Archiv des Autors: Marc Torbohm

Geschiebefunde von Småland-Vulkaniten

Abb. 1: Småland-Porphyr, Rhyolith mit gerundeten Alkalifeldspat-Einsprenglingen (weiß), Blauquarz und hellgrünem Plagioklas, kein Emarp-Porphyr. Geschiebe von Altenteil (Fehmarn), Aufnahme unter Wasser.

Geschiebe von Småland-Vulkaniten treten an manchen Lokalitäten in großer Zahl auf, insbesondere in den weichselzeitlichen Ablagerungen der mittleren Ostseeküste und weiter südlich. Hier spricht vor allem die statistische Häufung von roten, braunen oder grauen Porphyren (häufig mit Blauquarz) und hälleflintartigen Vulkaniten, in Gesellschaft mit den oftmals bunten Granitoiden des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), für eine überwiegende Herkunft der Vulkanit-Geschiebe aus Småland. Anhand allgemeiner Merkmale lassen sich mehrere Geschiebetypen unterscheiden, in der Regel aber keinem bestimmten Vorkommen näher zuordnen.
Ein Eindruck von der petrographischen Vielfalt und Fülle an Varianten der Småland-Vulkanite im Anstehenden vermittelt ein zweiteiliger Exkursionsbericht. Als Leitgeschiebe geeignete Gesteine werden gesondert beschrieben. Ihre Anzahl ist begrenzt und umfasst, nach gegenwärtigem Kenntnisstand und kritischer Revision der Geschiebeliteratur, folgende Typen:

Abb. 2: Geologische Übersichtskarte von Südschweden, Verbreitungsgebiet der Småland-Vulkanite (gelb) innerhalb der rot markierten TIB-Granitoide. Die Zahlen markieren die Herkunftsgebiete der als Leitgeschiebe geeigneten Vulkanite. Karte aus kristallin.de.

Lässt sich Småland als grobes Herkunftsgebiet bei einem gehäuften Auftreten von Vulkanit-Geschieben an der Vergesellschaftung der verschiedenen Gesteinstypen leicht erkennen, gilt dies für Einzelfunde nur sehr eingeschränkt. Ähnliche, ebenfalls leicht metamorph überprägte Vulkanite gibt es auch in Dalsland. Das svekofennische Grundgebirge nimmt große Gebiete ein und besteht zu einem Teil aus Metavulkaniten, die regional auch nur niedriggradig überprägt sein können, z. B. in den Bergbauregionen in Mittelschweden. Von dort stammt ursprünglich die Bezeichnung Hälleflinta. Gänzlich undeformiert sind hingegen die Vulkanite aus Dalarna, ebenso die Vulkanite des Oslograbens. Undeformierte Vulkanite und Subvulkanite mit anderem Gefüge finden sich in den Rapakiwigebieten. Hinzu kommen Vorkommen in Nordschweden (Kiruna, Arvidsjaur) sowie unzählige gangförmige und nicht auf die Vulkanitgebiete beschränkte Porphyr-Vorkommen innerhalb des gesamten Grundgebirges (vgl. geologische Übersichtskarte der SGU, LUNDQVIST 2009:11).

Es lassen sich zahlreiche Geschiebetypen unter den Småland-Vulkaniten unterscheiden, jeweils mit fließenden Übergängen im Gefüge. Die folgende Zusammenstellung von Funden, von denen ein Großteil aus Brandenburg stammt, orientiert sich an einer groben Einteilung der Gesteine nach Gefüge, Textur oder Mineralbestand in fünf Gruppen:

1. Småland-Hälleflinta
Beschreibung
Fluidale Texturen
Bänderung
Aschentuffe
Vulkanische Brekzien („konglomeratische und brekziöse Hälleflinta“)
Fleckige Texturen
„Serizitische Hälleflinta“

2. Småland-Porphyre (Rhyolithe mit Blauquarz)
3. Småland-Gangporphyre und -Granitporphyre
4. „Porphyrite“
5. Primäre vulkanische Texturen (Ignimbrite, Sphärolithe, Perlite)
6. Literatur

1. Småland-Hälleflinta

Einer der häufigsten Geschiebetypen und in Småland weit verbreitet ist die Hälleflinta, eine Sammelbezeichnung für dichte und harte Vulkanite mit scherbigem Bruch und meist nur wenigen Einsprenglingen. Der Begriff Hälleflinta im Kontext der Småland-Vulkanite wurde immer wieder kontrovers diskutiert, s. Erläuterungen im Artikel „Leptit und Hälleflinta“. Eine alternative und petrographisch korrekte Bezeichnung ist „Småland-Metavulkanit“ oder „Småland-Metarhyolith“ (VINX 2016). In neuerer schwedischer Literatur tritt die „Hälleflinta“ erneut auf (WIKMAN 2000:74) und dürfte auch zukünftig die Verwendung der handlichen Bezeichnung innerhalb der Geschiebekunde legitimieren.

Småland-Hälleflinta ist leicht erkennbar, wenn sie gehäuft bis massenhaft in glazialen Ablagerungen mit bunten TIB-Graniten (häufig mit Blauquarz) und Leitgeschieben aus Småland vergesellschaftet ist. Einem einzelnen Geschiebefund wird man kaum sein Herkunftsgebiet ansehen, hälleflintähnliche Vulkanite kommen auch in Dalsland, im svekofennischen Grundgebirge, in Dalarna und anderen Vulkanitgebieten vor.

Abb. 3: Småland-Hälleflinta (Småland-Metarhyolith). Die braune und dichte Grundmasse enthält wenige und mm-große Feldspat-Einsprenglinge. Das Gestein ist von helleren welligen Streifen durchzogen. Geschiebe aus der Kiesgrube Althüttendorf, Breite 18 cm.

Beschreibung

Die Grundmasse dieser Småland-Vulkanite ist dicht und rot, braun, grau oder auch grauviolett gefärbt. Einsprenglinge sind in geringer Menge enthalten, meist weiße und mm-große Feldspäte, manchmal auch Quarz. Ein feuersteinartig-splittriger Bruch offenbart die große Härte, Festigkeit und Zähigkeit der Gesteine. Sie ist eine Folge einer „Umkristallisation“ unter niedriggradiger, max. grünschieferfazieller Metamorphose, bei der die Mineralkörner, hauptsächlich Quarz und Feldspat, durch granoblastisches Wachstum fest miteinander verbunden wurden. Metamorphe Veränderungen äußern sich weiterhin in der Anwesenheit von schwarzgrünen (chloritisierten) Glimmermineralen, tektonische Überprägung durch zerbrochene oder undeutlich konturierte Feldspat-Einsprenglinge, Lagen- und/oder Faltentexturen bis zu mylonitischem Gefüge (kleine augenförmige Feldspäte).

Als Geschiebe werden die massigen Metavulkanite nur schwer abgerollt und spiegeln die Geometrie der Klüftung im Anstehenden wider, oftmals in Gestalt eines Parallelepipeds, eines Quaders mit ungleichen Winkeln (Abb. 3).

Auf Grund ihrer relativen Armut an Merkmalen und gewissen Uniformität im Anstehenden ist eine nähere Zuordnung von Geschiebefunden zu einem bestimmten Vorkommen kaum möglich. Darüber hinaus stammen auch nicht alle der folgenden Geschiebefunde mit Sicherheit aus Småland, eine svekofennische Herkunft ist bisweilen ebenso vorstellbar. Abb. 4-7 zeigt einige typische Vertreter dieser Småland-Vulkanite.

Abb. 4: Porphyrische Hälleflinta, nass fotografiert. Westermarkelsdorf (Fehmarn).
Abb. 5: Gebänderter Metavulkanit mit undeutlich konturierten Feldspat-Einsprenglingen. Kiesgrube Gusow (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 6: „Blauquarzhälleflinta“, roter Metavulkanit mit eiförmigen Blauquarzen; vgl. Abb. 15, „Blauquarzhälleflinta“ von Fliseryd. Kiesgrube Arendsee-Weggun (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 7: Fluidaler Vulkanit mit dunklen, in ihrem Zentrum mit Blauquarz gefüllten Schlieren (vgl. Abb. 10). Johannistal bei Heiligenhafen (Schleswig-Holstein).

Die Zusammensetzung der hälleflintartigen Småland-Vulkanite ist in der Regel rhyolithisch, ihr Erscheinungsbild aber sehr variabel. Teils handelt es sich um Tuffe, teils um Eruptiva, darunter auch Ignimbrite und vulkanische Brekzien. Die ältere Literatur unterscheidet aphanitische (=einsprenglingslose), porphyrische, fluidale, streifige, gebänderte, brekziöse und „konglomeratische“ Hälleflinta, „Blauquarzhälleflinta“, „pisolithische Hälleflinta“ u.s.w. Der kuriosen „Kugelhälleflinta“, ein seltener Geschiebefund, ist ein eigener Artikel gewidmet.

Die Interpretation von Texturen in diesen Vulkaniten sowie Rückschlüsse auf ihre Entstehung bereitet in der Regel große Schwierigkeiten: Fluidal- oder Lagentexturen können primär vulkanisch sein, z. B. feine Asche-Wechsellagen, aber auch durch Entglasung, Umkristallisation oder Metamorphose entstanden sein.

Fluidale Texturen

Fluidale Texturen wie im Geschiebe in Abb. 3 kommen sehr häufig vor. Einige Vulkanite enthalten nur wenige hellere oder dunklere Schlieren, andere werden von zahlreichen welligen und subparalellen Streifen auf ganzer Länge durchzogen. Meist handelt es sich nicht um das eutaxitische Gefüge von Ignimbriten. Dieses ist gekennzeichnet durch kurze und gewellte Fiamme, die einzelne Einsprenglinge oder Vulkanoklasten umfließen; die Einsprenglinge erscheinen intakt, nicht augenförmig oder überwiegend zerbrochen (s. Abschnitt Småland-Ignimbrite).

Eutaxitisches Gefüge, das einzige Merkmal, an dem Ignimbrit-Geschiebe auch makroskopisch zuverlässig erkennbar sind, tritt nur in einem kleinen Teil der Småland-Vulkanite auf. Tatsächlich ist der Anteil an Ignimbriten weitaus größer, was in der Natur rhyolithischer Vulkaneruptionen begründet liegt, die von großer Dynamik und Explosivität geprägt sind. Ob fluidale Texturen aber primär vulkanisch oder sekundär durch Entglasung oder Metamorphose entstanden sind, ist einem Geschiebe kaum anzusehen und im Zweifelsfall nur durch eine mikroskopische Untersuchung zu klären.

Bisweilen finden sich Vulkanite mit lagig-schlierigen oder fluidalen Texturen und einem ausgeprägten Kontrast zwischen dunkler „Fiamme“ und heller Grundmasse, die einem eutaxitischen Gefüge nahe kommen und im Englischen als welded tuff oder welded ignimbrite structure bezeichnet werden. Die hellen Anteile dürften zur Aschenfraktion (Vulkanoklasten < 2 mm) gehören, die dunkleren sind Lapilli, die während der Ablagerung noch weich waren und verformt wurden (vgl. Abb. 12 im Exkursionsbericht Småland-Vulkanite).

Abb. 8: Fluidaler Vulkanit („welded tuff“), Kiesgrube Teschendorf, Breite 14 cm.
Abb. 9: Fluidaler Småland-Vulkanit, Aufnahme einer Schnittfläche unter Wasser; Kiesgrube Borgsdorf-Velten (Brandenburg).
Abb. 10: Nahaufnahme. Der milchige Quarz im Zentrum der dunklen Flasern dürfte im Zuge der Entglasung entstanden sein.
Abb. 11: Fluidaler Vulkanit („welded tuff“) mit dunklen und flaserigen Bims-Lapilli sowie verschiedenen Gesteinsfragmenten, darunter ein rotbrauner Vulkanit und ein größerer und biotitreicher Klast. Polierte Schnittfläche, Kiesgrube Schweinrich, Slg. F. Wilcke.
Abb. 12: Nahaufnahme.
Abb. 13: Fluidaler Vulkanit. Die wenigen weißen Feldspat-Einsprenglinge erscheinen undeformiert, werden aber von den dunklen Flasern nicht umflossen (kein eutaxitisches Gefüge). Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam.

Bänderung

Abb. 14: Gebänderter Vulkanit, der Länge nach von Streifen unterschiedlicher Dicke durchzogen, möglicherweise Fließtexturen innerhalb der Lava (flow banding). Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 15: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Neben weitgehend intakten sind augenförmige Feldspat- und Quarz-Einsprenglinge ein Hinweis auf eine metamorphe Überprägung des Gesteins.
Abb. 16: Gebänderter und gefalteter Metavulkanit. Die große Falte könnte primär vulkanischen, die feine Fältelung innerhalb der Bänderung dürfte aber metamorphen Ursprungs sein. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 17: Fluidaler Metavulkanit. Ein rotbraunes Band durchzieht das Gestein der Länge nach und scheint primär vulkanisch zu sein (Schichtung). Im spitzen Winkel dazu verläuft eine flaserige Textur. Polierte Schnittfläche, Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam.
Abb. 18: Nahaufnahme. Die Feldspat-Einsprenglinge sehen weitgehend intakt aus. Die braune Flasertextur könnte während der Entglasung entstanden sein.
Abb. 19: Metavulkanit mit welliger Lagentextur. Kiesgrube Teichlosen (Wendland, Niedersachsen).
Abb. 20: Feinstreifiger Vulkanit, trocken fotografiert. Die annähernd parallele, aber nicht aushaltende Streifung könnte eine Fließtextur innerhalb der Lava sein (flow banding). Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg).
Abb. 21: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Augenförmige Feldspat-Einsprenglinge belegen eine tektonische Überprägung des Gesteins.

Aschentuffe

Färbende Bestandteile (z. B. Hämatit) in Aschentuffen können auf Grund der Porosität der Gesteine durch zirkulierende Wässer ausgewaschen werden. Manche (aber nicht alle) dieser Aschentuffe sehen daher vergleichsweise hell aus (weiß, gelb, grünlich, s. Abb. 27). Ein weiteres Kennzeichen ist die vergleichsweise leichte Spaltbarkeit der Gesteine bei vergleichsweise großer Härte. Das erste Beispiel ist ein geschichteter Aschentuff mit Quarz-Epiklasten.

Abb. 22: Geschichteter Aschentuff, Außenseite, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 23: Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Nahaufnahme. Einige der Feldspat-Einsprenglinge sind perfekt idiomorph ausgebildet, transparent und in Richtung der Schichtung eingeregelt, andere und größere Feldspäte erscheinen zerbrochen. Die Kristallisation der idiomorphen Feldspäte muss nicht im Magma erfolgt sein, auch ein „Weiterwachsen“ von Einsprenglingen während der Entglasung ist möglich.

Der nächste Vulkanit mit heller Verwitterungsrinde und hellbrauner Bruchfläche ist ein Aschentuff. Dafür spricht die Lagentextur, das Fehlen von Einsprenglingen, vor allem aber ein schmaler und geschichteter Horizont mit akkretionären Lapilli („pisolithische Hälleflinta“). Fundort: Krumbeck, leg. D. Schmälzle.

Abb. 25: Hälleflinta, Bruchfläche. Fundort: Krumbeck, leg. D. Schmälzle.
Abb. 26: Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: Polierte Schnittfläche, geschichteter Aschentuff, überlagert von einem Aschentuff mit akkretionären Lapilli.

Vulkanische Brekzien („konglomeratische und brekziöse Hälleflinta“)

Hälleflintartige Vulkanite können Vulkanoklasten in wechselnder Menge enthalten und sind dann überwiegend als pyroklastische Gesteine anzusehen. Es lassen sich fließende Übergänge zwischen eckigen, gerundeten und weitgehend assimilierten Vulkanoklasten beobachten. Vulkanische Brekzien wie Lapillituffe, Agglomerate oder Autobrekzien (=bereits erstarrte und durch die Bewegung des Lavastroms wieder zerbrochene Vulkanite) kommen in großer Zahl im südlichen Teil des Sjögelö-Gebietes, in der Umgebung von Lönneberga vor, vgl. Exkursionsbericht Småland-Vulkanite. „Konglomeratische“ oder „brekziöse“ Hälleflinta findet sich auch in anderen Regionen, außerhalb von Småland. Geschiebefunde lassen sich meist keinem bestimmten Vorkommen zuordnen. Eine Ausnahme ist der als Leitgeschiebe geeignete „Lönneberga-Lapillituff“.

Abb. 28: Hälleflintartiger Vulkanit mit eckigen und runden Vulkanoklasten. Kiesgrube Althüttendorf, Breite 12 cm.
Abb. 29: Leicht fluidaler Lapillituff, polierte Schnittfläche. In einer hellen (=aschereichen) Matrix liegen braune und kantige bis leicht gerundete Porphyr-Klasten. Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg).
Abb. 30: Fluidaler Vulkanit mit vereinzelten Vulkanoklasten. Kiesgrube Althüttendorf, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 31: Nahaufnahme der Bruchfläche unter Wasser. Neben einsprenglingsfreien (aphanitischen) Vulkanoklasten sind dunkle, leicht eingeregelte und in die Länge gezogene Xenolithe erkennbar.

Längliche, wie ausgewalzt erscheinende Vulkanoklasten verleihen dem nächsten Vulkanit ein fluidales Gefüge. Die Grenzen zwischen Grundmasse und Vulkanoklasten sind teilweise fließend, beide scheinen die gleiche Zusammensetzung zu besitzen. Offenbar wurde ein bereits erstarrter, aber noch plastisch verformbarer Vulkanit von schmelzflüssiger Lava aufgenommen.

Abb. 32: Vulkanit mit fluidalen Vulkanoklasten. Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Börgerende, Slg. F. Wilcke.
Abb. 33: Nahaufnahme. Eine metamorphe Überprägung ist nicht erkennbar. Die Feldspat-Einsprenglinge weisen zwar undeutliche Konturen auf, scheinen aber weitgehend intakt zu sein.
Abb. 34: Metavulkanit mit Blauquarz und hellroten Gesteinsfragmenten, trocken fotografiert. Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg).
Abb. 35: Polierte Schnittfläche. Zerscherte, in Richtung des tektonischen Stress orientierte Vulkanoklasten und eine Segregation und Foliation dunkler Minerale zeigen die deutliche metamorphe Überprägung des Gesteins an.
Abb. 36: Nahaufnahme.

Fleckige Texturen

Fleckige Texturen lassen sich nur schwer deuten. Handelt es sich um assimilierte Vulkanoklasten, Aschentuffe oder unterschiedlich entglaste Gesteinspartien? Welchen Einfluss hat metamorphe Überprägung auf die Ausbildung solcher fleckigen Texturen?

Abb. 37: Fleckige Hälleflinta, angewitterte Außenseite. Breite 11 cm, Kiesgrube Althüttendorf.
Abb. 38: Aufnahme der Bruchfläche unter Wasser.
Abb. 39: Fleckige Hälleflinta ohne Einsprenglinge, Bruchfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Bralitz bei Oderberg, J. Hesemann leg. 1936; Slg. der BGR Berlin. Hesemann bezeichnet den Fund als „Hälleflinta von Sala”.

Der Exkursionsbericht „Småland-Vulkanite“ zeigt Vulkanite aus dem südlichen Sjögelö-Gebiet, in denen sich primäre vulkanische Texturen wie Sphärolithe und Perlite erhalten konnten und auch makroskopisch sichtbar sein sollen (was an Hand der vorliegenden Proben allerdings nicht bestätigt werden kann). Der nächste Fund ähnelt diesen Kolsjön-Vulkaniten, mit Sicherheit lässt er sich dorthin aber nicht verorten.

Abb. 40: Fleckiger Metavulkanit, ähnlich den Kolsjön-Vulkaniten. Polierte Schnittfläche, Kiesgrube Schweinrich, Slg. F. Wilcke.
Abb. 41: Nahaufnahme. Dunkle Flecken könnten sphärolithische, hellere Ansammlungen von Quarz Relikte perlitischer Texturen sein. Makroskopisch lässt sich dies nicht verifizieren.

„Serizitische Hälleflinta“

Bei der Metamorphose von Vulkaniten kann ein Teil des Feldspats in der Grundmasse in Glimmerminerale umgewandelt werden. Signifikante Anteile an feinkörnigem Hellglimmer (Serizit) sind an einem seidigen Glanz des Gesteins erkennbar und führen bei fortgeschrittener Umwandlung zu einer dünnplattigen Spaltbarkeit (s. a. Metavulkanit von Hörnebo).

Abb. 42: „Serizitische Hälleflinta“; der seidige Glanz des Gesteins ist auf den hohen Anteil an metamorph entstandenen Hellglimmer zurückzuführen. Kiesgrube Oderberg (Slg. der BGR Berlin, leg.?)

