeit befand sich hier ein wichtiges Zentrum der Werksteinherstellung. Im Stenhuggarmuseet Vånevik kann sich der Besucher über die Geschichte der Steinverarbeitung informieren.

Abb. 40: Im Stenhugermuset Vånevik.

Die Granite des Vånevik-Gebiets sind ziemlich variabel. Allgemein handelt es sich um mittel- bis grobkörnige Granite vom Växjö-Typ (gleichkörnige Småland-Granite) mit mäßigen bis deutlichen Spuren einer Deformation. Die Alkalifeldspäte erreichen eine Größe von 3 cm und sind rot, manchmal auch rotbraun oder hell fleischfarben gefärbt. Milchiger Quarz kann intensiv blau, durch Hämatitimprägnierung auch violett, aber auch hellgrau oder weiß erscheinen und bildet 1-3 cm große, durch Deformation länglich gestreckte Aggregate. Dunkle Minerale kommen nur in sehr geringer Menge vor (Biotit, meist chloritisiert). Regelmäßig findet sich brauner oder gelblich alterierter Titanit. Weißer bis grüner Plagioklas ist nur untergeordnet enthalten und auf der Bruchfläche schwer erkennbar, auf der Verwitterungsrinde hebt er sich besser vom Alkalifeldspat ab.

Im Stenhuggarmuseet steht eine braune Variante an (Referenzprobe in ZANDSTRA 1999:168). Der grobkörnige und porphyrische Granit besteht aus braunem Alkalifeldspat, begleitet von orangefarbenen Flecken, großen blauen Quarz-Aggregaten und enthält braunen bis gelblichen Titanit.

Abb. 41: Orangebrauner Vånevik-Granit, Probe aus dem Stenhuggarmuseet, Aufnahme unter Wasser (S257).
Abb. 42: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 43: Gewöhnlicher roter Vånevik-Granit; Probe mit polierter Schliffläche im Stenhuggarmuseet; Bildbreite 7 cm.
Abb. 44: Roter Vånevik-Granit im Kontakt zu einem feinkörnigen Rhyolith. Ortseingang Påskallavik, Bildbreite 35 cm.
Abb. 45: Probe vom Kontakt (S34), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 46: Roter Vånevik-Granit, 4 km NW Påskallavik (S93); Risse mit Hämatit gefüllt.

Nach SMED & EHLERS 2003:130 eignet sich eine grobkörnige Variante aus blassrotem Alkalifeldspat als Leitgeschiebe. Sie enthält viel intensiv blauen bis violettblauen und leicht milchigen Quarz in 1-3 cm großen Aggregaten, vereinzelt Biotit (nicht in Streifen) und einige braune Titanitkristalle (vgl. Abb. 47).

Abb. 47: Vånevik-Granit, Probe vom Verladehafen (S103), Aufnahme unter Wasser.

Ist der Vånevik-Granit ein Leitgeschiebe? Die Beschreibungen in den Bestimmungsbüchern unterscheiden sich deutlich voneinander. Wichtige Kriterien bei der Bestimmung sind Grobkörnigkeit, die großen und intensiv blauen Quarzaggregate und die Anwesenheit von Titanit. Eindeutig als Vånevik-Granit bestimmbare Geschiebe sind nicht häufig. Insbesondere scheiden die mittelkörnigen roten Granite mit unklaren Korngrenzen und reichlich himmelblauem, intensiv leuchtendem, teilweise durch Hämatit violett gefärbtem Quarz als Leitgeschiebe aus. Ihr Herkunftsgebiet ist zu groß, sie finden sich in Ost-Småland mindestens bis ins Västervik-Gebiet. Auf Öland treten sie als Geschiebe besonders zahlreich auf, auch an Orten, an denen ein Transport aus dem Vånevik-Granitgebiet unwahrscheinlich ist (Abb. 48). Ist Titanit enthalten, lässt sich der mittelkörnige Granittyp allenfalls der ostschwedischen Geschiebegesellschaft zuordnen.

Abb. 48: Vånevik-Granit? Geschiebe von Äleklinta auf Öland; Breite 12,5 cm.
Abb. 49: Mittelkörniger Småland-Granit mit intensivem Blauquarz. Geschiebe von Ramsnäs auf Öland, Breite 10 cm.

1.7. Tuna-Granit

Tuna-Granit ist eine Lokalbezeichnung für gleich- und mittelkörnige, quarzreiche Alkalifeldspatgranite, die größere Flächen in Ost- und Nordost-Småland „landeinwärts zwischen Västervik und Oskarshamn“ (ZANDSTRA 1988:281, HOLMQVIST 1906:158, HESEMANN 1975:37-38) einnehmen. Es handelt sich weitgehend um Småland-Granite vom Växjö-Typ, wie sie allenthalben innerhalb des TIB auftreten. Neben den gewöhnlichen roten Graniten (s. Fundbericht Fårbo) verdienen zwei Varianten eine Erwähnung: klein- bis mittelkörnige Alkalifeldspatgranite mit viel blauem oder violettblauem Quarz, sehr wenig dunklen Mineralen und 1. orangefarbenem bis braunem („Gersebo-Granit“, Abb. 55-56) und 2. blassrotem bis blassbraunem Alkalifeldspat (Abb. 50-53). Eigenständiger Plagioklas ist schwer erkennbar und nimmt bei Verwitterung eine helle Farbe an. Hie und da findet sich ein gelbliches Titanitkorn. Dieser Granittyp dürfte zumindest als Anzeiger einer NE-smaländischen Geschiebegemeinschaft („ostschwedische Geschiebegemeinschaft“) geeignet und an Lokalitäten mit viel Gesteinsmaterial aus NE-Småland entsprechend häufig anzutreffen sein. In anderen Gebieten kommen diese beiden Granittypen nach bisherigem Kenntnisstand nicht oder nur sehr untergeordnet vor.

