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Amphibol-porphyroblastische Gneise

Abb. 1: Heller und feinkörniger Metamorphit mit Amphibol-Porphyroblasten bis 2 cm Länge. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 2: Nahaufnahme der glänzenden Amphibol-Aggregate, teils in garbenförmiger Anordnung.

Feinkörnige Metamorphite (Gneise oder Granofelse) mit großen Amphibol-Porphyroblasten treten in zahlreichen Varianten als Geschiebe auf. Auffällige Vertreter besitzen ein kontrastreiches Gefüge aus heller Grundmasse und schwarzen und glänzenden Amphibolen bis 2 cm Länge. Typisch für metamorph gebildeten Amphibol sind einzelne schmale und längliche Leisten oder garbenförmig angeordnete Kristallaggregate. Der Gesteinstyp ist eine feinkörnige Gefügevariante aus der großen Gruppe der Amphibolgneise, Amphibol-Glimmerschiefer, Amphibol-Epidot-Gneise oder entsprechender Granofelse und kann aus magmatischen, seltener aus sedimentären Gesteinen hervorgegangen sein.

  1. Beschreibung
  2. Vorkommen
  3. Geschiebefunde
  4. Metamorphite mit abweichenden Merkmalen
    4.1. Hornblende-Garbenschiefer
    4.2. Amphibol-porphyroblastischer Quarzit
    4.3. Aktinolith
    4.4. Amphibol-porphyroblastischer Leptit
    4.5. Orthoamphibole (Anthophyllitgneis, „Gedrit-Leptit“)
  5. Literatur
Abb. 3: Garbenförmige Amphibole in einem amphibol-porphyroblastischem Gneis. Geschiebefund östlich von Strausberg, leg. Mai 1941 W. Bennhold, Slg. Bennhold im Museum Fürstenwalde.

1. Beschreibung

Die Matrix amphibol-porphyroblastischer Metamorphite ist oftmals feinkörnig. Nur manchmal erkennt man mit Hilfe einer Lupe ein klein- und weitgehend gleichkörniges Gefüge aus Quarz und Feldspat. Auffällige Varianten mit großen Amphibol-Porphyroblasten besitzen weiße bis hellgraue Grundmassen, aber auch Geschiebe mit fleckiger, grauer, grüner oder rötlicher Tönung kommen vor. Als Nebengemengteil kann dunkler Glimmer hinzutreten; apfelgrüne Färbungen weisen auf Epidot hin. Neben Amphibol finden sich gelegentlich größere Porphyroblasten von hellrotem Granat oder Andalusit (BARTOLOMÄUS et al 2011).

Die schwarzen Amphibole zeigen einen lebhaften Glanz und treten in Gestalt schlanker und leistenförmiger Kristalle auf. Sie können regellos im Gestein verteilt sein oder eine Einregelung entlang der Foliationsebene aufweisen. Ebenfalls häufig sind Gruppen garbenförmiger Amphibol-Aggregaten (Abb. 2, 3), Durchkreuzungen von Amphibol-Individuen kommen eher selten vor (s. aber Abb. 7).

Nicht immer lässt sich entscheiden, ob man es mit einem Gneis oder einem Granofels zu tun hat. Die Lagen- oder Flasertextur von Gneisen kann auch bei näherem Hinsehen schwer erkennbar sein. In Abb. 4-5 ist das anisotrope Gneisgefüge deutlich erkennbar. Andererseits können Granofelse eine mineralogisch oder lithologisch bedingte Lagentextur aufweisen und „foliiert“ erscheinen (FETTES & DESMONS 2007, pers. Korrespondenz M. Bräunlich), siehe z. B. Abb. 7. Geschiebefunde sind daher manchmal nicht eindeutig benennbar („amphibol-porphyroblastischer Metamorphit“). Bezeichnungen wie „Hornblende-Fels“ oder „amphibol-porphyroblastischer Fels“ sollten vermieden werden, weil „Fels“ ein petrographisch unscharfer Begriff ist.

Eine Untersuchung von über 90 Geschieben amphibol-porphyroblastischer Gneise durch BARTOLOMÄUS et al 2011 ergab, dass die meisten Funde eine Quarz-Plagioklas-Matrix besitzen und große Klinoamphibole enthalten (überwiegend Tschermakit). Allgemein bezeichnet man diese schwarzen Amphibole mit Glasglanz als „Hornblende“. Dabei handelt es sich nicht um einen eigenständigen Mineralnamen, sondern um eine Mischreihe aus verschiedenen Ca-haltigen Klinoamphibolen. Orthoamphibole (Anthophyllit, Gedrit) aus sedimentären Edukten treten viel seltener auf. Ein Hinweis auf Orthoamphibol sind büschelartig (Gedrit) oder sonnenförmig (Anthophyllit) entwickelte Aggregate.

Amphibole gelten als regelrechte „Mülleimer“-Minerale. Sie weisen eine große chemische Variabilität auf und können eine Vielzahl von Kationen und Anionen aufnehmen. Entsprechend groß ist die Mineralgruppe, die nach wikipedia.de allein 78 Basisnamen umfasst. Eine genaue Bestimmung der Amphibole mit makroskopischen Mitteln ist kaum möglich, dazu bedarf es mikroskopischer Untersuchungen. In spezifischer Ausbildung lassen sich wenigstens einige Amphibole vorläufig bestimmen, sei es nur aufgrund eines ähnlichen Erscheinungsbildes aus bekannten Gesteinsvorkommen.

Abb. 4: Anisotropes Gefüge eines amphibolporphyroblastischen Gneises, Blick auf die Foliationsebene, Gefüge erscheint regellos. Kiesgrube Borgsdorf/Velten, leg. St. Schneider (Berlin).
Abb. 5: Gleicher Stein, um 90º gedreht, Blick entlang der Foliation (Gneisgefüge).

2. Vorkommen

Gehäufte Geschiebefunde amphibol-porphyroblastischer Gneise mit sehr heller und feinkörniger Matrix sind aus N- und NW-Dänemark bekannt und an Ablagerungen des norwegischen Eisstroms gebunden. Das Heimatgebiet der Gesteine dürfte in der Telemark in Südnorwegen liegen, wo sie als kleine Einschaltungen in metamorphen Plutoniten intermediärer Zusammensetzung vorkommen (Diorite, Granodiorite). BARTOLOMÄUS et al 2011 nennen Geschiebe dieses Typs „südostnorwegisch-westschwedische klinoamphibol-porphyroblastische Gneise“ (Bilder auf skan-kristallin.de).

Auch aus Westschweden sind Geschiebefunde amphibol-porphyroblastischer Metamorphite bekannt, die auf weitere und bisher nicht lokalisierte Vorkommen verweisen. Eine Anstehendprobe mit grünlich-schwarzem Amphibol (Aktinolith?) beschreibt PETERSEN 1900 von Rudsbyn in Värmland („Rudsbyn-Gneis“, KORN 1927: 46). Auf der Insel Granön im See Stora Glan, etwa 35 km nördlich von Rudsbyn, befindet sich ein weiteres Vorkommen (Abb. in LINDH et al 1998: 380).

Die „Gneise vom Rudsbyn-Typ“ sowie alle anderen Varianten dieses Gesteinstyps sind nicht als Leitgeschiebe geeignet, da sie aus zahlreichen und wohl weitgehend unbekannten Klein- oder Kleinstvorkommen stammen dürften (s. a. HESEMANN 1975: 183); dafür spricht zumindest die Variabilität der Geschiebefunde. Die im Folgenden gezeigten Funde stammen hauptsächlich aus Brandenburg, wo der Geschiebetyp zwar nicht häufig, aber regelmäßig anzutreffen ist.

3. Geschiebefunde

Abb. 6: Amphibol-porphyroblastischer Gneis mit eingeregelten und leistenförmigen Amphibolen in einer weißen bis grünlichen (epidotreichen) Grundmasse. Geröllstrand bei Hohenfelde (Schleswig-Holstein), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 7: Lagentextur aus verschieden großen, teilweise sich kreuzenden Amphibolen in einem feinkörnigen Granofels. Kiesgrube Dahmsdorf/Bochow, Brandenburg; Sammlung D. Lüttich (Neuseddin).
Abb. 8: Heller und feinkörniger Gneis mit büschelförmigen Amphibol-Aggregaten, Blick auf die Foliationsebene. Kiesgrube Dahmsdorf/Bochow, Brandenburg; Sammlung D. Lüttich (Neuseddin).
Abb. 9: Das Gestein enthält zusätzlich rote Granat-Porphyroblasten mit annähernd sechseckigen Umrissen.
Abb. 10: Stengelige und gedrungene Amphibole sowie hellrote Granat-Porphyroblasten in einem hellen Gneis. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 11: Partie eines Amphibol-Granofelses in einem ca. 60 cm breiten Amphibol-Gneis am Südrand des ehemaligen Braunkohle-Tagebaus Cottbus-Nord.
Abb. 12: Detailansicht des Gefüges, Bildbreite ca. 10 cm.
Abb. 13: Abschlag vom Amphibol-Gneis, Aufnahme unter Wasser.

Das Gestein besteht aus Plagioklas, dunklem Glimmer und schwarzem bis grünlich-schwarzem Amphibol (Amphibol-Biotit-Gneis). Stellenweise gibt es Imprägnierungen von Erz (Pyrit). Quarz ist nicht erkennbar, Magnetit nicht nachweisbar. Das weiße Mineral innerhalb der roten Ader ist Calcit (HCl-Probe positiv).

Abb. 14: Feinkörniger grauer Gneis, schwach magnetisch, mit stengeligen Amphibol-Porphyroblasten. Kiesgrube Ruhlsdorf bei Bernau (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 15: Nahaufnahme der Bruchfläche.
Abb. 16: Grünlicher Amphibol-Granofels, Fundort: Buckow-West, Berlin; Geschiebesammlung H. Müller in der FU Berlin-Lankwitz (beschriftet als „Hornblende-Spessartit“).
Abb. 17: Gneis mit garbenförmigem Amphibol. Innerhalb der graugrünen Partien sind diese Aggregate nicht zu beobachten. Geschiebe aus der Kiesgrube Ladeburg bei Bernau (Brandenburg), nass fotografiert.
Abb. 18: Gleicher Stein, Nahaufnahme.