Der erste Teil dieses Fundberichts schließt mit einer Auswahl hälleflintartiger Småland-Vulkanite aus der Kiesgrube Althüttendorf in Brandenburg (weitere Funde in Abb. 3, 20-21, 28-31 und 37-38). Sie treten dort in großer Zahl auf, neben den typischen Småland-Graniten mit Blauquarz. Untergeordnet finden sich mittelschwedische Kristallingesteine und Rapakiwis, aber kaum Gesteine aus Dalarna. Der Vulkanit in Abb. 45-46 enthält ausnahmsweise Plagioklas (grüne Kerne!) als überwiegenden Feldspat-Einsprengling.

Abb. 43-51: Småland-Vulkanite aus der Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg).

Fortsetzung: Geschiebefunde von Småland-Vulkaniten, Teil 2

Småland-Vulkanite – Teil 2

2.11. Vena
2.12. Kisa
2.13. Vulkanite in NW-Småland
2.14. Väderstad-Konglomerat

3. Gebiet um Lönneberga (Sjögelö-Vulkanitgebiet)
3.1. Straßenaufschluss Silverdalen
3.1.1. Lönneberga-Lapillituff
3.2. Lönneberga – gerodete Waldfläche
3.3. Lönneberga Kyrka
3.4. Kiesgrube Silverdalen
3.5. Weg zum See Linden
3.6. Umgebung von Karlstorp („Kolsjön-Vulkanite“)

4. Literatur

Abb. 1: Kartenskizze aller Fundpunkte, Angabe von Probenummer und Koordinate im Text in der Form (S44; 57.10998, 15.21005). Karte verändert nach www.sgu.se.

2.11. Vena

In einem kleinen Steinbruch 2 km NE von Vena (S28; etwa 57.53024, 15.99391) treten Vulkanite und Granitoide des TIB nebeneinander auf: rote und hälleflintartige Vulkanite, feinkörnige rhyolithische Mischgesteine, kleinkörnige Granitoide und ein bunter und porphyrischer Småland-Granit mit reichlich Titanit. Scharfe Grenzen zwischen Vulkaniten und Granit sind nicht erkennbar. Die Vulkanite dürften im Kontaktbereich des aufsteigenden Granits verändert worden sein, z. B. durch Umkristallisation unter Mitwirkung zirkulierender Fluide.

Abb. 2: Kleiner Steinbruch bei Vena.
Abb. 3: Hälleflintartiger roter Vulkanit ohne Einsprenglinge.
Abb. 4: Feinkörniges Mischgestein, wahrscheinlich ein umkristallisierter Vulkanit.
Abb. 5: Gleicher Stein, Nahaufnahme unter Wasser. Das Mischgestein enthält undeutlich begrenzte Bereiche mit dunklen, wahrscheinlich sekundär gebildeten Mineralen.
Abb. 6: Kleinkörniger Granitoid mit größeren Quarz- und Biotit-Aggregaten.
Abb. 7: Stark alterierter, von Chlorit und Epidot durchsetzter Granitoid; Bildbreite 20 cm.
Abb. 8: Mit violettem Fluorit und hellgrünem Epidot gefüllte Kluft im Granit.
Abb. 9: Handstück des anstehenden porphyrischen Småland-Granits aus rotem Alkalifeldspat, Blauquarz und grünem Plagioklas. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Nahaufnahme. Vergrünte Plagioklase, hellgrüne Ausscheidungen von Epidot und chloritisierte Glimmerminerale sprechen für eine starke hydrothermale Überprägung. Der Granit enthält reichlich Titanit in gelben, teils perfekt keilförmig ausgebildeten Kristallen.
Abb. 11: Gelbe Titanitkristalle auf der nassen Oberfläche.

2.12. Kisa

Bereits in Östergötland liegt ein Vulkanit-Gebiet, aufgeschlossen in einem Steinbruch wenige Kilometer südlich von Kisa (S141; 57.940431, 15.665029). Weiter nördlich gibt es nur noch vereinzelte kleine und isolierte Vorkommen, dort überwiegen die Granitoide des TIB. Entsprechend ihrer Lage im Grenzbereich zu den TIB-Graniten erscheinen die Vulkanite an dieser Lokalität stark verändert. Alle Proben besitzen deutlich körnige („zuckerkörnige“) Grundmassen, ein Hinweis auf eine Rekristallisation, wahrscheinlich durch die in der Nähe aufgestiegenen Granite. Auch tektonische Gleitflächen (Harnische) lassen sich im Steinbruch beobachten.

Neben einem weitgehend homogenen und rotbraunen Vulkanit finden sich gestreifte violettgraue sowie grün- und rotschlierige Gesteine, die eher wie feinkörnige Gneise aussehen und eine gewisse Ähnlichkeit mit den Leptiten Mittelschwedens aufweisen. Solche feinkörnigen Metavulkanite kommen auch immer wieder, wenn auch untergeordnet, in den weiter südlich gelegenen Vulkanit-Gebieten vor.

Abb. 12: Steinbruch südlich von Kisa.
Abb. 13: Rotbrauner Metavulkanit mit körniger Grundmasse, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: grauvioletter und gestreifter Metavulkanit.

2.13. Vulkanite in NW-Småland

Auf die zwischen Jönköping, Eksjö und Tranås gelegenen Vulkanitgebiete im nordwestlichen Småland soll nur kurz eingegangen werden, ein separater Exkursionsbericht folgt an anderer Stelle. Beobachtungen an Nahgeschieben ergaben, dass auch hier hälleflintartige und einsprenglingsarme Vulkanite zu finden sind und denen aus anderen Gebieten ähneln. Besonderheiten sind das gehäufte Auftreten von:

  • einsprenglingsreichen Quarzporphyren mit dichter Grundmasse (z. B. Abb. 15 und 19; vgl. auch Probe aus Skurugata in Teil 1, Abb. 47) und
  • einsprenglingsreichen bunten Gangporphyren und Granitporphyren (Abb. 17, 20-22 und 25).

Anstehendproben waren nur schwer zu gewinnen, die wenigen zugänglichen Aufschlüsse lieferten ganz überwiegend einsprenglingsarme Vulkanite (Hälleflinta).

Abb. 15: Einsprenglingsreicher fluidaler Vulkanit, Nahgeschiebe aus einer Kiesgrube NW Eksjö (S126; 57.69015, 14.93066).
Abb. 16: Vulkanite und Gangporphyre, Nahgeschiebe aus der gleichen Kiesgrube NW Eksjö.
Abb. 17: Bunter Gangporphyr (Kiesgrube NW Eksjö).
Abb. 18: Brauner Rhyolith, Aufnahme unter Wasser (Nahgeschiebe, Kiesgrube NW Eksjö).
Abb. 19: Einsprenglingsreicher rotbrauner Vulkanit (Quarzporphyr), Nahgeschiebe aus der Kiesgrube Nödavägen (S128; 57.74888, 15.16735).

Abb. 20-22: Beispiele von Gangporphyren und einem Granitporphyr; Nahgeschiebe aus der Kiesgrube Nödavägen.

Abb. 23: Nahgeschiebe von Vulkaniten aus der Kiesgrube Älghult (östlich Eksjö, S127; 57.68151, 15.01129), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 24: Rotgrauer Quarzporphyr aus Älghult, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 25: Bunter porphyrischer Granit (Älghult, nasse Schnittfläche).

Aus dem Vulkanitgebiet bei Tranås stammt die folgende Probe. Eine „fluidale Hälleflinta“ ist auf skan-kristallin.de abgebildet.

Abb. 26: Brauner und inhomogener, mit Pyrit imprägnierter Vulkanit. Anstehendprobe aus einem Steinbruch bei Tranås, Aufnahme unter Wasser.

2.14. Väderstad-Konglomerat

Das „Väderstad-Konglomerat“ ist ein polymiktes Konglomerat mit Småland-Vulkaniten. Es entstand bei der Abtragung der Vulkanite und Granite, dürfte aber nur wenig jünger sein als die enthaltenen Lithoklasten. Weitere Vorkommen solcher TIB-Konglomerate sind kaum bekannt, zumal es sich um Klein- und Kleinstvorkommen handeln dürfte, die bisher nicht entdeckt wurden oder unter quartärer Bedeckung liegen. Das vorgestellte Gestein kommt nicht als Leitgeschiebe in Betracht.

Der weitläufige Aufschluss, beschrieben von BRUUN et al 1995:14, liegt in einem Wald in der Nähe von Väderstad. Gute Geländefotos waren kaum möglich, weil das Gestein stark mit Flechten bewachsen ist. Zudem erschwerte eine engständige Klüftung die Beprobung.

Abb. 27: Aufschluss des Väderstad-Konglomerats (S220; 58.294655, 14.935558).
Abb. 28: Väderstad-Konglomerat, Bildbreite 25 cm.
Abb. 29: Dicht gepackte Lithoklasten im Väderstad-Konglomerat, Bildbreite ca. 20 cm.
Abb. 30: Väderstad-Konglomerat mit frischer Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser. Beim Formatieren entstand leider die Bruchlinie in der Mitte der Probe.

Das klastengestützte Konglomerat enthält Lithoklasten von Vulkaniten, Granitoiden und basaltischen Gesteinen bis 20 cm Größe und mehr. In kleinkörnigeren und matrixgestützten Lagen erreichen die Lithoklasten eine Größe von 1-3 cm. Die Matrix besteht aus klastischen Quarzen und Feldspäten sowie kleinen Vulkanit-Fragmenten. Streifen dunkler Minerale (Glimmer) weisen auf eine Foliation und leichte metamorphe Überprägung des Gesteins hin. Die eckigen bis schwach gerundeten Lithoklasten erscheinen insgesamt etwas eingeregelt, für sich genommen aber weitgehend undeformiert. Als Lithoklasten treten auf: meist bräunlich-rote Vulkanite mit oder ohne Blauquarz; kleinkörnige granitische Klasten von hell rötlicher bis bräunlicher Farbe, gelegentlich mit Blauquarz, darunter aplitähnliche Gesteine und wohl auch Subvulkanite; vereinzelt schwarze bis schwarzgrüne und dichte basaltähnliche Gesteine.

Abb. 31: Väderstad-Konglomerat, Aufnahme unter Wasser.

An der Lokalität fand sich auch ein feinkörniger Aschentuff (oder Tuffit). Braune Flecken auf der angewitterten hellen Oberfläche folgen in ihrer Anordnung der Schichtung. Auf der Bruchfläche ist das Gestein blassrötlich gefärbt. Die regelhaft verteilten schwarzen Glimmer-Butzen könnten ein Hinweis auf eine sekundäre Entstehung sein. Grüne, orangefarbene und violette Flecken dürften Ausscheidungen von Pigmenten sein (z. B. Fe-Verbindungen), wie sie häufiger in Aschentuffen auftreten. Auch einige größere Vulkanoklasten sind erkennbar, teilweise diffus, teilweise klar von der Matrix abgegrenzt und dann von einem schmalen gebleichten Hof umgeben.

Abb. 32: Aschentuff, angewitterte Außenseite.
Abb. 33: Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 34: Nahaufnahme.

3. Gebiet um Lönneberga (Sjögelö-Vulkanitgebiet)

Das nördlichste der vier großen Vulkanitgebiete, von NORDENSKJÖLD 1893 als „Sjögelö-Gebiet“ bezeichnet, beheimatet eine Reihe von Gesteinstypen, die im übrigen Småland nicht oder nur untergeordnet vorkommen. Dazu gehören die einsprenglingsreichen und weitgehend quarzfreien Porphyre vom Lönneberga-Typ, der Nymåla-Porphyr, Gangporphyre vom Typ Emarp und Sjögelö, Granitporphyre vom Typ Funghult, Ignimbrite (Typ Idekulla und Mariannelund), Aschentuffe mit akkretionären Lapilli („vulkanische Pisolithe“), Lapillituffe („Lönneberga-Lapillituff“) sowie die in der älteren Literatur als „Kugelhälleflinta“ und „Eutaxite“ bezeichneten Vulkanite. Im Süden des Sjögelö-Gebietes treten vermehrt pyroklastische Gesteine in Erscheinung. Die als Leitgeschiebe geeigneten Vulkanite werden an anderer Stelle beschrieben. Im Folgenden geht es um die Vielfalt und Wechselhaftigkeit der vulkanischen Gesteine in diesem begrenzten Gebiet, in dem fließende Übergänge zwischen den Gefügen die Regel sind. Das Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1986) verzeichnet alle besuchten Lokalitäten. Teilweise wurden sie auch der dazu gehörigen Kartenbeschreibung entnommen (PERSSON 1985).

3.1. Straßenaufschluss Silverdalen
3.1.1. Lönneberga-Lapillituff
3.2. Lönneberga – gerodete Waldfläche
3.3. Lönneberga Kyrka
3.4. Kiesgrube Silverdalen
3.5. Weg zum See Linden
3.6. Umgebung von Karlstorp („Kolsjön-Vulkanite“)

Abb. 35: Alle Fundorte im Gebiet um Lönneberga/Sjögelö-Gebiet, verzeichnet in einem Ausschnitt aus dem Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1985).

3.1. Straßenaufschluss Silverdalen (Lönneberga-Lapillituff)

Ein Straßenanschnitt in Silverdalen schließt auf etwa 100 m Länge eine braune bis rötlichbraune vulkanische Brekzie auf, die von Einschaltungen eines feinkörnigen grünlichen Tuffs begleitet wird (S138; 57.548333 15.726389). Die Brekzie ist ein saurer Lapillituff, eine pyroklastische Ablagerung aus einer Episode explosiven Vulkanismus (PERSSON 1973).

Abb. 36: Straßenaufschluss in Silverdalen. Links ein Vulkanit mit engständiger Klüftung, rechts eine ebene Kluft- oder Scherfläche.
Abb. 37: Lapillituff, in unterschiedliche Richtungen einfallende Klüftung im dm-Maßstab.
Abb. 38: Anstehender Lapillituff, nass fotografierte Bruchfläche, Bildbreite 10 cm. In einer gelblichbraunen Grundmasse liegen graue bis rotbraune und überwiegend scharfkantige Vulkanitklasten.
Abb. 39: Probe mit frischer Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.

Das Gestein enthält rote, braune und graue Vulkanit-Klasten, die etwas eingeregelt erscheinen, aber nicht deformiert sind. Die hellbraune Matrix sowie einige der kantigen Vulkanit-Klasten enthalten wenige und mm-große weiße Feldspat-Einsprenglinge. Eine nachträgliche Umkristallisation des Gesteins ist offenbar nicht erfolgt, da scharfe Grenzen zwischen Vulkanoklasten und einbettender Tuffmatrix erkennbar sind. Nach PERSSON 1973 stammen alle Gesteinsbestandteile aus dem gleichen Magma, ältere vulkanische Gesteine dürften nur akzessorisch enthalten sein.

Abb. 40: Gleiche Probe, Nahaufnahme.

3.1.1. Lönneberga-Lapillituff

Ähnliche Lapillituffe kommen auch in der weiteren Umgebung vor, in einem begrenzten Gebiet zwischen Lönneberga und Karlstorp (weitere Proben Abb. 56-57, 89 und auf skan-kristallin.de). Der Gesteinstyp ist nach VINX 2017:168 als Leitgeschiebe geeignet („Lönneberga-Lapillituff“). Der Autor präzisiert die Beschreibungen der sog. „Småland-Agglomeratlava“ in der älteren Literatur. Agglomerate sind nach heutiger Nomenklatur (LEMAITRE et al 2002) pyroklastische Gesteine mit >75% Bomben (=Vulkanoklasten über 64 mm Größe). Im genannten Gebiet finden sich jedoch ganz überwiegend Lapillituffe, also Aschentuffe mit 2-64 mm großen Vulkanoklasten (Lapilli).

Kennzeichnend für den Lönneberga-Lapillituff ist eine sehr helle, manchmal fast weiße Verwitterungsrinde, auf der das brekziöse Gefüge deutlicher hervortritt. Auf der Bruchfläche ist die Matrix braun bis rotbraun gefärbt und enthält einige weiße und mm-große Feldspat-Einsprenglinge. Scharfkantige dunkelgraue und braune bis rotbraune Vulkanit-Fragmente sind locker im Gestein verteilt und machen einen Anteil von etwa 10% aus. Das Gefüge ist insgesamt kaum oder nur mäßig deformiert. Ähnliche, aber deutlich deformierte Vulkanite mit linsenförmigen Vulkanoklasten sind z. B. aus dem Gebiet um Oskarshamn bekannt.

Die nächsten drei Bilder zeigen Geschiebefunde aus Brandenburg.

Abb. 41: Lönneberga-Lapillituff, Geschiebefund aus der Kiesgrube Ruhlsdorf bei Bernau (Brandenburg).
Abb. 42: Lönneberga-Lapillituff, leicht deformiert. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 43: Deutlich deformierter Lapillituff, genauere Herkunft nicht bestimmbar. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.

Im Sjögelö-Gebiet finden sich Übergänge von pyroklastischen Brekzien mit scharfkantigen Vulkanoklasten zu fluidal-brekziösen Vulkaniten mit undeutlich konturierten, teils ausgelängt erscheinenden Vulkanoklasten und schließlich „eutaxitischen“ (schlierig-fluidalen) Vulkaniten. Beispiele hierfür und eine Erläuterung des Begriffes „Eutaxit“ finden sich im Abschnitt 3.6.

3.2. Lönneberga – gerodete Waldfläche

Einige hundert Meter südlich vom Straßenaufschluss in Silverdalen bietet eine gerodete Waldfläche Gelegenheit zum Sammeln von Nahgeschieben sowie kantigem, aus der unmittelbaren Umgebung stammendem Gesteinsschutt (S24; 57.54628, 15.72610). Die Bestimmung der Gesteine ist meist nur auf der Bruchfläche möglich, fast alle sind von einer hellen Verwitterungsrinde überzogen. Im Einzelfall können Gefügemerkmale auch auf der Außenseite deutlicher hervortreten.

Abb. 44: Gerodete Waldfläche an der Straße von Silverdalen nach Haddarp.

Erst nach mehreren Besuchen konnte das Anstehende eines Aschentuffs mit akkretionären Lapilli („vulkanischer Pisolith“) lokalisiert werden, ausgehend von der etwas vagen Angabe in PERSSON 1985:46 („700 m SE von Lönneberga Station“). Der Ausbiss misst gerade mal einen Quadratmeter. Mit etwas Glück findet sich der Gesteinstyp auch als loser Stein (s. ausführliche Beschreibung des Gesteinstyps).

Abb. 45: Aschentuff mit akkretionären Lapilli, loser Stein.

Weiterhin steht an der Lokalität ein grünlichbrauner und geschichteter Aschentuff an.

Abb. 46: Aschentuff, trocken fotografiert. Das Gestein enthält keine Feldspat-Einsprenglinge, wenige rötliche Vulkanitfragmente (Lapilli) sowie einige Quarzaggregate, die auch sekundär entstanden sein können (vgl. Abb. 51).

Weitere Funde auf der Rodung sind Porphyre vom Lönneberga-Typ, dichte und hälleflintartige Vulkanite mit wenigen Einsprenglingen, vulkanische Brekzien, ein Ignimbrit mit eutaxitischem Gefüge (Nahgeschiebe) sowie vereinzelt Diabase mit Plagioklas-Megakristallen.

Abb. 47: Vulkanische Brekzie mit Fluidaltextur und eingeregelten, meist gerundeten Vulkanoklasten (Ignimbrit?).
Abb. 48: Ignimbrit mit eutaxitischem Gefüge, Aufnahme der angewitterten Oberfläche unter Wasser; s. a. Abschnitt Småland-Ignimbrite.
Abb. 49: Hälleflintartiger Vulkanit mit scherbiger Bruchfläche.
Abb. 50: Graubrauner Vulkanit mit wenig Einsprenglingen und dunklen Schlieren.
Abb. 51: Nahaufnahme unter Wasser. Die undeutlich konturierten Quarzaggregate sehen nicht wie Einsprenglinge aus und könnten auch sekundär, während der Entglasung entstanden sein.
Abb. 52: Fluidaler Vulkanit mit ovalem Einschluss eines Porphyrs, angewitterte Außenseite.
Abb. 53: Quarzfreier Porphyr vom Nymåla-Typ mit eckigen Feldspat-Einsprenglingen.
Abb. 54: Plagioklas-Megakristalle bis 6 cm Größe in einem grünlichen Diabas, Bildbreite ca. 17 cm.

Der Größenunterschied zwischen den Plagioklas-Megakristallen und dem kleinkörnigen Diabas lässt vermuten, dass die Plagioklase keine Einsprenglinge sind, die allmählich im basischen Diabas-Magma heranwuchsen, sondern mitgerissene Xenokristalle aus einer Kumulationszone innerhalb der Magmakammer.

3.3. Lönneberga Kyrka

Auf einer weiteren Rodung, an der Piste von Lönneberga nach Lönneberga Kyrka (schlechte Wegstrecke), fanden sich Porphyre vom Lönneberga-Typ, eine „Kugelhälleflinta“, deformierte Porphyre vom Nymåla-Typ sowie ähnliche Lapillituffe wie im Straßenaufschluss in Silverdalen (S25; 57.54588, 15.71006).