Abb. 50: Nahgeschiebe aus der Kiesgrube Fårbo, N von Oskarshamn (S84). Links ein gewöhnlicher roter Småland-Granit vom Växjö-Typ, rechts eine blassrote Variante.
Abb. 51: Blassroter Småland-Granit vom Växjö-Typ („Tuna-Granit„) aus der Kiesgrube Fårbo; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 52: Ähnlicher Typ („Tuna-Granit„), Geschiebefund von Byxelkrog auf Öland.
Abb. 53: Nahaufnahme.
Abb. 54: NE-Småland-Granit („Tuna-Granit“), Geschiebefund aus Niederlehme bei Berlin.

Eine hübsche Variante (Lokalname: Gersebo-Granit) besteht aus orangerotem, teils auch braunem Alkalifeldspat und blauem Quarz. Einzelne Plagioklas-Aggregate sind rot und grün verfärbt.

Abb. 55: Gersebo-Granit (S69), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 56: Nahaufnahme.
Abb. 57: Mit dem Gersebo-Granit vergleichbarer Geschiebefund von Fehmarn.

1.8. Weitere Granitoide aus Ost-Småland

Die folgende Auswahl an Anstehendproben belegt die Vielfalt an Gefügevarianten der Granitoide aus Ost- und Nordost-Småland, neben den bisher behandelten Leitgeschieben. In diesem Zusammenhang sind auch die Fundberichte aus Kiesgruben in diesem Gebiet bedeutsam. Ein weiterer TIB-Granit (Virbo-Granit) wird im Zusammenhang mit dem Uthammar-Granit besprochen.

1.8.1. Rote grobkörnige Granite sind in Småland weit verbreitet, so auch in Ost-Småland. Weniger gewöhnlich, aber ein typischer NE-Småland-Granit stammt aus der Kiesgrube Forshult, ein grobkörniger roter Granit mit orangefarbenem Plagioklas und viel Titanit. Der Granit scheint stark alteriert zu sein, die dunklen Minerale wurden in grünliche Folgeprodukte (Chlorit o. ä.) umgewandelt.

Abb. 58: Roter NE-Småland-Granit mit orangefarbenem Plagioklas; Geschiebe aus der Kiesgrube Forshult (S91), Aufnahme unter Wasser.

1.8.2. Emsfors-Granit: Südlich von Påskallavik liegt der Emsfors-Granitstock, eine annähernd kreisrunde Intrusion mit einem Durchmesser von etwa 8 km. Das Gefüge des Emsfors-Granit weicht von den anderen Ost-Småland-Graniten ab: blassroter Alkalifeldspat, hellgrauer und transparenter Quarz (einzelne größere Quarze sind zoniert) sowie weißer Plagioklas; wenig dunkle Minerale, Titanit ist nicht erkennbar. Trotz seiner Verschiedenheit und möglichen Einzigartigkeit unter den Ost-Småland-Graniten dürfte der Granit als Geschiebe schwer zu identifizieren sein. Auch ein Doppelgänger in einem anderen Granitgebiet ist nicht auszuschließen. Die auf Öland besuchten Geschiebestrände liegen zu weit nördlich, als dass Geschiebe dieses Granittyps zu erwarten wären. Lediglich ein Fund aus Äleklinta besitzt eine gewisse Übereinstimmung (vgl. Abb. 67 in Exkursionsbericht Öland).

Abb. 59: Emsfors-Granit (S104), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 60: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 61: Eine weitere Probe von der gleichen Lokalität mit zonierten bläulichen Quarzen.

1.8.3. Augengranit am Campingplatz Gunnersö: An der Badestelle auf dem Campingplatz Gunnersö in Oskarshamn ist ein Augengranit großflächig aufgeschlossen.

Abb. 62: Badestelle am Campingplatz Gunnersö, am Horizont die Insel Blå Jungfrun.
Abb. 63: Augengranit, Bildbreite 70 cm. Ein etwa 10 cm breiter Gang-Granit weist links und rechts einen tektonischen Versatz auf.
Abb. 64: An einer Stelle wurde das Gestein vor nicht allzu langer Zeit aufgebrochen, die Bruchfläche ist einigermaßen frisch. Das Gestein besteht aus hellrotem Alkalifeldspat, grünem Plagioklas und relativ wenig grauem Quarz.
Abb. 65: Runder mafischer Einschluss, am oberen Bildrand ein Aplitgang. Bildbreite 90 cm.
Abb. 66: Ähnlicher, sehr titanitreicher Granit, Geschiebe von Eskilslund (Öland), Breite 17 cm.

1.8.4. Granite mit rotem und grünem Plagioklas: In Ost-Småland treten lokal biotit- und titanitreiche Granitoide mit hellrotem Alkalifeldspat und grünem sowie teilweise rot pigmentiertem Plagioklas auf. Roter Plagioklas ist auch in einigen TIB-Graniten aus Östergötland verbreitet.

Abb. 67: Anstehendprobe aus der Umgebung des Götemarplutons (S256c), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 68: Nahaufnahme des Gefüges.

1.8.5. Granodiorit: Nicht alle Plutonite im nordöstlichen Småland sind Granite. Untergeordnet finden sich Quarzmonzonite (Quarzanteil unter 20 %) oder plagioklasreiche Glieder. Die nächste Probe ist ein Granodiorit aus der Umgebung des Uthammar-Plutons.

Abb. 69: Granodiorit (S89), Aufnahme unter Wasser.

1.8.6. TIB-Granite im Västervik-Gebiet: Im nordöstlichsten Småland, im Västervik-Gebiet, setzen sich die Granitmassive des TIB fort, bevor sie weiter nördlich von den älteren Granitoiden des Loftahammar-Massiv abgelöst werden. Die TIB-Granite sind hier stärker deformiert als ihre südlichen Verwandten. Einige Beispiele zeigt der Exkursionsbericht Västervik-Gebiet (Abb. 41-44, 52 und 53).

Exemplarisch sei der „Edelhammar-Granit“ angeführt. Er wurde in einem Steinbruch bei Västrum als Werkstein gewonnen und ist ein mittel- bis grobkörniger Granit mit braunem, stellenweise orangerot pigmentiertem Alkalifeldspat sowie teilweise zuckerkörnig granuliertem Blauquarz. Titanit ist reichlich enthalten.