Neben feinkörnigen amphibol-porphyroblastischen Gneisen und Granofelsen finden sich auch Varianten mit körniger Grundmasse. Solange die Amphibole im Vergleich zu allen anderen Mineralkörnern größer sind, spricht dies für eine metamorphe Entstehung.

Abb. 19: Kleinkörniger Metamorphit mit stengeligen Amphibol-Porphyroblasten, kleinen roten Granat-Körnern und einem unbestimmten grünen Mineral (Chlorit?). Geröllstrand bei Hökholz, Schleswig-Holstein, nass fotografiert.
Abb. 20: Dioritähnliches Gestein mit körniger Grundmasse (nur Feldspat) und leistenförmigem Amphibol. Die rostbraunen Flecken sind auf zersetzten Pyrit zurückzuführen. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, nass fotografiert.
Abb. 21: Amphibol-porphyroblastischer Gneis mit Dunkelglimmer (goldfarben angewittert) und körniger Grundmasse. Steinbeck/Klütz, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 22: Quarz-Feldspat-Gestein mit stengeligem Amphibol. Kiesgrube Waltersdorf bei Schönefeld (Brandenburg).

4. Metamorphite mit abweichenden Merkmalen

Neben den bisher gezeigten amphibol-porphyroblastischen Metamorphiten mit einer Quarz-Feldspat-Matrix und schwarzen, meist glasglänzenden und als Hornblende bezeichneten Amphibolen finden sich gelegentlich Geschiebe mit abweichender Zusammensetzung der Matrix (Glimmerschiefer, Quarzite) oder Beschaffenheit der Amphibole (Aktinolith, Orthoamphibole wie Anthophyllit, Gedrit oder Cummingtonit). Auf die Schwierigkeiten bei der Bestimmung von Amphibolen anhand äußerlicher Merkmale wurde bereits eingegangen. Bei spezifischer Ausbildung sind wenigstens einige Amphibole vorläufig bestimmbar, und sei es nur mittels Vergleichproben aus Vorkommen mit bekannter Mineralisation.

4.1. Hornblende-Garbenschiefer

Der Gesteinstyp ist bedeutend seltener als die amphibol-porphyroblastischen Metamorphite mit Quarz-Feldspat-Matrix. Seine Grundmasse besteht zum größten Teil aus Glimmer oder glimmerähnlichen Mineralen.

Abb. 23: Amphibol-Glimmerschiefer (Hornblende-Garbenschiefer). Kiesgrube Hohensaaten, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Nahaufnahme, nass fotografiert. Neben grünlichgrauem Hellglimmer (evtl. auch Chlorit) enthält die Matrix apfelgrünen Epidot.

4.2. Amphibol-porphyroblastischer Quarzit

Abb. 25: Quarzitischer Metamorphit mit Amphibol-Porphyroblasten, Kiesgrube Arkenberge bei Berlin. Geschiebesammlung der FU Berlin-Lankwitz, leg. Müldner 1958 (beschriftet als „Anthophyllitgneis, Typ Rudsbyn, SW-Värmland“).
Abb. 26: Gleicher Stein, Bruchfläche.

ZANDSTRA 1988: 272 beschreibt einen Cummingtonit-Quarzit mit 2 – 2,5 mm langen und grauen Cummingtonit-Stängeln (Mg-reicher Amphibol) mit auffälligem Glanz. Die mineralogische Zusammensetzung des Geschiebetyps wurde mikroskopisch ermittelt („Cummingtonit-Quarz-Plagioklas-Quarzit“). Von Hand ist Cummingtonit nicht sicher bestimmbar. Nach WILKE 1997 sind mehrere Fundstellen dieses Minerals in Schweden bekannt.

4.3. Aktinolith

Aktinolith („Strahlstein“), ein Ca-reicher Klinoamphibol, bildet in typischer Ausbildung grau- bis schwarzgrüne und stängelige, faserige oder radialstrahlige Porphyroblasten, die einen seidigen Glanz aufweisen.

Abb. 27: Aktinolith-Gneis („Strahlsteingneis“), Kiesgrube Niederlehme bei Berlin; Geschiebesammlung H. Müller in der FU Berlin-Lankwitz.
Abb. 28: Nahaufnahme leistenförmigen bis stengeligen Amphibol-Aggregate mit seidigem Glanz.

4.4. Amphibol-porphyroblastischer Leptit

Die Lagentextur des folgenden Geschiebefundes spricht für ein sedimentäres Ausgangsgestein. Die hellen Lagen besitzen eine quarzitische Zusammensetzung. Im mittleren Teil sind linsenförmige Mineralneubildungen („Flecken“) erkennbar (Cordierit o. ä.). Das Gestein wird von annähernd senkrecht verlaufenden Klüften durchzogen. In einer Lage im unteren Teil kam es zur Bildung von Amphibol-Porphyroblasten. Bei dieser Neubildung in einem sedimentären Edukt könnte es sich um einen Orthoamphibol handeln, der zunächst aber nicht näher bestimmbar ist.

Abb. 29: Bunter und feinkörniger Gneis aus sedimentärem Edukt („Leptit“); Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 30: Rückseite des gleichen Steins.
Abb. 31: Nahaufnahme der amphibol-porphyroblastischen Partie.

4.5. Orthoamphibole (Anthophyllitgneis, „Gedrit-Leptit“)

Anthophyllit und Gedrit sind Mg-betonte Orthoamphibole. Sie entstehen bei der Metamorphose von Sedimentgesteinen, Gedrit kann auch in Meta-Rhyolithen auftreten. Orthoamphibolführende Gesteine sind aus den mittelschwedischen Eisenerz-Vorkommen bekannt (Referenzen in BARTOLOMÄUS et al 2011); WILKE 1997 nennt Dutzende Fundorte für Anthophyllit und Gedrit in Schweden. Geschiebefunde dieses Typs sind selten und nicht genauer lokalisierbar, daher auch nicht als Leitgeschiebe geeignet.

Antophyllitgneise und -quarzite, nach HESEMANN 1975: 183 kein seltener Geschiebefund, sind hellgraue und feinkörnige Gesteine mit einer zuckerkörnigen Grundmasse. Die grauschwarzen oder gelb- bis grünbraunen Anthophyllit-Aggregate weisen einen Regenbogenglanz auf und bilden dünne und sonnenförmig oder strahlig angeordnete Aggregate bis 6 cm Länge (vgl. Nr. 3 auf skan-kristallin.de).
Ein spezifisches Merkmal von Anthophyllit scheinen perlglänzende Spaltflächen zu sein, in anderen Amphibolen treten diese nicht auf. Tendenziell weist Anthophyllit helle Farbtöne auf (weiß, gelb, hellbraun, hellgrün).

Abb. 32: Anthophyllitgneis, Geschiebefund von Nörenberg (heute: Insko), Margarethenhof, Westpommern; ehem. Sgl. Hesemann, heute im Museum für Naturkunde Berlin, Mineralogische Sammlung. Bild aus skan-kristallin.de.
Abb. 33: Quarzitischer Metamorphit mit gelblichbraun angewitterten Porphyroblasten. Kiesgrube Penkun, Ostbrandenburg.
Abb. 34: Nahaufnahme der trockenen Oberfläche.
Abb. 35: Auf der polierten Schnittfläche ist zu erkennen, dass die Mineralneubildung auf Kosten der dunklen Minerale in der Grundmasse erfolgte, weil die Bereiche um die Porphyroblasten ausgebleicht sind.
Abb. 36: Nahaufnahme der grauen bis bräunlichgrauen Amphibol-Aggregate (für Anthophyllit vergleichsweise dunkel; zudem fehlt der Perlglanz).

Der nächste Fund zeigt auf der Außenseite strahlige schwarzgrüne Amphibol-Aggregate, die Aktinolith vermuten lassen. Auf der polierten Schnittfläche weisen sie allerdings ein außergewöhnliches Farbspiel auf, das eher von Anthophyllit bekannt ist.

Abb. 37: Granofels mit schwarzgrünen „Amphibol-Sonnen“, Außenseite eines Geschiebes aus der Kiesgrube Schweinrich (Slg. F. Wilcke, Wittstock).
Abb. 38: Nahaufnahme der Außenseite.
Abb. 39: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche; schwarzgrüner Amphibol mit gelben und bläulichen Farbreflexen.
Abb. 40: Nahaufnahme.

Gedrit bildet strahlige und büschelförmige Aggregate aus feinen grauen bis schwarzen und haarförmigen Kristallen. Bekannte Fundorte gedritführender Gesteine sind Bamble/NOR, Getön/Mittelschweden und Skyshyttan/Bergslagen.

Abb. 41: Metasediment mit Gedrit, polierte Schnittfläche einer Anstehendprobe von Skisshyttan (Dalarna/Schweden), Slg. E. Figaj.
Abb. 42: Nahaufnahme der büschelförmigen Gedrit-Aggregate.

Ein als „Gedrit-Leptit“ bezeichneter, dem Gesteinstyp von Skisshyttan ähnlicher Geschiebetyp mit feinkörniger und sehr heller Matrix sowie büschelförmigen Gedrit-Aggregaten gehört zu den seltenen Funden.

Abb. 43: „Gedrit-Leptit“, Geschiebefund aus der Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg).
Abb. 44: „Gedrit-Leptit“, Geschiebefund aus der Kiesgrube Götschendorf (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 45: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 46: Nahaufnahme.
Abb. 47: Als Anthophyllit-Gneis „Typ Rudsbyn“ bezeichneter Geschiebefund aus der Kiesgrube Arkenberge bei Berlin (Geschiebesammlung der BGR in Berlin / Spandau, leg. A. Müldner 1958). Die büschelförmige Ausbildung und dunkle Farbe des Amphibols lässt eher Gedrit vermuten.
Abb. 48: Gleicher Stein, Nahaufnahme.

5. Literatur

BARTHOLOMÄUS WA, BURGATH K-P & MEYER K-D 2011 Amphibol-porphyroblastische Gneise aus Südostnorwegen und Westschweden als Geschiebe in Dänemark und Norddeutschland – Geschiebekunde aktuell 27 (2): 33-53, 5 Farb-Taf., 3 Abb., Hamburg / Greifswald.

FETTES DJ, DESMONS J 2007 Metamorphic rocks a classification and glossary of terms: recommendations of the International Union of Geological Sciences Subcommission on the Systematics of Metamorphic Rocks – Cambridge University Press.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – GLA Nordrhein-Westfalen, S. 191-192.

