Archiv für den Monat: Januar 2021

Unakit

Abb. 1: Epidotisierte tektonische Brekzie („Unakit“) aus der Kiesgrube Horstfelde bei Berlin.

Farblich besonders kontrastreiche und auffällige Geschiebe aus leuchtend rotem Alkalifeldspat, hellgrünem Epidot sowie hellem Quarz werden gelegentlich als Unakit bezeichnet (Abb. 1). Unakite sind durch tektonische Einwirkung intensiv zerscherte und epidotisierte Gesteine mit granitischer Zusammensetzung (WIMMENAUER 1984). Im Unterschied zu den Helsinkiten („schwedischer Typ“) handelt es sich um Kataklasite bzw. tektonische Brekzien.

Epidot ist ein sehr häufiges Mineral, das u. a. bei der hydrothermalen Zersetzung von calciumreichen Plagioklas entsteht. Durch Epidot grün gefärbte Feldspäte finden sich regelmäßig in Plutoniten und Vulkaniten. Darüber hinaus besitzt das Mineral eine hohe Mobilität in hydrothermalen Fluiden und scheidet sich gerne in Form feinkörniger und intensiv gelb- bis apfelgrün gefärbter Partien in Rissen und Klüften ab (Abb. 2). Neben den stark zerscherten Unakiten finden sich gelegentlich auch tektonische Brekzien mit durch Epidot gefüllten Rissen, die noch einen zusammenhängenden Gesteinsverband erkennen lassen (Abb. 3,4).

Abb. 2: Dünner Epidot-Belag als Kluftfüllung in einem feinkörnigen Gneis. Kiesgrube Thunpadel (Wendland/Niedersachsen), Breite des Steins 21 cm.
Abb. 3: Quarzitischer Gneis, durchzogen von hellgrünen Epidot-Adern; Kiesgrube Hohensaaten, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 4: Feinkörniges Quarz-Feldspat-Gestein, netzartig von Epidot- sowie einigen Quarzadern durchzogen. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Breite des Steins 20 cm.

Epidosit

Epidosite sind massige und feinkörnige Gesteine, die fast vollständig aus Epidot bestehen und kleine gangförmige Vorkommen in Klüften des Grundgebirges bilden (VINX 2016).

Abb. 5: Epidosit, fast vollständig aus Epidot bestehendes Gestein; Geschiebe aus einer Kiesgrube bei Flen (Sörmland/Schweden).
Abb. 6: Verfalteter Metabasit (Amphibolit) mit hellgrünen und massigen Ansammlungen aus feinkörnigem Epidot (=Epidosit). Anstehender Felsen im Dorf Snörom bei Kolmården (Östergötland/Schweden), Bildbreite etwa 3 m.

Literatur

VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten. Finden und bestimmen.- S. 249, Quelle & Meyer.

WIMMENAUER W 1985 Petrographie magmatischer und metamorpher Gesteine; 297 Abb., 106 Tab., Enke-Verlag, Stuttgart.

Helsinkit

Abb. 1: Helsinkit-Geschiebe von Aluksne (Lettland), leg. O. Mellis. Sammlung Bennhold im Museum Fürstenwalde. Originalgestein zu MELLIS 1928.

Helsinkit ist eine Lokalbezeichnung für Albit-Epidot-Gesteine, die zuerst aus Finnland beschrieben wurden und dort an mehreren Lokalitäten vorkommen (LAITAKARI 1918; Analyse eines Gesteins von der Insel Suursaari in TRÖGER 1969). Helsinkit-Geschiebe finden sich verbreitet im Baltikum. Nach einem Fundbericht aus Lettland (MELLIS 1928) setzte in Deutschland eine rege Sammeltätigkeit und Diskussion der Gesteine ein (MELLIS 1931, 1932). Der Helsinkitbegriff wurde im Laufe der Zeit erweitert und auch quarz- oder mikroklinführende Gesteine einbezogen. Aus heutiger Sicht gehören die Helsinkite zur Gesteinsgruppe der Metasomatite. Eher historisch interessant ist die Unterscheidung zweier Geschiebetypen:

1. Helsinkit mit rotbraunem oder violettbraunem Epidot („finnischer Typ“)
Der „klassische“ Helsinkit ist ein mittel- bis grobkörniges Gestein und besteht im Wesentlichen aus weißem, manchmal leicht rötlich gefärbtem Feldspat. Die Feldspäte sind von einer violett- bis bräunlichroten und feinkörnigen Masse von Sekundärmineralen umgeben. Neben weitgehend gleichkörnigen Helsinkiten mit Feldspäten bis 5 mm Größe finden sich auch grobkörnige bzw. pegmatitartige (Feldspäte bis 2 cm Größe) oder ausgesprochen ungleichkörnige Varianten. Das Gefüge zeigt häufig Spuren einer Kataklase (zerbrochene Feldspäte). Geschiebe erreichen maximal Faustgröße.

Makroskopisch lässt sich der Mineralbestand nicht näher bestimmen, da neben weißem Albit (Na-Plagioklas) meist auch Mikroklin (Kalifeldspat) enthalten ist. Beide Feldspäte sind von Hand nicht unterscheidbar. Dünnschliff-Untersuchungen ergaben, dass die rotbraune Zwischenmasse aus Epidot besteht, der von einem feinen Hämatit-Pigment durchsetzt ist. Als weitere Gemengteile können schwarzgrüner Chlorit sowie etwas Quarz auftreten. Neuere Arbeiten zur Untersuchung von Helsinkit-Geschieben s. MEYER K-D 1987 und BURGATH & MEYER 1989.

Abb. 2: Nahaufnahme des Gesteins aus Abb. 1; weißer Feldspat bis 5 mm, umgeben von einer rotbraunen und feinkörnigen Marix; Quarz fehlt.

2. Helsinkit mit grünem Epidot („schwedischer Typ“)
In Schweden fand man an mehreren Lokalitäten Gesteine, die aus grobkörnigem rotem Alkalifeldspat und einer feinkörnigen Zwischenmasse aus grünem Epidot bestehen (ASKLUND 1923, ECKERMANN 1925). Meist ist etwas Chlorit enthalten; Quarz fehlt oder tritt in wechselnden Mengen auf.

Abb. 3: Helsinkit mit grünem Epidot („schwedischer Typ“); Geschiebe aus einer Kiesgrube bei Fürstenwalde/Spree, leg. 10.9.1911 W. Bennhold (Sammlung im Museum Fürstenwalde); Nach MELLIS 1931 besteht das Gestein aus Mikroklin, Albit und Epidot sowie Spuren von Chlorit und Quarz.

Helsinkit-Geschiebe lassen sich keiner näheren Herkunft zuordnen. Es ist mit zahlreichen und weit verstreuten Vorkommen im gesamten nordischen Grundgebirge zu rechnen, insbesondere am Grund der Ostsee. Die regionale Differenzierung hält einem näheren Blick nicht stand, weil der „schwedische Typ“ anstehend auch aus Finnland sowie Norwegen (MELLIS 1931) und dem Bohuslän-Gebiet (ASKLUND 1947: 74) bekannt ist. Auf die Leitgeschiebe-Problematik weist schon MELLIS 1925 hin, trotz weitgehender Übereinstimmungen von Geschiebefunden mit finnschen Anstehendproben. Allenfalls lässt sich sagen, dass der „finnische Typ“ bevorzugt in ostschwedisch-baltischen Geschiebegemeinschaften zu beobachten ist.

Abb. 4: Helsinkit mit rot- und violettbraunen Sekundärmineralen, Aufnahme unter Wasser; Kiesgrube Buchholz bei Prenzlau.
Abb. 5: Nahaufnahme; deutlich ungleichkörniges Gefüge der Feldspäte im Vergleich zum Gestein in Abb. 1.
Abb. 6: Helsinkit mit hellgrüner (Epidot!) bis rotbrauner Grundmasse; Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 7: Quarzführender Helsinkit; Geschiebefund aus Schweden, Geröllstrand bei Eksilslund, NW-Öland.

Das nächste Bild (Abb. 8) zeigt einen quarzreichen Magmatit, der nur auf den ersten Blick einem Helsinkit ähnelt. Die rotbraunen Bereiche sind keine feinkörnige Grundmasse, sondern ein rotbraunes und hämatithaltiges Pigment, das zwischen den Zwickeln der Quarze vermutlich aus infiltrierten Lösungen ausgeschieden wurde (s. a. skan-kristallin.de).

Abb. 8: Helsinkitartiger Magmatit; Kiesgrube Thunpadel (Wendland/Niedersachsen), Aufnahme unter Wasser.

Das nächste Beispiel ist ein Magmatit mit Blauquarz, weißen Feldspäten und roten Hämatit-Pigmenten. Die Feldspäte sind durch tektonische Einwirkung zerbrochen, teilweise weisen sie staffelartige, mit Quarz oder dunklen Mineralen verfüllte Risse auf. Kein Helsinkit, möglicherweise aber ein metasomatisch überprägtes Gestein.

Abb. 9: Metasomatisch überprägter Magmatit, Kiesgrube Hoppegarten (Brandenburg).
Abb. 10: Nahaufnahme.
Abb. 11: „Schwedischer Helsinkit“; neben rotem Feldspat und grünem Epidot sind wenige schwarzgrüne Sekundärminerale (vermutlich Chlorit) sowie Quarz erkennbar. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 12: Metasomatisch veränderter quarzführender Magmatit. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Breite des Steins 9,5 cm.
Abb. 13: Epidotisiertes Band in einem Monzogranit. Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam.

In einem begrenzten Bereich wurden die gelblichen Plagioklase des Plutonits kräftig epidotisiert und auch die dunklen Minerale weitgehend umgewandelt, während der rote Alkalifeldspat unverändert erscheint. Der Geschiebefund (Abb. 13) illustriert eine selektive metasomatische Verdrängung von Mineralen durch hydrothermale Fluide.

