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Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen 1

Abb. 1: Osterzgebirgischer Gangachat, Quarz-Amethyst-Achat-Paragenese, auch Schlottwitzer „Trümmerachat“. Kiesgrube Zeithain, Breite 18 cm (Slg. B. Mekiffer).

In Kiesgruben im südlichen Südbrandenburg und nördlichen Sachsen finden sich regelmäßig Gesteine sächsischer und böhmischer Herkunft. Sie sind die Fracht mehrerer alter Elbeläufe, die sich vom Miozän bis zum Holozän verfolgen lassen, mit jeweils charakteristischen Geröllgemeinschaften. Die Flussläufe wurden während der nordischen Inlandvereisungen und der Warmzeiten mehrfach verlegt, Ablagerungen von Elbschottern durch das vorrückende Inlandeis, periglaziale und glazifluviale Prozesse teilweise abgetragen, umgelagert und mit glazialen Sedimenten vermengt. So treten an manchen Lokalitäten Elbgerölle lediglich als Beimengung zu nordischen Geschieben in Erscheinung, an anderen Orten überwiegen sie. Der Geschiebesammler betritt hier mitunter eine „andere Welt“ mit einer ungekannten Vielfalt an Gesteinstypen. Die Heimatgebiete dieser Elbgerölle liegen in Sachsen (Erzgebirge, Tharandter Wald, variszische Einheiten innerhalb der Elbezone, Meißener Gebiet, Döhlener Becken, Elbsandsteingebirge) und in Nordböhmen (Riesengebirgsvorland, Erzgebirge, Böhmisches Mittelgebirge, Barrandium, permokarbonische Becken).

Abb. 2: Übersichtskarte der Liefergebiete der Elbgerölle (Kartengrundlage GRYGAR 2016, DROST 2008, PÄLCHEN & WALTER 2008).

Dieser Artikel ergänzt die Dokumentation von Elbgeröllen aus der Umgebung von Berlin, aus dem Gebiet von Teltow, Zauche und Fläming durch Funde von ausgewählten Lokalitäten in Südbrandenburg und Sachsen. Insbesondere Ablagerungen des mittelpleistozänen Berliner Elbelaufs sind von Interesse, die Fundbeschreibungen aus den Gruben Altenau, Mühlberg und Zeithain daher etwas umfangreicher. Einen Einblick in die Gemeinschaft der Elbgerölle vermittelt auch der Besuch der Elbufer in Dresden und Meißen. Nur vereinzelt wurden Lokalitäten mit Ablagerungen der älteren „Senftenberger Elbe“ (Pliozän und Altpleistozän) auf den Tertiärhochflächen der Niederlausitz besucht.

Die Kiesgrubenfunde stammen bevorzugt aus der Überkorn-Fraktion (5-25 cm), was eine gewisse Selektion hinsichtlich ihrer Verteilung und Häufigkeit bedingt. So sind die oftmals recht kleinen Einzelgerölle von Amethyst, Chalcedon oder Achat im Überkorn kaum zu finden. Die Bestimmung der Gerölle erfolgte gemäß den Beschreibungen von Kurt Genieser (GENIESER 1953a, 1955, 1957, 1962, GENIESER & MIELECKE 1957), die durch SCHWARZ et al 2012, SCHWARZ & LANGE 2013, 2017, SCHWARZ & RIEDRICH 2010, SCHWARZ 2021 und SCHWARZ 2024 teilweise revidiert und erweitert wurden (s. Literaturverzeichnis).

Abb. 3: Übersichtskarte der Fundlokalitäten im südlichen Brandenburg und in Sachsen (ohne Dresden und Meißen).

1 – Kiesgrube Mühlberg (51.442307, 13.242926) – Berliner Elbelauf
2 – Kiesgrube Altenau (51.423500, 13.270685) – Berliner Elbelauf
3 – Kiesgrube Dixförda (51.818749, 13.027673)
5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf
11 – Kiesgrube Zeithain (51.337842, 13.310569) – Berliner Elbelauf

1. Kiesgrube Altenau, Mühlberg und Zeithain

In den Kiesgruben Mühlberg, Altenau und Zeithain werden Schotter der tieferen Mittelterrasse abgebaut. Sie werden der mittelpleistozänen Berliner Elbe zugeordnet (WOLF & ALEXOWSKY 1998), einer spätelster- bis frühsaalezeitlichen Sedimentation innerhalb der sog. Elbtalglazialwanne (SCHWARZ & LANGE 2013). In Mühlberg finden sich auch jüngere Ablagerungen (STEDING 1996, WOLF & ALEXOWSKY 1998). An allen drei Fundorten dominieren klar Gesteine südlicher Herkunft (Elbgerölle), nordische Geschiebe beschränken sich auf wenige Einzelfunde. Das Geröllinventar ist vielfältig und besteht aus Gesteinsmaterial aus dem Barrandium in Böhmen, der sächsischen und böhmischen Seite des Erzgebirges, variszischen Einheiten, Döhlener Becken und dem Meißener Massiv (Abb. 2). Gesteine aus dem Riesengebirge und dem Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex sowie Gerölle aus dem Muldesystem treten nur in sehr geringer Menge auf (EISSMANN 1975).

Abb. 4: Überkornhalde in der Kiesgrube Altenau.
Abb. 5: Dem Besucher fällt schnell der hohe Anteil grauer Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens auf (Kiesgrube Altenau).

Der Anteil nordischer Geschiebe in der Überkorn-Fraktion wird auf maximal 1-2% geschätzt. Vereinzelt finden sich Feuersteine, unterkambrische Skolithos-Sandsteine oder Rapakiwi-Granite. Abb. 6 zeigt einen unterkambrischen Skolithos-Sandstein aus Altenau, Abb. 7 einen Åland-Quarzporphyr aus Zeithain.

Quarzreiche Gerölle

In der Grobkies-Fraktion ist ein hoher Milchquarz-Anteil zu beobachten, im Überkorn tritt er deutlich zurück. Typisch „südliche“ Milchquarz-Varianten sind gehäufte Funde von „streifig durchscheinenden Quarzen“ und „zellig zerfressenen Gangquarzen“. Gelegentlich treten Kasten-, Zellen-, Gerüst- und Strahlenquarze auf. Ein Teil davon sind typisch osterzgebirgische Bildungen, insbesondere in Paragenese mit Amethyst, Rauchquarz, Jaspis oder Achat (Abb. 14). Große gelbe Pseudomorphosen von Quarz nach Baryt (Abb. 9) sind aus dem Mittelerzgebirge bekannt.

Abb. 8: Milchquarze, Zeithain
Abb. 9: Strahlenquarz, Altenau.
Abb. 12: Kasten- oder Zellenquarz, Altenau, Breite 12 cm.
Abb. 13: Kastenquarz, Altenau, angefeuchtete Schnittfläche.
Abb. 14: Quarzreiche Störungsbrekzie mit Milchquarzbändern und hell orangefarbenen Achat-Fragmenten (osterzgebirgischer „Trümmerachat“); Altenau, Breite 11 cm.

Cherts und Hornsteine, „Kieselschiefer“ und „Lydite“

Als Elbgeröll findet sich eine Vielfalt an quarzreichen und sehr harten Cherts und Hornsteinen von grauer, grüner, roter oder gelber Farbe (Abb. 17-25). Schwarze Hornsteine und Cherts, durchzogen von mit Milchquarz gefüllten Rissen werden landläufig als „Lydit“ (Abb. 15), geschichtete Hornsteine als „Kieselschiefer“ bezeichnet (z. B. Abb. 20). Ein großer Teil der „Lydite“ dürfte allerdings aus dem Proterozoikum westlich von Prag stammen, aus den Cherts von dort sind keine Radiolarien bekannt. Ein Teil der rötlichen Hornsteine stammt wahrscheinlich aus dem Döhlener Becken (z. B. Abb. 17, 22). Eine genauere Herkunftsbestimmung dieser Gerölle ist in der Regel nicht möglich.

Abb. 15: Schwarzer Hornstein („Lydit“), Mühlberg.
Abb. 16: Gekreuzte Kluftstaffeln in einem dunkelgrauen Hornstein, Altenau, Breite 11 cm.
Abb. 23: Orangeroter Hornstein mit undeutlich entwickelter Lagentextur (geschichteter Hornstein); Altenau, Breite 7,5 cm.
Abb. 24: Silifizierter Vulkanit (Tuffit) mit gelben, grünen und roten Farbanteilen; Altenau, Breite 15 cm.

Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Ol-Px-Basanite, Phonolithe)

Die Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens stellen den häufigsten Gerölltyp auf den Überkornhalden in Altenau, Mühlberg und Zeithain. Entsprechend lässt sich eine große Variationsbreite an Tephriten, Basaniten (Olivin-Pyroxen-Basanite, auch Ankaramite) und Phonolithen sammeln. Eine Bestimmung der Gesteine anhand äußerlicher Merkmalen ist eingeschränkt möglich, für eine exakte Ansprache ist man auf Laboruntersuchungen angewiesen.

Abb. 25: Alkalivulkanite in der Kiesgrube Zeithain; oben zwei graue Tephrite und ein Phonolith; Mitte: syenitische Ganggesteine; unten links: Phonolith, rechts ein Olivin-Pyroxen-Basanit.

Tephrite weisen eine graue bis bläuliche Verwitterungsrinde und eine feinkörnige Grundmasse auf. Als Einsprengling tritt idiomorpher und glasglänzender Klinopyroxen auf, der teilweise sternförmige Ansammlungen (Zwillinge) bildet. Gelegentlich ist amygdaloides Gefüge (Mandelsteingefüge) zu beobachten (Abb. 28).

Abb. 26: Tephrit, Altenau.
Abb. 29: tephritähnlicher Alkalivulkanit mit weißen Sanidinleisten (Tephriphonolith?); Altenau.
Abb. 30: Tephritischer Lapillituff mit feinkörnigen und schwach kantengerundeten Lapilli. Breite 23 cm, Altenau.

Xenolithe von Erdmantelgesteinen (Peridotiten) treten in den känozoischen Alkalivulkaniten nur vereinzelt auf. Bemerkenswert ist der Fund eines Tephrits mit dunklen Ultramafitit-Xenolith (Peridotit-Xenolith, z. B. Olivin-Klinopyoxenit) oder ein Pyroxen-Olivin-Kumulat.

Abb. 31: Tephrit mit dunklem Peridotit?-Xenolith (Olivin-Pyoxenit) und feinkörnigen Vulkanit-Fragmenten.
Abb. 32: Nahaufnahme des Peridotit-Xenoliths aus schwarzem Klinopyroxen, gelblich verwitterndem Olivin und einer hellen, nicht näher bestimmbaren Zwischenmasse (HCl-Test negativ).

Basanite: basaltähnliche Gesteine mit Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen können als Basanite bezeichnet werden. Olivin verwittert auf der Gesteinsoberfläche meist gelblich, im Bruch ist er flaschengrün gefärbt. Der Einsprenglings-Anteil schwankt, besonders Ol-Px-reiche Varianten sind als Ankaramite anzusehen (Abb 34). In der Grundmasse fein verteilte, mit bloßem Auge nicht sichtbare Foide bewirken die leichte Verwitterbarkeit der Gesteine. Foid-Einsprenglinge sind nur selten zu beobachten (Abb. 35).

Abb. 33: Basanit mit löchriger Oberfläche durch ausgewitterte Olivin-Einsprenglinge; etwas weniger schwarzer Pyroxen. Mühlberg, Breite 14 cm.
Abb. 34: Bruchfläche eines ankaramitischen Basanits mit reichlich gelbgrünen Olivin- und dunkelgrünen Pyroxen-Einsprenglingen. Mühlberg, Breite 9 cm.
Abb. 35: Alkalivulkanit mit teils sechseckigen Nephelin-Einsprenglingen (Altenau).
Abb. 36: Säulenförmiger Alkalivulkanit ohne Einsprenglinge; Altenau, Breite 12 cm.

Hin und wieder lässt sich die für Alkalivulkanite typische Sonnenbrenner-Verwitterung oder bizarre Verwitterungsformen beobachten (Abb. 37-38).

Phonolithe besitzen eine hellgraue bis grünliche Verwitterungsrinde, eine feinkörnige bis dichte Grundmasse und enthalten meist nur wenige Einsprenglinge von schwarzem Klinopyroxen, nadeligem Ägirin oder Alkalifeldspat (Sanidin). Trachyte können den Phonolithen sehr ähnlich sehen.

Abb. 39: grünlichgrauer Phonolith mit einzelnen Sanidin-Einsprenglingen. Zeithain, Breite 8 cm.
Abb. 40: Heller Alkalivulkanit (Phonolith) mit säuligen Pyroxen, nadeligen Ägirin- und durchscheinenden Sanidin-Einsprenglingen. Altenau, Breite 9 cm.
Abb. 41: grünlicher Phonolith mit feldspatreicher Grundmasse, sehr kleinen Aggregaten schwarzgrüner Minerale und einigen größeren und hellen Feldspat-Einsprenglingen (Sanidin). Altenau, Breite 21 cm.
Abb. 42: Phonolithischer Alkalivulkanit mit einem Sanidin-Durchdringungszwilling sowie dunklen und nadelförmigen Ägirin-Einsprenglingen (Altenau).
Abb. 43: an Sanidin-Einsprenglingen reicher phonolithischer Alkalivulkanit (Zeithain).

Ein auffälliger und häufiger Typ Alkalivulkanit besitzt eine helle, körnige und feldspatreiche Grundmasse und enthält zahlreiche Pyroxen-Einsprenglinge. Es dürfte sich um ein syenitisches bis foidsyenitisches Ganggestein bzw. Subvulkanit handeln. Foide sind makroskopisch nicht erkennbar.

Abb. 44: Syenitischer bis foidsyenitischer Alkalivulkanit, trocken fotografiert; Altenau, Breite 14 cm.
Abb. 45: Die Nahaufnahme der nassen Oberfläche zeigt sowohl sternförmige Verzwilligungen von Klinopyroxen-Einsprenglingen, als auch einen annähernd perfekt sechseckigen Querschnitt eines Klinopyroxens.

Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat

Das Elbeleitgeröll aus den Brdy (Kambrium des Prager Beckens) tritt recht häufig im Berliner Elbelauf auf. Typische Merkmale sind eine grünlichgraue Gesamtfarbe, weiße und meist gut gerundete Milchquarz-, etwas weniger schwarze „Lydit“-Lithoklasten sowie eine ähnlich zusammengesetzte Matrix. Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit „Tertiärquarziten“ böhmischer Herkunft, diese sind allerdings meist schlecht sortierte Diamiktite.

Abb. 46: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Altenau, Breite 17 cm.

Aus dem Kambrium bis Ordovizium des Prager Beckens (Barrandium) könnten auch plattige und gelblichgrüne bis rötliche Sandsteine mit wenigen dunklen Cherts-Lithoklasten stammen.

Abb. 50: Gelblichgrüner und roter Sandstein mit dunklen Chert-Lithoklasten; Altenau, Breite 16 cm.

„Skolithos“-Sandsteine

Als böhmisches Leitgeröll gelten verkieselte Sandsteine mit einer Skolithos-Ichnofauna („Dabrowquarzit“, „Skalkaquarzit“, GENIESER 1955, Abb. in SCHWARZ & LANGE 2013). Aus dem Ordovizium des Prager Beckens sind mehrere Formationen mit Sandsteinen mit quarzigem, teils eisenschüssigem Bindemittel bekannt, in denen vertikale Gänge von Skolithos und Monocraterion auftreten (Lokalbezeichnungen Skalka-Quarzit und Revnice-Quarzit). Die von CHLUPAC et al 1993 als Tigilites vertebralis bezeichneten Spuren gehören wohl zur Skolithos-Ichnofauna. Seltener sind komplexe, in tieferen Teilen sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL aus der Skolithos-Ichnofazies (HAVLICEK et al 1958:28, CHLUPAC 1993:57-58, CHLUPAC et al 1998). Ein Geröllfund mit Pragichnus fascis CHL (Abb. 52) aus Altenau wird von TORBOHM & HOFFMANN 2024 (Publikation in Vorb.) beschrieben.

Elbgerölle der böhmischen Quarzsandsteine mit Skolithos-Röhren sind sehr feinkörnig, besitzen eine gelbgraue, hellgraue oder bräunliche Färbung und können durch Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit aufweisen. Sie führen feine Hellglimmerblättchen, Röhren der Skolithos-Ichnofazies treten vereinzelt auf, einige von ihnen auch schräg zur Schichtung. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Unterscheidung von Geschieben der weit verbreiteten unterkambrischen Sandsteine mit Skolithos-Ichnofauna. Die „südlichen“ Skolithos-Sandsteine sind aber offenbar deutlich feinkörniger, stark verkieselt, hellglimmerführend und enthalten nur wenige Röhren.

Abb. 51: Ordovizischer Sandstein mit Röhren der Skolithos-Ichnofauna. Mühlberg, Breite 12,5 cm
Abb. 52: Sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHL in einem hellen und silifizierten Sandstein, Blick auf die Schichtung, Breite 10 cm.

Ein regelmäßiger Fund und auffälliger Lithotyp sind ockerfarbene, silifizierte und sehr harte Feinsandsteine mit roten Flecken (eisenschüssiges Bindemittel). Eine Schichtung ist kaum erkennbar, hin und wieder sind Skolithos-Röhren zu beobachten (Abb. 53-56). Aus den unterordovizischen red beds des Barrandiums in Böhmen werden ähnliche Gesteine beschreiben.

Paläozoische Kieselhölzer

Silifizierte paläozoische Hölzer finden sich regelmäßig, wenn auch nur vereinzelt im Berliner Elbelauf und können geschnitten und poliert sehr reizvoll aussehen. Mögliche Herkunftsgebiete sind die permokarbonischen Becken in Böhmen und das Döhlener Becken. Die Kieselhölzer des Döhlener Beckens weisen im Allgemeinen eine schlechte, die böhmischen Hölzer eine gute Strukturerhaltung auf. Das dunkle paläozoische Kieselholz Abb. 58-59 enthält mit Quarz sowie rotem Bandachat gefüllte Hohlräume.

Abb. 57: Paläozoisches Kieselholz, Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 60: Paläozoisches Kieselholz, Mühlberg, Aufnahme unter Wasser.

Kreidesandstein

Die weichen Kreidesandsteine (Elbsandstein) sind als Elbgeröll offenbar nicht besonders erhaltungsfähig und treten nur vereinzelt auf, meist als rostbraun verfärbte und nur wenig verfestigte Quarzsandsteine. Hin und wieder finden sich darin Faunenreste.

Abb. 63: Kreidesandstein mit Inoceramen-Fragment? Breite 23 cm (Mühlberg).

„Tertiärquarzite“ und „Knollensteine“

Die Erosion der Kreidesandsteine im Tertiär führte zu kiesig-konglomeratischen Ablagerungen, die nachfolgend teilweise der Verkieselung unterlagen. Durch konzentrische Ausbreitung von Kieselsäure im Sediment bildeten sich konkretionäre, als „Knollenstein“, „Tertiärquarzit“ oder „Dinasquarzit“ bezeichnete Formen, meist schlecht sortierte und matrixgestützte Übergänge zwischen Brekzien und Konglomeraten (Diamiktite). Sie weisen ein breites Korngrößenspektrum aus eckigen bis gerundeten und milchigen bis durch-scheinenden Quarz-Lithoklasten sowie eine feinsandige bis tonige und verkieselte Matrix auf. Der Lithoklasten-Bestand kann monomikt (nur Quarze) oder polymikt (+ Lydite/Cherts, Sandsteine etc.) sein. Knollensteine und Tertiärquarzite sind meist gelblichweiß gefärbt, treten aber in vielfältigen Farben, Gefügen und Zusammensetzungen auf (GENIESER & MIELECKE 1957, SCHWARZ & LANGE 2013). Sie sind in Böhmen weit verbreitet, Vorkommen auch aus Sachsen bekannt. Geröllfunde lassen sich nicht näher lokalisieren, allerdings scheinen Tertiärquarzite mit bunten Lithoklasten proterozoischer Cherts aus Böhmen zu stammen, aus den Einzugsgebieten der Berounka und Moldau (GENIESER & MIELECKE 1957). Vergleichbare Vorkommen sind aus Sachsen unbekannt. Der „böhmische“ Gerölltyp tritt im Berliner Elbelauf nur vereinzelt auf.

Abb. 64: „Tertiärquarzit“, Zeithain, Breite 14 cm.
Abb. 65: „Tertiärquarzit“ (böhmischer Typ), Mühlberg, Breite 14 cm.

Osterzgebirgische Geröllgemeinschaft

Ein weitläufiges Störungssystem aus Gangquarzen und quarzreichen Gang- bzw. Störungsbrekzien im Osterzgebirge ist Lieferant von Geröllen mit charakteristischen Paragenesen aus Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Jaspis und/oder Achat. Die Gesteine gelangten über die Müglitz, von tschechischer Seite über die Eger in die Elbe. Störungsbrekzien mit Amethyst werden auch als „Trümmerkristallquarz“, mit Fragmenten von Bandachat als „Trümmerachat“ bezeichnet. Sie können von Kastenquarzen und Strahlenquarz-Pseudomorphosen (nach Baryt) begleitet sein. Das gemeinsame Auftreten dieser Paragenesen kennzeichnet die osterzgebirgische Geröllgemeinschaft (GENIESER 1955).

Abb. 66: Osterzgebirgische Quarz-Amethyst-Brekzie, polierte Schnittfläche. Quarz- und Amethyst-Bänder wurden durch erneute tektonische Überprägung geklüftet und gegeneinander verstellt.
Abb. 67: Quarz- und Amethyst-Bänder, Rückseite einer osterzgebirgischen Quarz-Amethyst-Achat-Paragenese (Schlottwitzer „Trümmerachat“), gleicher Stein wie Abb. 1. Kiesgrube Zeithain, Breite 16 cm (Slg. B. Mekiffer).
Abb. 68: Gleicher Stein, Detailaufnahme der Gangachat-Partie.
Abb. 69: Quarz-Achat-Brekzie, Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 70: Nahaufnahme des Gangachats, nasse Oberfläche.
Abb. 71: Störungsbrekzie mit rotem Achat, Quarz-Fragmenten und roter Hornstein-Matrix. Zeithain, Breite 18 cm.
Abb. 72: Detailaufnahme des Gefüges unter Wasser.
Abb. 73: Quarz-Achat-Gangbrekzie („Trümmerachat“), Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 74: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.
Abb. 75: Gangquarz mit hellem und rotem Bandachat oder Chalcedon. Zeithain, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 76: gleicher Stein, Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

Abb. 77-80 zeigt weitere Beispiele osterzgebirgischer Gangquarze und quarzreicher Störungsbrekzien mit rotem Jaspis bzw. Hornstein, Abb. 80 auch in ooidartiger Ausbildung.

Postvariszische Vulkanite (Rhyolithe)

Intensive vulkanische Aktivität in der Spätphase der variszischen Orogenese zwischen Oberkarbon und Perm führte zur Ablagerung ausgedehnter Komplexe von Eruptivgesteinen. Im sächsischen Einzugsgebiet der Elbe spielt das Osterzgebirge, der Tharandter Wald und das Gebiet von Meißen eine wichtige, der annähernd zeitgleich entstandene Nordwestsächsische Eruptivkomplex nur eine untergeordnete Rolle als Geröll-Lieferant. Ein Teil der sauren bis intermediären Vulkanite (Rhyolithe, Porphyrite, Pechsteine, porphyrartige Tuffe, Tuffite und intrusive Granitporphyre) ist als Elbgeröll erkennbar. Funde lassen sich in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen zuordnen, weil die Gesteine im Anstehenden eine gewisse petrographische Gleichförmigkeit aufweisen und an verschiedenen Lokalitäten ganz ähnlich aussehen können (SCHÜLLER & MÜLLER 1937).

In den Kiesgruben Mühlberg, Altenau und Zeithain finden sich rhyolithische Vulkanite in großer Zahl und Vielfalt. Charakteristisch sind blasse Farben, feinkörnige bis dichte, teilweise auch kaolinisierte Grundmassen und wenig Quarz- und Feldspat-Einsprenglinge. Die Quarze haben noch die eckige Gestalt der ehemaligen Hochquarz-Modifikation bewahrt und weisen Spuren magmatischer Korrosion auf.

Abb. 81: Auswahl postvariszischer Vulkanite, Zeithain.
Abb. 82: Vulkanit mit fleckiger, durch Kaolinisierung partiell gebleichter Grundmasse. Altenau, Breite 11 cm.

Abb. 83-87 zeigt weitere Beispiele postvariszischer Vulkanite aus der Kiesgrube Altenau, der Vulkanit in Abb. 88 stammt aus Zeithain (Breite 14 cm).

Abb. 89: Einige Vulkanite weisen ein eutaxitisches Gefüge auf, ein klarer Hinweis auf eine Ablagerung als Ignimbrit. Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 90: netzartig korrodierter Feldspat-Einsprengling in einem braunen Rhyolith; Zeithain.
Abb. 91: Rhyolith mit sphärolithischer Textur, Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 92: roter Achat in einem Rhyolith mit fluidaler Textur; Zeithain, Aufnahme unter Wasser.

Ein weiteres primär vulkanisches Gefüge sind runde bis eiförmige, teilweise konzentrisch aufgebaute Lithophysen oder Sphärolithe, die auch als „Wilde Eier“ bezeichnet werden.

Abb. 93: Rhyolith mit konzentrisch aufgebauten, teilweise mit bläulichem Chalcedon gefüllten Lithophysen; Altenau, polierte Schnittfläche.
Abb. 94: Nahaufnahme; innerhalb der konzentrisch aufgebauten Lithophyse am rechten Bildrand sind hellere, radialstrahlig-faserige Partien (Sphärolithe) erkennbar.

Der nächste Fund aus Altenau ist ein rötlichgrauer Rhyolith, der auf einer Kluftfläche einen Besatz mit cremefarbenen runden Aggregaten aufweist (Lithophysen und/oder Spärolithe).

Abb. 98-99 ist ein gelblichgrüner Vulkanit mit perlitischer Textur und zahlreichen hellen, wahrscheinlich im Zuge der Entglasung zerbrochenen und teilweise mit blauem Chalcedon gefüllten Lithophysen. Das Gestein könnte aus dem Gebiet des Teplitzer Rhyoliths (Osterzgebirge) stammen (SCHWARZ & LANGE 2013). Kiesgrube Altenau, polierte Schnittfläche.

Abb. 100-101 zeigt einen hellen Rhyolith mit ausgewitterter Kugeltextur (Lithophysen) aus der Kiesgrube Zeithain (Slg. B. Mekiffer). Abb. 101 ist der gleiche Stein mit nasser Oberfläche, gedreht um 90 Grad.

Gelegentlich finden sich Tuff-Brekzien mit grünlicher und dichter Tuffmatrix, die zahlreiche Fragmente von Vulkaniten mit fluidaler Textur enthalten. Ihr Herkunftsgebiet könnte im Meißener Vulkanitgebiet oder im Döhlener Becken zu suchen sein (pers. Mitteilung Dr. Schwarz/Cottbus). Der folgende Fund mit polierter Schnittfläche stammt nicht aus Südbrandenburg, sondern aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, in der zeitweilig Material aus Mühlberg gelagert wurde. Die Tuff-Brekzie mit grüner Matrix enthält eckigen Vulkanoklasten, teils mit feinschichtiger oder fluidaler, teils mit sphärolithischer Textur. Das Gestein weist durch nachträgliche Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit auf.

Abb. 102: Tuffbrekzie, Kiesgrube Niederlehme
Abb. 103: Nahaufnahme
Abb. 104: geschichteter Aschentuff, Zeithain, Breite 11,5 cm.
Abb. 105: Aschentuff mit fluidaler Lagentextur und synsedimentärer(?) Faltung; Altenau, Breite 9 cm.

Abb. 106-108: Aschentuff mit akkretionären Lapilli? Kiesgrube Mühlberg, Slg. B. Mekiffer.

Ein regelmäßiger Fund sind braune bis rotbraune Gang- oder Granitporphyre, die zu den postvariszischen Subvulkaniten und Plutoniten gehören und aus Vorkommen im Osterzgebirge, einem System aus mehreren Gängen und kleinen Massiven stammen dürften. Einige Gesteine weisen ein charakteristisches Erscheinungsbild auf und könnten als Elbeleitgeröll geeignet sein, z. B. der Altenberger Granitporphyr oder der Gangporphyr an der Burg Frauenstein. Allgemeine Merkmale sind eine feinkörnige bis körnige Grundmasse mit runden Quarz- sowie 1-3 cm großen Feldspat-Einsprenglingen, die nicht selten eine ausgeprägte Zonierung aufweisen.

Abb. 111: Osterzgebirgischer Gangporphyr, Typ Altenberger Granitporphyr, teils als Karlsbader Zwillinge, teils mit gelblichbraunen Plagioklas-Säumen. Altenau, Breite 19 cm.
Abb. 112: Nahaufnahme des Gefüges, nass fotografiert.

Der blassrote und mittel- sowie gleichkörnige Meißener Granit besteht aus cremefarbenem bis hellrotem Alkalifeldspat sowie mittelgrauem, hypidiomorphem bis idiomorphem Quarz. Die Feldspäte sind durch Hämatitpigment stellenweise rötlich gefärbt, dunkle Minerale nur in geringer Menge enthalten. Granitoide aus dem Meißener Massiv sind ein häufiger Fund im Berliner Elbelauf.

Abb. 113: Meißener Granit, Altenau, Breite 11 cm.
Abb. 114: Hellroter Meißener Granit; Quarz erscheint durch (wahrscheinlich nur äußerlich) fein verteiltes Hämatitpigment dunkelrot gefärbt; Altenau, Breite 23 cm.

Ein großer Findling eines porphyrischen Granits mit auffälligem Gefüge liegt vor dem Betriebsgebäude der Kiesgrube Altenau. Es dürfte sich um einen postvariszischen Granit handeln, der möglicherweise ebenfalls aus dem Meißener Massiv stammt.

Vereinzelt finden sich massige oder foliierte Plutonite und Metamorphite, die als einziges dunkles Mineral schwarzen Turmalin enthalten („Turmalingranit“).

Abb. 117: „Turmalingranit“, Quarz-Feldspat-Gestein mit größeren schwarzen Turmalin-Einsprenglingen; Zeithain, Breite 12 cm.

Kleinkörnige granitoide Gesteine mit dunklen und mehreren cm großen Flecken wurden zunächst nur in Mühlberg beobachtet, später auch in Zeithain gefunden (Abb. 118-120). Das schwarze Mineral in den Flecken ist wahrscheinlich Turmalin, dessen Bildung auf Kosten von Glimmer erfolgte. Man beachte das Fehlen von Glimmer in unmittelbarer Umgebung der dunklen Flecken (Abb. 119). Grobkörnige Granite aus Quarz und Feldspat (Orthoklas und Plagioklas), auch mit rosettenförmigen Verwachsungen aus Quarz und Turmalin („Turmalinsonnen“) sind aus variszischen Intrusivkörpern aus dem Elbtalschiefergebirge (Tannebusch bei Gottleuba) und dem Triebischtal bei Meißen bekannt.

Abb. 118: „Turmalin-Fleckengranit“, Mühlberg, trocken fotografiert.
Abb. 119: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 120: „Turmalin-Fleckengranit“ aus Zeithain, Breite 13 cm.

Es folgt eine lose Zusammenstellung von Funden, die sich bislang keiner näheren Herkunft zuordnen ließen; in manchen Fällen wird dies aufgrund der angenommenen weiten Verbreitung der Gesteine auch gar nicht möglich sein. Dazu gehören die regelmäßigen Funde roter bis rotvioletter Gesteine mit stumpfem Glanz, die im Wesentlichen aus Jaspis bzw. rotem Hornstein bestehen, teils massige Hornsteine, teils tektonische Brekzien oder durch jaspisartige Ausscheidungen überprägte Vulkanite. Als mögliche Liefergebiete kommen das Osterzgebirge, das Döhlener Becken oder Vorkommen in Böhmen in Frage.

Abb. 121: Massiger roter Hornstein (Jaspis), trocken fotografiert, Breite 19 cm.

Abb. 122, 123: Brekzie mit orangeroten Vulkanit-Lithoklasten und einer jaspisartigen roten und dichten Matrix, Breite 17 cm; Nahaufnahme unter Wasser.

Mehrere Funde von schwach metamorphen und klastengestützten, fast ausschließlich aus dunklen Cherts und geschichteten Hornsteinen bestehenden Konglomeraten („Kieselschiefer-Hornstein-Konglomerat“) könnten aus dem Elbtalschiefergebirge stammen, aus einer als „bayerische Fazies“ bezeichneten Folge von Tiefwassersedimenten, die während der variszischen Gebirgsbildung im Unterkarbon am äußeren Kontinentalschelf abgelagert wurden (Abb. 124-126).