Abb. 55: Porphyr vom Lönneberga-Typ, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 56: Lapillituff, ähnlich dem Typ in Silverdalen, aber mit geringerem Anteil roter Vulkanoklasten; Aufnahme unter Wasser.
Abb. 57: Nahaufnahme, nass fotografiert; zahlreiche grüne Epidot-Adern durchsetzen die Grundmasse.
Abb. 58: „Kugelhälleflinta“, loser Stein. Der außergewöhnliche Vulkanit-Typ wird in einem gesonderten Artikel vorgestellt.
Abb. 59: Lönneberga Kyrka.

Westlich von Lönneberga Kyrka erhebt sich der Lammerhatten. An seinem Fuße stehen kleinkörnige und dichte Aschentuffe (Hälleflinta) in Wechsellagerung an (S132; 57.53512, 15.68672).

Abb. 60: Kleinkörniger Lammerhatten-Tuff, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 61: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die hell- und rotbraunen Vulkanit-Fragmente sind mehrheitlich kleiner als 2 mm (=Aschentuff), Lapilli (über 6 mm) nur vereinzelt enthalten.

3.4. Kiesgrube Silverdalen

In einer Kiesgrube bei Silverdalen trifft man überwiegend auf gerundete Steine, zumeist wohl Nahgeschiebe (S199; 57.52934, 15.77246). Ein Ignimbrit-Geschiebe mit eutaxitischem Gefüge wird im Abschnitt Småland-Ignimbrite gezeigt.

Abb. 62: Kiesgrube bei Silverdalen.
Abb. 63: Einsprenglingsreiche Quarzporphyre sind eher untypisch für dieses Gebiet und wurden anstehend bisher nicht beobachtet. Breite 11 cm.
Abb. 64: Tektonische Brekzie, Breite 60 cm. Der Gesteinstyp fand sich mehrfach und stammt wahrscheinlich aus der näheren Umgebung.
Abb. 65: Gleicher Stein. Die Risse in diesem Vulkanit, entstanden beim Zerbrechen des Gesteins durch tektonische Einwirkung in der oberen Erdkruste, wurden mit Ausscheidungen von Milchquarz aus hydrothermalen Lösungen verfüllt. Dabei kam es auch zu einer starken Alteration des Wirtgesteins.

Granitoide des TIB sind im Vergleich zu den Vulkaniten in der Grube deutlich in der Überzahl, darunter grobkörnige rote Alkalifelspatgranite und blassrote, teils quarzarme Granite bis Quarzmonzonite.

3.5. Weg zum See Linden

Auf der Piste zur Nordspitze des Sees Linden, im Gebiet des Nymåla- und Lönneberga-Porphyrs, gelangt man zu einem Kiesschurf mit großen Findlingen (S133; 57.53736, 15.63313). Neben Nahgeschieben des Nymåla-Porphyrs fanden sich auch zahlreiche basische Gesteine des TIB, von denen zumindest ein Teil aus dem größeren und unmittelbar nördlich gelegenen Gabbro-Gebiet stammen dürfte (s. Karte Abb. 35).

Abb. 69: Diabas mit Plagioklas-Megakristallen, Breite 80 cm, Plagioklase bis 5 cm Länge (vgl. Abb. 54).
Abb. 70: Mittelkörniger Gabbro (S133e), Abschlag von einem größeren Block.
Abb. 71: Nahaufnahme. Das Gestein reagiert deutlich auf einen Handmagneten und besteht im Wesentlichen aus Plagioklas (weiß, teilweise transparent) und Pyroxen (teilweise umgewandelt in Amphibol).
Abb. 72: Doleritischer Metabasit, deutlich magnetisch, mit größeren und runden Amphibol-Granoblasten. Breite 40 cm.
Abb. 73: Handstück vom gleichen Stein, frische Bruchfläche (S133f). Die Kristallflächen der großen und metamorph entstandenen Amphibol-Aggregate spiegeln bei geeignetem Einfallen das Licht (links unten).
Abb. 74: An der Nordspitze vom See Linden.

Ein weiteres mafisches bis intermediäres Gestein konnte wenige Kilometer entfernt in einem Straßenanschnitt beprobt werden (NW Sjöarp; S 137; 57.56108, 15.62788), laut geologischem Kartenblatt Vetlanda NV ein „Quarzdiorit bis Gabbro“. Mineralbestand und Erscheinungsbild sprechen für einen Diorit, eine sichere Bestimmung und Unterscheidung von einem Gabbro ist aber erst nach mikroskopischer Ermittlung des Anorthitanteils im Plagioklas möglich.

Abb. 75: Mittelkörniger Plutonit (Diorit?) aus transparentem bis trübem Plagioklas und schwarzem Amphibol sowie etwas Erz. Eine Epidotader durchzieht den oberen Teil der Probe.
Abb. 76: Nahaufnahme unter Wasser. Aus der Masse aus grauem Plagioklas und schwarzem Amphibol stechen einige weiße Feldspäte hervor, bei denen es sich ebenfalls um Plagioklas handelt. Alkalifeldspat und Quarz wurden nicht beobachtet.

3.6. Umgebung von Karlstorp („Kolsjön-Vulkanite“)

Das Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1985) weist mehrere Gebiete mit sauren Ignimbriten aus, so auch westlich von Karlstorp und NW vom See Linden (gelbe und gestrichelte Signatur in Abb. 35). Den Vulkaniten ist ihre ignimbritische Entstehung in der Regel aber nicht anzusehen, weil ihnen das eutaxitische Gefüge fehlt. Man findet Übergänge von pyroklastischen Brekzien mit scharfkantigen Vulkanoklasten (ähnlich Abb. 38) zu fluidal-brekziösen Vulkaniten mit undeutlich konturierten, teils ausgelängt erscheinenden Vulkanoklasten und schließlich fluidal-schlierigen („eutaxitischen“) Vulkaniten.

Die Texturen dieser Vulkanite lassen sich mitunter schwer deuten. Kantige Vulkanit-Fragmente können aus dem gleichen Magma stammen und innerhalb eines Lavaflusses brekziiert worden sein. Vulkanite mit runden und kantigen Vulkanoklasten werden von NORDENSKJÖLD 1893: 81 als „Eutaxitbreccien“, die fluidalen Vulkanite vom Kolsjön in älterer Literatur als „Eutaxite“ bezeichnet. Eutaxit ist ein Begriff aus der Frühzeit der Vulkanologie (FRITSCH & REISS 1868) für Vulkanite mit einer lagig-schlierigen, gefleckten oder einer Fließtextur. Dabei kann es sich um Vulkanoklasten handeln, die zum Zeitpunkt der Entstehung noch verformbar waren. Unterschiedliche Tönungen der Grundmasse können aber auch auf schwankende Anteile von umgewandeltem Gesteinsglas zurückführen sein (WIMMENAUER 1985:175). Die Veränderung primärer vulkanischer Texturen wie Sphärolithe, Perlite, Lithophysen oder eutaxitischem Gefüge durch Entglasung und/oder leichte metamorphe Überprägung führt oftmals zu einer durchgreifenden Veränderung von Gefüge, Textur und Mineralbestand, sogar zu einer Segregation und Neubildung von Mineralen. Die Bezeichnung „Eutaxit“ ist daher wenig spezifisch, zudem veraltet, und sollte nicht mehr verwendet werden. Gebräuchlich – und nicht damit zu verwechseln – ist nur noch der Begriff „eutaxitisches Gefüge“ als spezifisches Merkmal einiger Ignimbrite.

Der Leitwert dieser fluidalen, in der Geschiebeliteratur als „Kolsjön-Vulkanite“ bezeichneten Gesteine (ZANDSTRA 1988:310, HESEMANN 1975:200-201) sowie des grauen Lapillituffs von Gåskullen bei Vimmerby dürfte zweifelhaft sein. Die große Wechselhaftigkeit der Vulkanite auf kleinstem Raum erschwert das Herausstellen von „Normaltypen“. Eine weitere Zusammenstellung von Proben der Kolsjön-Vulkanite, u. a. eines durch Mn-haltigen Epidot violett gefärbten Porphyrs, findet sich auf skan-kristallin.

Abb. 77: Aufschluss am Straßenabzweig zur Badestelle am Kolsjön.
Abb. 78: Im dm-Maßstab sind farbliche Übergänge innerhalb der Grundmasse erkennbar. Der dichte Vulkanit enthält kleine weiße Feldspat-Einsprenglinge und teils kantige, teils unscharf begrenzte dunklere Vulkanoklasten. Bildbreite etwa 30 cm.
Abb. 79: Handstück mit angewitterter Oberfläche aus dem gleichen Aufschluss, nass fotografiert (S195; 57.52114, 15.52706).

Die Ränder der teils kantigen dunkelbraunen Fragmente grenzen sich undeutlich von der Grundmasse ab. Es dürfte sich um bereits erstarrte, von der heißen Lava aufgenommene und randlich angeschmolzene Vulkanoklasten handeln. Ob die kleineren runden und dunklen Flecken den gleichen Ursprung besitzen, ist unklar. Dies könnten auch Relikte primärer vulkanischer, z. B. sphärolithischer Texturen sein.

Abb. 80: Vulkanit vom Kolsjön, 100 m hinter dem Abzweig zur Badestelle (S30; 57.521111, 15.527019, T. Langmann leg.), Aufnahme unter Wasser.

Hellbrauner Vulkanit mit weißen Feldspat-Einsprenglingen, überwiegend von scharfer Kontur, sowie runden bis kantigen und klaren Quarzkörnern. Wenige dunkelbraune und locker im Gestein verteilte Flecken gehen ohne deutliche Begrenzung in die Grundmasse über. Oben rechts ein weitgehend assimilierter Vukanoklast mit abweichender Zusammensetzung.

Abb. 81: Nahaufnahme.

Nach NORDENSKJÖLD 1893:86 treten in den Vulkaniten vom Kolsjön sphärolithische, perlitische oder lithophysenartige Bildungen auf. Die Perlitstruktur soll teilweise auch makroskopisch wahrnehmbar sein (ebenda S. 102f). Nach PERSSON 1973 könnten die dunklen Flecken als Sphärolithe und runde Quarzaggregate weniger als Einsprenglinge, sondern als entglaste Perlite oder Lithophysen anzusehen sein. Entsprechend nachweisen lässt sich dies erst durch dünnschliffmikroskopische Untersuchungen. HESEMANN 1975:200 bezeichnet das Gestein „Perlitischer und sphärolithischer Ignimbrit von Kolsjön-Kulla“ und nennt ebenfalls primäre vulkanische Texturen, die mit bloßem Auge erkennbar sein sollen. An Hand der vorliegenden und hier gezeigten Proben lässt sich dies allerdings nicht bestätigen. Weitere Bilder von dieser Fundstelle auf strand-und-steine.de.

Abb. 82: Badestelle am Kolsjön.

Im Vulkanitgebiet östlich von Karlstorp (Ignimbrit-Signatur in Abb. 35) treten Lapillituffe und brekziöse bis fluidale Vulkanite sowie hälleflintartige Vulkanite mit wenigen Einsprenglingen auf.

Abb. 83: Straßenaufschluss, etwa 2 km östlich von Karlstorp (S191; 57.51109, 15.54663).
Abb. 84: Rotbrauner, teils brekziöser, teils fluidaler Vulkanit. Angewitterte Seite eines losen Steins, nass fotografiert. Breite 14 cm.
Abb. 85: Gleicher Stein, Aufnahme einer polierten Schnittfläche unter Wasser; unten links ein runder Vulkanoklast, der wiederum kantige Bruchstücke von Vulkaniten enthält.
Abb. 86: Nahaufnahme.

Dieser Vulkanit dürfte unter turbulenten Bedingungen und hohen Temperaturen in einem pyroklastischen Strom abgelagert worden sein: einige der runden bis länglichen Vulkanoklasten sind mit der Matrix verschweißt, andere weisen scharfe Kanten auf. In der Grundmasse sind Ansätze eines eutaxitischen Gefüges erkennbar (Fiamme), das aber keiner Vorzugsrichtung zu folgen scheint. Alle Deformationen dürften primär vulkanisch sein, da die Vulkanite dieses Gebietes kaum oder nur geringfügig tektonisch überprägt wurden.

Abb. 87: Fleckiger und hell- bis dunkelbrauner Vulkanit (S191) mit wenigen, teils klar, teils unscharf konturierten Bruchstücken.
Abb. 88: Wenig weiter östlich steht ein schlieriger brauner Lapillituff mit verschiedenfarbigen Vulkanoklasten an (S192; 57.51218, 15.54955).
Abb. 89: Lapillituff vom See Kolsjön, ähnlich dem Gestein in Silverdalen (Abb. 39); Handstück in der Sammlung der BGR in Berlin („gekauft von Dr. F. Krantz/Bonn“).
Abb. 90: Ein ganz anderer Vulkanit-Typ aus dem gleichen Gebiet, ein grünlichgrauer Porphyr mit weißen Plagioklas-Einsprenglingen, ähnlich dem Lönneberga-Typ. Aufnahme unter Wasser (S193; 57.51237, 15.55107).
Abb. 91: In der Vergrößerung der Nahaufnahme ist diagonal zur Klüftung eine feine fluidale Textur erkennbar, ähnlich der Fiamme des eutaxitischen Gefüges.
Abb. 92: Aufschluss am Weg zwischen Kulltorp und Kulla, Bildbreite 35 cm. Hellbrauner, teils grünlicher Porphyr mit weißen Feldspat- (Alkalifeldspat erkannt), runden und farblosen Quarz-Einsprenglingen sowie einzelnen braunen bis rotbraunen Lapilli (S194; 57.51811, 15.55337).
Abb. 93: Der Vulkanit wird scharf von einem Diabas-Gang durchschnitten; Bildbreite ca. 40 cm.
Abb. 94: Probe aus dem Aufschluss, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 95: Nahaufnahme.

Auch im Gebiet NW des Linden, aus dem die folgenden Proben stammen, stehen laut geologischem Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1985) großflächig Ignimbrite an (Abb. 35). Aber in keinem der braunen, überwiegend aber grünlichen und einsprenglingsreichen, dem Lönneberga-Typ ähnlichen Vulkanite, ist eutaxitisches Gefüge erkennbar.

Abb. 96: Stark geklüfteter Vulkanit, ähnlich den Gesteinen vom Kolsjön, mit einem dunkelgrauen Vulkanoklast und undeutlich begrenzten Partien mit bläulichem Quarz. Aufnahme unter Wasser (S196; 57.53554, 15.55710).
Abb. 97: Alterierter Vulkanit mit wenigen größeren und weißen (Plagioklas-), ansonsten zahlreichen kleineren und stark vergrünten Einsprenglingen durchsetzt; grüne Grundmasse mit orangebraunen Partien (S197: 57.53519, 15.59475).

Ausgedehnte Straßenaufschlüsse an der Lokalität Rubborna (S198; 57.53444, 15.59532) lieferten Proben grüner und brauner, teils gebänderter Vulkanite (Tuffe und Lapillituffe). Quarzeinsprenglinge waren in keiner der Proben erkennbar. Einige Vulkanite entsprechen dem Lönneberga-Typ, vgl. Abb. 6-7 im Artikel Lönneberga-Porphyr.

Abb. 98: Hell- bis dunkelgrüner, teils rötlichbrauner Tuff, Aufnahme unter Wasser (S198c).
Abb. 99: Nahaufnahme. Die Tuffmatrix wurde offenbar weitgehend epidotisiert bzw. chloritisiert.

Bemerkenswert ist der Fund eines Vulkanits mit runden Vulkanoklasten vom Lönneberga-Typ. Die Vulkanoklasten enthalten mehr Feldspat-Einsprenglinge als die hellgrüne, teils rotbraune Grundmasse, dürften aber eine ähnliche Zusammensetzung besitzen und aus dem gleichen Magma stammen.

Abb. 100: Lapillituff mit runden Vulkanoklasten (Lönneberga-Typ), Aufnahme unter Wasser (S198b, Rubborna)
Abb. 101: Nahaufnahme; die Ränder der Vulkanoklasten grenzen sich nur unscharf von der Matrix ab. Ihre Abrundung könnte im noch schmelzflüssigen Zustand erfolgt sein.
Abb. 102: Blick über die leicht hügelige Landschaft bei Eksjö.

4. Literatur

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ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

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kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Småland-Vulkanite

Abb. 1: In der leicht hügeligen Landschaft Smålands, hier in der Nähe von Eksjö, bilden Vulkanite oft Kuppen und die leichter verwitterbaren Granite die Tallagen.

Småland ist eines der Hauptliefergebiete von Gesteinen, die als Geschiebe in den glazialen Ablagerungen Norddeutschlands gefunden werden. Dieser Artikel skizziert den geologischen Rahmen der Småland-Vulkanite, gefolgt von einigen Anmerkungen zu den Leitgeschieben. In der Hauptsache geht es hier aber um einen allgemeinen Einblick in die petrographische Vielfalt der Gesteine. Ausgewählte Lokalitäten in Småland und Östergötland werden an Hand von Anstehendproben und Geländebildern in Form eines Exkursionsberichtes vorgestellt. Hin und wieder lohnt sich auch ein Blick auf die benachbarten Granitoide und basischen Plutonite des TIB.

Abb. 2: Emarp-Porphyr, rotbrauner Småland-Porphyr mit Blauquarz. Anstehendprobe nahe der Bahnstation Emarp im mittleren Småland, Aufnahme unter Wasser (S27; 57.602397, 15.654842).
  1. Geologischer Rahmen
    1.1. Petrographie
    1.2. Leitgeschiebe
  2. Exkursionsbericht, 1. Teil
  3. Exkursionsbericht, 2. Teil
  4. Literatur

1. Geologischer Rahmen

Die Småland-Vulkanite sind Teil des Transskandinavischen Magmatitgürtels (TIB), einer geologischen Großeinheit innerhalb des Baltischen Schildes, die überwiegend aus Granitoiden und sauren Vulkaniten, untergeordnet aus basischen oder intermediären Gesteinen aufgebaut ist. Der TIB repräsentiert einen tief abgetragenen Sockel eines etwa 1,8-1,7 Milliarden Jahre alten Gebirges. Dieser Gebirgssockel nimmt ein großes, weit über Småland hinausreichendes Gebiet ein. So gehören u. a. auch die Värmland-Granitoide, die Vulkanite und Granitoide in Dalarna, der Rätan- und Revsund-Batholith zum TIB (HÖGDAHL et al 2004).

Abb. 3: Der Transskandinavische Magmatitgürtel, Grafik aus kristallin.de. Die Gesteine des TIB besitzen eine rote Signatur. Der Kasten markiert den Kartenausschnitt in Abb. 4.

Das Verbreitungsgebiet der Småland-Vulkanite beschränkt sich im Wesentlichen auf die geographischen Grenzen von Småland, den südlichsten Teil von Östergötland sowie kleinere isolierte Vorkommen weiter nördlich. Die Vulkanite bilden kleinere „Inseln“ in den weitläufigen Batholithen aus Plutoniten des TIB und sind als Relikte ehemals ausgedehnter Vorkommen anzusehen, die sich nach ihrer Ablagerung in Verwerfungen und Absenkungen vor der Abtragung bewahren konnten. Die Absenkung und Verkippung der Vulkanite in ihre heutige steile Lagerung erfolgte u.a. durch das zeitgleiche oder unmittelbar nachfolgende Aufdringen von Graniten. Diese Intrusionen führten lokal zu einer hydrothermalen Veränderung, Überprägung durch Kontaktmetamorphose und im Kontaktbereich vielleicht sogar zu einer Faltung der Vulkanite.

Abb. 4: Verbreitungsgebiet der Småland-Vulkanite (gelb) innerhalb der rot markierten TIB-Granitoide. Die Zahlen markieren die Herkunftsgebiete der als Leitgeschiebe geeigneten Vulkanite. Karte verändert nach www.sgu.se.

Der Geologe Otto Nordenskjöld (NORDENSKJÖLD 1893) unterscheidet vier „Vulkanitgürtel“, die etwa W-E oder NW-SE-verlaufenden tektonischen Schwächezonen folgen: das Sjögelö-Gebiet (A in Abb. 4), das Gebiet von Vetlanda-Oskarshamn (B), Laangemaala (heute Långemåla, Nr. C) und Lenhovda (D). Darüber hinaus existieren zahlreiche kleinere und mehr oder weniger isolierte Vorkommen bis in das Gebiet von Linköping (s. Exkursionspunkt 2.14. Väderstad-Konglomerat).

1.1. Petrographie

Unter den Småland-Vulkaniten überwiegen Rhyolithe, also SiO2-reiche, sog. „saure“ Gesteine. Intermediäre (Dacite bis Andesite) und basische Vulkanite (Basalte) kommen nur untergeordnet vor. Sie alle bilden das effusive Gegenstück zu den Plutoniten (Granite, Gabbros, Diorite etc.) und entstanden zeitgleich mit ihnen oder etwas früher. Datierungen im Gebiet von Växjö ergaben Gesteinsalter von 1.800-1.780 Ma (WIKMAN 2000). Nach HÖGDAHL et al 2004 gehören fast alle Småland-Vulkanite zum TIB-1 (1.76–1.81 Ga).