KORN J 1927 Die wichtigsten Leitgeschiebe der nordischen kristallinen Gesteine im norddeutschen Flachlande – Ein Führer für den Sammler kristalliner Geschiebe – VI + 64 S., 48 Farb-Abb. auf Taf. 1-6, 8 Farb-Karten auf Taf. 7-14, 1 Tab., Berlin (Preußische geologische Landesanstalt).

LINDH A, GORBATSCHEV R & LUNDEGARD PH 1998 Beskrivning till berggrundskartan över Värmland län – Västra Värmlands berggrund – Sveriges Geologiska Undersökning 45 (2): 392 S., 32 Abb., Uppsala.

PETERSEN J 1900 Geschiebestudien. Beiträge zur Kenntniss der Bewegungs-richtungen des diluvialen Inlandeises. Zweiter Theil. Mit zwei Originalkarten. – Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg 16 (1): 67-156, 2 Ktn., Hamburg (L. Friederichsen & Co.).

WILKE R 1997 Die Mineralien und Fundstellen von Schweden – 200 S., 16 Farb-Taf., München (Christian Weise).

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

Småland-Vulkanite – Teil 2

2.11. Vena
2.12. Kisa
2.13. Vulkanite in NW-Småland
2.14. Väderstad-Konglomerat

3. Gebiet um Lönneberga (Sjögelö-Vulkanitgebiet)
3.1. Straßenaufschluss Silverdalen
3.1.1. Lönneberga-Lapillituff
3.2. Lönneberga – gerodete Waldfläche
3.3. Lönneberga Kyrka
3.4. Kiesgrube Silverdalen
3.5. Weg zum See Linden
3.6. Umgebung von Karlstorp („Kolsjön-Vulkanite“)

4. Literatur

Abb. 1: Kartenskizze aller Fundpunkte, Angabe von Probenummer und Koordinate im Text in der Form (S44; 57.10998, 15.21005). Karte verändert nach www.sgu.se.

2.11. Vena

In einem kleinen Steinbruch 2 km NE von Vena (S28; etwa 57.53024, 15.99391) treten Vulkanite und Granitoide des TIB nebeneinander auf: rote und hälleflintartige Vulkanite, feinkörnige rhyolithische Mischgesteine, kleinkörnige Granitoide und ein bunter und porphyrischer Småland-Granit mit reichlich Titanit. Scharfe Grenzen zwischen Vulkaniten und Granit sind nicht erkennbar. Die Vulkanite dürften im Kontaktbereich des aufsteigenden Granits verändert worden sein, z. B. durch Umkristallisation unter Mitwirkung zirkulierender Fluide.

Abb. 2: Kleiner Steinbruch bei Vena.
Abb. 3: Hälleflintartiger roter Vulkanit ohne Einsprenglinge.
Abb. 4: Feinkörniges Mischgestein, wahrscheinlich ein umkristallisierter Vulkanit.
Abb. 5: Gleicher Stein, Nahaufnahme unter Wasser. Das Mischgestein enthält undeutlich begrenzte Bereiche mit dunklen, wahrscheinlich sekundär gebildeten Mineralen.
Abb. 6: Kleinkörniger Granitoid mit größeren Quarz- und Biotit-Aggregaten.
Abb. 7: Stark alterierter, von Chlorit und Epidot durchsetzter Granitoid; Bildbreite 20 cm.
Abb. 8: Mit violettem Fluorit und hellgrünem Epidot gefüllte Kluft im Granit.
Abb. 9: Handstück des anstehenden porphyrischen Småland-Granits aus rotem Alkalifeldspat, Blauquarz und grünem Plagioklas. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Nahaufnahme. Vergrünte Plagioklase, hellgrüne Ausscheidungen von Epidot und chloritisierte Glimmerminerale sprechen für eine starke hydrothermale Überprägung. Der Granit enthält reichlich Titanit in gelben, teils perfekt keilförmig ausgebildeten Kristallen.
Abb. 11: Gelbe Titanitkristalle auf der nassen Oberfläche.

2.12. Kisa

Bereits in Östergötland liegt ein Vulkanit-Gebiet, aufgeschlossen in einem Steinbruch wenige Kilometer südlich von Kisa (S141; 57.940431, 15.665029). Weiter nördlich gibt es nur noch vereinzelte kleine und isolierte Vorkommen, dort überwiegen die Granitoide des TIB. Entsprechend ihrer Lage im Grenzbereich zu den TIB-Graniten erscheinen die Vulkanite an dieser Lokalität stark verändert. Alle Proben besitzen deutlich körnige („zuckerkörnige“) Grundmassen, ein Hinweis auf eine Rekristallisation, wahrscheinlich durch die in der Nähe aufgestiegenen Granite. Auch tektonische Gleitflächen (Harnische) lassen sich im Steinbruch beobachten.

Neben einem weitgehend homogenen und rotbraunen Vulkanit finden sich gestreifte violettgraue sowie grün- und rotschlierige Gesteine, die eher wie feinkörnige Gneise aussehen und eine gewisse Ähnlichkeit mit den Leptiten Mittelschwedens aufweisen. Solche feinkörnigen Metavulkanite kommen auch immer wieder, wenn auch untergeordnet, in den weiter südlich gelegenen Vulkanit-Gebieten vor.

Abb. 12: Steinbruch südlich von Kisa.
Abb. 13: Rotbrauner Metavulkanit mit körniger Grundmasse, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: grauvioletter und gestreifter Metavulkanit.

2.13. Vulkanite in NW-Småland

Auf die zwischen Jönköping, Eksjö und Tranås gelegenen Vulkanitgebiete im nordwestlichen Småland soll nur kurz eingegangen werden, ein separater Exkursionsbericht folgt an anderer Stelle. Beobachtungen an Nahgeschieben ergaben, dass auch hier hälleflintartige und einsprenglingsarme Vulkanite zu finden sind und denen aus anderen Gebieten ähneln. Besonderheiten sind das gehäufte Auftreten von:

  • einsprenglingsreichen Quarzporphyren mit dichter Grundmasse (z. B. Abb. 15 und 19; vgl. auch Probe aus Skurugata in Teil 1, Abb. 47) und
  • einsprenglingsreichen bunten Gangporphyren und Granitporphyren (Abb. 17, 20-22 und 25).

Anstehendproben waren nur schwer zu gewinnen, die wenigen zugänglichen Aufschlüsse lieferten ganz überwiegend einsprenglingsarme Vulkanite (Hälleflinta).

Abb. 15: Einsprenglingsreicher fluidaler Vulkanit, Nahgeschiebe aus einer Kiesgrube NW Eksjö (S126; 57.69015, 14.93066).
Abb. 16: Vulkanite und Gangporphyre, Nahgeschiebe aus der gleichen Kiesgrube NW Eksjö.
Abb. 17: Bunter Gangporphyr (Kiesgrube NW Eksjö).
Abb. 18: Brauner Rhyolith, Aufnahme unter Wasser (Nahgeschiebe, Kiesgrube NW Eksjö).
Abb. 19: Einsprenglingsreicher rotbrauner Vulkanit (Quarzporphyr), Nahgeschiebe aus der Kiesgrube Nödavägen (S128; 57.74888, 15.16735).

Abb. 20-22: Beispiele von Gangporphyren und einem Granitporphyr; Nahgeschiebe aus der Kiesgrube Nödavägen.

Abb. 23: Nahgeschiebe von Vulkaniten aus der Kiesgrube Älghult (östlich Eksjö, S127; 57.68151, 15.01129), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Rotgrauer Quarzporphyr aus Älghult, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 25: Bunter porphyrischer Granit (Älghult, nasse Schnittfläche).

Aus dem Vulkanitgebiet bei Tranås stammt die folgende Probe. Eine „fluidale Hälleflinta“ ist auf skan-kristallin.de abgebildet.

Abb. 26: Brauner und inhomogener, mit Pyrit imprägnierter Vulkanit. Anstehendprobe aus einem Steinbruch bei Tranås, Aufnahme unter Wasser.

2.14. Väderstad-Konglomerat

Das „Väderstad-Konglomerat“ ist ein polymiktes Konglomerat mit Småland-Vulkaniten. Es entstand bei der Abtragung der Vulkanite und Granite, dürfte aber nur wenig jünger sein als die enthaltenen Lithoklasten. Weitere Vorkommen solcher TIB-Konglomerate sind kaum bekannt, zumal es sich um Klein- und Kleinstvorkommen handeln dürfte, die bisher nicht entdeckt wurden oder unter quartärer Bedeckung liegen. Das vorgestellte Gestein kommt nicht als Leitgeschiebe in Betracht.

Der weitläufige Aufschluss, beschrieben von BRUUN et al 1995:14, liegt in einem Wald in der Nähe von Väderstad. Gute Geländefotos waren kaum möglich, weil das Gestein stark mit Flechten bewachsen ist. Zudem erschwerte eine engständige Klüftung die Beprobung.

Abb. 27: Aufschluss des Väderstad-Konglomerats (S220; 58.294655, 14.935558).
Abb. 28: Väderstad-Konglomerat, Bildbreite 25 cm.
Abb. 29: Dicht gepackte Lithoklasten im Väderstad-Konglomerat, Bildbreite ca. 20 cm.
Abb. 30: Väderstad-Konglomerat mit frischer Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser. Beim Formatieren entstand leider die Bruchlinie in der Mitte der Probe.

Das klastengestützte Konglomerat enthält Lithoklasten von Vulkaniten, Granitoiden und basaltischen Gesteinen bis 20 cm Größe und mehr. In kleinkörnigeren und matrixgestützten Lagen erreichen die Lithoklasten eine Größe von 1-3 cm. Die Matrix besteht aus klastischen Quarzen und Feldspäten sowie kleinen Vulkanit-Fragmenten. Streifen dunkler Minerale (Glimmer) weisen auf eine Foliation und leichte metamorphe Überprägung des Gesteins hin. Die eckigen bis schwach gerundeten Lithoklasten erscheinen insgesamt etwas eingeregelt, für sich genommen aber weitgehend undeformiert. Als Lithoklasten treten auf: meist bräunlich-rote Vulkanite mit oder ohne Blauquarz; kleinkörnige granitische Klasten von hell rötlicher bis bräunlicher Farbe, gelegentlich mit Blauquarz, darunter aplitähnliche Gesteine und wohl auch Subvulkanite; vereinzelt schwarze bis schwarzgrüne und dichte basaltähnliche Gesteine.