Abb. 124: Klastengestütztes „Kieselschiefer-Hornstein-Konglomerat“, Zeithain, Breite 9 cm.

In Mühlberg fanden sich mehrfach grünliche Metakonglomerate mit hellen Vulkanit-Lithoklasten, in Altenau wurde der Gesteinstyp bisher nicht beobachtet.

Die Herkunft zweier weiterer Konglomerate (Abb. 129-130) ist bisher unklar.

Abb. 129: Konglomerat (Quarzit bis Meta-Arkose) mit dunklen Hornstein- sowie intermediären Vulkanit-Lithoklasten. Zeithain, Breite 12 cm.
Abb. 130: Grünes Konglomerat mit sandiger Matrix und dunklen Chert-, Milchquarz- und grünlichgrauen Sandstein-Lithoklasten (Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat?). Zeithain, Breite 11 cm.

Die Hornstein-Brekzie Abb. 131-132 könnte aus einer Störungszone im Nossen-Wilsdruffer-Schiefergebirge stammen. Aus dem dortigen Devon ist zumindest der helle Hornstein bekannt und scheint auch nur lokal verbreitet zu sein (pers. Mitteilung P. Suhr via D. Schwarz).

Abb. 131: Hornstein-Brekzie mit teilweise hämatitimprägnierten Lithoklasten aus geschichtetem Hornstein, verbunden durch einen transparentem Quarz-Zement. Altenau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 132: Nahaufnahme unter Wasser.

Abb. 133: Quarzreiche Brekzie mit unbekannter Kluft-Mineralisation. Altenau, Breite 13 cm; Abb. 134: Nahaufnahme der Bruchfläche unter Wasser.

Ein auffälliger und für den Berliner Elbelauf typischer Gerölltyp sind grüne und glimmerreiche Schiefer („Serizitschiefer“). In den älteren Elbeläufen tritt er nicht auf, seine Herkunft ist bisher nicht geklärt.

Abb. 135: Hellgrüner „Serizitschiefer“, Altenau, Breite 16 cm.

Gerölle, die als typisch für den Berliner Elbelauf gelten, bisher aber weder in Altenau, Mühlberg oder Zeithain gefunden wurden, sind Grauwacken, Knotengrauwacken (graue Kontaktmetamorphite mit dunklen Flecken von Cordierit o. ä.) und Erdbrandgesteine (Porzellanite). Wenig Beachtung geschenkt werden den meist merkmalsarmen hellen Gneisen, Glimmerschiefern und Metabasiten, die im Einzugsgebiet der Elbe, insbesondere in variszischen Einheiten eine weite Verbreitung besitzen (Abb. 136-139). In älterer Literatur als „Tschernoseker Gneis“ bezeichnete Stängelgneise wie in Abb. 139 kommen auch im Erzgebirge vor.

Abb. 140: Überkornhalde in der Kiesgrube Mühlberg.

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen, Teil 2

Funde von Elbgeröllen aus Südbrandenburg und Sachsen 2

2. Kiesgrube Dixförda

Abb. 1: Sphärolithischer rot-gelber Jaspis, Aufnahme unter Wasser, Slg. G. Engelhardt (Potsdam).

Auf den Überkornhalden der Kiesgrube Dixförda, ca. 5 km NE von Jessen (Sachsen-Anhalt) findet sich eine bunte Mischung aus nordischen Geschieben und Elbgeröllen, neben einem hohen Anteil an Braunkohle und Xylit (Besuch im Oktober 2024). Die Grube liegt im Breslau-Magdeburger-Urstromtal unmittelbar südlich des Flämings, eines saalezeitlich angelegten und warthezeitlich gestauchten Höhenzuges. Entsprechend dürfte man es hier mit einer chaotischen Folge von Ablagerungen zu tun haben: glaziale drenthe- und warthezeitliche Sedimente mit nordischem Material sowie durch die verschiedenen Eisvorstöße aufgenommenes und „zurück“ nach Süden transportiertes Material des Berliner Elbelaufs. Der Anteil an südlichen Alkalivulkaniten ist nicht besonders hoch, ebenso finden sich vergleichsweise wenig postvariszische Vulkanite.

Der erste Fund (Abb. 1) ist eine exotische Jaspis-Variante, ein Elbeleitgeröll aus den Brdy, dem Gebiet um Hořovice. Das sphärolithische Gefüge ist wahrscheinlich auf die Tätigkeit von Mikroorganismen zurückzuführen (SCHWARZ et al 2012, SCHWARZ 2024). Abb. 2-3 zeigt zwei Beispiele für nordische Leitgeschiebe: Särna-Quarzporphyr aus Dalarna (Mittelschweden) und ein Ostsee-Syenitporphyr. Alle Aufnahmen unter Wasser.

Abb. 4 ist ein Amethystgeröll, Abb. 5 ein Metakonglomerat mit augenförmig ausgelängten Quarz-Lithoklasten. Abb. 6-7 zeigt zwei Funde Böhmischer Quarz-Lydit-Konglomerate.

Abb. 8: grünlichgrauer Vulkanit mit lagiger und sphärolithischer Textur.
Abb. 9: gleicher Stein, um 90º gedreht.
Abb. 10: „Tertiärquarzit“ oder „Braunkohlenquarzit“, ein verkieselter Quarzsandstein mit ausgewitterten Holzresten.
Abb. 11: Gleicher Stein, seitliche Ansicht.
Abb. 12: Quarz-Feldspat-Gestein mit teils rosettenförmig angeordneten Turmalin-Aggregaten („Turmalingranit“); s. Anmerkungen unter Abb. 118, Teil 1.
Abb. 13: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

3. Dresden und Meißen

Die Elbufer in den Städten Meißen oder Dresden bieten ebenfalls Gelegenheit zum Studium der Elbgerölle. Insbesondere nach Hochwasser-Lagen bestehen gute Fundmöglichkeiten. Zur stratigraphischen Herkunft lassen sich natürlich keine Aussagen treffen, teilweise handelt es sich um rezente Gerölle, teilweise können sie aus Anschnitten älterer Flussterrassen stammen.

Abb. 14: Gerölle am Elbstrand in der Nähe des „Blauen Wunders“ (Dresden), Bildbreite 35 cm: Milchquarze und graue Cherts, hellgraue Alkalivulkanite aus dem Böhmischen Mittelgebirge, postvariszische Vulkanite (aus dem Erzgebirge) und ein Knollenstein („Tertiärquarzit“).
Abb. 15: „Tertiärquarzit“ aus voriger Abbildung, wahrscheinlich aus einem Vorkommen in Nordböhmen.
Abb. 16: Hornstein mit gradierter Schichtung („anchimetamorphe“ Grauwacke?), Elbgeröll von Meißen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Kontaktmetamorphit („Knotenschiefer“), Elbgeröll von Meißen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 18: Monzonit aus dem Meißener Massiv, gehäufter Fund in einer Kiesgrube bei Sönitz, ca. 8 km SSW von Meißen (51.106041, 13.426419), Aufnahme unter Wasser.

Der nächste Fund (Abb. 19-21) stammt aus sandig-lehmigem Abraum vom Tunnelbau bei Pirna. An dieser Lokalität traten sowohl südliche Gerölle, als auch Geschiebe (Feuersteine) in Erscheinung. Der Vulkanit dürfte aus einem der postvariszischen Vorkommen stammen und enthält mit bläulichem Chalcedon gefüllte Lithophysen. In Vulkaniten nordischer Herkunft sind solche primären vulkanischen Gefüge in der Regel nicht gut erhalten.

Abb. 21: Die Nahaufnahme zeigt undeutlich konzentrisch aufgebaute, mit bläulichem Chalcedon gefüllte Lithophysen.

Die folgenden Funde von den Lokalitäten 5-10 stammen sowohl aus Ablagerungen der mittelpleistozänen Berliner, als auch aus der miozänen bis altpleistozänen Senftenberger Elbe.

Abb. 22: Fundorte im südlichen Brandenburg und in Nordost-Sachsen.

5 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
6 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
7 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbelauf
8 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbelauf
9 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbelauf
10 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbelauf

4. Kiesgrube Hennersdorf

In der Kiesgrube Hennersdorf werden Vor- und Nachschüttungen der Saale-1-Kaltzeit mit fluviatilen Resten des Berliner Elbelaufs abgebaut (SCHWARZ 2021). Allerdings sprechen Funde von Achaten aus dem Böhmischen Riesengebirgsvorland und Moldavit-Funde eher für ein Geröllspektrum des Senftenberger Elbelaufs. GENIESER 1962: 145 erwähnt einen von Finsterwalde bis nach Schlieben verlaufenden Kiessandzug („Hennersdorfer Kiese“) mit Geröllen des Senftenberger Elbelaufs, der auch nordische Geschiebe enthält. Die Elbgerölle könnten auch aus älteren elsterzeitlichen Ablagerungen stammen.

Abb. 23: Gemischte Geschiebe-/Geröllgemeinschaft in der Kiesgrube Hennersdorf: überwiegend Milchquarz und graue Cherts, vereinzelt nordische Feuersteine; Bildbreite 42 cm.
Abb. 24: Graue Cherts/Hornsteine und ein Jaspis-Geröll, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 25: Links zwei Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate, unten rechts ein streifig durchscheinender Gangquarz, Aufnahme unter Wasser.

5. Kiesgrube Rückersdorf

In der Kiesgrube Rückersdorf, etwa 4 km südlich von Doberlug-Kirchhain, werden laut geologischer Karte (www.geo.brandenburg.de) elsterzeitliche Schmelzwasser-Ablagerungen abgebaut. Die Arbeit von GENIESER 1953 beschreibt Geröllfunde aus dem Gebiet von Doberlug.

Abb. 26: Hornsteine/Cherts, oben rechts ein Exemplar mit eigenwilligem Kluftmuster; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: „Tertiärquarzit“, nass fotografiert.

Knotengrauwacken“ (kontaktmetamorphe Grauwacken) fanden sich mehrfach in Rückersdorf. Der Gerölltyp tritt nach GENIESER 1957 vermehrt im Berliner Elbelauf auf.

Abb. 30: „Knotengrauwacke“ mit erkennbarer Schrägschichtung, Aufnahme unter Wasser.

6. Kiesgrube Buchwäldchen

Während eines Besuches im Juni 2023 bestanden nur eingeschränkte Fundmöglichkeiten. Es konnten einige streifig durchscheinende Gangquarze, schwarze Cherts, lackglänzende Gerölle, zwei konglomeratische Sandsteine (böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat) und ein roter Kastenquarz aufgelesen werden. Die Gerölle sind hier kaum größer als 4 cm und meist gut gerundet, die Cherts und Hornsteine überwiegend kantengerundet.

Abb. 31: Reine Elbeschotter, überwiegend aus Milchquarz bestehend, neben einigen dunklen Cherts; Bildbreite 40 cm.

7. Kiesgrube Saalhausen

Die Funde aus der Kiesgrube Saalhausen (Senftenberger Elbe) wurden von Herrn St. Schneider (Berlin) gesammelt.

Abb. 32: Geröllgemeinschaft aus der Kiesgrube Saalhausen.
Abb. 33: Lackglänzende, in aridem Klima eingekieselte und mit Chalcedon überzogene Gerölle, ähnlich den Geröllen aus den „Kiesen vom Buchwäldchen-Typ“.
Abb. 34: Sedimentgesteine; rechts unten ein Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, oben rechts und unten links „Tertiärquarzite“.

Ein seltener Fund sind verkieselte Hölzer des Baumfarns Psaronius.

Abb. 39: Luftwurzel eines verkieselten Baumfarns Psaronius, leg. und coll. B. Mekiffer (Berlin).

8. Kiesgrube Neukollm

In Neukollm stehen glazial gestauchte saalezeitliche Ablagerungen an, die Gerölle des Senftenberger Elbelaufs aufgenommen haben (Karte GUEK 4750, LANGE 2012: 33). Während eines Besuches fanden sich in größerer Anzahl Tertiärquarzite und Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate sowie mehrere Jaspis-Gerölle mit ooidartiger Textur.

Abb. 46: Diverse „Tertiärquarzite“, rechts oben ein Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat.

9. Kiesgrube Großgrabe

In der Kiesgrube Großgrabe, etwa 12 km südwestlich von Neukollm, werden glazifluviatile Ablagerungen eines jüngeren elsterzeitlichen Vorstoßes abgebaut.

Abb. 53: Anschnitt sandiger bis kiesiger fluviatiler Sedimente in der Kiesgrube Großgrabe, Höhe der Abbauwand etwa 5 m.
Abb. 54: Zellig zerfressene Gangquarze und ein rötlich-gelber Kastenquarz.
Abb. 55: „Turmalingranit“, heller Quarz-Feldspat-Magmatit mit schwarzen Turmalin-Kristallen.

In der Grobkiesfraktion konnten zahlreiche Jaspis-Gerölle aufgesammelt werden, einige davon mit ooidartigem Gefüge.

Abb. 56: Jaspis-Gerölle, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 57: Sphärolithischer Jaspis, Aufnahme unter Wasser.

Darüber hinaus fanden sich mehrfach bunte sowie tonige, schluffige bis feinsandige Lockergesteine (Ton- bis Siltsteine), die wahrscheinlich aus den wenig weiter nördlich ausstreichenden Schichten der unter- bis mittelmiozänen Brieske-Formation stammen.

Abb. 58: Bunte Ton- und Siltsteine.

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WOLF L 1980 Die elster- und präelsterkaltzeitlichen Terrassen der Elbe – Z. geolo. Wiss. Berlin 8 (1980) 10, S. 1267-1280.

WOLF L & SCHUBERT G 1992 Die spättertiären bis elstereiszeitlichen Terrassen der Elbe und ihrer Nebenflüsse und die Gliederung der Elstereiszeit in Sachsen – Geoprofil 4: 1–49, Freiberg.

Gerölle der „Berliner Elbe“ aus der Umgebung von Berlin

Abb. 1: Tephrit, Alkalivulkanit aus dem Egergraben, Geröll der Berliner Elbe in der Kiesgrube Horstfelde, Breite 13 cm.

Der Geschiebesammler trifft in den glazialen Ablagerungen im Gebiet südlich und südwestlich von Berlin regelmäßig auf Gesteine sächsischer und böhmischer Herkunft. Der Anteil dieser „südlichen Gerölle“, genauer gesagt „Elbgerölle“ an Fundlokalitäten zwischen Teltow und Fläming ist gering, es dominieren klar die nordischen Geschiebe. Die Gerölle wurden durch einen Vorläufer der Elbe zwischen ausgehender Elster- und einsetzender Saale-Vereisung, zur Zeit der sog. Berliner Elbe, aus ihren südlichen Herkunftsgebieten Richtung Norden transportiert. Abb. 2 zeigt die Verbreitung der Ablagerungen der Berliner Elbe auf brandenburgischem Gebiet. Die Elbschotter sind heute von mächtigen saale- und weichselkaltzeitlichen Sedimenten bedeckt. Ein Teil der Elbgerölle fand durch Umlagerung während der saalezeitlichen Inlandvereisung seinen Weg in jüngere und oberflächennahe Schichten. Dieser Artikel dokumentiert Funde von Elbgeröllen aus dem Gebiet südlich und südwestlich von Berlin (Teltow-Hochfläche und Zauche bis in den Fläming) und weiteren Fundlokalitäten in Brandenburg. Eine ausführliche Dokumentation (pdf, 123 S., 168 Abb.) steht zum Download zur Verfügung.

  1. Die Berliner Elbe
  2. Elbgerölle und ihre Herkunft
  3. Sammelgebiet und Fundpunkte
  4. Dokumentation von Funden
    4.1. Quarz-Varianten
    4.2. Hornsteine und Cherts – „Lydite“ und „Kieselschiefer“
    4.3. Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat
    4.4. Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Basanite, Phonolithe)
    4.5. Quarzreiche Gerölle: Amethyst, Chalcedon, Achat, Jaspis
    4.6. Osterzgebirgische Geröllgemeinschaft
    4.7. Paläozoische Kieselhölzer
    4.8. Kreidesandstein
    4.9. „Tertiärquarzite“
    4.10. „Skolithos“-Sandsteine aus dem böhmischen Ordovizium
    4.11. Postvariszische Vulkanite
    4.12. „Knotengrauwacke“ und Grauwacke
    4.13. Grüne „Serizitschiefer“
    4.14. Erdbrandgesteine
    4.15. Meißener Granit und Monzonit
    4.16. „Turmalingranit“
    4.17. Metamorpher basaltischer Tuffit
  5. Literatur und Referenzen

1. Die Berliner Elbe

Die Erforschung des „Berliner Elbelaufs“ begann um 1925, als südlich von Berlin in den sog. „Wiestocker Kiesen“ u. a. große Blöcke olivinführender Alkalivulkanite, Tephrite und Phonolithe gefunden wurden (HUCKE 1967: 17-18 und GENIESER & MIELECKE 1957). Es entwickelte sich eine lebhafte Sammeltätigkeit und Diskussion bezüglich dieser Gesteine (MÜLLER 1931, 1934, 1935, 1936, 1938). Während Kurt Hucke eine südliche Herkunft dieser Gesteine vermutete, nahm HESEMANN (1933: 208 ff) an, dass die Heimatgebiete der Basalte in Schonen und die der Tephrite „etwa in der Höhe von Bornholm auf dem Grunde der Ostsee zu suchen sind“. GRAHMANN 1935 und SCHÜLLER & MÜLLER 1937 erkannten schon früh die Eruptivprovinz des Egergrabens als Heimatgebiet und nahmen an, dass die faust- bis kopfgroßen Steine mittels Eisschollendrift in das Teltower Gebiet gelangten. Ein rezenter Transport von Gestein, eingeschlossen in Eisschollen (sog. „böhmische Kuchen“), wird auch von GENIESER 1955: 244 aus Dresden berichtet.

Dr. Kurt Genieser gelang in den 1950er Jahren die Verfolgung älterer Elbeläufe in Sachsen, indem er typisch erzgebirgische und böhmische Geröllgemeinschaften herausstellte und durch Geröllzählungen Unterschiede in der Zusammensetzung verschieden alter Ablagerungen ermittelte (GENIESER 1955). GENIESER & MIELECKE 1957, GENIESER 1962 liefert klare Belege für einen mittelpleistozänen „Berliner Elbelauf“. Seine Ergebnisse wurden durch nachfolgende Forschungen im Wesentlichen bestätigt (ZWIRNER 1974, WOLF & ALEXOWSKY 1994, LIPPSTREU 2006). Neuere Forschungsergebnisse zur Flussgeschichte der Elbe sind den Arbeiten von WOLF 1980, WOLF & SCHUBERT 1992 und LANGE 2012 zu entnehmen, eine detaillierte Chronologie der alten Elbeläufe PÄLCHEN W & WALTER H 2011.

Heute spricht man eher von „Berliner Elbe“ und bezeichnet damit einen Ablagerungsraum, da die Rekonstruktion konkreter Flussläufe in der Praxis mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Berliner Elbe war ein ausgedehntes Entwässerungssystem mit Zuflüssen aus den böhmischen Mittelgebirgen und dem Erzgebirge, das sich ab dem Raum Dresden über Meißen, Riesa und Torgau mindestens bis in das Gebiet nordwestlich von Potsdam verfolgen lässt (Abb. 2). Es bestand vom Ende der Elster- bis zum Einsetzen der Saale-Vereisung und umfasst einen Ablagerungszeitraum von etwa 170.000 Jahre. Mehrere große Schuttfächer mit wechselhafter Zusammensetzung an Gesteinskomponenten kumulierten im Gebiet des Teltows auf einer etwa 30 km breiten Front (GENIESER 1962, HERMSDORF 1995 und STACKEBRANDT & FRANKE 2015).

Abb. 2: Die mittelpleistozäne Berliner Elbe auf Brandenburger Gebiet; Karte umgezeichnet nach THIEKE in STACKEBRANDT & MANHENKE (Hrsg.) 2010.

Die Sedimentfolge der Berliner Elbe gliedert sich in spät-elsterzeitliche „Liegendkiese“, holsteinzeitliche „Paludinenschichten“ und früh-saalezeitliche „Wietstocker Kiese“. Diese werden heute von mächtigen saale- und geringmächtigen weichselglazialen Ablagerungen bedeckt. Reine, durch Glazitektonik verstellte Schollen mit Elbekiesen erreichen nur an wenigen Orten die Oberfläche. Der gegenwärtig einzige Aufschluss im Gebiet zwischen Teltow und Fläming befindet sich auf dem Lindenberg bei Jühnsdorf. Aus den küstennahen Ablagerungen des Holstein-Interglazials („Paludinenschichten“) stammt die Süßwasserschnecke Viviparus diluvianus (früher Paludina diluviana). Umgelagerte lose Schalen finden sich gelegentlich in den Kiesgruben des Sammelgebiets. Die Sumpfdeckelschnecke der Holstein-Zeit ähnelt der rezenten Form, besitzt aber dickere Schalen.

Abb. 3: Lose „Paludinen“ (Viviparus diluvianus), Fundort: Glienicke Nordbahn/Berlin, Slg. St. Schneider.

Die früh-saalezeitlichen Fein- bis Grobsande der „Wietstocker Kiese“ führen viele größere Steine aus Drifteistransport, vor allem Basalte, Tephrite und Phonolithe, die auch in der überlagernden Saale-Grundmoräne vorkommen. Mit dem Einsetzen der Saale-Vereisung endet die Anhäufung der Elbeschotter in diesem Gebiet. Teile der Wietstocker Kiese werden vom ersten Eisvorstoß aufgenommen und „zurück“ nach Süden verfrachtet, was die zahlreichen Funde von Elbgeröllen im Fläming erklärt (Kiesgruben Ziezow und Linthe). Während der Saale-Vereisung werden die Höhenlagen des Flämings angelegt, ein mehrfach gestauchter Komplex aus Grundmoränen, Endmoränen und Sandern. Sie bilden seitdem eine Wasserbarriere, die die Elbe heute etwa 65 km südlich von Potsdam zu einem westwärts gerichteten Verlauf zwingt.

Das Inlandeis der Weichsel-Kaltzeit vor 115.000-11.590 Jahren erreicht den Nordrand des Flämings. Im Brandenburger Stadium entstehen die relativ gering-mächtigen (10-20 m) Grundmoränenhochflächen des Teltows. Auch zu dieser Zeit kam es zu einer Umlagerung von Elbgeröllen, wie zahlreiche Funde in weichselkaltzeitlichen Schmelzwasserablagerungen in der Kiesgrube Fresdorfer Heide, südlich von Potdam belegen.

2. Elbgerölle

Als Flussgeröll reichern sich insbesondere quarzreiche Gesteine an, weil sie relativ unempfindlich gegenüber Abrollung sowie physikalischer und chemischen Verwitterung sind. In glazialen Ablagerungen lassen sich vor allem solche Gesteinstypen als Elbgeröll identifizieren, die überhaupt nicht als nordisches Geschiebe in Erscheinung treten oder sich klar in ihren petrographischen Merkmalen von ihnen unterscheiden. Dies betrifft im Einzelnen:

  • Milchquarz-Varietäten (streifig durchscheinende Quarze; Gerüst-, Strahlen- und Zellenquarze)
  • Hornsteine und Cherts – „Lydite“ und „Kieselschiefer“
  • Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate
  • Achat-, Amethyst-, Chalcedon- und Jaspisgerölle sowie
  • Gangbrekzien und Gangquarze aus dem Osterzgebirge mit Paragenesen dieser Minerale
  • Paläozoische Kieselhölzer
  • „Knotengrauwacken“ (Kontaktmetamorphite)
  • „Tertiärquarzite“/“Knollensteine“ (kieselig gebundene Diamiktite)
  • Postvariszische rhyolithische Vulkanite
  • Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Basanite, Phonolithe etc)
  • Erdbrandgesteine, „Serizitschiefer“, Meissener Granit etc.

Grundlage für die Bestimmung von Elbgeröllen bilden die Arbeiten von GENIESER 1953a, 1955, 1957, 1962, GENIESER & MIELECKE 1957. Die Beschreibungen werden durch SCHWARZ et al. 2012, SCHWARZ & LANGE 2013, 2017, SCHWARZ & RIEDRICH 2010, SCHWARZ 2021 und SCHWARZ 2024 teilweise revidiert und erweitert.

Einige Gerölltypen sind lediglich ein Anzeiger einer südlichen Geröllgemeinschaft, weil sie aus mehreren, teilweise weit verstreuten Vorkommen innerhalb des Einzugsgebietes der Elbe stammen können. Dies betrifft z. B. paläozoische Hölzer aus permo-karbonischen Vorkommen, „Tertiärquarzite“, kontaktmetamorphe Grauwacken („Knotengrauwacke“) oder den überwiegenden Teil der postvariszischen Vulkanite. Als „Elbeleitgeröll“ bezeichnet GENIESER 1955 markante und leicht erkennbare Gesteine, deren Ursprung eindeutig in Böhmen oder im Erzgebirge liegt. SCHWARZ et al. 2012 empfehlen eine engere Definition hinsichtlich 1. unverwechselbarer petrographischer Merkmale und 2. einem begrenzten Herkunftsgebiet. Diese Bedingungen erfüllen z. B. das Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerat (Abb. 5, 18-20) oder die Achat-Amethyst-Gangbrekzien aus dem Osterzgebirge (Abb. 40-45).

Die häufigsten Gerölltypen der Berliner Elbe und damit zuverlässige Anzeiger einer südlichen Geröllgemeinschaft sind streifig durchscheinende Milchquarze (Abb. 10), als „Lydit“ bezeichnete dunkelgraue Cherts/Hornsteine (Abb. 12) sowie Tephrite (Abb. 1, 21-22) als die auffälligsten Vertreter unter den Alkalivulkaniten aus dem Gebiet des Egergrabens.

Abb. 4: Liefergebiete der Elbgerölle in Böhmen und Sachsen. Kartengrundlage: GRYGAR 2016, DROST 2008, PÄLCHEN & WALTER 2008.

Die Herkunftsgebiete der Elbgerölle erstrecken sich vom südlichen Brandenburg über den östlichen Teil Sachsens bis weit nach Westböhmen, in das Gebiet zwischen Plzeň und Prag, sowie nach Osten bis ins Riesengebirgsvorland. Abb. 4 zeigt eine Übersicht der wichtigsten Liefergebiete. Ihre Rekonstruktion erfolgt nach der heutigen Ausdehnung der Vorkommen. Liefergebiete und einzelne Flussläufe können sich im Laufe der Zeit durch tektonische Ereignisse und Erosion verändert haben. Eine zusammenfassende Darstellung der geologischen Gebietseinheiten in Sachsen geben PÄLCHEN & WALTER 2011, des böhmischen Einzugsgebiet CHLUPÁČ et al. 2002. Liefergebiete der Elbgerölle in Sachsen:

  • Sächsisch-Böhmisches Kreidebecken (Sandsteine, Pläner, Spongilite),
  • Meißener Massiv (Rhyolithe/postvariszische Vulkanite, Pechsteine, Meißener Granit und Monzonit)
  • Döhlener Becken (Hornsteine, Vulkanite, Konglomerate, Kieselhölzer, Madensteine)
  • metamorphe variszische Einheiten des Elbtalschiefergebirges und Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirges (Cherts, Lydite, „Turmalingranit“, Knoten-Glimmerschiefer etc.). Für eine bestimmte Lokalität charakteristische Gesteinstypen lassen sich nicht herausstellen.
  • Osterzgebirge (postvariszische Vulkanite und Subvulkanite, quarzreiche Gangbrekzien und Gangquarze mit charakteristischen Paragenesen aus Amethyst, Achat und Gerüstquarzen)
  • Mittelerzgebirge (strahlige Amethyste und große Strahlenquarz-Pseudo-morphosen)
  • Tharandter Wald (postvariszische Vulkanite, „Tertiärquarzite“)

Liefergebiete von Elbgeröllen in Nordböhmen:

  • Böhmisches Kreidebecken (Sandsteine, Pläner und Spongilite),
  • Egergraben, insbesondere das Böhmische Mittelgebirge (Alkalivulkanite: Basanite, Tephrite, Phonolithe),
  • Tertiär (verstreute Vorkommen von „Tertiärquarziten“),
  • Teplá-Barrandium und angrenzende Bereiche (Quarz-Lydit-Konglomerate, Drábovquarzite und Lydite/Cherts; Jaspis aus den Brdy),
  • Permokarbonische Becken (Kieselhölzer),
  • Riesengebirgsvorland (Achate, Jaspis, Chalcedon),
  • Böhmisches Erzgebirge: Zufuhr von Geröllen über die Eger (Achat, Amethyst, Jaspis).

3. Sammelgebiet und Fundpunkte

Die hier gezeigten Funde stammen überwiegend aus dem als „Sammelgebiet“ bezeichneten Gebiet südlich und südwestlich von Berlin (Teltow, Zauche nördlicher Fläming, Fundpunkte 1-8 in Abb. 14). Funde in größerer Zahl lieferten die Kiesgruben Fresdorfer Heide, Horstfelde, Linthe, Damsdorf-Bochow und Ruhlsdorf sowie der Lindenberg bei Jühnsdorf. Nordwestlich und östlich des Sammelgebiets nimmt die Funddichte rasch ab, aber auch hier sind Einzelfunde immer wieder möglich.

Der gegenwärtig einzige Aufschluss „reiner“ Elbekiese („Wietstocker Kiese“) in der näheren Umgebung von Berlin befindet sich auf dem Lindenberg bei Jühnsdorf (Fundpunkt 1 in Abb. 8). Die exponierte Lage der Kiese auf dieser isolierten pleistozänen Hochfläche ist auf glazitektonische Prozesse zurückzuführen, der Hebung, Kippung und Stapelung gefrorener Sediment-Schollen durch das vorrückende Inlandeis. Eine Kiesgrube im nordwestlichen Teil des Hügels erlaubt noch spärliche Aufsammlungen. Schürftätigkeiten sollten unterbleiben, der Lindenberg ist Landschaftsschutzgebiet. Die in GENIESER 1962 genannte Fundstelle, ein etwa 300 x 80 m breiter Streifen auf der höchsten Kuppe, ist heute mit Kiefern bewachsen und lässt keine Funde mehr zu.

Abb. 5: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, Elbeleitgeröll vom Lindenberg, Aufnahme unter Wasser.

Ein Teil der hier gezeigten und als „KFH/Engelhardt“ bezeichneten Funde wurde von Herrn Georg Engelhardt (Potsdam) in der südlich von Potsdam gelegenen Kiesgrube Fresdorfer Heide („KFH“, Lokalität 3 in Abb. 8) sowie am Lindenberg bei Jühnsdorf getätigt. An der Lokalität Fresdorfer Heide traten Elbgerölle vor allem in temporären Aufschlüssen in den höchstliegenden weichselkaltzeitlichen Schmelzwassersanden im Südteil der Grube auf. In den Fein- bis Grobsanden fanden sich etwa 300 Lydite/Cherts und zahlreiche weitere, oftmals nur kantengerundete Elbgerölle bis 30 cm Größe (ENGELHARDT 2016). Die hohe Fundanzahl von Elbgeröllen sowie Kristallingeschieben aus Dalarna spricht für eine Umlagerung aus saalezeitlichen Sedimenten. Bemerkenswert ist das weitgehende Fehlen südlicher Alkalivulkanite (Tephrite etc.), üblicherweise ein typischer und häufiger Bestandteil der früh-saalekaltzeitlichen „Wietstocker Kiese“. Die Alkalivulkanite wurden entweder zeitweise nicht transportiert oder erlagen in Folge von Umlagerung und oberflächennaher Exposition der Verwitterung. Eine Auswahl von Funden der Sammlung Engelhardt ist in der Waldschule auf dem Großen Ravensberg in Potsdam-Waldstadt ausgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich.

Abb. 6: Elbgerölle aus der KFH im Geschiebegarten auf dem Großen Ravensberg in Potsdam-Waldstadt: dunkle Hornsteine/Cherts (unten links), Milch- und Gangquarze (rechts), tektonische Brekzien (oben links). In der Bildmitte ein großer Tephrit. Bildbreite ca. 60 cm.

Elbgerölle als vereinzelte Beimengung in fluviatilen Kiesen nordischer Zusammen-setzung sind auch seit langem aus dem östlichen Brandenburg bekannt, dem Gebiet zwischen Niederfinow, Oderberg und der Oder (Fundpunkte 9, 10 und 14 in Abb. 14). Die Berliner Elbe kreuzte das Neißegebiet und könnte eine Verbindung zur unteren Oder besessen haben (STACKEBRANDT & FRANKE 2015, BROSE 2006).