Abb. 5: Aufschluss eines Småland-Vulkanits (Hälleflinta) auf dem Campingplatz in Växjö. Parallele, aber nicht lotrecht kreuzende Kluftlinien sind häufig zu beobachten und finden sich im kleinen Maßstab auch an Geschieben wieder.

Im Gelände lässt sich eine große petrographische Vielfalt beobachten, praktisch die gesamte Bandbreite der vulkanischen Abfolge ist vertreten: Aschentuffe, Lapillituffe und Agglomerate; pyroklastische Ablagerungen aus explosiver vulkanischer Tätigkeit, darunter Ignimbrite; Vulkanite mit sphärolithischer oder perlitischer Textur, Tuffe mit akkretionären Lapilli („vulkanische Pisolithe“), untergeordnet sogar Konglomerate. Hinzu kommen Subvulkanite und Gangporphyre (composite dykes) bis Granitporphyre.

Ein Teil der feinkörnigen Småland-Rhyolithe sind Ignimbrite, was wenig verwundert, da saure bis intermediäre Magmen zu explosiven Ausbrüchen neigen. Die Ablagerung von Ignimbriten ist eng an die Entleerung einer Magmenkammer, ihren nachfolgenden Kollaps und die Bildung einer Caldera geknüpft (SCHMINCKE 2010). Das Caldera-Modell könnte auch eine Erklärung für die verwickelten Beziehungen zwischen Vulkaniten und den weit verbreiteten Gangporphyren als Bestandteil von ring dykes und cone sheets bieten. Calderen wurden bisher allerdings nicht nachgewiesen und dürften bestenfalls in Relikten erhalten sein.

Abb. 6: Einsprenglingsarme Vulkanite („Småland-Hälleflinta“), Nahgeschiebe in der Kiesgrube Skoretorp bei Oskarshamn, Bildbreite 30 cm (S92; 57.20846, 16.38353).
Abb. 7: Fluidaler Metavulkanit (S92) mit zerknackten Feldspat-Einsprenglingen, Nahgeschiebe aus der gleichen Grube, Aufnahme unter Wasser.

Nach ihrer Ablagerung unterlagen die Smaland-Vulkanite mehrfachen Veränderungen. Dazu gehören Entglasungsvorgänge. Entglasung bezeichnet die Umwandlung von amorphem Gesteinsglas in kristalline Grundmasse, ein Vorgang, der nach spätestens 300 Millionen Jahren abgeschlossen ist. Diese Kristallisation kann mit einem Weiterwachsen von bereits vorhandenen Kristallen oder Einsprenglingen einhergehen.

Hinzu kommen regional unterschiedliche, maximal grünschieferfazielle Grade einer metamorphen Überprägung, erkennbar an einem gerichteten Mineralgefüge, zerdrückten Mineralen (Kataklase), Sprüngen und der Neubildung von Mineralen wie Chlorit oder Serizit (feinkörniger Hellglimmer). Umwandlungen der Vulkanite erfolgten auch lokal im Kontaktbereich aufdringender TIB-Granite durch Kontaktmetamorphose (z. B. Vergröberung der Korngröße durch Umkristallisation), durch lokale Faltung im unmittelbaren Kontaktbereich oder Konvektion von Fluiden im weiteren Umfeld des aufsteigenden Plutons. Solche Vorgänge erklären die teilweise breiten Übergangszonen und verwischten Grenzen zwischen Porphyren, Graniten und Apliten. Bekannt sind auch Granitgänge in den Porphyren sowie Zonen mit Eruptivbrekzien von Granit in Porphyr (PERSSON 1973).

Entglasung und Metamorphose verwischen die primären vulkanischen Texturen, was eine Deutung gegenwärtiger Gefügemerkmale erschwert bzw. unmöglich macht, sogar im Falle mikroskopischer Untersuchungen. So lassen sich in vielen Småland-Vulkaniten fluidale Texturen beobachten, die primär vulkanisch, als Folge von Entglasung oder durch regionale oder lokale Metamorphose entstanden sein können (z. B. Abb. 7). Nur im Ausnahmefall finden sich z. B. Ignimbrite mit klar erkennbarem eutaxitischen Gefüge oder Vulkanite mit sphärolithischer Textur. Zur Interpretation primärer vulkanischer Gefüge wie welded ignimbrite structure, flow banding oder folded flow foliation in Småland-Metarhyolithen, siehe WIKMAN 2000:28-30. Entsprechende Deutungen mögen im anstehenden Gesteinsverband mit viel Sachkenntnis gelingen, an Geschieben sind sie mit großen Unsicherheiten verbunden.

In der Verteilung der Gesteinstypen lassen sich regionale Unterschiede feststellen. Hälleflintartige Vulkanite sind besonders zahlreich im südlichsten der vier Vulkanitgürtel zu finden, Porphyre mit Blauquarz allgemein weit verbreitet. Gangporphyre scheinen bevorzugt im mittleren und östlichen Småland aufzutreten, einsprenglingsreiche Porphyre und Granitporphyre im nördlichen Småland und braune Lapillituffe im Gebiet um Lönneberga. Solche lokalen Besonderheiten sind noch kein hinreichendes Kriterium für die Herausstellung eines Gesteinstyps als Leitgeschiebe. Dafür bedarf es weiterer charakteristischer und lokal spezifischer Merkmale. Diese lassen sich nur schwer herausstellen, weil die Vulkanite einerseits zu einem uniformen Erscheinungsbild und einer Armut an Merkmalen über weite Gebiete hinweg, andererseits zu einer großen Wechselhaftigkeit auf engem Raum neigen. Ganz ähnliche Gesteine treten zudem in verschiedenen und weit voneinander entfernten Gebieten auf. Der schwedische Geologe Otto Nordenskjöld bemerkt: „Nur wenige Typen zeigen über grössere Gebiete konstantes Aussehen, aber die meisten Varietäten gehen in einander allmählig über …“ (NORDENKJÖLD 1893:107).

1.2. Leitgeschiebe

Nach derzeitigem Kenntnisstand kommen nur wenige Vertreter unter den Småland-Vulkaniten als Leitgeschiebe in Frage. Ihre Beschreibung erfolgt in gesonderten Artikeln. Abb. 4 ist zu entnehmen, dass ihre Herkunftsgebiete ganz überwiegend in zwei Gebieten liegen: der weiteren Umgebung von Lönneberga und dem Vulkanitgebiet von Långemåla, westlich von Påskallavik.

Einige dieser Bezeichnungen gehen auf NORDENKJÖLD 1893 zurück, der die Småland-Vulkanite am Ende des vorletzten Jahrhunderts mikroskopisch untersuchte und nach der Beschaffenheit der Grundmasse einteilte in Porphyre vom Påskallavik, Sjögelö-, Emarp-, Lönneberga-, Nymåla- und Högsrum-Typ. Seine Beschreibungen unterscheiden sich teilweise deutlich von denen der Geschiebekunde, die den Gesteinen lokal spezifische makroskopische Gefügemerkmale zum Zwecke der Herkunftsbestimmung von Geschieben zu Grunde legt.

In der Geschiebeliteratur werden weitere Vulkanit-Typen aufgeführt (HESEMANN 1975 und ZANDSTRA 1988, 1999). Die verwendeten Lokalnamen suggerieren ihre Eignung als Leitgeschiebe, die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit dieser Vulkanite ist aber weder belegt, noch wurde sie offenbar jemals ernsthaft überprüft. Vielmehr scheinen die genannten Autoren Teile von Nordenskjölds Beschreibungen lediglich übernommen zu haben. Vorbehaltlich weiterer Untersuchungen im Gelände gilt dies für folgende Geschiebetypen: Fagerhult-Kristalltuff, Götsjögle-Hälleflinta, Eoandesit von Karlstorp, Ignimbrite von Ekelid, Gökhult, Kolsjön-Kulla und Gåskullen, Agglomeratlava von Småland, „Kristallsäulen-Syenitporphyr“ und Funghult-Granitporphyr.

Ein Teil der Geschiebefunde aus den glazialen Ablagerungen lässt sich an Hand allgemeiner Merkmale wohl grob einer smaländischen Herkunft, bis auf wenige Ausnahmen aber keinem näheren Herkunftsgebiet zuordnen. Den vielfältigen Erscheinungsformen der Smaland-Vulkanit-Geschiebe ist ein weiterer Beitrag gewidmet.

2. Exkursionsbericht

Die folgenden Kapitel vermitteln einen Eindruck von der petrographischen Vielfalt der Smaland-Vulkanite. Trotz einer Vielzahl gesammelter Proben, von denen nur eine Auswahl gezeigt wird, sind auf der Übersichtskarte aller Probenpunkte (Abb. 8) „weiße Flecken“ – unbeprobte Gebiete – erkennbar. Der zusätzliche Abgleich mit Anstehendproben mehrerer Vergleichssammlungen und Datenbanken im Internet (vor allem skan-kristallin.de) offenbart, dass angesichts der Größe des Gebietes unsere Kenntnis der Småland-Vulkanite wohl stets lückenhaft bleiben muss.

Abb. 8: Kartenskizze aller Fundpunkte. Probenummer und Koordinaten finden sich im Text unter den jeweiligen Proben in der Form (S44; 57.10998, 15.21005). Karte verändert nach www.sgu.se.

2.1. Småland-Metavulkanite (Hälleflinta)
2.2. Gebiet zwischen Åseda und Braås
2.3. Vulkanite aus Ost-Småland
2.4. Småland-Gangporphyre – Straßenaufschluss bei Påskallavik
2.5. Funghult-Granitporphyr
2.6. Schlucht von Skurugata
2.7. Metavulkanit von Hörnebo
2.8. Asaryd (Mega-Xenolith)
2.9. Nässja: saure und basische TIB-Vulkanite
2.10. Malmbäck-Formation

2.1. Småland-Metavulkanite (Hälleflinta)

Der häufigste und ein weit verbreiteter Gesteinstyp sind dichte und einsprenglingsarme Rhyolithe, die sich durch große Härte und Zähigkeit und einen feuersteinartig splittrigen Bruch auszeichnen. Sie können zusammenfassend als Hälleflinta, alternativ und petrographisch korrekt als „Småland-Metarhyolith“ bezeichnet werden. Ausgangsgesteine sind Aschentuffe, Lapillituffe, aber auch Produkte eines explosiven Vulkanismus, z. B. Ignimbrite. Vertreter der rotbraunen, braunen und grauen Metavulkanite finden sich in zahllosen Aufschlüssen, z. B. auch in Ost-Småland, im Vulkanitgürtel westlich von Oskarshamn. In einer Kiesgrube bei Skoretorp bilden sie den größten Anteil unter den Nahgeschieben (s. Abb. 6-7 und Artikel Granite in Ost-Småland). Untergeordnete Begleiter der Hälleflinta sind stärker rekristallisierte und deutlich körnige Metavulkanite, die den mittelschwedischen Leptiten ähneln (zur Namensgebung s. Artikel Hälleflinta und Leptit, vgl. Exkursionspunkt 2.12. Kisa).

Abb. 9-10 zeigt eine Småland-Hälleflinta aus einem Aufschluss an der Straße von Ruda nach Öjemåla (Nr. 2737 in Abb. 8, keine Koordinate). Das Gestein zeigt einen seidigen Glanz auf der Foliationsebene, was auf metamorph entstandene Glimmerminerale (Serizit) hinweist. Auf der Bruchfläche ist stellenweise eine Augentextur erkennbar, die Nahaufnahme zeigt längliche Partien aus Blauquarz.

Abb. 9: Småland-Hälleflinta, trockene Bruchfläche. Aufschluss an der Straße von Ruda nach Öjemala, leg. D. Andres.
Abb. 10: Gleiche Probe, Nahaufnahme unter Wasser.

Im Raum Växjö finden sich graubraune und einsprenglingsarme Vulkanite, die auf angewitterten Oberflächen ein fluidales Gefüge zwischen heller Grundmasse und dunklen, kurz gewellten Schlieren (Fiamme) aufweisen. Nach WIKMAN 2000:21-22 handelt es sich um Ignimbrite.

Abb. 11: Vulkanit-Aufschluss östlich von Växjö (S117; 56.866362, 14.919828).
Abb. 12: Fluidaler Vulkanit mit heller Grundmasse und dunkler Fiamme, Bildbreite 15 cm.

Der Vulkanit in Abb. 13 ist durchgängig gebändert (keine kurzwellige Fiamme eines Ignimbrits). Die Streifung kann auf geschichtete Aschenlagen oder primäres Fließen innerhalb Lava (flow banding), die Faltung ebenso auf Fließbewegungen oder nachträgliche tektonische Einwirkung zurückzuführen sein. Genauere Aussagen sind mit makroskopischen Mitteln kaum möglich.

Abb. 13: Gestreifte Hälleflinta in einer Kiesgrube östlich von Silverdalen (S199; 57.53211, 15.78916), Bildbreite 30 cm.

Die hälleflintartigen Småland-Metarhyolithe enthalten oft nur wenige und mm-große Feldspat-Einsprenglinge. In der nächsten Probe ist zusätzlich viel Blauquarz erkennbar („Blauquarzhälleflinta“). Der Aufschluss des rotbraunen Metarhyoliths wird von Diabasgängen durchzogen. Der Diabas besitzt intrusiven Charakter, erkennbar an den „gefritteten“ Kontakten zum Rhyolith und reichlich Ausscheidungen von hellgrünem Epidot. Zur rechten Seite geht der Metarhyolith ohne scharfe Begrenzung in ein feinkörniges granitoides Gestein über.

Abb. 14: Steil einfallender Metavulkanit („Blauquarzhälleflinta“), durchzogen von drei dunklen Diabasgängen von jeweils etwa 30 cm Breite (S94; Straßenaufschluss bei Fliseryd; 57.13716, 16.28858).
Abb. 15: Frische Bruchfläche der „Blauquarzhälleflinta“, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 16: Nahaufnahme. Die gelblichen und undeutlich konturierten Feldspat-Einsprenglinge heben sich nur undeutlich von der Grundmasse ab. Kleine Flasern mit dunklen Mineralen zeigen die Richtung der metamorphen Überprägung an.

Die fluidalen oder schlierigen Texturen in den Vulkaniten folgen meist einer Vorzugsrichtung. Abb. 17 zeigt einen braunen Vulkanit mit Blauquarz-Schlieren ohne Orientierung (Steinbruch bei Herrelida; S124, 57.226803, 14.903750). Ganz in der Nähe, direkt neben der Straße und in einem dichten Tannenwald (57.226803, 14.903750), soll auch ein Konglomerat anstehen (WIKMAN 2000:32). Zum Zeitpunkt des Besuchs (2017) war der Aufschluss weder zugänglich, noch auffindbar.

Abb. 17: Brauner Rhyolith mit Schlieren aus Blauquarz. Aufnahme unter Wasser (S124, Herrelida).

2.2. Gebiet zwischen Åseda und Braås

Südwestlich von Åseda, entlang der A23, bieten zahlreiche Straßenaufschlüsse Gelegenheit zur Beprobung. Es überwiegen einsprenglingsarme und dichte Vulkanite mit splittrigem Bruch und rotbrauner, brauner und hell- bis dunkelgrauer Farbe (Småland-Hälleflinta).

Abb. 18: Brauner Vulkanit (Hälleflinta) mit leicht fluidalem Gefüge und mäßig vielen weißen Feldspat-Einsprenglingen; Quarz-Einsprenglinge fehlen. Probe vom Idrottsplats in Braås (S45; Volvo-Zufahrt, etwa 57.05994, 15.03518), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 19: Dunkelgrauer Vulkanit mit fluidaler Textur auf der angewitterten Oberfläche (kein eutaxitisches Gefüge). Lesestein aus einem Straßenschotter, ca. 8 km N Braås.

Dunkelgraue, fast schwarze und Hälleflinta mit schwach fluidalem Gefüge und wenigen weißen Feldspat-Einsprenglingen wurde bisher nur im Gebiet nördlich von Växjö beobachtet.

In einem der Aufschlüsse an der A23 fand sich ein einsprenglingsreicher rotbrauner Quarzporphyr, ein in Småland weit verbreiteter Gesteinstyp. Blassrote Alkalifeldspat-Einsprenglinge überwiegen, untergeordnet sind hellgrüne Plagioklase erkennbar. In geringer Menge kommen farbloser Quarz und grünlich-schwarze Minerale vor.

Abb. 20: Einsprenglingsreicher Quarzporphyr, Aufnahme unter Wasser (S44; 57.10998, 15.21005).

Nur wenige Meter entfernt, aus dem gleichen Anschnitt, stammt ein dunkelgrauer Porphyr mit einer ganz anderen Zusammensetzung. Neben undeutlich konturierten Feldspäten (überwiegend Plagioklas) kommt auch Biotit und farbloser Quarz in größerer Menge als Einsprengling vor.

Abb. 21: Dunkelgrauer Porphyr (S44), Aufnahme unter Wasser.

2.3. Vulkanite aus Ost-Småland

Die folgenden Proben sind mäßig einsprenglingsreiche Småland-Quarzporphyre aus zwei Aufschlüssen an der Straße von Mönsterås nach Fliseryd (Nr. 2738, keine Koordinate). Das gerichtete Gefüge der Probe in Abb. 24-25 weist auf eine metamorphe Überprägung hin. Der Anteil dunkler Minerale bzw. mafischer Enklaven ist vergleichsweise hoch.

Abb. 22-27: Småland-Porphyre aus zwei Aufschlüssen an der Straße von Mönsterås nach Fliseryd, leg. D. Andres. Aufnahme unter Wasser.

2.4. Småland-Gangporphyre

Gangförmige Vorkommen von Porphyren (Gangporphyre) mit einer Mächtigkeit von einem Meter bis mehreren Zehnermetern treten in ganz Småland auf. In Ost-Småland ist die Zahl der Gänge besonders hoch. Die Gesteine dürften als Subvulkanite anzusehen sein und besitzen eine dichte bis feinkörnige Grundmasse mit vergleichsweise großen Feldspat-Einsprenglingen (1-2 cm). Einige Typen sind als Leitgeschiebe geeignet, z. B. Påskallavik– oder Sjögelö-Porphyr. Die meisten Gangporphyre weisen jedoch kaum lokal spezifische Merkmale auf.
Das erste Beispiel aus einem Straßenaufschluss bei Sibbetorp in der Nähe von Värlebo ist ein brauner Gangporphyr, der einen roten Granit durchschlägt. In der dicht erscheinenden Grundmasse liegen zahlreiche runde Blauquarze und hellbraune, meist gerundete und teilweise zerbrochene Alkalifeldspat-Einsprenglinge. Dunkle Minerale bilden kleine schwarzgrüne Ansammlungen, auch innerhalb größerer Feldspat-Einsprenglinge.

Abb. 28: Brauner Gangporphyr, Aufnahme einer frischen Bruchfläche unter Wasser (S106; Sibbetorp, 57.06629, 16.21282).

Straßenaufschluss bei Påskallavik

Ausgerechnet der in der Nähe der namensgebenden Ortschaft Påskallavik anstehende Gangporphyr weist nach geschiebekundlicher Auffassung nicht die erforderlichen Merkmale des Leitgeschiebes, des Påskallavik-Porphyrs, auf. Sehenswert ist der vergleichsweise frische und breite Aufschluss allemal. Ein Gang von etwa 10 m Breite durchschlägt den Vånevik-Granit. Der Kontakt zum Granit ist scharf und besteht aus einem feinkörnigen und einsprenglingsarmen Rhyolith, der allmählich in den Gangporphyr übergeht. Letzterer wurde auf 1.780 +/-3 Ma datiert (NILSSON & WIKMAN in LUNDQVIST 1997: 31-34).

Porphyrgänge, die an ihren Rändern von einem Gestein mit abweichender Zusammensetzung begleitet werden, sog. composite dykes, sind von vielen Lokalitäten in Småland bekannt, insbesondere vom Påskallavik-Porphyr. In der Regel flankiert ein basisches Gestein (Diabas) den sauren Gangporphyr. Dabei sind regelmäßig Phänomene magmatischer Interaktion (magma mingling und magma mixing) erkennbar: sowohl Feldspat- und Blauquarz-Xenokristalle aus dem Gangporphyr wurden in den Diabas eingetragen, als auch basische Xenolithe und Enklaven in den Gangporphyr (s. Anstehendproben Påskallavik-Porphyr). Ein saures Gestein als randlicher Begleiter, wie in diesem Aufschluss, ist die Ausnahme.

Abb. 29: Straßenaufschluss am Abzweig der E 22 auf die Straße 642 nach Påskallavik (S34; 57.17829, 16.44640). Bild: T. Langmann.
Abb. 30: Grenze zwischen braunem Gangporphyr (links) und Vånevik-Granit (rechts) mit etwa 30 cm breiter Randzone aus feinkörnigem Rhyolith in der Bildmitte. Bildbreite 2 Meter.
Abb. 31: Grenze zwischen feinkörnigem Rhyolith und Vånevik-Granit, Bildbreite etwa 20 cm.
Abb. 32: Abschlag aus diesem Grenzbereich. Der braune Rhyolith enthält wenige weiße Feldspat-Einsprenglinge und Schlieren mit dunklen Mineralen.
Abb. 33: Angewitterte Oberfläche des braunen Gangporphyrs, angefeuchtet. Bildbreite 23 cm.