Abb. 31: Väderstad-Konglomerat, Aufnahme unter Wasser.

An der Lokalität fand sich auch ein feinkörniger Aschentuff (oder Tuffit). Braune Flecken auf der angewitterten hellen Oberfläche folgen in ihrer Anordnung der Schichtung. Auf der Bruchfläche ist das Gestein blassrötlich gefärbt. Die regelhaft verteilten schwarzen Glimmer-Butzen könnten ein Hinweis auf eine sekundäre Entstehung sein. Grüne, orangefarbene und violette Flecken dürften Ausscheidungen von Pigmenten sein (z. B. Fe-Verbindungen), wie sie häufiger in Aschentuffen auftreten. Auch einige größere Vulkanoklasten sind erkennbar, teilweise diffus, teilweise klar von der Matrix abgegrenzt und dann von einem schmalen gebleichten Hof umgeben.

Abb. 32: Aschentuff, angewitterte Außenseite.
Abb. 33: Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 34: Nahaufnahme.

3. Gebiet um Lönneberga (Sjögelö-Vulkanitgebiet)

Das nördlichste der vier großen Vulkanitgebiete, von NORDENSKJÖLD 1893 als „Sjögelö-Gebiet“ bezeichnet, beheimatet eine Reihe von Gesteinstypen, die im übrigen Småland nicht oder nur untergeordnet vorkommen. Dazu gehören die einsprenglingsreichen und weitgehend quarzfreien Porphyre vom Lönneberga-Typ, der Nymåla-Porphyr, Gangporphyre vom Typ Emarp und Sjögelö, Granitporphyre vom Typ Funghult, Ignimbrite (Typ Idekulla und Mariannelund), Aschentuffe mit akkretionären Lapilli („vulkanische Pisolithe“), Lapillituffe („Lönneberga-Lapillituff“) sowie die in der älteren Literatur als „Kugelhälleflinta“ und „Eutaxite“ bezeichneten Vulkanite. Im Süden des Sjögelö-Gebietes treten vermehrt pyroklastische Gesteine in Erscheinung. Die als Leitgeschiebe geeigneten Vulkanite werden an anderer Stelle beschrieben. Im Folgenden geht es um die Vielfalt und Wechselhaftigkeit der vulkanischen Gesteine in diesem begrenzten Gebiet, in dem fließende Übergänge zwischen den Gefügen die Regel sind. Das Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1986) verzeichnet alle besuchten Lokalitäten. Teilweise wurden sie auch der dazu gehörigen Kartenbeschreibung entnommen (PERSSON 1985).

3.1. Straßenaufschluss Silverdalen
3.1.1. Lönneberga-Lapillituff
3.2. Lönneberga – gerodete Waldfläche
3.3. Lönneberga Kyrka
3.4. Kiesgrube Silverdalen
3.5. Weg zum See Linden
3.6. Umgebung von Karlstorp („Kolsjön-Vulkanite“)

Abb. 35: Alle Fundorte im Gebiet um Lönneberga/Sjögelö-Gebiet, verzeichnet in einem Ausschnitt aus dem Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1985).

3.1. Straßenaufschluss Silverdalen (Lönneberga-Lapillituff)

Ein Straßenanschnitt in Silverdalen schließt auf etwa 100 m Länge eine braune bis rötlichbraune vulkanische Brekzie auf, die von Einschaltungen eines feinkörnigen grünlichen Tuffs begleitet wird (S138; 57.548333 15.726389). Die Brekzie ist ein saurer Lapillituff, eine pyroklastische Ablagerung aus einer Episode explosiven Vulkanismus (PERSSON 1973).

Abb. 36: Straßenaufschluss in Silverdalen. Links ein Vulkanit mit engständiger Klüftung, rechts eine ebene Kluft- oder Scherfläche.
Abb. 37: Lapillituff, in unterschiedliche Richtungen einfallende Klüftung im dm-Maßstab.
Abb. 38: Anstehender Lapillituff, nass fotografierte Bruchfläche, Bildbreite 10 cm. In einer gelblichbraunen Grundmasse liegen graue bis rotbraune und überwiegend scharfkantige Vulkanitklasten.
Abb. 39: Probe mit frischer Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.

Das Gestein enthält rote, braune und graue Vulkanit-Klasten, die etwas eingeregelt erscheinen, aber nicht deformiert sind. Die hellbraune Matrix sowie einige der kantigen Vulkanit-Klasten enthalten wenige und mm-große weiße Feldspat-Einsprenglinge. Eine nachträgliche Umkristallisation des Gesteins ist offenbar nicht erfolgt, da scharfe Grenzen zwischen Vulkanoklasten und einbettender Tuffmatrix erkennbar sind. Nach PERSSON 1973 stammen alle Gesteinsbestandteile aus dem gleichen Magma, ältere vulkanische Gesteine dürften nur akzessorisch enthalten sein.

Abb. 40: Gleiche Probe, Nahaufnahme.

3.1.1. Lönneberga-Lapillituff

Ähnliche Lapillituffe kommen auch in der weiteren Umgebung vor, in einem begrenzten Gebiet zwischen Lönneberga und Karlstorp (weitere Proben Abb. 56-57, 89 und auf skan-kristallin.de). Der Gesteinstyp ist nach VINX 2017:168 als Leitgeschiebe geeignet („Lönneberga-Lapillituff“). Der Autor präzisiert die Beschreibungen der sog. „Småland-Agglomeratlava“ in der älteren Literatur. Agglomerate sind nach heutiger Nomenklatur (LEMAITRE et al 2002) pyroklastische Gesteine mit >75% Bomben (=Vulkanoklasten über 64 mm Größe). Im genannten Gebiet finden sich jedoch ganz überwiegend Lapillituffe, also Aschentuffe mit 2-64 mm großen Vulkanoklasten (Lapilli).

Kennzeichnend für den Lönneberga-Lapillituff ist eine sehr helle, manchmal fast weiße Verwitterungsrinde, auf der das brekziöse Gefüge deutlicher hervortritt. Auf der Bruchfläche ist die Matrix braun bis rotbraun gefärbt und enthält einige weiße und mm-große Feldspat-Einsprenglinge. Scharfkantige dunkelgraue und braune bis rotbraune Vulkanit-Fragmente sind locker im Gestein verteilt und machen einen Anteil von etwa 10% aus. Das Gefüge ist insgesamt kaum oder nur mäßig deformiert. Ähnliche, aber deutlich deformierte Vulkanite mit linsenförmigen Vulkanoklasten sind z. B. aus dem Gebiet um Oskarshamn bekannt.

Die nächsten drei Bilder zeigen Geschiebefunde aus Brandenburg.

Abb. 41: Lönneberga-Lapillituff, Geschiebefund aus der Kiesgrube Ruhlsdorf bei Bernau (Brandenburg).
Abb. 42: Lönneberga-Lapillituff, leicht deformiert. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 43: Deutlich deformierter Lapillituff, genauere Herkunft nicht bestimmbar. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.

Im Sjögelö-Gebiet finden sich Übergänge von pyroklastischen Brekzien mit scharfkantigen Vulkanoklasten zu fluidal-brekziösen Vulkaniten mit undeutlich konturierten, teils ausgelängt erscheinenden Vulkanoklasten und schließlich „eutaxitischen“ (schlierig-fluidalen) Vulkaniten. Beispiele hierfür und eine Erläuterung des Begriffes „Eutaxit“ finden sich im Abschnitt 3.6.

3.2. Lönneberga – gerodete Waldfläche

Einige hundert Meter südlich vom Straßenaufschluss in Silverdalen bietet eine gerodete Waldfläche Gelegenheit zum Sammeln von Nahgeschieben sowie kantigem, aus der unmittelbaren Umgebung stammendem Gesteinsschutt (S24; 57.54628, 15.72610). Die Bestimmung der Gesteine ist meist nur auf der Bruchfläche möglich, fast alle sind von einer hellen Verwitterungsrinde überzogen. Im Einzelfall können Gefügemerkmale auch auf der Außenseite deutlicher hervortreten.

Abb. 44: Gerodete Waldfläche an der Straße von Silverdalen nach Haddarp.

Erst nach mehreren Besuchen konnte das Anstehende eines Aschentuffs mit akkretionären Lapilli („vulkanischer Pisolith“) lokalisiert werden, ausgehend von der etwas vagen Angabe in PERSSON 1985:46 („700 m SE von Lönneberga Station“). Der Ausbiss misst gerade mal einen Quadratmeter. Mit etwas Glück findet sich der Gesteinstyp auch als loser Stein (s. ausführliche Beschreibung des Gesteinstyps).

Abb. 45: Aschentuff mit akkretionären Lapilli, loser Stein.

Weiterhin steht an der Lokalität ein grünlichbrauner und geschichteter Aschentuff an.

Abb. 46: Aschentuff, trocken fotografiert. Das Gestein enthält keine Feldspat-Einsprenglinge, wenige rötliche Vulkanitfragmente (Lapilli) sowie einige Quarzaggregate, die auch sekundär entstanden sein können (vgl. Abb. 51).

Weitere Funde auf der Rodung sind Porphyre vom Lönneberga-Typ, dichte und hälleflintartige Vulkanite mit wenigen Einsprenglingen, vulkanische Brekzien, ein Ignimbrit mit eutaxitischem Gefüge (Nahgeschiebe) sowie vereinzelt Diabase mit Plagioklas-Megakristallen.

Abb. 47: Vulkanische Brekzie mit Fluidaltextur und eingeregelten, meist gerundeten Vulkanoklasten (Ignimbrit?).
Abb. 48: Ignimbrit mit eutaxitischem Gefüge, Aufnahme der angewitterten Oberfläche unter Wasser; s. a. Abschnitt Småland-Ignimbrite.
Abb. 49: Hälleflintartiger Vulkanit mit scherbiger Bruchfläche.
Abb. 50: Graubrauner Vulkanit mit wenig Einsprenglingen und dunklen Schlieren.
Abb. 51: Nahaufnahme unter Wasser. Die undeutlich konturierten Quarzaggregate sehen nicht wie Einsprenglinge aus und könnten auch sekundär, während der Entglasung entstanden sein.
Abb. 52: Fluidaler Vulkanit mit ovalem Einschluss eines Porphyrs, angewitterte Außenseite.
Abb. 53: Quarzfreier Porphyr vom Nymåla-Typ mit eckigen Feldspat-Einsprenglingen.
Abb. 54: Plagioklas-Megakristalle bis 6 cm Größe in einem grünlichen Diabas, Bildbreite ca. 17 cm.