Abb. 7: Olivin-Basalt bzw. -Basanit aus Ost-Brandenburg (Fundort: Niederfinow, leg. H. Müller, Geschiebesammlung der BGR in Berlin-Spandau).

Der Sammeltätigkeit von Walter Bennhold sind zahlreiche Funde südlicher Gerölle aus dem Gebiet südlich von Fürstenwalde an der Spree (Rauensche Berge, Fundpunkt 24) zu verdanken. Mehr als 50 Elbgerölle, darunter Alkalivulkanite, „Kieselschiefer“, Elbsandstein und ein „Porzellanit“ (Erdbrandgestein, Abb. 70) werden im Museum Fürstenwalde aufbewahrt (Fundbeschreibungen in BENNHOLD 1939, MÜLLER 1931, 1934, 1935, 1936, 1938).

In einigen Kiesgruben im südlichen Brandenburg (Fundpunkte 15-18 in Abb. 8) bietet sich eine im Vergleich zum Sammelgebiet umgekehrte Fundsituation: Gerölle der Berliner Elbe überwiegen deutlich, nordische Geschiebe sind nur zu einem geringen Prozentsatz vertreten. An diesen Lokalitäten ist ein eingehendes Studium der Geröllgemeinschaft möglich (s. separater Text). In Südbrandenburg und Sachsen (Fundpunkte 20-23) erfreut sich das Sammeln von Geröllen in den Ablagerungen älterer Elbeläufe (Senftenberger Elbe, Bautzener Elbe) einer gewissen Beliebtheit. Lokale Sammler suchen speziell nach Achat- und Jaspisgesteinen, Kieselhölzern oder Siliziten (z. B. „Madensteine“), die geschnitten und poliert sehr hübsch aussehen können. Mit vergleichbaren „Superfunden“ ist im Berliner Raum eher selten zu rechnen.

Abb. 8: Fundpunkte von Elbgeröllen in Brandenburg und Sachsen, Karte umgezeichnet nach THIEKE in STACKEBRANDT & MANHENKE (Hrsg.) 2010.

1 – Lindenberg (52.293022, 13.380058) – Elbekiese auf pleistozäner Hochfläche
2 – Kiesgrube Horstfelde (52.230589, 13.380222)
3 – Kiesgrube Fresdorfer Heide („KFH“) (52.290943, 13.100576);
4 – Lesesteinfelder bei Schlunkendorf (52.252415, 13.030029);
5 – Kiesgrube Damsdorf-Bochow bei Lehnin (52.366280, 12.775923);
6 – Kiesgrube Linthe (52.158240, 12.770499);
7 – Kiesgrube Ziezow (52.143712, 12.728963), stillgelegt und renaturiert;
8 – Kiesgrube Ruhlsdorf bei Luckenwalde (52.135713, 13.151725);
9 – Kiesgrube Hohensaaten (52.889525, 14.138863);
10 – Kiesgrube Ruhlsdorf bei Eberswalde, stillgelegt (52.829555, 13.571400);
11 – Kiesgrube Niederlehme (52.310585, 13.682682),
12 – Kiesgrube Drahnsdorf (51.912779, 13.557303)
13 – Kiesgrube Borgsdorf/Velten (52.703119, 13.224452)
14 – Kiesgrube Oderberg-Bralitz (52.839878, 14.026807), Fundpunkt erloschen.
15 – Kiesgrube Mühlberg (51.442307, 13.242926) – Berliner Elbe
16 – Kiesgrube Altenau (51.423500, 13.270685) – Berliner Elbe
17 – Kiesgrube Rückersdorf (51.572294, 13.587336)
18 – Kiesgrube Hennersdorf (51.636578, 13.658026)
19 – Kiesgrube Dixförda bei Jessen (51.818749, 13.027673)
20 – Kiesgrube Buchwäldchen (51.714272, 13.982248) – Senftenberger Elbe
21 – Kiesgrube Saalhausen (51.589816, 13.908524) – Senftenberger Elbe
22 – Kiesgrube Neukollm (51.416207, 14.152319) – Senftenberger Elbe
23 – Kiesgrube Großgrabe (51.354547, 14.012828) – Senftenberger Elbe
24 – Rauensche Berge bei Fürstenwalde – historischer Fundpunkt.

4. Funde aus dem Sammelgebiet

4.1. Quarz-Varianten

Milchquarze bzw. der Milchquarz-Anteil allein sind kaum ein geeigneter Anzeiger einer südlichen Geröllgemeinschaft, weil Milchquarze auch als Geschiebe auftreten. Spezifische Varianten „südlicher“ Herkunft sind die sog. „streifig durchscheinenden Quarze“, „Kasten“-, „Zellen“- „Gerüst“- oder „Strahlenquarze“. – „Zellig zerfressene Quarze“ weisen eine unregelmäßig-löchrige Gestalt auf (Abb. 9). Teils handelt es sich um Segregationsquarze aus Metamorphiten, z. B. Phyllite oder Glimmerschiefer, teils um Gangquarze. Beide besitzen eine weite Verbreitung im Elbeinzugsgebiet.

Streifig durchscheinende Gangquarze (Abb. 10) sind im Berliner Elbelauf regelmäßig zu finden, in den älteren Elbeläufen treten sie seltener auf. Kennzeichnend ist eine Trübung der massigen und durchscheinenden Quarzgerölle durch Partien feiner und annähernd parallel verlaufender Streifen.

Kasten- und Zellenquarze (Abb. 11, 42) treten im Berliner Elbelauf regelmäßig auf (GENIESER 1955). Milchige Quarzstreifen bilden gitterartige Strukturen aus vier- oder dreieckigen Abteilungen, die mit kristallinem Quarz gefüllt sein können. In Strahlen- und Gerüstquarzen verlaufen die Streifen in unterschiedlichen Richtungen und Winkeln und können sich gegenseitig durchdringen. Die strahligen Aggregate und die Zellenwände werden als Pseudomorphosen nach Baryt angesehen. Ihre Herkunft aus dem Osterzgebirge ist wahrscheinlich, wenn sie mit Gesteinen der osterzgebirgischen Geröllgemeinschaft assoziiert sind (vgl. Abb. 40, 45). Große gelbe Strahlenquarz-Pseudomorphosen sind aus dem Mittelerzgebirge (Marienbad) bekannt. Ihre gelbliche Farbe dürfte durch Lagerung in eisenschüssigen Sedimenten bedingt sein.

Abb. 11: Kasten- oder Zellenquarz, nasse Schnittfläche, Kiesgrube Altenau (Südbrandenburg).

4.2. Hornsteine und Cherts – „Lydite“ und „Kieselschiefer“

Funde von feinkörnigen bis dichten und massigen oder geschichteten Hornsteinen bzw. Cherts sind ein eindeutiger Hinweis auf Beimengungen von Elbgeröllen in glazialen Ablagerungen. Der hohe Quarzanteil der hell- bis dunkelgrauen Gesteine bedingt ihre Härte und Widerstandsfähigkeit gegenüber Verwitterung und Abrollung. Dunkelgraue und massige Kieselgerölle, durchzogen von einem regellosen und mit Milchquarz verfülltem Netzwerk aus Brüchen, werden auch als „Lydit“ bezeichnet (Abb. 12). Im trockenen Zustand können sie einen bläulichen Farbstich aufweisen. In der Regel finden sie sich in Gesellschaft mit feinkörnigen und geschichteten, verbreitet als „Kieselschiefer“ bezeichneten verkieselten Sedimentgesteinen. Beide Gesteinstypen sind als Geschiebe praktisch unbekannt und einer der häufigsten Gerölltypen im Berliner Elbelauf. Mitunter lassen sie sich problemlos zu Dutzenden aufsammeln (Abb. 13). Auch außerhalb des Sammelgebiets treten sie vereinzelt auf, ohne dass mit weiteren Funden elbetypischer Gerölle zu rechnen ist.

Abb. 12: Mäßig kantengerundete Cherts/Hornsteine („Lydite“), Kiesgrube Horstfelde, Aufnahme unter Wasser.

Statt „Lydit“ und „Kieselschiefer“ empfiehlt sich die Verwendung der allgemeinen Bezeichnungen Chert oder Silizit für sedimentäre, durch diagenetische Rekristallisation entstandene Kieselgesteine (STOW 2008: 184, REICHEL & LANGE 2007:118). Noch weiter gefasst, bei einigen Autoren auch ein Synonym zu Chert, ist der Begriff Hornstein, der Aussagen zur Genese vermeidet und alle feinkörnigen bis dichten, zähen und stark kieseligen Gesteine mit hornartigem Bruch einschließt (biogen oder chemisch gebildet). Hierzu gehören Lydite, Cherts und Silizite, aber auch Feuersteine. Diagenetisch verkieselte „Kieselschiefer“ sind dementsprechend als geschichtete Hornsteine (Abb. 13 unten) anzusehen, zumal die Bezeichnung Schiefer im petrographischen Sinne metamorphen Gesteinen vorbehalten sein sollte.

Die Bezeichnung „Lydit“ verdankt der in Abb. 12 gezeigte schwarz-weiße Gerölltyp offenbar seiner weitgehenden äußerlichen Übereinstimmung mit „echten“ Lyditen. Lydite sind paläozoische Radiolarite, eine Gruppe quarzreicher Sedimentgesteine, die im marinen Bereich in großer Wassertiefe entstehen und aus den kieseligen Skeletten einzelliger Lebewesen, den Radiolarien, aufgebaut sind. Bestimmbar sind Lydite nur, wenn man auch tatsächlich Radiolarien erkennt, mit Hilfe einer Lupe oder unter dem Mikroskop.

Als Hauptliefergebiet der schwarz-weißen und massigen Elbgerölle gilt das Gebiet der Šárka am nördlichen Rand von Prag (SCHWARZ & LANGE 2013:147). Die proterozoischen Cherts an der klassischen Lokalität Hudlická skála, etwa 30 km WSW von Prag, bestehen aus mikrokristallinem Quarz und enthalten organischen Kohlenstoff bis 0,5% (CHLUPÁČ 1993: 43-45). Radiolarien konnten in diesen Gesteinen bisher nicht nachgewiesen werden, nur Acritarchen, Algenmatten und stromatolithartige Strukturen (VAVRDOWA 1999). Eine irrtümliche Deutung von Mikrofossilien als Radiolarien führte in der Vergangenheit wahrscheinlich zur Bezeichnung Lydit, die somit unzutreffend und durch einen allgemeinen Begriff wie Chert, Silizit oder Hornstein zu ersetzen ist.

Abb. 13: Aufsammlung von Cherts/Hornsteinen in der Kiesgrube Horstfelde. Unten im Bild ein geschichteter Hornstein („Kieselschiefer“). Bildbreite 20 cm.

Hornsteine und Cherts treten in zahlreichen weiteren Varianten auf: hell- bis dunkelgraue Gerölle mit farbigen Anflügen, kräftig gelb, grün oder rot gefärbte Vertreter – mit oder ohne quarzgefüllte Risse. Massige Cherts und Hornsteine sind meist opak, sehr quarzreiche Partien in geschichteten Hornsteinen mitunter durchscheinend (Abb. 17). Abb. 13-17 zeigt eine Auswahl des variantenreichen Gerölltyps aus dem Fundgebiet südlich von Berlin.

Geröllfunde lassen sich mehrheitlich keiner näheren Herkunft zuordnen. Cherts und Hornsteine sind aus zahlreichen Gebietseinheiten im Einzugsgebiet der Elbe bekannt: aus dem Teplá-Barrandium als biogene siliklastische Tiefseesedimente, aus dem Barrandium als verkieselte Einschaltungen in Peliten, Pyroklastika und Karbonaten (CHLUPÁČ 1993). In Sachsen treten an mehreren Lokalitäten silurische Cherts, („echte“ Lydite) sowie Hornsteine auf (Langenstriegis im Erzgebirge, Nossen-Wilsdruffer-Gebirge, Elbtalschiefergebirge). Diese Vorkommen weisen allerdings eine geringe Ausdehnung auf und erklären kaum das massenhafte Vorkommen lyditähnlicher Gesteine als Elbgeröll. Ein bedeutender Lieferant einer Reihe von Hornsteinvarianten ist das Döhlener Becken (REICHEL & LANGE 2007, SCHWARZ & LANGE 2013). Ein großer Teil der roten Hornsteine der Berliner Elbe stammt wahrscheinlich von dort. Dunkle Cherts/Hornsteine stehen sogar auf Brandenburger Gebiet am Rothsteiner Felsen an, eines der wenigen Festgesteinsvorkommen in diesem Bundesland.

4.3. Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat

Das Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerat (veraltete Bezeichnung „Třemošná-Konglomerat“) ist das wichtigste böhmische Leitgeröll der alten Elbeläufe (GENIESER 1955). In der Senftenberger Elbe tritt es häufig, in der Bautzener und Berliner Elbe gelegentlich auf. Als „Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat“ wird eine Reihe kambrischer bis unterordovizischer, überwiegend aus kontinentalen Schüttungen hervorgegangener Konglomerate des Barrandiums aus einem begrenzten Gebiet zwischen Prag und Plzeň bezeichnet (Prager Becken), namentlich aus der Gegend um Hořovice in den Brdy (Mittelböhmisches Waldgebirge).

Abb. 18: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat; gerundete Lithoklasten aus Milchquarz und blaugrauen Lyditen. Kiesgrube Damsdorf-Bochow/ Slg. D. Lüttich.

In charakteristischer Ausbildung ist das Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerat ein grobkörniges, matrixgestütztes und polymiktes Konglomerat mit mäßig bis gut gerundeten und weißen bis gelblichen Milchquarz- sowie etwas weniger Cherts- Lithoklasten von dunkelgrauer bis grünlichgrauer Farbe. Die Matrix weist eine ähnliche Zusammensetzung auf, die dunklen Cherts sind hier aber stets kleiner als die Quarzkörner. Das kieselige Bindemittel bedingt die charakteristisch gelbliche bis grünliche, seltener auch rötlichgraue Gesamtfarbe des Gesteins. Bekannt sind Übergänge zwischen Konglomeraten, grobkörnigen Sandsteinen und feinkörnigen konglomeratischen Sandsteinen (GENIESER 1955). Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit jüngeren Bildungen aus dem Tertiär von Böhmen. Diese „Tertiärquarzite“ mit Quarz- und Chert-Lithoklasten sind allerdings meist schlecht sortierte Diamiktite (Übergänge zwischen Brekzie und Konglomerat mit einem weiten Spektrum an Korngrößen) mit einer hellen und sehr feinkörnigen Matrix (Abb. 54-55). Die grünlichgraue Färbung der böhmischen Quarz-Lydit-Konglomerate fehlt hier.

Abb. 19: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, konglomeratischer Sandstein mit dunklen, teils fleckigen Chert-Lithoklasten. Fundort: Lindenberg/ Slg. Engelhardt.
Abb. 20: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat (KFH/Engelhardt) mit gut gerundeten Milchquarzen und wenigen Lyditen/Cherts, lagenweise als konglomeratischer Sandstein ausgebildet.

4.4. Känozoische Alkalivulkanite

Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens treten in der Berliner Elbe in großer Zahl auf und sind der häufigste Gerölltyp in der Überkorn-Fraktion. In den älteren Elbeläufen finden sich diese Gesteine nur vereinzelt oder fehlen gänzlich. Die Tephrite, Basanite und Phonolithe sind die häufigsten Vertreter dieser Intraplatten-Vulkanite. Sie nehmen in Nordböhmen große Gebiete ein (Abb. 4), in Sachsen existieren nur kleinere Vorkommen. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung sind die Alkalivulkanite nicht als Elbeleitgeröll geeignet, zumal bisher keine spezifischen Lokaltypen herausgestellt werden konnten.

Abb. 21: Tephrit mit bläulichgrauer Verwitterungsrinde und schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen, teilweise in sternförmigen Anhäufungen; Kiesgrube Hohensaaten an der Oder.

Als Hauptlieferant von Elbgeröllen gilt das Böhmische Mittelgebirge (České středohoří), das größte zusammenhängende Vulkanitgebiet innerhalb des Egergrabens, mit Gesteinsaltern zwischen 20-40 Millionen Jahre. Die Vulkanite bilden Lavadecken mit begleitenden Vulkanoklasten oder Staukuppen, untergeordnet treten Subvulkanite und Ganggesteine auf. Petrographisch überwiegen Olivin-Foidite bis Basanite, Nephelinite und Tephrite, neben Phonolithen und Trachyten als Endglieder der magmatischen Differenziationsreihe. Nur ein kleiner Anteil entfällt auf die entsprechenden Zwischenglieder wie Trachybasalte, Phonotephrite, Tephriphonolithe etc. (siehe TAS-Diagramm in PÄLCHEN & WALTER 2007). Nephelin und Hauyn sind die häufigsten Feldspatvertreter, neben weiteren Mineralen der Sodalith-Gruppe (CAJZ et al. 2009; WIMMENAUER 1984).

Abb. 22: Aufsammlung südlicher Alkalivulkanite (Tephrite und olivinführende Basanite) mit hellgrauer oder bläulich-grauer Verwitterungsrinde und schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen, Kiesgrube Horstfelde.

In der Anfangszeit der Erforschung des Berliner Elbelaufs fanden sich Alkalivulkanite in großer Zahl in den früh-saalekaltzeitlichen „Wietstocker Kiesen“ (MÜLLER 1931, 1934, 1935, 1936 und 1938). Gegenwärtig sind gehäufte Funde im Sammelgebiet nur in Horstfelde möglich, in der Fresdorfer Heide fehlen die Gesteine weitgehend. Die Variationsbreite der Alkalivulkanite lässt sich in einigen Kiesgruben in Südbrandenburg gut studieren, wo sie in der Überkornfraktion nicht selten einen Anteil von 25% und mehr ausmachen. Die regelmäßig enthaltenen Foide bedingen die leichte Verwitterbarkeit der Gesteine. Als Flussgeröll sind sie daher kaum erhaltungsfähig und dürften hauptsächlich durch Eisschollendrift an ihren gegenwärtigen Fundort gelangt sein. Der wichtigste, auch als Einzelfund zuverlässig erkennbare Vertreter ist der Tephrit (Abb. 1, 21). Weitere Gesteinstypen lassen sich nach äußerlichen Merkmalen grob als Nephelinite, Olivin-Pyroxen-Basanite und Phonolithe bestimmen. Für eine exakte petro-graphische Ansprache bedarf es chemischer Analysen, bei denen der Mineralbestand rechnerisch ermittelt wird (sog. modaler Mineralbestand). Vor allem die Foide „verstecken“ sich in der feinkörnigen Grundmasse und treten makroskopisch meist nicht in Erscheinung. Ihr Anteil ist für eine Bestimmung aber von entscheidender Bedeutung.

  • Basanite, Olivin-Basanite und Olivinnephelinite sind dunkle und basalt-ähnliche Gesteine (Abb. 7, 22). Einsprenglinge von grünem bzw. gelblich verwittertem Olivin und schwarzem Klinopyroxen treten in wechselnder Menge auf, manchmal fehlen sie auch. Gelegentlich finden sich peridotitische Xenolithe. Feldspat-Einsprenglinge, insbesondere Plagioklas, treten gar nicht in Erscheinung, allenfalls vereinzelt Foide.
  • Mehrfach fanden sich sehr einsprenglingsreiche, den Ankaramiten ähnliche Alkalivulkanite mit teilweise recht großen Olivin- und Pyroxen-Einsprenglingen (Abb. 28-30). Sie weisen Ähnlichkeiten mit dem nordischen Geschiebetyp Schonen-Lamprophyr auf.
  • Foidite/Nephelinite (mit über 60% Foiden) können ein porphyrisches Gefüge aus Feldspatvertretern, Sanidin und Pyroxen besitzen. Hinweise auf Foide sind sechseckige Anschnitte (Abb. 23) oder die isometrische Ausbildung von Leucit oder Analcim. Foide lassen sich mittels Säuretest nachweisen.
  • Tephrite: Typische Vertreter zeigen einen auffälligen Kontrast aus hellgrauer bis blaugrauer Verwitterungsrinde und schwarzen Einspreng-lingen von Klinopyroxen (Abb. 1, 21). Die überwiegend idiomorph und säulenförmig ausgebildeten Pyroxene erreichen eine Länge von 15 mm und besitzen einen lebhaften Glasglanz. Die Einsprenglingsdichte variiert von Fund zu Fund. In der feinkörnigen Grundmasse können vereinzelt grüne Olivin-Einsprenglinge erkennbar sein. Gelegentlich treten Xenolithe und Mandeln auf. Magnetit ist regelmäßig mit einem Handmagneten nachweisbar. Tephrite sind nach Schüller & Müller 1937 die häufigsten Alkalivulkanite im Böhmischen Mittelgebirge, Hauyn-Tephrite dabei etwas häufiger als Nephelin-Tephrite.
  • Tephritähnliche Alkalivulkanite mit leistenförmigen Feldspat-Einsprenglingen sind eher selten. Es dürfte sich um Zwischenglieder der Differentiationsreihe handeln (Tephriphonolith, phonolithischer Basanit, phonolithischer Tephrit u.a.), in denen Ausscheidung von Feldspat (Sanidin) durch einen höheren Si-Anteil begünstigt wurde.
  • Das Erscheinungsbild der Phonolithe ist sehr variabel (Müller 1934; Abb. 24-26). Die feinkörnigen Gesteine neigen zu dünnplattiger Ausbildung und weisen weiße bis hellgrau-gelbliche, zuweilen auch schwarz gefleckte Verwitterungskrusten auf. Der Gesteinskern ist dunkel und grünlichgrau bis olivgrün-braun, seltener rötlich gefärbt und kann einen fettigen Glanz besitzen. Hin und wieder lassen sich leistenförmige und durchscheinende hellgraue Sanidin-Einsprenglinge (Abb. 51), seltener idiomorphe Nephelin-Einsprenglinge bis 5 mm beobachten. Auch die Phonolithe sind deutlich magnetisch. Schwarzer bis schwarzgrüner Ägirin bildet winzige nadelige Einsprenglinge und tritt sporadisch, in anderen Varianten massenhaft auf. Einige Phonolithe enthalten gar keine Einsprenglinge (Genieser 1955, Müller 1934, 1935). Phonolithe mit körniger Grundmasse zeigen bisweilen ein trachytisches Gefüge: viele kleine und schmal leistenförmige Feldspäte mit seidigem Schimmer weisen eine Gleichrichtung auf und umfließen stromartig ggf. vorhandene Einsprenglinge. Mit den Phonolithen verwechselbar sind die Trachyte, meist graue, dickplattige und gleichkörnige Gesteine mit rauen Bruchflächen.
  • Syenite und Foid-Syenite (Abb. 27) als entsprechende Ganggesteins- oder Subvulkanit-Äquivalente der Phonolithe und Trachyte besitzen eine körnige Grundmasse und bestehen im Wesentlichen aus Feldspat (Sanidin), Klinopyroxen, optional Alkaliamphibolen. Foide können in signifikanter Menge vorkommen, sind makroskopisch aber meist nicht wahrnehmbar.
  • Aus dem Egergraben ist eine Vielfalt an Ganggesteinen bekannt, die unter Umständen denen aus nordischen Vorkommen ähneln, z. B. Camptoniten aus dem Oslograben oder dem Särna-Tinguait aus Dalarna.
Abb. 23: Grünlichgrauer Alkalivulkanit (Olivin-Foidit?) aus der Kiesgrube Horstfelde.

Die feinkörnige Grundmasse enthält kleine orangebraune und stark angewitterte Olivin-Einsprenglinge. Vier- und sechseckige Vertiefungen weisen auf ausgewitterte Foide, schwarze Nädelchen auf Ägirin hin. Der Peridotit-Xenolith mit dunklem Reaktionssaum besteht aus alteriertem Olivin (gelb) und Klinopyroxen (schwarz).

Abb. 24: Phonolith vom Lindenberg (Slg. Engelhardt) mit grünlich-grauer Verwitterungsrinde und dunklen Flecken. Das Gestein ist magnetisch und enthält einen leistenförmigen Sanidin-Einsprengling.

Die Nahaufnahme Abb. 26 zeigt säulige Pyroxen- und nadelige Ägirin-Einsprenglinge mit undeutlich begrenzten silbergrauen Feldspat- und gelblichen bis rötlichen (alterierten) Foid-Einsprenglingen.

Abb. 27: syenitisches Alkali-Ganggestein, polierte Schnittfläche. Horstfelde.
Abb. 28: Olivin- und pyroxenreicher Basanit (Ankaramit), Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 29: Grob porphyrischer ankaramitischer Alkalivulkanit mit großen Einsprenglingen von Pyroxen (grün) und Olivin (orangerot); Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 30: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche. In der Nahaufnahme erkennt man einen siebartig durchsetzten grünen Pyroxen-Einsprengling sowie die typische alterationsbedingte Maschentextur des orangefarbenen Olivins.

In gemischten Geschiebe-/Geröllgemeinschaften besteht die Möglichkeit einer Verwechslung känozoischer Alkalivulkanite mit nordischen Geschiebetypen:

  • Der Schonen-Basanit tritt im Berliner Raum kaum in Erscheinung. In Schonen wie im Egergraben kommen Basanite vor, die ausschließlich kleine Olivin-Einsprenglinge führen. Die Entscheidung „südliche“ oder „nordische“ Herkunft ist in diesem Fall kaum möglich. Nur Basanite mit größeren und hellgrünen Peridotit-Xenolithen dürften einigermaßen sicher nach Schonen zu verorten sein, da diese in den Basaniten südlicher Herkunft bisher nicht beobachtet wurden.
  • Mehrere Funde ankaramitischer, dem Schonen-Lamprophyr ähnlicher Gesteine mit Pyroxen- und Olivin-Einsprenglingen liegen aus dem Berliner Raum vor. Sie stammen fast ausnahmslos von Lokalitäten, an denen vermehrt auch südliche Alkalivulkanite vorkommen. Der Schonen-Lamprophyr kann im Falle beigemengter Elbgerölle – dies betrifft vor allem das Gebiet südlich von Berlin – nicht als Leitgeschiebe verwendet werden.
  • Aus dem Oslogebiet sind kleine Vorkommen alkalibasaltischer Gesteine bekannt, deren Merkmale sich teilweise mit denen südlicher Alkalivulkanite überschneiden (Camptonit, Jacupirangit, Madeirit, Tinguait u. a.). Camptonit-Geschiebe können den Tephriten ähnlich sehen, sind aber ein ausgesprochen seltener Geschiebefund. Die augit-porphyrischen Oslobasalte enthalten gedrungene Pyroxen-Einsprenglinge, welche aber nicht die helle Verwitterungsrinde und den ausgeprägten Glasglanz der Pyroxene in den Tephriten aufweisen.

4.5. Quarzreiche Gerölle: Amethyst, Chalcedon, Achat, Jaspis

Neben Milchquarz, Cherts und Hornsteinen treten weitere quarzreiche Gerölle, wie Jaspis (roter Hornstein) oder die SiO2-Varianten Chalcedon, Achat, Amethyst und Rauchquarz als Elbgeröll auf. In Grobkies-Fraktion (1-4 cm) finden sie sich als Einzelgeröll, im Überkorn bilden sie meist Paragenesen, wie sie aus den quarz-reichen Störungsbrekzien der osterzgebirgischen Geröllgemeinschaft bekannt sind. Amethyst-, Chalcedon- und Achatgerölle treten vereinzelt auch in den Tertiär-Diamiktiten auf (Abb. 53). Die Bezeichnungen Chalcedon, Jaspis und Karneol werden teilweise synonym verwendet, eine klare Abgrenzung ist makroskopisch manchmal nicht möglich. Auch existieren kontroverse Auffassungen, ob es sich bei Achat und Chalcedon um ein Mineral, Mineralgemisch oder eine Gesteinsbildung handelt. Bei der Bestimmung farbiger und SiO2-reicher Kieselgerölle können folgende Merkmale herangezogen werden:

  • Amethyst: blass bis kräftig violett oder blauviolett.
  • Rauchquarz: hell bis dunkelgrau, selten fast schwarz.
  • Chalcedon: weiß, grau, gelblich; Wachsglanz, durchscheinend; massig und gebändert; Karneol ist eine rote, orange bis gelbe Varietät.
  • Achat: fein gebändert; Bänderung auf der Außenseite von Geröllen nicht immer gut erkennbar; vielfarbig: weiß, grau, rot, orange; Glasglanz.
  • Jaspis: rot, gelb, grün; opak, meist mit stumpfem Glanz; splittriger oder hornsteinartig muscheliger Bruch; bildet manchmal lagige, fluidale, seltener sphärolithische oder oolithische Texturen aus.

Chalcedon ist eine mikrokristalline Quarz-Varietät. Die kleinen und durchscheinen-den Chalcedon-Gerölle sind meist gut gerundet, weisen einen Wachsglanz und schwach gelblichgraue bis gelbbraune Farben auf. Manche Gerölle besitzen eine brombeerartige Oberfläche mit rundlichen Vertiefungen. Sowohl massiger Chalcedon, z. B. aus Hohlraumfüllungen in Vulkaniten, als auch Chalcedon-Überzüge durch äußerliche Verkieselung kommen vor („lackglänzende Gerölle).

Die rötlichgelbe Farbvarietät (Abb. 32) stimmt mit der Beschreibung des „rötlichgelben und weinroten Gelits“ in GENIESER 1955 überein. Dieser stammt aus Melaphyr-Mandelsteinen im Einzugsgebiet der Iser (Jizera) und Cidlina und ist das einzige Leitgeröll der oberen Elbe (alle anderen kommen aus dem Moldau-Beraun-Einzugsgebiet).

Charakteristisch für Achat ist die feine Bandtextur. Die Achatbildung erfolgt durch rhythmische Ausfällung aus hydrothermalen Lösungen, z. B. in Blasenhohlräumen von Vulkaniten oder in Gängen. Auch sedimentäre Achatbildung ist bekannt. Achatgerölle sind, entsprechend den Dimensionen dieser Hohlräume, meist recht klein und als Erosionsrelikte v. a. basischer Vulkanite anzusehen. Das Zentrum der ehemaligen Blasenhohlräume kann aus kristallinem Quarz bestehen. Die Drusen können in transparenten, hellgrauen oder gelben Chalcedon eingebettet sein (TESCHNER & WLODARCZYK 1978). Prächtige hell- bis dunkelrote Achate („Gangachate“), in Begleitung von Quarz, Chalcedon und Amethyst, finden sich in den hydrothermalen Gang- und Störungsbrekzien des Osterzgebirges (Abb. 36, 38-39, 43). Die weißen, hellgrauen, gelben und bräunlichen, seltener auch bunten Achat-Varianten (Abb. 33) aus Basalten im böhmischen Riesengebirgsvorland sind vermehrt auf den Hochflächen nördlich des Lausitzer Urstromtals (Umgebung von Calau, Senftenberg und Hoyerswerda) zu finden. Nach Westen werden sie zunehmend seltener, im Berliner Elbelauf treten sie kaum noch auf (SCHWARZ 2024). So fanden sich im Sammelgebiet bisher nur vereinzelt rote Achatgerölle, häufiger sind Vergesellschaftungen aus Amethyst oder Jaspis in den Gangbrekzien osterzgebirgischer Herkunft (Abb. 45).

Jaspis, auch „Eisenquarz“, ist ein dichtes Mineralgemisch aus mikrokristallinem Quarz, Tonmineralen und Fe-Oxiden. Jaspis ist eine typisch hydrothermale Bildung in Vulkaniten und Sedimenten. Jaspisgerölle fallen durch ihre kräftig rote bis rotbraune, orange oder gelbe (Abb. 36), seltener grüne oder schwarze Färbung auf, besitzen einen stumpfen Glanz und einen hornsteinartigen Bruch. Häufig sind streifige, fleckige oder fluidale, seltener ooidartige, sphärolithische oder sternförmige („Sternjaspis“) Texturen zu beobachten. Jaspis und Hornstein sind petrographisch nicht immer klar zu trennen, sollten nach Möglichkeit aber nicht synonym verwendet werden (Abb. 35).