Der Gangporphyr enthält zahlreiche weiße bis blassrote Einsprenglinge von Alkalifeldspat (10-15 mm), einige linsenförmige Blauquarzaggregate und etwas grünen, teils stark alterierten Plagioklas. Flaserige Partien mit mehr dunklen Mineralen sowie einige zerbrochene Alkalifeldspat-Einsprenglinge sind ein Hinweis auf eine leichte tektonische Deformation des Gesteins, ebenso das gerichtete Gefüge von Rhyolith und Granit und zuckerkörniger Quarz im Vånevik-Granit (Abb. 32).

Abb. 34: Probe des Gangporphyrs, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 35: Nahaufnahme.

Für einen Påskallavik-Porphyr im geschiebekundlichen Sinne fehlen die rundlichen Alkalifeldspat-Einsprenglinge mit den dunklen Kernen (vgl. Beschreibung).

Ein Beispiel für einen Gangporphyr aus dem westlichen Småland ist der folgende Geschiebefund, ein Nahgeschiebe aus einem Aufschluss bei Bäckseda, südlich von Vetlanda (S63; 57.380948, 15.085713).

Abb. 36: Småland-Gangporphyr mit körniger Grundmasse, zerknackten Alkalifeldspat- und grauen Quarz-Einsprenglingen.

2.5. Funghult-Granitporphyr (Möeryd-Porphyrgranit)

Im Sjögelö-Gebiet, dem nördlichsten der vier großen „Vulkanitgürtel“ in Småland, treten neben Gangporphyren auch Gänge und kleinere Massive von Porphyren mit körniger Grundmasse auf (Granitporphyre). Ein Beispiel ist der rötliche Funghult-Granitporphyr aus der Umgebung von Mariannelund. Er ähnelt dem Emarp-Typ von Hamphorva, besitzt aber eine feinkörnige Grundmasse und enthält nur undeutlich begrenzte Einsprenglinge (NORDENSKJÖLD 1893:32). Bläulicher oder gelblicher Quarz kommt in geringer Menge vor, kann aber auch fehlen. Vergleichbare Gesteine sind wohl weit verbreitet und nicht als Leitgeschiebe geeignet (vgl. auch Möeryd-Granit in HESEMANN 1975:39 und Möeryd-Mikrogranit in ZANDSTRA 1988:299).

Abb. 37: Funghult-Granitporphyr mit rötlich-brauner und körniger Grundmasse. Anstehendprobe, Aufnahme einer frischen Bruchfläche unter Wasser (A3; 57.588433, 15.464806; T. Langmann leg.).
Abb. 38: Nahaufnahme.

Weitere Proben auf skan-kristallin.de zeigen Småland-Granitporphyre mit brauner oder grauer Grundmasse. Die Größe der Einsprenglinge (weißer, gelblicher bis blassroter Alkalifeldspat und Plagioklas) variiert zwischen 3-20 mm. Neben Biotit kommt Hornblende als dunkles Mineral vor, mitunter recht viel davon. Bläulicher Quarz ist bisweilen in geringerer Menge enthalten und unauffällig.

2.6. Schlucht von Skurugata

Die Schlucht von Skurugata, wenige Kilometer NE von Eksjö, ist bis 50 m tief und auf einem Wanderweg auf etwa 1 km Länge begehbar. An ihrem Ausgang kann man den 337 m hohen Skuruhatt besteigen. Die Lage der Schlucht an einer größeren Störung und eine Ausräumung von Gesteinsmaterial am Ende der letzten Inlandvereisung werden als Ursache ihrer Entstehung angesehen. Möglicherweise spielt auch nachfolgender isostatischer Ausgleich eine Rolle. In diesem Falle handelt es sich eher um einen Canyon als um eine Schlucht. Die TIB-Vulkanite in diesem Gebiet sind hälleflintartige Vulkanite, Quarzporphyre, aplitähnliche Gesteine sowie ein Gangporphyr.

Abb. 39: Blick in die Skurugata-Schlucht (S20, 57.70088, 15.08788). Das weitständige und orthogonale Kluftmuster innerhalb der TIB-Vulkanite dürfte während der Abkühlung entstanden, einzelne quer verlaufende Scherklüfte auf Bruchtektonik zurückzuführen sein.
Abb. 40: Häufig findet man einen Quarzporphyr mit hellroter Verwitterungsrinde und wenigen kleinen Feldspat- und Blauquarz-Einsprenglingen.
Abb. 41: Nahaufnahme. Die inhomogen-schlierige Grundmasse ist stellenweise feinkörnig, nicht dicht. Feldspat bildet weiße bis rötliche sowie wenige grünliche Einsprenglinge. Neben einigen Blauquarz-Körnern sind auch kleinere und farblose Quarze erkennbar. Dunkle Minerale (Biotit und stengeliger Amphibol) kommen in geringer Menge vor.

In der Skurugata-Schlucht treten Quarz-Feldspat-Gesteine mit deutlich körniger Grundmasse („Mikrogranite“) auf. Die Grundmasse ist aplitähnlich, aber nicht vollständig gleichkörnig. Zudem sind einige weiße Feldspat-Einsprenglinge erkennbar. Die Quarzkörner der Grundmasse bilden kleine Ansammlungen und Gruppen, der rote Feldspat weniger. Es dürfte sich kaum um einen „echten“ Aplit, sondern einen umkristallisierten Vulkanit handeln.

Abb. 42: Rhyolith mit körniger Grundmasse, Aufnahme einer Schnittfläche unter Wasser.
Abb. 43: Verbreitet sind auch rotbraune und schlierige Vulkanite (Hälleflinta) mit wenigen Feldspat-Einsprenglingen.

In der Skurugata-Schlucht steht ein Gangporphyr mit körniger Grundmasse und großen Alkalifeldspat-Einsprenglingen an (nicht verzeichnet auf dem geologischen Kartenblatt Vetlanda NV, PERSSON 1985).

Abb. 44: Skurugata-Gangporphyr, polierte Schnittfläche (T. Langmann leg.).
Abb. 45: Am Ende des Wanderweges durch die Schlucht beginnt der Aufstieg zum Skuruhatt. Die Erhebung besteht aus hälleflintartigen Vulkaniten.
Abb. 46: Überlagerungen eng- und weitständiger Klüfte im Rhyolith auf dem Top des Skuruhatts, wahrscheinlich durch Verwitterung herauspräpariert. Bildbreite 1 m.

Ein einsprenglingsreicher Quarzporphyr vom Hang des Skuruhatt (genauer Fundort unbekannt) unterscheidet sich von den bisher gezeigten Vulkaniten. Beobachtungen an Nahgeschieben ergaben, dass der Gesteinstyp bevorzugt in NW-Småland auftritt, weiter südlich und östlich fehlt er weitgehend.

Abb. 47: Einsprenglingsreicher Quarzporhyr vom Skuruhatt, E. Figaj leg., Aufnahme unter Wasser.

2.7. Metavulkanit von Hörnebo

In den „Dachschiefergruben“ bei Hörnebo wurde bis zum Aufkommen keramischer Dachziegel am Ende des 19. Jahrhunderts ein Metavulkanit abgebaut. Die Gruben sind als Industriedenkmal ausgewiesen, Hinweistafeln informieren über ihre Geschichte (S56, S123; 57.236087, 14.854060). Das Gestein lässt sich sehr dünnplattig spalten, ist aber kein Schiefer im petrographischen Sinne, sondern ein stark foliierter Vulkanit. Nach mikroskopischen Untersuchungen handelt es sich um einen Ignimbrit (SHAIK et al 1989). Wahrscheinlich begünstigten tonhaltige Partien die Foliation des Gesteins an einer lokalen Störungszone. PERSSON & WIKMAN 1997: 50-56 beschreiben aus dem gleichen Vulkanitgebiet auch nicht foliierte Ignimbrite.

Abb. 48: Dachschiefergrube Hörnebo.
Abb. 49: Haldenmaterial aus blassroten und grünen, seltener hellgrauen oder ocker-beigefarbenen Metavulkaniten.
Abb. 50: Blass violettroter und stark foliierter Metavulkanit (S56). Die violettrote Farbe könnte auf enthaltenen Mn-Epidot (Withamit) zurückzuführen sein (NORDENSKJÖLD 1893:203).
Abb. 51: Grünlicher Metavulkanit (S123).
Abb. 52: Gleicher Stein, Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die dunklen Flecken scheinen teils zerscherte und stark alterierte Feldspat-Einsprenglinge zu sein.

2.8. Asaryd (Mega-Xenolith)

Einige der kleineren Vulkanit-Vorkommen sind sog. „Mega-Xenolithe“. Beim Aufstieg eines plutonischen Körpers in die obere Erdkruste können die Gesteine in seinen Dachregionen (z. B. Vulkanite) zerbrechen und vom Magma assimiliert, größere Fragmente hingegen als stark veränderte Relikte, als „Mega-Xenolithe“ überdauern, bis sie eines Tages durch Erosion wieder freigelegt werden. Ein Vulkanit aus solch einem Mega-Xenolith steht ca. 2 km westlich von Asaryd an (Haltepunkt: 57.16660, 14.81223, Kartenblatt Växjö NO, WIKMAN 2000). Das Gestein bildet durch seine höhere Verwitterungsresistenz steile Felsen aus und ist von zahlreichen granitischen Adern durchzogen. Vom eigentlichen Granit, seinem Wirtgestein, ist nicht viel zu sehen.

Abb. 53: Vergleichsweise homogene Probe des hellgrauen Vulkanits von Asaryd (S121) mit schwarzen Biotit- und vereinzelten grünen Plagioklas-Einsprenglingen.
Abb. 54: Mittel- und gleichkörniger Småland-Granit vom Växjö-Typ, Anstehendprobe aus der Nähe.

Nördlich von Asaryd stehen dacitische bis andesitische Agglomerate und Tuffite an (WIKMAN 2000:23). Nach mühsamer Anfahrt waren die Aufschlüsse zwar leicht zu finden, aber stark von Flechten bewachsen und schlecht zu beproben.

Abb. 55: Von zahlreichen Adern durchzogene basaltische Agglomeratlava, N Asaryd, 350m SSE von der Südwestspitze des Målasjön; 57.198010, 14.835796. Bildbreite 60 cm.

2.9. Nässja: saure und basische TIB-Vulkanite

Wenige Aufschlüsse innerhalb des TIB zeigen ein Nebeneinander aus sauren, intermediären und basischen Vulkaniten. Als Geschiebe sind basische TIB-Vulkanite zwar ohne Bedeutung, im Gelände belegen sie einen bimodalen Vulkanismus in der Frühphase des TIB (s. a. Malmbäck-Formation und Vulkanite von Ankarsrum). Ein Straßenaufschluss am westlichen Ortsausgang der kleinen Siedlung Nässja, etwa 15 km SSE von Sävsjö, zeigt einen metamorph überprägten basaltischen Mandelstein im Kontakt zu einem hälleflintartigen Småland-Metavulkanit. Der saure Vulkanit ist eng geklüftet und teilweise zerschert.

Abb. 56: Basaltischer Mandelstein von Nässja, Aufnahme unter Wasser (S53, 57.267691, 14.767912). Die weißen Kalzit-Mandeln wurden durch seitlich gerichteten Druck teilweise augenförmig ausgewalzt.
Abb. 57: Nahaufnahme; Kalzit-Mandeln und gelblichbraune Plagioklas-Einsprenglinge.
Abb. 58: Rotbrauner und schlieriger Metavulkanit (Hälleflinta) von Nässja.
Abb. 59: Gleicher Stein, Aufnahme unter Wasser. Das Gestein enthält wenige und zerbrochene Einsprenglinge von Feldspat- und Quarz sowie dunkle Minerale.

Vulkanite aus der Frühzeit des TIB finden sich auch im Gebiet von Ankarsrum, westlich von Västervik, s. der intensiv rote Metavulkanit mit Epiklasten von Västervik-Quarzit, Abb. 55 im Exkursionsbericht Västervik-Gebiet.

2.10. Malmbäck-Formation

Die Rhyolithe, Dacite, Andesite und basaltischen Gesteine der Malmbäck-Formation sind das größte bekannte Vorkommen mit Gesteinen eines bimodalen Vulkanismus in der Frühzeit des TIB. Es erstreckt sich über ein isoliertes Gebiet nördlich und NW der kleinen Ortschaft Malmbäck, etwa 20 km SW vom See Vättern. Die Abfolge mafischer bis saurer Vulkanite, untergeordnet auch vulkanoklastischer bis vulkanogener Sedimentgesteine, umfasst blasige Laven, Ignimbrite, Aschen, umgelagerte Vulkanite und Konglomerate. Früher wurden diese Gesteine dem Oskarshamn-Jönköping-Belt (OJB) zugerechnet. Neuere Untersuchungen ergaben eine Entstehung in der Frühzeit des TIB (TIB-1) vor etwa 1.796+/-7 Ma an einem aktiven Plattenrand. Die Vulkanite sind schwach bis mäßig foliiert, gelegentlich auch gefaltet und werden von jüngeren TIB-Graniten intrudiert (APPELQUIST et al 2009).

An der Lokalität Olstorp lässt sich in N-S-Richtung eine Vulkanit-Sequenz auf etwa 500 m Länge verfolgen: rote bis graurote, gefaltete Rhyolithe, ein grüngrauer laminierter Sandstein mit Anteilen mafischer Vulkanite (andesitischer Tuffit, teilweise mit großen Amphibol-Megakristallen), massige Basaltlaven sowie graue bis rotgraue und laminierte Dacite. An einigen Stellen durchziehen granitische Adern die Vulkanite. Die Anfahrt auf einer schlechten Piste gestaltet sich mühsam, das Gestein lässt sich nur schlecht formatieren (S59, 57.673116, 14.411676).

Abb. 60: Proben saurer bis basischer Vulkanite von der Lokalität Olstorp, Bildbreite ca. 50 cm.
Abb. 61: Kleinkörniger, vermutlich umkristallisierter Rhyolith.
Abb. 62: Die Nahaufnahme unter Wasser zeigt eine schlierige Textur der Grundmasse und einige größere Blauquarze.
Abb. 63: Basaltisches Gestein; die hellen Lagen entlang der Schichtebene besitzen granitische Zusammensetzung (Quarz+Feldspat) und dürften später entstanden sein.
Abb. 64: Wechselnde Lagen aus hellem Sandstein und mafischem Tuffit. In der unteren Bildhälfte sind eine gröbere Körnung und größere schwarze Amphibol-Aggregate erkennbar. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 65: Körniger Metabasit mit zahlreichen rechteckigen bis leistenförmigen Plagioklasen und schwarzem Amphibol, wahrscheinlich ein Meta-Andesit. Aufnahme unter Wasser.

Die nordwestlich von Malmbäck gelegene Lokalität Svenshult ist ebenfalls nur schwer mit dem PKW zu erreichen (S61, 57.579348, 14.331176). Eine gerodete Freifläche im Wald versprach günstige Aufschlussverhältnisse, allerdings erschwerten runde oder vollständig überwachsene Felsen eine Probennahme. Die Arbeit von APPELQUIST et al 2009 zeigt Bilder von frischen Aufschlüssen und führt folgende Gesteinstypen auf: 1. Basalte bis Andesite als Mandelstein, 2. vulkanoklastische Konglomerate mit gradierter Schichtung, 3. polymikte vulkanogene Konglomerate mit eckigen bis runden Lithoklasten von massigen bis porphyritischen Dacit, 4. plagioklas-porphyrische basaltische Andesite und massige amphibol-porphyrische Basalte.

Abb. 66: Gerodete Freifläche bei Svenshult (Sommer 2016).
Abb. 67: Vergrüntes basaltisches Gestein mit scherbigem Bruch, durchzogen von Epidotadern.

Abb. 68-70 ist ein amphibol-porphyroblastischer Metabasit (Basalt bis Andesit) mit feinkörniger und grauer Grundmasse, in der einige größere und eckige Amphibol-Kristalle stecken. Die Amphibole wuchsen während der Metamorphose heran und sind Porphyroblasten. Eine veraltete Gesteinsbezeichnung für solch feinkörnige Metabasite mit größeren Amphibol-Porphyroblasten ist „Uralit-Porphyr“. Die gleichzeitige Anwesenheit von hellgrünem Epidot lässt auf eine Umwandlung des Gesteins unter Bedingungen der Grünschiefer- bis unteren Amphibolitfazies schließen; in der höheren Amphibolfazies ist Epidot nicht mehr stabil.

Abb. 68: Anstehender amphibol-porphyroblastischer Metabasit (Meta-Basalt bis Meta-Andesit), stellenweise mit größeren Gesteinsklasten. Bildbreite 25 cm.
Abb. 69: Angewitterte Außenseite einer Probe. Das Gestein ist leicht foliiert, die Amphibol-Porphyroblasten sind teilweise ausgewittert.
Abb. 70: Gleicher Stein, Bruchfläche entlang der Foliationsebene, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 71: Das vulkanogene Konglomerat ließ sich nicht beproben, Lesesteine waren nicht auffindbar. Auf der stark angewitterten Oberfläche ist lediglich der metamorphe Charakter des Konglomerats an den linsenförmig ausgelängten Lithoklasten sowie eine basaltische Grundmasse erkennbar. Bildbreite 40 cm.
Abb. 72: Eine Überraschung bot ein etwa 2×2 m großer Aufschluss eines massigen Quarzits, der petrographisch nicht in die Sequenz basischer bis intermediärer Gesteine passt. Ein Kontakt zum Nebengestein war nicht erkennbar. Bildbreite 80 cm.

Letzter Probenpunkt innerhalb der Malmbäck-Formation ist ein großer Härtling, eine auffällige Geländekuppe an der Straße zwischen Tomten und Dammen (S62; 57.60237, 14.33883). Das dunkelgraue Gestein enthält viele Plagioklas-Einsprenglinge und dürfte ein (Meta-)Andesit sein.

Abb. 73: Andesit der Malmbäck-Formation.
Abb. 74: Nahaufnahme unter Wasser. Unterhalb der Bildmitte ist ein einzelnes blaues Quarzkorn erkennbar.

Teil 2 des Exkursionsberichtes

Leptit und Hälleflinta

Abb. 1: Hälleflinta von Dannemora, Sammlung der BGR in Berlin-Spandau, „gekauft von Dr. F. Krantz“. Die Bruchfläche verläuft schräg zur Schichtebene.

Die Bezeichnung Hälleflinta stammt aus dem mittelschwedischen Bergbaurevier und bedeutet übersetzt „Felsenfeuerstein“, abgeleitet von der Härte und dem flintartigen Bruch der Gesteine. Hälleflinta und Leptit (auch „Eurit“ oder „Hälleflintgneis“) werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der geologischen Literatur Schwedens verwendet und erfuhren im Laufe der Zeit verschiedene Deutungen. Aus petrographischer Sicht sind es veraltete Gesteinsbezeichnungen, auf die nach aktueller Nomenklatur möglichst verzichtet werden sollte (FETTES & DESMONS 2007: 158,167). Schwedische Geologen nutzen sie noch als Feldbezeichnungen zur Charakterisierung svekofennischer Einheiten im Gelände, den Gesteinen der sog. Hälleflinta-/Leptit-Formation.

Die geschiebekundliche Verwendung des Begriffs Hälleflinta bezieht auch vergleichbare Vulkanite aus Småland ein („Småland-Hälleflinta“) und ist auf seine breite Anwendung in der älteren geologischen Literatur zurückzuführen, auf der zahlreiche Gesteinsbeschreibungen basieren. Vor über 100 Jahren nannte der Geologe Otto Nordenskjöld praktisch alle Småland- (sowie auch Dalsland-) Vulkanite mit dichter Grundmasse Hälleflinta (NORDENSKJÖLD 1893). Als zeitgemäße Alternative schlägt VINX 2016 die Bezeichnung „Småland-Metarhyolith“ für die hälleflintartigen Småland-Vulkanite vor. Die Verwendung des Begriffs Hälleflinta für bestimmte Småland-Vulkanite in neuerer Literatur (WIKMAN 2000:74) dürfte die handliche Bezeichnung innerhalb der Geschiebekunde auch weiterhin legitimieren.

Die „echte“ Hälleflinta aus dem svekofennischen Raum ist ein dichter und sehr harter, meist deutlich geschichteter Metavulkanit, der wenige oder gar keine Einsprenglinge enthält und sich durch große Zähigkeit und einen feuersteinartig- splittrigen Bruch auszeichnet. Teilweise können primäre vulkanische Strukturen wie Sphärolithe erkennbar sein. Die Hälleflinta der erzreichen Gebiete Mittelschwedens ist meist frei von Einsprenglingen und geschichtet, in anderen Regionen kommt auch porphyrische Hälleflinta vor (die den Metavulkaniten aus Småland ähnlich sehen kann). Innerhalb der Svekofenniden bildet Hälleflinta nur kleine Vorkommen und tritt viel seltener auf als die Leptite (WATANABE 1978). Ein bekanntes Beispiel ist die bandstreifige Hälleflinta von Dannemora (Abb. 1-2).