Abb. 14: Epidotisierter Plutonit (Quarzsyenit), Geschiebefund von Älekinta auf Öland. Breite des Steins 18 cm.
Abb. 15: Nahaufnahme, Bildbreite etwa 13 cm.

Das Gestein besteht im Wesentlichen aus rotem Alkalifeldspat, teilweise imprägniert durch ein rotbraunes Pigment. Auch geringe Anteile eines zweiten Feldspats (weiß) sowie etwas Quarz sind erkennbar. Die feinkörnige Grundmasse enthält wechselnde Mengen von hellgrünem Epidot, chloritisierte dunkle Minerale sowie gelblichen Titanit.

Abb. 16: Helsinkitartiger Metasomatit mit feinkörniger Grundmasse und roten Alkalifeldspat-Einsprenglingen (teilweise als Karlsbader Zwillinge). Kiesgrube Oderberg-Bralitz (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Gleicher Stein, um 90 Grad gedreht.

Literatur

ASKLUND B 1923 Petrological studies in the neighbourhood of Stavsjö – SGU Arsbok. 17, 1923, S.40.

ASKLUND B 1947 Svenska Stenindustriomraden I-II Gatsten och Kantsten – Arsbok 40 (1946) No. 3, Sveriges Geologiska Undersökning Ser. C, No. 479; 187 S., 9 Abb., 8 Tafeln. Stockholm 1947

ECKERMANN H V 1925 A find of boulders of Helsinkite in the Parish of Alfta – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 47 (4): 504-511, Taf. 18-20, 2 Tab., Stockholm.

HESEMANN J 1929 Beiträge zur Kenntnis kristalliner Geschiebe – Zeitschrift für Geschiebeforschung 5 (3): 137-143, Berlin.

HESEMANN J 1930 Über einige neuere petrographische Arbeiten aus Schweden und Finnland (Helsinkite, Rapakiwi) – Zeitschrift für Geschiebeforschung 6 (4): 176-180, Berlin.

LAITAKARI A 1918 Einige Albitepidotgesteine von Südfinnland. Bulletin de la Commission géologique de Finlande, Vol. 51.

MELLIS O 1928 Über das Vorkommen von Helsinkitgeschieben in Lettland – Zeitschrift für Geschiebeforschung 4 (4): 145-150, 3 Abb., Berlin.

MELLIS O 1931 Beitrag zur Kenntnis deutscher Helsinkitgeschiebe – Zeitschrift für Geschiebeforschung 7 (4): 160-173, 4 Abb., Berlin.

MELLIS O 1931 Einige Ergänzungen zu J. HESEMANNs Aufsatz: „Über einige neuere petrographische Arbeiten aus Schweden und Finnland (Helsinkite, Rapakiwi)”. – Zeitschrift für Geschiebeforschung 7 (1): 34-37, Berlin.

MELLIS O 1932: Zur Genesis des Helsinkits. Vorläufige Mitteilung – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 54: 419-435, 8 Abb., Stockholm.

MEYER K-D 1987 Ein Helsinkit-Geschiebe von Volksdorf – Geschiebekunde aktuell 3 (3): 69-72, 1 Taf., Hamburg.

BURGATH KP & MEYER K-D 1989 Zwei Syenit-Geschiebe von Volksdorf bei Lüneburg – Archiv für Geschiebekunde 1 (1): 5-8, 1 Taf., Hamburg.

PREEDEN U, MERTANEN S, ELMINEN T, PLADO J 2009 Secondary magnetizations in shear and fault zones in southern Finland. Tectonophysics 479, 3-4, S. 203-213.

SIMONEN A 1948: On the petrochemistry of the infracrustal rocks in the Svecofennidic territory of southwestern Finland. Govt. Press Vol. 141

SIMONEN A 1971 Das finnische Grundgebirge – Geologische Rundschau, 1971, Bd. 60, S. 1406-1420.

TRÖGER E 1969 Spezielle Petrographie der Eruptivgesteine; Nr. 199, S. 92. Unveränderter Nachdruck 1969, Verlag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke kristallijne gidsgesteenten, E. J. Brill 1988

www.skan-kristallin.de

www.kristallin.de

Loftahammar-Augengneis

Das Loftahammar-Granitmassiv nimmt ein größeres Gebiet im äußersten Nordosten Smålands ein. Die Gesteine stiegen während der svekofennischen Orogenese vor etwa 1,85 Ga als plutonische Körper auf und wurden an einer breiten Scherzone teilweise mylonitisiert. Sie sind etwas älter als die weitgehend undeformierten Granite des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), die sich südlich und westlich vom Loftahammar-Gebiet anschließen (s. Abb. 5 im Exkursionsbericht Västervik-Gebiet).

Abb. 1: Loftahammar-Augengneis mit augenförmigen Porphyroklasten aus orangefarbenem Alkalifeldspat, Aufnahme unter Wasser. Anstehendprobe vom Bjursundsvägen, westlich von Loftahammar (57.90857, 16.65788), leg. T. Langmann.
Abb. 2: Nahaufnahme des Gefüges.

Der Loftahammar-Augengneis besitzt eine granitische Zusammensetzung und besteht aus großen und augenförmigen Feldspat-Aggregaten, die von einer feinkörnigen Grundmasse aus granuliertem und hellgrauem Quarz, Feldspat sowie Glimmer wellenförmig „umflossen“ werden. Einzelne grünlich-braune Körner eines zweiten Feldspats (Plagioklas) sind in den Zwischenräumen erkennbar.

Das mylonitische Gefüge ist auf eine duktile Deformation des Gesteins in einer Scherzone zurückzuführen. Dabei wurden die Mineralbestandteile des granitischen Gesteins einerseits zerdrückt – erkennbar an den fein granulierten Mineralkörnern und der Foliation der dunklen Glimmerminerale in der Matrix. Andererseits wuchsen während der Mylonitisierung durch Umkristallisation im festen Zustand größere Feldspäte (sog. Porphyroklasten) heran, die durch anhaltende Einwirkung von gerichtetem Druck augen- bis linsenförmige Konturen annahmen. Mylonite sind durch eben solche beträchtlichen Korngrößenunterschiede zwischen Grundmasse und Feldspat-Porphyroklasten gekennzeichnet.

Abb. 3: Loftahammar-Gneisgranit, anstehend am Bergholmsfjärden, westlich von Loftahammar. Bildbreite 60 cm. Foto: T. Langmann.

Durch stärkere tektonische Beanspruchung geht die Augengneis-Textur (unterer Bildteil) in eine flaserige Textur über (Flasergneis, Bildmitte). Hier wurden die Feldspataugen stärker deformiert und in die Länge gezogen (vgl. auch Abb. 11). Einige Pegmatitadern durchziehen das Gestein und wurden ebenfalls deformiert.

Abb. 4: Gleicher Aufschluss, Bildbreite 26 cm.
Abb. 5: Roter Loftahammar-Augengneis, Aufnahme unter Wasser. Anstehendprobe vom Bjursundsvägen, ca. 5 km westlich von Loftahammar (57.92017, 16.61299), leg. T. Langmann.
Abb. 6: Augengneis aus dem Loftahammar-Gebiet mit abweichendem Erscheinungsbild. Straßenaufschluss an der R35, ca. 7 km nördlich von Gamleby (57.95644, 16.37419).

Die Loftahammar-Granitoide kommen im Västervik-Gebiet gehäuft als Nahgeschiebe vor, das Anstehende liegt nur wenige Kilometer weiter nördlich. Bemerkenswert sind Varianten von orangefarbenen Augengneisen mit einzelnen größeren Aggregaten von grauweißem Plagioklas, der von dunklen Mineralen durchsetzt ist. Einzelne augenförmige Alkalifeldspäte werden von einem hellen Plagioklas-Saum umgeben (Abb. 7, 8).

Abb. 7: Nahgeschiebe am Hafen von Västervik.
Abb. 8: Nahgeschiebe von einem fossilen Strandwall SE von Västervik (etwa 57.718765, 16.671451). Breite des Steins 15 cm.

Als Nahgeschiebe finden sich nicht selten auch orangefarbene und nur wenig deformierte Granite mit Blauquarz und Plagioklas-Säumen um die Alkalifeldspäte (Abb. 9, 10). Ob es sich um Gesteine aus dem Loftahammar-Massiv oder TIB-Granite handelt, ist bislang unklar.

Abb. 9: Granitgeschiebe am Campingplatz Gamleby.
Abb.10: Gleicher Stein, nasse Oberfläche.

Leitgeschiebe?

Einige Autoren sehen den „Loftahammar-Gneisgranit“ als Leitgeschiebe an (HESEMANN 1975, ZANDSTRA 1988, 1999, VINX 2016). Dabei ist zu bedenken, dass ähnlich ausgebildete Gneisgranite z. B. auch innerhalb der Mylonitzone in Westschweden oder in kleineren mylonitisierten Scherzonen des Grundgebirges zu erwarten sind (s. Abb. 17). Eine Häufung des Loftahammar-Typs lässt sich mitunter in Geschiebegemeinschaften mit viel Material aus NE-Smaland beobachten, z. B. weichelzeitlichen Ablagerungen in Brandenburg, in denen westschwedische Gesteine nur sehr vereinzelt auftreten. An weiter westlich gelegenen Fundlokalitäten, z. B. an der westlichen Ostsee, ist eher mit Anteilen westschwedischer Geschiebe zu rechnen.