Die meisten Funde lassen sich keiner genaueren Herkunft zuordnen, da im Einzugsgebiet der Elbe zahlreiche und weit verstreute Vorkommen existieren (Erzgebirge, Brdy, Döhlener Becken). Ein großer Teil der roten Hornsteine (mit Jaspis-Anteil) der Berliner Elbe stammt wahrscheinlich aus dem Döhlener Becken. Auffällige Varietäten sind rote „Jaspisblüten“ mit schwarzem, metallisch glänzendem Hämatit (sog. „Jaspilit“), die an mehreren Lokalitäten im Riesengebirge und im Raum Hořovice (Brdy) vorkommen. Aus dem Riesengebirge sind weiterhin gelbrote und grünliche Varianten mit fluidaler Textur sowie grüne „Moosachate“ bekannt. Aus oberkambrischen Vulkaniten in den Brdy (Mittelböhmisches Waldgebirge), in Nachbarschaft von Eisenlagerstätten, stammt eine Reihe jaspisartiger Gesteine, die von tschechischen Geologen als „Eisenquarz“ bezeichnet und als hydrothermale Bildungen in tektonischen Störzonen von Vulkaniten angesehen werden. Sie treten in zahlreichen Variationen auf, einige davon eignen sich als Elbeleitgeröll (SCHWARZ et al. 2012, SCHWARZ & LANGE 2013 und SCHWARZ 2024).

Abb. 35: Gelb- und rotfleckiger Hornstein aus Jaspis, Quarz und Achat, Kiesgrube Damsdorf-Bochow, Aufnahme unter Wasser (Slg. D. Lüttich).

4.6. Osterzgebirgische Geröllgemeinschaft

Im Oberkarbon, am Ende der variszischen Orogenese, setzte im Osterzgebirge ein intensiver Vulkanismus ein. Vulkanite und Grundgebirge wurden nachfolgend von einem tief reichenden und weit verzweigten System aus tektonischen Störungen durchsetzt. In Klüften und Rissen kam es zur Abscheidung von Mineralen aus zirkulierenden hydrothermalen Lösungen, dabei teilweise zu einer starken Überprägung und Veränderung des Wirtgesteins. Bruchtektonik und Mineral-abscheidungen wiederholten sich mehrfach und führten zur Entstehung von Gangquarzen und quarzreichen Störungs– oder Gangbrekzien. Ein Teil der Brekzien ist durch Quarz zementiert, lokal treten Paragenesen aus Amethyst, Quarz, Achat und Jaspis (Hornstein) auf. Letztere besitzen als Elbgerölle einen hohen Wiedererkennungswert und bilden im Wesentlichen die osterzgebirgische Geröllgemeinschaft (GENIESER 1955).

Das bekannteste Vorkommen ist der Schlottwitzer Gang, ein mehrfach gestörter und auf einer Länge von 15 km verfolgbarer Gangzug. Hier treten abschnittsweise quarz- und amethystreiche Brekzien mit charakteristisch roten bis orangeroten, oftmals fragmentierten und dann als „Trümmerachat“ bezeichneten Bandachaten auf. Achat kann auch rosa, blass orangerot, grünlich oder grau getönt sein. Achate mit planarer Bänderung können von runden (oolithischen) Achat-Partien begleitet sein. Verbreitet treten rote bis rotbraune und hornsteinartige Partien ohne Bänderung auf. Hellblauer bis tief violetter, teilweise sehr grobkörniger Amethyst wird von weißen Kappenquarzen, feineren Quarzkristallbändern oder sehr schmalen Achat-Bändern begleitet. In einigen osterzgebirgischen Gangbrekzien kommt auch Rauchquarz vor. Regelmäßig sind Kastenquarze und Strahlenquarze zu beobachten. Letztere werden als Pseudomorphosen nach Baryt aufgefasst, manchmal sind noch Reste von Baryt enthalten. Die übrige, quarzreiche und helle Gesteinsmasse führt gelegentlich kaolinisierte Gneis- und Rhyolith-Fragmente. Als Gerölle gelangten die variantenreichen Gesteine der Schlottwitzer Gangfolge über die Müglitz in die Elbe.

Geröllfunde von Brekzien mit den beschriebenen Paragenesen sollten nicht generell auf einen Gang zurückgeführt werden, wenngleich lokale Sammler die Herkunft bestimmter Paragenesen mitunter genau benennen können. Im Osterzgebirge existieren zahlreiche weitere, darunter einige unverwechselbare Vorkommen mit ähnlicher Mineralisation (SCHWARZ & LANGE 2013, SWATON 2005, MÜLLER & JEREMIES 2014, SCHWARZ 2024, www.joachimadolphi.de). Aus dem Osterzgebirge stammen wahrscheinlich auch quarzreiche Brekzien mit Gneis- und/oder Rhyolith-Fragmenten, die von dünnen Achatbändern umgeben sind (SCHWARZ & LANGE 2013). Abb. 36-39 zeigt einige Beispiele der variantenreichen Paragenesen osterzgebirgischer Störungs- und Gangbrekzien aus dem Schlottwitzer Gangzug.

Bei der Bestimmung osterzgebirgischer Gangquarze, Gang- und Störungsbrekzien lassen sich mehrere Geröllypen unterscheiden:

  • Quarz-Amethyst-Brekzien („Trümmerkristallquarz“) mit rotem oder braunem Hornstein bzw. Jaspis (Abb. 37, 41).
  • Die Achat-Quarz-Brekzie („Trümmerachat“) enthält Bruchstücke aus hell- bis dunkelrotem Bandachat, welche in amethyst- oder bergkristallartigen Formen enden (Abb. 36, 43). Dichte und chalcedonartige Lagen können sich mit größerem Stengelquarz abwechseln. Zonarbau und rhythmische Bänderung sind häufig zu beobachten. Wenige Fragmente können in eine überwiegend schmutzig-rote, Fe-reiche Grundmasse eingebettet sein, in anderen Varianten mit zahlreichen großen Quarz-Achat-Bruchstücken tritt die schmutzigrote Grundmasse stark zurück (Genieser 1955).
  • Kasten-, Zellen- und Strahlenquarze treten innerhalb der osterzgebirgischen Gang- und Störungsbrekzien (Abb. 42), aber auch in Böhmen auf. Entscheidend für eine Zuordnung zum Osterzgebirge ist die gleichzeitige Anwesenheit von Amethyst und/oder Achat. Aus einem kleinen Vorkommen im Gebiet von Libuň, Liefergebiet der Cidlina, stammen Kastenquarze mit Partien aus rotem Achat und Zwickelfüllungen mit phanerokristallinem Quarz (Schwarz 2024).  
  • Gelbliche und auffallend große Gerüstquarz-Pseudomorphosen aus der Marienberger Gegend (Mittelerzgebirge) sind typisch für den Berliner Elbelauf (Schwarz & Lange 2013). Die Füllung der Zwickel besteht aus kristallinem und klarem bis milchigem Quarz oder Amethyst.Diese Gesteine könnten über die Zschopau transportiert und durch spätere Umlagerung in die Berliner Elbe gelangt sein (Eissmann 1975).

Die meisten Gerölle osterzgebirgischer Herkunft im Sammelgebiet stammen aus der KFH und der Kiesgrube Horstfelde. Quarz-Amethyst-Hornstein-Paragenesen, Brekzien mit Amethyst („Kristallquarzbrekzie“), Quarz-Jaspis-Brekzien und Kastenquarze mit Amethyst gehören zu den häufigeren, „Trümmerachate“ mit rotem Bandachat zu den seltenen Funden.

Abb. 40: „Trümmerkristallquarz“ (KFH/Engelhardt) mit grobkristallinem Quarz und Amethyst, begrenzt von brekziierten Quarz-Jaspis-Bändern; rechts unten eine rotbraune Strahlenquarz-Pseudomorphose.
Abb. 41: Osterzgebirgische Gangmineralisation aus Quarz, Amethyst und Achat; Horstfelde, polierte Schnittfläche (D. Lüttich leg.).
Abb. 42: Kastenquarz mit Amethyst (KFH/Engelhardt), osterzgebirgische Paragenese, nasse Schnittfläche ; weiße, mit kristallinem Amethyst ausgefüllte Milchquarz-Kästchen sind von feinen roten und jaspisartigen Adern umrahmt.
Abb. 43: „Trümmerachat“, polierte Schnittfläche, Kiesgrube Horstfelde (Slg. und Foto S. Liebermann/Woltersdorf).
Abb. 44: Brekzie mit Rauchquarz, Milchquarz und braunem Hornstein in einem roten Feldspat-Quarz-Wirtgestein (Kiesgrube Horstfelde, D. Lüttich leg.).
Abb. 45: Osterzgebirgische Störungsbrekzie mit hornsteinartiger Matrix und Bruchstücken von gebändertem Amethyst/Milchquarz sowie Strahlenquarz-Pseudomorphosen, nass fotografiert (KFH/Engelhardt).

Gerölle osterzgebirgischer Störungs- und Gangbrekzien mit den charakteristischen Paragenesen aus Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Achat und/oder Hornstein treten in Gesellschaft mit einer ungleich höheren Anzahl von Funden eher merkmals-armer Brekzien auf. Hierzu gehören Quarz-Gangbrekzien mit rotem bis rotbraunem Hornstein oder Jaspis, weiterhin Brekzien – darunter rote bis rotbraune Vulkanite – mit einem netzartigen Muster aus mehreren Kluft-Generationen und einer zonierten Mineralisierung der Klüfte (außen Milchquarz, innen kristalliner Quarz). In der Kiesgrube Fresdorfer Heide konnten diese Gesteine zeitweise gehäuft aufgesammelt werden, an anderen Lokalitäten mit vielen Elbgeröllen (Horstfelde) sind sie eher vereinzelt zu beobachten. In gemischten Geschiebe-/Geröll-Gemeinschaften besteht eine Verwechslungsmöglichkeit mit tektonischen Brekzien nordischer Herkunft. „Nordische“ Brekzien weisen gelegentlich gebänderte Milchquarz-Partien auf, enthalten aber nur sehr selten Amethyst, Achat, Jaspis oder hornsteinartige Partien.

4.7. Paläozoische Kieselhölzer

Als mögliche Liefergebiete silifizierter paläozoischer Hölzer kommen die permokarbonischen Becken in Böhmen (Abb. 4) und das Döhlener Becken in Frage. Eine Unterscheidung der Herkunftsgebiete anhand äußerlicher Merkmale ist nicht möglich. Nach einer pers. Mitteilung von H. Sahm (Dresden) weisen die Kieselhölzer des Döhlener Becken meist eine sehr schlechte, die böhmischen Hölzer, wie auch viele der Funde aus dem Sammelgebiet, eine gute Strukturerhaltung auf.

Die dunkel- bis rötlichbraunen, seltener bunten Hölzer sind fast ausnahmslos Nadelhölzer (nacktsamige Koniferen). Sie werden neuerdings unter der Kunstgattung Agathoxylon zusammengefasst, die die frühere Bezeichnung Dadoxylon ersetzt (RÖßLER et al. 2014). Eine weitere Diversifizierung oder Artbestimmung ist ohne mikroskopische Untersuchungen nicht möglich. Kieselhölzer können mit geschichteten Hornsteinen verwechselt werden. Im Zweifelsfalle sucht man mit der Lupe gezielt nach den schmalen und welligen Markstrahlen oder Tracheiden. Bei guter Erhaltung ist stellenweise noch die kettenförmige Anordnung einzelner Zellen erkennbar (Abb. 48, 49). Hin und wieder finden sich innerhalb der verkieselten Holzsubstanz Partien aus bläulichem Opal oder Chalcedon, seltener roter Bandachat.

MENCL et al. 2014 geben eine zusammenfassende Beschreibung mit ausführlichem Literaturverzeichnis zu Vorkommen und Taxonomie silifizierter Kieselhölzer in Böhmen. Fast alle besitzen ein oberkarbonisches Alter. Die allermeisten Geröllfunde gehören zur Kunstgattung Agathoxylon. Psaronius (Baumfarne), Medullosa (Samenfarn), die streifigen Calamites (Schachtelhalme) und Sigillaria (Siegelbäume, DABER 1993) sind sehr selten. Aus dem Sammelgebiet liegt ein gutes Dutzend Funde silifizierter paläozoischer Hölzer aus den Kiesgruben KFH, Linthe und Horstfelde vor. GENIESER & MIELECKE 1957 erwähnen den Fund eines verkieselten Baumfarns (Psaronius) durch Gothan. Die dunklen paläozoischen Hölzer sind kaum mit den hellen und weniger stark verkieselten Hölzern des Tertiärs (Miozän) verwechselbar, welche mitunter gehäuft als Lokalgeschiebe auftreten. Als weitere Lieferanten von Kieselholz-Geschieben kommen Schichten des Jura und der Kreide in Frage.

Abb. 46: Braunes paläozoisches Kieselholz mit lackglänzender Oberfläche (KFH/Engelhardt).
Abb. 49: Kleines Gymnospermenholz vom Typ Agathoxylon mit guter Strukturerhaltung: stellenweise sind einzelne Zellen erkennbar; Aufnahme unter Wasser (KFH/Engelhardt).

4.8. Kreidesandstein

Die kreidezeitlichen Ablagerungen des Sächsisch-Böhmischen Sandsteingebirges nehmen große Gebiete in Sachsen und Böhmen ein. Der sandigen Strandfazies („Elbsandstein“) steht eine marine Fazies mit glaukonitischen, teilweise verkiesel-ten Mergelsteinen („Pläner“, Spongilite) gegenüber. Beide Bereiche sind durch breite Übergangszonen miteinander verzahnt. Gelblichgraue, fein- bis grobkörnige und gelegentlich fossilführende Sandsteine, weiterhin feinbankige, verkieselte und gelblich- bis grünlichgraue Mergelsteine („Pläner“) sowie violettgraue Kreide-Spongilite aus dem Oberlauf der Elbe sind in ihrer Ausbildung als Elbgeröll unverwechselbar (GENIESER 1957, SCHWARZ & LANGE 2013). In den „Wietstocker Kiesen“ wurden in den 1930er Jahren große Blöcke von Kreidesandstein mit einer Fauna gefunden, wie sie aus der sächsischen Kreide bekannt ist (Exogyra conica, Inoceramus labiatus und Spongia saxonica; HUCKE 1967:18, GENIESER & MIELECKE 1957). Trotz gezielter Suche konnten in den letzten Jahren aber keine neuen Funde aus dem Berliner Gebiet dokumentiert werden. Auch in den Kiesgruben in Südbrandenburg kommen Kreidesandsteine eher vereinzelt vor (Abb. 50).

Abb. 50: Kreidesandstein mit Inoceramen(?)-Fragment, Kiesgrube Altenau, Breite 23 cm.

4.9. „Tertiärquarzite“

Aus der Erosion der Kreidesandsteine im Tertiär gingen kiesig-konglomeratische Ablagerungen hervor, die nachfolgend teilweise der Verkieselung unterlagen. Eine konzentrische Ausbreitung von Kieselsäure im Sediment führte zu konkretionären, als „Knollenstein“, „Tertiärquarzit“ oder „Dinasquarzit“ bezeichnete Bildungen, meist schlecht sortierte und matrixgestützte Übergänge zwischen Brekzien und Konglomeraten (Diamiktite). Sie zeichnen sich durch ein breites Korngrößen-spektrum aus eckigen bis gerundeten und milchigen bis durchscheinenden Quarz-Lithoklasten sowie eine feinsandige bis tonige und verkieselte Matrix aus (Abb. 51 links). Der Lithoklasten-Bestand kann monomikt (nur Quarze) oder polymikt (+ Lydite/Cherts, Sandsteine, Vulkanite) sein. Die Grundfarbe der Gesteine ist meist gelblichweiß, seltener braun, darüber hinaus treten sie in vielfältigen Farben, Gefügen und Zusammensetzungen auf (GENIESER & MIELECKE 1957, SCHWARZ & LANGE 2013). Aus petrographischer Sicht ist die Bezeichnung Quarzit für solche diagenetisch verfestigten Sedimentgesteine unzutreffend, der Begriff „Tertiärquarzit“ aber nach wie vor weit verbreitet. Eine Alternative wäre „Tertiär-Diamiktit“, jedoch sind nicht alle diese Bildungen Diamiktite.

Knollensteine und Tertiärquarzite sind in Böhmen weit verbreitet, Vorkommen auch aus Sachsen bekannt. Geröllfunde lassen sich nicht näher lokalisieren, sind aber ein recht charakteristischer Anzeiger einer südlichen Geröllgemeinschaft. Tertiärquarzite mit Lithoklasten bunter proterozoischer Cherts stammen wahrscheinlich aus Böhmen, aus den Einzugsgebieten der Berounka und Moldau (GENIESER & MIELECKE 1957). Der „böhmische Typ“ tritt im Berliner Elbelauf vereinzelt auf (Abb. 54-55).

Abb. 51: „Tertiärquarzit“ (KFH/Engelhardt); Diamiktit mit eckigen bis runden Quarzkörnern in einer feinkörnig-tonigen und verkieselten Matrix.
Abb. 52: Schwach kantengerundeter „Tertiärquarzit“, ein verkieselter konglomeratischer Sandstein (KFH/Engelhardt).
Abb. 53: Gleicher Stein, Nahaufnahme unter Wasser; enthalten ist ein einzelnes Amethystgeröll.
Abb. 54: „Tertiärquarzit“, böhmischer Typ, ein Diamiktit mit Quarz- und Chert-Lithoklasten. Kiesgrube Ruhlsdorf bei Luckenwalde (Berliner Elbe), Breite 15 cm.
Abb. 55: Nahaufnahme der nassen Oberfläche: feinkörnige Matrix mit kleineren und überwiegend eckigen sowie größeren und gerundeten Quarz- und Chert-Lithoklasten.

4.10. Skolithos-Sandsteine aus dem böhmischen Ordovizium

Als böhmisches Leitgeröll gelten verkieselte Sandsteine mit einer Skolithos-Ichnofauna („Dabrowquarzit“, „Skalkaquarzit“, GENIESER 1955, Abb. in SCHWARZ & LANGE 2013). Aus dem Ordovizium des Prager Beckens sind mehrere Formationen mit Sandsteinen mit quarzigem, teils eisenschüssigem Bindemittel bekannt, in denen vertikale Gänge von Skolithos und Monocraterion auftreten (Lokalbezeichnungen Skalka-Quarzit und Řevnice-Quarzit). Die von CHLUPÁČ et al. 1993 als Tigilites vertebralis bezeichneten Spuren gehören wohl zur Skolithos-Ichnofauna. Seltener sind komplexe, in tieferen Teilen sich verzweigende Gänge von Pragichnus fascis CHLUPÁČ 1987 aus der Skolithos-Ichnofazies (HAVLÍČEK et al. 1958:28, CHLUPÁČ 1993:57-58, CHLUPÁČ et al. 1998). Ein Geröllfund mit Pragichnus fascis aus Südbrandenburg wird von TORBOHM & HOFFMANN 2024 (in Vorb.) beschrieben.

Abb. 56: Brauner Pragichnus-Sandstein mit schräg zur Schichtung stehenden, teilweise sich verzweigenden röhrenförmigen Wohnbauten. Kiesgrube Zeithain (Nordsachsen), Breite 15 cm.

Elbgerölle der böhmischen Quarzsandsteine mit Skolithos-Röhren sind sehr feinkörnig, besitzen eine gelbgraue, hellgraue oder bräunliche Färbung und können durch Verkieselung eine große Härte und Zähigkeit aufweisen. Sie führen feine Hellglimmerblättchen, Röhren der Skolithos-Ichnofazies treten vereinzelt auf, einige von ihnen auch schräg zur Schichtung. Schwierigkeiten ergeben sich bei der Unterscheidung von Geschieben der weit verbreiteten unterkambrischen Sandsteine mit Skolithos-Ichnofauna. Die südlichen Skolithos-Sandsteine sind aber offenbar deutlich feinkörniger, stark verkieselt, hellglimmerführend und enthalten nur wenige Röhren. Funde aus dem Berliner Gebiet liegen bislang nicht vor, stellvertretend wird ein Fund aus Nordsachsen gezeigt (Abb. 56).

4.11. Postvariszische Vulkanite

Abb. 57: Postvariszische Vulkanite (Rhyolithe) aus der Kiesgrube Altenau (Südbrandenburg), Aufnahme unter Wasser.

Intensive vulkanische Aktivität in der Spätphase der variszischen Orogenese führte zur Ablagerung ausgedehnter Komplexe von Eruptivgesteinen. Im sächsischen Einzugsgebiet der Elbe spielt das Osterzgebirge, der Tharandter Wald und das Gebiet von Meißen eine wichtige, der annähernd zeitgleich entstandene Nordwestsächsische Eruptivkomplex nur eine untergeordnete Rolle als Geröll-Lieferant. Ein Teil der sauren bis intermediären Vulkanite (Rhyolithe, Porphyrite, Pechsteine, porphyrartige Tuffe, Tuffite und intrusive Granitporphyre) ist als Elbgeröll erkennbar. Funde lassen sich in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen zuordnen, weil die Gesteine im Anstehenden eine gewisse petrographische Gleichförmigkeit aufweisen und an verschiedenen Lokalitäten ganz ähnlich aussehen können (SCHÜLLER & MÜLLER 1937). Sie können unter der Sammelbezeichnung „postvariszische Vulkanite“ zusammengefasst werden. Insbesondere die Rhyolithe zeichnen sich durch eine Reihe gemeinsamer Merkmale aus:

  • Kantige oder schwach kantengerundete Gerölle sind ein Hinweis auf Eis-schollenfracht. Stark löchrige und unruhige Oberflächen sowie eine teilweise oder durchgreifende Kaolinisierung legen eine Verwitterung der Gesteine bereits im Herkunftsgebiet nahe (Abb. 58, 60).
  • Die feinkörnigen bis dichten Grundmassen weisen meist blasse Farbtöne auf: hell-grauviolett, rötlich, gelb, braun, seltener grünlich. Durch Kaolinisierung fleckig gebleichte Partien sind häufig zu beobachten (Abb. 58).
  • Die meisten Vulkanite enthalten wenige Einsprenglinge aus Feldspat und Quarz sowie sehr wenig dunkle Minerale.
  • Ein wichtiges Merkmal sind klar begrenzte, transparente und eckige Quarz-Einsprenglinge mit Spuren magmatischer Korrosion (Abb. 59).
  • Fluidale Texturen in den Grundmassen kommen regelmäßig, eutaxitisches Ignimbrit-Gefüge, perlitische Texturen, Lithophysen oder Sphärolithe gelegent-lich vor. Rhyolithe mit rotem Chalcedon oder Mikroachaten können dem Meißener Massiv oder dem Döhlener Becken zugeordnet werden.
  • Die Gesteine sind stets undeformiert. Diffuse Korngrenzen von Quarz- und Feldspateinsprenglingen weisen auf Umwandlungen im Zuge von Entglasung oder hydrothermaler Überprägung hin.

Funde aus gemischten Geröll-/Geschiebe-Gemeinschaften können mit unde-formierten Vulkaniten nordischer Herkunft verwechselt werden, z. B. Porphyren aus Dalarna, dem Oslograben oder einigen Rapakiwi-Vorkommen. Bei der Bestimmung ist auf das Zusammentreten mehrerer der genannten Merkmale zu achten. Abb. 57 zeigt die Variationsbreite postvariszischer Vulkanite anhand ausgewählter Geröllfunde aus der Kiesgrube Altenau in Südbrandenburg. Die Gesteine treten dort massenhaft auf, der Anteil an Geschiebe-Vulkaniten ist verschwindend gering.

Im Einzugsgebiet der Elbe existieren weitere kleinere, teilweise ältere Vorkommen von intermediären bis sauren Vulkaniten im Riesengebirge und in der Innersudetische Mulde (REICHE 1937, GENIESER 1962) sowie im Barrandium und Tepla-Barrandium (CHLUPÁČ 1993). Im Berliner Elbelauf spielen sie nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten Vulkanit-Gerölle dürften aus den postvariszischen Einheiten in Sachsen, insbesondere dem Meißener Vulkanitkomplex stammen.

Abb. 58: Grauvioletter Dobritzer Rhyolith, teilweise durch Kaolinisierung gebleicht. Steinbruch Fichtenmühle im Triebischtal bei Meißen.
Abb. 59: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche. Typisch für postvariszische Rhyolithe sind eckige, durch magmatische Korrosion teilweise angelöste Quarz-Einsprenglinge (dunkelgrau), die die Gestalt ehemaliger Hochquarze bewahrt haben.
Abb. 60: Vulkanite (Rhyolithe) vom Lindenberg bei Jühnsdorf; mehrheitlich dürfte es sich um Elbgerölle handeln.

Die kantigen bis kantengerundeten Vulkanit-Gerölle weisen blass getönte Grundmassen, teilweise löchrige Oberflächen auf und enthalten nur wenig Einsprenglinge. Primär vulkanisches Gefüge ist erkennbar: Fluidaltextur (oben rechts), Sphärolithtextur (oben links) und perlitische Textur (unten rechts, Pechstein?).

Abb. 61: Vulkanit vom Typ Dobritzer Rhyolith, mit heller (kaolinisierter) Verwitterungsrinde, grauvioletter Bruchfläche und eckigen Quarz-Einsprenglingen; Kiesgrube Horstfelde.
Abb. 62: Nahaufnahme unter Wasser. Die kleinen roten Flecken („Mikroachate“) sind ein charakteristisches Merkmal kaolinisierter Varianten des Dobritzer Rhyoliths (Herkunft aus dem Meißener Massiv oder Döhlener Becken).
Abb. 63: Blassroter bis violetter Rhyolith mit fluidaler Lagentextur, Kiesgrube Horstfelde, Aufnahme unter Wasser. Südliche Herkunft wahrscheinlich.
Abb. 64: Konglomerat mit tuffartiger Grundmasse und rot- bis grauvioletten Rhyolith-Lithoklasten; Horstfelde, Aufnahme unter Wasser. Rote Mikroachate oder Sphärolithe in einigen Vulkanit-Lithoklasten sprechen für eine Herkunft aus dem Döhlener Becken.

Abb. 65-66 ist ein schwach kantengerundeter geschichteter Hornstein, wahrscheinlich ein verkieselter Tuff von einem Lesesteinhaufen bei Schlunkendorf (Slg. D. Lüttich). Die Unterwasseraufnahme zeigt im oberen Teil eine feine Laminierung und einzelne weiße Feldspat-Einsprenglinge, unten ein gröberes Gefüge aus Quarz und Hornstein. Herkunft: möglicherweise Döhlener Becken.

4.12. „Knotengrauwacke“ und Grauwacke

Kontaktmetamorphe Sedimentgesteine mit einer Fleckentextur („Knotengrauwacke“ oder „Knotenglimmerschiefer“) sind im Elbeinzugsgebiet weit verbreitet, Vorkommen aus Böhmen (Tetschen-Bodenbach), dem Elbtalschiefer-gebirge, Erzgebirge sowie vom unmittelbaren Kontakt proterozoischer Grauwacken mit dem Lausitzer Granodiorit bekannt. Geröllfunde weisen lediglich auf einen nordwärts gerichteten Flusstransport hin, ähnliche Kontaktmetamorphite kommen auch als Geschiebe vor. Die grünlich- bis bräunlichgraue und feinkörnige „Knotengrauwacke“ fällt durch ihre leopardenartige Fleckigkeit auf und zeigt mitunter eine deutliche Kreuzschichtung (GENIESER 1957). Der Gesteinstyp soll in den Wietstocker Kiesen häufig anzutreffen sein, das abgebildete Exemplar ist allerdings der bisher einzige Beleg aus dem Sammelgebiet zwischen Teltow und Fläming.

Abb. 67: Grünlichgraue „Knotengrauwacke“ vom Lindenberg bei Jühnsdorf (Slg. Engelhardt) mit rostbraunem Überzug auf der Verwitterungsrinde.

Die schwach metamorphen („anchimetamorphen“) proterozoischen Grauwacken nehmen ein großes Gebiet nördlich von Dresden ein und sind weiter nördlich auf Brandenburgischem Gebiet in den Steinbrüchen Großkoschen und Großthiemig aufgeschlossen. Diese Vorkommen liegen nicht im Verlauf der Berliner Elbe, Gesteine von dort könnten aber durch einen Nebenfluss zugeführt worden sein. Aus dem Sammelgebiet liegen mehrere Funde feinkörniger und laminierter Sedimentgesteine (Turbidite) vor, die aus diesen Grauwacken-Serien stammen könnten. Typisch grobkörnige (psephitische) Grauwacken mit gradierter Schichtung wurden nicht beobachtet.

Abb. 68: Graues Sedimentgestein mit fein geschichteten Partien (Grauwacke?), nass fotografiert, Kiesgrube Horstfelde.

4.13. Grüne „Serizitschiefer“

Zu den häufigen Funden im Berliner Elbelauf gehören hell- bis dunkelgrün-fleckige, teils sehr glimmerreiche Schiefer. Der Gesteinstyp ist als Geschiebe unbekannt und wurde mehrfach in Horstfelde, am Lindenberg sowie in Kiesgruben in Südbrandenburg beobachtet. Nach GENIESER & MIELECKE 1957 weisen die fein-körnigen Gesteine einen rauen Bruch auf und enthalten bisweilen Einsprenglinge von dicktafeligem Albit und Quarz sowie schwarz-grünliche, bis 1 mm große Körner, wahrscheinlich Hornblende. Plattige und glimmerreiche Varianten können als „Serizitschiefer“ bezeichnet werden.

Die Gesteine treten im Berliner Elbelauf erstmalig auf, im Senftenberger und Bautzener Elbelauf fehlen sie. Der Grund könnte in einer veränderten Erosions-basis durch jüngste tektonische Veränderungen im Herkunftsgebiet zu suchen sein. GENIESER & MIELECKE 1957 melden ebenfalls gehäufte Funde aus Wietstock und berichten von grünlichen, schiefrigen und metamorphen Quarzporphyren in einer Elbterrasse bei Lovosice/CZ (ehem. Klein-Cernosek), lassen die Frage nach dem Heimatgebiet der Gesteine aber offen.

Abb. 69: Grünlichgrauer und glimmerreicher Schiefer („Serizitschiefer“) mit undeutlich konturierten Feldspat-Einsprenglingen; Kiesgrube Horstfelde, Breite 18 cm.

4.14. Erdbrandgesteine

Ein exotischer Gesteinstyp sind die Erdbrandgesteine aus der Gruppe der Pyrometamorphite. Sie entstehen im Kontaktbereich von Sedimentgesteinen mit brennenden Kohlenflözen. Unter großer Hitze wird z. B. ein Tongestein in ein dichtes, matt glänzendes und leicht zerbrechliches (porzellanähnliches) Gestein umgewandelt. Erdbrandgesteine können unterschiedliche Farben und Texturen aufweisen: grau, rot, gelb, violett. Die veraltete Bezeichnung „Porzellanit“ als Synonym für Erdbrandgesteine wurde auch für niedrig-metamorph überprägte Cherts/Hornsteine verwendet.

Kleinere Vorkommen von Erdbrandgesteinen liegen verstreut im nordböhmischen Braunkohlengebiet (s. FEDIUK et al. 2003), Chemnitzer Becken und Tharandter Wald, sind aber auch aus miozänen Braunkohlenformationen in Brandenburg bekannt („Römerkeller“ bei Kostebrau). GENIESER 1962 nennt Funde von violettgrauen und rötlichen Erdbrandgesteinen aus Bohrungen am Oberauer Tunnel östlich von Meißen. Ähnliche Gesteine treten auch im Berliner Elbelauf auf, während die oft ziegelroten Erdbrandgesteine aus den böhmischen Fundstellen fehlen (pers. Mitteilung D. Schwarz/Cottbus).

Abb. 70: Erdbrandgestein (Porzellanit) aus einer Spreebaggerung unterhalb Fürstenwalde, W. Bennhold leg. 1936 (Sammlung Bennhold im Museum Fürstenwalde).

Erdbrandgesteine können aufgrund ihrer Feinkörnigkeit und Armut an Merkmalen leicht mit gewöhnlichen Hornsteinen verwechselt werden, wie sie beispielsweise im Döhlener Becken vorkommen. Funde mit heller Verwitterungsrinde sind mit Phonolithen verwechselbar, die aber eine deutlich höhere Dichte besitzen. Recht charakteristisch scheinen dichte, matt glänzende und graue bis taubenblaue „Porzellanit“-Gerölle mit roten Flecken zu sein, z. B. der Fund von W. Bennhold aus Fürstenwalde/Spree (Abb. 70). Zwei Funde aus der Kiesgrube Horstfelde wurden als Erdbrandgestein bestimmt. Abb. 71-72 zeigt einen feinkörnigen und gräulichblauen, stellenweise rotfleckigen Metamorphit (Metapelit) mit mattem Glanz
und schwarzen Flecken mit hellen Kernen (Mineralneubildungen einer Kontakt- oder Pyrometamorphose).