Abb. 2: Hälleflinta von Dannemora, gleicher Stein wie in Abb. 1, Seitenansicht auf die Schichtung.

Die „Dannemora-Hälleflinta“ wird von einigen Autoren (ZANDSTRA 1999, Nr. 120; HESEMANN 1975:203-204) als Leitgeschiebe angesehen und soll „in typischer Ausbildung“ sehr selten zu finden sein. In Ermangelung von Vergleichsproben aus den zahlreichen weiteren svekofennischen Hälleflinta-Vorkommen dürften an dieser Einschätzung Zweifel erlaubt sein. Proben aus Dannemora auf rapakivi.dk.

Möglicher „Kandidat“ für eine Hälleflinta aus dem svekofennischen Raum ist der folgende Geschiebefund. Schräg zur Bänderung des dichten Vulkanits weisen fein gestaffelte Bruchlinien auf eine metamorphe Überprägung des Gesteins hin.

Abb. 3: Svekofennische Hälleflinta(?); Kiesgrube Hohensaaten (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.

Ein weiterer Geschiebefund mit dichter Grundmasse weist eine feine und streng planare Lagentextur auf. In der Nahaufnahme erkennt man ein mylonitisches Gefüge aus tropfenförmig ausgelängten Quarzen und grünlichen Schlieren mit Sekundär-mineralen (Epidot, Chlorit o. ä.). Es könnte sich um einen mylonitischen Metavulkanit handeln.

Abb. 4: Mylonitischer Metavulkanit? (Hälleflinta); Kiesgrube Ruhlsdorf bei Bernau, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 5: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.

Leptite (griech. leptos – dünn) sind feinkörnige und gebänderte Quarz-Feldspat-Gneise und -Granofelse mit wenig dunklen Mineralen und wenigen oder gar keinen Einsprenglingen. Die Korngröße der Gneise bleibt unter 0,5 mm, ansonsten sind es „gewöhnliche“ Gneise. Manche Leptite sind reine Granofelse, also nicht deformierte feinkörnige Gesteine, die während der Metamorphose unter Zunahme der Korngrößen ein granoblastisches, ein gleichkörniges Gefüge aus isometrischen Feldspat- und Quarzkörnern erhielten (Abb. 13). Die Streifung solcher Leptite sind Relikte ehemaliger Schichtung und kein Gneisgefüge!

Leptite sind im svekofennischen Grundgebirge weit verbreitet und wurden durch niedrig- bis mittelgradige Metamorphose aus Vulkaniten (Laven und Tuffe) und Sedimentiten gebildet. Gelegentlich werden vergleichbare suprakrustale Gesteine in anderen Regionen (Småland, Blekinge) ebenfalls als Leptit bezeichnet. Die Bezeichnung kann als handliches Synonym für „feinkörniger Quarz-Feldspat-Gneis bzw. -Granofels“ im Zusammenhang mit Geschiebefunden verwendet werden.

Abb. 6: Leptit („Eurit/Helleflintgneis“), ein feinkörniger Gneis mit kurzstreifigen Ansammlungen dunkler Minerale. Anstehendprobe aus Örebrolän; Slg. der BGR Berlin.
Abb. 7: Leptit, ein feinkörniger Gneis (Metavulkanit), in dem die Schichtung noch erkennbar ist. Anstehend in Ingelsta/Norrköping/Schweden. Bildbreite 24 cm.

Die Bezeichnung „Leptit“ kann als handliches Synonym für „feinkörniger Quarz-Feldspat-Gneis“ verwendet werden. Die folgenden Beispiele sind Geschiebefunde, ihre svekofennische Herkunft ist zwar wahrscheinlich, aber nicht gesichert, da ähnliche Gesteine auch in Småland oder Blekinge vorkommen.

Abb. 8: Feinkörniger Gneis (Leptit) mit länglichen Aggregaten aus Quarz und dunklen Mineralen; Kiesgrube Niederlehme, Breite 10 cm.
Abb. 9: Feinkörniger Gneis (Leptit) mit länglichen Flecken, Vorderseite rötlichbraun, Rückseite grün. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 10: Gleicher Stein, Rückseite.
Abb. 11: Gestreifter Leptit mit chloritreichen Lagen. Unter der Lupe ist eine Einregelung der Mineralkörner erkennbar. Polierte Schnittfläche, Kiesgrube Schweinrich, Slg. F. Wilske.
Abb. 14: Gebänderter Leptit mit hellen und mafitreicheren Partien. Nienhagen bei Rostock.
Abb. 15: Zeigt der Stein als ganzes eine Lagentextur, erkennt man in der Nahaufnahme ein richtungsloses und gleichkörniges (granoblastisches) Gefüge der Quarz- und Feldspatkörner.
Abb. 14: Sehr feinkörniger und gebänderter Gneis (Leptit), wahrscheinlich ein Metasediment. Nass fotografiert, Breite 11 cm, Kiesgrube Althüttendorf (Brandenburg).
Abb. 15: Quarzitischer Leptit; Kiesgrube Hohensaaten, Breite 12 cm.
Abb. 16: Als „Streifige Hälleflinta“ bezeichnetes Geschiebe aus Berlin-Buch, leg. W. Bennholt 1940, Sammlung im Museum Fürstenwalde. Die Grundmasse des Gesteins erscheint nahezu dicht (Übergang zwischen Leptit und Hälleflinta). Es könnte sich um einen Aschentuff handeln, eine (im Bild senkrecht verlaufende) Schichtung ist sehr gut erhalten. Allerdings die Herkunft des Gesteins nicht zwangsläufig in Dannemora zu suchen.
Abb. 17: Rückseite des Geschiebes mit Originaletikett von W. Bennhold. „Heimat: Dannemora gem. einem genauso aussehenden Geschiebe in der Schausammlung der Reichsstelle f. Bodenforschung Berlin; …Spez. Gewicht: dunkle Lagen 2,746, Helle Lagen 2,8/9, also nicht Kalksilikathornfels, der – häufig bei gleichem Aussehen – ein erheblich höher liegendes spez. Gewicht hat.“

Literatur

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).

WATANBE J 1978 Fennoscandian Acidic Pyroclastics (Halleflintas ans Leptites) Associated with the Precambrian Ore Deposits – Jour. Fac. Sci., Hokkaido Univ., Ser. IV, vol. 18, nos1-2, Feb. 1978, S.181-214, 6 text-figures, 4 tables – Contribution from the Department of Geology and Mineralogy, Faculty of Science, Hokkaido University, no. 1534.

WIKMAN H 2000 Beskrivning till berggrundskartona 5E Växjö NO och NV – 75 S. Sveriges Geologiska Undersökning – Uppsala 2000.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Ignimbrite

Abb. 1: Ignimbrit von Mohorn (Sachsen), polierte Schnittfläche.

Ignimbrite sind Ablagerungen aus pyroklastischen Glutströmen, die während explosiver Vulkanausbrüche entstehen. Vor allem saure bis intermediäre und hochviskose Magmen erreichen beim Aufstieg und gleichzeitiger Anreicherung von Gasen den Punkt einer explosionsartigen Freisetzung, ein Vorgang, der mit dem Öffnen einer geschüttelten Selterflasche vergleichbar ist. Während der Eruption kommt es zu einer starken Fragmentierung des Magmas. Heiße und extrem turbulente pyroklastische Glutströme aus Gas, Asche, Bims, Lavafetzen und Gesteinsfragmenten bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit die Flanken des Vulkans hinab. Sie können ein Volumen von mehreren Kubikkilometern erreichen und große Zerstörungen anrichten. Bei Temperaturen bis 800°C werden Asche und noch schmelzflüssige Bimslapilli miteinander verschmolzen (sog. Schweißtuff oder welded tuff).

Der Kollaps von Eruptionssäulen kann ebenfalls zur Entstehung pyroklastischer Ströme führen. Hier werden immerhin noch bis 500°C erreicht, eine Temperatur, die zum Verschweißen der einzelnen Bestandteile aber nicht mehr ausreicht. Großflächige Ignimbrit-Ablagerungen entstehen weiterhin beim Kollaps einer Caldera, durch Einsturz einer weitgehend entleerten Magmakammer. Je nach Ursache der Entstehung pyroklastischer Ströme lassen sich mehrere Typen von Ignimbriten unterscheiden (SCHMINCKE 2010). Die Nomenklatur ist nicht einheitlich, als allgemeine petrographische Definition schlägt die IUGS vor: Ignimbrite sind verhärtete Tuffe, die aus Kristallen und Gesteinsfragmenten in einer Matrix aus intensiv verbackenen Glasscherben bestehen (LE MAITRE et al 2002: 92).

Ignimbrite können makroskopisch recht merkmalsarme Gesteine und von gewöhnlichen Tuffen nicht zu unterscheiden sein. Im Gelände, vor allem in jungen Vulkangebieten, hinterlassen ignimbritische Ablagerungen charakteristische Abfolgen. Als Geschiebe sind nur solche Vulkanite zuverlässig als Ignimbrit erkennbar, die das sog. „eutaxitische Gefüge“ aufweisen und zu den Schweißtuffen oder welded tuffs zählen.

Eutaxitisches Gefüge ist bereits mit bloßem Auge sichtbar: In einer dichten und überwiegend aus Aschenfraktion bestehenden Grundmasse sind einzelne kurze und gewellte Flasern („Fiamme“) ehemaliger Bimslapilli erkennbar, die zum Zeitpunkt der Ablagerung noch schmelzflüssig bzw. duktil waren und eine Einregelung entlang der Fließrichtung des pyroklastischen Stroms aufweisen. Die Fiamme umfließt einzelne Einsprenglinge aus Feldspat und Quarz oder auch eckige Gesteinsfragmente. Sie durchzieht weder das Gestein auf ganzer Länge, noch ist sie feinwellig oder streng linear ausgebildet. Die Einsprenglinge, insbesondere die Feldspäte, sind intakt und zeigen klare Umrisse. Durch tektonische Überprägung wird das eutaxitische Gefüge verwischt, die Einsprenglinge erscheinen fragmentiert oder nehmen eine tropfen- oder augenförmige Gestalt an. Dies sind Ausschlusskriterien bei der Bestimmung von Ignimbriten.

Der Ignimbrit von Mohorn aus dem Tharandter Wald (Sachsen) entstand zum Ende der variszischen Gebirgsbildung, ist gänzlich undeformiert und zeigt das eutaxitische Gefüge in typischer Ausprägung (Abb. 1-3).

Abb. 2: Nahaufnahme. Ein Xenolith wird von der feinwelligen Fiamme umflossen.
Abb. 3: Intakte Feldspat-Einsprenglinge in heller Tuffmatrix.

Geschiebe undeformierter Ignimbrite mit eutaxitischen Gefüge können aus den Vulkanitgebieten in Dalarna, dem Oslograben und einigen Rapakiwi-Vorkommen (Åland und Roter Ostsee-Quarzporphyr) stammen.

Abb. 4: Älvdalen-Ignimbrit aus Dalarna, Aufnahme unter Wasser Kiesgrube Hohensaaten.
Abb. 5: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.
Abb. 6: Åland-Ignimbrit, polierte Schnittfläche, Findlingslager bei Steinitz (Niederlausitz).
Abb. 7: Die Nahaufnahme zeigt eine rote und feinkörnige Fiamme sowie die für Åland-Gesteine typischen dunklen und runden Quarze mit radialer magmatischer Korrosion (kleine „Fischchen“ mit Grundmasse innerhalb der Quarze).
Abb. 8: Roter Ostsee-Quarzporphyr als Ignimbrit. Kiesgrube Thunpadel (Wendland), polierte Schnittfläche.
Abb. 9: Nahaufnahme mit den typischen eckigen, durch magmatische Korrosion bizarr geformten Quarz-Einsprenglingen, die ihre ehemals als Hochquarz entstandene Gestalt beibehalten haben.

Einige der Ignimbrite des Oslo-Grabens (Bordvika-Ignimbrit, Violetter Oslo-Ignimbrit) weisen miteinander verschweisste, teils flaserig geformte Gesteinsfragmente, aber kaum eine Fiamme auf.

Abb. 10: Violetter Oslo-Ignimbrit, polierte Schnittfläche. Alex Bräu leg., Weissenhäuser Strand (Schleswig-Holstein).
Abb. 11: Nahaufnahme

Die Ignimbrite aus anderen Vulkanit-Gebieten wie Småland, Dalsland und den Svekofenniden sind mehr oder weniger stark metamorph überprägt. Primäre vulkanische Texturen, insbesondere eutaxitische Gefüge, wurden verwischt, neue Texturen können durch Entglasung und/oder Metamorphose hinzugetreten sein. Bei der Deutung fluidaler oder schlierig-lagiger Texturen an Geschieben, gerade in den Småland-Vulkaniten, ist daher Vorsicht geboten, die meisten davon sind kein eutaxitisches Gefüge (vgl. Abschnitt Småland-Hälleflinta).

Abb. 12: Vulkanit mit eutaxitischem Gefüge? Die dunkle Fiamme erscheint recht dick und umfließt nicht explizit die gelblichen Feldspat-Einsprenglinge. Solche Texturen könnten auch aus Entglasung und leichter metamorpher Überprägung hervorgehen. Geschiebe aus der Kiesgrube Borgsdorf (Brandenburg), Aufnahme einer Schnittfläche unter Wasser.

Die folgenden Funde sind keine Ignimbrite und illustrieren einige Ausschlusskriterien bei der Bestimmung. Abb. 13-14 zeigt Vulkanite, aber ohne eutaxitisches Gefüge. Abb. 15-18 sind feinkörnige Gneise.

Abb. 13: Metavulkanit mit durchlaufender und gewellter Bänderung. Geschiebe aus Teichlosen/Wendland, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 14: Metavulkanit mit schräg zur Schichtung verlaufender Flaserung. Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam, polierte Schnittfläche, leg. G. Engelhardt.
Abb. 15: Feinkörniger Augengneis, nass fotografiert. In einer dicht erscheinenden Grundmasse liegen gerundete bis augenförmige Feldspat-Einsprenglinge. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 16: Nahaufnahme. Die augenförmige Gestalt einiger Feldspäte ist ein typisches Merkmal metamorpher Überprägung durch seitlich gerichteten Druck.
Abb. 17: Metavulkanit mit Flasertextur und zerbrochenen, teils auch augenförmigen Feldspat-Einsprenglingen. Geschiebe von Steinbeck/Klütz, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 18: Nahaufnahme.

Literatur

LE MAITRE R W et al 2002 A Classification of Igneous Rocks and Glossary of Terms: Recommendations of the International Union of Geological Sciences, Subcommission on the Systematics of Igneous Rocks- 2nd Edition, Cambridge University Press.

SCHMINCKE H-U 2010 Vulkanismus; 264 S., 307 Farbabb. – 3. Auflage (2010), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt.

Småland-Ignimbrite

Abb. 1: Ignimbrit von Idekulla, polierte Schnittfläche.

Vulkaneruptionen von Rhyolithen sind von großer Dynamik und Explosivität bestimmt und werden in der Regel von Ignimbrit-Ablagerungen begleitet. Auch bei einem Teil der hälleflintartigen Småland-Vulkanite handelt es sich um Ignimbrite. Auf Grund ihrer metamorphen Überprägung sind sie aber nur selten als solche erkennbar. Fluidale oder lagig-schlierige Texturen treten zwar häufig auf, lassen sich aber nur schwer deuten (z. B. Abb. 16). Einzig ein gut erhaltenes eutaxitisches Gefüge ist ein makroskopisch zuverlässiges Bestimmungsmerkmal.

Dieses tritt nur in einem kleinen Teil der Småland-Vulkanite auf und nur einzelne kleine Vorkommen solcher Gesteine sind bekannt. Die Kartenblätter Växjö NO und SO (WIKMAN 2000) sowie Vetlanda NO (PERSSON 1986) verzeichnen zwar mehrere Gebiete mit Ignimbriten, Besuche vor Ort ergaben allerdings, dass eutaxitisches Gefüge in den Gesteinen nicht erkennbar oder allenfalls undeutlich entwickelt ist. Anstehendproben von Ignimbriten mit eutaxitischem Gefüge liegen von Idekulla bei Mariannelund und Nöbbele (südlich von Växjö) vor, mit weiteren kleinen Vorkommen ist zu rechnen. Nahgeschiebe finden sich vereinzelt in der Umgebung von Lönneberga, ohne dass bisher ein Anstehendes lokalisiert werden konnte. In weiter südlich oder westlich gelegenen Vulkanitgebieten wurden Vulkanite mit eutaxitischem Gefüge bislang nicht beobachtet.

Abb. 2: Fundlokalitäten von Småland-Ignimbriten mit eutaxitischem Gefüge (außer S228). Karte aus kristallin.de.

Die Beschreibung verschiedener Typen von Ignimbriten, „Eutaxiten“ und „Agglomeratlaven“ in der Geschiebeliteratur (HESEMANN 1975:198-200, ZANDSTRA 1988:310, Tab. 33) geht auf NORDENSKJÖLD 1893 zurück. Nordenskjöld betont die zahlreichen Gefügevarianten und Übergänge unter den Småland-Vulkaniten. Die Verwendung seiner Lokalnamen durch die genannten Autoren ist bei der Bestimmung von Geschieben daher kritisch zusehen, zumal eine Prüfung der Einzigartigkeit dieser Vulkanite bisher weder erfolgte, noch besonders wahrscheinlich oder überhaupt möglich sein dürfte. Dies betrifft die Ignimbrite von Ekelid, Gökhult, Kolsjön-Kulla und Gåskullen.

1. Anstehendproben und Nahgeschiebe aus Småland

1.1. Ignimbrit von Idekulla
Abb. 3: Aufschluss im Wald mit dem Ignimbrit von Idekulla (S21; 57.59343, 15.35004).
Abb. 4: Angewitterte Außenseite, angefeuchtet. In der oberen Partie sind Schlieren mit Blauquarz erkennbar.
Abb. 5: Angewitterte Außenseite, Nahaufnahme.

Der Ignimbrit von Idekulla (s. a. Abb. 1) besitzt eine hellbraune bis braune Grundmasse, die Fiamme ist dunkel- bis schwarzbraun. In der Mitte der Fiamme sind sekundäre Ausscheidungen von hellem Quarz erkennbar. Der Vulkanit enthält wenige weiße und mm-große Feldspat-Einsprenglinge, die überwiegend intakt sind und klare Begrenzungen zeigen. Quarz-Einsprenglinge kommen nicht vor.

1.2. Geschiebefunde Silverdalen

Als „Mariannelund-Ignimbrit“ beschreibt VINX 2016:170 ein zwischen Lönneberga und Mariannelund anstehendes Gestein. Gemäß Kartenblatt Vetlanda NO müsste das Vorkommen unmittelbar NW von Lönneberga liegen. Der Ignimbrit besitzt eine gelbliche bis braune Grundmasse, eine bräunliche Fiamme und enthält wenige mm-große, klare und weiße Feldspat-Einsprenglinge.

Einige Kilometer weiter östlich, im Gebiet von Silverdalen, deuten zwei Geschiebefunde auf mindestens ein weiteres Vorkommen in der Nähe hin. Die Ignimbrite enthalten zudem einige Quarz-Einsprenglinge, die eckige Gestalt (ehemaliger) Hochquarze mit Spuren einer magmatischen Korrosion in Abb. 7 ähnelt jenen im Roten Ostsee-Quarzporphyr.

Abb. 6: Småland-Ignimbrit, verwitterte Außenseite; loser Stein südlich von Silverdalen (S24; 57.54628, 15.72610).
Abb. 7: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Links unten ein eckiger und magmatisch korrodierter Quarz-Einsprengling.
Abb. 8: Småland-Ignimbrit mit mehr Quarz-Einsprenglingen, Nahgeschiebe aus einer Kiesgrube bei Silverdalen, nass fotografiert (S199; 57.52934, 15.77246).
Abb. 9: Nahaufnahme.
1.3. Ignimbrit von Nöbbele

Der Ignimbrit von Nöbbele bei Tolg, etwa 25 km N von Växjö (S227; 57.103714, 14.852055), wurde offenbar leicht metamorph überprägt, die Fiamme erscheint ausgelängt und „begradigt“. Man beachte die gewisse Ähnlichkeit des Gesteins mit den braunen Älvdalen-Ignimbriten aus Dalarna (die jedoch keinerlei Spuren einer Deformation oder Kataklase aufweisen).

Abb. 10: Ignimbrit von Nöbbele, nass fotografiert.
Abb. 11: Ignimbrit von Nöbbele, nass fotografiert.
Abb. 12: Trockene und leicht angewitterte Oberfläche einer Probe.
Abb. 13: Nahaufnahme der nassen Oberfläche. Die Feldspäte wurden durch Kataklase teilweise zerbrochen und sind undeutlich begrenzt. Quarz-Einsprenglinge sind nicht erkennbar.
Abb. 14: Probe mit frischer Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 15: Gleicher Stein, Nahaufnahme nass. Hier ist die Kataklase weniger ausgeprägt, der Anteil zerbrochener Feldspat-Einsprenglinge ist geringer, ihre Konturen klarer.