Abb. 70: Stillgelegter Steinbruch im „Edelhammar-Granit“ bei Västrum (S77).
Abb. 71: Gefüge einer Probe aus dem Steinbruch, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 72: Weitere, stärker deformierte Probe (S77) mit orangefarbenem Alkalifeldspat und reichlich zuckerkörnigem Quarz.

Auch im Västervik-Gebiet treten rote Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ auf. Teilweise sind sie deutlich deformiert. Die lebhaften Blauquarze erscheinen durch Hämatitimprägnierung stellenweise violett.

Abb. 73: Alkalifeldspatgranit vom Växjö-Typ mit lebhaftem Blauquarz (S72c), Abschlag von einem Geschiebe, Aufnahme unter Wasser.

1.8.7. Älö-Granit: Ebenfalls in der nordöstlichsten Ecke von Småland ist der Älö-Granit beheimatet, nach HOLMQVIST 1906:153 ein sehr saurer, also besonders quarzreicher, und blassroter Alkalifeldspat-Granit mit wenig Plagioklas. Vom Gefüge her, insbesondere durch die hellen Aggregate von zuckerkörnigem Quarz, soll eine gewisse Übereinstimmung mit dem Vänge-Granit bestehen (Beschreibung auch in ZANDSTRA 1988:280, Anstehendproben auf skan-kristallin.de). Die Eignung des Älö-Granits als Leitgeschiebe ist nicht hinreichend belegt. Ein vergleichbarer Granit wurde auf Öland als Geschiebe gefunden.

Abb. 74: Älö-Granit (?), Geschiebe von Ramsnäs auf Öland, Breite 11,5 cm.

1.9. Literatur

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).
HOLMQVIST P J 1906 Studien über die Granite von Schweden – Bulletin of the Geological Institution of the University of Uppsala VII – S. 77-269.

KORN J 1927 Die wichtigsten Leitgeschiebe der nordischen kristallinen Gesteine im norddeutschen Flachlande – Ein Führer für den Sammler kristalliner Geschiebe – VI + 64 S., 48 Farb-Abb. auf Taf. 1-6, 8 Farb-Karten auf Taf. 7-14, 1 Tab., Berlin (Preußische geologische Landesanstalt).

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

WIK NG, BERGSTRÖM U, BRUUN A et al 2005 Beskrivning till regional berggrundskarta
över Kalmar län – Sveriges geologiska undersökning serie Ba nr 66, 54 S., ISBN 91-7158-699-7.

WIK NG, BERGSTRÖM U, BRUUN A et al 2005 Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000, Sveriges geologiska undersökning serie Ba nr 66.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

1.10. Verzeichnis der Probenorte

Abb. 75: Lage der Probenpunkte Kinda-Granit (S142-148) sowie Flivik-Granit und Umgebung (S64-69). Karte (leicht verändert) aus: https://apps.sgu.se/kartvisare/

S34 Vånevik-Granit – Ortseingang Påskallavik (57.17829, 16.44640)
S64 Flivik-Granit – Str.Aufschl., Abfahrt Flivik von der E 22 (57.49335, 16.52182)
S65 Flivik-Granit – Steinbruch Quimbra (Zufahrt: 57.536078, 16.582352)
S66 Grobkörniger NE-Småland-Granit – Straßenaufschluss (57.52618, 16.57398)
S67 Grobkörniger NE-Småland-Granit, Kinda-Typ – Straßenaufschluss (57.514028, 16.588778)
S69 Tuna-Granit/“Gersebo-Granit“ – Straßenaufschluss 57.498331, 16.657453
S72c Granit vom Växjö-Typ – Geschiebe am Bootsanleger Östra Skälö, Västervik-Gebiet (57,589911, 16,632639)
S77 Edelhammar-Granit; alter Steinbruch bei Västrum (57.698194, 16.460917)
S84 Nahgeschiebe NE-Småland-Granitoide – Kiesgrube Fårbo (57.401891, 16.476663)
S89 Granodiorit – Str. Aufschl. NE Uthammar (57.40145, 16.61318)
S91 Nahgeschiebe Ost-Småland-Granitoide – Kiesgrube 1,5 km SE Forshult (57.24536, 16.34568)
S93 grobkörniger Blauquarzgranit – Str. Aufschl. 4 km NW Påskallavik (57.18682, 16.40905)
S103 Vånevik-Granit – Badplats Vånevik (etwa 57.179302, 16.460733)
S104 Emsfors-Granit – alter Steinbruch an der Str. 216 (57.130338, 16.439972)
S142a Småland-Monzogranit mit Blauquarz – Str. Aufschluß W von Kisa (57.98211, 15.58921)
S144 Kinda-Granit – Str. Aufschl. an der 134, NE von Kisa (58.01092, 15.76710)
S145 Kinda-Granit – Str. Aufschl. (58.00959, 15.90598)
S146 Rötlicher porphyrischer NE-Småland-Granit (Geschiebe) – Weganschnitt (57.94849, 15.91445)
S147 Monzogranit, deformiert – Felsen im Wald (Parken: 57.94748, 15.91537)
S148 Monzogranit – Str. Aufschl. ca. 20 km vor Gamleby (57.90205, 16.08556)
S246b Geschiebe NE-Småland-Kristallin – Strand nahe des Leuchtturms in Byxelkrog/Öland (57.32262, 17.00285)
S255d NE-Småland-Granit (Geschiebe) – Kiesgrube südlich vom Götemar-Pluton (57.45415, 16.60078)
S256c – Roter Småland-Granit mit rotem und grünem Plagioklas – Str. Aufschl. nahe des Götemaren (57.45053, 16.63260)
S257 Vånevik-Granit – Stenhuggermuset Norra Vånevik (57.185717, 16.452244)

Exkursionsbericht Öland 2 – Kristallingeschiebe

Abb. 42: Kartenskizze mit den Heimatgebieten einiger Kristallingesteine in Ost-Småland und den Geschiebefundorten auf Öland. Der Pfeil markiert die Hauptzugrichtung des Eises während der letzten Vereisung. Karte verändert nach: WIK et al 2005: Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000.