4.15. Meißener Granit und Monzonit

Plutonite und Metamorphite aus südlichen Vorkommen können ihren nordischen „Verwandten“ sehr ähnlich sehen. Eine Ausnahme mag für einige Varianten der postvariszischen Granitoide und Monzonite des Meißener Massivs gelten. Sie kommen sehr häufig im Schmiedeberger Elbelauf vor (WOLF 1980) und sind auch in den Kiesgruben des Berliner Elbelaufs in Südbrandenburg (Mühlberg und Altenau) regelmäßig anzutreffen. Der Fund eines Monzonits aus Horstfelde (Abb. 73-74) weist Übereinstimmungen mit einer Anstehendprobe aus dem Triebischtal bei Meißen auf. Die Feldspäte zeigen eine parallele Einregelung. Alkalifeldspat und Plagioklas sind nur schwer unterscheidbar. Einige Feldspäte weisen eine orangerote Pigmentierung auf, Hornblende ist das überwiegende dunkle Mineral.

4.16. „Turmalingranit“

Massige Quarz-Feldspat-Gesteine (Granite) oder Gneise mit schwarzem Turmalin („Schörl“) treten sporadisch im Berliner Elbelauf auf (GENIESER & MIELECKE 1957). Anstehende Vorkommen, auch Quarz-Feldspat-Gesteine mit „Turmalinsonnen“, sind u. a. aus dem Elbtalschiefergebirge und dem Triebischtal bei Meißen bekannt. Ähnliche Gesteine kommen auch als Geschiebe vor, eine Zuordnung zu „südlicher“ oder „nordischer“ Herkunft von Funden aus Mischschottern ist kaum möglich.

Abb. 75: „Turmalingranit“, Kiesgrube Großgrabe.

4.17. Metamorpher basaltischer Tuffit

Eine südliche Herkunft wird auch für den letzten Gesteinstyp angenommen: Abb. 76-77 ist ein feinkörniger grüner, wahrscheinlich grünschieferfaziell überprägter Sedimentit mit einer welligen Lagentextur. Die hohe Dichte spricht für einen metamorphen basaltischen Tuff oder Tuffit. Das Gestein reagiert deutlich auf einen Handmagneten, seine Oberfläche fühlt sich sandsteinartig an. Hellgrüne Bänder weisen auf Epidot, rotbraune Partien auf Fe-Oxide und dunkelgrüne Minerale auf Chlorit und/oder Amphibol hin. Die Fältelung dürfte auf tektonische Einengung während der Metamorphose zurückzuführen sein. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den aus Sachsen bekannten „Prasiniten“ ist erkennbar. Prasinite sind massige grünschieferfazielle Metabasite des Variszikums, die infolge zonenartiger Anreicherung der Hauptminerale (Amphibol, Chlorit, Epidot) ein gebändertes Aussehen besitzen können, aber nicht geschiefert ist. Aus Horstfelde liegen zwei Funde vor, an anderen Lokalitäten konnte der Gesteinstyp bislang nicht beobachtet werden.

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Geschiebegarten und Geschiebeausstellung auf dem Großen Ravensberg in Potsdam-Waldstadt – Die Sammlung G. Engelhardt

Abb. 1: Geschiebegarten auf dem Großen Ravensberg in Potsdam-Waldstadt.
  1. Einleitung
  2. Dokumentation der Geschiebefunde
    2.1. Kristallingeschiebe
    2.2. Sedimentärgeschiebe
    2.3. Elbgerölle
  3. Literatur

1. Einleitung

Ein Geschiebegarten und eine Geschiebe-Fossilien-Ausstellung auf dem Großen Ravensberg in Potsdam-Waldstadt bietet dem erdgeschichtlich interessierten Besucher einen Einblick in die Vielfalt an Gesteinen und Fossilien, die mit den Gletschern der nordischen Inlandvereisungen als Geschiebe in dieses Gebiet gelangten. Die Sammlung auf dem Gelände der Waldschule wurde ab 2004 durch Mitglieder der Fachgruppe Mineralogie, Geologie und Paläontologie Potsdam angelegt und wird seitdem gepflegt und erweitert. Der überwiegende Teil dieser Lokalsammlung ist der jahrzehntelangen und regen Sammeltätigkeit von Herrn Georg Engelhardt (Potsdam) zu verdanken. Die Funde stammen fast ausschließlich aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide (abgekürzt KFH).

Geschiebegarten und Geschiebesammlung sind thematisch nach Erdzeitaltern (Sedimentärgeschiebe), Herkunft (kristalline Leitgeschiebe, Elbgerölle) oder petrographischen Kriterien geordnet. Eigens für diese Ausstellung wurden mehrere Großgeschiebe aus der KFH auf den Ravensberg gebracht. Beachtenswert ist weiterhin die hohe Fundanzahl an Windkantern. Das Gelände ist zu Fuß vom Bahnhof Rehbrücke oder von Parkmöglichkeiten am Caputher Heuweg aus erreichbar. Neuerdings säumen zahlreiche Großgeschiebe den Waldweg und geleiten den Besucher bis zum Großen Ravensberg. Der Geschiebegarten ist unregelmäßig geöffnet, Besuchern wird eine Anmeldung empfohlen. Für kleinere Gruppen und Schulklassen werden Führungen angeboten.

Abb. 2: Sammlung kristalliner Geschiebe und Leitgeschiebe, teilweise mit polierter Schnittfläche.

2015 bat mich Georg Engelhardt um eine Erfassung und Bestimmung der Kristallingeschiebe seiner Sammlung. Mittlerweile liegt die dritte Revision einer ausführlichen Dokumentation (129 S., 193 Abb.) vor, die in der Waldschule als Paperback käuflich erworben oder als pdf-Datei zum Download bereit steht. Im Folgenden wird nur eine kleine Auswahl nordischer Geschiebe aus der Sammlung G. Engelhardt gezeigt. Der Schwerpunkt liegt auf den kristallinen Geschieben und Leitgeschieben, ein kurzer Abriss ist den Sedimentärgeschieben und Elbgeröllen gewidmet.

Abb. 3: Eisrandlagen des Brandenburger Stadiums südlich von Berlin. Der annähernd in N-S-Richtung verlaufende Saarmunder Endmoränenlobus (SEZ) ist grün markiert. Lokalität 1: Kiesgrube Fresdorfer Heide, 2: Geschiebegarten auf dem Großen Ravensberg. Kartenskizze verändert nach: FRANZ & WEISSE 1965.

Die Kiesgrube Fresdorfer Heide liegt etwa 10 km südlich von Potsdam, im Saarmunder Endmoränenzug, einem etwa 20 km langen, annähernd in N-S Richtung streichenden Moränenrücken im unmittelbar rückwärtigen Raum der weichselkaltzeitlichen Brandenburgischen Eisrandlage (Abb. 3). In der KFH treten sandige, kiesige und schluffige sowie gröbere Gesteinslagen in ständigem Wechsel. Sie werden als eisrandnahe glaziale Ablagerungen einer Satzendmoräne aufgefasst. Die Basis bildet ein saalezeitlicher, aus Norden gestauchter Till (WEIßE 1997; Beschreibungen der Lokalität in ENGELHARDT 1997, ENGELHARDT 2016 und ENGELHARDT & SEIBERTZ 2023.

Abb. 4: Überkornhalde in der Kiesgrube Fresdorfer Heide (KFH) mit Herrn Georg Engelhardt.

In der KFH konnten mehrere Eisvorstöße dokumentiert werden, die jeweils unterschiedliche Vergesellschaftungen von Geschieben aufweisen. In den Ablagerungen des älteren Saale-Vorstoßes finden sich viele Gesteine der ostbaltischen Geschiebegemeinschaft (Åland-Kristallin, Roter Ostsee-Quarzporphyr), im ersten weichselzeitlichen Vorstoß zahlreiche Geschiebe aller Stufen der Oberkreide, Kristallingeschiebe aus Dalarna sowie Muschelkalk-Geschiebe. Letztere stammen aus dem östlich von Berlin gelegenen Vorkommen von Rüdersdorf. Der zweite weichselzeitliche Eisvorstoß zeichnet sich durch zahlreiche violette Quarzite (darunter Västervik-Quarzite), unterkambrische Sandsteine und Åland-Gesteine aus. In den höchsten weichselzeitlichen Schmelzwasserlagen konnten temporär Anhäufungen umgelagerter Gerölle der mittelpleistozänen „Berliner Elbe“ aufgesammelt werden. Eine große Anzahl an Windkantern lässt auf eine Anreicherung größerer Steine durch Deflation und äolische Einwirkung schließen. Gegenwärtig (2024) sind sowohl Muschelkalk-Geschiebe als auch Elbgerölle nur vereinzelt in der KFH anzutreffen.

2. Dokumentation der Geschiebefunde

Die Herkunftsgebiete der Geschiebe erstrecken sich vom Oslograben über Schweden und den Grund der Ostsee bis nach SW-Finnland. Bei den kristallinen Geschiebetypen und Leitgeschieben lassen sich einige Besonderheiten hinsichtlich Fundhäufigkeit und Vergesellschaftung festhalten:

  • Kristallingeschiebe aus Dalarna, insbesondere Vulkanite, sind für weichselzeitliche Ablagerungen ungewöhnlich häufig zu finden. Ein Teil von ihnen dürfte aus saalekaltzeitlichen Ablagerungen umgelagert worden sein. Hierzu gehören Bredvad-Porphyr, Grönklitt-Porphyrit, Älvdalen-Ignimbrite, Einsprenglingsreiche Porphyre aus Dalarna, Heden-Porphyr, Kallberget-Porphyr, Särna-Quarzporphyr und Särna-Tinguait.
  • Von großer Häufigkeit sind auch Gesteine der baltischen Geschiebegemeinschaft, vor allem Åland-Rapakiwis. Das ungefähr gleiche Aufkommen von Rotem und Braunem Ostsee-Quarzporphyr weist auf einen ostbaltischen Einschlag hin, allerdings fehlen die damit assoziierten Dolomite und Kugel-sandsteine weitgehend.
  • Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Brandenburger Kiesgruben sind häufige Funde westschwedischer Leitgeschiebe wie Kinne-Diabas sowie Småland-Värmland-Granitoide vom Filipstad-Typ (porphyrische Monzogranite mit Plagioklas-Säumen um einzelne Alkalifeldspat-Ovoide). Einen westschwedischen Einfluss belegen auch klar drei Funde des Weißen Filipstad-Granits.
  • Die typischen Blauquarzgranite des TIB (Småland-Granite, Typ Växjö) treten eher zurück. Småland-Porphyre vom Typ Påskallvik fanden sich mehrfach, der Typ Emarp ist selten.
  • Leitgeschiebe aus NE-Småland sind durch zahlreiche Funde von Gesteinen aus dem Västervik-Gebiet belegt: Västervik-Quarzit, Västervik-Fleckengestein, Västervik-Fleckenquarzit. Vergleichs-weise selten kommen hingegen die etwas weiter südlich oder westlich beheimateten Granitoide vor (Vånevik-, Kinda- oder Flivik-Granit).
  • Leitgeschiebe aus dem Oslograben treten im Brandenburger Stadium etwas häufiger als in den jüngeren weichelkaltzeitlichen Randlagen auf. Aus der KFH liegen bisher acht Funde von Rhombenporphyren sowie zwei Larvikite vor.
  • Auch SW-schwedische Leitgeschiebe wurden beobachtet, u.a. ein Schonen-Granulit mit charnockitisierter Partie (Abb. 47-48).
  • Insgesamt ist ein Zurücktreten der ost-mittelschwedischen Geschiebegemeinschaft zu beobachten (Granite vom Typ Stockholm, Uppsala-Granit, Sala-Granit, Vänge-Granit; auch schwarz-weiße Granitoide im Allgemeinen). Granat-Cordierit-Gneise vom „Sörmland-Gneis“ sind nur vereinzelt anzutreffen.
  • Das Leitgeschiebe mit der weitesten „Anreise“ sind vier Funde von Nordingrå-Rapakiwis aus Nordschweden.
  • gelegentliche Funde von Bornholm-Granit. Belege südschwedischer Geschiebe, z. B. Karlshamn-Granit aus Blekinge oder Schonen-Basanit und Schonen-Lamprophyr fehlen bisher.
Abb. 5: Herkunftsgebiete der in der KFH gesammelten Leitgeschiebe.

1 Rhombenporphyr (Oslograben)
2 Larvikit (Oslograben)
3 Kinne-Diabas (Västergötland)
4 Schonen-Granulit (NW-Schonen, Halland)
5 Filipstad-Granitfamilie, weißer Filipstad-Granit (Värmland)
6 Bornholm-Granite
7 Siljan-Granit (Dalarna)
8 Öje-Basalt, Heden-Porphyr, Kallberget-Porphyr (SW-Dalarna)
9 Särna-Quarzporphyr (rot/violett), Särna-Tinguait
10 Kristallin aus Dalarna (Bredvad-Porphyr, Grönklitt-Porphyr, Venjan- Porphyr, Älvdalen-Ignimbrite, ESR-Dalaporphyr, Digerberg- Konglomerat, Garberg-Granit)
11 Påskallavik-Porphyr, Småland-Gangporphyre
12 Lönneberga-Porphyr und Lönneberga-Lapillituff
13 Västervik-Fleckengestein, Västervik-Fleckenquarzit, Västervik- Quarzit (NE-Småland)
14 Åland-Kristallin: Åland-Quarzporphyr, Åland-Ignimbrit, Hammarudda-Quarzporphyr, Åland-Ringquarzporphyr, Åland- Wiborgite, Åland-Pyterlite; post-svekofennischer Lemland-Granit
15 Brauner Ostsee-Quarzporphyr
16 Roter Ostsee-Quarzporphyr und Ostsee-Rapakiwi, wahrscheinlich vom Nordbaltischen Pluton
17 Nordingrå-Rapakiwi

2.1. Kristallingeschiebe

Alle abgebildeten Funde stammen aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide (KFH) und sind, soweit nicht anders vermerkt, unter der jeweiligen Nummer in der Sammlung G. Engelhardt inventarisiert.

Abb. 6: Rhombenporphyr aus dem Oslograben (Nr. 1), Länge 15 cm.

Geschiebe aus dem Gebiet des Oslograbens finden sich nur vereinzelt in Brandenburg. Funde von Rhombenporphyren sind bis in das Gebiet der Oder belegt, vergleichsweise häufig kommen sie im Brandenburger Stadium vor (SCHNEIDER & TORBOHM 2020). Aus der KFH liegen bislang 8 Funde vor.

Bedeutend seltener sind Larvikit-Geschiebe, von denen bisher 2 Exemplare in der KFH gefunden wurden. Die im angewitterten Zustand eher unauffälligen Gesteine können mit den wesentlich häufigeren Anorthositen verwechselt werden. Zur Unterscheidung gilt es, auf teils rhombenförmige Anschnitte der ternären Feldspäte im Larvikit zu achten. Ternäre Feldspäte zeigen eine Streifung, die unabhängig vom Lichteinfall sichtbar ist; die polysynthetische Verzwilligung der Plagioklase in Anorthositen nur in Reflektionsstellung.

Abb. 9: Die Nahaufnahme zeigt ein coronitisches Gefüge der dunklen Minerale, wahrscheinlich Pyroxen mit dunklen Amphibol-Rändern.

Vulkanite aus Dalarna treten in der KFH häufig und in großer Vielfalt auf. Bredvad- und Grönklitt-Porphyr sind die häufigsten Vertreter, gefolgt von Älvdalen-Ignimbriten, Einsprenglingsreichen Porphyren und Särna-Quarzporphyr. Seltener sind der Kallberget-Porphyr (bisher 3 Funde) und der Heden-Porphyr (1 Fund) aus dem südlichen Vulkanitgebiet in Dalarna, ebenso der Särna-Tinguait (1 Fund). Ebenfalls aus Dalarna stammt das Digerberg-Konglomerat (Abb. 14).

Abb. 10: Bredvad-Porphyre im Geschiebegarten, Bildbreite ca. 35 cm.
Abb. 11: Brauner Älvdalen-Ignimbrit mit roter Fiamme, Aufnahme unter Wasser (Slg. Torbohm).
Abb. 12: Violetter Särna-Quarzporphyr (Nr. 103), nasse Schnittfläche („Bruine Särnakwartporfier“ in ZANDSTRA 1999: 216, vgl. rapakivi.dk).
Abb. 13: Särna-Tinguait (Nr. 3032, Slg. Torbohm), Aufnahme unter Wasser.

Der Särna-Tinguait ist mit einem Alter von 285 Mill. Jahre wesentlich jünger als die ca. 1,7 Milliarden Jahre alten Dala-Vulkanite, zudem ein seltenes Leitgeschiebe. Es stammt aus Gängen in der Nähe eines kleinen Alkaligestein-Massivs im nördlichen Dalarna, die das Grundgebirge und den Dala-Sandstein durchschlagen.

Abb. 14: Digerberg-Konglomerat aus Dalarna (Nr. 48), polierte Schnittfläche.
Abb. 15: Plagioklas-porphyrischer Basalt-Mandelstein (Nr. 43), angefeuchtete Schnittfläche.

In der rotbraunen und sehr feinkörnigen Grundmasse liegen weiße Mandeln (Quarz, HCl-Test negativ) sowie grüne Plagioklas-Einsprenglinge mit einer auffälligen Streifung entlang der Spaltflächen. Die Plagioklase weisen teilweise „ausgefranste“ Ränder auf (links im Bild) und befanden sich zum Zeitpunkt der Erstarrung des Magmas in Auflösung (magmatische Korrosion).

Abb. 16: Gleicher Stein, Nahaufnahme eines magmatisch korrodierten Plagioklases (randliche Auflösung). Entlang der Spaltflächen sind Einschlüsse der feinkörnigen rotbraunen Grundmasse erkennbar.

Solche in der Geschiebekunde als „Öje-Diabasporphyrit“ bezeichnete feinkörnige basaltische Gesteine mit großen Plagioklas-Einsprenglingen, die eine auffällige parallele Zeichnung entlang ihrer Spaltrichtung aufweisen, stammen nicht aus Dalarna, wie Untersuchungen von M. Bräunlich vor Ort ergaben. Die Herkunft dieses Geschiebetyps ist unbekannt (nördliche Ostsee?). Der Geschiebetyp wurde in der KFH gehäuft gefunden.

Einen attraktiven basaltischen Mandelstein aus der KFH mit weißem und rotem Achat zeigt Abb. 47-50 im Artikel Basaltische Mandelsteine, einen einschlussführenden Diabas Abb. 18-19 im gleichnamigen Artikel.

Von den Småland-Vulkaniten ist der Påskallavik-Porphyr ein häufiger Fund in der KFH, während der Emarp-Porphyr bisher nicht in Erscheinung trat. In großer Zahl fanden sich auch die als Hälleflinta bezeichneten Metavulkanite, von denen ein großer Teil aus Småland stammen dürfte (Småland-Hälleflinta). Mehrere Funde heller Aschentuffe mit kantigen und rotbraunen bis braunen Vulkanit-Fragmenten wurden als Lönneberga-Lapillituff bestimmt, ein Leitgeschiebe für das mittlere Småland.

Abb. 17: Påskallavik-Porphyr (Nr. 117), Aufnahme einer Schnittfläche unter Wasser. Fleischfarbene und abgerundete Feldspäte sowie leuchtend blaue Quarze bilden ein kontrastreiches Gefüge.
Abb. 18: Fluidaler Metavulkanit mit wenigen hellen Feldspat-Einsprenglingen (Småland-Hälleflinta), Slg. Torbohm, Nr. 2571.

Zu den Vulkaniten aus der nördlichen Ostsee zählen der Rote und der Braune Ostsee-Quarzporphyr. Biede sind ein häufiger Fund in der KFH. Der in der Geschiebekunde als Ostsee-Syenitporphyr bezeichnete Geschiebetyp wurde einmal, Bottensee-Porphyre bisher nicht angetroffen. Der Rote Ostsee-Quarzporphyr stammt sehr wahrscheinlich aus einem Rapakiwi-Vorkommen (Nordbaltischer Pluton). Bemerkenswert ist der Fund eines Roten Ostsee-Quarzporphyrs als Ignimbrit mit einem Fremdgestein-Einschluss eines Granophyrs (Rapakiwi-Gefügevariante).

Abb. 19: Ignimbritischer Roter Ostsee-Quarzporphyr (Nr. 116) mit braunroter Grundmasse, eutaxitischem Gefüge und Granophyr-Xenolith. Bild: M. Bräunlich (kristallin.de)
Abb. 20: Nahaufnahme des granophyrischen Xenoliths (Bild: M. Bräunlich, kristallin.de). Der Xenolith ist ein sog. Granophyr und besteht fast vollständig aus graphischen Verwachsungen aus Quarz und Feldspat.

Alle Varianten quarzporphyrischer Rapakiwis aus Vorkommen von Åland fanden sich in großer Zahl in der KFH: Åland-Quarzporphyr (Skeppsvik-Typ, Toedding-Typ, dunkle Variante), Hammarudda-Quarzporphyr, Ringquarzporphyr. Ein seltener Fund sind Åland-Quarzporphyre mit eutaxitischem Gefüge (Åland-Ignimbrit, Abb. 21-22). Das ungewöhnlich große Stück von etwa 20 cm Breite entspricht nur bedingt den Anstehendproben von der kleinen Schäre Blå Klobben, westlich von Åland. Vermutlich gibt es weitere, bisher unbekannte Vorkommen unter Wasser. Die dicken und aushaltenden, quer durch das Gestein verlaufenden roten Fiamme sind ein Indiz für eine hohe Dynamik bzw. explosive Wucht während seiner Ablagerung in einem pyroklastischen Strom.

Abb. 21: Åland-Ignimbrit (Nr. 1686) mit eutaxitischem Gefüge, polierte Schnittfläche.
Abb. 22: Nahaufnahme unter Wasser. Typisches Merkmal der Quarzporphyre von Åland sind durch magmatische Korrosion abgerundete Quarze mit einem radialen Muster von Rissen („Fischchen“), gefüllt mit rotbrauner Grundmasse.

Auffällige Geschiebefunde sind Vulkanite mit primär vulkanischen Gefügemerkmalen wie Aschentuffe mit akkretionären Lapilli, Sphärolithporphyre und Vulkanite mit kugeligen Lithophysen („Kugelfelse“).

Abb. 23: Aschentuff mit akkretionären Lapilli (Nr. 109), polierte Schnittfläche.

Die helle und feinkörnige Tuffmatrix enthält wenige Einsprenglinge aus weißem Feldspat und transparentem Quarz sowie feine Schuppen dunkler Minerale (Glimmer, Chlorit o.ä.). Die eiförmigen Lapilli sind grünlich gefärbt und scheinen eine von der Tuffmatrix abweichende Zusammen-setzung zu besitzen. Der Geschiebetyp (Abb. 23) sollte nicht als „Dala-Pisolith“ bezeichnet werden. Zum einen ist „Pisolith“ eine sedimentologische Bezeichnung, zum anderen sind ganz ähnliche Vulkanite auch aus Småland (Lönneberga-Silverdalen) und den Svekofenniden bekannt.

Sphärolithe (Sphärolithporphyre Abb. 24-27) sind aus radialstrahligen Kristallaggregaten aufgebaute, meist aus Alkalifeldspat und Quarz bestehende Gebilde. Sphärolithische Texturen entstehen, wenn glasreiche rhyolithische bis dacitische und hinreichend unterkühlte Schmelzen zur Kristallisation gezwungen, aber nur wenige Kristallisationskeime vorhanden sind.

Abb. 24: Roter sphärolithischer Quarzporphyr (Nr. 18), polierte Schnittfläche. Die Sphärolithe bilden Aureolen um sämtliche Feldspat- und Quarz-Einsprenglinge und sind etwas kräftiger gefärbt als die Grundmasse.
Abb. 25: Erst in der Makroaufnahme wird der radialstrahlige Aufbau der Sphärolithe sichtbar. Die eckigen und magmatisch korrodierten Quarz-Einsprenglinge (ehemalige Hochquarze) ähneln denen im Roten Ostsee-Quarzporphyr. Foto: T. Langmann.

Der graue Sphärolithporphyr in Abb. 26-27 besitzt eine helle und feinkörnige Grundmasse aus Quarz, Feldspat und einem dunklen und nadelförmigen Mineral. Vereinzelt finden sich Butzen aus Quarz und rotem Alkalifeldspat. Das dunkle Mineral ist auch innerhalb der Sphärolithe erkennbar. Es könnte sich um Riebeckit handeln, einem Na-Amphibol, dafür spricht auch der auffallende bläuliche Farbstich der polierten Schnittfläche. Sphärolithe mit dunklen Mineralen (Riebeckit) sind selten, nach ZANDSTRA 1988: 149-152 sollen sie aus Nordschweden stammen.

Abb. 26: Grauer Sphärolithporphyr (Nr. 16), trocken fotografiert.
Abb. 27: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.

Das harte und sehr zähe Gestein Abb. 29-30 besitzt eine feinkörnige braune Matrix, in die zahlreiche mit Quarz gefüllte Lithophysen (mineralgefüllte Hohlräume in Vulkaniten) eingebettet sind, teils mit erkennbar konzentrischem Aufbau. Wenige eckige Feldspat-Einsprenglinge finden sich sowohl in der Matrix, als auch innerhalb der Lithophysen. Ungeklärt ist bei diesem Fund, ob es sich um ein nordisches Geschiebe oder einen Vulkanit südlicher Herkunft handelt, der mit der Berliner Elbe in dieses Gebiet gelangte.

Der Quarzporphyr (Rhyolith) Abb. 30 steht exemplarisch für die zahlreichen Einzelfunde von Vulkaniten mit auffälligem, „exotischem“ oder besonders farbenfrohem Erscheinungsbild. Vor allem Rhyolithe („Quarzporphyre“) zeichnen sich durch eine große Vielfalt und Variabilität hinsichtlich Farbe und Einsprenglingsdichte aus. Der verständliche Wunsch nach einer Beheimatung solcher Geschiebe lässt sich oftmals nicht befriedigen, weil im nordischen Grundgebirge unzählige Gänge und Kleinvorkommen existieren, von denen nur ein Bruchteil beprobt wurde, zudem Porphyre in verschiedenen, auch weit voneinander entfernten Vorkommen ganz ähnlich aussehen können.

Abb. 32: Grobkörniger Gabbro (Dolerit), Breite 40 cm.

Das Gestein ist für einen Gabbro, dessen Korngrößen sich im Regelfall zwischen 3-5 mm bewegen, ausgesprochen grobkörnig. Die Plagioklasleisten erreichen eine Länge von 5 cm Länge, dazwischen liegen grünlich angewitterte Pyroxen-Aggregate. Die Einregelung der Plagioklase dürfte auf magmatische Lamination zurückzuführen sein. Das Mineralgefüge weist nicht die für Plutonite typische Verzahnung der Mineralkörner auf, eher ähnelt es dem eines Dolerits.

Abb. 33: Porphyrischer Garberg-Granit aus Dalarna(Nr. 42), angefeuchtete Schnittfläche, Bildbreite 14 cm.

Småland-Värmland-Granitoide: die typischen roten und bunten Småland-Granite mit Blauquarz sowie regional spezifische Vertreter aus Ost- und Nordost-Småland (Kinda-Granit, Vanevik-Granit etc.) sind in der KFH nur vereinzelt anzutreffen. Im Vergleich zu anderen brandenburgischen Fundlokalitäten ist aber eine bemerkenswerte Fundhäufung Filipstad-Granittypen zu verzeichnen, deren Herkunft zumindest teilweise in Westschweden (Värmland) liegen dürfte. Es handelt sich um biotitreiche und schwach bis mäßig deformierte porphyrische Granite („Trikolore-Granite“) aus rotem und/oder grauviolettem Alkalifeldspat, Blauquarz und hellem Plagioklas; dieser bildet auch Säume um einzelne gerundete Alkalifeldspäte. Für Anteile einer westschwedischen Geschiebegemeinschaft sprechen mehrere Funde von Kinne-Diabas und drei Funde des seltenen Weißen Filipstad-Granits (Abb. 34). Das Anstehende dieses Gesteins ist nicht bekannt, es wurde bisher nur als Nahgeschiebe in Värmland (SCHEERBOOM H & A 2010) gefunden. Sein Gefüge dürfte in Skandinavien einzigartig sein, damit ist er ein guter Kandidat für ein Leitgeschiebe.

Abb. 34: Weißer Filipstad-Granit (Nr. 5), polierte Schnittfläche. Einige der cremefarbenen und runden Alkalifeldspat-Einsprenglinge sind von einem helleren Saum aus Plagioklas umgeben. Die Matrix besteht aus xenomorphem und hell- bis blaugrauem Quarz sowie Alkalifeldspat. Dunkle Minerale sind nur in sehr geringer Menge enthalten.

Rapakiwi-Granite treten der in KFH in allen bekannten Gefügevarianten auf: Quarzporphyre, Granitporphyre, Aplitgranite, Porphyraplite, Granophyre, Prick-Granite, gleichkörnige Granite, porphyrische Granite, Pyterlite und Wiborgit. Zahlreiche Funde konnten dem Åland-Pluton zugeordnet werden. Das Satelliten-Vorkommen von Kökar lieferte offenbar nur wenige Geschiebe. Ebenfalls von Åland stammt, aber nicht zu den Rapakiwi-Graniten gehört der Lemland-Granit. Rapakiwis vom westfinnischen Festland (Vehmaa- und Laitila-Pluton) sowie vom nordschwedischen Rödö-Massiv sind nicht dokumentiert. Drei Rapakiwi-Geschiebe wurden dem Vorkommen von Nordingrå (Nordschweden) zugeordnet (Abb. 36-37), ein weiteres (Ostsee-Rapakiwi) dem Nordbaltischen Pluton, ein vollständig unter Wasser liegendes Rapakiwi-Vorkommen zwischen den Åland-Inseln und den Inseln Hiiumaa und Saaremaa vor der estnischen Küste (BRÄUNLICH 2016).

Abb. 35: Åland-Wiborgit, Breite 12 cm.

Die Leitgeschiebe mit der weitesten „Anreise“ sind die Nordingrå-Rapakiwis aus Nordschweden. Der auf den ersten Blick eher unscheinbare porphyrische Rapakiwi enthält helle und rechteckige Alkalifeldspat-Einsprenglinge, wenige hellgraue und größere Quarze sowie grünlichbraun verwitternde Hornblende als dunkles Mineral. In der Grundmasse sind blassrote graphische Quarz-Feldspat-Verwachsungen erkennbar.

Als weitere Funde von granitoider Geschieben sind zu nennen: „Bottnischer“ Gneisgranit, Granite aus Bornholm und aus Mittelschweden (Uppsala-Granit), diverse Pegmatite, Aplite und Schriftgranite, turmalinführende granitoide Gesteine („Turmalingranit“) und Zweiglimmergranite.

Auf dem Gelände der Waldschule wurden mehrere Großgeschiebe von Metamorphiten aufgestellt, die mit einer angeschliffenen Fläche versehen wurden, darunter zwei Augengneise und ein migmatitischer Paragneis mit großen roten Granat-Porphyroblasten („Sörmland-Typ“). Herausragende Exponate sind ein großer Amphibolit (Abb. 38-39) sowie ein Västervik-Fleckengestein (Abb. 44-45) mit einem bemerkenswerten, durch partielle Verwitterung entstandenen Relief auf der Oberfläche.

Abb. 38: Dunkler Amphibolit, größtes Geschiebe im Findlingsgarten. Breite ca. 60 cm.
Abb. 39: Die dunkleren und eingeregelten Aggregate in der grauen Grundmasse sind größere, während der Metamorphose gewachsene Amphibole. Dem Gestein haftet eine Partie eines Quarz-Feldspat-Gesteins an, entweder ein Xenolith oder ein Kontakt zum Nebengestein. Bildbreite 30 cm.

Marmor entsteht bei der Metamorphose von Kalksteinen und Dolomiten. Tonige Verunreinigungen begünstigen die Entstehung von Silikat-mineralen, z. B. grünem forsteritischem (Mg-reichem) Olivin bzw. Ser-pentinmineralen oder Diopsid. Diese petrographisch korrekt als unreiner Marmor bezeichneten Gesteine werden auch „Silikatmarmor“ oder „Ophicalcit“ genannt, können sehr attraktiv aussehen und fallen als Geschiebe ins Auge.