Der Ignimbrit von Drev, wenige Kilometer östlich von Nöbbele, weist nur vereinzelte hellere Fiamme auf und ist makroskopisch nicht mehr als Ignimbrit erkennbar. Sein Habitus nähert sich dem der gewöhnlichen, häufig leicht fluidalen Småland-Hälleflinta (vgl. auch mit Abb. 18, Vulkanit von Braås).

Abb. 16: Ignimbrit von Drev, Aufnahme einer Bruchfläche unter Wasser (S228; 57.07944, 14.96783).

2. Geschiebefunde aus Norddeutschland

Entsprechend der geringen Ausdehnung der Vorkommen gehören Småland-Ignimbrite zu den seltenen Geschiebefunden, auch an Lokalitäten mit vorwiegend südschwedischem Gesteinsmaterial. Als allgemeines Kennzeichen gilt eine helle, rötliche, braune bis fast schwarze und dichte Grundmasse mit sehr wenigen und kleinen Feldspat-Einsprenglingen. Die Feldspäte sind weiß oder blassrot und besitzen überwiegend scharfe Umrisse. Sie werden teilweise von kurzen und gewellten Flasern umflossen, die Fiamme des eutaxitischen Gefüges. Die Fiamme ist gewöhnlich dunkler als die Matrix und kann in Folge von Rekristallisationsprozessen mittig von einer hellen Ader mit kristallinem Quarz durchzogen sein. Quarz-Einsprenglinge fehlen oder treten in geringer Menge auf. Ausschlusskriterien bei der Bestimmung und ein Hinweis auf stärker metamorph überprägte Vulkanite sind Schlieren dunkler Minerale sowie überwiegend fragmentierte („zerknackte“) oder augenförmige Feldspat-Einsprenglinge. Abb. 17 zeigt einen nach diesen allgemeinen Merkmalen als Småland-Ignimbrit bestimmten Fund. Die Ignimbrite aus Dalarna (Älvdalen-Ignimbrite) sind völlig undeformiert, einsprenglingsreicher und mit klarem Kontrast zwischen Grundmasse und Einsprenglingen.

Abb. 17: Småland-Ignimbrit, Geschiebe von Westermarkelsdorf/ Fehmarn.

Vereinzelt finden sich die Ignimbrite vom Idekulla-Typ als Geschiebe.

Abb. 18: Småland-Ignimbrit, Typ Idekulla, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin.
Abb. 19: Gleicher Stein, nasse Außenseite. Links ist ein leichter Versatz durch Bruchtektonik erkennbar.
Abb. 29: Gefüge der Außenseite, nass fotografiert.
Abb. 21: Polierte Schnittfläche.
Abb. 22: Nahaufnahme der polierten Schnittfläche.
Abb. 23: Ein weiterer Ignimbrit vom Idekulla-Typ, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg.
Abb. 24: Ein einzelner Vulkanoklast wird von der hellen Fiamme umflossen.

Andere Geschiebefunde von Ignimbriten lassen sich in Ermangelung von Vergleichsproben nur mit Fragezeichen nach Småland verorten, so auch der folgende, sehr helle und einsprenglingsarme Vulkanit. Teilweise scheint eutaxitisches Gefüge vorzuliegen, Anzahl und Richtung der quarzreichen Wellen sprechen aber auch für eine Rekristallisation in Folge von Entglasung und/oder leichte metamorphe Überprägung des Gesteins.

Abb. 25: Heller Ignimbrit, polierte Schnittfläche eines Fundes aus der Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potdam (G. Engelhardt leg.).
Abb. 26: Nahaufnahme; die Fiamme besteht im Wesentlichen aus hellgrauem bis leicht bläulichem Quarz (oben rechts).

3. Literatur

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

PERSSON L 1985 Beskrivning till berggrundskartorna 1 : 50000 – Vetlanda NV och NO [Description to the maps of solid rocks Vetlanda NV and NO with a section of geophysical aspects by Bo Hesselström] – Sveriges Geologiska Undersökning Af 150+151: 138 S., 65 Abb., 30 Tab., Uppsala.

PERSSON L 1986 Berggrundskartan 6F Vetlanda NO – SGU Ser Af nr 151.

VINX R 2016 Steine an deutschen Küsten; Finden und bestimmen – 279 S., 307 farb. Abb., 5 Grafiken, 25 Kästen, Wiebelsheim (Quelle & Meyer Verl.).

WIKMAN H 1997 Berggrundskartan 5E Växjö SV, SGU Af nr 188

WIKMAN H 1998 Beskrivning till berggrundskartona Växjö SV och SO – 59 S. Sveriges Geologiska Undersökning – Uppsala 1998.

WIKMAN H 2000 Berggrundskartan 5E Växjö SO, SGU Af nr 200

WIKMAN H 2000 Berggrundskartan 5E Växjö NO, SGU Af nr 201

WIKMAN H 2000 Beskrivning till berggrundskartona 5E Växjö NO och NV – 75 S. Sveriges Geologiska Undersökning – Uppsala 2000.

WIKMAN H 2004 Berggrundskartan 5E Växjö NV, SGU Af nr 201

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Högsrum-Porphyr

Abb. 1: Gangporphyr vom Högsrum-Typ, Geschiebe aus der Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme der Bruchfläche unter Wasser.

Der Högsrum-Porphyr zählt zu den klassischen Leitgeschieben für das östliche Småland (HESEMANN 1975:111-113, ZANDSTRA 1999:182, SMED 2002:108). Der Erstbeschreiber (NORDENSKJÖLD 1893) weist auf die Ähnlichkeit dieses Porphyr-Typs mit den Påskallavik-Typen hin. Eine geschiebekundliche Darstellung in
COHEN & DEECKE 1897:25 entstand in Korrespondenz mit dem Erstbeschreiber.

Probenahmen im Gebiet von Högsrum, einem kleinen Gehöft NW von Fliseryd, lieferten eine Reihe deformierter Gangporphyre, aber keines dieser Gesteine stimmt vollständig mit den Beschreibungen in der Literatur überein (Abb. 7-14). Gleiches gilt für die Anstehendproben auf skan-kristallin.de und in ZANDSTRA 1999:182 (in beiden Proben fehlen die der Länge nach aufgefächerten Feldspäte, gemäß der Beschreibung in COHEN & DEECKE 1897:27). Weitere Untersuchungen in diesem Gebiet sind wünschenswert, bis dahin dürften Zweifel an der Eignung des Gesteinstyps als Leitgeschiebe bestehen. Für eine regionale Verbreitung bestimmter Typen deformierter Gangporphyre in Ost-Småland, im Gebiet westlich von Påskallavik, spricht zumindest ihr Fehlen weiter nördlich. Auch im nördlichen Teil von Öland fanden sich nur vereinzelte, vom hier beschriebenen Typ abweichende Geschiebe deformierter Gangporphyre (Abb. 58 im Exkursionsbericht Öland).

Beschreibung (nach Cohen & Deecke 1897:25)

Die Grundmasse des Högsrum-Porphyrs ist grau, braun bis bräunlich violett und erscheint dicht. Zahlreiche weiße bis blassrote Alkalifeldspat-Einsprenglinge sind in Reihen angeordnet. Sie wurden durch Kataklase zerbrochen, ihre Fragmente teilweise der Länge nach aufgefächert. Die Größe dieser Einsprenglinge variiert zwischen 3-5 mm, einzelne Feldspäte erreichen 15 mm. Zahlreiche wellige und 2-4 mm breite Streifen aus dunklen Mineralen (schwarzer bis grünschwarzer Biotit und/oder Chlorit) durchziehen das Gestein sowie einige der fragmentierten Alkalifeldspäte. In der Grundmasse sind einsprenglingsfreie Partien bis Bohnengröße erkennbar. Vereinzelt erscheinen mattgrüne Plagioklas-Körner. Quarz fehlt in der Regel, gelegentlich bildet er unauffällige graue oder bläuliche Aggregate. Manche Geschiebe sind auf Grund der tektonischen Überprägung des Gesteins plattig ausgebildet.

Abb. 3: Porphyr vom Högsrum-Typ, Geschiebe aus Johannistal, A. Bräu leg.
Abb. 4: Deformierter Porphyr vom Högsrum-Typ; Feldspäte kaum „aufgefächert“; Geschiebe von Nienhagen bei Rostock, Breite 9 cm.
Abb. 5: Deformierter Gangporphyr, Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg.
Abb. 6: Deformierter Gangporphyr, Kiesgrube Fresdorfer Heide bei Potsdam.

Nahgeschiebe und Anstehendproben aus dem Gebiet um Högsrum

Abb. 7: Fundpunkte im Gebiet von Högsrum (S96-98, S109) sowie vom Påskallavik-Porphyr (S95, S105, S108). S107 ist die Kiesgrube bei Värlebo. Der Pfeil markiert die Hauptzugrichtung des Eises während der letzten Inlandvereisung. Kartengrundlage: www.sgu.se.

In einer Kiesgrube, 2,5 km N von Värlebo, südöstlich von Högsrum, fanden sich zahlreiche Geschiebe von deformierten Gangporphyren (S107; 57.06805, 16.19732). Lediglich ein einzelner Fund entspricht in etwa der obigen Beschreibung vom Högrum-Porphyrtyp (Abb. 8). Gemäß der südöstlichen Zugrichtung des Eises während der letzten Inlandvereisung liegt die Grube allerdings knapp westlich vom Streukegel der Porphyre aus dem Högsrum-Gebiet, als dass mehr Funde zu erwarten wären (vgl. Exkursionsbericht SE-Schweden).

Abb. 8: Högsrum-Porphyrtyp, Geschiebe aus einer Kiesgrube bei Värlebo, Aufnahme unter Wasser.

In der Umgebung von Högsrum konnten einige deformierte und teilweise recht bunte Gangporphyren beprobt werden, die aber nur wenig Übereinstimmung mit dem oben beschriebenen Högsrum-Typ aufweisen (alle Aufnahmen unter Wasser).

Abb. 9: Deformierter brauner Gangporphyr mit lebhaft blau gefärbtem Quarz (S96; Straßenaufschluss am Wasserwerk Finsjö; 57.15319, 16.23211).
Abb. 10: Nahaufnahme.
Abb. 11: Rotbrauner Porphyr mit Blauquarz und weißen, durch tektonische Einwirkung zerbrochenen Alkalifeldspat-Einsprenglingen (S98, Straßenaufschluss an der Strecke Finsjö-Högsrum; 57.15884, 16.21636).
Abb. 12: Nahaufnahme.
Abb. 13: Stark zerscherter Porphyr, eher schon ein Gneis, mit körniger Grundmasse (S99, Straßenaufschluss an der Abfahrt nach Högsrum; 57.162813, 16.208073).
Abb. 14: Nahaufnahme.
Abb. 15: In der Nähe des Gehöfts Högsrum fanden sich große Brocken eines deformierten Gangporphyrs und einem Diabas als Begleitgestein. Der anstehende Gang muss in unmittelbarer Nähe liegen, konnte aber nicht lokalisiert werden (S109, 57.15904, 16.21116).

Literatur

COHEN E & DEECKE W 1897 Über Geschiebe aus Neu-Vorpommern und Rügen – Erste Fortsetzung – 95 S., F. W. Kunicke, Greifswald.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Nymåla-Porphyr

Die Porphyre vom Nymåla-Typ stammen wie der Lönneberga-Porphyr aus der Umgebung von Lönneberga. Sie nehmen ein vergleichsweise kleines Gebiet ein, treten aber in zahlreichen Variationen auf. Die Bezeichnung wurde von NORDENSKJÖLD 1893 für eine Reihe von Småland-Porphyren mit „granophyrischer“ Grundmasse eingeführt, eine Eigenschaft, die allerdings auch mit Hilfe einer Lupe nicht erkennbar ist. Der Autor betont die Einzigartigkeit des Gesteinstyps in Schweden. An Hand seiner makroskopischen Merkmale ist er auch als Geschiebe erkennbar.

Abb. 1: Nymåla-Porphyr, Nahgeschiebe vom See Linden, Aufnahme einer frischen Bruchfläche unter Wasser. Das hell- bis dunkelgraue Gestein enthält mäßig viele Plagioklas-Einsprenglinge. Die größeren von ihnen sind trübe, überwiegend rechteckig und klar umrissen.
Abb. 2: In der Nahaufnahme sind auch gelbliche bis grüne Plagioklase sowie schwarzgrüne Partien mit dunklen Mineralen (Chlorit, Biotit) erkennbar.

Beschreibung

Der Nymåla-Porphyr ist ein grauer und quarzfreier Porphyr mit dichter Grundmasse und mäßig vielen rechteckigen Plagioklas-Einsprenglingen. Die Grundmasse kann weitgehend homogen und grau bis dunkelbraun gefärbt sein, häufiger ist sie fleckig und hell- bis dunkelgrau, durchsetzt von schwarzgrünen Partien aus umgewandelten dunklen Mineralen (Biotit, Chlorit u. ä.). Untergeordnet finden sich auch Varianten mit rötlicher Grundmasse.

Die weißen Feldspat-Einsprenglinge bilden teils perfekt idiomorphe und rechteckige Kristalle mit scharfen Kanten, teils sind sie zerbrochen. Einspringende Winkel weisen auf Zwillingsbildungen hin, aber auch bloße Zusammenballungen von Kristallen lassen sich beobachten. Ganz überwiegend handelt es sich um Plagioklas, zumindest an einigen der perlmuttartig glänzenden Einsprenglinge ist auf der Bruchfläche Zwillingsstreifung erkennbar (Abb. 6). Ihre Größe beträgt 5-10 mm, im Einzelfall auch 20 mm. Vereinzelt finden sich gelbliche, grünliche, manchmal auch blassrote Feldspat-Einsprenglinge. Eine Unterscheidung von Alkalifeldspat, der untergeordnet enthalten sein kann, ist schwierig, weil er die gleiche Farbe wie Plagioklas hat, dieser wiederum auch rötliche Töne annehmen kann.

Schwarzgrüne Nester oder Linsen mit mehr dunklen Mineralen bestehen im Wesentlichen aus Chlorit und enthalten manchmal etwas Erz. Sekundäre Minerale (Chlorit, Epidot, Serizit und Calcit) können auch innerhalb einzelner Plagioklas-Einsprenglinge auftreten. Einige Proben enthalten feinkörnige basische Xenolithe.

Als charakteristischer „Haupttyp“ lassen sich die Proben in Abb. 1-2 und 16, evtl. auch 10-13 herausstellen. Diese und die meisten der übrigen Proben erscheinen weitgehend undeformiert, abgesehen von einzelnen „geknackten“ Feldspäten. Daneben finden sich auch tektonisch überprägte Varianten (Abb. 15), in denen die Feldspäte in Reihen angeordnet und teils zerbrochen sind und die Grundmasse längliche und flaserige Partien mit dunklen Mineralen und gelbgrünem Epidot aufweist.

Als Geschiebe dürfte der Porphyr-Typ wegen der geringen Ausdehnung des Vorkommens eher selten zu finden und zudem nicht ganz leicht erkennbar sein. Weitere Probenahmen im Nymåla-Porphyrgebiet sind wünschenswert, da nach Sichtung der vorliegenden Proben und der Beschreibungen in der Geschiebeliteratur Fragen offen bleiben. So muss der Nymåla-Porphyr nach SMED 1994 1-3 cm große, rosa Kalifeldspäte enthalten, „die helle Kanten oder eine Randpartie voller Einschlüsse aufweisen…“, ein Merkmal, das an den vorliegenden Proben nur vereinzelt beobachtet werden konnte (Abb. 5). Auch existieren widersprüchliche Angaben zum Feldspatanteil: nach ZANDSTRA 1988:300 überwiegt Alkalifeldspat, nach ZANDSTRA 1999:252 trüber und grünlicher Plagioklas. Zudem wird ein Geschiebe mit roten Einsprenglingen als Referenz gezeigt, ein Porphyrtyp, der bei Bockefall überhaupt nicht beobachtet wurde. Im Anstehenden wechseln sich die Porphyre vom Nymåla-Typ mit denen vom Lönneberga-Typ ab (viel einsprenglingsreicher, deutlich kleinere Feldspäte) und scheinen teilweise durch Übergänge verbunden zu sein (Abb. 8). Möglicherweise erklärt dies die irrtümlich als Lönneberga-Porphyr ausgezeichnete Abbildung eines Nymåla-Porphyrs in KORN 1927.

Anstehendproben

Alle Proben stammen aus dem Gebiet um Bockefall und vom See Linden, südlich von Lönneberga, und sind Nahgeschiebe. Teilweise fanden sie sich in metergroßen Blöcken, anstehend konnte bisher weder das Gestein, noch die auf dem geologischen Kartenblatt Vetlanda NO (PERSSON 1986) verzeichneten Gänge lokalisiert werden. Weitere Proben, darunter auch eine von Otto Nordenskjöld gesammelte, auf skan-kristallin.de.

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Geologischen Kartenblatt Vetlanda NE (PERSSON 1986). Die gelbe Vulkanit-Signatur mit grauen Punkten markiert die Vorkommen von Lönneberga- und Nymåla-Porphyr. Das Heimatgebiet des Nymåla-Porphyrs liegt südwestlich von Lönneberga.
Abb. 4: Großer Block eines Nymåla-Porphyrs am Weg zum See Linden. Bildbreite ca. 27 cm.
Abb. 5: Abschlag vom gleichen Block, Aufnahme unter Wasser. Die Grundmasse des Gesteins ist graubraun, die Feldspat-Einsprenglinge sind weniger klar umrissen.
Abb. 6: Gleicher Stein, Plagioklas mit erkennbarer Zwillingsstreifung links oberhalb der Bildmitte.
Abb. 7: Nymåla-Porphyr, loser Stein vom See Linden, angewitterte Außenseite, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 8: Variante mit einigen größeren Plagioklas-Einsprenglingen und zahllosen kleineren Plagioklasen in der Grundmasse sowie basischen Xenolithen; Übergang zum Lönneberga-Porphyr.
Abb. 9: In dieser Probe ist der Kontrast zwischen graubrauner Grundmasse und Einsprenglingen nur schwach ausgeprägt. Loser Stein vom See Linden, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 10: Nymåla-Porphyr mit grünlicher Grundmasse und grünen sowie einigen rötlich pigmentierten Einsprenglingen. Angewitterte Außenseite eines loser Steins, 200 m N vom Nordende des Sees Linden, leg. T. Langmann.
Abb. 11: Einige grüne Feldspäte sind von einem roten Saum umgeben, wahrscheinlich eine lokale Veränderung durch Fluide, die entlang einer Kluft eindrangen. Links unterhalb der Bildmitte violetter Fluorit als Kluftfüllung.
Abb. 12: Gleicher Stein, Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser. Grünlich-graue Grundmasse mit weißen bis grünlichen und überwiegend eckigen Plagioklas-Einsprenglingen. Auch einige der rötlichen Feldspäte sind Plagioklas.
Abb. 13: Polierte Schnittfläche.
Abb. 14: Einsprenglingsreicher Gangporphyr (?) mit grünlichen und roten Einsprenglingen und einer körnigen Grundmasse aus dunklen Mineralen. Polierte Schnittfläche, Abschlag von einem Block am See Linden, in der Nähe der kartierten (aber nicht lokalisierten) Granitporphyr-Gänge. Aufnahme unter Wasser.
Abb. 15: Leicht deformierter Porphyr vom Nymåla-Typ, loser Stein vom Kyrkvägen S Lönneberga (S25).

Das Gestein enthält grüne Plagioklas-Einsprenglinge mit erkennbarer polysynthetischer Verzwilligung sowie einige hellere und durchscheinende Alkalifeldspäte, ganz oben im Bild auch als Zwillingsbildung, erkennbar an den einspringenden Winkeln der Kristallflächen. Eingeregelte Feldspäte und Ansammlungen von dunklen Mineralen weisen auf eine metamorphe Überprägung hin.

Abb. 16: Nymåla-Porphyr mit brauner Grundmasse, Nahgeschiebe auf einer Rodung südlich von Silverdalen (S24).
Abb. 17: Nahgeschiebe eines Porphyrs vom Nymåla-Typ, östlich Karlstorp; Bruchfläche, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 18: Nahaufnahme. Einige Plagioklas-Einsprenglinge sind stark vergrünt und weisen eine helle Randzone auf. Einige Karlsbader Zwillinge der weißen Einsprenglinge weisen auf Alkalifeldspat hin.

Geschiebefunde

Abb. 19: Nymåla-Porphyr von Steinbeck-Klütz, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 20: Nahaufnahme, nass fotografiert.
Abb. 21: Nymåla-Porphyr? von Möns Klint (Dänemark), Aufnahme unter Wasser. Vgl. die Ähnlichkeit mit Probe Abb. 8.