Die Beschreibungen des Loftahammar-Gneisgranits variieren in der Geschiebeliteratur. Dies ist kaum verwunderlich, da sich innerhalb des Massivs verschiedene Ausprägungen von Granitoiden finden (siehe weitere Anstehendproben auf skan-kristallin.de). Welche Varianten letztendlich als Leitgeschiebe geeignet sind, lässt sich nur bedingt überprüfen. Zumindest die plagioklasführenden orangefarbenen Varianten in Abb. 7 und 8 sind auffällige und u. U. für das Loftahammar-Gebiet charakteristische Gesteine.

ZANDSTRA 1988 unterscheidet einen roten, feldspatreichen und einen dunklen, mafitreichen Typ. Die mafitreiche Variante kann rote Feldspat-Porphyroklasten bis 7 cm Länge enthalten, die durch anhaltende Mylonitisierung sehr lang gestreckt wurden (Abb. 11). Eine fein- bis mittelkörnige Zwischenmasse legt sich wellenförmig um die großen Feldspäte (fluidale Textur) und besteht im Wesentlichen aus granuliertem Quarz (hellgrau bis zuckerkörnig weiß) und dunklen Mineralen (überwiegend Biotit). Auch Varianten mit wenig dunklen Mineralen sind bekannt (Abb. 3).

Plagioklas bildet einzelne kleinere Körner von hellgrauer bis grünlich-brauner Farbe, kann aber auch vollständig fehlen. ZANDSTRA 1988 und HESEMANN 1975 weisen auf das Vorhandensein von dünnen, grauen, meist unvollständigen Plagioklashüllen um viele der Alkalifeldspat-Porphyroklasten hin. Auch die Porphyroklasten enthalten hellgraue Plagioklas-Stückchen. An Akzessorien treten gelegentlich violetter Flussspat sowie Magnetit auf.

Abb. 11: Loftahammar-Gneisgranit, Geschiebe von der Insel Poel mit lang gestreckten Feldspat-Porphyroklasten, Bildbreite 34 cm.
Abb. 12: Orangefarbener mylonitischer Augengneis mit wenig dunklen Mineralen. Großgeschiebe auf dem Findingsdepot Steinitz am Tagebau Welzow-Süd (Niederlausitz).
Abb. 13: Roter mylonitischer Augengneis mit hellgrauen Plagioklas-Aggregaten sowie einzelnen Plagioklas-Säumen um die Porphyroklasten. Kiesgrube Penkun, Vorpommern.
Abb. 14: Biotitreicher mylonitischer Augengneis, Kiesgrube Götschendorf (Brandenburg).
Abb. 15: Augenmylonit mit orangefarbenen Alkalifeldspäten, teilweise mit hellem Plagioklas-Saum. Nasse Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Schweinrich (Brandenburg), Slg. F. Wilcke (Wittstock).
Abb. 16: Nahaufnahme.

Ganz ähnliche Augenmylonite wie im Loftahammar-Gebiet – auch mit orangefarbenem Alkalifeldspat und weißem Plagioklas – kommen z. B. in Dalsland (Westschweden) vor. Das folgende Nahgeschiebe, ein Kroppefjäll-Augenmylonit, stammt aus der Kiesgrube Holma in Bohuslän (58.505050, 11.476230) und ist ebenfalls kein Leitgeschiebe (Beschreibung in HESEMANN 1975: 51; s. weitere Augenmylonite aus diesem Gebiet auf skan-kristallin.de).

Abb. 17: Kroppefjäll-Augenmylonit, polierte Schnittfläche, Nahgeschiebe aus der Kiesgrube Holma in Bohuslän (Slg. T. Bückner).
Abb. 18: Nahaufnahme.

Literatur

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

Heden-Porphyr

Kallberget- und Heden-Porphyr stammen aus dem südwestlichen Teil des Porphyrgebietes in Dalarna. Eine Reihe von Merkmalen qualifiziert den Heden-Porphyr als Leitgeschiebe, allerdings gehört er zu den eher seltenen Geschiebefunden.

Abb. 1: Heden-Porphyr, Geschiebe aus der Kiesgrube Waltersdorf bei Berlin.
Abb. 2: Nahaufnahme: mäßig viele gelbe und rotgraue Feldspat-Einsprenglinge, teils zoniert oder mit Spuren magmatischer Korrosion.

Die rotbraune bis rotviolette Grundmasse des Heden-Porphyrs ist feinkörnig, nicht dicht: mit der Lupe lassen sich einzelne Körner unterscheiden. Das Gestein enthält mäßig viele Feldspat-Einsprenglinge (30-35%), in der Hauptsache weiße bis gelbliche sowie graue bis rötlichgraue Alkalifeldspäte von 2-15 mm Größe. Quarz-Einsprenglinge fehlen.

Die meisten Alkalifeldspäte sind heller als die Grundmasse. Ihre Korngröße ist variabel, die größten von ihnen erreichen eine Länge von 10-15 mm. Neben weißen bis gelblichen Feldspäten finden sich auch solche mit einem andersfarbigen Kern, entweder grau oder rot und von gleicher Farbe wie die Grundmasse. Spuren einer magmatischen Korrosion sind häufig in Gestalt „angefressener“ oder skelettartiger Feldspäte zu beobachten. Neben mehr oder weniger rechteckigen Alkalifeldspäten finden sich auch solche mit charakteristischen Anschnitten, die durch ihre einspringenden Winkel auffallen und vereinzelt sogar rhombenförmige Umrisse aufweisen (Abb. 4, 9, 12). Diese Verzwilligung von Alkalifeldspat ist in den Dala-Porphyren ansonsten nicht üblich. Anhand der körnigen Grundmasse, der geringeren Einsprenglingsdichte und der Verzwilligung von Alkalifeldspat-Einsprenglingen ist das Gestein von den einsprenglingsreichen Dala-Porphyren unterscheidbar.

Plagioklas ist kaum von Alkalifeldspat unterscheidbar und in bedeutend geringerer Menge enthalten (3-10%). Er kommt in kleineren weißen oder graugrünen bis graugelben Körnern von 2-20 mm Länge vor. Dunkle Minerale finden sich nur untergeordnet, sowohl Biotit-Aggregate von 2-4 mm, als auch einige nadelförmige Hornblenden. Mit einem Handmagneten ist häufig etwas Magnetit nachweisbar.

Anstehendproben auf rapakivi.dk, zwerfsteenweb.nl, kristallin.de, skan-kristallin.de.

Abb. 3: Heden-Porphyr, polierte Schnittfläche; Geschiebe aus der Kiesgrube Steinfeld bei Neustrelitz (Brandenburg).
Abb. 4: Nahaufnahme. In der Vergrößerung ist die körnige Ausbildung der Grundmasse erkennbar. 1 – Alkalifeldspäte mit einspringenden Winkeln, teilweise rhombenförmig; 2 -magmatisch korrodierte rötliche Einsprenglinge; 3 – Plagioklas; 4 – Amphibol in nadeliger Ausbildung. Abbildung ohne Beschriftung.
Abb. 5: Heden-Porphyr, Strandgeröll von Hohenfelde (Schleswig-Holstein), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 6: Gleicher Stein, Nahaufnahme.
Abb. 7: Heden-Porphyr mit Alkalifeldspat-Einsprenglingen, die durch ihre rhombenförmige Ausbildung auf den ersten Blick an einen Rhombenporphyr erinnern. Kiesgrube Kröte/Waddeweitz, Wendland, Niedersachsen.
Abb. 8: Heden-Porphyr, Kiesgrube Niederlehme bei Berlin. Breite des Steins 16 cm.
Abb. 9: Heden-Porphyr, Kiesgrube Glöwen bei Havelberg.
Abb. 10: Heden-Porphyr, Kiesgrube Althüttendorf, Breite 14 cm.
Abb. 11: Heden-Porphyr, Kiesgrube Horstfelde bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 12: Nahaufnahme.

Literatur

HJELMQVIST S 1982 The Porphyries of Dalarna, Central Sweden, Uppsala 1982, SGU Serie C Nr. 782.

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

ZANDSTRA J G 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S., 272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys). [Beschreibung des Heden-Porphyrs in ZANDSTRA 1988 irreführend].

Rhombenporphyr

Der Rhombenporphyr ist das bekannteste Leitgeschiebe aus dem Oslogebiet und für jedermann anhand der charakteristischen rhombenförmigen Feldspat-Einsprenglinge leicht erkennbar. Die Farbe der feinkörnigen bis dichten Grundmasse sowie Anzahl und Größe der Einsprenglinge variieren in weiten Grenzen (Abb. 2).

Abb. 1: Rhombenporphyr, Aufnahme unter Wasser. Geschiebe von Hanstholm (Dänemark), leg. T. Brückner.
Abb. 2: Rhombenporphyr-Nahgeschiebe von Slagen Tangen (Norwegen); Foto: D. Pittermann. Bildbreite ca. 40 cm.
  1. Vorkommen
  2. Beschreibung
  3. Verbreitung der Rhombenporphyr-Geschiebe
  4. Funde aus Berlin und Brandenburg
  5. Literatur

1. Vorkommen

Das Heimatgebiet der Rhombenporphyr-Geschiebe liegt im Oslograben in Süd-Norwegen. Vor etwa 280 Millionen Jahren stiegen entlang einer langgestreckten tektonischen Dehnungszone (Grabenbruch) magmatische Schmelzen auf. Während einer Phase intensiver vulkanischer Aktivität entstanden zahlreiche und unterschiedlich ausgebildete Lavadecken von Rhombenporphyren. Die Vorkommen setzen sich in südwestlicher Richtung am Boden von Oslofjord und Skargerrak fort. Im Zuge des Magmatismus im Oslograben kam es zur Bildung weiterer intrusiver und effusiver Gesteine, von denen einige aufgrund ihrer besonderen Entstehungsgeschichte sowie einzigartiger petrographischer Merkmale als Leitgeschiebe geeignet sind, u. a. Larvikit, Tönsbergit, Ekerit, Oslo-Basalt, Foyait und Nordmarkit.