Abb. 40: Unreiner Marmor, auch „Silikatmarmor“ oder „Ophicalcit“), Nr. 64, polierte Schnittfläche.
Abb. 41: Die grünen Minerale sind von Hand nicht sicher bestimmbar. Meist handelt es sich in diesem Gesteinstyp um Olivin, Serpentinminerale und/oder Diopsid (BARTOLOMÄUS & SCHLIESTEDT 2006). Hier weist die unregelmäßig-netzartige Struktur einiger grüner Mineralkörner auf serpentinisierten Olivin hin.

Das Västervik-Gebiet ist die Heimat mehrerer Leitgeschiebe (grauvioletter Västervik-Quarzit, Västervik-Fleckenquarzit, Västervik-Fleckengestein). Alle wurden mehrfach in der KFH gefunden, wobei die grauvioletten Västervik-Quarzite zeitweise ungewöhnlich häufig im südöstlichen Grubenvortrieb auftraten, viele davon auch als Windkanter.

Abb. 42: Ansammlung grauvioletter Sandsteine und Quarzite, darunter viele Quarzite vom Västervik-Typ, Bildbreite 70 cm. Die glatten Oberflächen erschweren manchmal die Unterscheidung von diagenetisch verkieselten Sandsteinen und Quarziten mit granoblastischem Gefüge.
Abb. 43: Rotfleckiger Västervik-Quarzit, Breite 35 cm. Quarzite dieser Art sind bisher nur aus dem Västervik-Gebiet bekannt.

Vom Västervik-Fleckengestein (Västervik-Cordierit-Granofels) liegen aus der KFH etwa ein halbes Dutzend Funde vor. Ein herausragendes Exponat ist ein Großgeschiebe, an dem die Verwitterung zwischen den dunklen Cordieritflecken und der Grundmasse ein deutliches Relief gezeichnet hat. Der Granofels ist aus einem Sandstein mit tonigen Anteilen hervorgegangen. Die Tonminerale begünstigten zunächst die Bildung von orangerotem Feldspat und Glimmer. Nachfolgende Kontaktmetamorphose ist für die Bildung der runden Cordierit-Granoblasten verantwortlich, die von retrograd gebildetem schwarzem Biotit durchsetzt sind. Das zur Bildung von Cordierit erforderliche Eisen stammt aus unmittelbarer Nähe, aus den nun an Fe-Mineralen verarmten Säumen um die dunklen Flecken.

Abb. 44: Västervik-Fleckengestein, Breite etwa 50 cm.
Abb. 45: Detailansicht der nassen Geschiebeoberfläche mit Vertiefungen, entstanden durch stärkere Verwitterung der dunklen Flecken. Bildbreite ca. 18 cm.
Abb. 46: Västervik-Fleckenquarzit, Aufnahme unter Wasser.

Der Gesteinstyp in Abb. 46 wurde in der Vergangenheit fälschlicherweise häufig dem Stockholm-Gebiet zugeordnet („Stockholm-Fleckenquarzit“). Genauere Untersuchungen vor Ort ergaben aber, dass solche glimmerführenden Quarzite mit weißen Sillimanit-Fibroblasten („Flecken“) aus dem Västervik-Gebiet stammen (s. Västervik-Fleckenquarzit).

Leitgeschiebe aus SW-Schweden gehören, ebenso wie Rhombenporphyre und Gesteine aus dem Oslograben, zu den seltenen Geschiebefunden in Brandenburg. Ein zeitweise verstärkter Einfluss eines von Norwegen kommenden Eisstroms im Brandenburger Stadium der Weichsel-Kaltzeit könnte auch für den Transport SW-schwedischer Leitgeschiebe verantwortlich sein, z. B. des feingneisigen Schonen-Granulits (Abb. 47-48). Dieses Gestein entstand unter granulitfaziellen Bedingungen während der Svekonorwegischen Gebirgsbildung vor etwa 1 Milliarde Jahren. Es besteht ausschließlich aus rotem bis orangefarbenem Alkalifeldspat und dunkelgrauem Quarz. Kennzeichnend sind die feinen ausgewalzten, für Granulite typischen „Plattenquarze“. Dunkle Minerale fehlen, weil sie während der granulitfaziellen Metamorphose instabil wurden.

Abb. 47: Schonen-Granulit, Aufnahme unter Wasser (Slg. Torbohm, Nr. 2299).
Abb. 48: Gleicher Stein, Nahaufnahme der Rückseite.

Eine Besonderheit dieses Fundes ist die Grünfärbung auf der Rückseite, wahrscheinlich die Folge einer „Charnockitisierung“, einer „trockenen“ Hochdruckmetamorphose, bei der es zur Bildung von Pyroxen kommt. Charnockitisierte Grundgebirgspartien sind von mehreren Lokalitäten in SW-Schweden bekannt. Im Unterschied zur Vorderseite des Geschiebes sind dunkle, von Hand aber nicht bestimmbare Minerale erkennbar (Pyroxen oder Amphibol/Biotit als retrograde Umwandlungsprodukte?). Ein Hinweis auf granulitfazielle Metamorphose ist die Anwesenheit von Magnetit, nachweisbar mit einem Handmagneten.

2.2. Sedimentärgeschiebe

Zu den häufigen Funden in der KFH gehören, wie auch in vielen anderen Kiesgruben in Brandenburg, Rotsandsteine aus dem Mesoproterozoikum (Jotnischer Sandstein), rotbraune und helle Sandsteine aus dem Unterkambrium, diese häufig mit Ichnofauna, weiterhin Kalksteine aus Ordovizium und Silur sowie Feuersteine und Kalksteine aus Oberkreide und Dan. Eine statistische Auswertung sedimentärer Geschiebefunde kann ENGELHARDT 1997: Abb. III 6-1 entnommen werden. Die Arbeit von ENGELHARDT & HOFFMANN 2012 zum Spurenfossil Syringomorpha zeigt Funde aus der KFH. Besonderheiten der KFH sind Muschelkalk-Geschiebe aus dem Vorkommen von Rüdersdorf (SCHNEIDER 2017) sowie mehrfache Funde von Konglomeraten, die der Trias zugerechnet werden (TORBOHM & BARTOLOMÄUS 2018).

Abb. 49: Mesoproterozoische („Jotnische“) Sandsteine mit Wellenrippel, Alter ca. 1200-1400 Millionen Jahre. Bildbreite 60 cm.
Abb. 50: Spurenfossil Plagiogmus (Nr. 3031) in einem glaukonitischen Sandstein, Breite 12 cm.
Abb. 51: Bunter Orthocerenkalk (Ordovizium), sog. Blomminge bladet („Blumenschicht“), polierte Schnittfläche.
Abb. 52: Echinosphaeriten-Kalk (Ober-Ordovizium), Breite 9 cm. Die runden Gehäuse der ausgestorbenen Beutelstrahler sind radialstrahlig mit Calcit ausgefüllt.
Abb. 53: Lavendelblauer Hornstein (verkieselter ordovizischer Schwamm).

Der Geschiebetyp der Lavendelblauen Hornsteine wurde durch den Baltischen Urstrom abgelagert, einem hypothetischen Flusssystem, das vor etwa 40 Millionen Jahren entstand, im Gebiet der heutigen Ostsee verlief und im Pleistozän verschwand (SCHULZ 2003, VAN KEULEN et al. 2012). Ein Teil der Lavendelblauen Hornsteine sind lose ordovizische bis silurische Einzelfossilien von lavendelblauer bis grauer Farbe. Ihr Herkunftsgebiet wird in der Bottensee und im westlichen Finnland vermutet. Funde sind von mehreren Lokalitäten und unterschiedlichen Horizonten (etwa Miozän bis Pliozän) bekannt, lokal treten sie auch gehäuft auf (Sylt, Niederlausitz, Emsland, SW-Mecklenburg, Niederlande und weitere Vorkommen). Aus der KFH liegen wenige Einzelfunde vor.

Abb. 54: Crinoidenkalk mit ausgewitterten Seelilien-Stielgliedern als „Naturpräparat“, Bildbreite 6 cm.

Eine Besonderheit der KFH ist das häufige Auftreten von Muschelkalk-Geschieben (über 80 Funde). Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um Lokalgeschiebe aus dem Vorkommen bei Rüdersdorf. Dieses liegt allerdings nicht in direkter Bewegungsrichtung des Eises, daher wird von einer Umlagerung aus saalezeitlichem Geschiebemergel ausgegangen, der aus dem Gebiet nördlich von Potsdam bzw. dem Berliner Raum stammt (SCHNEIDER 2017).

Abb. 55: Muschelkalk-Geschiebe, kristalliner Kalk mit Rippenbruchstück von Nothosaurus sp.; Oberer Muschelkalk (Ceratiten–Schichten), det. St. Schneider.
Abb. 56: Muschelkalk-Geschiebe; gelbgrauer, dichter Kalkstein mit Steinkern eines Ammoniten (Ceratites sp.); Oberer Muschelkalk (Ceratiten-Schichten), det. St. Schneider.

Ebenfalls bemerkenswert sind gehäufte Funde (bisher 8 Exemplare) eines bunten und monomikten Konglomerat-Typs (Trias– oder “Caliche“-Konglomerat). Es handelt sich um semiterrestrische und intraformationale Bildungen mit sparitischer Zementierung, sandiger Matrix und bunten Mergelklasten. Einige der Klasten weisen calcitgefüllte Risse auf und wurden als Caliche-Knollen aus aufgearbeiteten ariden Bodenhorizonten gedeutet. Ungeklärt ist bisher die genaue Herkunft der Konglomerate. Wahrscheinlich stammen sie aus einer mesozoischen Grabenfüllung in der Ostsee, südlich von Bornholm (Rønne-Graben) und sind dem Keuper bzw. der Oberen Trias zuzurechnen. Der Geschiebetyp wird von TORBOHM & BARTOLOMÄUS 2018 beschrieben, s.a. KNAUST 1997 und den ausführlichen Artikel auf dieser Seite.

Abb. 57: Caliche-Konglomerat, Schnittfläche, Aufnahme unter Wasser. Die roten Ränder einiger Mergelstein-Lithoklasten weisen auf ein arides Ablagerungsmilieu hin.

Jurassische Kelloway-Geschiebe (Dogger/Callovien), im östlichen Brandenburg ein häufiger Geschiebefund, treten in der KFH nur selten in Erscheinung. Feuersteine aus Oberkreide und Dan sind sehr häufig zu finden, gelegentlich auch gefleckte Feuerstein aus dem Turon, „Hanaskog-Flint“ (Campan) oder „geschichtete“ Feuersteine. Weiterhin treten reichlich weiße Kalksedimente, teils weiche Schreibkreide, teils härtere Kalk- und Mergelsteine, teilweise mit Schwämmen, Schnecken, Muscheln und Seeigeln auf. Alle Stufen der Oberkreide konnten durch Bestimmungen der stratigraphisch leitenden Muschel Inoceramus nachgewiesen werden (SEIBERTZ 2004 und ENGELHARDT & SEIBERTZ 2023). Aus der Oberkreide SE-Schonens stammt das Tosterup-Konglomerat (Abb. 58). Zu den Geschieben des Dan gehören Bryozoenkalk, Faxekalk, Saltholmskalk und helle Feuersteine (Abb. 59-60).

Abb. 58: Tosterup-Konglomerat (Oberkreide), polierte Schnittfläche. Am linken Bildrand ist eine Belemnitenspitze angeschnitten.
Abb. 59: heller Dan-Feuerstein mit Linsen aus bläulichem Chalcedon.
Abb. 60: Gleicher Stein, Nahaufnahme der Bryozoen-Fauna.

In Horizonten mit gehäuften Funden von Elbgeröllen traten auch rote Feuersteine in großer Zahl auf. Eingelagerte Fe-(III)-Verbindungen (Hämatit) und schwarze, teils windpolierte und wüsten-lackartige Beläge sprechen für eine Exposition in einem warmen und trockenen Klima, z. B. zur Zeit des Holstein-Interglazials.

Abb. 61: Rote bis schwarzrote Feuersteine; oben rechts ein roter Wallstein mit Schlagmarken und konkaver Eintiefung.
Abb. 62: „Wallsteine„, abgerollte Feuersteine als Brandungsgerölle eines tertiären Meeres.

Aus der KFH liegen mehrere Hundert Exemplare von „Wallsteinen“ vor. Wallsteine sind gut gerundete, ellipsoidisch geformte Feuersteine mit unregelmäßigen, parabelartigen Schlagmarken. Sie werden als Brandungsgerölle eines tertiären Meeres (Paläozän bis Unter-Eozän) aufgefasst und erhielten ihre Form durch gegenseitige Abrollung bei fortwährender Umlagerung. An ihren gegenwärtigen Fundort gelangten sie als Geschiebe oder stammen aus glazial aufgearbeiteten Horizonten aus Hebungsstrukturen der näheren und weiteren Umgebung (SCHULZ 2003, ANSORGE 2018).

An Geschieben des Tertiärs wurden in der KFH dokumentiert: Aschgraues Paläozängestein (Paläozän); Faserkalke, Zementsteine (Eozän); Braunkohle, „Braunkohlenquarzit“, „Wurzel-Quarzit“, „Tertiär-Quarzit“, „Urtorf“ (Abb. 63), helle verkieselte Nadelhölzer bis zu einer Größe von 80 cm (Miozän); Bernstein, Stettiner Gestein, Stettiner Kugeln, Septarien aus dem Rupelton (Oligozän).

Abb. 63: „Urtorf“ (Nr. 607), verkieselter Braunkohlentorf.

Urtorf“ ist ein poröses, kieseliges, dünnplattiges und von nicht bestimmbaren Pflanzenresten vollgestopftes Gestein, das wahrscheinlich aus Verkieselungszentren in der Braunkohle stammt (verkieselter Braunkohlentorf). Funde sind südlich und östlich von Berlin sowie aus der Umgebung von Fürstenwalde belegt. GOTHAN & BENNHOLT 1929 beschreiben den Geschiebetyp sowie ein anstehendes Vorkommen aus einer Ziegeleigrube bei Saarow, wo das Gestein in Gestalt flacher, bis 5 cm mächtiger Linsen mitten in der Braunkohle beobachtet wurde. Die im Anstehenden braune bis rötlichgraue Farbe kommt Geschiebefunden durch Bleichung/Verwitterung abhanden. Die Autoren nennen grasartige und schilfähnliche Pflanzen als Hauptbestandteil des Urtorfs. Selten sind Blätter von Laubhölzern oder Reste von Wasserpflanzen (Seerosen-rhizome).

Raseneisenerz und lösskindelartige Kalk-Sand-Konkretionen sind wahrscheinlich quartäre Bildungen. In der KFH treten gelegentlich Knochen von Großsäugern auf (Mammut, Wollnashorn und Wildpferd). Funde der Sumpfdeckelschnecke Viviparus diluvianus werden dem Holstein, ein Massenfund der Schnauzenschnecke Bithynia tentaculata der Eem-Warmzeit zugeordnet.

2.3. Elbgerölle

In der KFH fanden sich zeitweise Gerölle der mittelpleistozänen Berliner Elbe in großer Zahl in den oberen weichselzeitlichen Schmelzwassersanden. Die Gesteine wurden aus ihren südlichen Herkunftsgebieten zwischen ausklingender Elster- und einsetzender Saale-Vereisung in das Gebiet von Potsdam transportiert und in ausgedehnten Schotterfächern abgelagert. Sie liegen heute unter mächtigen glazialen Ablagerungen. Ein Teil wurde durch das vorrückende Inlandeis des Saale- und Weichsel-Glazials in jüngere glaziale Sedimente eingetragen und ist im Gebiet zwischen Teltow und Fläming gelegentlich als geringe Beimengung zu nordischen Geschieben zu finden. Funde südlicher Gerölle aus dem Gebiet zwischen Teltow und Fläming werden an anderer Stelle ausführlich dokumentiert (Link folgt in Kürze).

Die Herkunftsgebiete der Elbgerölle erstrecken sich vom südlichen Brandenburg über den östlichen Teil Sachsens bis weit nach Westböhmen, in das Gebiet zwischen Pilsen und Prag, sowie nach Osten bis ins Riesengebirgsvorland. Grundlage für die Bestimmung der Elbgerölle sind die Arbeiten von Kurt Genieser (GENIESER 1953a, 1955, 1957, 1962, GENIESER & MIELECKE 1957). Seine Beschreibungen wurden durch SCHWARZ et al. 2012, SCHWARZ & LANGE 2013, 2017, SCHWARZ & RIEDRICH 2010 und SCHWARZ 2021 teilweise revidiert und erweitert. Die wichtigsten Gerölltypen sind:

  • Milchquarz-Varietäten (streifig durchscheinende Quarze; Gerüst-, Strahlen- und Zellenquarze)
  • Cherts und Hornsteine („Lydite“ und „Kieselschiefer“)
  • Böhmische Quarz-Lydit-Konglomerate
  • Achat-, Amethyst-, Chalcedon- und Jaspisgerölle sowie
  • Gangbrekzien aus dem Osterzgebirge mit Paragenesen dieser Minerale
  • Paläozoische Kieselhölzer (Döhlener Becken, permokarbonische Becken in Nordböhmen)
  • kontaktmetamorphe „Knotengrauwacken“
  • Kreidesandstein
  • „Tertiärquarzite“/“Knollensteine“
  • Postvariszische rhyolithische Vulkanite
  • Känozoische Alkalivulkanite (Tephrite, Basanite, Phonolithe).
  • Erdbrandgesteine
  • Grüne „Serizitschiefer“

Außer Erdbrandgestein und Kreidesandstein konnten alle genannten Gerölltypen in der KFH dokumentiert werden. Am häufigsten sind Hornsteine/Cherts („Lydite“), tektonische Brekzien bzw. Gangbrekzien und Milchquarze. Alkalivulkanite (Tephrite, Olivinbasalte bzw. -basanite) treten in der KFH jedoch vergleichsweise selten auf, obwohl sie der häufigste Gerölltyp der Berliner Elbe sind.

Abb. 64: Zusammenstellung schwarz-weißer, als „Lydite“ bezeichneter Hornsteine und Cherts. Dokumentiert wurden mehr als hundert Funde des Gerölltyps aus der KFH.

Die schwarzweißen „Lydite“ sind die häufigsten Vertreter und zuver-lässiger Anzeiger einer südlichen Geröllgemeinschaft. Ein großer Teil der massigen und sehr zähen Gesteine stammt aus den Brdy südwestlich von Prag. Von dort sind keine allerdings Radiolarien bekannt, daher sollte der Gerölltyp nicht als Lydit (= paläozoische Radiolarite), sondern allgemeiner als Chert oder Hornstein bezeichnet werden. Neben den schwarz-weißen Cherts und Hornsteinen treten als typische Vertreter einer südlichen Geröll-gemeinschaft eine Reihe weiterer Farbvarianten sowie geschichtete Hornsteine („Kieselschiefer“) auf.

Abb. 65: Böhmisches Quarz-Lydit-Konglomerat, nass fotografiert. Das grünliche Konglomerat enthält gut gerundete Milchquarz- und einige Chert-Lithoklasten. Lagenweise sind Übergänge in einen Sandstein erkennbar. Das Elbeleitgeröll stammt aus den Brdy und wurde über die Berounka der Elbe zugeführt.

In der Grobkies-Fraktion finden sich gelegentlich Einzelgerölle von Amethyst, Achat, Chalcedon und Jaspis. Die folgende Chalcedon-Varietät ähnelt der Beschreibung des „rötlichgelben und weinroten Gelits“ in GENIESER 1955. Diese stammt aus Melaphyr-Mandelsteinen im Einzugsgebiet der Iser (Jizera) und Cidlina und ist das einzige Leitgeröll der oberen Elbe (alle anderen kommen aus dem Moldau-Beraun-Einzugsgebiet).

Abb. 66: Orange-gelb gebänderter Chalcedon, „rötlichgelber und weinroter Gelit“ aus dem Isergebirge.

Aus dem Osterzgebirge stammen charakteristische Paragenesen aus Quarz, Amethyst, Achat und Jaspis. Solche Quarz-Amethyst-Brekzien, „Trümmerachate“ und „Strahlenquarze“ wurden in der KFH vielfach gefunden und bilden die „osterzgebirgische Geröllgemeinschaft“ (GENIESER 1957).

Abb. 67: Kastenquarz mit Amethyst, osterzgebirgische Paragenese. Die weißen Milchquarz-Kästchen sind mit kristallinem Amethyst ausgefüllt und von feinen roten und jaspisartigen Adern umrahmt.
Abb. 68: Paläozoisches Kieselholz, durch Windeinwirkung glatt poliert. Paläozoische Hölzer stammen aus dem Döhlener Becken oder Permo-karbonischen Becken in Nordböhmen. Die nordböhmischen Hölzer weisen in der Regel eine bessere Strukturerhaltung auf.

Die sog. „Knollensteine“ oder „Tertiärquarzite“ sind verkieselte konglomeratische Quarzsandsteine (Diamiktite) und eine charakteristische Erscheinung in südlichen Geröllgemeinschaften. Knollensteine bilden verstreute Vorkommen in Sachsen und Böhmen und sind oligozänen bis miozänen Alters. Typisches Merkmal vieler „Tertiärquarzite“ sind eckige bis abgerundete Quarzkörner, die in einer feinkörnigen und kieselig gebundenen Grundmasse „schwimmen“.

Abb. 69: Detailansicht eines Amethystgerölls in einem „Tertiärquarzit“, Aufnahme unter Wasser.

Die Alkalivulkanite aus der Eruptivprovinz des Egergrabens (Tephrite, Olivinbasalte bzw. -basanite, Phonolithe etc.) treten im Berliner Elbelauf in großer Zahl auf und sind der häufigste Gerölltyp in der Überkorn-Fraktion, in der KFH fehlen die Gesteine jedoch weitgehend. Vermutlich erlagen sie durch oberflächennahe Exposition weitgehend der Verwitterung oder wurden zeitweise nicht transportiert.

Abb. 70: Tephrit, der häufigste Vertreter unter den südlichen Alkalivulkaniten aus der Eruptivprovinz des Egergrabens. Die meisten Alkalivulkanit-Gerölle dürften aus dem Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří) stammen.
Abb. 71: Pfau auf dem Gelände der Waldschule.

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Der Boogardie-Orbiculit im Berliner Tiergarten

Abb. 1: Ensemble aus fünf großen Blöcken des Boogardie-Orbiculits, gruppiert um einen Block aus archaischem Bändereisenerz (BIF), wahrscheinlich ebenfalls aus Westaustralien.

Wer sich für Orbiculite interessiert, kann im Berliner Tiergarten einen besonders attraktiven Vertreter dieser seltenen und exotischen Plutonite bewundern. Fünf große Orbiculit-Blöcke mit polierter Oberfläche befinden sich nördlich der Lenné-Straße (52.513267, 13.373827) und sind Teil des „Global Stone Projects“, einer Skulpturengruppe aus Werksteinen aus der ganzen Welt.

Der Boogardie-Orbiculit stammt aus Westaustralien, einem Steinbruch bei Boogardie Station, etwa 35 km westlich der Goldmine Mount Magnet (-28.061113, 117.484848). Es handelt sich um den weltweit wohl ältesten Orbiculit mit einem Alter von 2.692 Millionen Jahren, zugleich um den bisher einzigen bekannten Orbiculit auf diesem Kontinent. Das Vorkommen bildet einen flachen ovalen Körper von geschätzt 300 m Länge und maximal 15 m Mächtigkeit, eingebettet in einen etwas älteren Granodiorit bis Tonalit. Eine petrographische Beschreibung des Gesteins ist FETHERSTON 2010 zu entnehmen, s. a. BEVAN 2004 und BEVAN & BEVAN 2009.

Abb. 2: Polierte Oberfläche des Boogardie-Orbiculits. Die Orbicule liegen dicht gepackt, teilweise berühren sie sich. Oben erkennt man einen scharfen Übergang zum Wirtgestein, einer grobkörnigen Partie ohne Orbicule.
Abb. 3: Partie mit weitgehend intakten Orbiculen in dichter Packung. Das Gestein ist von zwei Rissen durchzogen, die die Orbicule durchschlagen und gegeneinander verstellt haben: die jeweiligen Seiten passen nicht zueinander. Bildbreite 40 cm.
Abb. 4: Stellenweise finden sich Partien, in denen die Orbicule besonders dicht liegen. Wahrscheinlich waren die Orbicule zur Zeit ihrer Bildung relativ beweglich innerhalb der Schmelze und haben sich später in dieser Zone gravitativ angereichert. Bildbreite 42 cm.

Die meisten der 5-10 cm großen Orbicule weisen ovale, nur einige wenige von ihnen nahezu kreisrunde Anschnitte auf. Darüber hinaus sind zahlreiche unregelmäßige Konturen oder Bruchstücke von Orbiculen erkennbar. Die Orbicule bestehen im Wesentlichen aus Plagioklas und Amphibol (Hornblende) und sind dioritisch zusammengesetzt. Ihre Kerne sind grob- bis mittelkörnig, im Falle von Grobkörnigkeit häufig als Cluster aus Diorit mit radial vom Zentrum ausgehenden Hornblende-Aggregaten. Manche Kerne scheinen lediglich aus einer Ansammlung dunkler Minerale (Amphibol) zu bestehen. Biotit tritt innerhalb der Schalen auf, im Kern ist er nicht erkennbar. Wahrscheinlich ermöglichten Konvektionsströme innerhalb der Magmakammer eine hohe Beweglichkeit der Orbicule, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in einem plastischen Zustand befanden, weil sie oft verformt und teilweise zerbrochen sind. Schließlich scheinen sie sich mittels Schwerkraft abgesetzt zu haben (Abb. 4).

Abb. 5: Am Kontakt zum granodioritischen Nebengestein (rechts) sind die Orbicule weitgehend intakt und liegen etwas lockerer. Sie waren zum Zeitpunkt ihrer Bildung noch verformbar und bekamen durch gegenseitiges Aneinanderstoßen „Ecken“. Bildbreite 35 cm.

Soweit die Minerale auf der polierten Schnittfläche überhaupt bestimmbar sind, ist die Matrix hier ein mittel- bis grobkörniger Granodiorit bis Tonalit aus weißem Plagioklas, wenig rötlichem Alkalifeldspat, hellgrauem Quarz sowie Amphibol und Biotit als dunkle Minerale.

Abb. 6: Detailaufnahme einiger gut ausgebildeter Orbicule mit mehreren Schalen.

Gut ausgebildete Orbicule bestehen aus 5-7 konzentrischen Lagen (Schalen) unterschiedlicher Dicke. Bestimmende Minerale sind schwarze Hornblende und weißer, im grobkörnigen Kern auch leicht grünlicher Plagioklas. Die Kristallisation der länglichen Hornblende- und Plagioklas-Aggregate innerhalb der dickeren Schalen erfolgte radial, d. h. senkrecht zur Kugel- bzw. Ellipsoid-Oberfläche. In manchen Schalen erkennt man, dass die länglichen Hornblenden nach innen spitz zulaufen. Die dunkleren Außenschalen enthalten mehr Amphibol sowie etwas mehr Biotit.

Abb. 7: Orbicule mit grobkörnigem Kern und annähernd radial ausgerichteten Hornblende-Aggregaten, gefolgt von 5-6 konzentrischen Schalen unterschiedlicher Dicke, jeweils mit ebenfalls radial ausgerichteten Kristallen. Nass fotografiert.

Die konzentrischen Lagen (Schalen) der Orbicule sind das Ergebnis episodischer Kristallisationsereignisse, jeweils ausgelöst durch Veränderungen der physikalischen und chemischen Bedingungen innerhalb der Schmelze. Die radiale Anordnung der Mineralkörner in den Schalen lässt auf eine rasche Kristallisation unter den thermodynamisch günstigsten Bedingungen bei gleichzeitiger Armut an Kristallisationskeimen schließen, vergleichbar mit der Bildung radialer „Kristallite“ in Vulkaniten mit sphärolithischer Textur. Die radiale Ausrichtung der Minerale scheint immer mit der Bildung der folgenden Schale von neuem begonnen zu haben.

Abb. 8: Angewitterte Bruchfläche mit kontrastreich ausgebildeten Orbiculen.
Abb. 9: Nahaufnahme eines einzelnen Orbiculs auf einer angewitterten Bruchfläche.

Die Entstehung der Orbicule steht im Zusammenhang mit einer dynamischen Kristallisationsgeschichte eines wahrscheinlich flüssigkeitsreichen und unterkühlten dioritischen Magmas (BEVAN 2004). Zufuhr von wässrigen Fluiden führte zu einer Unterkühlung des Magmas, bei der die gewöhnliche gleichkörnige Kristallisation verzögert und bereits vorhandene Kristallisationskeime zerstört wurden. Unterhalb des kritischen Punktes kristallisieren zunächst Plagioklas und Hornblende. Einmal begonnen, verläuft der Prozess recht schnell, weil für eine Kristallisation an einem bereits vorhandenem Festkörper weniger Energie erforderlich ist als zur Bildung von Kristallisationskeimen. Die konzentrischen Ringe entstanden nach und nach durch dynamische Kristallisation und lokalen Variationen in Temperatur und Sättigung der Minerale innerhalb der Schmelze. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich die Orbicule wohl frei in der Schmelze bewegen, angetrieben durch Konvektionsströme innerhalb der Magmakammer. Einige Orbicule sammelten sich am „Boden“ der Magmakammer, andere blieben in der Matrix oder stießen sanft aneinander. Zuletzt erstarrte die Matrix und fixierte die Orbicule.

Abb. 10: Intakte und zerbrochene Orbicule in einer hellen und grobkörnigen Matrix, flankiert von mittel- und gleichkörnigen Partien des Wirtgesteins.
Abb. 11: Eine jüngere Pegmatitader durchschlägt einzelne Orbicule. Bildbreite an der Basis 45 cm.
Abb. 12: Einer der Blöcke zeigt eine scharfe Grenze heller und gebänderter kleinkörniger Partien zum Orbiculit. Auf der rechten Seite begrenzt ein Pegmatit den Orbiculit, gefolgt von einem inhomogenem Granodiorit (ganz rechts). Breite 125 cm.
Abb. 13: Scharfe Grenze zwischen kleinkörnigem Plutonit und Orbiculit. Bildbreite 42 cm.
Abb. 14: Aplitähnliche kleinkörnige Partie im Detail, Übergang in einen schriftgranitischen Pegmatit.
Abb. 15: Grenze Orbiculit – tonalitischer Pegmatit, Bildbreite 28 cm.
Abb. 16: Bändereisenerz mit polierter Partie im Zentrum des Ensembles, sehr wahrscheinlich auch aus Westaustralien. Breite ca. 1 m.
Abb. 17: Die polierte Fläche lässt sich aufgrund der Reflektion des metallisch glänzenden Hämatits nicht gut fotografieren. Bildbreite ca. 25 cm.

Links und Literatur

Bericht über den Boogardie-Orbiculit 1

Bericht über den Boogardie-Orbiculit 2

Seite des Steinbruch-Betreibers

BEVAN J 2004 Archaean orbicular granitoids from Boogardie, near Mt Magnet, in Western Australia – Dynamic Earth: Past, Present and Future: Geological Society of Australia, Abstracts 73, 17th Australian Geological Convention, Hobart, p. 252.

BEVAN J C & BEVAN A W R 2009 Nature and origin of the orbicular granodiorite from Boogardie Station, Western Australia: an ornamental stone of monumental proportions – The Australian Gemmologist vol. 23, p. 373–432.

FETHERSTON J M 2010 Dimension stone in Western Australia. Volume 2, Dimension stones of the southern, central western, and northern region. Geological Survey of Western Australia, Mineral Resources Bulletin 24, p. 35–43.

Orbiculit von Slättemossa

Abb. 1: Orbiculit von Slättemossa, Bildbreite 80 cm.

Zweifellos der Höhepunkt jeder Småland-Exkursion ist ein Besuch des Orbiculits von Slättemossa, gelegen etwa 3 km südlich von Järnforsen. Orbiculite sind seltene Plutonite mit einem exotischen Gefüge: in einer regellosen und grobkörnigen Grundmasse (Matrix) liegen zahlreiche runde bis ovale und feinkörnigere Aggregate (Orbicule) mit einem Durchmesser von mehreren (ca. 5-15) cm, die einen konzentrisch-schaligen Aufbau im Millimeter- bis Zentimetermaßstab aufweisen.

Das Gestein an der Lokalität Slättemossa, zuerst beschrieben von HOLST & EICHSTÄDT 1884 und BÄCKSTRÖM 1894, ist eines der wenigen bekannten Aufschlüsse von Orbiculiten in Schweden. Ein Waldweg mit dem Hinweisschild klotgranit (schwed.) führt zum ersten Aufschluss, ein zweiter befindet sich 50 m entfernt und konnte in der dichten Vegetation nur mit Mühe nach einiger Suche ausfindig gemacht werden. Das Vorkommen steht unter strengem Schutz, Probenahmen sind hier verboten!