Literatur

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

KORN J 1927 Die wichtigsten Leitgeschiebe der nordischen kristallinen Gesteine im norddeutschen Flachlande – Ein Führer für den Sammler kristalliner Geschiebe – VI + 64 S., 48 Farb-Abb. auf Taf. 1-6, 8 Farb-Karten auf Taf. 7-14, 1 Tab., Berlin (Preußische geologische Landesanstalt).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

PERSSON L 1985 Beskrivning till berggrundskartorna 1 : 50000 – Vetlanda NV och NO [Description to the maps of solid rocks Vetlanda NV and NO with a section of geophysical aspects by Bo Hesselström] – Sveriges Geologiska Undersökning Af 150+151: 138 S., 65 Abb., 30 Tab., Uppsala.

PERSSON L 1986 Berggrundskartan 6F Vetlanda NO – SGU Ser Af nr 151.

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

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kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Lönneberga-Porphyr

Abb. 1: Hellgrauer Lönneberga-Porphyr mit dunkleren Lapilli. Probe vom NE-Ufer am See Linden (S136, 57.53316, 15.63174), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 2: Nahaufnahme. Das Gestein ist sehr einsprenglingreich, von der grauen Grundmasse kaum etwas erkennbar. Bisher unbestimmbar sind die länglichen hellen Mineralaggregate (Hellglimmer?).

Die grauen und einsprenglingsreichen Porphyre in der Umgebung von Lönneberga unterscheiden sich von den „üblichen“ Småland-Vulkaniten. Das Gestein wurde von NORDENSKJÖLD 1893 als Lönneberga-Eodacit, später wegen der Vorherrschaft von Plagioklas-Einsprenglingen als Lönneberga-„Porphyrit“ bezeichnet. „Porphyrit“ ist ein mittlerweile veralteter Begriff, seine Verwendung allenfalls noch für Paläovulkanite mit andesitischer Zusammensetzung zulässig. Dies trifft auf den Lönneberga-Porphyr nicht zu, das Gestein ist schlicht und einfach ein „Porphyr“.

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Geologischen Kartenblatt Vetlanda NE (PERSSON 1985, 1986). Die gelbe Vulkanit-Signatur mit grauen Punkten markiert die ausgedehnten Vorkommen des Lönneberga- sowie des Nymåla-Porphyrs.

Der Porphyrtyp tritt im Gebiet von Ingatorp bis Hultsfred (Abb. 3) auf und ist auch im übrigen Småland weit verbreitet, dort aber nie in großer Menge. Sein Erscheinungsbild ist sehr variabel, zudem sind ähnliche Porphyre mit zahlreichen Plagioklas-Einsprenglingen auch aus Dalarna bekannt. Bei der Bestimmung von Geschieben ist daher Sorgfalt geboten und auf einen Abgleich aller beschriebenen Merkmale zu achten. Geeignet scheint die Beschreibung in SMED 2002:120 (weitere Darstellungen in ZANDSTRA 1988:302, 1999:185-186 und HESEMANN 1975:117-118). KORN 1927:29 bildet einen Nymåla-Porphyr ab und bezeichnet ihn irrtümlich als Lönneberga-Porphyr. Die Beschreibung von COHEN & DEECKE 1897:30 ist wenig hilfreich, wahrscheinlich lagen den Autoren zu wenig Vergleichsproben vor.

Beschreibung

Die Grundmasse des Lönneberga-Porphyrs ist dicht und dunkelgrau, manchmal auch mit grünlichen, bräunlichen, seltener rötlichen Farbanteilen. Eine durchgehend bräunliche Farbe ist weniger spezifisch. Das Gestein enthält sehr viele Plagioklas-Einsprenglinge, teilweise mehr Einsprenglinge als Grundmasse. Dabei lassen sich einige größere und weiße Plagioklase von zahllosen kleineren unterscheiden, die transparent bzw. ähnlich wie die Grundmasse getönt sind. Die Matrix kann weitgehend homogen bis leicht fluidal erscheinen. Hier und dort finden sich Partien, die frei von Einsprenglingen sind.

Die Merkmale im Einzelnen:

  • Quarzeinsprenglinge fehlen oder sind nur in geringer Menge enthalten und dann unauffällig (runde graue Körner, nicht bläulich). Gleiches gilt für Alkalifeldspat.
  • Die größeren und trüb-weißen Plagioklase erreichen im Mittel 2-3, maximal 6 mm. Wenigstens einige von ihnen zeigen rechteckige Umrisse. Weitaus zahlreicher sind kleinere (0,5-0,1 mm), überwiegend grünliche oder graue Kristalle, die auf der Bruchfläche einen intensiven Glanz zeigen können. Sie wirken zerbrochen oder sehen scherbenförmig aus, rechteckige oder leistenförmige Umrisse sind kaum erkennbar.
  • Gelegentlich treten assimilierte graue oder schwarze, selten rotbraune Vulkanit-Fragmente auf, weiterhin schwarzgrüne, auch leicht eingeregelte Schlieren, die mehr dunkle Minerale enthalten. Eine Anstehendprobe enthält gerundete Vulkanoklasten vom Lönneberga-Typ, die ohne klare Begrenzung in die Grundmasse übergehen (Abb. 100-101 im Exkursionsbericht Småland-Vulkanite).
  • Biotit bildet Einsprenglinge in wechselnder Menge, kann aber auch fehlen.

Einige Proben dieses sehr einsprenglingsreichen Porphrs scheinen aus einem regelrechten „Kristallbrei“ zu bestehen und dürften als Kristalltuffe anzusehen sein. Dies sind spezielle Aschentuffe, die bei explosiven Vulkanausbrüchen ausgeworfen werden und aus einer Zone der Magmakammer stammen, in der es zu einer Kumulation von Kristallen kam, sei es durch besondere Kristallisationsbedingungen oder gravitative Differentiation des Magmas am Dach, durch Adhäsion auch an den Seiten der Magmakammer.

Obwohl der Lönneberga-Porphyr keine oder nur wenige Quarz-Einsprenglinge enthält, ist er kein SiO2-armes Gestein. NORDENSKJÖLD 1893:66 ermittelte an einer Probe einen SiO2-Gehalt von 66,46%. Nimmt man Plagioklas als überwiegenden Feldspat, handelt es sich um einen Dacit. PERSSON 1985:112 bezeichnet die „grauen Porphyrite“ dieses Gebietes als Dacite und Quarzlatite.

Anstehendproben

Abb. 4: Lönneberga-Porphyr, trocken fotografiert in einem Straßenaufschluss westlich von Bockefall (57.549122, 15.654743).
Abb. 5: Lönneberga-Porphyr mit dunklen und augenförmig eingeregelten Xenolithen. Abschlag von einem Nahgeschiebe vom NW-Hang des Gubbeberget; Foto und Probe T. Langmann, Aufnahme unter Wasser (S15, 57.569931, 15.682903).
Abb. 6: Lönneberga-Porphyr mit dunkelgrauer, teilweise auch grünlicher und bräunlicher Grundmasse (S198a, Rubborna, NW vom See Linden, 57.53444, 15.59532).
Abb. 7: Nahaufnahme; einige größere Plagioklase weisen rechteckige, die kleineren Einsprenglinge überwiegend unregelmäßige Formen auf.
Abb. 8: Grünlichgrauer Lönneberga-Porphyr mit Biotit-Einsprenglingen, trocken fotografiert (Rodung bei Silverdalen, S24; 57.542499, 15.730070).

Teilweise besitzen die Porphyre vom Lönneberga-Typ eine graugrüne Grundmasse, wahrscheinlich eine Folge hydrothermaler Überprägung.

Abb. 9: Grüner Porphyr vom Lönneberga-Typ, Aufnahme unter Wasser (S130, Aufschluss an der Strecke Lönneberga-Bockefall, 57.55070, 15.70437).
Abb. 10: Nahaufnahme, nass fotografiert.

Einsprenglingsreiche graue Porphyre finden sich auch in anderen Gegenden. Ein Porphyr aus einem Straßenaufschluss an der B23 bei Åseda im südlichen Småland zeigt ein diffuses Gefüge, zudem enthält er zahlreiche Einsprenglinge von farblosem Quarz.

Abb. 11: Einsprenglingsreicher Porphyr von Åseda (S44, 57.10998, 15.21005), Aufnahme unter Wasser.

Geschiebefunde

Die Geschiebefunde in Abb. 12-21 wurden als Lönneberga-Porphyr identifiziert. Die Variationsbreite im Anstehenden ist hoch, ähnliche Gesteine kommen in anderen Gebieten in Småland vor, wenn auch nur untergeordnet. Bei der Bestimmung ist ein sorgfältiger Abgleich mit der Beschreibung nötig. Ein größerer Teil der Geschiebefunde wird diesen nicht bestehen, bei anderen Funden bleiben Zweifel (Abb. 20-21).

Abb. 12: Lönneberga-Porphyr, Altenteil bei Fehmarn, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 13: Nahaufnahme.
Abb. 14: Lönneberga-Porphyr, nass Fotografiert. Kiesgrube Schweinrich, N-Brandenburg.
Abb. 15: Nahaufnahme, nass fotografiert.
Abb. 16: Lönneberga-Porphyr, mit dunkelgrauen und einigen rötlichbraunen Vulkanit-Fragmenten (vgl. Anstehendprobe Abb. 100-101 im Exkursionsbericht Småland-Vulkanite). Geschiebe aus der Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 17: Nahaufnahme der nassen Oberfläche.
Abb. 18: Intensivere Grünfärbung des gleichen Steins auf der polierten Schnittfläche.
Abb. 19: Nahaufnahme.
Abb. 20: Lönneberga-Porphyr? Der Anteil kleinerer Einsprenglinge ist geringer als in den Anstehendproben und vorigen Beispielen. Strandgeröll von Hohenfelde.
Abb. 21: Nahaufnahme.

Weniger einsprenglingsreiche Vulkanite wie der Lapillituff in Abb. 22-23 finden sich auch im Gebiet von Lönneberga (vgl. Exkursionsbericht Abb. 94-95). Ob der Gesteinstyp ausschließlich hier vorkommt, ist bislang unklar.

Abb. 22: Lapillituff vom Lönneberga-Typ? Kiesgrube Hoppegarten bei Müncheberg (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.
Abb. 23: Nahaufnahme.

Vorsicht ist geboten bei der Bestimmung von Geschieben mit blauen Quarz-Einsprenglingen. In seiner Beschreibung des Lönneberga-Porphyrs schließt SMED 2002:120 das Auftreten von Blauquarz explizit aus. Dieser gelegentlich als Fagerhult-Quarzporphyr oder Fagerhult-Kristalltuff bezeichnete Geschiebetyp ähnelt dem Lönneberga-Porphyr, enthält aber zusätzlich 1-3 mm große blaue Quarzkörner (Beschreibung in ZANDSTRA 1988:306). In Abb. 24-27 sind zusätzlich einige rötliche Alkalifeldspat-Einsprenglinge erkennbar. Zu Vorkommen und Verbreitung solcher Varianten ist wenig bekannt, möglicherweise gibt es mehrere davon und sie liegen weit verstreut. Von einer Verwendung als Leitgeschiebe ist daher abzuraten.

Abb. 24: Einsprenglingsreicher und blauquarzführender Porphyr (Typ Fagerhult). Polierte Schnittfläche, Geschiebe von Schlunkendorf bei Potsdam.
Abb. 25: Nahaufnahme.
Abb. 26: Einsprenglingsreicher Porphyr mit vereinzelten Blauquarzen; Bruchfläche eines Geschiebes aus der Kiesgrube Hohensaaten an der Oder, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 27: Nahaufnahme.

Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit des Lönneberga-Porphyrs besteht mit grauen und an Plagioklas-Einsprenglingen reichen Porphyren, wie sie auch in Dalarna vorkommen. Geschiebe wie in Abb. 28 wurden mehrfach in Vergesellschaftung mit Dala-Porphyren gefunden – keine hinreichende Bedingung für eine Herkunft aus Dalarna, aber ein Hinweis. Das Gestein enthält zahlreiche Xenolithe, die Grundmasse ist eher braun. Die Einsprenglinge sind ungleichmäßig verteilt, mehrere von ihnen weisen eine leistenförmige Gestalt auf. Die Größenunterschiede zwischen den verschiedenen Plagioklas-Generationen sind weniger ausgeprägt wie im Lönneberga-Porphyr.

Abb. 28: Grauer Porphyr mit basischen Xenolithen, Aufnahme unter Wasser. Kiesgrube Horstfelde, südlich von Berlin.

Der „Graue Porphyrit“ aus Dalarna (SMED 2002:120) besitzt eine tiefgraue bis schwarzviolette Grundmasse und enthält viele längliche und leistenförmige sowie gelbbraun bis graugrün gefärbte Plagioklase (1-3 mm groß); weiterhin viele Einsprenglinge von Augit und Biotit sowie schwarzgrüne Aggregate mit Augit, Hornblende und Chlorit. Augit und Hornblende fehlen im Lönneberga-Porphyr, ebenso leistenförmige Plagioklase. Der Venjan-Porphyrit (Kättbo-Typ, SMED 2002:118) enthält größere Feldspateinsprenglinge und ebenfalls Augit-Einsprenglinge.

Literatur

COHEN E & DEECKE W 1897 Über Geschiebe aus Neu-Vorpommern und Rügen – Erste Fortsetzung – 95 S., F. W. Kunicke, Greifswald.

HESEMANN J 1975 Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen – 267 S., 44 Abb., 8 Taf., 1 Kt., Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).

KORN J 1927 Die wichtigsten Leitgeschiebe der nordischen kristallinen Gesteine im norddeutschen Flachlande – Ein Führer für den Sammler kristalliner Geschiebe – VI + 64 S., 48 Farb-Abb. auf Taf. 1-6, 8 Farb-Karten auf Taf. 7-14, 1 Tab., Berlin (Preußische geologische Landesanstalt).

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

PERSSON L 1985 Beskrivning till berggrundskartorna 1 : 50000 – Vetlanda NV och NO [Description to the maps of solid rocks Vetlanda NV and NO with a section of geophysical aspects by Bo Hesselström] – Sveriges Geologiska Undersökning Af 150+151: 138 S., 65 Abb., 30 Tab., Uppsala.

PERSSON L 1986 Berggrundskartan 6F Vetlanda NO – SGU Ser Af nr 151.

SMED P & EHLERS 2002 Steine aus dem Norden – Bornträger-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1994, 2. Auflage 2002.

ZANDSTRA J G 1988 Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten ; Een beschrijving van ruim tweehonderd gesteentetypen (zwerfstenen) uit Fennoscandinavië – XIII+469 S., 118 Abb., 51 Zeichnungen, XXXII farbige Abb., 43 Tab., 1 sep. Kte., Leiden etc.(Brill).

ZANDSTRA JG 1999 Platenatlas van noordelijke kristallijne gidsgesteenten, Foto’s in
kleur met toelichting van gesteentetypen van Fennoscandinavië – XII+412 S.,
272+12 unnum. Farb-Taf., 31 S/W-Abb., 5 Tab., Leiden (Backhuys).

Emarp-Porphyr

Abb. 1: Emarp-Porphyr (S27, rotbrauner Hamphorva-Typ mit Blauquarz), Aufnahme unter Wasser.

Namensgeber des Emarp-Porphyrs ist die kleine Ortschaft Emarp, etwa 4 km östlich von Mariannelund im mittleren Småland. Emarp- und Påskallavik-Porphyr finden sich mitunter zahlreich in weichselzeitlichen, von südschwedischem Gesteinsmaterial dominierten glazialen Ablagerungen. In seiner Erstbeschreibung fasst NORDENSKJÖLD 1893 unter der Bezeichnung „Porphyre vom Emarp-Typ“ alle Mikrogranite unter den massig auftretenden Porphyren des Sjögelö-Gebietes (Vulkanitgebiet um Mariannelund) zusammen. Die geschiebekundliche Vorstellung vom Emarp-Porphyr als Leitgeschiebe betrifft nur einen Teil dieser Gesteine. Insbesondere die Größe der Feldspat-Einsprenglinge (1-3 cm) ist maßgeblich für seine Bestimmung.

Beschreibung

Die Grundmasse des Emarp-Porphyrs erscheint für das bloße Auge nahezu dicht. Auf der Bruchfläche ist das Gestein rotbraun bis braun gefärbt, angewitterte Geschiebeoberflächen können eine hell gelblichbraune bis beige Farbe annehmen (Abb. 10).

Weiße, gelbliche oder blassrote Alkalifeldspat-Einsprenglinge, darunter einige Karlsbader Zwillinge, sind zahlreich enthalten und erreichen Abmessungen von 1-3 cm. Sie weisen überwiegend eine längliche Gestalt und abgerundete Kanten auf, nur wenige zeigen eckige Umrisse. Innerhalb einiger Feldspäte sind Risse und Sprünge erkennbar, manche sind sogar zerbrochen. Im Unterschied zum Påskallavik-Porphyr fehlen den Feldspäten die dunklen Kerne oder eine ausgeprägte Zonierung. Blauer oder hellgrauer Quarz bildet runde und 5-10 mm große Aggregate, die leicht getrübt sein können. Nur untergeordnet kommen grüne Plagioklaskörner (2-8 mm) vor; ebenso kleine rundliche Ansammlungen mit dunklen Mineralen.

Die Abmessungen der größten Feldspat-Einsprenglinge (mindestens 1 cm, maximal 3 cm) sind entscheidend bei der Bestimmung als Geschiebe. Ähnliche Porphyre mit deutlich kleineren Feldspat-Einsprenglingen besitzen eine weite Verbreitung in ganz Småland und lassen sich keiner näheren Herkunft zuordnen (Abb. 14). Gleiches gilt für Porphyre mit ähnlichem Gefüge, aber deutlich körniger Grundmasse (s. Funghult-Granitporphyr).

Die gezeigte Anstehendprobe stammt aus einem Aufschluss nahe der Bahnstation Emarp im mittleren Småland (S27, 57.602397, 15.654842), siehe Kartenblatt im Abschnitt Sjögelö-Porphyr, Abb. 3.

Abb. 2: Nahaufnahme.
Abb. 3: Im gleichen Aufschluss findet sich auch eine Variante mit kleineren Einsprenglingen (bis 5 mm). Ähnliche Porphyre sind in Småland weit verbreitet, die Probe ist keine Referenz für das Leitgeschiebe.

Der Emarp-Porphyr südlich von Hamphorva ist ein sog. „zusammengesetzter Gang“ (composite dyke) und wird an seinen Rändern von einem Diabas begleitet.

Abb. 4: Grünlicher Diabas, randlicher Begleiter des Emarp-Porphyrs, trocken fotografiert.
Abb. 5: Nahaufnahme des Gefüges unter Wasser.

Geschiebefunde

Abb. 6: Emarp-Porphyr, Geschiebefund mit guter Übereinstimmung zur Anstehendprobe. Kiesgrube Niederlehme bei Berlin, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 7: Nahaufnahme.
Abb. 8: Emarp-Porphyr, Geschiebe am Geröllstrand von Äleklinta (Öland).
Abb. 9: Emarp-Porphyr mit schwach bläulichen Quarzen; Kiesgrube Penkun (Vorpommern), nass fotografiert.
Abb. 10: Emarp-Porphyr mit hellbrauner Verwitterungsrinde; Kägsdorf bei Kühlungsborn, Aufnahme unter Wasser.
Abb. 11: Kontakt von Emarp-Porphyr und grauem Granit. Kiesgrube Teschendorf bei Oranienburg, Breite 19 cm.
Abb. 12: Nahaufnahme des Kontaktbereichs, Bildbreite 10 cm.
Abb. 13: Småland-Gangporphyr, ganz ähnlich dem Emarp-Typ, aber mit feinkörniger („zuckerkörniger“) Grundmasse. Kiesgrube Arendsee (Brandenburg).

Das nächste Geschiebe ist kein Emarp-Porphyr, sondern ein in Småland weit verbreiteter Porphyr-Typ. Die Einsprenglinge sind kaum größer als 5 mm.

Abb. 14: Småland-Porphyr, Kiesgrube Penkun (Vorpommern).
Abb. 15: Småland-Porphyr mit Fragment eines Porphyrs vom Emarp-Typ (mit hellgrauem Quarz). Kiesgrube Arendsee (Brandenburg), Aufnahme unter Wasser.

Literatur

NORDENSKJÖLD O 1893 Ueber archaeische Ergussgesteine aus Småland, Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, N:2, Vol.I, Ser. C. No. 135 (Buchabdruck 1894, Almqvist & Wiksells).

PERSSON L 1985 Beskrivning till berggrundskartorna 1 : 50000 – Vetlanda NV och NO [Description to the maps of solid rocks Vetlanda NV and NO with a section of geophysical aspects by Bo Hesselström] – Sveriges Geologiska Undersökning Af 150+151: 138 S., 65 Abb., 30 Tab., Uppsala.

PERSSON L 1986 Berggrundskartan 6F Vetlanda NO – SGU Ser Af nr 151.