Der Größenunterschied zwischen den Plagioklas-Megakristallen und dem kleinkörnigen Diabas lässt vermuten, dass die Plagioklase keine Einsprenglinge sind, die allmählich im basischen Diabas-Magma heranwuchsen, sondern mitgerissene Xenokristalle aus einer Kumulationszone innerhalb der Magmakammer.

3.3. Lönneberga Kyrka

Auf einer weiteren Rodung, an der Piste von Lönneberga nach Lönneberga Kyrka (schlechte Wegstrecke), fanden sich Porphyre vom Lönneberga-Typ, eine „Kugelhälleflinta“, deformierte Porphyre vom Nymåla-Typ sowie ähnliche Lapillituffe wie im Straßenaufschluss in Silverdalen (S25; 57.54588, 15.71006).

Abb. 55: Porphyr vom Lönneberga-Typ, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 56: Lapillituff, ähnlich dem Typ in Silverdalen, aber mit geringerem Anteil roter Vulkanoklasten; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 57: Nahaufnahme, nass fotografiert; zahlreiche grüne Epidot-Adern durchsetzen die Grundmasse.
Abb. 58: „Kugelhälleflinta“, loser Stein. Der außergewöhnliche Vulkanit-Typ wird in einem gesonderten Artikel vorgestellt.
Abb. 59: Lönneberga Kyrka.

Westlich von Lönneberga Kyrka erhebt sich der Lammerhatten. An seinem Fuße stehen kleinkörnige und dichte Aschentuffe (Hälleflinta) in Wechsellagerung an (S132; 57.53512, 15.68672).

Abb. 60: Kleinkörniger Lammerhatten-Tuff, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 61: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die hell- und rotbraunen Vulkanit-Fragmente sind mehrheitlich kleiner als 2 mm (=Aschentuff), Lapilli (über 6 mm) nur vereinzelt enthalten.

3.4. Kiesgrube Silverdalen

In einer Kiesgrube bei Silverdalen trifft man überwiegend auf gerundete Steine, zumeist wohl Nahgeschiebe (S199; 57.52934, 15.77246). Ein Ignimbrit-Geschiebe mit eutaxitischem Gefüge wird im Abschnitt Småland-Ignimbrite gezeigt.

Abb. 62: Kiesgrube bei Silverdalen.
Abb. 63: Einsprenglingsreiche Quarzporphyre sind eher untypisch für dieses Gebiet und wurden anstehend bisher nicht beobachtet. Breite 11 cm.
Abb. 64: Tektonische Brekzie, Breite 60 cm. Der Gesteinstyp fand sich mehrfach und stammt wahrscheinlich aus der näheren Umgebung.
Abb. 65: Gleicher Stein. Die Risse in diesem Vulkanit, entstanden beim Zerbrechen des Gesteins durch tektonische Einwirkung in der oberen Erdkruste, wurden mit Ausscheidungen von Milchquarz aus hydrothermalen Lösungen verfüllt. Dabei kam es auch zu einer starken Alteration des Wirtgesteins.

Granitoide des TIB sind im Vergleich zu den Vulkaniten in der Grube deutlich in der Überzahl, darunter grobkörnige rote Alkalifelspatgranite und blassrote, teils quarzarme Granite bis Quarzmonzonite.

3.5. Weg zum See Linden

Auf der Piste zur Nordspitze des Sees Linden, im Gebiet des Nymåla- und Lönneberga-Porphyrs, gelangt man zu einem Kiesschurf mit großen Findlingen (S133; 57.53736, 15.63313). Neben Nahgeschieben des Nymåla-Porphyrs fanden sich auch zahlreiche basische Gesteine des TIB, von denen zumindest ein Teil aus dem größeren und unmittelbar nördlich gelegenen Gabbro-Gebiet stammen dürfte (s. Karte Abb. 35).

Abb. 69: Diabas mit Plagioklas-Megakristallen, Breite 80 cm, Plagioklase bis 5 cm Länge (vgl. Abb. 54).
Abb. 70: Mittelkörniger Gabbro (S133e), Abschlag von einem größeren Block.
Abb. 71: Nahaufnahme. Das Gestein reagiert deutlich auf einen Handmagneten und besteht im Wesentlichen aus Plagioklas (weiß, teilweise transparent) und Pyroxen (teilweise umgewandelt in Amphibol).
Abb. 72: Doleritischer Metabasit, deutlich magnetisch, mit größeren und runden Amphibol-Granoblasten. Breite 40 cm.
Abb. 73: Handstück vom gleichen Stein, frische Bruchfläche (S133f). Die Kristallflächen der großen und metamorph entstandenen Amphibol-Aggregate spiegeln bei geeignetem Einfallen das Licht (links unten).
Abb. 74: An der Nordspitze vom See Linden.

Ein weiteres mafisches bis intermediäres Gestein konnte wenige Kilometer entfernt in einem Straßenanschnitt beprobt werden (NW Sjöarp; S 137; 57.56108, 15.62788), laut geologischem Kartenblatt Vetlanda NV ein „Quarzdiorit bis Gabbro“. Mineralbestand und Erscheinungsbild sprechen für einen Diorit, eine sichere Bestimmung und Unterscheidung von einem Gabbro ist aber erst nach mikroskopischer Ermittlung des Anorthitanteils im Plagioklas möglich.

Abb. 75: Mittelkörniger Plutonit (Diorit?) aus transparentem bis trübem Plagioklas und schwarzem Amphibol sowie etwas Erz. Eine Epidotader durchzieht den oberen Teil der Probe.
Abb. 76: Nahaufnahme unter Wasser. Aus der Masse aus grauem Plagioklas und schwarzem Amphibol stechen einige weiße Feldspäte hervor, bei denen es sich ebenfalls um Plagioklas handelt. Alkalifeldspat und Quarz wurden nicht beobachtet.

3.6. Umgebung von Karlstorp („Kolsjön-Vulkanite“)

Das Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1985) weist mehrere Gebiete mit sauren Ignimbriten aus, so auch westlich von Karlstorp und NW vom See Linden (gelbe und gestrichelte Signatur in Abb. 35). Den Vulkaniten ist ihre ignimbritische Entstehung in der Regel aber nicht anzusehen, weil ihnen das eutaxitische Gefüge fehlt. Man findet Übergänge von pyroklastischen Brekzien mit scharfkantigen Vulkanoklasten (ähnlich Abb. 38) zu fluidal-brekziösen Vulkaniten mit undeutlich konturierten, teils ausgelängt erscheinenden Vulkanoklasten und schließlich fluidal-schlierigen („eutaxitischen“) Vulkaniten.

Die Texturen dieser Vulkanite lassen sich mitunter schwer deuten. Kantige Vulkanit-Fragmente können aus dem gleichen Magma stammen und innerhalb eines Lavaflusses brekziiert worden sein. Vulkanite mit runden und kantigen Vulkanoklasten werden von NORDENSKJÖLD 1893: 81 als „Eutaxitbreccien“, die fluidalen Vulkanite vom Kolsjön in älterer Literatur als „Eutaxite“ bezeichnet. Eutaxit ist ein Begriff aus der Frühzeit der Vulkanologie (FRITSCH & REISS 1868) für Vulkanite mit einer lagig-schlierigen, gefleckten oder einer Fließtextur. Dabei kann es sich um Vulkanoklasten handeln, die zum Zeitpunkt der Entstehung noch verformbar waren. Unterschiedliche Tönungen der Grundmasse können aber auch auf schwankende Anteile von umgewandeltem Gesteinsglas zurückführen sein (WIMMENAUER 1985:175). Die Veränderung primärer vulkanischer Texturen wie Sphärolithe, Perlite, Lithophysen oder eutaxitischem Gefüge durch Entglasung und/oder leichte metamorphe Überprägung führt oftmals zu einer durchgreifenden Veränderung von Gefüge, Textur und Mineralbestand, sogar zu einer Segregation und Neubildung von Mineralen. Die Bezeichnung „Eutaxit“ ist daher wenig spezifisch, zudem veraltet, und sollte nicht mehr verwendet werden. Gebräuchlich – und nicht damit zu verwechseln – ist nur noch der Begriff „eutaxitisches Gefüge“ als spezifisches Merkmal einiger Ignimbrite.

Der Leitwert dieser fluidalen, in der Geschiebeliteratur als „Kolsjön-Vulkanite“ bezeichneten Gesteine (ZANDSTRA 1988:310, HESEMANN 1975:200-201) sowie des grauen Lapillituffs von Gåskullen bei Vimmerby dürfte zweifelhaft sein. Die große Wechselhaftigkeit der Vulkanite auf kleinstem Raum erschwert das Herausstellen von „Normaltypen“. Eine weitere Zusammenstellung von Proben der Kolsjön-Vulkanite, u. a. eines durch Mn-haltigen Epidot violett gefärbten Porphyrs, findet sich auf skan-kristallin.

Abb. 77: Aufschluss am Straßenabzweig zur Badestelle am Kolsjön.
Abb. 78: Im dm-Maßstab sind farbliche Übergänge innerhalb der Grundmasse erkennbar. Der dichte Vulkanit enthält kleine weiße Feldspat-Einsprenglinge und teils kantige, teils unscharf begrenzte dunklere Vulkanoklasten. Bildbreite etwa 30 cm.
Abb. 79: Handstück mit angewitterter Oberfläche aus dem gleichen Aufschluss, nass fotografiert (S195; 57.52114, 15.52706).

Die Ränder der teils kantigen dunkelbraunen Fragmente grenzen sich undeutlich von der Grundmasse ab. Es dürfte sich um bereits erstarrte, von der heißen Lava aufgenommene und randlich angeschmolzene Vulkanoklasten handeln. Ob die kleineren runden und dunklen Flecken den gleichen Ursprung besitzen, ist unklar. Dies könnten auch Relikte primärer vulkanischer, z. B. sphärolithischer Texturen sein.

Abb. 80: Vulkanit vom Kolsjön, 100 m hinter dem Abzweig zur Badestelle (S30; 57.521111, 15.527019, T. Langmann leg.), Aufnahme unter Wasser.