Mit dem Aufdringen der Rhombenporphyr-Magmen ist die Entstehung eines Gangsystems aus intrusiven Rhombenporphyren verbunden, das entlang der Küste von Bohuslän in West-Schweden verläuft (KUMMEROV 1954, JACOBI 1997). Dieses Gebiet kommt ebenfalls als Lieferant von Rhombenporphyr-Geschieben in Frage, allerdings ist die Ausdehnung dieser Gänge vergleichsweise gering.

QUENSEL 1918 beschreibt ein kleines Vorkommen von (tektonisch deformierten) Rhombenporphyren aus dem Kebnekaise-Gebiet in Lappland. Ob aus diesem sehr weit nördlich gelegenen Gebiet Rhombenporphyr-Geschiebe nach Norddeutschland gelangten (und von den Rhombenporphyren des Oslo-Gebiets unterscheidbar sind), ist zweifelhaft.

Abb. 3: Rhombenporphyr, polierte Schnittfläche. Geschiebe von Hohenfelde, östlich von Schönberg, Schleswig-Holstein.
Abb. 4: Nahaufnahme. Neben rhombenförmigen Anschnitten von Feldspat-Einsprenglingen sind zwei mit Sekundärmineralen (u. a. Calcit und Epidot) verfüllte Blasenhohlräume erkennbar.

2. Beschreibung

Entscheidendes Erkennungsmerkmal der Rhombenporphyre sind die länglichen und manchmal spitz zulaufenden rauten- oder bootsförmigen Anschnitte von Feldspat-Einsprenglingen. Es handelt sich um Mischkristalle von Na-K-Ca-Feldspat, sog. ternären Feldspat, z. B. Anorthoklas (Albit+Orthoklas). Ihre Bildung ist an sehr heiße Magmen gebunden, in denen eine Entmischung der Feldspatkomponenten (Plagioklas und Alkalifeldspat) nicht oder nur unvollständig erfolgt. Diese speziellen Feldspäte sind ein charakteristischer Bestandteil der Vulkanite (und einiger Plutonite) des Oslograbens und von anderen Lokalitäten weitgehend unbekannt (s. u.). Petrographisch handelt es sich beim Rhombenporphyr um Latite, also SiO2-arme Vulkanite mit jeweils 35-65% Alkalifeldspat und Plagioklas. Latite sind das vulkanische Äquivalent der Monzonite.

Die Feldspat-Einsprenglinge weisen gelbliche, bräunliche oder graue Farben auf. Seltener sind blassgrüne, rote oder leuchtend orangefarbene Tönungen. Ihre Länge beträgt zwischen 5-30 mm. Die Feldspäte sind heller (selten dunkler) als die Grundmasse, können aber dunklere Kerne oder andersfarbige dünne Säume besitzen. Die Einsprenglingsdichte ist variabel. Nach OFTEDAHL 1967 lassen sich ein einsprenglingsreicher („klassischer“) Typ mit Feldspäten bis 2,5 cm Länge und ein einsprenglingsarmer Typ mit wenigen und kleinen Einsprenglingen bis 1,8 cm unterscheiden.

Als Folge von Entmischungsvorgängen ist manchmal eine unregelmäßig netz- oder tropfenförmige und wellige „Zeichnung“ in den Feldspäten erkennbar (Abb. 12, 27), die sich von der perthitischen Entmischung der Alkalifeldspäte und der polysynthetischen Verzwilligung der Plagioklase unterscheidet. Die Feldspäte neigen zur Bildung von Zwillingen, Mischkristalle aus mehreren Feldspat-Rhomben sind häufig. Durch Adhäsionskräfte in der Schmelze können die Feldspäte zu Kristallhaufen vereinigt sein (glomerophyrisches Gefüge, Abb. 28).

Neben rhombenförmigen können auch nahezu rechteckige Feldspat-Einsprenglinge auftreten. Eine seltene Variante ist der Rektangelporphyr mit ausschließlich rechteckigen Feldspat-Einsprenglingen und einer sehr feinkörnigen Grundmasse. Dieser Typ wird gelegentlich mit Diabasen verwechselt. Basaltische Gesteine mit rechteckigen Plagioklas-Einsprenglingen (=Diabase) besitzen häufig eine körnige Grundmasse sowie ein ophitisches Gefüge (kleine Plagioklasleisten in der Grundmasse). Die größeren Plagioklase zeigen in der Regel die typische polysynthetische Verzwilligung.

Abb. 5: Rotbrauner Rhombenporphyr; Kiesgrube Kreuzfeld, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 6: Grünlicher Rhombenporphyr, Geschiebe von Presen/Fehmarn.
Abb. 7: Feldspat-Zwillinge in einem Rhombenporphyr aus der Kiesgrube Kröte (Wendland, Niedersachsen).
Abb. 8: Anorthoklas-„Drilling“; FO: Westermarkelsdorf/Fehmarn.
Abb. 9: Schnittfläche eines grauen Rhombenporphyrs mit dunklen Feldspäten, Aufnahme unter Wasser (FO: Steinbeck/Klütz).
Abb. 10: Rhombenporphyr; dunkle Feldspäte mit hellem Saum (Langtangen-Typ); Vigsö-Bucht (Dänemark), Slg. E. Figaj.
Abb. 11: Brauner Rhombenporphyr (oder Nordmarkit-Porphyr?) mit körniger Grundmasse und relativ viel dunklen Mineralen. Strandgeröll von Johannistal, Slg. E. Figaj, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 12: Nahaufnahme.

Die Grundmasse der Rhombenporphyre ist feinkörnig bis dicht. Häufig sind bräunliche Farbtöne, auch mit grünlichem oder orangefarbenem Stich. Rote bis violette und sehr feinkörnige bis dichte Grundmassen finden sich vor allem in pyroklastischen Gesteinen (Abb. 13, 33). Seltener sind grüne, dunkelgraue oder sehr helle Farben (Abb. 42). Durch Verwitterung können die Gesteine oberflächlich stark ausbleichen.

Rhombenporphyre mit erkennbaren Einzelkörnern (über 1 mm) in der Grundmasse entstanden durch eine entsprechend langsame Abkühlung des Magmas und dürften subvulkanische Bildungen oder Gangporphyre sein. Solche intrusiven Typen sind sowohl aus dem Oslogebiet als auch von der westschwedischen Küste (Bohuslän) bekannt und der Herkunft nach nicht unterscheidbar. Für glaziostratigraphische Untersuchungen ist dies auch zweitrangig, da beide Vorkommen im Einzugsgebiet des norwegisch-westschwedischen Gletscherstroms liegen.

Dunkle Minerale sind nur in geringer Menge enthalten und von Hand kaum bestimmbar (Biotit, Augit und Erz nach ZANDSTRA 1988). Etwa ein Fünftel der Rhombenporphyr-Geschiebe reagiert auf einen Handmagneten, etwa jeder zehnte Geschiebefund ist deutlich bis stark magnetisch (statistische Erhebung an RP-Geschieben aus Brandenburg). Häufig sind gefüllte Blasenhohlräume (Mandeln) zu beobachten. Bei einem hohen Anteil an Mandeln kann man von einem Rhombenporphyr-Mandelstein sprechen. Als sekundäre Bildung treten Calcit oder Epidot auf, aber auch Mandelfüllungen mit glasklarem Quarz (Abb. 42).

Neben Porphyren mit weitgehend homogener Grundmasse finden sich blasenreiche Laven (weitgehend ohne Hohlraumfüllungen, meist einsprenglingsarmer Typ, Abb. 30) und aus Pyroklasten zusammengesetzte Vulkanite (Lapillisteine, Lapillituffe oder „Agglomeratlaven“, s. Abb. 13,14, 31-33). In älterer Literatur wurden letztere gelegentlich als „Rhombenporphyr-Konglomerat“ bezeichnet. Der Name sollte jedoch klastischen Sedimentgesteinen mit umgelagerten Vulkanitfragementen vorbehalten sein. Das Rhombenporphyr-Konglomerat (Krogskogen-Konglomerat), ein seltener Geschiebefund, besitzt eine sandige Matrix und enthält neben Klasten von Rhomben- und Quarz-Porphyren klastische Quarze, Sandstein und basaltische Klasten (s. skan-kristallin.de).

Abb. 13: Blasige Rhombenporphyr-Lava, Aufnahme unter Wasser; Steinbeck/Klütz.
Abb. 14: Nahaufnahme, Verzwilligung mehrerer rhombischer Feldspat-Einsprenglinge.
Abb. 15: Rhombenporphyr-Mandelstein (Hökholz bei Eckernförde).
Abb. 16: Rhombenporphyr-Mandelstein von der Vigsö-Bucht (Dänemark), Slg. E. Figaj.
Abb. 17: Rhombenporphyr, im unteren Teil eine Tufflage mit Feldspat-Bruchstücken. Polierte Schnittfläche eines Geschiebes von Westermarkelsdorf/Fehmarn (T. Brückner leg.).
Abb. 18: Spezielle Rhombenporphyr-Variante mit länglichen Feldspat-Einsprenglingen (Pipenhus-Typ); Geschiebe von Hökholz.
Abb. 19: Rhombenporphyr, Pipenhus-Typ, Breite 14 cm. Vigsö-Bucht (Dänemark), Slg. E. Figaj.

Zusammenfassung der unterschiedlichen Ausprägungen bzw. Geschiebetypen von Rhombenporphyren (Abbildungen in JENSCH 2013a und 2013b; allgemeine Beschreibung in HESEMANN 1975, SMED & EHLERS 2002, SCHULZ 2003):

  • gewöhnlicher Rhombenporphyr: einsprenglingsarmer und einsprenglingsreicher Typ
  • Rhombenporphyr-Mandelstein (Abb. 13-16)
  • blasige Laven, Pyroklastika (Lapillisteine, Lapillituffe oder „Agglomeratlaven“, Abb. 13-14, 31-33)
  • Intrusiver Rhombenporphyr (körnige Grundmasse, Abb. 39-41)
  • Rektangelporphyr (Abb. 35, s. a. kristallin.de)
  • Rhombenporphyr-Konglomerat (skan-kristallin.de).