Der Orbiculit von Slättemossa wird von LINDH & NÄSSTRÖM 2006 ausführlich beschrieben. Es handelt sich um einen Quarz-Monzodiorit, der geologisch zum Transskandinavischen Magmatitgürtel (TIB) gehört und ein ungefähres Alter von 1,81-1,77 Ga aufweist. Das Vorkommen liegt in unmittelbarer Nähe einer basischen Intrusion (Gabbro bis Diorit), die Grenze zu den etwas älteren Gesteinen des Oskarshamn-Jönköping-Gürtels (OJB) befindet sich nur wenige hundert Meter südlich.

Abb. 2: Verwitterte Oberfläche des Orbiculits, Bildbreite 65 cm. Das lebhafte Relief ist auf die bevorzugte Auswitterung der mafitreichen (biotitreichen) Schalen zurückzuführen.
Abb. 3: Ein zweiter, wenige Quadratmeter großer Aufschluss zeigt eine scharfe Grenze zum quarzmonzonitischen Nebengestein. Hier ist die Verwitterung im Vergleich zu Abb. 2 deutlich weniger fortgeschritten. Bildbreite etwa 2 Meter.
Abb. 4: Bildbreite 70 cm.

Die Orbicule weisen unregelmäßig eiförmige bis ellipsoide Umrisse sowie eine gewisse Einregelung auf. Nach LINDH 2006 könnte das flüssige Magma zwischen den noch verformbaren Orbiculen ausgepresst, diese in der Folge zusammengedrückt und durch magmatische Lamination eingeregelt worden sein.

Abb. 5: Einige Orbicule bekamen beim Aneinanderstoßen „Ecken“. Bildbreite 40 cm.
Abb. 6: Eine Stelle des Gesteins wurde vom Flechtenbewuchs befreit. Die Orbicule besitzen hier einen weitgehend einheitlichen Aufbau.

Die grobkörnige Matrix besteht aus grünlichen Plagioklas, blassrotem Alkalifeldspat sowie Biotit und Amphibol als dunkle Minerale. Größere Quarzkörner sind nicht wahrnehmbar. Der Kern der Orbicule ist monzodioritisch (Plagioklas + Alkalifeldspat + dunkle Minerale) zusammengesetzt (LINDH 2009). Die 3-8 mm breiten Schalen der Orbicule sind deutlich feinkörniger als der Kern und zeichnen sich durch wechselnde Anteile an Feldspat und Mafiten aus. Die Grenze zwischen der ersten dunklen und hellen Schale ist scharf, ebenso der Übergang von äußerer Schale zur Matrix, ein Hinweis auf plötzlich veränderte Kristallisationsbedingungen innerhalb der Schmelze.
Magnetit ist im Kern und den folgenden Schalen mit einem Handmagneten nicht nachweisbar, aber deutlich in der Außenschale und in der Matrix.

Abb. 7: Nahaufnahme eines Orbiculs. Abbildung ohne Beschriftung.

Der grob- bis mittelkörnige Kern der Orbicule (1) ähnelt im Mineralbestand der einbettenden grobkörnigen Matrix (5). Dem Kern folgt eine mafitreiche und feinkörnige Schale (2) mit scharfer Grenze zu einer helleren Schale (3). Die Grünfärbung in den Schalen, weniger aber im Kern der Orbicule sowie in der umgebenen Matrix, z. B. durch vergrünte Ca-reiche Plagioklase oder der Anwesenheit von Chlorit, lässt auf einen stärkeren Einfluss hydrothermaler Alteration während der Orbicul-Bildung schließen. Die helle Schale zeigt einen allmählichen Übergang in eine mafitreichere Außenschale (4), die zum Rand hin reicher an Biotit ist und sich scharf von der grobkörnigen Matrix (5) abgrenzt.

Abb. 8: Gleiches Orbicul, nass fotografiert.

Die Bildung der Orbicule ist auf eine episodische, konzentrisch um einen Kern erfolgte Kristallisation wechselnder Mengen Feldspat und dunkler Minerale unter veränderlichen Bedingungen in der Schmelze zurückzuführen (LINDH 2006). Ausgangspunkt ist die „normale“ Kristallisation der Kerne (1). Eine plötzliche Zufuhr von Volatilen (leichflüchtige Bestandteile wie Wasser oder CO2) erniedrigt den Liquidus (Punkt, an dem die Kristallisation einer Schmelze einsetzt) und unterbindet die weitere Kristallisation durch Zerstörung aller Kristallkeime. Abkühlung der Schmelze führt zu Bedingungen, unter denen die Kristallisation der ersten Schale erfolgt, unter Abnahme der Korngröße. Die scharfe Grenze zwischen erster dunkler und erster heller (plagioklasreicher) Schale (Abb. 7) lässt plötzliche Veränderungen der Kristallisationsbedingungen vermuten, kombiniert mit einer Verarmung mafischer Minerale in der Schmelze. Das Schmelzgleichgewicht verschiebt sich nach dem Verbrauch des Plagioklas-Überschusses wieder zugunsten einer Kristallisation von Plagioklas und mafischen Mineralen: die nächste Schale entsteht, gefolgt von einer dünnen Übergangszone. Schließlich bildete sich unter „normalen“ Kristallisationsbedingungen die grobkörnige Matrix.

Abb. 9: Orbiculit von Slättemossa, loser Stein vom Anstehenden, polierte Schnittfläche.
Abb. 10: Nahaufnahme des linken Orbiculs mit kontrastreich abgesetzter Zonierung der Schalen.

Beim Übergang der ersten hellen zur nächsten Schale erkennt man senkrecht zur Orbicul-Oberfläche ausgerichtete dunkle Minerale. Diese radiale Textur weist auf eine rasche Kristallisation hin.

Abb. 11: Der Anschnitt des rechten Orbiculs zeigt mehr vom gleichkörnigen Kern.

Literatur

BÄCKSTRÖM H 1894 Tvenne nyupptäckta svenska klotgraniter – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 16, S. 107–130.

HOLST N O & EICHSTÄDT F 1884 Klotdiorit från Slättmossa, Järed socken, Kalmar län – Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar 7, S. 134-142.

LINDH A & NÄSSTRÖM H 2006 Crystallization of orbicular rocks exemplified by the Slättemossa occurrence, southeastern Sweden – Geol. Mag. 143 (5), 2006, S. 713-722. Cambridge University Press.

Der Orbiculit von Hohensaaten

Abb. 1: Fundsituation des Orbiculits auf einer Halde mit Großgeschieben in der Kiesgrube Hohensaaten. Länge 42 cm.

Orbiculite gehören zu den seltensten Geschiebetypen. Für den Sammler kristalliner Geschiebe ist der Fund eines Orbiculits quasi der „Lottogewinn“. Die plutonischen Gesteine fallen durch ihr kurioses und attraktives Erscheinungsbild auf. Eingebettet in eine regellose und vergleichsweise grobkörnige Grundmasse (Matrix) liegen zahlreiche, meist eiförmige Aggregate (Orbicule), die einen konzentrisch-schaligen Aufbau im Millimeter- bis Zentimetermaßstab aufweisen und Durchmesser von ca. 5-15 cm erreichen. Die Seltenheit der Orbiculite erklärt sich durch die geringe Ausdehnung ihrer Vorkommen. Aus dem Einzugsgebiet der nordischen Inlandvereisungen sind einige von ihnen bekannt, eine weit höhere Anzahl blieb aber bisher unentdeckt. Der Autor (Marc Torbohm) hatte im April 2018 das Glück, ein Orbiculit-Geschiebe in der Kiesgrube Hohensaaten an der Oder (Ost-Brandenburg) zu finden und für 2,68 € zu erwerben, was dem gewöhnlichen Preis für 60 kg Überkorn entspricht. Der Fund von Hohensaaten wird in TORBOHM et al. 2022 (download) eingehend beschrieben, neben zwei weiteren weiteren Orbiculit-Geschieben aus Norddeutschland.

Abb. 2: Orbiculit von Hohensaaten, nass fotografiert.

Das Gestein enthält zahlreiche, in Form, Größe, Farbe, Textur und Aufbau variable Orbicule in dichter Packung. Die wenigsten Orbicule sind ideal kugelförmig, die meisten zeigen einen elliptischen Anschnitt, einige sind auch stärker deformiert. Dies ist auf eine plastische Deformation der noch duktilen Orbicule in der Schmelze zurückzuführen.

Abb. 3: Aufnahme unter Wasser (Bild: M. Bräunlich, kristallin.de).
Abb. 4: Rückseite, Aufnahme unter Wasser (Bild: M. Bräunlich, kristallin.de).

Insgesamt sind etwa 50 Orbicul-Anschnitte erkennbar, die meisten davon größer als 5 cm. Ein einzelnes Orbicul erreicht eine Länge von 20 cm (Abb. 12). Innerhalb der Orbicule lassen sich ganz unterschiedliche Texturen und Mengenverhältnisse der beteiligten Minerale beobachten. Mehrheitlich besitzen sie einen einfachen Aufbau und bestehen aus einem größeren Kern sowie einer schmalen Schale. Orbicule mit komplexem Aufbau (Abb. 3, 4) weisen einen kleineren Kernbereich und mehrere konzentrische Schalen auf. Die einzelnen Schalen zeichnen sich durch unterschiedliche Korngrößen und Mengenanteile an Feldspat (Plagioklas) und Amphibol aus. Sowohl scharf zur Grundmasse begrenzte Ränder der Orbicule, als auch allmähliche Übergänge sind zu beobachten, manchmal auch an einem einzigen Orbicul.

Abb. 5: Detailaufnahme einiger Orbicule sowie der grobkörnigen Matrix.

Die grobkörnige Matrix besteht im Wesentlichen aus weißem, durch perthitische Entmischung auch leicht grauem bis bläulichem Alkalifeldspat (bis 20 mm), schwarzem Amphibol (Kristalle bis 10 mm) und ebenfalls weißem Plagioklas (erkennbar an der polysynthetischen Verzwilligung). Stellenweise sowie in Nestern ist etwas Glimmer erkennbar. Der Quarz ist z. T. gelblich verfärbt und sitzt in den Feldspatzwickeln (kristallisierte also zuletzt aus). Die Zusammensetzung der Matrix ist quarzmonzodioritisch bis quarzmonzonitisch.

Abb. 6: Im trockenen Zustand sind die Minerale der grobkörnigen Matrix gut erkennbar: weißer Alkalifeldspat (mit perthitischen Entmischungen), schwarzer Amphibol sowie farbloser und transparenter Quarz. Bild: M. Bräunlich, kristallin.de.
Abb. 7: Auf der nassen Oberfläche ist zusätzlich etwas goldbrauner Biotit erkennbar. Bild: M. Bräunlich, kristallin.de.
Abb. 8: Detailansicht einiger Orbicule, teilweise durch gegenseitige Berührung im plastischen Zustand deformiert.

Die Orbicule weisen einen mittelkörnigen Kern mit dioritischer Zusammensetzung auf (Amphibol + Plagioklas). Nach außen folgen kleinkörnige Schalen, die ebenfalls dioritisch zusammengesetzt sind (Plagioklas, Amphibol, Biotit) und sich von Orbicul zu Orbicul in Dicke, Körnigkeit und dem Mengenverhältnis Plagioklas/Amphibol unterscheiden. Die Zusammensetzung der Orbicule wurde durch eine dünnschliffmikroskopische Untersuchung bestätigt. An keinem der Orbicule lässt sich übrigens eine radiale Ausrichtung der Mineralbestandteile in den einzelnen Schalen beobachten, wie sie von vielen anderen Orbiculiten bekannt ist (s. Boogardie-Orbiculit im Berliner Tiergarten).

Abb. 9: Nahaufnahme eines Orbiculs mit deutlichem Schalenbau. Hier sind mindestens drei Schalen erkennbar, mit jeweils kleinen Unterschieden in Mineralgehalt und Korngröße.

Die unterschiedliche Zusammensetzung von Matrix und Orbiculen ist typisch für Orbiculite und steht im Zusammenhang mit wechselnden Kristallisationsbedingungen bei ihrer Entstehung. Im Fall des Orbiculits von Hohensaaten kristallisierten zuerst Plagioklas, Amphibol und etwas Quarz in wechselnden Mengen (quarzdioritische Zusammensetzung der Orbicule). Erst mit der finalen Kristallisation der Matrix kam es vermehrt zur Ausscheidung von Alkalifeldspat und Quarz (quarzmonzodioritische bis quarzmonzonitische Zusammensetzung). Im „Durchschnitt“ ist das Gestein nach der von der IUGS empfohlenen Klassifikation ein Quarz-Diorit bis Quarz-Monzonit.

Abb. 10: Nahaufnahme eines weiteren Orbiculs.
Abb. 11: Orbicul mit undeutlich artikuliertem Kern und Schale.
Abb. 12: Ein Bruchstück eines großen Orbiculs mit gleichkörnigem Kern und drei dunklen Schalen wurde nachfolgend von einer vollständigen feinkörnigen Schale umwachsen. Bild: M. Bräunlich, kristallin.de.
Abb. 13: Nahaufnahme. Bild: M. Bräunlich, kristallin.de.

Orbiculite entstehen, vereinfacht gesagt, im Randbereich größerer Intrusionen unter besonderen Kristallisationsbedingungen. In einem noch weitgehend schmelzflüssigen Magma mit wenig Kristallisationskeimen kann es durch Injektion von Fluiden zu einer raschen Unterkühlung und damit zu einer Übersättigung bestimmter Minerale innerhalb der Schmelze kommen. Ein komplexes Zusammenspiel aus Temperatur, Druck und Fluiden kann für eine Zeitlang eine episodische Kristallisation steuern, die sich in der Ausscheidung wechselnder Mengen mafischer Minerale und Feldspat in Gestalt konzentrischer Schalen um bereits erstarrte Partien vollzieht. Dieses einfache Genesemodell unterscheidet von Fall zu Fall (MEYER 1989, 1997). LINDH & NÄSSTRÖM 2006 geben ausführliche Erläuterungen zur Entstehung des Orbiculits von Slättemossa (Südschweden).

Den wenigen bekannten und im Allgemeinen sehr kleinen Anstehendvorkommen von Orbiculiten in Nordeuropa steht eine weitaus größere Zahl von Geschiebefunden gegenüber. Insgesamt sind aus Schweden 16 (anstehend 5), Norwegen (incl. Spitzbergen) 5 (anstehend 5) und Finnland 94 (anstehend 31) Fundlokalitäten bekannt (BURGATH & MEYER 2012). Vor allem die in LATHI 2005 hervorragend dokumentierten Geschiebefunde aus Finnland belegen, dass es zahlreiche weitere und bisher unbekannte Vorkommen geben muss, sofern diese nicht vom Inlandeis vollständig abgetragen wurden. Als mögliches Liefergebiet von Orbiculit-Geschieben kommen auch die unter Wasser gelegenen Bereiche des svekofennischen Grundgebirges in der nördlichen Ostsee in Frage.

Eine Herkunftsbestimmung von Orbiculitgeschieben aus Norddeutschland, Dänemark, Polen oder den Niederlanden ist kaum möglich. Bisher konnte in keinem einzigen Fall eine petrographische Übereinstimmung mit Anstehendproben glaubhaft nachgewiesen werden, so auch nicht beim hier vorgestellten Orbiculit von Hohensaaten. In jedem einzelnen Orbiculit-Vorkommen ist mit einer breiten petrographischen Variabilität zu rechnen. BURGATH & MEYER 2012 beschreiben alle bis dahin bekannten Geschiebefunde von Orbiculiten aus Norddeutschland (5 Funde), Dänemark (2 Funde), den Niederlanden (3 Funde) und dem heutigen Westpolen (1 Fund). Hinzu kommt ein weiterer Fund durch JENSCH 2013 in den Arkenbergen im Nordosten Berlins sowie drei weitere Orbiculite (incl. des Fundes aus Hohensaaten), beschrieben von TORBOHM et al. 2022.

Abb. 14: Der Orbiculit von Hohensaaten war für einige im Mineralogischen Museum Hamburg als Dauerleihgabe aus der Slg. M. Torbohm ausgestellt und befindet sich nun in einer Hamburger Geschiebesammlung (Bild: M. Bräunlich, kristallin.de).

Literatur

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Basaltische Mandelsteine

Abb. 1: Mandelstein-Geschiebe von Gotland mit blassroten und grünen Mandeln.

Als Mandeln bezeichnet man Blasenhohlräume in Vulkaniten, die nachfolgend mit mineralischen Ausscheidungen aus zirkulierenden wässrigen Lösungen verfüllt wurden. Mandelstein ist eine Gefügebezeichnung, Mandelstein- oder auch amygdaloides Gefüge (amygda griech. Mandel) lässt sich bevorzugt in basischen, seltener in sauren Vulkaniten beobachten. Basaltische Mandelsteine sind ein auffälliger, häufiger und variantenreicher, durch ihr kontrastreiches Gefüge mitunter auch attraktiver Geschiebetyp. Funde lassen sich in der Regel keinem Vorkommen näher zuordnen. Leitgeschiebe mit Mandelsteingefüge sind der Ostsee-Syenitporphyr, einige Varianten des Rhombenporphyrs oder des Schonen-Lamprophyrs.

1. Beschreibung
2. Vorkommen und Anstehendproben
3. Geschiebefunde
3.1. Ostsee-Melaphyr-Mandelstein
3.2. Spilit-Mandelstein
3.3. Prehnit-Mandelstein
3.4. Achatführende Mandelsteine
3.5. Basaltische Brekzien
4. Literatur

Abb. 2: Rotbrauner basaltischer Mandelstein mit weißen Calcit-Mandeln und grünlichen Partien (Ausscheidungen von Sekundärmineralen). Geschiebe von Fehmarn, trocken fotografiert.

1. Beschreibung

Basaltische Mandelsteine sind vergleichsweise schwer. Die feinkörnige Grundmasse der ursprünglich dunkelgrauen basaltischen Gesteine ist durch hydrothermale Alteration häufig rotbraun, violettgrau oder grünlich gefärbt. Grüne Farben deuten auf die Neubildung von Chloritmineralen, Epidot oder Amphibol (Aktinolith), rote oder grauviolette Farben auf Ausscheidungen von Hämatit. Die runden, gelegentlich auch länglichen, schlauchartigen oder verzweigten Blasenhohlräume sind mit weißen, schwarzen, grünen oder roten Sekundärmineralen verfüllt. Einige Mandelsteine weisen ein doleritisches Gefüge auf (feine Plagioklas-Leisten in der Grundmasse, Abb. 6), zusätzlich können größere weiße, rote oder grüne Feldspat-Einsprenglinge (Plagioklas) enthalten sein. Magnetit, ein regelmäßiger Bestandteil basaltischer Gesteine, lässt sich in den meisten Mandelsteinen infolge Oxidation während hydrothermaler Überprägung nicht mehr mit einem Handmagneten nachweisen.

Abb. 3: Rezentes Beispiel der Blasenbildung in einem Alkalibasalt. In der äußeren und kühleren Zone des Lavaergusses kommt es zur Entgasung und Bildung eines Blasenzuges, während in der heißeren Zone nur wenige, durch die anhaltende Bewegung der Lava ausgelängte Blasen entstehen. Bildbreite ca. 30 cm; La Gomera/Kanarische Inseln/Spanien.

Die Bildung von Gasblasen in einem vulkanischen Magma ist auf Druckentlastung beim Aufstieg der Schmelze zurückzuführen. Dabei kommt es zur Freisetzung der in der Schmelze gelösten Gase, vergleichbar mit dem Entweichen von Kohlensäure beim Öffnen einer Mineralwasserflasche. Die dabei entstehenden Blasenhohlräume können später mit Mineralen verfüllt werden.

Abb. 4: Blasenreiche Partie (Blasenzug) mit weißen Mandeln in einem grünlichgrauen basaltischen Gestein. Geschiebe aus der Kiesgrube Buchholz bei Prenzlau.

Die feinkörnigen Mandeln können aus einem einzigen Mineral oder einem Mineralgemisch bestehen. Nicht selten lassen sich konzentrische Mineralabfolgen beobachten (s. Makroaufnahme Abb. 50). Während die Bildung von Quarz, Chalcedon, Achat, Jaspis, Calcit und Chlorit in einem breiten Temperaturbereich erfolgt, gibt es faziesspezifische Minerale (z. B. Pumpellyit), die aber nur mikroskopisch bestimmbar sind. Eine Ausnahme mag für Prehnit gelten, der unter günstigen Umständen auch von Hand erkennbar ist (s. u. Prehnit-Mandelstein, Abb. 34-40).

Weiße Mandeln bestehen aus Quarz, Chalcedon (massig-dicht, häufig bläulich, Abb. 25, 44-46) oder Karbonaten (Calcit). Farbloser und transparenter Quarz kann auch etwas gröber kristallisiert sein. Calcit lässt sich mittels Säuretest nachweisen. Größere Calcite zeigen eine deutliche Zwillingsstreifung parallel zur Spaltbarkeit (Abb. 14). Als weiteres farbloses Mineral können Zeolithe auftreten (z. B. im Schonen-Lamprophyr). Zeolithe reagieren nicht auf HCl, sind aber im Unterschied zu Quarz und Chalcedon mit dem Messer ritzbar. Weißer, roter oder orangefarbener Achat ist an seiner charakteristischen Bandtextur erkennbar (siehe Abschnitt achatführende Mandelsteine).

Grüne bis schwarzgrüne Mandeln weisen auf Minerale der Chloritgruppe, Klinozoisit oder Aktinolith hin. Aktinolith kann bereits unter grünschieferfaziellen Bedingungen entstehen und gelegentlich erkennbar faserig ausgebildet. Prehnit ist transparent und blassgrün gefärbt (Abb. 33). Epidot bildet feinkörnige und apfelgrüne Pigmente, manchmal auch strahlige Aggregate (Abb. 17). Größere Feldspat-Einsprenglinge (Plagioklas) können von durch hydrothermale Alteration stark verändert sein. Neben der Umwandlung in Serizit (feinste Schüppchen von Hellglimmer) sind vergrünte, mitunter auch hellgrüne und „prehnitisierte“ Plagioklase zu beobachten (Abb. 37).

2. Vorkommen und Anstehendproben

Geschiebefunde basaltischer Mandelsteine lassen sich, bis auf einige Varianten des Oslo-Basaltmandelsteins, keiner näheren Herkunft zuordnen. Allenfalls eine grobe Unterscheidung mehrerer Lithotypen ist möglich („Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“, „Prehnit-Mandelstein“, achatführende Mandelsteine). Verglichen mit dem Variantenreichtum basaltischer Mandelsteine-Geschiebe sind bisher nur wenige und meist kleine anstehende Vorkommen aus dem Oslograben, Dalarna, Smaland und Schonen bekannt. Gehäufte Geschiebefunde auf Gotland deuten auf ein größeres Vorkommen südlich von Stockholm, am Grund der Ostsee hin (Abb. 18, s. a. skan-kristallin.de). Von dort stammen wahrscheinlich die meisten der als „Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“ bezeichneten Geschiebetypen sowie calcitzementierte basaltische Brezien.

Abb. 5: Geschiebe von Gotland. Links oben ein basaltischer Mandelstein, links unten ein Brauner Ostsee-Quarzporphyr. Beide Gesteinstypen kommen auf der Insel häufig vor. Foto: G. Engelhardt.

Ein Teil der Mandelstein-Geschiebe dürfte aus basaltischen Intrusionen innerhalb der weit verbreiteten Vorkommen „Jotnischer“ Sandsteine stammen. Basaltische Mandelsteine mit schwarzen Mandeln sind vom Öje-Basalt in Dalarna bekannt (s. a. skan-kristallin.de).

Abb. 6: Öje-Basalt mit Mandelstein-Gefüge (Anstehendprobe von Öje/Dalarna. leg. D. Andres).

Am Ortsausgang von Nässja (Småland) steht ein winziges Vorkommen eines metamorph überprägten und etwa 1,7 Ga alten basaltischen Mandelsteins an. In ganz Småland finden sich so gut wie keine Mandelsteine als Nahgeschiebe.

Abb. 7: Grauer basaltischer Mandelstein von Nässja (Småland), Aufnahme unter Wasser. Die weißen Mandeln wurden durch metamorphe Überprägung ausgelängt.

In Schonen stiegen im Karbon und Perm basische Gesteine auf, drangen als Gänge und Sills in das kristalline Grundgebirge und paläozoische Sedimentgesteine ein und unterlagen teilweise einer intensiven hydrothermalen Alteration. Ein Beispiel ist der Frualid-Mandelstein, der östlich von Övedkloster als steiler Bergrücken aufgeschlossen ist.

Abb. 8: Frualid-Mandelstein, Anstehendprobe, östlich von Övedkloster (Schonen).

3. Geschiebefunde

Die folgenden Geschiebefunde illustrieren exemplarisch den Variantenreichtum basaltischer Mandelsteine. Dabei wird auch auf einige in der Geschiebekunde verwendete und teilweise veraltete Bezeichnungen für bestimmte Mandelstein-Lithotypen eingegangen.

Abb. 9: Grauer Mandelstein mit größeren und gelblich verfärbten Feldspat-Einsprenglingen (Plagioklas). Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Nahaufnahme. Die kleinen dunklen Mandeln weisen einen hellen Reaktionssaum auf.
Abb. 11: Oslo-Basaltmandelstein mit schwarzen Pyroxen-Einsprenglingen, schlanken Plagioklas-Leisten und hellen, teilweise mit grünem Epidot gefüllten Mandeln. Geschiebe von Nørre Vorupør, Dänemark, Slg. E. Figaj.
Abb. 12: Rotbrauner Mandelstein mit weißen, roten und schwarzgrünen Mandeln. Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 13: Mandel mit schlauchförmigen Fortsätzen und zonierter Mineralabfolge in einem grauen Basaltmandelstein. Geschiebe aus der Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: Mandelstein mit Calcit-Mandeln und epidotisierten (grünen) Feldspäten in der Grundmasse. Geschiebe von Hohenfelde, östlich von Kiel.
Abb. 15: Bruchfläche eines Geschiebes; die schwarzen Mandeln sind offensichtlich härter als das basaltische Gestein. Kiesgrube Hoppegarten, leg. G. Ramm.
Abb. 16: Nahaufnahme. Die konkaven Vertiefungen auf der Außenseite der Mandel weisen auf eine „Alterung“ und „Schrumpfung“ (Volumenabnahme) der dunklen Minerale (vermutlich Chlorit) infolge Wasserabgabe hin.
Abb. 17: Radialstrahlige Epidot-Aggregate in einem basaltischen Mandelstein. Kiesgrube Hohensaaten, nass fotografiert.
Abb. 18: Blasenreicher basaltischer Mandelstein mit Ausscheidungen eines roten und hornsteinartig-dichten Materials (Jaspis). Geschiebe von Nienhagen bei Rostock, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 19: Dunkle Mandeln mit hellen Säumen aus radialstrahligem und feinfaserigem Calcit in einem basaltischen Mandelstein. Kiesgrube Hohensaaten, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 20: Grüner Mandelstein mit roten Feldspat-Einsprenglingen, trocken fotografiert. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg (Brandenburg).
Abb. 21: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.
Abb. 22: Nahaufnahme der zonierten Mandeln mit unterschiedlicher Mineralisation (Chlorit, Chalcedon, Prehnit?). Die hellen Höfe sind vermutlich die Folge einer Stoffwanderung von der Grundmasse in die Mandeln unter Mitwirkung metasomatischer Vorgänge.
Abb. 23: Graugrüner, von zahllosen schwarzgrünen Mandeln durchsetzter basaltischer Mandelstein. Geschiebe von Misdroy (Polen), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Basaltischer Mandelstein mit intensiv grüner Grundmasse und weißen, grünen sowie roten Mandeln. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 25: Hell grünlichgrauer Mandelstein mit dunklen Mandeln. Links unten eine einzelne Mandel mit bläulichem Chalcedon. Strand von Misdroy (Polen).
Abb. 26: Kleines Mandelstein-Geschiebe mit dunklen Mandeln, umgeben von hellen Reaktionssäumen. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.

3.1. Ostsee-Melaphyr-Mandelstein

Melaphyr ist eine veraltete Bezeichnung für Basalte, die mindestens paläozoisches Alter aufweisen (Paläobasalt). In der Geschiebekunde wird die Bezeichnung Ostsee-Melaphyr-Mandelstein gelegentlich noch für basaltische Mandelstein-Geschiebe verwendet, die sich durch eine violettgraue bis rötliche Grundmasse auszeichnen und mit Calcit, Quarz oder grünen Mineralen (Chlorit) gefüllte Mandeln enthalten. Vermutet wird ein größeres Vorkommen dieser Gesteine südlich von Stockholm am Grund der Ostsee (RUDOLPH 2017: 154). Der Mandelstein-Typ ist auf Gotland gehäuft als Nahgeschiebe anzutreffen (Abb. 1, 5).

Abb. 27: Basaltischer Mandelstein („Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“). Geschiebe von Altenteil (Fehmarn), Aufnahme unter Wasser. Rotbraune bis rote Grundmasse mit Ausscheidungen von Hämatit und grünen (chloritisierten) Partien. Die Mandeln bestehen aus Calcit (vgl. Abb. 2).

3.2. Spilit-Mandelstein

Spilite sind basaltische Gesteine, entstanden durch untermeerischen Vulkanismus an einem aktiven Plattenrand in einer ozeanischen Riftzone. Niedrig metamorphe Bedingungen unter Mitwirkung metasomatischer Prozesse (sog. Ozeanboden-Metamorphose) führten zu einer starken hydrothermalen Überprägung („Vergrünung“) der Gesteine. Dabei wird Ca-reicher Plagioklas unter Beteiligung von Na-reichen Meerwasser durch Na-reichen Albit ersetzt und freigesetztes Ca als Calcit ausgeschieden. Spilite sind im Grunde genommen nur im anstehenden Gesteinsverbands oder mittels Dünnschliffuntersuchung identifizierbar und unterscheiden sich kaum von „gewöhnlichen“ vergrünten Basalten. Die Bezeichnung „Spilit-Mandelstein“ sollte daher bei der Ansprache von Geschieben mit Vorsicht verwendet werden. Stark hydrothermal veränderte Mandelsteine wie in Abb. 29-32 ähneln zumindest makroskopisch Spilit-Mandelsteinen, wie sie z. B. aus dem Harz bekannt sind (Abb. 28). Kennzeichen der Spilite sind Fließgefüge, interne Brekziierung, ein hoher Calcit-Gehalt und wenig oder gar keine Feldspat-Einsprenglinge.

Abb. 28: Spilitische Mandelstein-Brekzie aus dem Harz. Die graugrünen und sehr hellen Klasten, hauptsächlich Mandelsteine, weisen eine unregelmässige, teils bizarre Gestalt auf. Loser Stein von einer Halde am Büchenberg bei Elbingerode (Harz), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 29: Brekzie mit grünen Mandelstein-Fragmenten (Spilit-Mandelstein?). Polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Damsdorf/Bochow bei Lehnin (Brandenburg), leg. D. Lüttich.
Abb. 30: Nahaufnahme. Größere Bruchstücke grüner Mandelsteine liegen in einer durch Calcit zementierten Matrix aus vielen kleinen Gesteinsfragmenten
Abb. 31: Stark alterierter Mandelstein (Spilit-Mandelstein?), Geschiebe von der Halbinsel Wustrow bei Rerik, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 32: Gleicher Stein, polierte Schnittfläche.

3.3. Prehnit-Mandelstein

Prehnit ist eine typisch subgrünschieferfazielle Mineralbildung (auch Prehnit-Pumpellyit-Fazies) in basischen Gesteinen. ESKOLA 1933, 1934 beschreibt Mandelstein-Geschiebe aus Ostpreussen und Litauen, die Prehnit-Mandeln, bisweilen auch „prehnitisierte“ Plagioklas-Einsprenglinge enthalten. Ein anstehendes Vorkommen ist nicht bekannt und wird am Grund der Ostsee vermutet.

In charakteristischer Ausbildung ist Prehnit ein durchsichtiges bis durchscheinendes, glasglänzendes und blassgrünes Mineral, das kugelige bis halbkugelige Aggregate mit radialstrahligem oder fächerförmigem Aufbau bildet (Abb. 33). Diese sog. „Prehnit-Sonnen“ sind in Geschieben am besten auf einer frischen Bruchfläche erkennbar, treten aber nur vereinzelt auf. Häufiger bildet Prehnit körnige und kristalline Massen in Vergesellschaftung mit Quarz, Calcit und/oder etwas apfelgrünem Epidot, wobei Quarz oft den zentralen Teil der Mandeln ausfüllt. Die feinkörnige dunkelrotbraune Grundmasse der Prehnit-Mandelsteine kann auch doleritisches Gefüge aufweisen. Größere Plagioklas-Einsprenglinge können vollständig in hellgrünen Prehnit umgewandelt sein (Pseudomorphosen von Prehnit nach Plagioklas).