Hellbrauner Vulkanit mit weißen Feldspat-Einsprenglingen, überwiegend von scharfer Kontur, sowie runden bis kantigen und klaren Quarzkörnern. Wenige dunkelbraune und locker im Gestein verteilte Flecken gehen ohne deutliche Begrenzung in die Grundmasse über. Oben rechts ein weitgehend assimilierter Vukanoklast mit abweichender Zusammensetzung.

Abb. 81: Nahaufnahme.

Nach NORDENSKJÖLD 1893:86 treten in den Vulkaniten vom Kolsjön sphärolithische, perlitische oder lithophysenartige Bildungen auf. Die Perlitstruktur soll teilweise auch makroskopisch wahrnehmbar sein (ebenda S. 102f). Nach PERSSON 1973 könnten die dunklen Flecken als Sphärolithe und runde Quarzaggregate weniger als Einsprenglinge, sondern als entglaste Perlite oder Lithophysen anzusehen sein. Entsprechend nachweisen lässt sich dies erst durch dünnschliffmikroskopische Untersuchungen. HESEMANN 1975:200 bezeichnet das Gestein „Perlitischer und sphärolithischer Ignimbrit von Kolsjön-Kulla“ und nennt ebenfalls primäre vulkanische Texturen, die mit bloßem Auge erkennbar sein sollen. An Hand der vorliegenden und hier gezeigten Proben lässt sich dies allerdings nicht bestätigen. Weitere Bilder von dieser Fundstelle auf strand-und-steine.de.

Abb. 82: Badestelle am Kolsjön.

Im Vulkanitgebiet östlich von Karlstorp (Ignimbrit-Signatur in Abb. 35) treten Lapillituffe und brekziöse bis fluidale Vulkanite sowie hälleflintartige Vulkanite mit wenigen Einsprenglingen auf.

Abb. 83: Straßenaufschluss, etwa 2 km östlich von Karlstorp (S191; 57.51109, 15.54663).
Abb. 84: Rotbrauner, teils brekziöser, teils fluidaler Vulkanit. Angewitterte Seite eines losen Steins, nass fotografiert. Breite 14 cm.
Abb. 85: Gleicher Stein, Aufnahme einer polierten Schnittfläche unter Wasser; unten links ein runder Vulkanoklast, der wiederum kantige Bruchstücke von Vulkaniten enthält.
Abb. 86: Nahaufnahme.

Dieser Vulkanit dürfte unter turbulenten Bedingungen und hohen Temperaturen in einem pyroklastischen Strom abgelagert worden sein: einige der runden bis länglichen Vulkanoklasten sind mit der Matrix verschweißt, andere weisen scharfe Kanten auf. In der Grundmasse sind Ansätze eines eutaxitischen Gefüges erkennbar (Fiamme), das aber keiner Vorzugsrichtung zu folgen scheint. Alle Deformationen dürften primär vulkanisch sein, da die Vulkanite dieses Gebietes kaum oder nur geringfügig tektonisch überprägt wurden.

Abb. 87: Fleckiger und hell- bis dunkelbrauner Vulkanit (S191) mit wenigen, teils klar, teils unscharf konturierten Bruchstücken.
Abb. 88: Wenig weiter östlich steht ein schlieriger brauner Lapillituff mit verschiedenfarbigen Vulkanoklasten an (S192; 57.51218, 15.54955).
Abb. 89: Lapillituff vom See Kolsjön, ähnlich dem Gestein in Silverdalen (Abb. 39); Handstück in der Sammlung der BGR in Berlin („gekauft von Dr. F. Krantz/Bonn“).
Abb. 90: Ein ganz anderer Vulkanit-Typ aus dem gleichen Gebiet, ein grünlichgrauer Porphyr mit weißen Plagioklas-Einsprenglingen, ähnlich dem Lönneberga-Typ. Aufnahme unter Wasser (S193; 57.51237, 15.55107).
Abb. 91: In der Vergrößerung der Nahaufnahme ist diagonal zur Klüftung eine feine fluidale Textur erkennbar, ähnlich der Fiamme des eutaxitischen Gefüges.
Abb. 92: Aufschluss am Weg zwischen Kulltorp und Kulla, Bildbreite 35 cm. Hellbrauner, teils grünlicher Porphyr mit weißen Feldspat- (Alkalifeldspat erkannt), runden und farblosen Quarz-Einsprenglingen sowie einzelnen braunen bis rotbraunen Lapilli (S194; 57.51811, 15.55337).
Abb. 93: Der Vulkanit wird scharf von einem Diabas-Gang durchschnitten; Bildbreite ca. 40 cm.
Abb. 94: Probe aus dem Aufschluss, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 95: Nahaufnahme.

Auch im Gebiet NW des Linden, aus dem die folgenden Proben stammen, stehen laut geologischem Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1985) großflächig Ignimbrite an (Abb. 35). Aber in keinem der braunen, überwiegend aber grünlichen und einsprenglingsreichen, dem Lönneberga-Typ ähnlichen Vulkanite, ist eutaxitisches Gefüge erkennbar.

Abb. 96: Stark geklüfteter Vulkanit, ähnlich den Gesteinen vom Kolsjön, mit einem dunkelgrauen Vulkanoklast und undeutlich begrenzten Partien mit bläulichem Quarz. Aufnahme unter Wasser (S196; 57.53554, 15.55710).
Abb. 97: Alterierter Vulkanit mit wenigen größeren und weißen (Plagioklas-), ansonsten zahlreichen kleineren und stark vergrünten Einsprenglingen durchsetzt; grüne Grundmasse mit orangebraunen Partien (S197: 57.53519, 15.59475).

Ausgedehnte Straßenaufschlüsse an der Lokalität Rubborna (S198; 57.53444, 15.59532) lieferten Proben grüner und brauner, teils gebänderter Vulkanite (Tuffe und Lapillituffe). Quarzeinsprenglinge waren in keiner der Proben erkennbar. Einige Vulkanite entsprechen dem Lönneberga-Typ, vgl. Abb. 6-7 im Artikel Lönneberga-Porphyr.

Abb. 98: Hell- bis dunkelgrüner, teils rötlichbrauner Tuff, Aufnahme unter Wasser (S198c).
Abb. 99: Nahaufnahme. Die Tuffmatrix wurde offenbar weitgehend epidotisiert bzw. chloritisiert.

Bemerkenswert ist der Fund eines Vulkanits mit runden Vulkanoklasten vom Lönneberga-Typ. Die Vulkanoklasten enthalten mehr Feldspat-Einsprenglinge als die hellgrüne, teils rotbraune Grundmasse, dürften aber eine ähnliche Zusammensetzung besitzen und aus dem gleichen Magma stammen.

Abb. 100: Lapillituff mit runden Vulkanoklasten (Lönneberga-Typ), Aufnahme unter Wasser (S198b, Rubborna)
Abb. 101: Nahaufnahme; die Ränder der Vulkanoklasten grenzen sich nur unscharf von der Matrix ab. Ihre Abrundung könnte im noch schmelzflüssigen Zustand erfolgt sein.
Abb. 102: Blick über die leicht hügelige Landschaft bei Eksjö.

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kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
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Geschiebesammeln in Polen: Jastrzębia Góra und Gdynia

Abb. 1: Anorthosit, Geschiebe vom Geröllstrand in Jastrzębia Góra, Breite 15 cm.

Geschiebestrände sind an der polnischen Ostseeküste selten, weil es sich ganz überwiegend um eine Ausgleichsküste handelt. Durch Einwirkung von Wind und Wasser wird Sand abgetragen und der Küste vorgelagert. Auf diese Weise wird die Küstenlinie begradigt, ausgedehnte Sandstrände und Dünen entstehen. An solchen Küstenabschnitten findet man dann kilometerweit keinen Stein. In Polen gibt es nur wenige Lokalitäten, wo ein aktives Kliff mit Geschiebemergel oder ein Sandkliff angeschnitten ist, z. B. bei Misdroy (Westpolen). Eine Reise im Sommer 2021 führte an zwei der wenigen Geschiebestrände im Gebiet der Danziger Bucht, nach Jastrzębia Góra und in die Hafenstadt Gdynia.

Abb. 2: Lage der beiden Fundlokalitäten. Quelle: wikipedia, Karte verändert.

1. Jastrzębia Góra

Jastrzębia Góra (alter deutscher Name: Habichtsberg) liegt in der Woiwodschaft Pommern, etwa 55 km NNW von Danzig. Hier befindet sich der nördlichste Punkt Polens, ansonsten gibt es nicht viel zu sehen, denn der Ort lebt ausschließlich vom sommerlichen Badetourismus. Wo sich die in nordöstlicher Richtung verlaufende Ausgleichsküste nach Südosten wendet, ist ein Kliff angeschnitten. Auf knapp 1,5 km Länge gibt es einen Geschiebestrand. Zu Zwecken des Küstenschutzes wurden am Strand große Geschiebe abgelagert, die aus der unmittelbaren Umgebung stammen dürften.

Abb. 3: Geschiebestrand von Jastrzębia Góra.
Abb. 4: Größere Geschiebe im Brandungssaum.
Abb. 5: Aufgrund des starken Küstenrückgangs der vergangenen Jahre wurde zum Zwecke des Uferschutzes eine Betonmauer errichtet, der zahlreiche Großgeschiebe vorgelagert sind.

Das Geschiebespektrum am Strand von Jastrzębia Góra ist nicht außergewöhnlich und im Grunde genommen mit einigen Lokalitäten im östlichen Brandenburg vergleichbar: reichlich Åland-Kristallin und Rapakiwi-Gesteine, viel Brauner Ostseequarzporphyr und Gesteine aus Dalarna. Auffällig ist das weitgehende Fehlen von Feuerstein. Ostbaltisches, also aus östlichen Richtungen angeliefertes Material wie Kugelsandstein und Dolomit, ist aber ebenfalls kaum zu finden. Unterkambrische Sandsteine mit Spurenfossilien (Skolithos-Sandstein) treten nur vereinzelt auf, häufiger sind paläozoische Kalksteine, vor allem Paläoporellenkalk.

Rapakiwi-Gesteine von Åland gehören zu den häufigsten Funden. Es findet sich die ganze Bandbreite an Åland-Rapakiwis, v.a. Wiborgite, weiterhin Åland-Ringquarzporphyre, Quarzporphyre, darunter auch die Gangporphyre von Hammarudda.