Rhombenförmige Feldspat-Einsprenglinge finden sich in weiteren Gesteinstypen des Oslograbens, z. B. im Nordmarkit-Porphyr (s. skan-kristallin.de) oder in Plutoniten (Larvikit, Tönsbergit). Darüber hinaus treten sie auch in Gesteinen aus anderen Regionen auf, die aber kaum mit den Oslo-Gesteinen verwechselbar sind (Vaggeryd-Syenit, Sorsele-Granit, Heden-Porphyr). Einzelne rhombenförmige Plagioklase können in Diabasen enthalten sein.

Anhand der stratigraphischen Verhältnisse im Anstehenden unterscheidet OFTEDAHL 1952, 1967 etwa 30 einzelne Rhombenporphyr-Lagen (s. Proben auf vendsysselstenklub.dk). Seine Einteilung dürfte auf Geschiebefunde jedoch nur eingeschränkt anwendbar und eine entsprechende Zuordnung zu bestimmten RP-Lagen mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. Zum einen ist von einer hohen Variationsbreite innerhalb der einzelnen RP-Lagen auszugehen. Auffällige Rhombenporphyr-Varianten müssen nicht an eine bestimmte vulkanostratigraphische Position gebunden sein, da in unterschiedlichen Phasen des Vulkanismus Porphyre mit ganz ähnlichen Merkmalen entstanden sein könnten, vor allem oberhalb der Lage RP15 (JENSCH 2013a: 60). Auch der Vergleich mit Anstehendproben führt zu Irrtümern (MEYER AP 1969). Rhombenporphyr-Lagen können durch frühere Vereisungen bereits vollständig abgetragen sein. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Fortsetzung des Vorkommens der Oslo-Gesteine in südlicher Richtung unter Wasser weitere Varianten von Rhombenporphyren geliefert haben könnte.

3. Verbreitung der Rhombenporphyr-Geschiebe

Rhombenporphyre wurden zu verschiedenen Zeiten durch Eisströme vom Oslo-Gebiet in Richtung SSW bis SW über Dänemark und NW-Deutschland nach Süden transportiert (Abb. 21). In westlicher Richtung finden sich Rhombenporphyr-Geschiebe in Schottland und England (EHLERS 1988, K-D MEYER 1993, 2010), in südwestlicher Richtung in den Niederlanden (HUISMAN 1971). Auch aus Schweden liegt eine Fundmeldung vor (HILLEFORS 1968). Eine Kuriosität sind zwei (identische) Funde von Rhombenporphyr-Geschieben (sowie ein Drammen-Rapakiwi) von der Insel Leka, weit nördlich vom Oslograben (Mitteilung A. Bräu, Abb. 20). Der Transportmechanismus (Eisschollendrift, anthropogene Verschleppung) konnte bislang nicht geklärt werden.

Abb. 20: Rhombenporphyr, Geschiebefund von der Insel Leka (mittleres Norwegen), etwa 500 km nördlich von Oslo. Probe und Foto: A. Bräu.

In Deutschland sind Rhombenporphyr-Geschiebe von N- und NW- Deutschland bis nach Sachsen weit verbreitet. Mehrere Fundberichte liegen auch aus Polen und Tschechien vor (vgl. Literaturhinweise in SCHNEIDER & TORBOHM 2020). Außerhalb des allgemeinen Verbreitungsgebietes, östlich der Linie Mecklenburg-Brandenburg-Sachsen, treten sie als Einzelfund auf. Die östliche Verbreitungsgrenze wird in SCHULZ 1973, 2003 und 2012 ausführlich diskutiert (s. a. Abb. 21).

Abb. 21: Verbreitungsgebiet der Rhombenporphyr-Geschiebe. 1 – Gesteine des Oslograbens, Fortsetzung des Vorkommens unter Wasser; 2 – Geschiebefächer Rhombenporphyr (Hauptverbreitungsgebiet); 3 – östliche Verbreitungsgrenze; 4 – Maximalausdehnung der nordischen Inlandvereisungen. Karte nach SCHULZ 1973.

4. Funde aus Berlin und Brandenburg

Aus Berlin und Brandenburg konnten in jahrelanger Sammeltätigkeit bislang 82 Rhombenporphyr-Geschiebe zusammengetragen werden (Stand: 01/2021; Dokumentation in SCHNEIDER & TORBOHM 2020). Die Funde belegen einen weit nach Osten reichenden Transport dieser Gesteine in ein Gebiet, das überwiegend durch baltische und ostschwedische Geschiebegemeinschaften geprägt ist. Abb. 22 zeigt alle Fundpunkte. Hervorgehoben sind Kiesgruben mit der höchsten Fundanzahl. Eine hohe Fundanzahl spricht nicht unbedingt für ein gehäuftes Auftreten, sie könnte auch auf eine entsprechend aktive Sammeltätigkeit zurückzuführen sein.

Abb. 22: Fundpunkte von Rhombenporphyr-Geschieben in Brandenburg; Grafik verändert nach Benutzer Grabenstedt 2007, Quelle: wikipedia.de, Lizenz: CC BY-SA 3.0. Daten aus STACKEBRANDT & MANHENKE 2002.

1 – Damsdorf-Bochow bei Lehnin (9 Funde)
2 – Teschendorf bei Oranienburg (8 Funde)
3 – Hohensaaten (9 Funde)
4 – Niederlehme (9 Funde)
5 – Fresdorfer Heide (7 Funde)
6 – Ziezow (5 Funde)
7 – Gebiet um Fürstenwalde (Slg. Bennhold; 53 Funde).

Die brandenburgischen Rhombenporphyr-Geschiebe stammen überwiegend von Lokalitäten mit oberflächennah aufgeschlossenen Ablagerungen der Weichsel-Vereisung. Viele Kiesgruben liegen – nicht zuletzt aus bergbaulichen Erwägungen – am Rande von Hochflächen oder Urstromtälern. Lediglich 11 der insgesamt 82 Funde (14%) lassen sich unmittelbar mit saalekaltzeitlichen (oder älteren) Ablagerungen in Zusammenhang bringen. Diese im südlichen Brandenburg gelegenen Altmoränenhochflächen bieten allerdings auch nur wenige Aufschlüsse. Der Erhaltungszustand der Geschiebe ist im Allgemeinen schlecht: die Grundmassen sind ausgebleicht, die Gesteine stark verwittert, manchmal regelrecht durchgewittert.

Die in SCHNEIDER & TORBOHM 2020 dokumentierten Funde sind ausschließlich Einzelfunde von den Überkornhalden in Kiesgruben. Diese aus sandigen bis kiesigen Horizonten abgetrennte, grobe Gesteinsfraktion kann umgelagertes Material aus älteren Glazial-Ablagerungen enthalten. Statistische Daten zur glaziostratigraphischen Verbreitung von Rhombenporphyr-Geschieben in weichsel- und saalezeitlichen Ablagerungen in brandenburgischen Glazialablagerungen ließen sich durch Zählungen aus Tillablagerungen erheben. Jedoch dürften Rhombenporphyre hier auch bei ausdauernder Suche nur sehr selten anzutreffen sein.

Bemerkenswert ist die hohe Fundanzahl in unmittelbarer Nähe der nordöstlichen Verbreitungsgrenze der Rhombenporphyr-Geschiebe am Nordrand des Oderbruchs (s. SCHULZ 1973). Aus der Grube Hohensaaten (Lokalität 3 in Abb. 22) stammen 9, aus mittlerweile stillgelegten Gruben der unmittelbaren Umgebung zwei weitere Funde.

Der Geschiebesammler W. Bennhold trug im Laufe mehrerer Jahrzehnte mindestens 53 Rhombenporphyr-Geschiebe zusammen. Sie stammen überwiegend aus dem kompliziert gebauten Stauchmoränenkomplex der Rauener Berge im Bereich des Frankfurter Stadiums der Weichsel-Vereisung. Nach ZWENGER 1991 ist der genaue Herkunftshorizont zwar nicht präzisierbar, jedoch dürften die RP-Geschiebe überwiegend saalezeitlichen Bildungen entstammen, weil die weichselkaltzeitlichen Ablagerungen hier nur geringmächtig ausgebildet sind. Bennholds Funde werden in der Geschiebesammlung im Museum Fürstenwalde aufbewahrt.

Als Ursache für Fundhäufungen von Rhombenporphyren außerhalb ihres Hauptverbreitungsgebietes nennt SCHULZ 1973 einen wechselnden Einfluss des norwegischen Gletscherstroms. Rhombenporphyre wurden während des Drenthe-Stadiums der Saale-Vereisung und während des Brandenburgischen Stadiums der Weichsel-Vereisung weit nach Osten transportiert. Auch EIßMANN 1967 (in EHLERS 2011: 47) nimmt an, dass ein norwegisch-westschwedischer Eisstrom, dessen östlichste Ausdehnung etwa bis in den Raum Bornholm reichte, zu verschiedenen Zeiten durch einen nordschwedisch-finnischen Eisstrom abgelenkt wurde. Rhombenporphyr-Geschiebe von relativ weit östlich gelegenen Fundlokalitäten dürften daher nicht etwa aus aufgearbeiteten Ablagerungen der Elster-Vereisung stammen, zumal ihre Verbreitungsgrenze zumindest in Sachsen weit westlich der Maximalausdehnung elsterzeitlicher Sedimente liegt (etwa im Raum Grimma, SCHULZ 1973).