2.1. Äleklinta
2.2. Byxelkrog
2.3. Eskilslund
2.4. Hagskog
2.5. Ramsnäs

Das Sammeln von Nahgeschieben auf Öland bietet einen Einblick in die Gesteine des nahen Grundgebirges in Ost- und Nordost-Småland und ist eine vergleichsweise bequeme Abwechslung zum mühsamen Sammeln von Anstehendproben. Die Gletscher der nordischen Inlandvereisungen transportierten Gesteine auf dem Festland nur über geringe Distanzen, in der Regel wenige Zehnerkilometer. Auch Öland dürfte damals Festland gewesen sein und der Meeresspiegel bedeutend niedriger gelegen haben als heute. An den Inselstränden finden sich ganz überwiegend Kristallingeschiebe aus dem östlichen und nordöstlichen Småland, dem Gebiet entgegen der vorherrschenden südöstlichen Zugrichtung des Eises. Zur Lage der Fundlokalitäten s. Abb. 3 im ersten Teil des Exkursionsberichtes.

Von Strand zu Strand unterscheidet sich die Geschiebegemeinschaft. Ganz klar dominieren granitoide Gesteine des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB) aus Ost- und Nordost-Småland und dem südlichen Östergötland. Dabei lassen sich grob drei Gefügevarianten unterscheiden:

  1. gleichkörnige Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ mit rotem bis rotbraunem Alkalifeldspat, häufig mit lebhaftem Blauquarz (z. B. Abb. 43);
  2. grobkörnige rote Alkalifeldspatgranite (z. B. Abb. 48);
  3. dunkle und porphyrische Monzogranite mit Blauquarz, braunem Alkalifeldspat, gelbem oder orangefarbenem Plagioklas sowie reichlich Titanit (z. B. Abb. 53). Zu diesem Granittyp gehört auch der Kinda-Granit (z. B. Abb. 82). Der Anteil dieses Geschiebetyps nimmt nach Norden hin zu.

Funde der geschiebekundlich interessanten anorogenen Ost-Småland-Granite (Uthammar-, Götemar- und Jungfrun-Granit) werden im dritten Abschnitt vorgestellt.

Vulkanite und Porphyre des TIB sind nur vereinzelt anzutreffen (meist Gangporphyre), was wenig verwunderlich ist, denn ihr Herkunftsgebiet liegt entweder weiter südlich (Påskallavik-Porphyr oder die hälleflintartigen Småland-Vulkanite mit wenigen Feldspat-Einsprenglingen aus dem Gebiet um Växjö) oder zu weit westlich. Denn auch Porphyre aus dem Vulkanitgebiet von Lönneberga wie Lönneberga-Porphyr oder der Nymåla-Porphyrtyp kommen auf Öland nicht vor (lediglich ein Emarp-Porphyr wurde gesichtet, Abb. 56).

Der Anteil an Ferngeschieben ist gering. Regelmäßig fallen allerdings einzelne Rapakiwigranite vom Åland-Pluton ins Auge (z. B. Abb. 68-69). Der Åland-Pluton liegt über 350 NNW von Öland und nicht in Zugrichtung der letzten Vereisung. Eine Besonderheit sind gleich zwei Funde von Rödö-Rapakiwis aus Nordschweden am Strand von Eskilslund (Abb. 99-102).

Auch svekofennische Gesteine sind nur vereinzelt zu finden, z. B. die spätorogenen grauen Plutonite (Uppland-Granite) oder auch allgemein Gneise und Migmatite. Eine Ausnahme bilden lokale Häufungen von Fleckengesteinen mit den dazugehörigen Quarziten aus dem nahen Västervik-Gebiet (Lokalität Ramsnäs). Der Loftahammar-Augengneis in typischer Ausbildung tritt hingegen kaum in Erscheinung.

2.1. Äleklinta

Neben den im ersten Abschnitt besprochenen Sedimentgesteinen (mittelkambrische Sandsteine, Anthrakonite, Orthocerenkalke etc.) treten an der Lokalität Äleklinta auch Kristallingeschiebe auf. Durch ihre Farbigkeit und den Kontrast sind sie leicht zu lokalisieren, kaum eines der vereinzelten Geschiebe entgeht dem Blick. Unter den TIB-Graniten finden sich reichlich gleichkörnige bis schwach porphyrische, meist mittelkörnige Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ mit lebhaftem Blauquarz (Abb. 43-46).

Abb. 43: Alkalifeldspatgranit vom Växjö-Typ; rosafarbener bis bräunlicher Alkalifeldspat, reichlich Blauquarz und Titanit in den Biotit-Ansammlungen. Breite 12,5 cm. Es besteht eine Ähnlichkeit zum Vånevik-Granit, allerdings liegt das Vorkommen direkt westlich vom Fundort.
Abb. 44: Alkalifeldspatgranit, Breite 12 cm.
Abb. 45: Brauner Granit mit Blauquarz, Breite 13,5 cm.
Abb. 46: Mittelkörniger Småland-Granit vom Växjö-Typ, Breite 13 cm.

Grobkörnige rote Småland-Granite mit grauem oder blauem Quarz, kaum Plagioklas
(Abb. 47-52):

Abb. 47: Roter Småland-Granit; einige Risse innerhalb der Feldspäte sind mit dunklen Mineralen verfüllt. Breite 10,5 cm.
Abb. 48: gewöhnlicher roter Småland-Alkalifeldspatgranit, Breite 11 cm.
Abb. 49: roter Småland-Granit. In den Zwickeln zwischen Alkalifeldspat und Quarz ist eine feinkörnige grüne und epidotähnliche Masse erkennbar. Breite 15 cm.
Abb. 50: Ungleichkörniger roter Ost-Småland-Granit mit reichlich Titanit. Breite 12,5 cm.

Die typischen porphyrischen NE-Småland-Granite mit braunem Alkalifeldspat, trübem und leicht bläulichem Quarz und orangefarbenem Plagioklas sowie Titanit treten in Äleklinta nur untergeordnet auf.