Abb. 6: Åland-Quarzporphyr.
Abb. 7: Åland-Quarzporphyr, Skeppsvik-Typ mit trüben und leicht bläulichen Quarzen. Breite 18 cm.
Abb. 8: Åland-Ringquarzporphyr, Breite 16 cm.
Abb. 9: Großer Block eines Åland-Ringquarzporphyrs, Breite 37 cm.
Abb. 10: Nahaufnahme einer angenässten Partie.
Abb. 11: Hammarudda-Quarzporphyr, Breite 21 cm.
Abb. 12: Blassroter Åland-Wiborgit, Breite 30 cm.
Abb. 13: Nahaufnahme des Gefüges.
Abb. 14: Åland-Rapakiwi, Mischtyp Wiborgit/Pyterlit. Breite 25 cm.
Abb. 15: Blassroter Porphyraplit, Breite 75 cm.
Abb. 16: Nahaufnahme.
Abb. 17: Grauer Pyterlit. Breite 50 cm. Herkunft ungewiss. Wahrscheinlich stammt zumindest ein Teil solcher hellen Pyterlite von Åland.
Abb. 18: Nahaufnahme.

In Jastrzębia Góra treten – wenn auch nicht besonders zahlreich – Rapakiwi-Granite auf, die dem Rapakiwi-Vorkommen von Kökar zugeordnet werden können.

Abb. 19: Kökar-Rapakiwi. Sehr grobkörniger porphyrischer Rapakiwigranit mit rotem und grünem Plagioklas. Zahlreiche Feldspäte weisen einen dicken Saum aus rotbraunem Plagioklas auf. Breite 60 cm.
Abb. 20: Nahaufnahme, nass fotografiert.
Abb. 21: Wiborgit mit reichlich rotbraunem Plagioklas (Åland oder Kökar?). Breite 26 cm.
Abb. 22: Nahaufnahme.
Abb. 23: Åland?-Wiborgit mit bläulichen Quarzen und grün umsäumten Feldspat-Ovoiden bis 33 mm Durchmesser.

Darüber hinaus finden sich zahlreiche weitere und interessante Rapakiwi-Geschiebe, die sich nicht ohne weiteres einer genaueren Herkunft zuordnen lassen.

Abb. 24: Porphyrischer Rapakiwi, Breite 48 cm.
Abb. 25: Nahaufnahme des Gefüges; kreuzförmiger Zwilling zweier Feldspat-Kristalle.
Abb. 26: Dunkler Pyterlit mit sehr großen Ovoiden. Breite 50 cm. Gefüge und dunkle Farbe erinnern an Rapakiwis vom Wiborg-Pluton. Allerdings sind hier keine Feldspat-Ovoide erkennbar (kein Wiborgitgefüge). Eine Herkunft vom SW-finnischen Festland ist denkbar (Laitila- oder Vehmaa-Pluton), allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass weitere und bisher unentdeckte (Unterwasser)-Vorkommen solch grobkörniger Pyterlite existieren.
Abb. 27: Nahaufnahme.
Abb. 28: Roter porphyrischer Rapakiwi-Granit mit hellen Quarzen und dicken Säumen aus gelbem Plagioklas um einzelne Alkalifeldspat-Ovoide. Breite 37 cm.
Abb. 29: Nahaufnahme. Das Gefüge ähnelt den Wiborgiten vom Rödö-Pluton, die Ovoide sind jedoch recht klein für eine eindeutige Zuordnung (unter 2 cm).
Abb. 30: Dieses Geschiebe hingegen ist ganz eindeutig ein Rödö-Wiborgit. Breite 50 cm.
Abb. 31: Nahaufnahme, Bildbreite 14 cm. Die großen und hellen Quarze der 1. Generation zeigen kaum Spuren einer magmatischen Korrosion. Viele der Feldspat-Ovoide sind größer als 2 cm und weisen vereinzelt dicke Plagioklasringe auf.
Abb. 32: Nahaufnahme. Um die blassgelben Alkalifeldspäte findet sich häufig ein Ring aus radial verlaufenden und roten graphischen Verwachsungen aus Feldspat und Quarz. Auch reichlich intensiv gelbgrüner Plagioklas ist enthalten.
Abb. 33: Dieser Wiborgit zeigt ebenfalls Merkmale eines Rödö-Rapakiwis. Rapakiwis mit orangebrauner Gesamtfarbe kommen auf Rödö vor, wenn auch untergeordnet. Breite 18 cm.
Abb. 34: Nahaufnahme.
Abb. 35: Rödö-Rapakiwi. Die gelblichen, bis 2 cm großen Feldspat-Ovoide sind heller als die vollrote Grundmasse, die großen und leicht bläulichen Quarze zeigen kaum Spuren einer magmatischen Korrosion. Breite 13 cm.
Abb. 36: Vollroter Rapakiwi mit etwas helleren Alkalifeldspat-Ovoiden und dunklen größeren Quarzen. Breite 13 cm.
Abb. 37: Nahaufnahme. Ob auch dieser Rapakiwi von Rödö stammt, ist unklar. Entscheidend für die Bestimmung ist die Größe der Ovoide (2 cm und mehr), hier bleiben sie deutlich darunter. Ähnliche Rapakiwigranite könnten z. B. auch von Nordingrå stammen.
Abb. 38: Porphyrischer Rapakiwi (Nordingrå-Rapakiwi?). Helle und rechteckige Feldspäte sind von einer roten Grundmasse aus graphischen Quarz-Feldspat-Verwachsungen umgeben, größere hellgraue Quarze sind locker im Gestein verteilt.
Abb. 39: Nahaufnahme. Solche porphyrischen Rapakiwi-Granite sind aus Nordingrå bekannt. Allerdings besteht bei vielen Varianten eine Verwechslungsmöglichkeit mit Rapakiwis vom Åland-Pluton.

Porphyre

Abb. 40: Der Braune Ostsee-Quarzporphyr tritt sehr häufig auf, auch in großen Blöcken. Breite 45 cm.
Abb. 41: Brauner Ostsee-Quarzporphyr, Breite 56 cm.
Abb. 42: Der Rote Ostsee-Quarzporphyr ist bedeutend seltener. Ein besonderer Fund ist dieses große und stark angewitterte Ignimbrit-Geschiebe. Breite 47 cm.
Abb. 43: Nahaufnahme. Durch Verwitterung tritt das eutaxitische Gefüge besonders deutlich hervor. Neben basischen Xenolithen ist ein rundes Fragment eines braunen Quarzporphyrs erkennbar.
Abb. 44: Quarzporphyr, ein Gangporphyr mit graphischen Verwachsungen in der Grundmasse. Herkunft unbekannt.
Abb. 45: Grüner Quarzporphyr mit hellen, teilweise stark magmatisch korrodierten Feldspat-Einsprenglingen, Breite 95 mm. Herkunft unbekannt.
Abb. 46: Auch der Lemland-Granit stammt von Åland, gehört aber nicht in die Suite der Rapakiwi-Gesteine. Er ist etwa 1,8 Ga alt und entstand nach Beendigung der Svekofennischen Gebirgsbildung. Breite 16 cm.

Der nächste Fund zeigt ein ähnliches Gefüge wie der Lemland-Granit, ist aber nicht so grobkörnig; ein Granit mit porphyrischem Gefüge aus blassroten Alkalifeldspat-Zwillingen in einer Grundmasse aus grauem Quarz und rotem Plagioklas.

Abb. 47: Lemland-Granit oder postsvekofennischer Granit? Breite 55 cm.
Abb. 48: Nahaufnahme des Gefüges.

Geschiebe aus Dalarna

Kristallingesteine aus Dalarna finden sich reichlich am Strand von Jastrzębia Góra, neben Bredvad- und Grönklitt-Porphyr auch auffällig viele Geschiebe des Garberg-Granits, während der Siljan-Granit kein einziges Mal angetroffen wurde.

Abb. 49: Älvdalen-Ignimbrit, Breite 21 cm.
Abb. 50: Einsprenglingsreicher Dala-Porphyr, Breite 14 cm.
Abb. 51: Digerberg-Konglomerat, Breite 18 cm.
Abb. 52: Gleicher Stein, Nahaufnahme eines roten Porphyrs mit fluidaler Textur.
Abb. 53: Heden-Porphyr, Breite 20 cm.
Abb. 54: Garberg-Granit, Breite 17 cm.
Abb. 55: Garberg-Granit, Breite 17 cm.
Abb. 56: Garberg-Granit, recht quarzreich, möglicherweise ein Übergang zum Siljan-Granit.

Marmor und Gneise vom Sörmland-Typ

Unter den mittelschwedischen Geschiebetypen treten Marmor bzw. Silikatmarmor („Ophicalcit“) und graue migmatitische Paragneise vom Sörmland-Typ sehr häufig in Erscheinung. Marmorgeschiebe sind besonders häufig, insgesamt 7 Funde wurden dokumentiert, die meisten davon sind Großgeschiebe. Näheres zu Marmor/Silikatmarmor und Sörmland-Gneis.

Abb. 57: Großes Geschiebe eines Silikatmarmors (Ophicalcit), Breite 47 cm.
Abb. 58: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die grünen Mineralkörner sind forsteritischer (Mg-reicher) und meist serpentinisierter Olivin oder Klinopyroxen (Diopsid). Eine Unterscheidung dieser Minerale von Hand ist nicht möglich.
Abb. 59: Silikatmarmor, Breite 12 cm.
Abb. 60: Silikatmarmor, Breite 21 cm.
Abb. 61: Gleicher Stein, Nahaufnahme.
Abb. 62: Einschlussführender Marmor, Breite 65 cm.
Abb. 63: Detailansicht, Breite 27 cm. Das Gestein enthält gerundete Klasten von Quarz-Feldspat-Gneisen.
Abb. 64: Gebänderter Marmor, Breite 50 cm.
Abb. 65: Grauer migmatitischer Paragneis, Breite 95 cm.
Abb. 66: Grauer migmatitischer Paragneis mit Granat (Sörmland-Gneis). Breite 110 cm.
Abb. 67: Sörmland-Gneis, Breite 14 cm.
Abb. 68: Granatreicher migmatitischer Paragneis („Kinzigit“), Breite 38 cm. Der Fund eines ähnlichen Gesteins wird von BAUSCH & LÜTTIG 2005 diskutiert. Als mögliches Herkunftsgebiet nennen die Autoren SW-Finnland. Allerdings könnte mit ähnlichen Vorkommen in der Ostsee und in Sörmland zu rechnen sein (s. a. Sörmland-Gneis).
Abb. 69: Gleicher Stein, Bildbreite 17 cm. Neben reichlich Granat enthält das Gestein graublauen Cordierit und Sillimanit (silbrig-graue Schlieren zwischen den Granat-Porphyroblasten).