Geschiebefunde anderer Gesteine des Oslo-Grabens scheinen trotz intensiver Suche in Brandenburg nur sehr spärlich vorzukommen. MEYER AP 1964 berichtet von Fundhäufungen in der Kiesgrube am Stener Berg (Berlin). Aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam stammt ein Larvikit-Geschiebe. Ein weiterer Fund durch W. Bennhold aus den Rauener Bergen wird im Museum Fürstenwalde aufbewahrt. Herr D. Schmälzle (†) (Berlin) berichtet von einem Larvikit-Geschiebe aus dem nördlichen Brandenburg (mündl. Mitteilung). Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang vereinzelte Funde südwestschwedischer Leitgeschiebe wie Schonengranulit und „Flammenpegmatit“ (Slg. Torbohm: 7 Funde), die bisher offenbar nur wenig Beachtung fanden und ebenfalls durch einen norwegisch-westschwedischen Eisstrom nach Brandenburg gelangt sein dürften.

Abb. 23: Bisher größter Rhombenporphyr-Fund aus Brandenburg (20 x 15 x 10 cm); gut erhaltenes Exemplar mit dunkelgrauer Grundmasse und silbrig glänzenden, transparenten Feldspäten; Kiesgrube Niederlehme bei Berlin; Slg. M. Torbohm.
Abb. 24: Brauner Rhombenporphyr, Aufnahme unter Wasser (Kiesgrube Niederlehme).
Abb. 25: Rhombenporphyr mit eingeregelten Feldspäten (fluidaler Typ, „RP1“); Kiesgrube Niederlehme.
Abb. 26: Rhombenporphyr mit hellen und orangefarbenen Feldspäten, Aufnahme unter Wasser (Kiesgrube Niederlehme).
Abb. 27: Rhombenförmiger Feldspat-Einsprengling mit subparallelen, welligen Entmischungslamellen und randlicher Zonierung. Geschiebe aus der Kiesgrube Damsdorf-Bochow bei Lehnin, Slg. D. Lüttich.
Abb. 28: Glomerophyrisches Gefüge; zu kleinen Kristallhaufen aggregierte Feldspat-Einsprenglinge. Rhombenporphyr aus der Kiesgrube Hoppegarten, leg. St. Schneider.
Abb. 29: Eigens gedrucktes „Festkärtchen“ zum 50. Rhombenporphyr-Fund aus der Umgebung von Fürstenwalde (Sammlung Bennhold, Museum Fürstenwalde).
Abb. 30: Blasige Rhombenporphyr-Lava, einsprenglingsarmer Typ. Kiesgrube Teschendorf, leg. St. Schneider.
Abb. 31: Lapillistein mit Rhombenporphyr- und Mandelstein-Fragmenten, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Teschendorf, leg. St. Schneider.
Abb. 32: Rhombenporphyr-Lapillistein, polierte Schnittfläche. Kiesgrube Falkenthal, Löwenberger Land.
Abb. 33: Rhombenporphyr aus roten und braunen, fest miteinander verbundenen Pyroklasten (pyroklastische Brekzie). Die Bezeichnung „Agglomeratlava“ ist nach aktueller Nomenklatur Pyroklastiten vorbehalten, die zu mind. 75% aus Bomben (Vulkanoklasten über 63 mm) bestehen. Fundort: Hohensaaten an der Oder, Slg. St. Schneider.
Abb. 34: Rhombenporphyr-Geschiebe aus SE-Brandenburg (Papproth, Tagebau Welzow-Süd, Niederlausitz).
Abb. 35: Rhombenporphyr mit rechteckigen Feldspat-Einsprenglingen (Rektangel-Porphyr); Lesesteinhaufen bei Schlunkendorf, Slg. D. Lüttich.
Abb. 36: Fund aus dem Berliner Stadtgebiet; Kiesgrube Spandau, leg. A.P. Meyer, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 37: Rotgrauer Rhombenporphyr, Kiesgrube Hartmannsdorf bei Berlin.
Abb. 38: Graubrauner, deutlich magnetischer Rhombenporphyr mit dunkelgrauen Feldspäten, die von gelben Säumen umgeben sind (Langtangen-Typ, RP14a); Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 39: Rhombenporphyr mit körniger Grundmasse. Kiesgrube Oderberg-Bralitz; Slg. St. Schneider.
Abb. 40: Intrusiver Typ mit körniger Grundmasse. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg.
Abb. 41: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 42: Heller Rhombenporphyr. Das Gestein enthält runde und transparente Quarzaggregate, vermutlich eine sekundäre Füllung von Blasenhohlräumen. Kiesgrube Borgsdorf/Velten bei Oranienburg, leg. St. Schneider.

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Basaltische Brekzien

Als Geschiebe finden sich Brekzien aus grauen, violettgrauen, roten, rotbraunen oder grünen Klasten basaltischer Gesteine, die durch einen Calcit-Zement miteinander verbunden sind. Ein Teil der Gesteine könnte aus dem gleichen, zwischen Stockholm und Gotland vermuteten Unterwasser-Vorkommen stammen wie der „Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“.

Abb. 1: Rezentes Beispiel: Basaltische Vulkanoklasten, verbunden durch einen Calcit-Zement; die Zwischenräume der Klasten sind nur unvollständig ausgefüllt. Bildbreite 42 cm; Playa de Guariñen, Taguluche, La Gomera, Kanarische Inseln.
Abb. 2: Fragmente basaltischer Gesteine mit und ohne Mandeln, verkittet durch einen Calcit-Zement. Bildbreite 50 cm, Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).

Die Verkittung der basaltischen Gesteinsfragmente ist auf Ausscheidung von Calcit oder anderen Sekundärmineralen aus zirkulierenden hydrothermalen Lösungen zurückzuführen. Ihre Brekziierung kann auf unterschiedliche Weise erfolgt sein: Fragmentierung durch Auswurf als Pyroklasten während vulkanischer Aktivität; Zerbrechen massiger Vulkanite durch Abkühlung oder (vulkano)tektonische Vorgänge; Fragmentierung beim Kontakt basaltischer Lava mit Meerwasser.

Manche Brekzien enthalten nur einen Typ basaltischer Gesteine und ihre Fragmente passen wie in einem Puzzlespiel zueinander (Abb. 4). Pyroklastische Ablagerungen können aus unterschiedlichen Klastentypen des gleichen Gesteinstyps bestehen (verschiedenfarbige basaltische Gesteine und Mandelsteine, Abb. 2); submarine Laven und Vulkanoklasten zeichnen sich durch eine intensive Alteration und Grünfärbung aus (Abb. 6-8). In der Regel sind genaue Aussagen zur Entstehung solcher Geschiebe-Brekzien schwierig, weil ihre Position im anstehenden Gesteinsverband nicht bekannt ist.

Abb. 3: Vulkanoklastische Brekzie mit basaltischen Gesteinen, verkittet durch einen rot pigmentierten Zement aus Calcit. Kiesgrube Miodowice (Westpolen), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 4: Graues basaltisches Gestein, vermutlich in situ zerbrochen (die Klasten passen teilweise zueinander). Die Risse wurden mit einem Zement aus Calcit und hellgrünem Epidot verfüllt. Kiesgrube Horstfelde, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 5: Nahaufnahme; weißer Calcit ist bereits an seinen parallelen Zwillingslamellen erkennbar.
Abb. 6: Brekzie aus grünen Mandelsteinen (Spilit?). Polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Damsdorf/Bochow bei Lehnin (Brandenburg), leg. D. Lüttich.
Abb. 7: Nahaufnahme; größere Klasten von grünen Mandelsteinen liegen in einer calcit-zementierten Matrix aus kleinen Gesteinsfragmenten
Abb. 8: Spilitische Mandelstein-Brekzie aus einem variszischen Vorkommen. Die graugrünen und sehr hellen Klasten, hauptsächlich Mandelsteine, besitzen eine unregelmässige, teils bizarre Gestalt. Loser Stein von einer Halde am Büchenberg bei Elbingerode (Harz), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 9: Rotbraune basaltische Brekzie mit feinkörnigem Zement und weißen Calcit-Mandeln. Polierte Schnittfläche; Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam, leg. G. Engelhardt.
Abb. 10: Brekzie aus grünen und rotbraunen basaltischen Mandelsteinen, verkittet durch einen Zement aus hellem Calcit und grünen Sekundärmineralen. Geschiebe von Hökholz, Slg. E. Figaj, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 11: Nahaufnahme. Die Ränder der Klasten werden von roten Hämatit-Ausscheidungen begleitet.
Abb. 12: Rückseite des gleichen Gesteins.
Abb. 13: Basaltische Mandelstein-Brekzie, zum größeren Teil aus einer grünen und epidothaltigen Matrix bestehend. Geschiebe von Hökholz, Slg. E. Figaj, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: Nahaufnahme der nassen Gesteinsoberfläche.
Abb. 15: Basaltisches Gestein aus graubraunen und feinkörnigen (tuffartigen) sowie violettgrauen und dichten Partien (Lava). Die Tufflagen sind von hellen und dunklen Mandeln durchsetzt. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 16: Nahaufnahme, polierte Schnittfläche.

Achatführende Basaltmandelsteine

Die Bildung von mikrokristallinem Quarz in Form von Chalcedon oder Achat als Mandelfüllung in basaltischen Gesteinen ist keine ungewöhnliche Erscheinung und weltweit in vielen Vorkommen zu beobachten. Als Geschiebe findet sich der Gesteinstyp nur vereinzelt. Wenige anstehende Vorkommen sind bisher bekannt (z. B. Abb. eines Öje-Basalts mit rotem Achat als Hohlraumfüllung in SMED 2002: 127).