Abb. 51: Småland-Granit mit rotem bis braunem Alkalifeldspat, Blauquarz, etwas gelblichem Plagioklas und Biotit. Breite 12,5 cm.
Abb. 52: Geht man etwas näher heran, erkennt man viel gelblichen Titanit. Bildbreite 80 mm.
Abb. 53: Titanitführender porphyrischer NE-Småland-Granit aus braunem Alkalifeldspat, trübem und leicht bläulichem Quarz und orangefarbenem Plagioklas. Breite 13 cm.
Abb. 54: Ungleichkörniger NE-Småland-Granit; einzelner größerer Alkalifeldspat mit orangefarbenem Plagioklas-Saum. Breite 12 cm.

Ein alter Bekannter und ein Leitgeschiebe für das mittlere Småland ist der Järeda-Granit, der mehrmals in Äleklinta angetroffen wurde. Typisch sind die mit dunklen Mineralen gefüllten parallelen Risse innerhalb der Alkalifeldspäte.

Abb. 55: Järeda-Granit, Breite 10,5 cm.

Ebenfalls aus dem mittleren Småland stammt der Emarp-Porphyr (Einzelfund in Äleklinta).

Abb. 56: Emarp-Porphyr, Breite 12 cm.

Der nächste Fund ähnelt dem „Högsrum-Porphyr“. Sein Herkunftsgebiet liegt allerdings weiter südlich und nicht in der Zugrichtung des Eises. Vermutlich treten Porphyre vom Högsrum-Typ nicht nur an ihrer Typlokalität auf.

Abb. 57: Deformierter Gangporphyr, Breite 19 cm.
Abb. 58: Rotbrauner deformierter Småland-Gangporphyr, ähnlich dem Påskallavik-Typ, mit runden Blauquarzen. Es fehlen die dunklen Kerne innerhalb der Alkalifeldspäte. Breite 15 cm.
Abb. 59: Roter Granitporphyr mit runden Feldspat-Einsprenglingen. Breite 17 cm.
Abb. 60: Nahaufnahme, Bildbreite 10 cm.

Der nächste Granit ist ein grobkörniges, rot-orangefarbiges Gestein mit viel Titanit. Sein Habitus entspricht weitgehend dem „massiven Typ Virbo-Granit“ (TIB-Granit, ZANDSTRA 1999:164), anstehend bei Saltvik, unmittelbar südlich vom Uthammar-Pluton.

Abb. 61: Virbo-Granit, massiger Typ, Breite 10 cm.
Abb. 62: Nahaufnahme; gelblicher Titanit innerhalb der dunklen Mineralaggregate.
Abb. 63: Roter, vermutlich metasomatisch überprägter Plutonit (Quarzsyenit), Breite 18 cm.
Abb. 64: Nahaufnahme. Viel Quarz ist nicht zu entdecken. Das Gestein besteht aus rotem Alkalifeldspat und grünem, stellenweise auch weißem Plagioklas (Quarzsyenit). Das Dunkelrote sind Hämatitflecken, Titanit ist reichlich enthalten.
Abb. 65: Småland-Granit mit leichter Deformation, erkennbar an der Einregelung der dunklen Minerale. Das Gestein führt keinen Titanit; der Gefügetyp wurde mehrfach als Geschiebe angetroffen. Breite 19 cm.
Abb. 66: Roter Småland-Granit, Breite 16 cm.

Das Gefüge des Granits in Abb. 67 weicht durch den Kontrast zwischen rosafarbenem Alkalifeldspat und weißem Plagioklas deutlich ab von den bisher gezeigten Proben (Einzelfund, Emsfors-Granit?).

Abb. 67: Granit mit grauem Quarz; einige Alkalifeldspäte besitzen einen hellen Plagioklas-Saum. Breite 13 cm.

Hin und wieder finden sich in Äleklinta auch Rapakiwi-Geschiebe. Ihr Transportweg ist unklar, denn alle Rapakiwivorkommen, insbesondere der Åland-Pluton, liegen nicht in der Hauptzugrichtung der letzten Inlandvereisung.

Abb. 68: Mischgefüge Pyterlit/porphyrischer Rapakiwi, vermutlich von Åland. Breite 13,5 cm.
Abb. 69: Heller Wiborgit/gleichkörniger Rapakiwi, vermutlich von Åland. Breite 13 cm.
Abb. 70: Mischgestein, Granitporphyr, ähnlich dem Åland-Ringquarzporphyr. Breite 10,5 cm.

Der letzte Fund aus Äleklinta zeigt ein interessantes Gefüge. In den Zwickeln zwischen den roten Alkalifeldspäten sind rote bis gelbliche und eckige graphische Verwachsungen erkennbar. Die Herkunft des Gesteins ist unbekannt.

Abb. 71: Hellroter Granit mit graphischen Verwachsungen. Bildbreite 20 cm.

2.2. Byxelkrog

Etwa 500 m nördlich von Byxelkrog (letzter Parkplatz vor der Lokalität Neptuni åkrar) liegen am Strand einige große Geschiebe. Die Bedingungen zum Fotografieren vor Ort waren schlecht, daher fehlen einige Nahaufnahmen.

Abb. 72: Strand nördlich von Byxelkrog.
Abb. 73: Porphyrischer brauner Småland-Östergötland-Granit mit gelbem Plagioklas. Für einen Kinda-Granit fehlen die partiellen Plagioklassäume um die braunen Alkalifeldspäte. Bildbreite 19 cm.
Abb. 74: Porphyrischer Monzogranit mit blassrotem bis grauviolettem Alkalifeldspat und weißem Plagioklas (kein Titanit). Bildbreite 22 cm.
Abb. 75: Großes Geschiebe eines dunklen Fleckengesteins, Breite 36 cm.
Abb. 76: Länglicher Einschluss eines dunklen Fleckengesteins (oder fleckigen Metabasits) in einem roten Småland-Granit. Breite 40 cm.

Südlich von Byxelkrog am Enerumsvägen, vor dem Campingplatz und dem Leuchtturm, lassen sich am Strand maximal handgroße Kristallingeschiebe sammeln.