Abb. 33: Hellgrüner Prehnit aus Namibia in radialstrahliger Ausbildung („Prehnit-Sonne“), begleitet von apfelgrünem Epidot. Slg. E. Figaj.
Abb. 34: Prehnit-Mandelstein mit rotbrauner Grundmasse, Aufnahme unter Wasser. Fundort: Preschen, Warthe-Grundmoräne (Brandenburg), leg. F. Mädler (Forst).
Abb. 35: Gleicher Stein, Nahaufnahme. Die hellgrünen Mandeln umgibt ein Rand aus gelbgrünem Epidot.
Abb. 36: Stark alterierter und grauer Basaltmandelstein mit „prehnitisierten“ Feldspat-Einsprenglingen. Aufnahme unter Wasser; Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg).
Abb. 37: Gleicher Stein, Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.

Abb. 38-40 zeigt einen grauen Mandelstein mit Prehnit- und Achatmandeln. In Abb. 39 sind strahlige Mineralaggregate erkennbar, wahrscheinlich Prehnit. Andere Mandeln sind im Zentrum mit hellem Bandachat, außen mit Prehnit und Epidot gefüllt (Abb. 40). Geschiebe von Dranske (Rügen), polierte Schnittfläche, Slg. F. Wilcke (Wittstock).

3.4. Achatführende Mandelsteine

Gelegentlich findet sich in den ehemaligen Blasenhohlräumen basaltischer Gesteine Achat, eine mikrokristalline Quarz-Variante, erkennbar an seiner charakteristischen Bandtextur. Schönheit und Formenreichtum der Achate erschließen sich erst mit Hilfe einer Lupe, weil die Mandeln in der Regel einen Durchmesser von wenigen Millimetern erreichen, Achate über 1 cm sind die Ausnahme. Achat tritt häufig zusammen mit Chalcedon auf, der milchig-weiß, hellgrau oder bläulich getönt und massig ausgebildet ist. Geschiebe-Achate sind meist hell, seltener rot gefärbt. Aus dem Einzugsgebiet der nordischen Inlandvereisungen kennt man bisher nur wenige anstehende Vorkommen (Abbildung eines Öje-Basalts mit rotem Achat als Hohlraumfüllung in SMED 2002: 127).

Abb. 41: Grüner basaltischer Mandelstein mit zonierten und unterschiedlich mineralisierten Mandeln. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 42: Einige der Mandeln enthalten orangeroten Bandachat.
Abb. 43: Nahaufnahme eines basaltischen Mandelsteins, links im Bild eine Mandel mit sphärischen Achat-Aggregaten. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Waltersdorf bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.

Abb. 44-46: Mandelstein mit bläulich-weißem Chalcedon und rotem Bandachat. Strandgeröll von Misdroy (Westpolen), polierte Schnittfläche, Aufnahme unter Wasser. Das Gestein wurde hydrothermal stark überprägt und ist von zahlreichen Rissen durchzogen. Einige Mandeln sind mit weißem bis rotbraunem Achat gefüllt.

Abb. 47: Basaltischer Mandelstein mit dunklen und hellen zonierten Mandeln, Einschlüssen von Fremdgesteinen und rotem Bandachat. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam, Slg. G. Engelhardt.
Abb. 48: Nahaufnahme der Mandeln, darunter eine rote Achatmandel.
Abb. 49: Nahaufnahme einer rotbraunen Achatmandel (Bild: T. Langmann).
Abb. 50: Nahaufnahme eines Xenoliths und einer mehrfach zonierten Mandel mit grünen und schwarzen Sekundärmineralen (Bild: T. Langmann).
Abb. 51: Nahaufnahme einer größeren Achat-Mandel in einem basaltischen Gestein. Achat bildet im unteren Teil eine planare Lagentextur („geologische Wasserwaage“), im oberen Teil sphärische Aggregate aus. Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Dranske, Slg. F. Wilcke (Wittstock).
Abb. 52: Porphyrischer Basalt mit roten Feldspat-Einsprenglingen und wenigen Mandeln, einige davon gefüllt mit bläulichem Chalcedon oder weißem Achat. Polierte Schnittfläche, Geschiebe aus der Kiesgrube Horstfelde, leg. D. Lüttich.
Abb. 53: Nahaufnahme einer Mandel mit weißem Achat, im Zentrum kristalliner Quarz.

3.5. Basaltische Brekzien

Im Zusammenhang mit den basaltischen Mandelsteinen wird eine Reihe von Geschiebefunden basaltischer Brekzien vorgestellt. Zumindest ein Teil von ihnen stammt wahrscheinlich aus dem gleichen, zwischen Stockholm und Gotland vermuteten Unterwasservorkommen wie der „Ostsee-Melaphyr-Mandelstein“ (Abb. 27). In der Regel handelt es sich um klastengestützte und monomikte Brekzien. Neben basaltischen Gesteinen ohne Einsprenglinge können auch Mandelsteine enthalten sein. Die Verkittung der meist einfarbigen Fragmente (grau, violettgrau, rotbraun oder grün) erfolgt meist durch einen Calcitzement. Bunte Brekzien sind seltener.

Abb. 54: Basaltische Brekzie; kantige Fragmente basaltischer Gesteine mit und ohne Mandeln, verkittet durch einen Calcit-Zement. Bildbreite 50 cm, Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun (Vorpommern).

Eine Fragmentierung basaltischer Vulkanite kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: durch pyroklastischen Auswurf; Zerbrechen durch Abkühlung und Kontraktion; durch (vulkano)tektonische Vorgänge; Fragmentierung bei Kontakt von Lava mit Meerwasser. Sind die Fragmente einfarbig und passen wie in einem Puzzlespiel zueinander, dürfte es sich um Autobrekzien, d.h. in situ zerbrochene Vulkanite handeln (Abb. 55). Die meisten der klastengestützten Geschiebe-Brekzien sind Autobrekzien. Pyroklastische Ablagerungen zeichnen sich durch unterschiedliche, teilweise gerundete Klasten des gleichen Gesteinstyps aus. Submarine Laven (Spilite) und Vulkanoklasten sind durch eine intensive Alteration und Grünfärbung gekennzeichnet (Abb. 28). Oftmals lässt sich allein durch Anschauung von Geschiebefunden keine nähere Aussage zur Entstehung treffen.

Abb. 55: Rezentes Beispiel: Basaltische Vulkanoklasten, verbunden durch einen Calcit-Zement, der die Zwischenräume nur unvollständig ausgefüllt. Die rundlichen Formen der Vulkanoklasten weisen auf eine Eruption unter Wasser hin. Bildbreite 42 cm; Playa de Guariñen, Taguluche, La Gomera, Kanarische Inseln.
Abb. 56: Vulkanoklastische Brekzie mit basaltischen Gesteinen, verkittet durch einen rot pigmentierten Calcit-Zement. Kiesgrube Miodowice (Westpolen), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 57: Basaltische Brekzie mit einem hellgrünen Mineral als Zement, wahrscheinlich Prehnit. Geschiebe von Misdroy (PL), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 58: Basaltische Brekzie, wahrscheinlich in situ zerbrochen (die Klasten passen teilweise zueinander). Die Risse sind mit einem Zement aus Calcit und hellgrünem Epidot verfüllt. Kiesgrube Horstfelde, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 59: Basaltische Brekzie mit rotbraunen Fragmenten, feinkörnigem Zement und weißem Calcit. Polierte Schnittfläche, Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam, leg. G. Engelhardt.
Abb. 60: Basaltische Brekzie, oberflächlich durch Verwitterung ausgebleichte basaltische Lithoklasten in einer basaltischen Matrix. Kiesgrube Schweinrich, Slg. F. Wilcke (Wittstock).
Abb. 61: Brekzie mit basaltischen Lithoklasten, darunter auch Mandelsteine, und einer sehr feinkörnigen, braunen Matrix. Aufnahme unter Wasser, Geschiebe aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.

Abb. 62-63: Matrixgestützte Brekzie aus grünen und rotbraunen basaltischen Mandelsteinen, verkittet durch einen Zement aus hellem Calcit und grünen Sekundärmineralen. Geschiebe von Hökholz, Slg. E. Figaj, Aufnahme unter Wasser.

Abb. 64: Matrixgestützte basaltische Mandelstein-Brekzie, zum größeren Teil aus einer grünen und epidothaltigen Matrix bestehend. Geschiebe von Hökholz, Slg. E. Figaj, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 65: Basaltische Brekzie aus stark alteriertem basaltischem Mandelstein (links) und braunen, feinkörnigen, teils kantengerundeten Fragmenten. Polierte Schnittfläche, Geschiebe von einem Strand S Aarhus (DK), leg. T. Brückner.
Abb. 66: Nahaufnahme eines ausgebleichten Mandelstein-Fragments.

4. Literatur

ESKOLA P 1933 Tausend Geschiebe aus Lettland – Annales Academiae Scientiarum Fennicae (A) 39 (5): 1-41, 9 Abb., 2 Tab., Helsinki.

ESKOLA P 1934 Prehnite amygdaloid from the bottom of the Baltic. – Bulletin de la Commission géologique de Finlande 17 (104) und Comptes Rendus de la Société géologique de Finlande 8 (8): 132-143, 7 Abb., Helsinki.

RUDOLPH F 2017 Das große Buch der Strandsteine – Wachholtz-Verlag – Murmann Publishers, Kiel/Hamburg.

VINX R 2011 Gesteinsbestimmung im Gelände – 480 S., 418 Abb., 3. Auflage Spekrum Akademischer Verlag Heidelberg.

Järeda-Granit

Abb. 1: Järeda-Granit mit blassrotem Alkalifeldspat und schlierigen Blauquarz-Aggregaten. Anstehendprobe aus einem Straßenaufschluss bei Järeda (S41), Aufnahme unter Wasser.

Nur wenige Gefügevarianten unter den Småland-Graniten lassen sich einem näheren Herkunftsgebiet zuordnen. Ein Leitgeschiebe für das mittlere Småland ist der Järeda-Granit (HOLST 1885, VINX 1999). Der grobkörnige Granit besteht im Wesentlichen aus Blauquarz und blassrotem bis graurotem Alkalifeldspat, wobei die Färbung im Handstück weitgehend einheitlich ist. Die Alkalifeldspäte sind von annähernd parallel verlaufenden, mit dunklen Mineralen verfüllten Rissen durchzogen, ein charakteristisches Erkennungsmerkmal des Järeda-Granits. Sie entstanden in Folge einer tektonischen Deformation, die sich auch insgesamt durch ein gerichtetes, manchmal fast gneisartiges Mineralgefüge („Gneisgranit“) äußert. Der Järeda-Granit ist das Kristallingeschiebe des Jahres 2025 der Gesellschaft für Geschiebekunde (GfG).

Alkalifeldspat erreicht eine Größe von 1 cm und ist undeutlich, teils augenförmig konturiert. Neben hellroten Farbtönen kommen auch gelblichbraune und klar rote Granite vor (Abb. 5). Quarz, meist milchig blau, seltener weiß oder hellgrau, bildet schlierige Aggregate und ist stellenweise zuckerkörnig ausgebildet. Plagioklas ist unauffällig und auf der Außenseite von Geschieben weiß. Er findet sich eingewachsen im Kalifeldspat, gelegentlich auch als partieller oder vollständiger Saum um einzelne Alkalifeldspäte (Abb. 6). Risse innerhalb der Alkalifeldspäte können zahlreich oder nur in einzelnen Individuen auftreten. Sie sind mit feinschuppigem Biotit verfüllt (VINX 2016). Teilweise lässt sich ein intensiver Glanz dieser dunklen Minerale auf der Bruchfläche beobachten, was auf zusätzlich enthaltene Hornblende hinweisen könnte. Darüber hinaus findet sich Biotit in kleineren Ansammlungen im Gestein.

Abb. 2: Die Nahaufnahme der Probe in Abb. 1 zeigt die feinen, subparallelen Risse innerhalb der Alkalifeldspäte und die trüben und xenomorphen Blauquarz-Aggregate.

Die in SMED & EHLERS 2002 verwendete Bezeichnung Mariannelund-Granit ist missverständlich. Das etwa 500 km2 große Järeda-Massiv liegt 20 km südlich davon, zwischen Järnforsen, Pauliström, Hultsfred und Målilla. Zudem kommen um Mariannelund andere Granite vor. Der Järeda-Granit ist ein häufiger Fund in Geschiebevergesellschaftungen mit viel SE-schwedischem Material. Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Småland-Graniten bestehen nicht. Allerdings treten Granite, in denen Alkalifeldspäte mit mafischen Mineralen gefüllte Risse aufweisen, vereinzelt auch an anderen Lokalitäten auf (Abb. 14).

Abb. 3: Das Massiv des Järeda-Granits im Westen von Kalmar län. Geologische Übersichtskarte, verändert nach WIK et al 2005.
Abb. 4: Järeda-Granit mit hellgrauem Quarz, Anstehendprobe (S113), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 5: Roter Järeda-Granit vom nordwestlichen Rand des Järeda-Granitgebiets (See Linden). Bild und Probe T. Langmann.

Geschiebefunde

Abb. 6: Järeda-Granit, großer Block im Findlingslager Steinitz (Tagebau Welzow-Süd, Brandenburg).
Abb. 7: Järeda-Granit, Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg. Bildbreite 22 cm.
Abb. 8: Järeda-Granit; nur wenige Alkalifeldspäte sind von mafitgefüllten Rissen durchzogen. Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg). Breite 13 cm.
Abb. 9: Järeda-Granit mit rotem Alkalifeldspat vom Strand bei Misdroy (PL), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Järeda-Granit mit lebhaftem Blauquarz am Strand von Westermarkelsdorf/Fehmarn.
Abb. 11: Järeda-Granit, Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg, Breite 15 cm.
Abb. 12: Im Findlingsgarten Nochten befindet sich ein großer Block eines Järeda-Granits, der geschnitten, aber nicht poliert wurde.
Abb. 13: Erst nach dem Anfeuchten zeigt sich das charakteristische Gefüge. Bildbreite 14 cm.
Abb. 14: Mit Mafiten gefüllte Risse innerhalb der Alkalifeldspäte treten auch in Graniten aus anderen Gebieten auf. Detailaufnahme eines Nahgeschiebes aus Eldstorp (N Eksjö) im nördlichen Småland, nass fotografiert.

Probenverzeichnis

S41: Järeda-Granit, Straßenaufschluss an der Straße 47, 7 km E Järeda, 4 km WNW Mållila (57.39972, 15.71805).

S113: Järeda-Granit, Straßenaufschluss an der Strecke Kvillfors-Pauliström; 2,5 km N Kvillfors; T. Langmann leg. (57.42935, 15.49602).

Literatur

HOLST N O 1885 Beskrifning till kartbladet Hvetlanda. SGU. Ser Ab. N. 8. Stockholm.

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

VINX R 1999 Der Järeda-Granit als Leitgeschiebe: Ein roter Småland-Granit mit spezifischen Merkmalen [Järeda-Granite as Glacial Indicator: A Red Småland Granite with Specific Characteristics] – Archiv für Geschiebekunde 2 (9): 687-696, 3 Abb., 1 Tab., Hamburg.

WIK NG, BERGSTRÖM U, BRUUN A et al 2005 Berggrundskartan Kalmar län – 1:250 000, Sveriges geologiska undersökning serie Ba nr 66.

Einschlussführende Diabase

Abb. 1: Einschlussführender Diabas mit feinkörniger Grundmasse. Das Gestein enthält abgerundete Xenolithe von Alkalifeldspat und eckige Quarz-Feldspat-sowie Quarz-Fragmente. Polierte Schnittfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
AAbb. 2: Die runden Feldspäte sind stark alteriert, teilweise auch zoniert durch wechselnde Anteile dunkler Minerale, die vermutlich infolge von Reaktionen mit dem heißen basischen Magma entstanden.

1. Beschreibung
2. Anstehendproben
2.1. Brevik
2.2. Ålsarp
2.3. Björbo
2.4. Södregården
2.5. Forserum
2.6. Värlebo
3. Geschiebefunde
4. Lokalitäten
5. Literatur

1. Beschreibung

Beim Aufstieg basaltischer Magmen aus dem Erdmantel oder von der Mantel-Kruste-Grenze können Teile des Nebengesteins mitgerissen und als Einschlüsse im basischen Gestein konserviert werden. Im nordischen Grundgebirge und als Geschiebe sind solche „einschlussführenden Diabase“ weit verbreitet. Sie besitzen eine feinkörnige oder doleritische, selten auch für das bloße Auge dicht erscheinende und mittel- bis dunkelgraue, manchmal auch etwas grünliche Grundmasse.

Menge, Art und Größe der Xenolithe (Gesteinsfragmente oder Einzelkristalle) sind variabel. Abgerundete Einschlüsse weisen auf eine teilweise Assimilation durch das basische Magma hin, dessen Temperatur deutlich über dem Schmelzpunkt quarz- und feldspatreicher Gesteine liegt. Runde Einschlüsse führten in der Vergangenheit wahrscheinlich zu der unglücklichen Bezeichnung „Gerölldiabas“. Nur in wenigen Fällen dürfte es sich tatsächlich um Geröll-Horizonte handeln, die in eine basaltische Schmelze eingetragen wurden.

Einschlussführende Diabase können monomikt (nur eine Gesteinsart als Fremdeinschluss) oder oligomikt/polymikt (mehrere Gesteinsarten) zusammengesetzt sein. Als Einschluss finden sich Plutonite und Gneise aller Art, Sandsteine und Quarzite (bzw. durch den Kontakt zum heißen basaischen Magma in Quarzite umgewandelte Sandsteine) sowie einzelne Quarze und Feldspäte. Häufiger als Fremdgesteins-Einschlüsse in Diabasen ist übrigens das umgekehrte Phänomen zu beobachten: Xenolithe feinkörniger basaltischer Gesteine in basischen bis sauren Plutoniten (Abb. 3).

Abb. 3: Basische Xenolithe (Basaltoide, Gabbro) in einem dioritischen Gestein. Kiesgrube Arendsee/Weggun, Brandenburg.

Die Geschiebekunde unterscheidet mehrere Typen einschlussführender Diabase: Björbo-Diabas, Brevik-Gerölldiabas und Ålsarp-Diabas. Neben diesen Typlokalitäten (Abb. 4) sind rund ein Dutzend weitere Vorkommen aus Blekinge, Mittelschweden (Grängesberg), von Bornholm sowie aus Norwegen und Finnland bekannt (HESEMANN 1975, KORN 1927, MEYER 1981, BARTOLOMÄUS & HERRENDORF 2003). Zu bedenken ist, dass einschlussführende Partien lokal begrenzt und ausschließlich in kleiner Ausdehnung innerhalb verschieden alter Gangschwärme in einem großen Gebiet zwischen Bornholm bis nach Dalarna auftreten. Die tatsächliche Anzahl der Vorkommen dürfte also bedeutend höher sein und es ist kaum möglich, spezifische Gesteinstypen mit einem begrenzten Herkunftsgebiet herauszustellen. Einschlussführende Diabase sind daher nicht als Leitgeschiebe geeignet. Dies gilt auch für den markanten Brevik-Typ mit Sandstein- bzw. Quarzit-Xenolithen (s. a. BARTOLOMÄUS & HERRENDORF 2003). Allenfalls eine grobe Typ-Bestimmung nach Art der Einschlüsse und/oder Beschaffenheit der Grundmasse ist möglich. So ähneln sich Björbo- und Alsarp-Typ hinsichtlich der Einschlüsse, der Ålsarp-Diabas besitzt eine ophitische, der Björbo-Diabas eine feinkörnige Grundmasse.

Abb. 4: Übersichtskarte einiger postorogener Diabas-Gangschwärme sowie im Text genannter Lokalitäten.

2. Anstehendproben

2.1. Brevik (West-Småland)

Abb. 5: „Brevik-Gerölldiabas“, Anstehendprobe, polierte Schnittfläche, Foto aus skan-kristallin.de.

Der „Brevik-Gerölldiabas“ enthält eckige bis schwach gerundete Einschlüsse von Sandsteinen sowie bis zu 10 % Granit- und Porphyr-Lithoklasten. Im Schwedischen heißt das Gestein diabaskonglomerat. Vorkommen dieses Gesteinstyps sind nicht auf das Gebiet von Brevik beschränkt (BARTOLOMÄUS & HERRENDORF 2003). Diabase dieses Typs haben Sandsteine jotnischen Alters (Lokalbezeichnung: Almesåkra-Sandstein) aufgenommen und besitzen „postjotnisches“ Alter (jünger als ca. 1.200 Millionen Jahre). Zur Zeit des Aufstiegs dieser basaltischen Magmen dürften die Sedimentgesteine der Almesåkra-Formation eine wesentlich größere Fläche eingenommen haben als heute, vgl. Anstehendprobe von Lokalität 2.4. (Abb. 11).

2.2. Ålsarp

Abb. 6: Alsarp-Diabas, Anstehendprobe mit polierter Schnittfläche, K.-D. Meyer leg., Foto aus skan-kristallin.de.

Der einschlussführende Ålsarp-Diabas besitzt eine ophitische Grundmasse und führt gerundete Xenolithe von roten Feldspäten. Für eine ausführliche Beschreibung und weitere Anstehendproben vgl. skan-kristallin.de und HESEMANN 1975:176. Der Besuch eines Straßenaufschlusses in der Nähe der Typlokalität Ålsarp in Ost-Småland (Lokalität 4) verlief eher enttäuschend, weil der anstehende Diabasgang keine Einschlüsse von runden Feldspäten enthielt. Lediglich der benachbarte Småland-Granit wies zahlreiche basische Xenolithe sowie unterschiedliche Stadien einer Vermengung mit basischen Gesteinen auf. Nach MEYER KD 1981 liegt der Aufschluss mit den einschlussführenden Partien 650 m weiter südwestlich (etwa 57.52943, 16.02641).

Abb. 7: Småland-Granit mit Diabas-Einschlüssen vom Straßenaufschluss bei Ålsarp. Breite des Abschlags ca. 15 cm.
Abb. 8: Anstehender Småland-Monzogranit mit teilweise assimilierten Diabas-Xenolithen (dunkle und feinkörnige Partien); Aufnahme unter Wasser.

2.3. Björbo

Abb. 9: Björbo-Diabas aus Dalarna (4 km westlich von Björbo, K.-D. Meyer leg.) , Foto aus skan-kristallin.de.

Der Björbo-Diabas besitzt eine feinkörnige bis dichte Grundmasse und enthält runde und eigentümlich korrodierte Xenolithe aus rotem Feldspat. Quarz fehlt in dieser Probe, kann aber in Diabasen dieses Typs zusätzlich enthalten sein. Beschreibung eines Aufschlusses in MEYER 1981.

2.4. Södregården

Nördlich von Växjö wurde ein Diabasgang mit einer ungewöhnlichen Kombination von Einschlüssen aus Anorthosit und Sandstein/Quarzit beprobt (Lokalität 1). Nach WIKMAN 2000 (Kartenblatt Växjö NO, SGU) existieren in diesem Gebiet weitere Aufschlüsse mit ähnlichen Gesteinen.

Abb. 10: Große Anorthosit-Xenolithe und quarzitartige Einschlüsse in einem Diabas an der Lokalität Södregården. Bildbreite 30 cm.
Abb. 11: Probe aus dem gleichen Aufschluss; Bruchfläche eines feinkörnigen Diabas mit doleritischem Gefüge sowie milchig-trüben Quarz-Einschlüssen. Aufnahme unter Wasser.

Die Xenolithe in Abb. 11 sind Sandsteine der Almesåkra-Formation, die bei der Aufnahme in das basaltische Magma in Quarzit umgewandelt wurden. Die in etwa zeitlich mit dem jotnischen Sandstein gebildeten Sedimentite der Almesåkra-Formation dürften einst ein wesentlich größeres Gebiet eingenommen haben, weil sie in einschlussführenden Diabasen weit außerhalb ihrer heutigen Verbreitung gefunden wurden. Die Lokalität Södregården liegt über 40 km südlich davon.

2.5. Forserum

In der Nähe der Lokalität Brevik fand sich ein einschlussführender Diabas mit gerundeten Feldspat-Xenolithen im Kontakt zu einem Småland-Granit (Lokalität 2). Es war nicht erkennbar, ob es sich dabei um die Grenze zu einem basischen Gang oder einen Xenolith im Granit handelt.

Abb. 12: Einschlussführender Diabas im Småland-Granit (Lokalität 2).

2.6. Värlebo

Einige Vorkommen von Gangporphyren im östlichen Småland werden von Diabasen begleitet, die den gleichen Aufstiegsweg nutzten und bevorzugt an den Flanken der sauren Gänge auftreten (bimodaler Magmatismus). Im Kontakt zu einem Påskallavik-Porphyr fand sich in der Nähe der Ortschaft Värlebo ein grüner Diabas, der gerundete Feldspäte und Blauquarz als Xenolithe führt (Lokalität 3).

Abb. 13: Graugrüner Diabas mit runden Einschlüssen von Feldspat und Blauquarz, die aus dem benachbarten Påskallavik-Porphyr stammen. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: Gleicher Stein, nasse Bruchfläche.

3. Geschiebefunde

Einschlussführende Diabase vom Brevik-Typ fallen manchmal durch ihr eigentümliches Verwitterungsverhalten auf: die quarzitischen Xenolithe widerstehen der Verwitterung stärker als das basische Gestein und treten als Relief auf der Geschiebeoberfläche hervor.

Abb. 15: Einschlussführender Diabas, Typ Brevik, trocken fotografiert, Geschiebe von den Spargelfeldern bei Schlunkendorf (S Potsdam), Slg. D. Lüttich.
Abb. 16: Nahaufnahme der quarzitischen Klasten.
Abb. 17: Brevik-Typ, nass fotografiert, Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg), Breite 19 cm.
Abb. 18: Einschlussführender Diabas, Brevik-Typ, Geschiebefund mit polierter Schnittfläche. Die feinkörnige, graue und basaltartige Matrix führt eckige bis schwach gerundete Einschlüsse von Sandstein und ist leicht magnetisch, der Sandstein nicht. Fundort: Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam, leg. G. Engelhardt.
Abb. 19: Nahaufnahme. Auffällig sind die schwarzen Reaktionsränder um die Sandsteinfragmente, eine Folge mineralischer Veränderung des basaltischen Gesteins durch Stoffaustausch mit dem Sandstein (oder darin enthaltenen Fluiden), wahrscheinlich eine Umwandlung von Pyroxen in Amphibol.
Abb. 20: Einschlussführender Diabas, Björbo-Typ mit feinkörniger Grundmasse. Geschiebe aus der Kiesgrube Penkun bei Stettin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 21: Nahaufnahme, runde Einschlüsse mit orangerotem Alkalifeldspat, grauem Quarz und wenigen dunklen Mineralen.
Abb. 22: Einschlussführender Diabas, polierte Schnittfläche, Kiesgrube Niederlehme bei Berlin (D. Lüttich leg.).
Abb. 23: Runde und eckige Feldspäte sowie bläulichgraue Quarzkörner als Einschlüsse in einem feinkörnigen Diabas. Strandgeröll von Westermarkelsdorf, Fehmarn, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Grenze eines feinkörnigen basaltischen Gesteins zu einem Quarzporphyr, ähnlich dem Åland-Quarzporphyr. Mitten im Basalt befindet sich ein einzelnes Porphyr-Fragment. Während basische Xenolithe in Rapakiwi-Graniten, z. B. Granitporphyren, regelmäßig zu finden sind, kommen basaltische Gesteine mit Rapakiwi-Einschlüssen wesentlich seltener vor. Strandgeröll von Misdroy in Westpolen, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 25: Einschlussführender Diabas aus der Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg), Aufnahme einer frischen Bruchfläche unter Wasser.

Das Gestein enthält runde Feldspat- und Blauquarz-Einschlüsse sowie feinkörnige basaltische Xenolithe. Die Einschlüsse, besonders gut erkennbar ist dies an den Quarzen, weisen einen dunklen Reaktionssaum auf. Solche Säume, wie sie auch vom Åland-„Ringquarzporphyr“ bekannt sind, weisen auf Mineralumwandlungen an der Grenzfläche zweier Minerale hin. In diesem Fall dürfte es sich um Pyroxen und Quarz handeln, die aus chemischer Sicht „Antagonisten“ sind und für gewöhnlich nicht nebeneinander existieren, sondern ein chemisches Gleichgewicht anstreben (Bildung von Hornblende, die dunklen Säume um die Quarze).

Abb. 26: Einschlussführender Diabas mit großen Alkalifeldspat-Xenokristallen und runden Blauquarzen. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 27: Einschlussführender Diabas, Großgeschiebe vom Rand des Tagebaus Welzow-Süd in Brandenburg, Höhe 90 cm.
Abb. 28: Das Gestein enthält schwach gerundete Fragmente von Gneisen, Graniten und quarzreichen Partien.
Abb. 29: Diabas mit Xenolithen bis 20 cm Größe. Einige der Xenolithe dürften Anorthosite sein, einige der größeren Feldspat-Xenokristalle wurden als Plagioklas bestimmt. Kiesgrube Hohensaaten, Breite des Steins 80 cm.
Abb. 30: Gleicher Stein, Feldspat-Megakristall von ca. 12 cm Länge.

Gelegentlich finden sich Geschiebe einschlussführender basischer Gesteine, die deutliche Spuren einer tektonischen und metamorphen Überprägung aufweisen (Abb. 31-34). Sie stammen mit Sicherheit nicht aus postorogenen Dolerit-Gangschwärmen (Abb. 4), sondern dürften bedeutend älter sein.

Abb. 31: Einschlussführender Metabasit, Kiesgrube Niederlehme, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 32: Gleicher Stein, Detail der trockenen Geschiebeoberfläche.
Abb. 33: Einschlussführender Metabasit oder Metakonglomerat mit basischer Matrix und Lithoklasten basischer bis intermediärer Gesteine, Breite 50 cm, Tagebau Profen, ca. 20 km S Leipzig.
Abb. 34: Detailaufnahme der nassen Oberfläche.

4. Lokalitäten

Lokalität 1: Einschlussführender Diabas mit Anorthosit- und quarzitähnlichen Sandstein-Fragmenten; Diabasgang 850 m OSO Södregården, Kartenblatt Växjö NO; WGS84DD 57.20566, 14.73403.

Lokalität 2: Småland-Granit mit Partien einschlussführender Diabase; lose Steine vom Anstehenden am Wegesrand; Waldweg bei Olstorp, SW Forserum; 57.67967, 14.44153.

Lokalität 3: Einschlussführender Diabas im Kontakt zum Påskallavik-Porphyr; Bahnanschnitt 1 km NW des ehemaligen Bahnhofs Värlebo; 57.06050, 16.19424.

Lokalität 4: Diabasgang und Diabas-Xenolithe im Småland-Granit; Aufschluss an der Straße von Alsarp nach Sjunnarp (57.53253, 16.03591), Typlokalität liegt ca. 650 m weiter südwestlich (57.52943, 16.02641).

5. Literatur

BARTHOLOMÄUS WA & HERRENDORF G 2003 Ein großes Gerölldiabas-Geschiebe von Varel in Oldenburg – Geschiebekunde aktuell 19 (1): 1-15, 2 Taf., 6 Abb., 1 Tab., Hamburg / Greifswald.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 8 Taf. (1 Taf. im Anh.), 44 Abb., 29 Tab., 1 Kte., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

KORN J 1927 Die wichtigsten Leitgeschiebe der nordischen kristallinen Gesteine im norddeutschen Flachlande ; Ein Führer für den Sammler kristalliner Geschiebe – VI+64 S., 48 farb. Abb. auf Taf. 1-6, 8 Farb-Ktn. auf Taf. 7-14, 1 Tab., Berlin (Preußische geologische Landesanstalt).

MEYER K-D 1981 Ein Vorkommen einschlußführender Diabase bei Björbo, 60 km WSW Falun, Dalarna / Mittelschweden – Der Geschiebesammler 15 (3): 93-98 (-106), 3 Taf., 3 Abb., Hamburg.

WIKMAN H 2000 Berggrundskartan 5E Växjö NO, skala 1:50 000. Sveriges geologiska undersökning Af 201.