Chalcedon und Achat treten häufig gemeinsam auf. Chalcedon ist milchig-weiß, hellgrau oder bläulich gefärbt und massig ausgebildet. Chalcedon mit einer feinen Bandtextur kann vereinfachend als Achat bezeichnet werden. Die Größe der Mandeln beträgt meist nur wenige Millimeter, ausnahmsweise finden sich auch cm-große Mandeln (Abb. 3). Roter Achat ist selten.

Abb. 1: Basaltischer Mandelstein mit größeren Mandeln aus massigem Chalcedon und weißem Bandachat. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Waltersdorf bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme. Links im Bild eine größere Mandel mit weißem bis milchig-blauem Chalcedon und sphärischen Achat-Aggregaten.
Abb. 3: Blasenhohlraum mit zonarem Aufbau: am Rand heller Bandachat, im Kern kristalliner Quarz. Polierte Schnittfläche eines Geschiebes von der Baustelle des Flughafens BER, Schönefeld, Brandenburg (D. Lüttich leg.).
Abb. 4: Mandelstein mit bläulich-weißem Chalcedon und rotem Bandachat. Strandgeröll von Misdroy (Westpolen), polierte Schnittfläche, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 5: Nahaufnahme. Das Gestein wurde hydrothermal stark überprägt – erkennbar an der graugrünen Färbung der Grundmasse – und ist von groben und zahlreichen feinen Rissen durchzogen.
Abb. 6: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche; Mandeln mit rotbraunem Bandachat. Die Mandel links unten im Bild ist eine sog. Wasserwaage: die horizontale Lagentextur des Achats verweist auf die Orientierung der Mandel im Gesteinskörper (demnach steht das Bild hier allerdings auf dem Kopf).
Abb. 7: Basaltischer Mandelstein mit dunklen und hellen Mandeln sowie xenolithischen Gesteinseinschlüssen. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam, Slg. G. Engelhardt.
Abb. 8: Nahaufnahme der Mandeln, darunter eine rote Achatmandel.

Es folgen drei Makroaufnahmen vom gleichen Gestein.

Abb. 9: Nahaufnahme einer rotbraunen Achatmandel (Bild: T. Langmann).
Abb. 10: Nahaufnahme eines Xenoliths und einer mehrfach zonierten Mandel mit grünen und schwarzen Sekundärmineralen (Bild: T. Langmann).
Abb. 11: Nahaufnahme einer Mandel mit hellem Bandachat (Bild: T. Langmann).
Abb. 12: Grüner basaltischer Mandelstein mit unterschiedlich mineralisierten und meist zonierten Mandeln. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 13: Einige Mandeln enthalten orangeroten Bandachat.
Abb. 14: Auch blassroter Achat tritt auf. Andere Mandeln besitzen dunkle Kerne und einen grünen Saum oder sind mehrfach zoniert. Die Grundmasse des Gesteins ist von hellen Flecken durchsetzt.
Abb. 15: Heller und gebänderter Achat tritt auch als Füllung von Blasenhohlräumen im Ostsee-Syenitporphyr auf; Nahaufnahme einer polierten Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).

Basaltische Mandelsteine

  1. Allgemeines
  2. Vorkommen und Anstehendproben
  3. Geschiebetypen
    3.1. Ostsee-Melaphyr-Mandelstein
    3.2. Spilit-Mandelstein
    3.3. Prehnit-Mandelstein
  4. Literatur

Siehe auch achatführende Basaltmandelsteine und basaltische Brekzien.

Als Mandeln werden rundliche, mit hydrothermalen Mineralneubildungen verfüllte Blasenhohlräume in Vulkaniten bezeichnet. Man spricht auch von einem Mandelstein- oder amygdaloidem Gefüge (von amygda griech. Mandel). Nur teilweise mit Mineralen verfüllte Hohlräume nennt man Drusen. Mandelsteingefüge kann in allen Arten von Vulkaniten auftreten. Als Geschiebe findet es sich besonders häufig in basaltischen Gesteinen, darüber hinaus auch im Ostsee-Syenitporphyr, Rhombenporphyr oder Schonen-Lamprophyr.

Attraktiv sind basaltische Mandelstein-Geschiebe mit entsprechendem Farbkontrast zwischen Grundmasse und Mandeln. Die vergleichsweise schweren Gesteine bestehen aus einer feinkörnigen und grauen, rotbraunen, grünen oder violett gefärbten Grundmasse. Mit weißen, schwarzen, grünen oder roten Sekundärmineralen verfüllte Mandeln weisen runde, gelegentlich auch längliche, schlauchförmige oder verzweigte Formen auf. Darüber hinaus können Feldspat-Einsprenglinge von weißer, roter oder grüner Farbe enthalten sein.

Abb. 1: Violettgrauer basaltischer Mandelstein mit weißen Calcit-Mandeln; Geschiebe von Fehmarn.
Abb. 2: Violettgrauer basaltischer Mandelstein mit runden Mandeln und weißen bis grünlichen Feldspat-Einsprenglingen (eckig). Strandgeröll von Steinbeck/Klütz, Aufnahme unter Wasser.

Beim Aufstieg vulkanischer Schmelzen werden gelöste Gase durch Druckentlastung in Form von Blasen freigesetzt. Neigen Schmelzen quarzreicher Gesteine zum „Aufschäumen“ (Bims), bilden sich in niedrig viskosen und quarzarmen (z. B. basaltischen) Schmelzen einzelne und mehr oder weniger voneinander abgegrenzte Blasenhohlräume. Eine hydrothermale Überprägung der Gesteine und die damit verbundene Ausscheidung von Mineralen in Blasenhohlräumen erfolgt in den oberen Bereichen der Erdkruste oder an der Erdoberfläche, und zwar überall dort, wo ausreichend Wasser zur Verfügung steht: bei submarinen Eruptionen, bei der Interaktion von „trockenen“ basaltischen Schmelzen mit wässrigen Fluiden oder einer hydrothermalen Überprägung der Vulkanite nach ihrer Ablagerung.

Abb. 3: Rezentes Beispiel der Blasenbildung in einem Alkalibasalt. In der äußeren und kühleren Zone des Lavaergusses kommt es zur Entgasung und Bildung eines Blasenzuges, während in der heißeren Zone nur wenige, durch die anhaltende Bewegung der Lava ausgelängte Blasen erkennbar sind. Bildbreite 30 cm; La Gomera/Kanarische Inseln/Spanien.
Abb. 4: Blasenreiche Partie mit weißen Mandeln in einem grünlichgrauen basaltischen Gestein. Geschiebe aus der Kiesgrube Buchholz bei Prenzlau.

Durch hydrothermale Überprägung verändert sich der Mineralbestand basaltischer Gesteine. Die gewöhnlich dunkelgraue Grundmasse nimmt durch die Neubildung von Chloritmineralen, Epidot oder Amphibol (Aktinolith) eine grüne Färbung an. Rote oder grauviolette Farben sind auf Ausscheidungen von Hämatit zurückzuführen. Auch Magnetit – in vielen basaltischen Gesteinen mit einem Handmagneten nachweisbar – wird oxidiert und ist in den meisten Mandelsteinen nicht mehr enthalten. Der Vorgang der „Vergrünung“ basaltischer Gesteine (Grünstein) erfolgt unter niedrig metamorphen Bedingungen der Subgrünschiefer- oder Grünschieferfazies unter Mitwirkung metasomatischer Prozesse.

Die meist feinkörnigen Mandeln können aus einem einzigen Mineral oder einem Mineralgemisch bestehen. Nicht selten lässt sich eine konzentrische und schichtige Mineralabfolge beobachten. Während die Bildung von Quarz, Chalcedon, Achat, Jaspis, Calcit und Chlorit an keine speziellen Bedingungen geknüpft ist, sind faziesspezifische Minerale (z. B. Pumpellyit) nur mikroskopisch bestimmbar. Als Ausnahme mag Prehnit gelten, der unter günstigen Umständen auch von Hand erkennbar ist (s. u. Prehnit-Mandelstein, Abb. 34-37).

Weiße Mandeln bestehen aus Quarz, Chalcedon (massig, häufig bläulich, Abb. 13) oder Karbonaten (Calcit). Calcit ist mittels Säuretest nachweisbar, größere Kristalle zeigen gelegentlich eine deutliche Zwillingsstreifung parallel zur Spaltbarkeit (Abb. 12). Ebenfalls farblos sind Zeolithe (z. B. Natrolith). Sie reagieren nicht auf HCl und sind im Unterschied zu Quarz und Chalcedon mit dem Messer ritzbar. Weißer, roter oder orangefarbener Achat ist an seiner charakteristischen Bandtextur erkennbar (Abb. 14; siehe auch Abschnitt achatführende Basalt-Mandelsteine).

Grüne bis schwarzgrüne Farben weisen auf Minerale der Chloritgruppe hin. In Frage kommen auch Prehnit (blassgrün), Klinozoisit sowie Aktinolith, der bereits unter den Bedingungen der Grünschieferfazies entstehen kann. Ein Hinweis auf Epidot sind feinkörnige und apfelgrüne Pigmente. Gegebenfalls enthaltene Feldspat-Einsprenglinge (Plagioklas) können durch hydrothermale Alteration stark verändert sein. Neben der Umwandlung in Serizit (feinste Schüppchen von Hellglimmer) sind „vergrünte“ Plagioklase, mitunter auch hellgrüne „prehnitisierte“ Plagioklase zu beobachten (Abb. 38).