Abb. 77: Repräsentative Auswahl an Geschieben vom Strand bei Byxelkrog. Bildbreite 41 cm.

Hier finden sich deutlich mehr braune porphyrische Monzogranite (einige vom Typ Kinda-Granit) als in Äleklinta, neben gewöhnlichen mittel- bis grobkörnigen roten Småland-Graniten. Der Anteil an stärker deformierten Graniten – teilweise auch Augengranite, aber keine Loftahammar-Typen – ist höher als an den weiter südlich gelegenen Fundlokalitäten (Abb. 79).

Abb. 78: Einige Granitgeschiebe, näher fotografiert. Bildbreite 26 cm.
Abb. 79: Quarzreicher und leicht deformierter Blauquarzgranit. Schmutzig-grüner Plagioklas bildet Säume um die roten Alkalifeldspäte. Das Gestein enthält reichlich Titanit. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 80: Gleichkörniger Småland-Granit vom Typ Tuna-Granit, nass fotografiert.
Abb. 81: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 82: Kinda-Granit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 83: Graues Fleckengestein, quarzitisches Metasediment mit dunklen Cordierit-Flecken, wahrscheinlich aus dem Västervik-Gebiet.

2.3. Eskilslund

An der weitgehend monotonen, aus Grauem Orthocerenkalk bestehenden Küste von Eskilslund finden sich auch kleinere Strandabschnitte mit Kristallingeschieben. Häufig sind grobkörnige rote Småland-Granite und Augengranite, aber auch porphyrische Monzogranite sowie unterkambrische Kalmarsund-Sandsteine (s. Abb. 23-28 in Teil 1).

Abb. 84: Küste bei Eskilslund, Blick auf die Insel Blå Jungfrun.
Abb. 85: Strandabschnitt mit Kristallingeschieben.
Abb. 86: Titanitreicher Småland-Monzogranit mit blassrotem Alkalifeldspat und gelblichem Plagioklas; ähnlich Kinda-Typ, mit unvollständigen Plagioklas-Säumen um einzelne Alkalifeldspäte. Breite 9 cm.
Abb. 87: Småland-Monzogranit mit rotem Plagioklas (spricht für nördlichere Herkunft: Östergötland-Granite enthalten gelegentlich roten Plagioklas). Breite 9 cm.

Typische, wenn auch weniger auffällige NE-Småland-Granite sind grobkörnige Granite mit hellrotem Alkalifeldspat, reichlich Titanit und grünem sowie etwas rotem Plagioklas. Eine entsprechende Anstehendprobe konnte in der Umgebung vom Götemar-Pluton gesammelt werden.

Abb. 88: NE-Småland-Granit mit rotem und grünem Plagioklas, Breite 13 cm.

Am Strand fanden sich auch grobkörnige und leicht deformierte Granite vom Virbo-Typ (Abb. 89-91).

Abb. 89: NE-Småland-Granit, Typ Virbo-Granit. Breite 17 cm.
Abb. 90: Nahaufnahme.
Abb. 91: NE-Småland-Granit, Typ Virbo-Granit. Breite 17 cm.
Abb. 92: Plutonit mit geringem Quarzanteil (Monzonit bis Quarzmonzonit) aus blassrotem Alkalifeldspat und orangefarbenem Plagioklas (wahrscheinlich aus NE-Småland). Breite 17 cm.
Abb. 93: Nahaufnahme.
Abb. 94: Ungewöhnliche Farbkombination: orangeroter Granit mit weißem Plagioklas, Breite 15,5 cm.
Abb. 95: Grauer Gangporphyr mit Einschlüssen basischer Gesteine und wenig Quarz (klare runde Aggregate), Breite 20 cm.
Abb. 96: Nahaufnahme, Bildbreite 140 mm.
Abb. 97: Porphyrischer Monzogranit mit grünlichem und rotem (Mischfarbe: braun) Plagioklas. Der Typ wurde mehrfach auf Öland und in einer Kiesgrube in E-Småland beobachtet. Herkunft: vermutlich nördliches Småland – südliches Östergötland. Breite 20 cm.
Abb. 98: Helsinkitähnliches Gestein. Innerhalb der feinkörnigen rötlichen Masse zwischen den weißen Feldspäten ist etwas Blauquarz erkennbar. Breite 13 cm.

In Eskilslund fanden sich zwei Rapakiwis vom Rödö-Massiv in Nordschweden. Die hellen Feldspat-Ovoide im zweiten Fund (Abb. 101-102) erreichen allerdings kaum 2 cm (wichtiges Erkennungsmerkmal!).

Abb. 99: Rödö-Rapakiwi mit Wiborgitgefüge. Breite 21 cm.
Abb. 100: Nahaufnahme.
Abb. 101: Rödö-Rapakiwi mit Wiborgitgefüge (dicker Plagioklassaum rechts unten im Bild). Aufnahme unter Wasser.
Abb. 102: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die großen runden und klaren Quarze der ersten Generation weisen kaum Spuren einer magmatischen Korrosion auf.
Abb. 103: Porphyr mit Ringquarzen aus einem Rapakiwi-Vorkommen. Die roten Partien bestehen aus graphischen Verwachsungen von Feldspat und Quarz. Breite 12,5 cm.

2.4. Hagskog

Am Strand von Hagskog fanden sich vergleichsweise häufig anorogene Ost-Småland-Granite (Götemar- oder Jungfrun-Granit, s. Teil 3 des Berichts) sowie Granite vom Kinda-Typ.

Abb. 104: Granit vom Kinda-Typ mit reichlich Titanit. Breite 13 cm.
Abb. 105: Kinda-Granit mit reichlich Titanit. Breite 15 cm.
Abb. 106: Västervik-Fleckenquarzit mit reliktischer sedimentärer Schichtung; Breite 17 cm.
Abb. 107: Auffälliger porphyrischer (Östergötland?)-Granit mit gelbem Alkalifeldspat, orangerotem Plagioklas und Blauquarz. Bildbreite 18 cm.
Abb. 108: Orangefarbener porphyrischer Rapakiwi-Granit, Herkunft unbekannt. Breite 14 cm.