Granite

Granite aus dem Transskandinavischen Magmatitgürtel (TIB) sind regelmäßig, von der Menge her den Rapakiwigesteinen deutlich untergeordnet zu finden. Rote Småland-Granite oder die gleichkörnigen Växjö-Typen kommen nur vereinzelt vor, häufiger sind dunkle porphyrische Varianten, wie aus NE-Småland bekannt sind (u. a. Kinda-Granit). Die aus dem südlichen Småland stammenden Vulkanite wie Paskallvik- und Emarp-Porphyr fehlen, ebenso die hälleflintartigen Småland-Vulkanite.

Abb. 70: Kinda-Granit, Breite 14 cm.
Abb. 71: Kinda-Granit bzw. NE-Småland-Granit.
Abb. 72: „Virbo-Granit“ (Ost-Småland), Breite 28 cm.
Abb. 73: Filipstad-Granit, Breite 37 cm.
Abb. 74: Filipstad-Granit.

Besonders grobkörnige bis riesenkörnige porphyrische Granite lassen sich häufiger beobachten. Sie können zwar keiner näheren Herkunft zugeordnet werden, dürften zum Teil aber aus den nördlichen Gebieten des TIB stammen, z. B. Östergötland. Andere porphyrische Granite besitzen große helle und rechteckige Alkalifeldspat-Einsprenglinge, ihre Herkunft ist gänzlich ungewiß (Abb. 78, 79).

Abb. 75: Grob porphyrischer TIB-Granit mit etwas Blauquarz, Breite 45 cm. Ein einzelnes Ovoid besitzt einen Durchmesser von 56 mm.
Abb. 76: Grob porphyrischer Granit, Breite 55 cm.
Abb. 77: Grob porphyrischer Granit, Breite 30 cm.
Abb. 78: Grob porphyrischer Granit, Breite 30 cm.
Abb. 79: Grob porphyrischer Granit, Grenze zu einem basaltischen Gestein. Breite 43 cm.
Abb. 80: Revsund-Granit. Breite 52 cm.
Abb. 81: Nahaufnahme. Die weißen Alkalifeldspäte bilden teilweise perfekte Karlsbader Zwillinge und weisen eine deutliche perthitische Entmischung auf. Gelblicher Plagioklas und hellgrauer Quarz bilden bedeutend kleinere Körner.
Abb. 82: Weißer porphyrischer Granit, Bildbreite 46 cm.
Abb. 83: Porphyrischer Granit mit einem runden Alkalifeldspat mit zoniertem Aufbau. Breite 17 cm. Der orbicul-ähnliche Feldspat dürfte durch Bewegung in der Schmelze eine runde Gestalt erhalten haben. An seinem Außenrand schieden sich dunkle Minerale ab, anschließend setzte das Kristallwachstum offenbar erneut ein.

An mittelschwedischen Graniten aus Bergslagen und Uppland konnten mehrfach Geschiebe des Vänge- und Stockholm-Granits beobachtet werden, vereinzelt Sala- und Uppsala-Granit. Darüber hinaus gibt es zahlreiche unspezifische graue Granite („Uppland-Granite“) mit vermutlich ähnlichem Herkunftsgebiet (Abb. 93). Die übrigen Bergslagen-Granite dürften als Geschiebe meist nicht eindeutig bestimmbar sein, zu sehr ähneln sich Varianten aus verschiedenen Gebieten, zu unspezifisch sind die allgemeinen Merkmale. Entsprechende Zuordnungen wurden daher mit einem Fragezeichen versehen (Abb. 87 und 94).

Abb. 84: Sala-Granit, Breite 70 cm.
Abb. 85: Nahaufnahme.
Abb. 86: Vänge-Granit, Bildbreite 30 cm.
Abb. 87: Mittelkörniger Granit, Farbe und Zusammensetzung ähnlich dem Vänge-Granit, aber abweichendes Gefüge (Malingsbo-/Enkullen-Granit?). Vgl. auch Ähnlichkeiten zwischen Hedesunda-Granit und Vänge-Granit.
Abb. 88: „Grauer Uppland-Granit“. Solche Granite mit einem ähnlichen Gefüge wie der Sala-Granit, aber ohne Blauquarz, kommen häufig vor. Herkunft dürfte in der Region Uppland/Bergslagen liegen.
Abb. 89: Porphyrischer Granit; Herkunft unbekannt, möglicherweise ebenfalls ein Uppland-Granit (Fellingsbro-Granit?). Breite 25 cm.

Basische Gesteine und Metabasite

Abb. 90: Diabas, Breite 23 cm.
Abb. 91: Grobkörniger Åsby-Ulvö-Dolerit, Breite 48 cm.
Abb. 92: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 93: Basaltisches Gestein mit glasglänzender Oberfläche („Basaltähnlicher Ostsee-Diabas“?), nur mikroskopisch bestimmbar, vgl. HESEMANN 1975: 168). Breite 38 cm.
Abb. 94: Gabbroides Gestein mit Xenolith eines porphyrischen Magmatits (Gabbro oder Diorit). Breite 45 cm.
Abb. 95: Porphyroblastischer Amphibolit („Uralitgabbro“), Breite 40 cm.
Abb. 96: Coronitischer Leukogabbro (Olivingabbro). Breite 27 cm.
Abb. 97: Gefüge des Gesteins.
Abb. 98: Nahaufnahme. Kerne und Coronen dieses Gesteinstyps bestehen zumeist aus Mineralgemischen. Der Kern enthält Olivin-Relikte, die Coronen – hier gut erkennbar – faserigen Amphibol („Aktinolith-Sonnen“).
Abb. 99: Ein weiterer coronitischer Olivingabbro, Breite 60 cm.
Abb. 100: Nahaufnahme.

Weitere Metamorphite

Abb. 101: „Gedrit-Leptit“; feinkörniger heller Granofels mit büschelartigen Aggregaten aus feinfaserigem Amphibol, wahrscheinlich Gedrit. Breite 24 cm. (s. a. Ampbibol-porphyroblastische Gneise, Abb. 31-34).
Abb. 102: Gleicher Stein, andere Ansicht.
Abb. 103: Dunkler und doleritischer Metabasit, durchsetzt von einem Netz eines helleren und quarzreichen Magmas (net veins). Breite 50 cm.
Abb. 104: Migmatitischer Gneis; graue Gneispartie (Restit?) mit Staffelbruch. Bildbreite 40 cm.
Abb. 105: Grünstein (Metabasit), durchzogen von pegmatitischen Gängen. Breite 40 cm.
Abb. 106: Fleckenquarzit mit weißen Sillimanit-Granoblasten. Herkunft: wahrscheinlich svekofennisch, nicht unbedingt aus dem Västervik-Gebiet. Breite 20 cm.

Sedimentite

Abb. 107: Einziger Fund eines Kugelsandsteins in Jastrzębia Góra. Breite 12 cm.
Abb. 108: Jotnischer Sandstein mit Entfärbungsflecken, Breite 45 cm.
Abb. 109: Jotnischer Sandstein mit Schrägschichtung, Breite 40 cm.
Abb. 110: Jotnischer Sandstein mit Tongallen, Bildbreite 32 cm.
Abb. 111: Konglomerat-Lage in einem Sandstein (Schichtrichtung um 90 Grad gedreht); Porphyr-, Granit- und Milchquarz-Klasten in einer konglomeratischen Sandstein-Matrix. Breite 15 cm.

Tilluntersuchungen an ausgewählten Lokalitäten in der Umgebung der Danziger Bucht bestätigen als Hauptliefergebiete Åland, Dalarna und Mittelschweden (WOŹNIAK et al 2009). Neben der vorherrschenden Zugrichtung des Eises aus NNW, lokal auch von Osten, wird anhand von Leitgeschiebezählungen für einzelne Tillablagerungen (Unterteilung in roof/base part of the upper till und lower till) ein weiterer Vorstoß von Nordwesten genannt, belegt durch Funde südschwedischer Leitgeschiebe sowie der Orientierung der Längsachsen von Geschieben in den Moränenablagerungen. Für die Zählungen herangezogen wurden im Einzelnen rote und graue Växjö-Granite, rote Småland-Granite und Småland-Porphyre; Vånevik-Granit sowie Beyrichienkalk. Die kursiv gedruckten Geschiebetypen gelten allerdings nicht als Leitgeschiebe, die übrigen konnte ich weder in Jastrzebia Gora, noch in Gdynia finden. „Südlichste“ Vertreter sind Kinda-Granit und Virbo-Granit; sie könnten auch mit einem Eisstrom aus nördlicher Richtung transportiert worden sein.

Abb. 112: Skizze der Transportrichtungen von Gesteinsmaterial in die Danziger Bucht. Schwarzer Pfeil: Hauptrichtung; roter Pfeil: untergeordneter Transport von Westen und Nordwesten; weißer Pfeil: lokal ist auch ein Transport aus östlichen Richtungen belegt. Kartenskizze nach WOŹNIAK et al 2009.

Weiter zu: Geschiebesammeln in Polen, Teil 2: Gdynia

Literatur

BAUSCH WM & LÜTTIG GW 2005 Ein Kinzigit-Geschiebe aus Salzhausen (Lüneburger Heide) – Geschiebekunde aktuell 21 (1): 5-12, 2 Abb., Hamburg / Greifswald.

SOKOŁOWSKI, RJ (Ed.) 2014 Ewolucja środowisk sedymentacyjnych regionu Pobrzeża Kaszubskiego – 126 S, Wydział Oceanografii i Geografii Uniwersytetu Gdańskiego.

WOŹNIAK P, CZUBLA P, WYSIECKA G & DRAPELLA M 2009 Petrographic composition and directional properties of tills on the NW surroundings of the Gdansk Bay, Northern Poland – Geologija 51, S. 59-67. 10.2478/v10056-009-0007-z.