Abb. 5: Helle Mandel mit unregelmäßigem Umriss in einem grauen Basaltmandelstein. Gekritztes Geschiebe aus der Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 6: Nahaufnahme; die Mandel weist eine zonierte Mineralabfolge auf.
Abb. 7: Rotbrauner Mandelstein mit weißen, roten und schwarzen Mandeln; Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg).
Abb. 8: Grünlichbrauner Mandelstein mit grünen, teilweise zonierten Mandeln; Altenteil (Fehmarn).
Abb. 9: Grauer Mandelstein mit Feldspat-Einsprenglingen. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 10: Gleicher Stein, Nahaufnahme; kleine schwarze Mandeln mit hellem Saum.
Abb. 11: Grünlichgrauer Mandelstein; Geschiebe von Hohenfelde, östlich von Kiel.
Abb. 12: Nahaufnahme; weißer Calcit ist bereits an seiner charakteristischen Zwillingsstreifung erkennbar.
Abb. 13: Polierte Schnittfläche eines basaltischen Mandelsteins mit bläulichem und massigem Chalcedon; Strand bei Misdroy (Polen).
Abb. 14: Roter Bandachat in einem grünen Mandelstein. Polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 15: Beim Aufspalten dieses Mandelsteins präparierten sich ganze schwarze Mandeln heraus, die offenbar härter als das umgebende Gestein sind. Kiesgrube Hoppegarten, leg. G. Ramm.
Abb. 16: Nahaufnahme; die Außenseite der Mandeln weist konkave Vertiefungen auf, die wahrscheinlich auf Alterungsvorgänge der dunklen Minerale (Chlorit o. ä.) durch Wasserabgabe zurückzuführen sind.
Abb. 17: Rhombenporphyr-Lava mit weißen Calcit-Mandeln; Geschiebe von Hökholz bei Eckernförde.

2. Vorkommen und Anstehendproben

Im Vergleich zur Vielfalt an Geschiebefunden basaltischer Mandelsteine sind bisher nur wenige, zudem kleine anstehende Vorkommen bekannt. Gehäufte Geschiebefunde auf Gotland deuten auf ein größeres Vorkommen südlich von Stockholm am Grund der Ostsee hin (Abb. 18, s. a. skan-kristallin.de). Von dort stammt vermutlich ein großer Teil des Geschiebetyps „Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“.

Abb. 18: Geschiebe von Gotland. Links oben ein basaltischer Mandelstein, links unten ein Brauner Ostsee-Quarzporphyr. Beide Gesteinstypen kommen auf Gotland häufig vor. Foto: G. Engelhardt.

Basaltische Mandelsteine mit schwarzen Mandeln sind vom Öje-Diabas in Dalarna bekannt (s. skan-kristallin.de). Der Öje-Diabas durchdringt den Dala-Sandstein in Form von Gängen und Sills. Ähnliche Gesteine sind auch innerhalb der anderen großen jotnischen Sandstein-Vorkommen zu erwarten.

Im Karbon und Perm wurden paläozoische Sedimentgesteine und das kristalline Grundgebirge in Schonen von Gängen basischer Gesteine durchschlagen. Teilweise unterlagen diese einer intensiven hydrothermalen Alteration. Ein Beispiel ist der Frualid-Mandelstein, der östlich von Övedkloster als steiler Bergrücken aufgeschlossen ist (Abb. 19).

Abb. 19: Frualid-Mandelstein, Anstehendprobe, Aufnahme unter Wasser.

Ein winziges Vorkommen mit metamorph überprägten, etwa 1,7 Ga alten basaltischen Mandelsteinen ist aus Småland bekannt (Ortsausgang von Nässja).

Abb. 20: Grauer basaltischer Mandelstein von Nässja (Småland); die weißen Mandeln wurden durch metamorphe Überprägung ausgelängt.

3. Geschiebetypen

3.1. Ostsee-Melaphyr-Mandelstein

Melaphyr ist eine veraltete Bezeichnung für Basalte von mindestens paläozoischem Alter (heutige Bezeichnung: Paläo-Basalt). Der Geschiebetyp ist häufig zu finden und besitzt eine violettgraue bis rötliche Grundmasse und Mandeln mit Calcit, Quarz oder grünen Mineralen (Chlorit). Die Namensgebung bezieht sich auf ein größeres Vorkommen, das südlich von Stockholm am Grund der Ostsee vermutet wird (siehe z. B. RUDOLPH 2017: 154).

Abb. 21: Basaltischer Mandelstein („Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“). Geschiebe von Altenteil (Fehmarn), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 22: Nahaufnahme; rotbraune bis rote Grundmasse mit Ausscheidungen von Hämatit und grünen (chloritisierten) Partien. Die Mandeln bestehen aus Calcit.
3.2. Spilit-Mandelstein

Spilite sind basaltische Gesteine, die an einem aktiven Plattenrand in einer ozeanischen Riftzone entstehen und unter niedrig metamorphen Bedingungen unter Mitwirkung metasomatischer Prozesse verändert wurden (sog. Ozeanboden-Metamorphose). Ohne den geologischen Kontext im Anstehenden sind Spilite nicht von vergrünten Basalten mit einer anderen Entstehungsgeschichte unterscheidbar.

Abb. 23: Graugrüner Mandelstein, durchsetzt mit zahlreichen schwarzgrünen Mandeln; Geschiebe von Misdroy (Polen).
Abb. 24: Grüner Mandelstein mit überwiegend dunklen Mandeln; Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg).
Abb. 25: Grüner Mandelstein mit weißen Mandelfüllungen und roten Hämatit-Ausscheidungen. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 26: Nahaufnahme. Die intensive Grünfärbung der Grundmasse weist auf eine nahezu vollständige Umwandlung der primären Mineralbestandteile (Pyroxen, Plagioklas) in Chlorit, Epidot o. ä. hin.
Abb. 27: Grüner Mandelstein mit roten Feldspat-Einsprenglingen; polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg (Brandenburg).
Abb. 28: Nahaufnahme; zonierte Mandeln mit verschiedenen Mineralisationen. Helle Reaktionshöfe um die Mandeln lassen auf eine stoffliche Interaktion zwischen Grundmasse und Mandeln während oder nach der Bildung von Sekundärmineralen schließen.
Abb. 29: Einige der helleren Mandeln enthalten Chalcedon.
Abb. 30: Grüner Mandelstein mit hellroten Mandeln sowie grünen und stark alterierten Plagioklas-Einsprenglingen. Strandgeröll von Misdroy (Polen).
Abb. 31: Gleicher Stein, Nahaufnahme.
Abb. 32: Grünlichgrauer Mandelstein mit dunklen Mandeln. Eine einzelne Mandel ist mit bläulichem Chalcedon gefüllt. FO: Strand von Misdroy (Polen).
3.3. Prehnit-Mandelstein

Prehnit entsteht unter niedrigmetamorphen Bedingungen (Subgrünschieferfazies, sog. Prehnit-Pumpellyit-Fazies). ESKOLA 1933, 1934 beschreibt Geschiebefunde eines Mandelsteintyps aus Ostpreussen und Litauen, der Mandeln aus Prehnit, bisweilen auch „prehnitisierte“ Plagioklas-Einsprenglinge enthält. Ein anstehendes Vorkommen ist nicht bekannt und wird am Grund der Ostsee vermutet.

Nur Mandelstein-Gesteine mit blassgrünem Prehnit sind mit einiger Wahrscheinlichkeit erkennbar. Das Mineral kann auch farblos, weiß, grau, gelblich, rosa oder dunkelgrün gefärbt sein. Charakteristisch sind kugelige bis halbkugelige Aggregate mit einem radialstrahligen oder fächerförmigen Aufbau. Der zentrale Teil kann aus Quarz bestehen. Diese sog. „Prehnit-Sonnen“ lassen sich am besten auf einer Bruchfläche beobachten. Häufiger findet sich Prehnit aber in Gestalt einer körnigen und kristallinen Masse. Das durchsichtige bis durchscheinende hellgrüne Mineral besitzt Glasglanz und ist mit Quarz, Calcit und/oder etwas apfelgrünem Epidot vergesellschaftet. Die feinkörnige und dunkelrotbraune Grundmasse des Prehnit-Mandelsteins enthält gelegentlich zahlreiche und sehr kleine Plagioklasleisten. Größere Plagioklas-Einsprenglinge können ebenfalls in hellgrünen Prehnit umgewandelt sein (Pseudomorphosen von Prehnit nach Plagioklas).

Abb. 33: Hellgrüner Prehnit aus Namibia in radialstrahliger Ausbildung („Prehnit-Sonne“); Slg. E. Figaj.
Abb. 34: Prehnit-Mandelstein mit rotbrauner Grundmasse. FO: Preschen, Warthe-Grundmoräne, leg. F. Mädler.
Abb. 35: Nahaufnahme der Bruchfläche; massiger Prehnit, teilweise mit Calcit im Kern der Mandeln.
Abb. 36: Gleicher Stein, Nahaufnahme unter Wasser. Die Mandeln sind von einem Rand aus gelbgrünem Epidot umgeben.
Abb. 37: Prehnit-Diabasmandelstein; Niederfinow, leg. Müldner 1958. Geschiebesammlung der BGR in Berlin-Spandau.
Abb. 38: Stark alterierter Basaltmandelstein mit „prehnitisierten“ Feldspat-Einsprenglingen. Aufnahme unter Wasser; Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg).
Abb. 39: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.

4. Literatur

ESKOLA P 1933 Tausend Geschiebe aus Lettland – Annales Academiae Scientiarum Fennicae (A) 39 (5): 1-41, 9 Abb., 2 Tab., Helsinki.

ESKOLA P 1934 Prehnite amygdaloid from the bottom of the Baltic. – Bulletin de la Commission géologique de Finlande 17 (104) und Comptes Rendus de la Société géologique de Finlande 8 (8): 132-143, 7 Abb., Helsinki.

RUDOLPH F 2017 Das große Buch der Strandsteine – Wachholtz-Verlag – Murmann Publishers, Kiel/Hamburg.

VINX R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände – 480 S., 418 Abb., 3. Auflage Spekrum Akademischer Verlag Heidelberg.