2.5. Ramsnäs

Ramsnäs bietet die besten Fundmöglichkeiten für Kristallingeschiebe, Kalksteine sind hier deutlich in der Unterzahl. Unter den TIB-Graniten überwiegen rote Smålandgranite und braune porphyrische Monzogranite, darunter viele vom Kinda-Typ.

Abb. 109: Geröllstrand von Ramsnäs.
Abb. 110: Rote Smålandgranite und braune porphyrische Monzogranite. Bildbreite ca. 50 cm.

Auch Metasedimente, ganz offensichtlich aus dem Västervik-Gebiet, finden sich auffällig häufig: blassviolette und graue Quarzite, rote Granofelse mit schwarzen Cordierit-Flecken („Västervik-Fleckengestein“, deformiert und undeformiert) sowie hell- bis dunkelgraue Quarzite mit weißen Sillimanitflecken („Västervik-Fleckenquarzit“).

Abb. 111: Västervik-Fleckengestein, leicht deformiert. Breite 26 cm.
Abb. 112: Västervik-Fleckengestein, Breite 11,5 cm.
Abb. 113: Metasediment mit schwarzen Flecken, Breite 13 cm.
Abb. 114: Grauer Västervik-Fleckenquarzit, Breite 13 cm.
Abb. 115: Dunkelgrauer Västervik-Fleckenquarzit, Breite 9 cm.
Abb. 116: Blauer Quarzit mit rötlichem Feldspat; in vergleichbarer Form aus dem Västervik-Gebiet bekannt. Breite 12,5 cm.

Der mittelkörnige und nur schwach porphyrische Flivik-Granit in typischer Ausbildung ist ein seltener Fund auf Öland. Man beachte den hohen Gehalt an Blauquarz und seine gleichmäßige Verteilung im Gestein.

Abb. 117: Flivik-Granit, Breite 21 cm.
Abb. 118: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 119: Kinda-Granit, Breite 12 cm.
Abb. 120: Kinda-Granit, Breite 15 cm.
Abb. 121: Kinda-Granit, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 122: Nahaufnahme. Orangefarbener und grüner Plagioklas bilden stellenweise bräunliche Mischfarben.
Abb. 123: Farbenfrohe und plagioklasreiche Variante des Kinda-Granits. Ein vergleichbares Gestein wurde allerdings auch im Gebiet des Flivik-Granits in NE-Småland beobachtet, außerhalb des eigentlichen Kinda-Granitgebietes. Breite 17 cm.
Abb. 124: Nahaufnahme.
Abb. 125: Braune porphyrische Monzogranite mit Blauquarz und gelbem/grünem/orangefarbenem Plagioklas treten in großer Zahl auf. Dieser Granittyp besitzt ein großes Herkunftsgebiet, von NE-Småland bis ins südliche Östergötland. Breite 12 cm.
Abb. 126: Aus dem südlichen Östergötland dürften solche grobkörnigen Augengranite aus hellrotem Alkalifeldspat mit orangefarbenen Plagioklassäumen stammen. Breite 24 cm.
Abb. 127: Grobkörniger porphyrischer Östergötland(?)-Granit mit grünem und orangerotem Plagioklas (Mischfarbe braun); vgl. ähnlichen Fund in Eskilslund (Abb. 97). Breite 18 cm.
Abb. 128: Titanitreicher NE-Småland-Granit mit hellrotem Alkalifeldspat, Breite 13,5 cm.

Die nächsten drei Granite sind Varianten mittel- bis grobkörniger Alkalifeldspatgranite vom Växjö-Typ mit lebhaftem Blauquarz und wenigen dunklen Mineralen. Der Granittyp tritt an allen Lokalitäten sehr häufig auf.

Abb. 129: Småland-Granit vom Växjö-Typ, Breite 10 cm.
Abb. 130: Småland-Granit vom Växjö-Typ, Breite 13 cm.
Abb. 131: Blauquarzgranit, Växjö-Typ, Breite 9 cm.

Funde von Graniten mit hellen Plagioklassäumen um einzelne Alkalifeldspäte (Filipstad-Granittyp) sind auf Öland die Ausnahme.

Abb. 132: Blauquarzgranit, Typ Filipstad (Einzelfund). Breite 12,5 cm.
Abb. 133: Quarzreicher Granit mit zuckerkörnig granuliertem Quarz (Älö-Granit?). Breite 11,5 cm.

Vereinzelt finden sich auch hier wieder Rapakiwi-Granite als Ferngeschiebe.

Abb. 134: Rötlichgrauer Rapakiwi-Granit mit Wiborgitgefüge (Åland-Wiborgit). Breite 10,5 cm.

Vänge-Granit

Der Vänge-Granit gehört zu den etwa 1,89-1,87 Ga alten mittelschwedischen Uppland-Graniten und kommt im gleichen Gebiet wie der Uppsala-Granit vor. Das Gestein ist zumindest in Brandenburg bei praktisch jedem Kiesgrubenbesuch anzutreffen, meist in größeren Blöcken, seltener in Handstückgröße.

Abb. 1: Vänge-Granit aus der Kiesgrube Horstfelde südlich von Berlin.

Als Leitgeschiebe geeignet sind grobkörnige und besonders quarzreiche Varianten dieses Alkalifeldspatgranits. Alkalifeldspat ist blassrot, seltener auch kräftig rot oder orangefarben getönt und bildet unregelmäßig begrenzte Kristalle von 1-3 cm Länge. Weißer Plagioklas ist deutlich kleiner und nur in geringer Menge enthalten (max. 10 %). Er erscheint häufig an den Rändern der Alkalifeldspäte. Quarz kommt reichlich in Form grauer bis gelblich- oder grünlich-grauer und zerdrückter („zuckerkörniger“) Massen vor. Daneben finden sich meist auch einzelne größere und trübe Quarzkörner von bläulichgrauer Farbe, die nicht zerdrückt sind. Durch den hohen Quarzgehalt „schwimmen“ die Alkalifeldspäte regelrecht in der Quarzmasse und das Gefüge wirkt auf den ersten Blick porphyrisch. Dunkle Minerale (Biotit) sind nur in geringer Menge enthalten.

Das Mineralgefüge ist insgesamt undeformiert (richtungslos-körniges Gefüge, keine länglichen Aggregate von dunklen Mineralen). Lediglich Quarz wurde weitgehend granuliert, nachdem der Granitkörper bereits erstarrt war. Nach Zandstra 1988 ist der Vänge-Granit mittelkörnig, nach Lundegardh 1956: 55 „grob mittelkörnig“. Die Alkalifeldspäte in Anstehendproben (vgl. skan-kristallin.de) sind in der Regel größer als 1 cm.

Mittelschwedische Granite verschiedener Vorkommen besitzen teilweise ähnliche Merkmale wie der Vänge-Granit. Dies betrifft den Norrtälje-/Vätö-Granit und einige Granite des Hedesunda-Massivs (s. Abb. 2). Der Vätö-Granit ist mittelkörnig, enthält weniger, zudem kräftiger rot gefärbten Alkalifeldspat und mehr dunkle Minerale. Die zerdrückten Quarze zeigen eine mittelgraue Tönung. Nur einige Varianten des Vätö-Granits besitzen blassrote Alkalifeldspäte. Proben auf skan-kristallin.de. Proben aus dem Hedesunda-Massiv (siehe skan-kristallin.de) zeigen Ähnlichkeiten zum Vänge-Granit in Farbe und Gefüge. Der Quarzanteil ist hier geringer, die Quarze sind nicht oder nicht durchgängig granuliert. Der Älö-Granit aus Nordost-Småland ist ein sehr quarzreicher Granit mit vollständig granuliertem Quarz. Im Vergleich zum Vänge-Granit bestehen Gefüge- und Farbunterschiede: mittelkörniges Gefüge, hellroter bis braunroter Alkalifeldspat, manchmal bläulicher Quarz, mehr dunkle Minerale. Proben auf skan-kristallin.de.

Die drei genannten Granite konnten bisher nicht als Geschiebe identifiziert werden. Ihr Status als Leitgeschiebe ist umstritten oder noch nicht geklärt.

Abb. 2: Herkunftsgebiet des Vänge-Granits und anderer im Text erwähnter Granit-Vorkommen.
Abb. 3: Vänge-Granit, Abschlag mit frischer Bruchfläche aus einem größeren Block  (Kiesgrube Hohensaaten, Brandenburg).
Abb. 4: Die Nahaufnahme zeigt hellroten Alkalifeldspat und gelblichgrüne Massen von zerdrücktem Quarz.
Abb. 5: Vänge-Granit, Großgeschiebe aus der Niederlausitz (Findlingshalde Steinitz bei Drebkau, Bildbreite etwa 30 cm).
Abb. 6: Gleicher Stein, Nahaufnahme. Das Gefüge besteht aus hellrotem Alkalifeldspat und kleineren weißen Plagioklaskörnern. Granulierter Quarz bildet eine grünlichgraue Masse, daneben finden sich einige größere milchig-hellgraue Quarzkörner. Stellenweise „schwimmen“ die Alkalifeldspäte in der Quarzmasse.
Abb. 7: Diese leicht angewitterte Bruchfläche eines Vänge-Granits zeigt schön die Gruppierung kleiner weißer Plagioklaskörner um hellrote Alkalifeldspäte. Geschiebe aus Merzdorf am ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord.
Abb. 8: Vänge-Granit aus der Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg (Brandenburg), Breite 14 cm.
Abb. 9: Vänge-Granit, polierte Schnittfläche, Kiesgrube Schweinrich (Brandenburg), Slg. F. Wilcke (Wittstock).
Abb. 10: Nahaufnahme.
Abb. 11: Granit vom Vänge-Typ mit einem höheren Anteil dunkler Minerale. Breite 40 cm, Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 12: Gleicher Stein, Nahaufnahme.
Abb. 13: Heller Granit mit orangefarbenem Alkalifeldspat, mäßig hohem Quarzgehalt und wenig dunklen Mineralen. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg (Brandenburg).
Abb. 14: Quarz ist weitgehend granuliert, einige Plagioklase besitzen einen rötlichen Kern.
Abb. 15: Heller Granit mit wenig dunklen Mineralen aus dem ehem. Tagebau Cottbus-Nord, Breite 45 cm.
Abb. 16: Nahaufnahme des Gefüges. Der Granit ist nicht grob-, sondern mittelkörnig. Die übrigen Gefügemerkmale stimmen ansonsten mit denen des Vänge-Granits überein.
Abb. 17: Grobkörniger Granit mit hellrotem Alkalifeldspat und weißem bis grünlich-grauem Plagioklas. Quarz ist grünlich-grau getönt, bildet aber einzelne Körner aus und ist nicht zerdrückt (kein Vänge-Granit gemäß der Beschreibung des Leitgeschiebes). Findlingslager Steinitz am Tagebau Welzow-Süd.

Das letzte Großgeschiebe zeigt einige Merkmale des Vänge-Granits (hellroter Alkalifeldspat, grünliche Massen aus zerdrücktem Quarz, größere trübe Quarzkörner). Durch den hohen Gehalt an Plagioklas ist das Gestein aber kein Granit, sondern ein Granodiorit. Die Art des Gefüges der kleinen Plagioklaskörner erinnert an andere Uppland-„Granite“, z. B. den Uppsala-Granit. Im Vänge-Massiv kommen auch Plutonite mit intermediärer Zusammensetzung vor (Lundegardh 1956: 55). Ob das Geschiebe tatsächlich von dort stammt, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit feststellen.

Abb. 18: (Uppland?-)Granodiorit, Findlingslager Steinitz am Tagebau Welzow-Süd (Brandenburg), Bildbreite 30 cm.
Abb. 19: gleicher Stein, Nahaufnahme.

Literatur

Lundegårdh P-H & Lundqvist G 1956 Beskrivning kartbladet Uppsala – SGU Serie Aa 199, Uppsala.

Zandstra J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië –    XIII+469 S., (1+)118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc. (Brill).